Der Kampf mit Dämonen: Butler Parker 110 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Lady Agatha fühlte sich in ihrem Element. Sie saß am Steuer des kleinen Mini-Cooper, der ihrer Sekretärin und Gesellschafterin gehörte. Lady Agatha war eine große, stämmige Dame und erinnerte an die Walküre aus einer älteren Wagner-Inszenierung. Agatha Simpson befand sich mit ihrer Sekretärin auf der Fahrt zu einer Bekannten, die angerufen und fast hysterisch um einen Besuch gebeten hatte. Bevor die Detektivin Fragen stellen konnte, war auf der Gegenseite bereits aufgelegt worden. Daher die Eile. »Die Straße ist ein wenig glatt«, stellte Kathy Porter mit neutraler Stimme fest, um Lady Agatha nicht unnötig herauszufordern. »Man muß eben fahren können«, erwiderte sie mit ihrer tiefen, baritonal gefärbten Stimme. »Sie haben doch nicht etwa Angst, Kindchen?« »Natürlich nicht, Mylady«, gab Kathy Porter wider besseres Wissen zurück und zog den Sicherheitsgurt strammer. »Das möchte ich mir auch ausgebeten haben«, stellte Lady Simpson nachdrücklich fest, »ich bin ja schließlich keine Anfängerin.« Was nur teilweise stimmte. Sie besaß schon seit vielen Jahren einen Führerschein, hatte sich aber in der vergangenen Zeit immer nur fahren lassen. Erst seit einigen Monaten war ihr sportlicher Ehrgeiz wieder geweckt worden. Leider sehr nachhaltig, wie Kathy Porter fand. Sie wußte, daß Lady Simpson sogar mit dem Gedanken spielte, sich ein Motorrad anzuschaffen.
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Der Kampf mit Dämonen - Günter Dönges
Butler Parker -110-
Der Kampf mit den Dämonen
Roman von Günter Dönges
Lady Agatha fühlte sich in ihrem Element.
Sie saß am Steuer des kleinen Mini-Cooper, der ihrer Sekretärin und Gesellschafterin gehörte. Lady Agatha war eine große, stämmige Dame und erinnerte an die Walküre aus einer älteren Wagner-Inszenierung. Agatha Simpson befand sich mit ihrer Sekretärin auf der Fahrt zu einer Bekannten, die angerufen und fast hysterisch um einen Besuch gebeten hatte. Bevor die Detektivin Fragen stellen konnte, war auf der Gegenseite bereits aufgelegt worden. Daher die Eile.
»Die Straße ist ein wenig glatt«, stellte Kathy Porter mit neutraler Stimme fest, um Lady Agatha nicht unnötig herauszufordern.
»Man muß eben fahren können«, erwiderte sie mit ihrer tiefen, baritonal gefärbten Stimme. »Sie haben doch nicht etwa Angst, Kindchen?«
»Natürlich nicht, Mylady«, gab Kathy Porter wider besseres Wissen zurück und zog den Sicherheitsgurt strammer.
»Das möchte ich mir auch ausgebeten haben«, stellte Lady Simpson nachdrücklich fest, »ich bin ja schließlich keine Anfängerin.«
Was nur teilweise stimmte. Sie besaß schon seit vielen Jahren einen Führerschein, hatte sich aber in der vergangenen Zeit immer nur fahren lassen. Erst seit einigen Monaten war ihr sportlicher Ehrgeiz wieder geweckt worden. Leider sehr nachhaltig, wie Kathy Porter fand. Sie wußte, daß Lady Simpson sogar mit dem Gedanken spielte, sich ein Motorrad anzuschaffen. Das alles hing mit ihrem neuen Hobby zusammen, denn die Lady betrachtete sich als Schriftstellerin und war dabei, ihren ersten Kriminalroman zu verfassen. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, eine gewisse Agatha Christie in den Schatten zu stellen.
»Eine Kurve, Mylady«, erinnerte Kathy Porter mit einer Stimme, in der das ängstliche Beben kaum zu überhören war.
»Alles eine Frage der Fahrtechnik«, antwortete Agatha Simpson leichthin. »Sie werden sehen, wie ich die harmlose Strecke meistere.«
Die Straße war tatsächlich glatt. Ein starker Wolkenbruch, der die Stadt mit Wasser förmlich überflutet hatte, war in ein leichtes Nieseln übergegangen. Hinzu kam die Tücke gerade dieser Kurve, vor der Kathy Porter gewarnt hatte. Sie begann zwar harmlos, zog sich aber sehr eng zusammen.
Das aber wußte Lady Agatha nicht.
Sie fuhr mit viel Dampf in die Kurve hinein, merkte viel zu spät, daß sie zu schnell war und trat voll aufs Bremspedal. Da sie ohnehin eine äußerst energische Frau war, fiel dieser Bremsvorgang sehr nachdrücklich aus.
Der Mini-Cooper kam aus der Bahn, segelte wie ein Eisstock über die glatte Asphaltstraße und näherte sich Unaufhaltsam dem Schaufenster eines Milchladens auf der gegenüberliegenden Seite.
Kathy Porter schloß die Augen, als der Mini-Cooper krachend durch die berstende Scheibe flog. Glassplitter regneten auf das Dach des Mini-Coopers herunter. Blech kreischte, und Mylady fiel in den Sicherheitsgurt und wurde augenblicklich auf ihrem Sitz fixiert. Sie wußte sofort, daß ihr überhaupt nichts passiert war.
»Mylady?« erkundigte sich Kathy besorgt.
»Alles in Ordnung, Kindchen«, antwortete Agatha Simpson mit ungebrochener Stimme. Auch sie war angeschnallt gewesen und hatte nichts abbekommen. »Ich werde mich übrigens beschweren.«
»Worüber, Mylady?« fragte Kathy erstaunt und sah sich um. Der Mini-Cooper stand vor der Theke und hatte den dort stehenden Milchtank leckgeschlagen. Ein weißer Strom ergoß sich über die eingedrückte Motorhaube, auf der Milchpackungen, Butter, Käse und Eier fast hübsch dekoriert waren.
»Solche Kurven müßten verboten werden«, stellte Lady Agatha grimmig fest. »Überlegen Sie mal, Kindchen, was passiert wäre, wenn ich den Wagen nicht völlig beherrscht hätte!«
»Ich werde Ihnen sofort heraushelfen, Mylady.«
»Ich bin doch keine alte Frau«, raunzte Agatha Simpson ihre Gesellschafterin an. »Hoffentlich brauchen Sie nicht meine Hilfe, Kindchen.«
Lady Simpson wollte die Tür öffnen, doch die hatte sich verklemmt. Die stämmige Dame wußte jedoch Kat. Sie warf sich mit ihrem Oberkörper gegen die klemmende Tür, die daraufhin sofort mitsamt dem Schloß aufsprang und windschief in den Angeln hing.
»Eine gräßliche Unordnung hier«, meinte sie dann mißbilligend. »Die Ladeninhaber scheinen sich sehr gehenzulassen.«
Kathy Porter verdrehte ergeben die Augen. Sie kannte Lady Simpson nur zu gut. Es war sinnlos, ihr mit Gegenargumenten zu kommen, sie hätte darauf nicht gehört.
»Junger Mann«, raunzte sie bereits den Ladeninhaber an, der sich endlich in das Chaos hineintraute. »Kennen Sie sich hier in der Gegend aus?«
»Na… natürlich«, stotterte der junge Mann, der einen weißen Verkaufskittel trug.
»Sehr schön«, sagte Agatha Simpson, »bin ich auf dem richtigen Weg nach Crane Cottage?«
»Nein«, antwortete der junge Mann, der sich von seiner Verblüffung erholt hatte, »fahren Sie noch durch mein Büro, dann kommen Sie mit Sicherheit hin.«
*
Die muntere Unterhaltung wurde jäh gestört, als ein junges Mädchen von etwa zwanzig Jahren im Chaos erschien.
Sie war mittelgroß, schlank und hatte blondes Haar. Obwohl sie die Augen weit geöffnet hatte, schien sie das heillose Durcheinander im Ladenlokal überhaupt nicht zu sehen. Sie benahm sich wie eine Schlafwandlerin und schien in Trance zu sein. Sie stieg automatisch und dennoch geschickt über die Flaschentrümmer und Butterpackungen hinweg und strebte dem Ausgang zu. Dabei kam sie dicht an Agatha Simpson vorbei.
»Stimmt irgend etwas nicht?« fragte die Lady.
»Gwen«, rief der junge Mann die junge blonde Frau an. »Gwen, wo willst du hin? Gwen, so antworte doch?«
Sie bekam seine dringenden, fast ängstlichen Fragen überhaupt nicht mit, ging weiter und schüttelte seine Hand wie ein lästiges Insekt ab. Eine Hand, die sich mahnend auf ihre rechte Schulter gelegt hatte.
»Sollte ich sie derartig erschreckt haben?«
»Nein«, gab der junge Mann im weißen Kittel zurück. »Sie ist schon seit ein paar Stunden so. Ich wollte schon den Arzt holen.«
»Tun Sie’s sicherheitshalber«, meinte die Detektivin und nickte ihrer Gesellschafterin und Sekretärin zu, die sich sofort an die Fersen der jungen Frau heftete.
Gwen, wie der junge Mann sie genannt hatte, stand bereits auf dem Gehweg und schien unschlüssig zu sein, in welche Richtung sie sich wenden sollte. Sekunden später aber überschlugen sich bereits die Ereignisse und nahmen eine schreckliche Wendung.
Ein Sattelschlepper näherte sich der Kurve, minderte die Fahrt und wurde dann jäh und verzweifelt abgebremst. Gwen hatte sich eindeutig in voller Absicht vor den schweren Wagen geworfen, dessen Bremsen aufkreischten. Der Fahrer versuchte zwar noch, den Sattelschlepper herumzureißen, doch er schaffte es nicht mehr. Die junge Frau war plötzlich nicht mehr zu sehen.
Der Fahrer des Sattelschleppers war kreidebleich, als er aus dem Wagen stieg. Er rannte nach vorn, bückte sich, suchte nach der jungen Frau, richtete sich wieder auf, hob ratlos die Schultern, bückte sich erneut, suchte, stand wieder auf und fuhr sich durchs Gesicht.
»N… nichts«, stotterte er entgeistert, »nichts! Das kann doch gar nicht sein. Ich hab’ sie doch deutlich gesehen. Aber da ist nichts! Keine Frau, nichts. Und ich hab’ sie doch deutlich gesehen!«
»Reißen Sie sich gefälligst zusammen, junger Mann«, raunzte die Lady den Fahrer an. »Kathy, ist da noch etwas zu machen?«
Kathy Porter, die einen Hosenanzug trug, richtete sich gerade auf. Auch sie hatte Ausschau nach dem Opfer gehalten. Kathy Porters Gesicht hatte einen völlig verblüfften Ausdruck angenommen, als sie sich Lady Agatha zuwandte.
»Nichts«, sagte auch sie ratlos, »auch ich habe sie doch deutlich gesehen.«
»Bin ich denn von Schwachköpfen umgeben?« Agatha Simpson war in milden Zorn geraten. Sie stapfte auf ihren stämmigen Beinen nach vorn zum Wagenkühler und ließ sich auf ihre Knie nieder. Als sie sich aufrichtete, zeigte ihr Gesicht nichts als grenzenloses Erstaunen.
»Tatsächlich«, murmelte sie, »nichts zu sehen. Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Hallo, Sie, junger Mann!«
Der junge Mann im weißen Kittel kam irgendwie ängstlich aus dem Ladenlokal, erinnerte an einen scheuen, oft geprügelten Hund und sah Lady Simpson aus weit geöffneten, fragenden Augen an.
»Sie haben diese Gwen doch ebenfalls gesehen, nicht wahr?« wollte Lady Agatha wissen.
»Bestimmt«, erwiderte der junge Mann. »Und … und sie ist nicht da?«
»Zu makabren Scherzen bin ich nicht aufgelegt«, fuhr die resolute Sechzigerin ihn an. »Wer ist Gwen? Ihre Frau?«
»Meine Schwester«, antwortete der junge Mann, »und sie liegt wirklich nicht unter dem Wagen?«
»Überzeugen Sie sich selbst«, ermunterte Lady Simpson ihn grimmig. »Könnte ja sein, daß wir uns nur getäuscht haben.«
»Nein, nein, ich kann so was nicht sehen«, wehrte der junge Mann ab.
»Sehen Sie gefälligst nach, junger Mann«, dröhnte die Stimme der älteren Dame, die an die eines altgedienten Wachtmeisters erinnerte. »Wir treiben hier kein Gesellschaftsspielchen.«
Der junge Mann ging scheu und zögernd nach vorn zum Sattelschlepper, bückte sich nun ebenfalls, warf einen kurzen Blick unter den Wagen und richtete sich hastig wieder auf.
»Ich … ich kann auch nichts sehen«, sagte er erleichtert und nachdenklich zugleich. »Gott sei Dank, daß ihr nichts passiert ist.«
»Wo haben Sie sie zuletzt gesehen?«
»Oben, in ihrem Zimmer.«
»Schauen wir dort nach«, meinte Lady Agatha grimmig, »dieses Rätsel verlangt nach einer Lösung.«
Nun, sie brauchten nicht nach der jungen, blonden Frau zu suchen. Sie stand plötzlich vor ihnen in der lädierten Tür des Milchgeschäftes und