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Die Wannek
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eBook232 Seiten3 Stunden

Die Wannek

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Über dieses E-Book

Tschai II

Nachdem Adam Reith Freundschaft mit dem Emblemmenschen Traz Onmale und dem Dirdirmann Ankhe at afram Anacho geschlossen und es mit den Khasch und den Khaschmenschen zu tun bekommen hat, konnte er den grundsätzlichen Fragen nicht auf den Grund gehen. Er weiß immer noch nicht, wer sein Schiff abgeschossen hat und warum.
Nun will er Ylin-Ylan, die Blume von Cath, deren Leben er gerettet hat, nach Hause bringen. Im Land Cath leben die Yao – Menschen, die sich eine eigenständige Gesellschaft aufgebaut haben. Er hofft auf die Unterstützung von Ylin-Ylans Vater, ein Raumschiff zu erwerben, um wieder zur Erde fliegen zu können.
Tatsächlich bekommt er nun Antworten auf die ein oder andere offene Frage, doch stellen sich auch neue. Er lernt eine weitere auf Tschai fremde Rasse kennen: Die Wannek. Wie bei den Khasch gibt es auch bei ihnen Menschen – die Wannekmenschen. Welche Ziele verfolgen Wannek und Wannekmenschen? In welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Kann Reith die Technologie der Wannek nutzen, um zur Erde zu gelangen?
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum16. Sept. 2018
ISBN9781619473065
Die Wannek
Autor

Jack Vance

Jack Vance (richtiger Name: John Holbrook Vance) wurde am 28. August 1916 in San Francisco geboren. Er war eines der fünf Kinder von Charles Albert und Edith (Hoefler) Vance. Vance wuchs in Kalifornien auf und besuchte dort die University of California in Berkeley, wo er Bergbau, Physik und Journalismus studierte. Während des 2. Weltkriegs befuhr er die See als Matrose der US-Handelsmarine. 1946 heiratete er Norma Ingold; 1961 wurde ihr Sohn John geboren. Er arbeitete in vielen Berufen und Aushilfsjobs, bevor er Ende der 1960er Jahre hauptberuflich Schriftsteller wurde. Seine erste Kurzgeschichte, »The World-Thinker« (»Der Welten-Denker«) erschien 1945. Sein erstes Buch, »The Dying Earth« (»Die sterbende Erde«), wurde 1950 veröffentlicht. Zu Vances Hobbys gehörten Reisen, Musik und Töpferei – Themen, die sich mehr oder weniger ausgeprägt in seinen Geschichten finden. Seine Autobiografie, »This Is Me, Jack Vance! (»Gestatten, Jack Vance!«), von 2009 war das letzte von ihm geschriebene Buch. Jack Vance starb am 26. Mai 2013 in Oakland.

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    Buchvorschau

    Die Wannek - Jack Vance

    Jack Vance

    Die Wannek

    Edition

    Andreas Irle

    Hunschlade 27

    51702 Bergneustadt

    2017

    Originaltitel: The Wannek

    Copyright © 1969, 2005 by Jack Vance

    Originalausgabe: Servants of the Wankh – Ace Books: New York, 1969

    Deutsche Erstausgabe: Die Abenteurer von Tschai – Moewig, München, 1970

    Copyright © dieser Ausgabe 2017 by Spatterlight Press

    Titelbild: David Russell

    Karte: Christopher Wood

    Satz: Andreas Irle

    Übersetzung: Andreas Irle

    Lektorat: Thorsten Grube, Gunther Barnewald

    ISBN 978-1-61947-306-5

    V01 2017-04-13

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    spatterlight.de

    Management: John Vance, Koen Vyverman

    Das Buch

    Tschai II

    Nachdem Adam Reith Freundschaft mit dem Emblemmenschen Traz Onmale und dem Dirdirmann Ankhe at afram Anacho geschlossen und es mit den Khasch und den Khaschmenschen zu tun bekommen hat, konnte er den grundsätzlichen Fragen nicht auf den Grund gehen. Er weiß immer noch nicht, wer sein Schiff abgeschossen hat und warum.

    Nun will er Ylin-Ylan, die Blume von Cath, deren Leben er gerettet hat, nach Hause bringen. Im Land Cath leben die Yao – Menschen, die sich eine eigenständige Gesellschaft aufgebaut haben. Er hofft auf die Unterstützung von Ylin-Ylans Vater, ein Raumschiff zu erwerben, um wieder zur Erde fliegen zu können.

    Tatsächlich bekommt er nun Antworten auf die ein oder andere offene Frage, doch stellen sich auch neue. Er lernt eine weitere auf Tschai fremde Rasse kennen: Die Wannek. Wie bei den Khasch gibt es auch bei ihnen Menschen – die Wannekmenschen. Welche Ziele verfolgen Wannek und Wannekmenschen? In welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Kann Reith die Technologie der Wannek nutzen, um zur Erde zu gelangen?

    Der Autor

    Jack Vance (richtiger Name: John Holbrook Vance) wurde am 28. August 1916 in San Francisco geboren. Er war eines der fünf Kinder von Charles Albert und Edith (Hoefler) Vance. Vance wuchs in Kalifornien auf und besuchte dort die University of California in Berkeley, wo er Bergbau, Physik und Journalismus studierte. Während des 2. Weltkriegs befuhr er die See als Matrose der US-Handelsmarine. 1946 heiratete er Norma Ingold; 1961 wurde ihr Sohn John geboren.

    Er arbeitete in vielen Berufen und Aushilfsjobs, bevor er Ende der 1960er Jahre hauptberuflich Schriftsteller wurde. Seine erste Kurzgeschichte, »The World-Thinker« (»Der Welten-Denker«) erschien 1945. Sein erstes Buch, »The Dying Earth« (»Die sterbende Erde«), wurde 1950 veröffentlicht.

    Zu Vances Hobbys gehörten Reisen, Musik und Töpferei – Themen, die sich mehr oder weniger ausgeprägt in seinen Geschichten finden. Seine Autobiografie, »This Is Me, Jack Vance! (»Gestatten, Jack Vance!«), von 2009 war das letzte von ihm geschriebene Buch. Jack Vance starb am 26. Mai 2013 in Oakland.

    Informationen über ihn und sein Werk finden Sie hier:

    www.editionandreasirle.de

    Kapitel I

    Dreitausend Kilometer östlich von Pera, über dem Herzen der Toten Steppe, ruckelte das Himmelsfloß, flog einen Augenblick sanft weiter und zuckte und bockte wieder auf höchst unheilvolle Weise. Adam Reith blickte bestürzt nach achtern, dann rannte er zum Kontrollturm. Er hob das gewundene Bronzegehäuse an und suchte zwischen den Schneckenverzierungen, Blumenornamenten und grinsenden Teufelsfratzen nach dem Antrieb, den diese beinahe boshaft tarnten.* Der Dirdirmann Ankhe at afram Anacho gesellte sich zu ihm.

    * Solche Ausschmückungen waren weder Zierrat noch funktioneller Mummenschanz, sondern eher Ausdruck der Khasch-Besessenheit für Kompliziertes als solches. Selbst die nomadisch lebenden Grünen Khasch teilten diesen Charakterzug. Als er ihr Sattelzeug und ihre Waffen untersucht hatte, war Reith die Ähnlichkeit der Metallarbeiten zu den alten Skythen aufgefallen.

    Reith fragte: »Weißt du, was nicht in Ordnung ist?«

    Anacho rümpfte die bleiche Nase und murmelte etwas von »antiquiertem Khasch-Wirrwarr« und »überhaupt ein verrücktes Unternehmen«. Reith, der die Marotten des Dirdirmannes gewohnt war, wurde sich bewusst, dass dieser zu eitel war, um seine Unkenntnis einzugestehen, und zu geringschätzig, um eine so rückständige Technik überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

    Das Himmelsfloß zitterte erneut. Gleichzeitig drangen aus einem vierzackigen Gehäuse aus Schwarzholz an der Seite der Maschinenkammer leise raspelnde Geräusche. Anacho versetzte dem Antrieb einen hochmütigen Schlag mit den Knöcheln. »Korrosion«, sagte er. »Elektromorphische Aktivität über hundert Jahre oder mehr Betrieb. Ich glaube, es handelt sich um eine missratene Kopie des Heizakim-Bursa-Antriebs, den die Dirdir vor zweihundert Jahren bereits aufgegeben haben.«

    »Können wir ihn reparieren?«

    Sie blieben ruhig stehen und lauschten. Die Maschine säuselte ohne weitere Aussetzer weiter. Schließlich schloss Reith das Gehäuse wieder. Die beiden kehrten nach vorn zurück.

    Nach seiner Nachtwache lag Traz zusammengerollt auf der Sitzbank.

    Auf dem grünen, weich gepolsterten Sitz unter der verzierten Buglaterne saß die Blume von Cath mit untergeschlagenem Bein, den Kopf auf die Unterarme gestützt und starrte nach Osten in Richtung Cath. So kauerte sie bereits seit Stunden da; ihr Haar wehte im Wind und sie sprach kein Wort, mit niemandem. Reith fand ihr Verhalten verwirrend. In Pera hatte sie sich nach Cath gesehnt, sie hatte von nichts anderem reden können als von der Bequemlichkeit und Anmut des Blauen Jadepalastes und der Dankbarkeit ihres Vaters, wenn Reith sie nach Hause bringen würde. Sie hatte von wunderbaren Bällen, Extravaganzen, Wasserfesten, Maskenbällen erzählt, die sich nach dem Lauf der »Runden« ergaben (»›Runden‹? Was meinst du mit ›Runden‹?«, fragte Reith. Ylin-Ylan, die Blume von Cath, lachte aufgeregt. »Es ist nur, wie die Dinge sind und was aus ihnen wird! Jeder muss es wissen, und die Klugen ahnen es; deshalb sind sie ja klug! Es ist ein solcher Spaß!«). Jetzt, da sie unterwegs waren, hatte sich die Laune der Blume geändert. Sie war nachdenklich und weltentrückt geworden und wich allen Fragen nach der Quelle ihrer Geistesabwesenheit aus. Reith zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Ihre Vertraulichkeit war geschwunden: um so besser, sagte er sich. Dennoch, die Frage nagte an ihm: Warum? Mit dem Flug nach Cath verfolgte er zwei Ziele: erstens, um das dem Mädchen gegebene Versprechen einzulösen; zweitens, um, so hoffte er, die technischen Voraussetzungen zu finden, die ihn in die Lage versetzten, ein Raumboot zu bauen, einerlei wie klein oder plump. Falls er die Zusammenarbeit des Blauen Jade-Lords gewinnen konnte, umso besser. Eigentlich war eine solche Unterstützung eine Notwendigkeit.

    Die Route nach Cath verlief durch die Tote Steppe, südlich am Ojzanalaigebirge vorbei und nordöstlich entlang der Lok-Lu-Steppe, durch die Zhaarken- oder Wildöde, über die Achenkin-Straße zur Stadt Nerv, dann weiter die Küste von Charchan entlang gen Süden nach Cath. Sollte das Floß irgendwo auf der Route vor Nerv versagen, wäre es ein Desaster. Wie um diesen Aspekt zu betonen, ruckte das Floß einmal kurz und flog dann problemlos weiter.

    Der Tag verging. Unter ihnen zog wogend die Tote Steppe vorüber, graubraun und grau im fahlen Licht von Carina 4269. Bei Sonnenuntergang überquerten sie den Fluss Großer Yatl und flogen die Nacht hindurch unter dem rosafarbenen Mond Az und dem blauen Mond Braz weiter. Am Morgen waren im Norden niedrige Hügel zu sehen, die bald darauf anschwollen und sich emporschwangen, bis sie im Ojzanalaigebirge gipfelten.

    Gegen Mittmorgen landeten sie an einem kleinen See, um die Wassertanks aufzufüllen. Traz war unruhig. »Es sind Grüne Khasch in der Nähe.« Er deutete zu einem Wald, zwei Kilometer im Süden. »Sie verbergen sich dort und beobachten uns.«

    Noch bevor die Tanks gefüllt waren, preschte eine Gruppe von vierzig Grünen Khasch auf Springpferden aus dem Wald. Ylin-Ylan ging wunderlicherweise sehr langsam an Bord des Floßes. Reith schubste sie hinauf; Anacho legte den Steighebel um – vielleicht zu hastig. Der Antrieb stotterte; das Floß neigte sich und schlingerte.

    Reith lief nach achtern, riss die Haube auf und klopfte gegen das schwarze Gehäuse. Das Stottern hörte auf; das Floß stieg nur knapp vor den heranspringenden Kriegern mit ihren drei Meter langen Schwertern auf. Die Springpferde kamen schliddernd zum Stehen, die Krieger zielten mit Katapulten und lange Eisenbolzen surrten durch die Luft. Doch das Floß war bereits einhundertfünfzig Meter hoch; ein oder zwei der Bolzen stießen am höchsten Punkt ihrer Flugbahn gegen den Rumpf und fielen dann wieder hinunter.

    Das Floß flog unter krampfartigem Erzittern nach Osten davon. Die Grünen Khasch machten sich an die Verfolgung; das Gefährt ließ sie stotternd, immer wieder absackend, gierend und gelegentlich mit Schwindel erregendem, nach unten abfallendem Bug allmählich hinter sich zurückfallen.

    Die Fortbewegung wurde unerträglich. Immer wieder rüttelte Reith an dem schwarzen Gehäuse, ohne eine Wirkung zu erzielen. »Wir müssen Reparaturen vornehmen«, sagte er zu Anacho.

    »Wir können es versuchen. Zuerst müssen wir landen.«

    »Auf der Steppe? Wenn uns die Grünen Khasch verfolgen?

    »Wir können nicht in der Luft bleiben.«

    Traz deutete nach Norden auf einen Höhenzug, der in einer Reihe einsamer Restberge endete. »Am besten wir landen auf einer dieser flachen Bergkuppen.«

    Anacho lenkte das Floß nach Norden und brachte es dadurch noch mehr zum Schwanken; der Bug begann, wie ein schrulliges Spielzeug auszubrechen.

    »Haltet euch fest!«, rief Reith.

    »Ich bezweifle, dass wir den ersten Hügel dort erreichen können«, murmelte Anacho.

    »Versuch, zum nächsten zu kommen!«, schrie Traz. Reith erkannte, dass die zweite Kuppe, mit senkrecht abfallenden Wänden, ein deutlich besserer Landeplatz war als der erste – falls das Floß so lange in der Luft blieb.

    Anacho verringerte die Geschwindigkeit auf ein bloßes Schweben. Das Floß wälzte sich über die Strecke bis zum zweiten Restberg und ging dort nieder. Das Fehlen der Bewegung war wie die Stille nach dem Sturm.

    Die Reisenden stiegen mit von der Anspannung steifen Muskeln vom Floß. Reith blickte sich verärgert am Horizont um: ein verlassenerer Ort als dieser, hundertzwanzig Meter über dem Zentrum der Toten Steppe, war kaum vorstellbar. So viel zu seiner Hoffnung auf eine leichte Passage nach Cath.

    Traz, der an den Rand der Spitzkuppe getreten war, spähte über die Klippe. »Es könnte sein, dass wir nicht einmal in der Lage sind hinunterzukommen.«

    Die Überlebensausrüstung, die Reith aus dem Wrack des Scoutboots geborgen hatte, enthielt ein Schrotgewehr, eine Energiezelle, ein elektronisches Teleskop, ein Messer, Antiseptika, einen Spiegel und dreihundert Meter feste Schnur. »Wir kommen hinunter«, sagte er. »Ich würde nur das Fliegen bevorzugen.« Er wandte sich an Anacho, der dastand und verdrossen das Himmelsfloß betrachtete. »Meinst du, wir können es reparieren?«

    Anacho rieb sich widerwillig die langen weißen Hände. »Du musst endlich einsehen, dass ich keinerlei Ausbildung in diesen Dingen habe.«

    »Zeig mir, was nicht in Ordnung ist«, sagte Reith. »Möglicherweise kann ich es beheben.«

    Anachos skurriles Gesicht wurde sogar noch länger. Reith war der lebende Gegensatz zu allen seinen gehegten und gepflegten Axiomen. Der orthodoxen Dirdir-Doktrin zufolge, waren Dirdir und Dirdirmenschen ein und demselben Ur-Ei auf Sibol, der Heimatwelt der Dirdir, entsprungen; alle anderen waren Missgeburten. Anacho fand es schwierig, seine vorgefasste Meinung mit Reiths Fähigkeiten in Einklang zu bringen, und seine Haltung war eine seltsame Mischung aus neidischer Missbilligung, widerwilliger Bewunderung und widerspenstiger Loyalität. Statt zu akzeptieren, dass Reith ihn in einer weiteren Angelegenheit ausstach, eilte er nun zum Heck und steckte das lange, blasse Gesicht unter die Haube.

    Die Oberfläche des Restberges war bar jeglicher Vegetation, nur hier und da gab es Kanäle, die halb mit grobem Sand gefüllt waren. Ylin-Ylan wanderte übellaunig über die flache Kuppe. Sie trug die graue Hose der Steppenbewohner, dazu eine Bluse in der gleichen Farbe und darüber eine schwarze Samtweste; die schwarzen Schlupfschuhe waren wahrscheinlich die ersten, die über den rauen grauen Felsen schritten, dachte Reith … Traz blickte gen Westen. Reith gesellte sich zu ihm an den Rand der Kuppe. Er studierte die triste Steppe, sah jedoch nichts.

    »Die Grünen Khasch«, sagte Traz. »Sie wissen, dass wir hier sind.«

    Reith blickte erneut über die Steppe, von den niedrigen schwarzen Hügeln im Norden zum Dunst des Südens. Er konnte kein Wabern von Bewegung und keine Staubwolke ausmachen. Er zog das Scanskop heraus, ein Fotoelektronenverfielfacher-Fernglas, und sondierte die graubraune Dämmerung. Kurz darauf erkannte er hüpfende schwarze Flecken in der Größe von Flöhen. »Sie sind dort draußen, tatsächlich.«

    Traz nickte ohne großes Interesse. Reith grinste, wie stets amüsierte ihn die düstere Klugheit des Jungen. Er ging zum Himmelsfloß. »Wie geht es mit der Reparatur voran?«

    Anachos Antwort bestand aus einer gereizten Bewegung von Armen und Schultern. »Sieh doch selbst!«

    Reith trat vor und spähte hinein in das schwarze Gehäuse, das Anacho geöffnet hatte, um ein Durcheinander kleiner Komponenten zu offenbaren. »Korrosion ist hier am Werk, und das pure Alter«, meinte Anacho. »Ich hoffe, hier und hier neues Metall verwenden zu können.« Er deutete. »Ein beträchtliches Problem, ohne Werkzeuge und geeignete Einrichtung.«

    »Also können wir heute Abend nicht mehr fort?«

    »Vielleicht morgen Mittag.«

    Reith ging um den Rand des Restberges herum, eine Strecke von drei- oder vierhundert Metern, und wurde etwas ruhiger. Überall fielen die Wände steil ab; Felsrippen am Fuß bildeten Klüfte und Grotten. Es schien keine einfache Methode zu geben, die Wände zu erklimmen, und er bezweifelte, dass sich die Grünen Khasch für die unbedeutende Freude, ein paar Menschen abzuschlachten, die Mühe machen würden, es zu versuchen.

    Die alte braune Sonne hing tief im Westen; die Schatten von Reith, Traz und Ylin-Ylan legten sich lang über die Kuppe des Restberges. Das Mädchen riss sich von der Betrachtung des Ostens los. Einen Augenblick lang beobachtete sie Traz und Reith, dann überquerte sie, beinahe zögerlich, die Sandsteinfläche und gesellte sich zu ihnen. »Wonach seht ihr?«

    Reith deutete. Die Grünen Khasch waren auf den Springpferden nun mit dem bloßen Auge zu erkennen: dunkle Staubkörner, die in Knochen durchrüttelnden Sprüngen dahinpreschten.

    Ylin-Ylan holte tief Luft. »Kommen sie unseretwegen?«

    »Ich glaube.«

    »Können wir sie bekämpfen? Was ist mit unseren Waffen?«

    »Wir haben Sandstrahler* auf dem Floß. Wenn sie die Klippen nach Einruch der Dunkelheit erklettern, könnten sie einigen Schaden anrichten. Während des Tageslichts brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.«

    * Sandstrahler: Eine Waffe, die Sandkörner elektrostatisch auflädt und auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, was eine Zunahme der Masse und der Trägheit zufolge hat. Bei Auftreffen auf das Ziel wird die Energie in Form einer Explosion abgegeben.

    Ylin-Ylans Lippen bebten. Sie sprach mit beinahe unhörbarer Stimme: »Wenn ich jemals nach Cath zurückkehren sollte, werde ich mich in der fernsten Grotte des blauen Jadegartens verbergen und niemals wieder hervorkommen. Falls ich jemals zurückkehre.«

    Reith legte ihr den Arm um die Taille; sie war starr und unnachgiebig. »Natürlich wirst du zurückkehren und dein Leben dort wieder aufnehmen, wo du es verlassen hast.«

    »Nein. Jemand anderes mag die Blume von Cath sein; es sei ihr gegönnt … Solange sie sich nicht die Ylin-Ylan als Bouquet wählt.«

    Der Pessimismus des Mädchens verwirrte Reith. Die vorherigen Nervenbelastungen hatte sie mit Stoizismus ertragen; jetzt, mit guten Aussichten auf die Heimkehr, wurde sie missmutig. Reith seufzte tief und wandte sich ab.

    ***

    Die Grünen Khasch waren nicht mehr als zwei Kilometer entfernt. Reith und Traz zogen sich zurück, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, für den Fall, dass die Khasch sich ihrer Anwesenheit nicht bewusst waren. Die Hoffnung wurde bald darauf zerstreut. Die Grünen Khasch ritten bis zum Fuß des Restberges, stiegen von den Pferden ab und blickten die Klippenwand hinauf. Reith, der über die Seite schaute, zählte vierzig der Kreaturen. Sie waren zwei Meter zehn bis zwei Meter vierzig groß, wuchtig, besaßen stämmige Gliedmaßen und waren von Schuppen in metallischem Grün überzogen. Die Gesichter unter ihren Stirnwülsten waren klein und wirkten in Reiths Augen wie die vergrößerten Antlitze von wilden Insekten. Sie trugen Lederschurze und Schulterharnische; als Waffen dienten ihnen Schwerter, die, wie alle Schwerter auf Tschai, lang und unhandlich aussahen, und diese, mit zwei Metern vierzig bis

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