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Die schönsten Sagen aus Hessen
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eBook317 Seiten1 Stunde

Die schönsten Sagen aus Hessen

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Über dieses E-Book

Alte Sagen neu belebt und exklusiv illustriert. Quer durch Hessen, von Witzenhausen bis Heppenheim, von Limburg bis Fulda nehmen uns der Autor Burckhard Garbe und der Künstler Albert Völkl mit auf eine imaginäre Reise in die Welt der Zwerge, Hexen, Teufel, Geisterreiter und tollkühnen Frauen. Aus dem Fundus der heimischen Sagen hat Burckhard Garbe, Germanist und Grimm-Kenner, die schönsten ausgewählt. Er hat ihren überlieferten Kern stets erhalten, ihn aber liebevoll zu einer Geschichte ausgeschmückt und den Sagen damit ihren ursprünglichen Unterhaltungswert zurückgegeben. Die exklusiven Scherenschnitte von Albert Völkl ergänzen die Texte auf besonders harmonische Weise. Wie die Sagen lassen sie vieles im Dunkeln und beflügeln so die Phantasie des Lesers. Der Scherenschnittkünstler und Schattentheaterspieler Albert Völkl aus Nordhessen gestaltete den sagenhaften "Heppenheimer Laternenweg" – mit seinen etwa 120 Scherenschnitten eine einzigartige hessische Sagensammlung.
SpracheDeutsch
HerausgeberProlibris Verlag
Erscheinungsdatum6. Juni 2017
ISBN9783954751624
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    Buchvorschau

    Die schönsten Sagen aus Hessen - Burckhard Garbe

    Die schönsten Sagen

    aus Hessen

    ausgewählt und erzählt

    von Burckhard Garbe

    Scherenschnitte

    Albert Völkl

    Prolibris Verlag

    Mit freundlicher Unterstützung des Magistrats der Kreisstadt Heppenheim

    – Kultur- und Sportamt –

    © Prolibris Verlag Rolf Wagner, Kassel, 2017

    Tel 0561/766 44 9-0, Fax 0561/766 44 9-29

    www.prolibris-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten, auch die des auszugsweisen Nachdrucks

    und der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung 

    und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

    Alle Bilder: Albert Völkl, außer Fotos S. 145 u. 185

    Seitenzahlvignette, Autorenportrait und Reihenlogo: Veronica Felgentreu

    Lektorat: Dr. Anette Kleszcz-Wagner

    E-Book: Prolibris Verlag

    E-Book ISBN: 978-3-95475-162-4

    Dieses Buch ist auch als Printausgabe im Buchhandel erhältlich.

    ISBN: 978-3-935263-79-5

    Vorwort

    Vom Wesen der Sage

    Der besondere Reiz der Sage liegt in ihrem wahren Kern, der ihr zu Grunde liegen soll. Sie erzählt von Erlebnissen, die sich so oder ähnlich ereignet haben könnten, und von den Spuren, die sie hinterlassen haben und die zum Teil noch heute besichtigt und erkundet werden können. Im Gegensatz zum Märchen, das fast nie Ort und Zeit benennt, also im fiktiven Irgendwo spielt, gibt die Sage ihren Handlungsort an, nennt Gemarkungen und Gebäude und berichtet von realen (bekannten wie unbekannten) Persönlichkeiten der regionalen Geschichte. Dadurch stellt sich beim Leser, der die Region kennt, eine ganz besondere Betroffenheit ein. Liest man von unheimlichen Geschehnissen, die im eigenen Lebensumfeld passiert sein sollen, erhöht das den Nervenkitzel. Der Lesegenuss und die Spannung steigen, wenn es dem Erzähler gelingt, den dokumentarischen Kern der Sage zu beleben.

    Regionalität als Vorteil

    Alle für diesen Band ausgewählten Sagen stammen aus Hessen. Das bietet dem Leser aus diesem überschaubaren Gebiet den Vorteil, die einzelne Sage meist räumlich zuordnen zu können. Aber auch wem nicht jeder Ort bekannt ist, der in den Sagen eine Rolle spielt, kann ihn schnell auf der Karte am Anfang des Buches lokalisieren und lässt sich ja vielleicht sogar zu einem Ausflug an die Originalschauplätze verführen. Ein besonderes Vergnügen ist dann der gedankliche Vergleich vom Beschriebenen aus alter Zeit mit dem heute noch Sichtbaren.

    Alte Sagen ans Licht geholt

    Der vorliegende sechste Band der Sagenreihe, in dem Burckhard Garbe seine Auswahl hessischer Sagen erzählt, wurde in besonderer Weise durch die Stadt Heppenheim angeregt. Die Hessentagsstadt 2004 kann wohl ohne Übertreibung als die hessische Sagenstadt bezeichnet werden. Und dies nicht nur, weil besonders viele Sagen aus der Stadt an der Bergstraße überliefert wurden. Seit dem Jahr 2001 werden hessische Sagen im Stadtbild Heppenheims im wahrsten Sinne des Wortes ans Licht gebracht. Der Grafiker Albert Völkl, der dieses Buch illustrierte, machte mit seinen Scherenschnitten Altstadtlaternen zu Kunstwerken. Er belebt damit alte Erzähltraditionen wieder, denn die Laternenbilder lassen im Kopf der Vorübergehenden Geschichten entstehen. Sicher die ungewöhnlichste Sammlung hessischer Sagen. Im zweiten Teil dieses Buches wird sie mit erläuternden Kurztexten festgehalten.

    Unterhaltung durch Auswahl und Erzählweise

    Der erste Teil des Buches mit seinen 26 erzählten Sagen will keine dokumentarische Sagensammlung sein und erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Gegenteil wurde hier bewusst ausgewählt. Immer unter der Prämisse, den Sagen wieder ihren Unterhaltungswert zurückzugeben. Denn Sagen erzählte man sich in Spinnstuben, Wirtshäusern und im Kreis der Großfamilie, weil sie außergewöhnliche, meist unerklärliche Vorkommnisse beschrieben. Dabei wechselten von Erzähler zu Erzähler jeweils die Zutaten, wurde mehr oder weniger ausgeschmückt, nur der Kern der Sage – die unerhörte Begebenheit – blieb konstant und wurde weiter tradiert.

    Der Autor Burckhard Garbe, Hochschullehrer in Göttingen, Germanist und Grimm-Kenner, will den alten Sagen hier wieder ihre ursprüngliche Kraft zurückgeben. Er beschränkt sich nicht auf die Auswahl, trägt nicht nur zusammen, sondern versetzt sich in die Tradition des Sagen-Erzählens, schmückt die Geschichten um den essenziellen, unangetasteten Kern herum weiter aus, wirft hier einen erklärenden Einschub ein, macht dort Zusammenhänge sichtbar. Um den Sagen ihren ganz eigenen Charakter zu erhalten, bleibt er weitgehend bei der leicht archaischen Sprache – dem Originalton der Sagen – und entwickelt schon dadurch eine eigenartige Atmosphäre und entführt in eine andere Zeit.

    Burckhard Garbe wendet sich mit diesem Buch an alle, die sich auf die Sagen einlassen wollen, weil sie in dieser Literaturform ein Stück regionaler Eigenart suchen, ebenso wie an die Leser, die hier einen Kontrast sehen zu unserer technisierten, aufgeklärten und bis in die letzten Winkel ausgeleuchteten Welt oder die sich einfach nur unterhalten lassen wollen. Auf angenehm beiläufige Weise erfährt der Leser einiges über seine Region, über alte Zeiten, Bräuche, Ängste und Rituale.

    Scherenschnitt als optimale Visualisierung

    Dieser Idee entsprechen in idealer Weise die Scherenschnitte des Schattentheaterspielers und Scherenschnittkünstlers Albert Völkl, der alle Scherenschnitte dieses Buches eigens zu den entsprechenden Sagen angefertigt hat. Seine Illustrationen  sind nicht reine künstlerische Phantasiegebilde, sondern spiegeln oft den Ortsbezug der Sage durch ein erkennbares Ortsdetail wider. Dabei entspricht der Scherenschnitt als Medium in idealer Weise der Sage. Genau wie sie teilt er die Welt in Schwarz und Weiß, reduziert die Darstellung auf wesentliche Linien und verrät nicht alles, lässt vieles im Dunkeln. Genau wie die Sage zum geistigen Ausmalen der Szene reizt, fordert der Scherenschnitt den Betrachter heraus, Details hinzuzudenken. Die Fantasie des Lesers wird durch diese Illustration nicht eingeschränkt, sondern beflügelt.

    Rolf Wagner

    Prolibris Verlag

    TEIL 1

    Hexenritt

    Ein Bursche aus Berfa bei Alsfeld hatte sich in ein Mädchen verliebt und sie sich in ihn, und war beschlossen, sie wollten einander heiraten. So sahen sich Braut und Bräutigam nun häufig, und hatten sie ihre Lust aneinander.

    Einmal kam der Bursche wieder zu ihr, und war es just zu Beginn jener Nacht, die ebenso nach der heiligen Walpurgis heißt wie die Hauptkirche in Alsfeld; da schlich sich der Bursche ins Haus seiner Braut hinein, wollte er sie doch überraschen. Aber, wie überrascht war er nun, als er ins Zimmer des Mädchens durch das Türfenster schaute und sah, wie sie gerade ihre Kleidung von sich tat, und als sie nackt war, griff sie nach einem Glas mit Salbe, und salbte sie sich vom Kopf bis zu den Füßen und ließ keine Handbreit am Körper aus, dazu sagte sie:

    „Ich salbe mich mit Hexenfieder

    Und stoß’ an keiner Ecke wider."

    Sofort fuhr sie zum Schornstein hinaus und zum nahen Bechtelsberge hin, dem hessischen Blocksberge, wie er im Volke heißt, sich zu treffen mit ihren Schwestern zum Tanze.

    Der Bräutigam war erst erschrocken, dass seine Braut sollte eine Hexe sein. Aber dann nahm er’s gelassen und befiel ihn die Neugier. Da stand noch das Glas mit der Hexensalbe, und tat er es nun dem Mädchen nach, zog sich aus und bestrich sich gründlich mit der Salbe, und sagte er dabei:

    „Ich salbe mich mit Hexenfieder

    Und stoß’ an alle Ecken wider."

    Er hatte in der Aufregung nicht gut zugehört und darum versah er’s. So ging es auch mit ihm im Hui durch den Schornstein, aber stieß er an alle Ecken und Kanten und Bäume, dass es ihn am ganzen Körper gar schmerzte. Endlich gelangte auch er mit viel Mühe auf dem Bechtelsberge an. Dort sah er sich allein unter Hunderten Hexen. Die waren über sein Erscheinen ebenso erschrocken wie er über ihre Versammlung.

    Nach kurzer Beratung machten die Hexen ihn zu ihrem Musikanten, und sollte er den Hexentänzen aufspielen. Er bekam eine glänzende, neue Trompete, auf der er zu blasen hatte, und hörte es sich an wie:

    „Ich blase, ich blase die Haare weg,

    Die Haare der Katz’ von hinten hinweg!"

    Und wunderte er sich darüber. Auch spielte er schnelle Melodien, während die Hexen in einer kleinen Vertiefung, der Hexenkaute oder Silberkaute, in wildem Tanze sich drehten. Das ging so bis weit nach Mitternacht, ja bis in den frühen Morgen.

    Als dann der Tanz endlich zu Ende war, machten die Hexen ihm die Trompete zum Geschenke, gaben ihm noch einen Ranzen voll Kreppeln obendrein, und sollte ein dreibeiniger Ziegenbock sein Reitpferd sein, doch durfte er beim Reiten weder denken noch sprechen. Mit einem Mal waren alle Hexen fort, und der Bursch gab dem Bocke die Sporen. 

    Nach langer Zeit des Reitens kamen sie an ein großes Wasser.

    ‚Ich sehe hier Brücke nicht, nicht eine Fähre,

    Ach, wenn ich nur über dies Wasser schon wäre!’

    In diesem Augenblicke tat der Ziegenbock einen hohen Sprung wie über einen Kirchturm, und lag der Bursch nun, nach unsanftem Fall, am anderen Ufer. Sein dreibeiniger Bock aber blieb für immer verschwunden.

    Nun befiel ihn der Hunger und wollte er speisen. So öffnete er den Ranzen, und wollte er sich an den Kreppeln erfreuen; doch befand sich an Stelle der Kreppel nun Pferdemist und statt der blanken Trompete lag eine verendete Katze darin, der er die Haare weggeblasen hatte. Nun verstand er die Worte.

    So ging der enttäuschte Hochzeiter nun also auf Schusters Rappen gen Hause, und hatte er lange, lange zu gehen. Und konnte er nachdenken, ob er eine Hexe zur Braut haben wolle oder nicht.

    Die Frau von Bensheim

    „Der kimmt hinnerum wie die Fraa vun Bensem", so sagt man im Dialekt an der Bergstraße, wenn jemand hartnäckig seinen Willen durch die Hintertür durchsetzt. Aber, wer war die Frau von Bensheim?

    Die Chronisten schrieben das Jahr 1644, es war also kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges, da hatten Schweden und Franzosen Bensheim belagert, Wochen um Wochen, und die Bensheimer

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