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Schweinzeit
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eBook192 Seiten1 Stunde

Schweinzeit

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Über dieses E-Book

Tomas Ohse ist ein Vollhorst. Die Freundin im letzten Türkeiurlaub an einen Animateur verloren, fristet er ein freudloses Dasein als Versicherungsvertreter. Just an dem Abend, als er im Vollrausch beschließt, seinem Leben eine neue Richtung zu geben und Philosoph zu werden, klingelt ein sprechendes Schwein an seiner Tür. Als wäre das nicht ungewöhnlich genug, verfügt das Tier über die seltene Gabe, mit einem Furz durch die Zeit zu springen. Ein solcher Sprung soll Ohse an die Wurzel seines Elends zurückführen. Und nicht nur seines. Denn das Schwein hat einen Auftrag. Den Untergang der DDR verhindern. Kann das gutgehen? Erleben Sie Tomas Ohse, das Schwein, Egon Krenz, Johannes den Täufer, Doro Pesch, Nancy, einen entführten Muezzin, Hermann Göring, Oma Ursel und viele andere in der beschissensten Zeitreise aller Zeiten. Menschen, Tiere, Kriegsverbrecher- willkommen in der Schweinzeit.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum20. Okt. 2014
ISBN9783957910202
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    Buchvorschau

    Schweinzeit - Andreas Puchebuhr

    Epilog

    Intro

    Im Grunde genommen gibt es nur zwei Sorten von Büchern. Solche, nach deren Lektüre man sich schlechter fühlt als vorher – und eben die, wo man sich nach dem Lesen besser fühlt. Andreas Puchebuhr verwöhnt die Welt mit der zweitgenannten Sorte. Das ist kein Spoiler. Und die Erwartungen treibe ich damit sicherlich auch nicht zu sehr in die Höhe. Denn selbst als von Puchebuhrs Werk bisher unbeleckter Leser – und ich bin sicher, mit »Schweinzeit« wird eine neue Welle an Fans einher kommen – werden Sie schon in wenigen Minuten wissen, was ich meine. Jemand, der mit einer bloßen kleinen Liste an Vorlieben seines Protagonisten bereits mehr sagt, als man oft erst in vielen zähen Kapiteln erfährt, macht definitiv etwas richtig.

    Meine Damen und Herren: Jagdzeit, Mahlzeit, Keimzeit, Laichzeit, Brunftzeit und Paarungszeit sind die eine Sache. Ab heute wird für Sie der Begriff »Schweinzeit« für den gesamten Rest ihres Lebens mit diesem Buch verbunden sein. Und was für ein Buch das ist.

    Da. Es geht schon los.

    Hocherfreut, Toby Fuhrmann.

    Prolog

    Tagebucheintrag Tomas Ohse vom 17.05.2014

    Heute Morgen habe ich verschlafen.

    Weil mein Körper schlauer ist als ich.

    Ich habe ihn gezwungen, aufzustehen.

    Aua.

    Hab mir Duftzerstäuber »Frühlingswiese« ins Auge gesprüht. Aus Versehen auf dem Klo.

    Wäre ich nur liegen geblieben.

    Wer bin ich, dass ich es wage, meinen Körper derart herauszufordern?

    Ich bin ein Vollhorst.

    Mittags hat mir ein Mann etwas erzählt.

    Achtundvierzig Minuten lang.

    Ohne Betonung.

    Ohne Absätze und Pausen:

    EinImmobilienmaklersollseineWohnungverkaufenderweißaberdenWertdesElektrokaminsnichtzuschätzenderKaminhatvorzweiJahrenfünftausendEurogekosteterspendetwohligeWärmeflackertistungefährlichundkommtimdunkelbraunenkacheldesigndaherundaußerdemhabendieihnvollübernTischgezogenmitdemHausgeldweilderGärtnernieimLebensovielabgerechnethatdasWasserhatauchkeinenDruckundwarmwirdeserstnacheinerViertelstundeimKellerschimmeltesaufdemDachbodendarfmankeineWäschetrocknenvorzwölfJahrenistermalaufeinerBohrplattformvonderLeiteraufdenKopfgefallenseitdem …

    DAS GEHT MIR DERMASSEN AM ARSCH VORBEI!

    Warum habe ich nichts Ordentliches gelernt?

    Alles ist meine Schuld.

    1

    Versicherungsbüro Tomas OhseÖffnungszeiten Mo.– Fr. von 09.00 – 13.00 Uhr, Mo.– Do. von 14.00 – 18.00 Uhr und nach Vereinbarung

    Feierabend. Ich hätte schwören können, dass gestern der internationale Tag des Contenanceverlustes war. Bis zum ersten Anruf heute Morgen. Es geht noch viel, viel schlimmer. Ich MUSS mein Leben ändern. Dringend. Und komplett. Diesmal darf das auch nicht die klassisch halbgare Entschlussbrühe von wegen weniger Fett, frische Luft, Kröten über die Straße helfen, eigentlich-ist-der-Job-ja-gar-nicht-mal-so-beschissen-ömmel-ömmel, Ökostrom und so weiter werden. Nein. Nein? Nein! Der Vollwaschgang. Die Ich-Werdung des Kompromiss-Ichs.

    Allerdings gestalten sich die ersten Schritte schwieriger, als ich zunächst angenommen hatte. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich sehr zielorientiert und daher in der Regel querlese. Zumindest Fachliteratur:

    Robbins Power Prinzip.

    Boxen und Managen.

    Träume wagen (mit Ausrufezeichen).

    Das Pinguin-Prinzip.

    Haufes Selbstmanagement mit CD, die ich noch nicht mal ausgepackt habe.

    In vier Stunden. Mit einer Kack- und zwei Kaffeepausen. Das muss reichen. Denn wenn ich mein Leben auf ein Rollmaßband projizieren soll – wie einer der Schlauschinken mir vorschlägt – und die bereits verlebten Jahre in Zentimetern abschneide, darüber hinaus aufgrund meiner Sauferei davon ausgehen kann, dass ich mit etwas Glück siebenundsechzig werde, dann bleiben nicht viele Zentimeter, um Ratgeber zu lesen.

    Aber so viel habe selbst ich verstanden: Ich muss mein verknotetes Dasein entwirren und in eine neue Richtung lenken. Dazu brauche ich Ziele. Ich habe aber keine. Also wäre es hilfreich, erstmal meine wahren Talente und Bestimmungen zu erkennen. Hier liegt der nächste leblose Hase im Pfeffer. Oder korrekter formuliert: in vier vollgekritzelten A5-Zetteln, die den Schreibtisch meines verfickten und seit vierunddreißig Minuten geschlossenen Ver­sicherungsbüros bedecken. Die mühsam erarbeitete Vorlieben-/ Aversionsmatrix des Tomas Ohse:

    A Meine Vorlieben

    1. Heavy Metal

    2. Verreisen

    3. Bier trinken

    4. Schlafen

    5. Das Meer und/oder Schiffe. Vorzugsweise Segelschiffe.

    6. Häkeln. Aber nur Schlangen. Für Topf­lappen rolle ich die Schlangen auf und nähe sie quer zusammen. Also kann ich eigentlich Topflappen häkeln.

    7. Lesen

    8. Essen. Am liebsten Kartoffelpuffer, Mettbrötchen, Sushi und Sachen mit Knoblauch. Eigentlich esse ich fast alles außer Pansen.

    9. Eigentlich. Das Wort.

    10. Theken. Aber nur aus Holz. Mit Fußrohr. Heißt das so? Ich meine ein Rohr, wo man seine Füße draufstellen kann, wenn man an der Theke sitzt, damit die Beine nicht vom Barhocker bammeln. Von der Theke aus sollte man Fußball gucken können.

    11. Whisky. Ohne »e«.

    12. Zinnsoldaten

    13. Blonde Frauen. Oder Rothaarige ohne Sommer­sprossen. Und Brünette. Schwarzhaarige auch. Aber die dürfen keinen Damenbart haben oder dicke Haare auf den Unterarmen. Misstrauisch bin ich bei angewachsenen Ohrläppchen. Dagegen finde ich nach oben laufende Nasenspitzen scharf. Wie zum Beispiel bei Ireen Sheer. Und Schlupflider.

    14. Überflüssige Fakten. Zum Beispiel den Unanwendbarkeitsparagraphen für die See- und Rückversicherung. Oder warum die Bäcker in Münster einen eigenen Feiertag haben.

    15. Lustig sein.

    16. Malen. Überwiegend Menschen mit Knollnasen, breitem Mund und gelben Gesichtern. Auf jedem Bild versteckt sich mindestens ein Kind mit Metal-Shirt.

    B Meine Aversionen

    1. Ich hasse es, wenn die Muster bei gemusterten Textilien an den Nähten versetzt sind.

    2. Lärm. Außer bei Musik. Den Krach von Maschinen, die Bleche und so weiter stanzen und biegen, mag ich ganz besonders nicht. Am schlimmsten sind Schleif – und Flexgeräusche. Oder kaputte Auspuffe. Geigen! Und die Stimme von der Frau drei Häuser weiter. Die mit den sechs Kindern.

    3. Ich mag keine bescheuerten Menschen. Eigentlich mag ich gar keine Menschen – außer Kinder. Aber auch da die bescheuerten überhaupt nicht. Bescheuerte Kinder sind fast noch schlimmer als bescheuerte Erwachsene, weil man letzteren wenigstens ein paar in die Fresse hauen kann. Obwohl …

    4. Ich stehe ungern früh auf.

    5. Clausthaler Alkoholfrei schmeckt mir nicht.

    6. Sahnehaut auf Kakao. Kaffeemilch, die im Kaffee flockt. Auffällige Ansammlungen identischer Buchstaben in einer Buchstabennudelsuppe.

    7. Männer dürfen nicht nach Tabac Original und Frauen nicht nach Tosca oder Kölnisch Wasser riechen. Jill Sander Sun duftet zwar ganz nett, disqualifiziert die Trägerin aber durch unverzeihliche Einfallslosigkeit. Solche Frauen tragen auch weiße Sportschlüpfer.

    8. Schriftzüge aus Stiefmütterchen.

    9. Geplanter Sex mit Klamotten über die Stuhllehne hängen. Und Frauen mit Wollstrümpfen.

    10. Ich ertrage keine Reisegruppen und Menschen, die sich im Restaurant die Speisekarte laut vorlesen. Vor allem, wenn sie aus Berlin oder Wolfsburg kommen.

    11. Ich hasse das Wort »korrekt«, aber es kotzt mich an, wenn Einkaufszettel nicht nach Warengruppen sortiert sind, beziehungsweise wenn der Einkaufsmarkt nicht der Logik meines Verständnisses von Warengruppen folgt.

    12. Keyboards. Und Songs in Dur. Noch schlimmer: Songs in Dur mit Keyboard. Ich kann noch nicht mal ein Beispiel nennen, ohne auf den Zettel zu brechen.

    13. Der VfL Wolfsburg ist ein Scheißverein.

    Super. Und nun? Vielleicht sollte ich mich hauptberuflich mit einem guten Buch an die Bar eines Kreuzfahrtschiffes setzen, Topflappen häkeln und lustig sein. Es muss das Schiff sein, das immer auf diese tollen Heavy Metal-Kreuzfahrten schippert. Dann würden auch die Zinnsoldaten Sinn machen. Hinter der Theke steht eine scharfe Blondine ohne Damenbart. Dafür mit dicken, fleischigen Ohrläppchen und einer nach oben spitz zulaufenden Nase und Schlupflidern. Sie sieht aus wie die junge Ireen Sheer und stinkt natürlich nicht nach Tosca, Kölnisch Wasser oder Jil Sander. Sie riecht nach Gabriela Sabatini und ich drehe durch. Ich trinke Bier und Whisky und bemale den Bierdeckel mit Knollnasenmännchen. Aber wer bezahlt mich dafür? Es ist zum Verzweifeln.

    Machen Sie sich klar, was Sie erreichen möchten und was Sie bisher daran gehindert hat, Ihr Ziel zu verwirklichen.philosophiert Tony Robbins.

    »Weil es diesen beschissenen Job auf dem gesamten Planeten nicht gibt!«, möchte ich ihm entgegenschreien. Der Schlaumeier. Um etwas runterzukommen mache ich mir erst mal ein Bier auf. Vielleicht gehe ich falsch an die Sache ran. Ich streiche lustig sein aus meinen Vorlieben, weil ich gerade alles andere als lustig bin. Dafür ergänze ich meine Aversionen um Nancy und Mesut. Mesut, die »Hey-üsch-bün-da-Mesüt«-Animateur-Hackfresse vom Robinson Club Kemer, der mir vor einem Jahr, neun Monaten und sechs Tagen Nancy ausgespannt hat. Woher ich das so genau weiß? Weil es einen Tag vor dem Süper Kupa zwischen Galatasaray und Fenerbahce war.

    Robinson Clubs – Zeit für Gefühle. Am Arsch! Vor lauter Aufregung schreibe ich Schißen in meine Vorlieben und mir tropft Rotz von der Nase auf Lesen. Elf Bier später habe ich den entscheidenden Einfall.

    Ich werde Philosoph.

    Darauf trinke ich noch zwei Astra Rotlicht und drei Gläschen Gorch Fock Aquavit von Aldi. Angeheitert schlurfe ich zur Anlage, fege mit dem linken Arm den Eingangsstempel vom Tisch, schmeiße Accept in den Player und saufe weiter.

    2

    He is a Midnight Mover! Coming with the Night, going … Es klingelt an der Tür. Wotzefack??? Um die Zeit?! Es ist 21:49 Uhr. Inzwischen lattenstramm schwanke ich nach vorn und brülle durch den Flur: »Hab schon zu!« Keine Reaktion. Ich schließe auf. Vor mir steht ein Schwein.

    »Los, versteck mich!«

    »Was?«

    »Hörst du schwer, Mann? Du sollst mich verstecken!«

    Sagt’s und schiebt sich an mir vorbei.

    »Ey! Na hören Sie mal!«

    Das Schwein ist total aus der Puste und entsprechend unwirsch.

    »Schließ ab, Mann!«

    Ich kneife mir heimlich in die linke Arschbacke.

    »Aua!«

    »Was?«

    »Äh … nix.«

    Ich schließe ab. Das Schwein blickt sich um.

    »Wo ist das Klo?«

    »Was?«

    »Was? Was? Was?«, äfft mich das Tier provokant nach. »Bist du zurückgeblieben, Mann? Das Klo! Das ist doch ein Bürobetrieb mit Publikumsverkehr. Also musst du mindestens eine Unisextoilette vorhalten!«

    Ich fasse es nicht. »Hinten links.«

    Das Schwein flitzt in die von mir angezeigte Richtung. Ich rufe ihm nach: »Aber hinsetzen beim Pinkeln!«

    Wieder keine Reaktion. Ich stehe wie blöd rum und finde keinen Ansatz zum Nachdenken. Mir fehlt der reale Einstieg in die Gesamtsituation. Vielleicht bin ich aber einfach nur zu besoffen. Da klingelt es schon wieder. Was ist denn heute hier los? Noch mal schlurfe ich nach vorn. Hinter mir höre ich, wie die Klotür aufgeht.

    Das Schwein zischt: »Halt bloß die Fresse! Du hast mich noch nie gesehen!«

    Ich bleibe stehen und zische zurück: »Warum sollte ich das tun?«

    »Weil du es nicht bereuen wirst!«

    »Ey …«

    Vor der Tür stehen zwei Männer in Weiß, aber keine Ärzte.

    »Ja bitte?«

    Der Dickere von beiden ergreift das Wort: »’schuldigung. Wir kommen vom Schlachthof hier oben. Bebelstraße. An der Ecke.«

    »Ja und? Ich hab schon

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