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Die Eltern als Fundament, Säule und Rückhalt im Werdegang jugendlicher Athleten und Athletinnen
Die Eltern als Fundament, Säule und Rückhalt im Werdegang jugendlicher Athleten und Athletinnen
Die Eltern als Fundament, Säule und Rückhalt im Werdegang jugendlicher Athleten und Athletinnen
eBook536 Seiten5 Stunden

Die Eltern als Fundament, Säule und Rückhalt im Werdegang jugendlicher Athleten und Athletinnen

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Über dieses E-Book

"Sie behandeln meinen Sohn falsch", sagte ein Vater zu einem Spitzentrainer. Der Trainer baute die Informationen des Vaters gezielt in die Trainingspraxis ein. Der Schüler wurde später Sieger der Vierschanzentournee.
Eltern spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung und Begleitung jugendlicher Spitzenathlet_innen. Im Spitzensport stehen das Leistungsprinzip und die Leistungsoptimierung im Vordergrund. Der Mensch in seiner Ganzheit und Individualität wird in diesem fordernden System nicht berücksichtigt. Aktuelle Konzepte in der Sportpsychologie belegen jedoch, dass bei sportlichen Höchstleistungen immer der Mensch als Gesamtheit in Betracht gezogen werden muss. Eltern sind in diesem Zusammenhang deshalb ein wichtiges Bindeglied zu den Ausbildnern, weil sie in der Regel ihr Kind am besten kennen.
SpracheDeutsch
HerausgeberFreya
Erscheinungsdatum12. Apr. 2018
ISBN9783990253526
Die Eltern als Fundament, Säule und Rückhalt im Werdegang jugendlicher Athleten und Athletinnen

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    Buchvorschau

    Die Eltern als Fundament, Säule und Rückhalt im Werdegang jugendlicher Athleten und Athletinnen - Peter Kirschner

    Mentaltrainings.

    1. Denkanstöße

    „Wenn Du weißt, was Du tust, kannst Du tun, was Du willst."

    (M. Feldenkrais)

    Wenn Du weißt, was Du liebst, spürst Du, was Du willst. Liebe ist die Voraussetzung für Alles. Frieden und Liebe mögen immer Deine Begleiter sein.

    Das erkenntnisleitende Interesse für dieses Buch besteht darin, zu ergründen, was sich Eltern denken, wie sie fühlen, was sie beachten sollen, welche Schritte sie setzen bzw. unterlassen sollen, welche Stärken sie einbringen können und sollen und wie sie in ein duales Ausbildungssystem mit spitzensportlichem Schwerpunkt integriert werden können.

    Die Arbeit beinhaltet sportpsychologische Befragungen und Interventionen mit dem Ziel, ein dichtes und engmaschiges familiäres Netz um die Athleten_innen im Alter von 14 bis 19 Jahren aufzubauen.

    Es ist mir als in der Praxis arbeitender Sportpsychologe sehr wichtig, auch das soziale Umfeld der Sportler durch sportpsychologische Interventionen systemisch zu erfassen.

    Das Buch möchte unter anderem in Anlehnung an die Erfahrungen des Verfassers im Spitzensport Eltern vermitteln, dass Höchstleistungen zu erbringen nicht andauernd möglich ist. Erholungsphasen sind unverzichtbar im Leben von Menschen mit hohem Druck und hoher Leistungserwartung.

    Die Psychologie der Achtsamkeit und der Buddhismus lehren uns: Auch im alltäglichen Tagesablauf sollte gelten: Gehen sie immer Schritt für Schritt vor, in Achtsamkeit und Aufmerksamkeit als Voraussetzung für Entschiedenheit.

    „Leben wir im Grunde nicht alle von dem Vertrauen, wenn es drauf ankommt, auch ohne Vorleistungen akzeptiert zu werden? Wann aber können wir das wirklich von Grund auf glauben? Muss unsere Existenz erst einmal als berechtigt erwiesen werden durch Tüchtigkeit und Züchtigkeit, durch Tauglichkeit und Tugendhaftigkeit, durch Redlichkeit und Rechtlichkeit, so sind wir im Grunde Verlorene." (Drewermann, 2007: 62f.)

    Mentalarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Eltern im Spitzensport wird im Buch durch konkrete Fallbeispiele belegt. Die Biographie der handelnden Personen ist anonymisiert.

    Dieses Buch ergab sich gleichsam als Folgewerk zum Ganzheitlichen Mentaltraining im Spitzensport (Kirschner, 2014) insofern, als verantwortungsvoll gelebte Elternschaft eine große Bedeutung für die sportliche Entwicklung ihres Kindes hat.

    „Sie behandeln meinen Sohn falsch", sagte ein Vater zu einem Spitzentrainer. Der Trainer hörte aufmerksam den Worten des Vaters zu. Er baute die Informationen des Vaters gezielt in die Trainingspraxis ein. Der Schüler wurde später Sieger der Vierschanzentournee.

    In vielen Eltern-, Trainer_innen- und Erziehergesprächen reifte im Verfasser die Erkenntnis, wie Eltern die (Mental)Arbeit mit jungen Talenten unterstützen können und in welcher Form sie im Coaching hilfreich sein können.

    Wann sollen Eltern loslassen?

    Wann aktiv eingreifen?

    Wann und wie fordern?

    Wann und wie fördern?

    Ein weiterer Beweggrund für die Entstehung dieses Buches sind Elternsprechtage und außerschulische Begegnungen mit Eltern zum Beispiel in Dialogseminaren. In diesem Kontext – sowohl interpersonell als auch intrapersonal – zu optimieren, kann eine große Herausforderung für den_die in der Praxis arbeitenden Sportpsychologen_innen sein.

    „Winning is not enough", sagt J. Stewart, ohne meine Eltern im Hintergrund hätte ich es nicht geschafft. In manchen Fällen von Elternschaft gibt es eine Ähnlichkeitshemmung bei bestimmten Persönlichkeiten, in einigen Fällen ist das älteste Kind betroffen. Wenn das „Double" versagt, ist es meist noch schlimmer für den Elternteil, als wäre er_sie selbst erfolgreich gewesen. Nahezu jede freie Minute wird in das Kind investiert. Das Kind gehorcht in den meisten Fällen. „Was blieb mir anderes über, berichtet ein Ausnahmeathlet im persönlichen Interview. Mein Vater gab alles vor, ich und Mutter hatten zu gehorchen. Widerspruch wagten wir des heimischen Friedens willen nicht.", berichtet ein Weltcupgesamtsieger im persönlichen Interview.

    „Manche Mütter erfahren ihre Kinder als Erweiterungen ihrer selbst, das hat mit Liebe nichts zu tun, es erstickt Individualität. Oft erwarten diese Mütter von ihren erwachsenen Kindern, dass die sofort herbeieilen, wenn sie rufen, und sie akzeptieren nicht, dass diese vielleicht eigenen Pläne hatten. Die Kinder sind von Schuld geplagt und denken unterbewusst, dass sie kein eigenes Leben verdienen." (Forward, 1990: S. 14)

    In den sensiblen Lebensabschnitten ist es besonders wichtig, Menschen an der Seite zu haben, die imstande sind, den Rücken anderer Menschen zu stärken. Dazu gehören Menschen, die fest im Leben stehen, beziehungsfähig sind, in der entsprechenden Situation Mut zeigen und dadurch richtig handeln. (vgl. Längle, 2016: S. 14)

    Im Regelfall sind die Eltern die wichtigsten und stabilsten Partner_innen der Kinder. Sie sind es auch, welche bei internen Befragungen Jugendlicher in Stams (2015/16) an erster Stelle genannt werden.

    Welche Fragen jedoch sollen sich Eltern stellen?

    Was verändert sich bei den Eltern durch den Eintritt ihres Kindes in eine sportliche Eliteschule?

    Wie sehe ich mich selbst als Elternteil im Spitzensport? Als: Motivator-Unterstützer-Informator-Führer-Katalysator-Vertrauensperson oder als Pusher?

    Wie kann ich erspüren, worum es geht?

    Wann setze ich welche Methode ein?

    Wann und wie bringe ich welche Prozesse in Gang?

    „Ein Mensch ist immer mehr als das, was ein anderer oder er selbst von sich wissen kann."

    (K. Jaspers)

    Die hohen Belastungsspitzen eines dualen Schulsystems mit spitzensportlicher Ausrichtung zeigen sich in unterschiedlichen psychosozialen Auswirkungen, wie z. B.:

    Erschütterung des Grundvertrauens

    Verletzung des Grundwertes

    Verletzung des Selbstwertes

    Verlust der Sinn- und Zukunftsorientierung

    Wesentlich zur Abklärung der Fragen in der Betreuung, ist in diesem Kontext die Frage nach dem Menschenbild der Eltern:

    Wie gehe ich mit meinem Kind um, was will ich durch Erziehung bewirken, wie bin ich selbst orientiert?

    Wie ist es um das Humanum, das Humanethos bei den Eltern bestellt?

    Was bedeute für mich Vater bzw. Mutter zu sein?

    Wie will ich als Elternteil „bilden"?

    Nutze ich Angebote der Elternbildung?

    Was macht den Menschen letztlich aus?

    Eine existenziell ausgerichtete Erziehung, die der ganzheitlichen Bildung des Menschen verpflichtet und im Leitbild der Internatsschule von Stams verankert ist, ist insofern immer in Bewegung, als sie am Menschen, nicht an Fehlerlosigkeit und Perfektionismus orientiert ist.

    „Wollen wir wirklich nichts weiter von uns, als dass wir im Konkurrenzkampf die Fittesten ermitteln? Dann Gnade uns Gott – oder hol uns der Teufel! Beides wird dasselbe sein. Wir sind dann aber nicht wirklich Menschen."

    (E. Drewermann)

    Wie ist es bestellt um?

    Ganzheitlich existenzielle und personorientierte Erziehung ist orientiert an Wert-schätzung, Einzigartigkeit, Subjektivität und Würde jedes Menschen. Diese humanistische Pädagogik ist ausgerichtet an der Personalität der Athleten_innen.

    Wertschätzung als Währung des Lebens kann als wichtige Maxime im Coachingprozess und generell im Umgang mit Menschen gelten.

    Der Mensch ist wichtig, weil es ihn gibt – unabhängig von seiner Leistung.

    V. Satir ist es wichtig, Eltern die Fähigkeit zu vermitteln, ihre Kinder und sich selbst zu Menschen mit tragendem Selbstwertgefühl unter dem Aspekt Achtung und Liebe heranreifen zu lassen, all ihre Gefühle bewusst wahrzunehmen und mit eigenen Kräften und Ressourcen wie den Gegebenheiten der Umwelt kreativ und positiv umzugehen. (vgl. Satir, 2011: S. 8)

    2. Fragen von Eltern jugendlicher Spitzensportler_innen

    „Erziehe Dich selbst, bevor du Kinder zu erziehen trachtest."

    (J. Korczak)

    Erfolg hat viele Väter und Mütter. Welche spezifische Rolle spielen Väter und Mütter in der mentalen, psychosozialen Begleitung ihrer Talente, speziell bei Eintritt in neue schulische Ausbildungssysteme? Weil Eltern ihre Kinder in der Regel gut kennen, sind sie einzubinden in die Balance aus Regeneration und Belastung, welche individuell zu gestalten ist. Es ist für die Eltern von großem Vorteil, eine gute Vertrauensbasis mit allen im System Schule Arbeitenden zu schaffen und auch geheime Lehrpläne der Schule zu kennen. Eltern sind aufgerufen, aktiv am Schulgeschehen zu partizipieren und sich zum Wohle ihres Kindes ständig auch über Neuerungen zu informieren.

    Fallbeispiel:

    „Und plötzlich war mein Kind draußen, berichteten besorgte und traurige Eltern nach zwei Jahren Schule und Spitzensport ihrer Tochter. Ich wusste nach 30 Sekunden, ohne eine Silbe gesprochen zu haben, dass meine Tochter diese Schule verlassen wird. Wir fühlten uns als Eltern so minderwertig, klein und hilflos. Was sollten wir tun? Alles war plötzlich so kalt. Wir sind so enttäuscht! Dieser Sport bedeutet alles für unser Kind. (Interview mit einer Mutter einer Athletin; 2013)

    Der Wechsel ihres Kindes in eine Schule mit leistungssportlicher Ausrichtung bedeutet auch eine Zäsion und eine große Herausforderung für die Eltern. Viele Bereiche des bisherigen Lebens wie zum Beispiel das gesamte Zeitmanagement ändern sich und bedürfen einer neuen Klärung, welche für alle Betroffenen nicht immer einfach ist und mitunter externer Hilfe bedarf. Welche Ratgeber sind in dieser Situation hilfreich? Auch Eltern haben einen Spagat auf unterschiedlichen Ebenen zu vollziehen.

    „Entscheidend für eine günstige Entwicklung ist das soziale Umfeld von Kindern und Jugendlichen, wobei insbesondere den Eltern in dieser Hinsicht eine Schlüsselfunktion zu kommt: Erfahrene stetige Unterstützung in der Bewältigung der anstehenden Aufgaben, das Gefühl emotionaler Sicherheit im engen sozialen Umfeld und eine damit verbundene erlebte Verlässlichkeit innerhalb der Familie, der Freunde und Betreuer, sind hierbei von hervorgehobener Bedeutung. Alle Beteiligten sollen sich in ihren Zielsetzungen dabei immer vor Augen führen, dass eine Karriere als Spitzensportler nur einigen wenigen Athleten vorbehalten bleibt – und dass auch deren Karriere irgendwann (früher als im „normalen Berufsleben) zu Ende gehen wird. (Schweer, 2011: S. 14)

    Folgende Fragen sind von Eltern zu klären:

    Wie kann ich dazu beitragen, dass mein Kind mit unterschiedlichen Situationen in Wettkämpfen umgehen lernt?

    Wie kann mein Kind seine kindliche Freiheit wiedergewinnen?

    Wie kann jungen Menschen im Umgang mit störenden Gedanken und verschiedenen Belastungen geholfen werden?

    Wie gelingt es mir als Elternteil immer wieder ein Stück Heimat und Geborgenheit in das Leben meines Kindes zu bringen?

    Liebe ich das Kind im Leistungssport mehr als meine anderen Kinder?

    Wie empfinden die Geschwister von Leistungssportlern?

    „Ein ganz wichtiges Mittel, um glücklich zu sein, besteht darin, sich genau zu überlegen, ob man hinter der Entscheidung, die man trifft, wirklich steht. Und wenn man das tut, inklusive aller Schwierigkeiten. Die lohnen sich dann für diese Liebe, für diesen Menschen, für dieses Ziel. Und es gibt nichts mehr zu bedauern oder zu betrauern." (Drewermann, 2002: S. 71)

    Auf dem Weg zur Vermittlung der dialogischen Haltung zur Stärkung der Eltern im Hochleistungssport ist es naheliegend, durch Fragen eigene Antworten der Befragten anzuregen. Begegnung im Dialogischen Sinne entsteht dort, wo wir uns unmittelbar und als ganzer Mensch einem anderen Menschen von „Wesenskern zu Wesenskern" zeigen.

    „Aus existenzialistischer Perspektive ist es sehr spannend zu beobachten, wie innere Prozesse der Auseinandersetzung in mentalen Prozessen und Erfahrungen im Dialog zwischen Athleten/Innen und Eltern spürbar ist. Wem die eigene Entwicklung ein Anliegen ist, wird von der Existenziellen Erziehung profitieren. Erziehung ist ja auch deswegen besonders spannend und herausfordernd, weil sie nicht eine Tätigkeit „außerhalb des Menschen ist, sondern ihn zu sich selbst zurückführt. In wenigen Berufsfeldern wird der Mensch so sehr auf seine Person zurückgeworfen, steht seine Person so sehr am Prüfstand wie in der Erziehung. „Im Kern geht es in der Existenziellen Erziehung darum, beim Anderen und bei sich selbst zu sein, von sich selbst weg- und gleichzeitig auf sich selbst zurückkommen. (Waibel, 2011: S. 15)

    Für eine gesunde Entwicklung des Jugendlichen können Eltern folgende Fragen reflektieren:

    Welche Menschen in meinem Entwicklungsprozess haben bereits Spuren hinterlassen und mich beeindruckt?

    Welche prägenden Eindrücke haben meine Eltern hinterlassen?

    Führen diese Spuren auch wirklich mehr zu mir hin?

    Hat mich die Spur anderer Menschen in irgendeiner Weise verletzt oder aufgerichtet?

    Welche Spuren im Umgang mit mir selbst hinterlasse ich?

    In welcher Form verletze ich meinen Selbstwert, indem ich mich abwerte?

    Wie gehe ich mit mir um, wenn ich aus meiner Sicht (vermeintlich) versage?

    Welche Menschen sind für die Erfahrung meines Selbstwertes wichtig?

    Wer kann mir helfen, meinen Selbstwert zu entdecken und zu bergen?

    Von welchen Menschen werde ich in meinem Wert, meiner Einzigartigkeit und

    Kostbarkeit wahrgenommen?

    Welche Menschen helfen mir beim Entwurf und der Gestaltung meines Lebens?

    Welches Selbstverständnis prägt mich?

    In diesem Zusammenhang ist es für jeden Menschen wichtig, zu spüren, dass der Selbstwert nicht in dem gründet, was er leistet, sondern in dem, was er ist. So ist das Ergreifen des eigenen Selbstwertes, der man ist, der Beginn für ein beziehungsreiches Leben.

    Auch der Mensch selbst ist für die Entdeckung und Bergung seines Selbstwertes verantwortlich. Indem ich von einem Menschen in meiner Kostbarkeit und meinem Wert wahrgenommen und erkannt werde, ergreife ich mich selbst und entwerfe mich in die Welt und in das Leben hinein.

    „Eltern, die ihrem Kind entwicklungsfördernde Unterstützung geben, fühlen sich zuständig und stellen sich den Aufgaben, die mit Erziehung und Beziehung verbunden sind. Sie sind bereit, ihren Lebensentwurf mit dem des Kindes zu verbinden und Veränderungen in ihrem eigenen Leben zu akzeptieren, ja diese sogar als individuelle Entwicklungschancen zu verstehen." (Tschöpe-Scheffler, 2015: S. 39)

    M. Buber betont im Dialogprinzip stets die innere Haltung und Achtsamkeit unter dem Aspekt der Zuwendung und des Geschenkes der reinen Aufmerksamkeit.

    „Die Welt ist dem Menschen zwiefältig nach seiner zwiefältigen Haltung. Die Haltung des Menschen ist zwiefältig nach der Zwiefalt der Grundworte, die er sprechen kann. Die Grundworte sind nicht Einzelworte, sondern Wortpaare. Das eine Grundwort ist das Wortpaar Ich-Du. Das andere Grundwort ist das Wortpaar Ich-Es; [...] Somit ist auch das Ich des Menschen zwiefältig. Denn das Ich des Grundworts Ich-Du ist ein andres als das des Grundworts Ich-Es." (Buber, 2008: S. 3)

    Auf den Sport bezogen bedeutet der dialogische Ansatz: Individualbetreuung unter dem Aspekt Achtsamkeit und Aufmerksamkeit als Voraussetzung für Entschiedenheit.

    Zwei Olympioniken und WM Teilnehmer berichten im Interview 2016:

    „Je älter Sportler werden und sich in ihrer Individualität ausprägen, desto wichtiger wird es, auf sie einzeln einzugehen, bestimmte Situationen mit ihnen im Nachhinein aufzuarbeiten und zu diskutieren. Menschen bzw. Sportler wollen ernst genommen werden und müssen auch so behandelt werden. Das heißt auch, dass man Strukturen schaffen muss, welche eine Individualbetreuung ermöglichen. An der Schaffung solcher Strukturen, gemeinsam mit dem Schulsystem, den Eltern, dem Sportler selbst und dem Trainer, muss laufend gearbeitet werden, weil nur sie einen Raum ermöglichen, in dem sich Sportler und Sportlerinnen als Persönlichkeit entwickeln können.

    Wenn Sportler gezielt benachteiligt werden, tragen dies Menschen mit sich herum, fühlen sich unverstanden und nicht respektiert. Es ist bemerkenswert und macht gleichzeitig traurig, wenn man aus eigener Erfahrung spüren muss, wie tiefgründig solche Konflikte sein können, und wie lange man daran leidet und mit sich herumträgt." (Interview mit Raich & Stecher; Ethik Grundkurs Innsbruck 2016)

    In solch einem Umfeld ist es schwierig, Leistungen abrufen zu können. Manchmal ist mitunter bei Lehrern_innen in Schulen oft ein gewisses Unverständnis gegenüber den Bedürfnissen und Problemen von jugendlichen Athleten vorzufinden. Dies kann sich in verschiedenen Bereichen negativ auswirken: Sportler leiden unter schulischem Misserfolg oder ungerechter Behandlung. Wie erwähnt, sind Strukturen, in denen sich junge Sportler bewegen, sei es schulischer oder vereinsspezifischer Natur mitunter sehr komplex und haben unterschiedliche Einflussfaktoren auf die Psyche des Menschen. „Nur wenn die unterschiedlichen Systeme gut und synergetisch aufeinander abgestimmt sind, kann eine gesunde psychosoziale Entwicklung erfolgen. Soziale Medien haben diesen Druck verstärkt. Der Sportler soll sich häufig präsentieren, muss sich ein Image schaffen, und an diesem laufend arbeiten. Bei medial aufbereiteten Erfolgen oder Misserfolgen soll umgehend reagiert werden. Um diesem Druck standzuhalten, sind junge Sportler frühzeitig einzuschulen und auf den richtigen Umgang mit Medien vorzubereiten." (Interview mit Raich & Stecher; Ethik Grundkurs Innsbruck 2016)

    Eltern, Lehrer_innen und Bildungsreform:

    Kaum ein anderes Thema bewegt in der österreichischen Bildungspolitik in jüngster Vergangenheit die Menschen so sehr wie der Zustand unserer Schulen. Die Schule bestimmt die Zukunft und soll für unsere Kinder und Jugendlichen den sozialen Aufstieg garantieren. Dagegen stehen Klagen über Lehrer_innenmangel, Unterrichts-ausfall, große Klassen und knappe Finanzmittel. Von Schülern_innen wird über Leistungsdruck und Gewalt berichtet, und Eltern sind in Fragen der Schullaufbahn ihrer Heranwachsenden verunsichert. Dazu kommt der demographische Wandel, wonach es künftig in unserer Gesellschaft weniger junge Menschen mit einem wachsenden Anteil aus Zuwandererfamilien geben wird.

    Im Buch von J. Schmalohr, „Klassenzimmer als Bildungsgipfel, wird der Ansatz bei den „Ursachenzuschreibungen auf Fragen von Lehrern_innen, Schülern_innen und Eltern angewendet und mit der Zielsetzung seelische Gesundheit in den Rahmen von Aufgaben der Bildungsreform gestellt.

    Im Klassenzimmer entscheiden sich Erziehung und Bildung der Heranwachsenden für den Start ins Leben.

    Nach Erfahrungen von Rost komme es in der Schule darauf an, dass der_die Lehrer_in individuell differenzieren kann und unterschiedliche Lernwege nicht nur zulässt, sondern auch fördert. „Noch so viel Hilfe von außen und noch so viel Beurteilung von außen können nicht mithalten mit der Erkenntnis, die der einzelne Hochbegabte selbst gewinnt. Wir können dem einzelnen noch so oft sagen, das hast du gut gemacht. Ob er es wirklich gut gemacht hat und ob er am Ende seines Leistungsvermögens angekommen ist, das weiß nur er selbst. Er weiß, ob er genug dafür getan hat, ob er noch mehr hätte erreichen können, etwa mit mehr Einsatz, und ob er dann zu einer Leistung kommt, zu der er aus seiner inneren Sicht ‚ja’ sagen kann." (Rost, 1995: S. 41)

    Schüler_innen haben ihre eigene Sicht von der Schule, wenn es um die Aufgaben des Lernens und die Beziehungen zum_zur Lehrer_in und den Mitschülern_innen geht. Sie bewegen sich dabei zwischen Elternhaus und Schule, wobei Eltern und Lehrer_innen ihnen helfen, in die bestehende Kultur und Gesellschaft hineinzufinden. Das Dreieck Lehrer_innen-Schüler_innen-Eltern bedarf in den verschiedenen Interessenlagen zunächst der Klärung, welche am besten in gemeinsamen Sitzungen unter der Leitung eines_einer außenstehenden Mediators_Mediatorin (Vermittler_in) gelingt.

    An vielen Schulen sind Vertrauenslehrer_innen tätig, an manchen auch Schulpsychologen_innen und Schulsozialarbeiter_innen. Der Erfolg des Eingreifens hängt nicht zuletzt davon ab, ob es dem_der Mediator_in gelingt, von den Konfliktparteien als faire_r Vermittler_in anerkannt zu werden. Dazu hat er_sie darauf zu achten, dass nicht der Anschein erweckt wird, er_sie würde sich auf eine Koalition mit einem oder zwei der Kontrahenten einlassen. Dafür sind die sechs Kommunikationsregeln hilfreich, die auf einem Plakat in einem „Mediatoren-Raum an einer Realschule zur „Streitschlichtung aufgeführt sind:

    Entspanne dich, sorge für Abkühlung, wenn die Gefühle kochen.

    Sprich immer konkrete Situationen bzw. Verhalten an.

    Beschränke dich auf das aktuelle Problem.

    Sprich von deinen Gefühlen, Wünschen, Interessen.

    Sprich von dir selbst („ich), vermeide Verallgemeinerungen („man).

    Höre dem anderen aufmerksam zu und sei Dir der drei Säulen des Selbstvertrauens bewusst:

    01. Fähigkeiten02. Verantwortung03. Anerkennung

    Es kommen in beinahe jedem Mentaltraining Kompetenzen wie Selbstvertrauen, Selbstwert, Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein zur Sprache. Wertschätzung und Selbstachtung sind weitere wichtige Säulen in der Mentalberatung. In diesem Kontext kommen immer auch die Eltern zum Vorschein.

    „Fragen, was es heißt, ein guter Vater zu sein, (Fröbel) oder wie Eltern selbst mit ihren Kindern recht umzugehen haben, sind heute wie damals ebenso aktuell wie die Auseinandersetzungen mit pädagogischen Themen, wie sie Comenius im „ Informatorium der Mütterschul beschreibt oder Ideen zu einer speziellen Mütterbildung bei Pestalozzi. Hierzu gehören auch die Ausführungen zur Förderung von Selbsterziehung und Selbstreflexion der Erzieher (Salzmann, Rousseau, Korczak) als Voraussetzung für jede Erziehung. (Tschöpe-Scheffler, 2006: S.11)

    Elternsein als Entwicklungsaufgabe:

    Die Eltern schaffen mit ihrer Erziehung die Grundlagen für die Bildung und Erziehung in der Schule und begleiten ihre Kinder und Jugendlichen in ihrer Schullaufbahn.

    „Ehrgeizige Eltern versuchen, ein solches Kapital für ihre Kinder so früh wie möglich anzulegen. Sie lassen sie mit fünf oder sechs Jahren ein Musikinstrument lernen, weil Hirnforscher sagen, das sei gut für die Synapsen. Sie schleppen sie durchs Museum, weil das die Sensorik mobilisiert. Sie geben ihnen Bücher oder Tablets, weil das die Lesekompetenz erhöht. Es geht dabei nicht um Musik, Bilder oder Geschichten. Deren Innenleben erschließt sich nämlich erst dort, wo sie mehr sind als eine Verfügungsmasse, wo sie einen eigenen Sog und Zauber entfalten, die Aufmerksamkeit gefangen nehmen, Zeit und Stunde vergessen lassen – also eine Haltung der Hingabe, des Innehaltens, des Verweilens hervorrufen, die bei effizienter Kompetenzgenerierung nur stört." (Türcke, 2016: S. 143f.)

    Ihre Sorge für das Kind, es zu fördern und ihm zu helfen, seine Kräfte zu entwickeln, setzen sie im Schulalter fort und arbeiten mit dem_der Lehrer_in zusammen. Sie erleben ihr Elternsein dann als Position zwischen ihrem Kind, das in die neue Rolle des_der Schülers_in hineinfindet, und dem_der Lehrer_in, der_die die Anforderungen der Gesellschaft in Form des Schullernens verkörpert.

    „Denn wir alle haben (wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß) gelernt, uns in andere Menschen hineinzuversetzen und zu verstehen, was diese motiviert und diese brauchen. Durch die Analogsetzung von Innenwelt und Außenwelt können wir dieses Verständnis auf den Umgang mit uns selbst übertragen. Wenn wir innere Anteile, mit denen wir es schwer haben, als Personen begreifen, die wie äußere Personen von Gefühlen bestimmt werden und die vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie handeln – dann wird es uns leichter fallen, nachzuvollziehen, warum diese sich manchmal auf eine Weise verhalten, die uns ganz und gar nicht gefällt." (Kumbier, 2013: S. 19)

    „Überall lernt man nur von dem, den man liebt."

    (J. W. von Goethe)

    Fast das gesamte Privatleben von jugendlichen Athleten_innen im Spitzensport hat sich nach Trainings- und Wettkampfplänen bzw. Schule auszurichten. „Talent" zu haben allein genügt bei der Dichte im heutigen Spitzensport nicht mehr, um ganz an die Spitze zu gelangen. Ein enormer Trainingsaufwand ist zusätzlich zu bewältigen und muss sehr sorgfältig unter bewegungswissenschaftlichen, trainingswissenschaftlichen, biomechanischen und sportpsychologischen Parametern vorbereitet und geplant werden.

    Eine gezielt, strukturiert geplante Sportkarriere zeigt auch, dass diese von unterschiedlichen Einflüssen und Bemühungen anderer Menschen gesteuert ist:

    Leistungssport verlangt von Kindern und Jugendlichen sehr viel ab – tägliches Training, gezielte Ernährung und mentale Stärke sind wichtige Säulen für den Erfolg. Der Rückhalt durch die Familie hilft, Rückschläge und Niederlagen besser zu bewältigen und Resilienz aufzubauen. Es stellt sich aus menschlicher, psychologischer, pädagogischer, medizinischer und sportwissenschaftlicher Sicht die Frage, ob im Kindes- und Jugendalter die Präferenz pro Hochleistungssport die richtige Entscheidung ist. Welche Menschen sind an diesem Entscheidungsprozess beteiligt?

    Den Anforderungen des Spitzensports zu genügen und gleichzeitig die Schule zu schaffen, stellt die Athleten_innen vor eine große Herausforderung. (vgl. Kirschner, 2014: S. 29f.) Im Spitzensport geht es in der Hauptsache um das Erbringen von wettkampfbezogenen, körperlichen Leistungen und wesentlich darum, Wettkämpfe zu gewinnen. Sieg oder Niederlage ist für das Handeln im Spitzensport von höchster Bedeutung. Im Leistungssport geht es um die Steigerung der eigenen sportlichen Leistung und darum, eine bessere Leistung als der Gegner zu erzielen. Das Erbringen von Leistung ist identisch mit dem sozialen Status.

    Schule und Leistungssport sind zwei verschiedene Systeme mit unterschiedlichen Zielen und struktureller Koppelung mit beiden Systemen. Die Athleten_innen werden von diesen zwei Systemen stark beansprucht. (vgl. Mayer, 1995: S. 22)

    Den sportleistungsorientierten Jugendlichen stehen folgende Wege offen, um Schule und Sport zu vereinen:

    „Ich will Olympiasieger werden. Diesem großen Ziel ordne ich alles unter." (16-jähriges Nachwuchstalent, 2016)

    01.Die Jugendlichen entscheiden sich dafür, ihre sportliche Karriere zu Lasten der schulischen Ausbildung zu bestreiten. Sie sind bereit, schlechte schulische Leistungen in Kauf zu nehmen und diese durch sportliche Erfolge zu kompensieren.

    02.Die leistungssportlichen Jugendlichen setzen eine höhere Priorität auf einen optimalen Schulabschluss. Diese Jugendlichen investieren nebenbei Zeit und die Bereitschaft in Training und Wettkämpfe. Die im Sport erbrachte Leistung ist ohne Spitzenwerte zu erreichen und die schulische Leistung ist überdurchschnittlich.

    03.Die hochtalentierten Heranwachsenden engagieren sich stark in der Schule und erzielen einen adäquaten Bildungsabschluss. Mit der gleichen Bereitschaft widmen sie sich ihrem Training und ihrer Teilnahme an Wettkämpfen. Sie nehmen dafür in Kauf, dass ihr Alltag sich fast ausschließlich um Schule und Sport dreht und zeitlich so geformt ist, dass für Freizeit und andere Interessen nur noch wenig Zeit bleibt.

    Ein Lösungsversuch zur Verknüpfung von Bildungs- und Sportkarriere stellt die sogenannte „Sportbetonte Schule dar. In diesem System geht es in erster Linie um eine optimale Verbindung von Schule und Leistungssport. Eine erfolgreiche Kooperation zwischen Schule und Sport ist vor allem davon abhängig, in welchem Maß es gelingt, solche Bedingungen in der Schule zu schaffen, die es den jungen Athleten_innen erlauben ihre sportlichen Leistungen zu erfüllen und gleichzeitig die schulischen Pflichten gerecht zu werden. Aufgrund der strukturellen Möglichkeiten einer „Sportbetonte Schule, ist sie in der Lage die Doppelbelastung, die durch die Anforderung von Schule und Sport entstehen, zu mindern.

    Aus Untersuchungen zum Sozialklima in Schulklassen geht hervor, dass die Rolle der Lehrer_innen bei der Betreuung für die Unterstützungsqualität und die Bewältigung der Belastungen einen hohen Stellenwert hat. Schüler_innen von „Sportbetonten Schule" wünschen sich zutiefst ein harmonisches Lehrer_innen-Schüler_innen-Verhältnis und eine große Zufriedenheit und hohe Beziehungsqualität im Unterricht.

    Trotz der höheren Belastungssituationen im Hochleistungssport kann es gelingen, an „sportbetonten oder Eliteschulen des Sportes" bzw. an Schulsportleistungsmodellen ein positives Sozialklima zwischen Schüler_innen und Lehrer_innen und auch innerhalb der Kassengemeinschaft zu schaffen.

    Jugendliche, die Hochleistungssport betreiben, haben enorme Belastungsumfänge und Belastungsspitzen zu bewältigen. Zu den 30 Stunden Unterricht in der Schule kommen in Abhängigkeit von der Sportart, dem Alter und des sportlichen Entwicklungsstandes, Trainingsumfänge, mit ungefähr 20 Stunden pro Woche dazu. Zum wöchentlichen Training und Unterricht sind auch die Fahrzeiten zu addieren. Insgesamt hat dieser Jugendliche eine „Arbeitswoche" von 60 bis 80 Stunden zu bewältigen. In der Internatsschule für Skisportler sind im Durchschnitt 55 Stunden pro Woche zu absolvieren.

    Nicht nur der große Trainingsumfang, sondern auch die Doppelbelastung – Training und Schule – stellen eine große Herausforderung für den_die Athleten_in dar. Empirische Studien belegen, dass die jungen Leistungssportler_innen wegen der geringen freien Zeit, die sie haben, selbstständig, ökonomisch und sinnvoll mit der freien Zeit umgehen. (vgl. Güllich, 2001: S. 89) Nach erfolgreicher Absolvierung der Schule berichten Athleten_innen von exakter Strukturierung des Alltages und Durchhaltevermögen; Parameter, welche sie in diesen Schulen erlernt haben und sich im späteren Leben in verschiedenen Transferwirkungen zeigen können. In diesem Zusammenhang spielen soziale Bezugspersonen eine entscheidende Rolle für den Karriereverlauf eines_einer jungen leistungssportlichen Athleten_in. Sie besitzen unterschiedliche Funktionen im Rahmen des sozialen Handelns und des Leistungsverhaltens der Sportler_innen. Den Bezugspersonen kommen unterschiedliche Aufgaben und Funktionen zu.

    Die Schule wird meist als ein Ort von Anforderungen und als Belastungsquelle gesehen. Schule kann aber auch als ein Ort der Begegnung von unterschiedlichen Menschen angesehen werden, welcher unterstützend und fördernd wirken kann im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung. Ein Netz von sozialer Unterstützung sind z. B. die Mitschüler_innen mit ähnlichen Interessen. Schulkollegen_innen können helfen, Probleme abzufangen und Stresserleben zu reduzieren. Durch emphatische Pädagogen_innen erfahren die Jugendlichen Wertschätzung, persönliche Fürsorge und Respekt, erhalten Unterstützung und Anerkennung. Das eigene Selbstbild wird dadurch geprägt und gestärkt.

    Die Unterstützung besonders der Eltern, der Freunde und der Trainer_innen ist ein wichtiger Schutzfaktor zur Abfederung unterschiedlich ausgeprägter negativer Effekte. Kinder und Jugendliche, die den Leitungssport anstreben, benötigen elterliche Unterstützung in höchstem Ausmaß, weil Eltern in den meisten Fällen die größte Bedeutung für die Entwicklung und Sozialisierung ihrer Kinder im Sport haben. Darüber hinaus üben Eltern unterschiedliche Rollen aus:

    Welches Elternverhalten jedoch ist wirklich förderlich, wie funktioniert die Kooperation zwischen Trainern_innen und Eltern, wie nehmen jugendliche Athleten_innen das Verhalten ihrer Eltern wahr? Jugendliche Athleten_innen sind nolens volens in mehrere soziale Systeme mit unterschiedlichen Anforderungen eingebettet.

    Nach A. Güllich belegen Studien, dass der_die junge Athlet_in vor allem dann positive Unterstützung erfährt, wenn die Erwartungen der Eltern hinsichtlich der Erfolge im Sport und in der Schule realistisch und ausgeglichen sind.

    Andererseits können Risiken auftreten, besonders dann, wenn Erwartungen enttäuscht werden. Zu erwünschtem Elternverhalten zählen Kinder keine taktischen und technischen Hinweise, da diese im Aufgabenbereich der Trainer_innen liegen. Des Weiteren sollten Eltern sich eher auf Einstellungen und Submodalitäten in ihren Sprachrückmeldungen konzentrieren, als auf unreflektiertes Bewerten von Wettkämpfen ihrer Kinder. Darüber hinaus wird auch das Anfeuern, welches in deskriptiven Studien als positiv kategorisiert wurde, von Kindern unter anderem als negativ und störend gewertet. Diese Ergebnisse zeigen, dass Kinder die Aussagen ihrer Eltern durchaus differenziert bewerten und klare Vorstellungen darüber besitzen, welches Verhalten für sie hilfreich wäre. „Wenn mein Vater sich nicht immer in relevante Aspekte der Technik und der Sportpsychologie einmischen würde, wäre mir schon sehr geholfen." (Interview mit einer Teilnehmerin; Ethik Grundkurs Innsbruck 2016)

    In erster Linie haben die Trainer_innen die Aufgabe, die Leistungsentwicklung der jungen Sportler_innen zu organisieren und zu gestalten. Verantwortungsvolle Trainer_innen sind darüber hinaus auch bemüht, die sozialen Bezugspersonen der jungen Sportler_innen in ein erweitertes Team zum Wohle des_der Sportlers_in zu integrieren. Der_die Trainer_in sollte stets Freude am Sport vermitteln und dessen Werte auch für andere Lebensbereiche fruchtbar machen können. Zusätzlich kann er_sie durch die Förderung von sozialen, emotionalen und persönlichen Kompetenzen auch das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein jugendlicher Sportler_innen fördern.

    Die Trainer_innen jugendlicher Spitzensportler_innen sollen demzufolge auch soziale und pädagogische Kompetenzen im Umgang mit ihren Schützlingen aufweisen. Befragungen junger Athleten_innen belegen, dass speziell in Ballsportarten große Defizite in diesem Kompetenzbereich gegeben sind. Die jungen Athleten_innen vermissen bei nicht wenigen Trainern_innen Rücksichtnahme im schulischen Bereich ebenso wie bei Freizeit-bedürfnissen. Andererseits erhalten Trainer_innen eine hohe Anerkennung und Wertschätzung, wenn es sich um die fachlichen Kompetenzen – für eine systematische Entwicklung der sportlichen Leistung – handelt. Bei einer Untersuchung über die Tragfähigkeit sozialer Netzwerke in der Zeit nach dem Sport wurden 23 Dropout-Fälle befragt, ob und in welchem Umfang die jeweiligen Trainer_innen an der Bewältigung der Zeit

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