Flashlight Medizin Angina Pectoris: Diagnosekompetenz
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Flashlight Medizin Angina Pectoris - Red. Serges Verlag
Wörterbuch
Das Herz
Das Herz ist ein etwa faustgroßer Muskel, der ununterbrochen das ganze Leben lang das Blut im Körper verteilt. Bei jedem Herzschlag pumpt er 70 bis 80 Kubikzentimeter Flüssigkeit durch die Schlagadern. In einer Minute schlägt das Herz beim Erwachsenen 60– bis 80–mal und befördert dabei etwa fünf bis sechs Liter Blut. Das ist etwa die gesamte Blutmenge des Körpers. Dabei erreicht das Herz eine Pumpleistung von ungefähr 260.000 Liter in einem Monat. Das entspricht dem Inhalt von etwa acht Tanklastwagen.
Der Pumpstoß des Herzens überträgt sich auf die Schlagadern und ist als Puls zum Beispiel an der Schlagader des Handgelenks oder der Halsschlagader zu spüren. Die gesamte Blutmenge fließt in einem Röhrensystem aus Schlagadern und Venen, das den ganzen Körper durchzieht. Es beginnt im Herzen und endet auch hier. Deshalb spricht man vom Blutkreislauf.
Das Gefäßsystem ist beim Menschen geschlossen. Das Blut bewegt sich im Kreislauf vom Herzen weg und anschließend wieder dorthin zurück. Durch das Netz von Hauptschlagadern, Neben- und Verbindungsadern, aus dem unser Kreislaufsystem besteht, fließt das Blut unaufhörlich zu allen Organen, um sie zu versorgen. Nährstoffe aus dem Darm, Sauerstoff aus der Lunge, darüber hinaus auch Wasser, Hormone, Mineral-salze, Vitamine und Abwehrstoffe werden den Zellen durch das Blut zugeführt und zugleich werden Abfallstoffe entsorgt.
Anatomie des Herzens
Das Herz ist ein Hohlmuskel, der in der Brusthöhle liegt. Es nimmt das Blut aus den Venen auf und pumpt es anschließend in die Arterien weiter – viele Male in der Minute. Das menschliche Herz hat die Größe einer Faust und liegt direkt hinter dem Brustbein über dem Zwerchfell, und es ist viel breiter, als es oft stilisiert gezeichnet wird. Seine Begrenzung ist infolge der Eintrittsstellen der großen Blutgefäße unregelmäßig. Nach unten zu endet es in einer stumpfen Spitze, die links im Körper liegt. Das Herz liegt normalerweise dem Brustbein an und nicht, wie vielfach angenommen wird, in der linken Hälfte der Brust. Auf der rechten Seite breitet sich ein Erwachsenenherz etwa 2,5 Zentimeter rechts vom Brustbein aus.
Links liegt der Herzbegrenzungspunkt hinter dem fünften Zwischenrippenraum, zwischen der fünften und sechsten Rippe, etwa acht Zentimeter von der Brustbeinmitte entfernt.
Das Herz ist in einen Herzbeutel eingeschlossen, das Perikard. Wird dieses entfernt, werden zwei Trennlinien sichtbar, die das Organ in vier Teile unterteilen. Das Herz ist in der Tat eine Doppelpumpe mit einer linken und einer rechten Hälfte (die linke Herzseite ist auf der Seite des linken Arms). Die linke Herzhälfte pumpt Blut in die Aorta, die große Hauptarterie des Körpers. Von der Aorta zweigen Gefäße ab, die durch den gesamten Körper mit Ausnahme der Lunge verlaufen.
Die Blutversorgung der Lungen (bekannt als der kleine Kreislauf oder Pulmonalkreislauf) kommt aus der rechten Seite des Herzens.
Jede Herzhälfte wird aus zwei Abschnitten gebildet:
Oben liegt eine dünnwandige Kammer, Vorhof genannt, die sich während der Ruhepause zwischen zwei Herzkontraktionen mit Blut füllt.
Darunter liegt der Ventrikel oder die Herzkammer, die eigentliche Pumpe, die das Blut ansaugt, das sich im Vorhof angesammelt hat, und dann in die Arterie ausstößt.
Die linke und rechte Herzhälfte sind durch eine Wand voneinander getrennt, die sogenannte Herzscheidewand (Septum cordis), die wiederum selbst aus zwei Teilen besteht: Einer Scheidewand zwischen den beiden Vorhöfen (Septum interatriale) und einer zwischen den beiden Herzkammern (Septum interventriculare). Die obere und untere Hohlvene münden in den rechten Vorhof, daher erreicht das gesamte Blut aus den Körperorganen (mit Ausnahme der Lungen) den rechten Vorhof. Die Lungenvenen, deren Aufgabe darin besteht, das sauerstoffreiche Blut aus den Lungen zu sammeln, münden in den linken Vorhof. Die große Schlagader (Aorta) beginnt am linken Ventrikel und die Lungenarterie (Arteria pulmonalis) entspringt aus dem rechten Ventrikel.
Herzklappen
Zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer befindet sich die dreizipfelige Klappe (Valvula tricuspidalis), deren freie Ränder mittels dünner, sehniger Fäden (Chordae tendineae) an kegelförmigen kleinen Muskeln der Kammerwand befestigt sind. Zwischen dem linken Vorhof und dem linken Ventrikel befindet sich eine Klappe mit zwei Zipfeln (Valvula bicuspidalis), die auch als Mitralklappe bekannt ist.
Sie ist wie die Trikuspidalklappe aufgebaut. Zwischen jedem Ventrikel und den großen Arterien liegen die Semilunarklappen (Valvulae semilunares). Sie bestehen aus je drei halbmondförmigen Segeln, die verhindern sollen, dass das Blut von den Arterien in die Kammern zurückfließt. In der Mitte jedes Segels ist ein kleiner Knoten.
Dieser Knoten hat eine besondere Form, sodass, wenn die Ränder der Segel durch den Rückstrom des Blutes gegeneinander gepresst werden, kein Blut mehr diese Öffnung passieren kann. Diese drei kleinen Knoten ermöglichen den hermetischen, also absolut dichten Verschluss der Klappenöffnung.
Herzlage
Das Herz liegt mit einer geringen Neigung im Brustkorb. Der rechte Vorhof und der rechte Ventrikel sind nach vorne gedreht, der linke Vorhof liegt hinten und kann von vorn nicht eingesehen werden.
Von vorn gesehen ist nur ein kleiner Abschnitt der linken Kammer sichtbar, die diagonal von der dritten zur fünften Rippe verläuft und an der Herzspitze endet. Das Gebiet, von dem aus die großen Arterien abgehen, ist als die Basis des Herzens bekannt. Sie liegt oben, während die Herzspitze nach unten links zeigt.
Das Herzgewicht variiert sehr stark. Ein Erwachsenenherz wiegt 270 bis 370 Gramm beim Mann und 240 bis 325 Gramm bei der Frau. Das Gewicht des Herzens im Vergleich zum Gesamtkörpergewicht ist in der Jugend größer. Bei Neugeborenen ist das Verhältnis von Herzgewicht zum Gesamtgewicht etwa 1:120, es vermindert sich später auf 1:220.
Herzschichten
Wird das Herz zum Zweck der Untersuchung seziert, können folgende Schichten, von innen nach außen, unterschieden werden.
Endokard: Die innere Gewebeschicht, die aus einer einzelnen Schicht flacher Zellen besteht. Diese Zellen bilden die innerste Herzschicht.
Myokard: Die Muskelschicht des Herzens, die man auch als Muskelwand oder Herzwand bezeichnen kann.
Epikard: Die äußere Gewebeschicht, die ebenfalls aus einer einzigen Schicht flacher Zellen besteht. An der Basis des Herzens, dem Ausgangspunkt der Blutgefäße, bildet das Epikard eine Falte und geht in das Gewebe des Perikard über.
Perikard: Dies ist der Herzbeutel. Er besteht aus zähem Bindegewebe und ist vom Herzen durch eine dünne Flüssigkeitsschicht getrennt. An manchen Stellen berührt das Perikard die Innenseite der Brusthöhle und das Zwerchfell. Infolge der Glätte der inneren Perikardoberfläche kann sich das Herz leicht nach allen Seiten ausdehnen und seine Form ändern.
Das Muskelgewebe des Herzens weist einerseits viele Charakteristika der glatten Muskulatur auf, beispielsweise des Darmwandbereichs, andererseits besitzt es viele Gemeinsamkeiten mit der gestreiften Muskulatur der Skelettmuskeln, den Muskeln der Arme und Beine.
Die Muskelzellen im Herzmuskel sind jedoch untereinander verbunden. Sie bilden ein großes Netzwerk, ein Verbundsystem von Bündeln gestreifter Muskelfasern, die große längliche Kerne enthalten. An einigen Stellen des Herzens sind diese Muskelfasern aufgetrieben, die Streifung ist mehr oder weniger verlorengegangen. Dies sind spezialisierte Fasern, die nach ihrem Entdecker, einem tschechischen Arzt, auch Purkinje-Fasern genannt werden. Sie können elektrische Reize leiten und sorgen im Herzmuskel für eine schnellere Fortleitung elektrischer Reize als in anderen Muskelgeweben.
Herztätigkeit
Erreicht das Blut der Körperorgane das Herz, fließt es durch die obere und untere Hohlvene in den rechten Vorhof und dann in den rechten Ventrikel. Von hier wird das Blut in die Lungenarterien weiterbefördert und durchfließt beide Lungenteile. Das von den Lungen zurückkehrende Blut wird über die beiden Pulmonalvenen in den linken Vorhof geleitet, von hier in den linken Ventrikel, der es wiederum in die Aorta ausstößt. Dann gelangt das Blut in die verschiedenen Organe, verteilt sich in das weitverzweigte System der Haargefäße, sammelt sich wieder in ständig dicker werdenden Venen, durch die es wieder in den rechten Vorhof gelangt und der Kreislauf von neuem beginnt.
Die linke und rechte Herzhälfte können als in Serie geschaltete Pumpen betrachtet werden: Das Blut strömt durch die eine Herzhälfte, dann durch die andere, dann wieder durch die erste und so fort. Die Muskeln der Vorhöfe und der Herzkammern ziehen sich rhythmisch mit einer Geschwindigkeit, die von der Körperaktivität abhängig ist, zusammen. Unter normalen Umständen erreicht diese Geschwindigkeit, auch Herzfrequenz genannt, etwa 60 bis 80 Schläge pro Minute, steigt jedoch bei starker körperlicher Belastung auf bis zu 200 Schläge pro Minute an.
Auf eine Periode der Kontraktion (Systole) folgt jedes mal eine Periode der Erschlaffung (Diastole). Diese Erschlaffungsphase dauert etwa doppelt so lang wie die Kontraktionsphase. Unter normalen Bedingungen dauern die beiden Perioden zusammen etwa eine Sekunde. In jeder Sekunde kontrahiert sich das Herz also 1⁄3 Sekunden lang und dehnt sich dann wieder 2⁄3 Sekunden lang aus.
Während der Diastole füllt das Blut, das von den Lungen zurückfließt, den linken Vorhof und die linke Herzkammer. Die Klappen zwischen der Aorta und der Kammer sind dann geschlossen, die zwischen Vorhof und Kammer geöffnet. Am Ende der Erschlaffungsphase zieht sich der Vorhof zuerst zusammen. Der Druck im Vorhof steigt über den der Kammer an, ein Teil des Blutes, das sich im Vorhof angesammelt hat, fließt in die Kammer ein. Da keine Klappen zwischen Vorhof und Lungenvenen vorhanden sind, fließt etwas von dem Blut wieder zurück in die Lungenvenen. Schlägt das Herz mit 60 Schlägen pro Minute, dauert die Vorhofkontraktion etwa 1⁄10 Sekunde. Erschlafft der Vorhof, fällt der Druck. Fällt der Druck im Vorhof auf einen niedrigeren Wert als der Druck in der Kammer, beginnt der Blutfluss zurück von der Kammer in den Vorhof. Ein derartiger Rückfluss kann jedoch nur einen Augenblick dauern, da die Bewegung des Blutes die Segel der Mitralklappe schließt. Während nun die Muskulatur die Kammer zusammendrückt, steigt der Druck in der Kammer an.
Der Druck in der Aorta misst zu diesem Zeitpunkt etwa 80 mmHg.
Da der Druck aber im Ventrikel größer ist als in der Aorta, öffnen sich die Aortenklappen, und das Blut in der Kammer wird in die Aorta hinausbefördert. Dies führt zu einem Anstieg des Aortendrucks auf etwa 120 mmHg.
Zu diesem Zeitpunkt sind die Druckverhältnisse in der Aorta und im Ventrikel etwa vergleichbar. Erschlafft der Ventrikel, fällt der Druck unter denjenigen der Aorta ab und es beginnt in der Folge das Blut aus der Aorta in den Ventrikel wieder zurückzufließen, wodurch dann aufgrund des Rückstromdrucks die dazwischen liegenden Klappen (Semilunar-klappen) wieder geschlossen werden.
Der Druck in der Aorta fällt anschließend langsam ab, weil das Blut zu den verschiedenen Organen des Körpers fortströmt, bis durch eine neue Herzkontraktion eine neue Portion Blut in die Aorta gepumpt wird.
Steuerung des Herzens
Die Kontraktion der Muskelfasern im Herzen ist sehr gut gesteuert und kontrolliert. Rhythmische elektrische Impulse (Entladungen) durchfließen das Herz auf genau vorgegebenen Pfaden mit exakt kontrollierter Geschwindigkeit.
Diese Impulse gehen vom Herzschrittmacher, dem Sinusknoten in der Wand des rechten Vorhofs, aus. Dieser erzeugt einen sehr schwachen elektrischen Strom.
Der Abstand mit dem der Schrittmacher seine Impulse aussendet, welche wiederum die Herzfrequenz bestimmen, wird von zwei gegensätzlichen Systemen gesteuert – der Sympathikus des Nervensystems erhöht die Herzfrequenz, der Parasympathikus setzt sie herab.
Der Sympathikus funktioniert mithilfe eines Netzwerks aus Nerven und der Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die von den Nebennieren und den sympathischen Nervenenden abgegeben werden. Der Parasympathikus wirkt über einen einzelnen Nerv, den Vagus, der den Nervenbotstoff Azetylcholin freisetzt.
Diagnostische Methoden
Diagnoseverfahren
Für eine schnelle und genaue Diagnose steht eine Reihe von Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Die meisten bergen nur ein geringes gesundheitliches Risiko, das allerdings mit dem Ausmaß der Untersuchungen und der Schwere der Herzerkrankung ansteigen kann.
Bei Erkrankungen des Herzens sind folgende primäre Untersuchungsmethoden von entscheidender Bedeutung:
Blutdruckkontrolle
Pulskontrolle
Auskultation