Hovawart: Charakter, Erziehung, Gesundheit
Von Ulrike Stickel
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Buchvorschau
Hovawart - Ulrike Stickel
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Einleitung
Hovawart ist ein ausdrucksstarker Name, der aus dem hochmittelalterlichen Sprachgebrauch stammt. Er ist die Rassebezeichnung für einen ebenso ausdrucksstarken Hund.
Wohl jeder Hovawartbesitzer kennt die Frage: „Ein Hova-was? Mitunter werden diese Hunde von Laien sogar mit einem „schönen Mischling
verwechselt. Das liegt daran, dass diese Rasse durch strenge Zuchtbestimmungen, die die Zuchteinsätze sowohl von Rüden als auch von Hündinnen konsequent reglementieren, nie zu einem Modehund geworden ist. Das soll auch in Zukunft so bleiben, um Wesen, Leistungsbereitschaft und Aussehen dieser Hunde zu erhalten.
Doch wer die Rasse einmal kennengelernt hat, kommt schwer wieder von den vielseitigen Hunden los. So erging es auch meiner Familie und mir, als 1987 unsere erste Hovawarthündin einzog. Sie hat uns mit Charme, Temperament, Lernbegier und Einfühlungsvermögen, aber auch mit ihrem Dickkopf in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Ihre Tochter und später ihre Enkelin, die uns weiter begleiteten, taten es ihr nach, und doch war jede auf ihre Art etwas anders und wird uns als eigenständige Persönlichkeit in Erinnerung bleiben. Dieses Buch richtet sich an alle, die den Hovawart kennenlernen und verstehen möchten, auch vor dem Hintergrund seiner Entwicklungsgeschichte vom Hofhund ohne Ansprüche zum Hovawart der heutigen Zeit, und die bereit sind, mit einem Hund zusammenzuleben, der sie einerseits fordert, aber andererseits ihr Leben auch ungeheuer bereichert.
Elisabeth Nägle mit einem Welpen aus ihrer Zucht. (Foto: Nägle)
Als Betreuerin der Welpenvermittlung erreichen mich sehr häufig die Fragen: Hovawarte sind so schön, aber sind sie wirklich so schwer zu erziehen und darum für Anfänger ungeeignet? Sind es denn familientaugliche Hunde? Die Antwort ist dann immer: Sie entwickeln sich so, wie ihr Mensch es ihnen vorgibt, und lernen auch in diesem Maße. Deshalb ist nichts wichtiger als eine gute Aufzucht und eine stabil aufgebaute Bindung. Dann geht Ihr Hovawart mit Ihnen durch dick und dünn, egal ob es der erste oder der x-te Hund in Ihrem Leben ist.
Worauf man bei der Aufzucht, der Erziehung und im Alltag achten muss, damit der Hovawart und seine Familie zusammen glücklich werden, wird in diesem Buch ausführlich erklärt. Und ganz sicher werden schon bald auch diejenigen, die sich zum ersten Mal für einen dieser Hunde entschieden haben, wie alle Hovawartleute auf dem Standpunkt stehen: „Einmal Hovi, immer Hovi!"
Die Geschichte des Hovawarts
Hunde vom Typ des Hovawarts gab es bereits im Mittelalter. Als Rasse im heutigen Sinn haben diese Hunde jedoch eine recht junge Geschichte.
(Foto: Maurer)
Der altertümliche Name Hovawart scheint auf den ersten Blick für eine alte Rasse mit bedeutender Geschichte zu stehen. Doch wenn man genauer recherchiert, stellt man fest, dass es sich bei den Hunden, die im Mittelalter Hofewart, Hofe-wart oder Hofwart – also Wächter des Hofes – genannt wurden, nicht um Rassehunde handelte, sondern um typähnliche Hunde mit gleichen Veranlagungen.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann man damit, gezielt Hunde nach dem Vorbild dieses alten Typs zu züchten. Von einer gefestigten Rasse dürfen wir erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts sprechen, nachdem keine Einkreuzungen mehr vorgenommen wurden und der Genpool somit geschlossen war.
Schon Germanenstämme sollen Hunde, deren Aussehen und Wesen dem des heutigen Hovawarts ähnelten, in ihre Siedlungen integriert haben, und bereits im 13. Jahrhundert wurde der „Hofewart in den Gesetzeswerken „Sachsenspiegel
und „Schwabenspiegel erwähnt. Hier wird für seine Entwendung oder Tötung eine Strafe verhängt, die einen gleichwertigen Ersatz und eine Buße von drei Schillingen verlangt. Auch der deutsche Gelehrte und Bischof Albertus Magnus beschreibt zu dieser Zeit die „großen hofwarten, zotthaarig und hängeohrig zum ußspüren der dieb und der bösewicht
. Vom „fahrenden Volk wurden sie als „Bauernrekel
oder „Petzen" beschimpft, aber sicher erst, nachdem sie die Eindringlinge vom Hof gejagt hatten.
Die Hunde von Curt F. König beim Spaziergang. (Foto: C. F. König, zur Verfügung gestellt vom RZV für Hovawarthunde)
Wie bereits erwähnt, ähnelten sich diese Hunde zwar alle, waren aber Mischlinge, die sich auf den Bauernhöfen oder auch in den Städten unkontrolliert vermehrten und sich für die Arbeit mit dem Menschen bewährt hatten. Der hängeohrige Hund mit dem halblangen Haarkleid musste sich durch ein ausgeglichenes Wesen, Arbeitswillen und Ausdauer für seine Besitzer als geeignet erweisen, egal wer seine Vorfahren waren. Er war revierbeständig, bewachte das Eigentum, die Menschen und das Vieh. Er war derb, wetterresistent und hatte einen souveränen Charakter. Vor einen kleinen Wagen gespannt, transportierte er Milch oder wurde zum Drehen der Buttermaschine eingesetzt.
Aus heutiger Sicht waren die frühen Hovawarte bereits Gebrauchshunde, da sie dem Menschen in vielfacher Hinsicht nutzten. Hunde, die diesen Vorgaben nicht entsprachen, wurden damals mit Sicherheit ausgemerzt und bestimmt nicht bewusst zur Nachzucht eingesetzt.
Der zweite Hundetyp, der im Mittelalter in unseren Regionen existierte, war der „Wind oder „Winte
. Es handelte sich hierbei um einen schlanken Jagdhund, der dem hohen Adel vorbehalten war. Er begleitete die Damen und Herren zur Jagd und lebte in ihren Schlössern. Wehe, ein Bauern- oder Bürgerhund wäre beim Jagen erwischt worden! Das wäre nicht nur für den Hund, sondern auch für seinen Halter schlimm ausgegangen.
Die damaligen „Hofewarte waren im Gegensatz zu den „Winten
mit Sicherheit keine verwöhnten Tiere, denn ihre Besitzer waren einfache Leute, die immer um ihr Überleben zu kämpfen hatten. Doch sie wurden geschätzt und lebten so gut, dass ein unbekannter Dichter des 13. Jahrhunderts schrieb: „Ich waere ungerne dâ ein wint, dâ die stumpfen hovewart werder danne de winde sint."
Im 21. Jahrhundert würde er schreiben: „Ich würde nicht gern da ein Windhund sein, wo die stumpfen (bodenständigen) Hovawarte wertvoller als die Windhunde erachtet werden."
Hunde vom Typ des „Hofewart" existierten weiter über die Jahrhunderte und wurden vor allem von Bauern auf ihren Höfen gehalten. In den Städten dominierten beim Bürgertum und auch beim Adel nun unterschiedliche Rassehunde aller Größen. Der