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Glücklich in der Kita?!: Positive Psychologie für pädagogische Fachkräfte
Glücklich in der Kita?!: Positive Psychologie für pädagogische Fachkräfte
Glücklich in der Kita?!: Positive Psychologie für pädagogische Fachkräfte
eBook256 Seiten2 Stunden

Glücklich in der Kita?!: Positive Psychologie für pädagogische Fachkräfte

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Über dieses E-Book

Pädagogische Fachkräfte kommen immer wieder an ihre Grenzen, leiden unter ihrer Überforderung und wünschen sich mehr eigene Stabilität und Zufriedenheit. Dieses Buch unterstützt sie dabei, eigene destruktive Verhaltensmuster zu erkennen und aufzuspüren, was sie wirklich glücklich macht – allen Herausforderungen der heutigen Zeit zum Trotz.
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Herder
Erscheinungsdatum22. Jan. 2024
ISBN9783451832055
Glücklich in der Kita?!: Positive Psychologie für pädagogische Fachkräfte
Autor

Hannah Vasiliadis

Hannah Vasiliadis sammelte Praxiserfahrung in verschiedenen pädagogischen Settings. Aktuell ist sie als Referentin, Hochschuldozentin, Autorin und Coach tätig.

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    Buchvorschau

    Glücklich in der Kita?! - Hannah Vasiliadis

    1Was hat das Thema Glück mit Pädagogik zu tun?

    „Glücklich zu sein ist keine Kunst. Die wirkliche Kunst ist, zu wissen, was man tun kann, wenn man unglücklich ist."

    JESPER JUUL

    Glücklich zu sein ist schön, ich denke, da sind wir uns einig. Doch was hat das Thema Glück mit Pädagogik zu tun? Wie soll die persönliche Weiterentwicklung uns helfen, Kinder zu begleiten?

    1.1 Annäherungen an den Begriff „Glück"

    Zuerst einmal möchte ich den Begriff „Glück näher einkreisen: In „Erfülltes Leben beschäftigt sich der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun ebenfalls mit der Frage nach dem Glück. Wie der Titel bereits verrät, spricht er in diesem Zusammenhang vor allem von Erfüllung und unterscheidet dennoch ergänzend zur Vorstellung von Glück als Produkt des Zufalls zwischen „Glück gehabt und „Glück geschmiedet (Schulz von Thun 2021, S. 19). Während man das Glück haben kann, am letzten Tag des Urlaubs nochmal herrliches Wetter zu erleben, kann man auch selbstständig die Entscheidung treffen, auf einen Backpackertrip zu gehen und in den Bergen von Sri Lanka Momente des puren Glücks zu erleben.

    Heute finden wir in den Buchhandlungen viele Publikationen, die sich mit der Forschung rund um die Glücksfrage und natürlich die Suche nach dem persönlichen Glück beschäftigen. Dieses Interesse, sich einen Begriff von Glück zu machen und herauszufinden, wie wir es erreichen können, ist jedoch keine moderne Bewegung. Bereits die philosophischen Schriften von Aristoteles beschäftigten sich vor über zweitausend Jahren mit der Frage nach dem Glück. Aristoteles hielt darin fest, dass Glück das Einzige sei, was der Mensch um seiner selbst willen anstrebt. Das heißt, dass wir auf viele weitere Dinge, nach denen es sich zu streben lohnt, wie Reichtum oder Schönheit, erpicht sind, weil mit ihnen die Vorstellung von Glück einhergeht.

    Glück scheint also das höchste Ziel menschlichen Strebens zu sein. Viele kleine Ziele, die wir uns täglich setzen, arbeiten lediglich darauf hin.

    Bei aller Beschäftigung mit der Frage nach dem Glück stellen die verschiedenen Disziplinen einstimmig fest:

    Glück auf Knopfdruck funktioniert nicht.

    Es gibt keine allgemeingültige Art und Weise, sich zu verhalten, zu leben oder zu beschäftigen, um mit Sicherheit sagen zu können: So wird man glücklich. Tatsächlich könnten Dinge, die mich glücklich machen, für dich sogar das Gegenteil bedeuten und du würdest damit unglücklich sein. Während ich glücklich bin, wenn ich an einem Strand in Griechenland liege und Bücher lese, sind andere Menschen glücklich, wenn sie unter höchster körperlicher Anstrengung die Alpen überqueren. Wie könnte ich also behaupten, dass Bücher lesen und dabei das Meer zu hören allgemeingültig Glück sei? Glück ist ein besonders subjektives Konzept, das für uns alle unterschiedlich erscheint und das – das folgt daraus – aus uns selbst kommt, wenn wir die für uns notwendigen Weichen stellen.

    Es ist also schwierig, eine genaue Anleitung zum Glück zu finden. Gleichzeitig bedeutet das aber auch:

    Es gibt verschiedene und damit viele Wege und Möglichkeiten, glücklich zu sein.

    Glück ist nicht an Faktoren wie den sozialen oder den Beziehungsstatus, die finanzielle Situation oder den beruflichen Erfolg geknüpft. Natürlich kann das Erreichen eines solchen Zwischenziels das Individuum näher zum persönlichen Glück führen. Doch auch Reichtum, Karriere, Ehe und eine Villa garantieren noch lange kein Wohlbefinden. „Es gibt praktisch tausende solcher Rezeptbücher, in denen erklärt wird, wie man reich, mächtig, geliebt oder schlank wird. Wie Kochbücher geben sie Hinweise, wie man ein bestimmtes begrenztes Ziel erreicht, und manch einer folgt diesen Rezepten tatsächlich. Doch selbst wenn alle diese Ratschläge Erfolg hätten, was erreicht man schon, wenn man sich anschließend in eine schlanke, geliebte, mächtige Millionärin verwandelt?" (Csikszentmihalyi 2010, S. 18).

    Glück ist im Kern nicht an äußere Faktoren gekoppelt.

    Der Autor Daniel Schreiber setzt sich in seinem 2021 erschienenen Werk „Allein" mit der Frage auseinander, ob man auch ohne eine partnerschaftliche Beziehung glücklich werden kann. Auch wenn er selbst keine eindeutige Antwort darauf findet, wird bei der Lektüre und der Reflexion der Frage deutlich: Es ist nicht unmöglich. Es kommt stark auf die individuelle Persönlichkeit und Konstitution an, doch klar ist: Es ist keine unbedingte Notwendigkeit, in einer Partnerschaft oder Ehe zu leben, um glücklich zu sein.

    Über den Zusammenhang von Glück und Erfolg schreibt Viktor Frankl in „Der Mensch auf der Suche nach Sinn (1976): „Peile keinen Erfolg an – je mehr du es darauf anlegst und ihn zum Ziel erklärst, umso mehr wirst du ihn verfehlen. Denn Erfolg kann wie Glück nicht verfolgt werden; er muss erfolgen … als unbeabsichtigte Nebenwirkung, wenn sich ein Mensch einer Sache widmet, die größer ist, als er selbst (Frankl in: Csikszentmihalyi 2010, S. 14).

    Dieser Gedanke lässt sich mit dem Begriff des Werteglücks aus der Positiven Psychologie (siehe Seite 89) vereinen: Menschen möchten gerne einen Sinn erfüllen, und dieser Sinn in unserem Leben ist nötig, um glücklich zu sein. Die pure, auf glücklichen Umständen beruhende Freude hingegen dient möglicherweise als eine Art Pflaster, wenn der tiefere und persönlich empfundene Sinn nicht zu erkennen ist.

    Die Suche nach Glück, Erfolg und Zufriedenheit ist also eine individuelle. Essenziell ist aber der Weg zum eigenen Herzen, den wir in diesem Buch aus verschiedenen Perspektiven zu begehen versuchen. Dein Herz gilt es zu befragen, wenn du wissen möchtest, was dich persönlich glücklich macht. „Erkenne dich selbst" ist der Rat des antiken Orakels von Delphi, der im Grunde nichts anderes aussagt (vgl. Csikszentmihalyi 2010, S. 37).

    Die Kenntnis und daraus folgend die Möglichkeit der Kontrolle des eigenen Bewusstseins bestimmt unsere Lebensqualität.

    1.2 Glückliche Menschen machen auch andere glücklich

    Darüber hinaus ist unbestritten: Menschen, die glücklich sind, sind auch in der Lage, andere Menschen glücklich zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass die Arbeit an uns selbst der Schlüssel ist, um bestmöglich mit Kindern zu arbeiten und sie glücklich, handlungsfähig, selbstbewusst und ausgeglichen aufwachsen zu sehen. Natürlich ist das Thema Glück für alle Menschen auf dieser Welt relevant. In der Arbeit mit (kleinen) Menschen ist es besonders essenziell. Im Büro geht an einem schlechten Tag vielleicht ein Computer kaputt, es bleiben Projekte auf der Strecke oder es geht Geld verloren. In Kita oder Schule bleiben an einem schlechten Tag die Kinder auf der Strecke.

    Die mentale Verfassung und psychische Gesundheit der pädagogischen Fachkräfte sind entscheidend für ihre Fähigkeit, einfühlsam und gewaltfrei mit Kindern zu arbeiten. Sie sind die Grundlage für ihre Arbeit.

    In anderen Bereichen, in denen Menschen für das Wohlbefinden von Menschen verantwortlich sind, wie etwa in der Therapie oder beim Coaching, wird ein hoher Wert auf die Unterstützung der „Lehrenden" gelegt, etwa in Form von Supervision und Intervision. Es herrscht in diesen Bereichen Einigkeit darüber, wie wichtig die mentale Stabilität der Fachkräfte und ihre Fähigkeit zu Abgrenzung und differenziertem Denken sind. Und genau so wichtig sind diese Eigenschaften bei pädagogischen Fachkräften, die sich in einer Position befinden, in der sie Kinder beeinflussen und durchaus fürs Leben prägen können. Ein schlecht gelaunter Erzieher, eine gestresste Lehrerin merken selbst vielleicht nicht, wie sich die eigene Negativität auf die Kinder überträgt. Sie spüren nicht, dass sie abwertend mit den Kindern sprechen, nur weil der eigene Geduldsfaden bereits überspannt ist, doch die Kinder bekommen es früher oder später zu spüren.

    Wenn Kinder abwertend behandelt werden, hören sie nicht auf, dich zu lieben. Sie hören auf, sich selbst zu lieben.

    Aufgrund des natürlichen Machtgefälles zwischen Kindern und Erwachsenen nehmen Kinder die Worte der Fachkräfte als Gesetzmäßigkeiten auf und hinterfragen sie nicht. Wenn die Fachkraft aus ihrer eigenen Überforderung heraus ruft „Mensch, mir reicht es mit dir, das ist ja nicht auszuhalten!, denken Kinder nicht: „Meine Bezugsperson hat heute einen schlechten Tag, sie meint das bestimmt nicht so. Stattdessen internalisieren sie: „Ich scheine nicht gut zu sein, so wie ich bin."

    Das, was Erwachsene sagen, wird zur inneren Stimme der Kinder.

    Es ist nicht unbedingt jeder einzelne Satz – wobei sich auch ein einzelner Satz für immer festsetzen kann –, aber es ist die Summe aller Sätze und aller Handlungen, die sie in der Kindheit erfahren, die Kinder und ihr Selbstbild bis ins Erwachsenenalter hinein prägen.

    Damit möchte ich keinen Druck machen und vermitteln, dass du eine Maschine werden sollst und nie wieder in der Nähe eines Kindes überfordert sein darfst. Doch ich will dir vermitteln, dass es sich lohnt, sich mit der eigenen Überforderung auseinanderzusetzen, einen Umgang damit zu erarbeiten, die eigenen Grenzen benennen zu können und auch deine eigenen kindlichen Anteile kennen- und lieben zu lernen. Ich will dir sagen, dass du auf der einen Seite in der Lage dazu bist, deinen emotionalen Zustand zu beeinflussen und positiver und gelassener durch den Tag gehen kannst und dass du auf der anderen Seite deine eigenen Strategien entwickeln kannst, um schlechte Laune, Stress und Herausforderungen zu bewältigen. Dieses Selbst-Bewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes ist essenziell, um mit Kindern zu arbeiten.

    Wie kann sich nun die persönliche Weiterentwicklung im pädagogischen Alltag bemerkbar machen? Mit schwierigen Situationen wirst du gelassener und damit professioneller umgehen können, wenn du dich mit deiner eigenen Persönlichkeit auseinandergesetzt und vertragen hast. Außerdem wirst du kompetenter und lösungsorientierter auftreten können, wenn du dir eigene Bewältigungs- und Handlungsstrategien erarbeitet hast.

    Um die Wirkung der Positivität in der Praxis zu verdeutlichen, möchte ich dir von einer Kita erzählen, die ich während der Corona-Pandemie begleitet habe:

    BEISPIEL

    Während es zum Abschluss des Kindergartenjahres 2021 unzählige Kitas gab, die Weiterbildungen und Sommerfeste abgesagt haben, hat die Kita Löwenzahn etwas anderes getan. Die Leitung, Frau Fischbach, entschied sich, die Situation so anzunehmen, wie sie nun einmal war, und einen Weg zu finden, um das, was sich alle Beteiligten wünschten, trotzdem umzusetzen. Statt eine Teamfortbildung mit allen 15 Mitarbeitenden durchzuführen, kam ich an drei verschiedenen Tagen in die Einrichtungen und arbeitete jeweils mit den Kleinteams an wertschätzender Kommunikation. Eine gemeinsame Reflexion fand einige Wochen später online statt. Natürlich wurden so an der einen oder anderen Stelle Abstriche gemacht, gleichzeitig konnte das Team jedoch handlungsfähig bleiben und sich gemeinsam weiterentwickeln.

    Genauso verhielt es sich mit dem Sommerfest. Auch in der Kita Löwenzahn fand kein großes Fest mit allen Kindern und Familien statt, doch auch hier fand Frau Fischbach einen Weg und organisierte drei einzelne Feste für die drei Teams, die allen Beteiligten gerade wegen der erschwerten Umstände besonders positiv im Gedächtnis blieben.

    Die Wertschätzung der Eltern gegenüber der Arbeit von Frau Fischbach und ihrem Team stieg und damit auch die Zufriedenheit des Teams. Auch wenn nur das subjektive Empfinden der Mitarbeitenden als Messinstrument gelten kann, berichtete das Team von seinem Eindruck, dass die Kinder ebenfalls weniger unter der Situation litten als es möglicherweise in anderen Einrichtungen der Fall war. Kein Wunder: Sie erlebten die Fachkräfte als positiv gestimmt, gewillt, mit der Herausforderung umzugehen – kreativ und lösungsorientiert.

    Natürlich können auch Absagen von Veranstaltungen und Angeboten von Professionalität zeugen. Dennoch wird an diesem Beispiel deutlich, welchen Einfluss eine positive Grundeinstellung ganz konkret auf die pädagogische Praxis haben kann.

    Eine positive Grundeinstellung im pädagogischen Alltag führt zu Kreativität, Handlungsfähigkeit und Lösungsorientierung und steigert damit das Wohlbefinden aller Beteiligten.

    Diese positive Grundeinstellung zeigt sich auch in der Vorbildfunktion der pädagogischen Fachkräfte: Sie prägen die Kinder durch ihr Verhalten, ihre Verfassung und ihre Bewältigungsstrategien. Wenn Kinder erleben, wie konstruktiv mit Widrigkeiten umgegangen wird, lernen sie das mit der Zeit ebenfalls. Und genau mit diesem Thema möchte ich gerne weitermachen.

    1.3 Die pädagogische Fachkraft: das permanente Vorbild

    „Erziehung ist Beispiel und Liebe, sonst nichts."

    FRIEDRICH FRÖBEL

    Es ist für dich vermutlich eine Selbstverständlichkeit, dass du als erwachsene Person, als pädagogische Fachkraft, ein Vorbild für die dir anvertrauten Kinder bist. Du gibst dir deshalb mit Sicherheit immer wieder Mühe, auf deine Wortwahl zu achten und den Kindern einen respektvollen Umgang vorzuleben – denn sie schauen sich ja alles von dir ab.

    Bei Dingen, in denen wir Kindern ein Vorbild sein sollten, denken viele wohl zuerst an Höflichkeit und Manieren: Bloß nicht fluchen, immer schön „bitte und „danke sagen und ordentlich am Tisch sitzen. Es gibt allerdings noch so viele weitere Situationen, in denen du permanent als Vorbild dienst und derer du dir vielleicht gar nicht bewusst bist. Dabei sind sie mindestens genauso wichtig, vor allem aber mindestens genauso prägend für Kinder wie Höflichkeit und Manieren. Es handelt sich dabei um Werte, Haltung, Weltanschauung, Menschenbild, Kommunikation, Zugang zu und Umgang mit Emotionen, Stressbewältigung. Ein pessimistischer Erzieher überträgt den Pessimismus unweigerlich auf die Kinder, eine resignierte Lehrerin wird der Klasse weder Begeisterung noch Motivation vermitteln können, und genauso wachsen Kinder von Eltern, die nun mal glauben, das Leben sei hart und unfair, wohl kaum besonders dankbar auf.

    Erwachsene Menschen bringen Kindern nicht nur bei, wie man sich in zwischenmenschlichen Situationen verhält, sie bringen ihnen auch bei, wie man denkt, fühlt und durchs Leben geht.

    REFLEXION

    Fragen, die du dir an dieser Stelle gerne stellen kannst, lauten:

    Wie möchtest du, dass Kinder die Welt betrachten?

    Wie möchtest du, dass Kinder sich selbst sehen?

    Welche Eigenschaften sollten deinem Wunsch nach Kinder im Laufe ihres Lebens entwickeln?

    Lea Wedewardt beschreibt in „Wörterzauber statt Sprachgewalt" (2022) eingehend, wie unsere Worte auf die Psyche der Kinder wirken und warum es so wichtig ist, achtsam mit unserer Sprache umzugehen. Dabei geht es ihr vor allem um Achtsamkeit, die Gewaltfreie Kommunikation und die positiven Formulierungen, die sicherstellen, dass Kinder nicht durch Worte verletzt werden. Einen weiteren Aspekt möchte ich noch ergänzen: Auch im Erwachsenenalter hören wir häufig Stimmen aus unserer Kindheit. Manchmal klingen sie ermutigend und manchmal tadelnd, teilweise fühlen wir uns deshalb besser und teilweise resultieren daraus Selbstzweifel. Doch wir hören diese Stimmen nicht nur, wenn es gerade um uns selbst, unsere Fähigkeiten und das geht, was wir schaffen können oder nicht –, wir werden in jedem erdenklichen Kontext davon beeinflusst.

    Die Stimmen aus unserer Kindheit konstruieren unser Weltbild.

    Aus dem Konstruktivismus geht die Annahme hervor, dass es nicht die eine Realität gibt, sondern dass wir alle uns unsere eigene Realität und unsere eigene Wahrheit aus unseren Erfahrungen und Erwartungen konstruieren. Wir haben zum Beispiel von unseren Eltern gehört, dass man hart arbeiten muss, um glücklich zu sein, und tragen diese Annahme als einen Glaubenssatz mit uns herum. In unserer Realität bedeutet Arbeit demnach Stress, Anstrengung und vielleicht sogar Qual. Aber da müssen wir eben durch, um glücklich zu sein, weil sich das so gehört. Für viele von uns ist diese Denkweise die einzige Wahrheit – weil uns dieses Bild vorgelebt wurde. Die Vorstellung, dass Arbeit auch Freude und Leichtigkeit bedeuten könnte, ist uns vollkommen fremd, und wenn jemand uns diese Annahme erzählen würde, würden wir vermutlich dagegen argumentieren oder zumindest innerlich darüber lachen. Die Bilder, die uns in der Kindheit in den Kopf gemalt wurden, haben sich stark in unser Unbewusstes gebrannt.

    Es bedarf einer ganzen Menge neuer Erfahrungen, Weiterentwicklung, Reflexion und Kontakte mit anderen Anschauungen, um daran etwas zu ändern und unsere inneren Bilder zu übermalen.

    Unabhängig von den Bildern, die in unseren eigenen Köpfen verankert sind und übermalt werden können, möchte ich dich fragen:

    Wie wäre es, wenn wir es schaffen würden, die Bilder, die wir in die Köpfe der Kinder malen, von vornherein so bunt und vielseitig wie nur irgendwie möglich zu gestalten?

    Wie wäre es, wenn wir nicht nur ein Vorbild für soziales Verhalten wären, sondern auch ein Vorbild für Glück, Wohlbefinden, positives Denken, Liebe, Leichtigkeit, Tatendrang und Lebensfreude?

    Wie wäre es,

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