Galaktische Station 17
Von William Voltz
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Über dieses E-Book
Immerhin, die Wiese sah nicht nur täuschend echt aus – sie verbreitete auch den Geruch von Gräsern und Blumen, ein Duft wie im Spätsommer, wenn das Gras trocken wird.
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Buchvorschau
Galaktische Station 17 - William Voltz
William Voltz
GALAKTISCHE
STATION 17
Roman
WING Publishing
Cover
Über den Autor
Vorwort
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Impressum
Über den Autor
William Voltz wurde am 28.Januar 1938 in Offenbach geboren. Er interessierte sich bereits in früher Jugend für Science Fiction, wurde Mitglied im SFCD und war Mitbegründer des SF-Clubs STELLARIS in Frankfurt.
William Voltz begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und auch ein Buch mit dem Titel STERNENKÄMPFER wurde veröffentlicht. Für seine Stories, die sich großer Beliebtheit erfreuten, bekam er im Jahr 1961 den »Besten Fan-Autor Preis«.
Sein Engagement ebnete ihm 1962 den Weg ins damals noch junge und kleine PERRY RHODAN - Team.
Bis zu seinem viel zu frühen Tod am 24. März 1984 schrieb der Autor nicht nur für diese und andere Serien, sondern veröffentlichte auch Serien unabhängige Romane und Kurzgeschichten.
Bookwire gab uns die Möglichkeit, diese William Voltz Veröffentlichungen als e-books anzubieten.
Vorwort
Als Autor wird man häufig gefragt, welches Ereignis aus dem täglichen Leben denn dem einen oder anderen Roman zugrunde liegt. Ich stehe dann immer ein bisschen beschämt da, denn in meinem Leben geschieht eigentlich wenig, was ich als ungewöhnlich ansehe. Aber die Erwartungshaltung der Fragesteller ist groß. Es gibt Autoren, die auf solche Fragen wirklich großartige Antworten geben, aber ich befürchte, sie reimen sich manches zusammen und flunkern auch ein bisschen. Immerhin habe ich zu diesem Roman eine passende Geschichte, die dem Leser zeigt, wie ein SF-Autor auf den Hund kommt. (Gemeint ist in diesem Fall Lady Var, die Hündin, die in »Galaktische Station 17« eine Rolle spielt.) Von der Geschichte mit dem Hund gibt es eine Slapstick-Version, die ich vor vielen Jahren einmal für Andromeda, das Fanzine des Science Fiction Clubs Deutschland, geschrieben habe.
Vor fast zwanzig Jahren trafen sich im Hause des Schriftstellers K. H. Scheer in Friedrichsdorf im Taunus einige bekannte Mitglieder der deutschen SF-Szene: Kurt Bernhardt, G. M. Schelwokat, Clark Darlton und Kurt Brand. Scheers Wohnzimmer hat einen herrlichen Ausblick auf den Garten des Hauses und den dahinterliegenden Wald. Wir waren mitten in einer ernsthaften Besprechung über die Handlungsweiterführung der PERRY-RHODAN-Serie, als vor der Verandatür des Wohnzimmers plötzlich ein verwahrlost aussehender Jagdhund auftauchte. Das Tier wedelte mit dem Schwanz und machte einen ausgesprochen freundlichen Eindruck. Ich schlug vor, dem Hund etwas zum Fressen hinauszustellen, denn er schien doch ziemlich hungrig zu sein. K. H. Scheer, der einen starken Hang zur Dramatik besitzt, sprang jedoch auf und begann, sein Haus regelrecht zu verbarrikadieren, weil seiner Ansicht nach unschwer zu erkennen war, dass der Hund an Tollwut litt. Danach telefonierte Scheer mit allen möglichen kommunalen Stellen: Polizei, Feuerwehr, Tierschutzverein und Hundezwinger. Trotz der vom Hausbesitzer ergriffenen Maßnahmen gelang es mir, dem Hund eine Schüssel mit Wasser ins Freie zu schmuggeln. Der Hund soff und begann danach mit der Fußmatte vor der Verandatür zu spielen, was Scheer zu der entsetzten Bemerkung veranlasste: »Diese Symptome kenne ich! Er kommt jetzt ins zweite Stadium!« Kurz darauf kam ein Polizeiwagen mit Blaulicht und heulenden Sirenen den Hang zu Scheers Haus hinaufgerast. Zwei Polizisten ergriffen den Hund, schleppten ihn in ihren Wagen und fuhren wieder davon. Die Besprechung nahm ihren Fortgang, aber nur zehn Minuten später saß der Hund wieder vor der Verandatür und wedelte freundlich mit seinem Schwanz. Zwei Minuten danach erschien die Polizei abermals, leicht irritiert und verlegen, um den Hund wieder in Gewahrsam zu nehmen. Einer der Beamten erklärte, dass der Hund ihm und seinem Kollegen entkommen war, als sie an einer Kreuzung gehalten und die Tür des Wagens geöffnet hatten. K. H. Scheers Dankbarkeit für den unermüdlichen Einsatz der Polizei kannte keine Grenzen, er ging mit ausgebreiteten Armen auf den Wachtmeister zu, um ihn zu beglückwünschen. »Wir sind alle Terraner«, sagte er. »Ich nicht«, erwiderte der Polizist nüchtern. »Ich bin Beamter.«
Diese Geschichte hat sich wirklich ereignet (die Slapstick-Version erschien übrigens in Anlehnung an einen Roman von Conan Doyle unter dem Titel »Der Hund von Friedrichsdorf«) und war sozusagen der zündende Funke für mich, einen Hund eine Rolle in einem SF-Roman spielen zu lassen. Hunde sind übrigens eine Marotte des amerikanischen Autors Clifford D. Simak. In fast allen seinen Geschichten kommen Hunde vor, sie heißen meistens Towser. Ich ließ es bei diesem einen Versuch bewenden, denn ich stehe Hunden eher neutral gegenüber und mag viel lieber Katzen. Doch das ist eine andere Geschichte.
Heusenstamm
Frühjahr 1983
William Voltz
1.
Die Wiese, über die Curd Seay schritt, war keine richtige Wiese, und die Sonne, die an einem Horizont unterging, der durch einen 3-D-Effekt erzeugt wurde, konnte durch einen Knopfdruck zum Erlöschen gebracht werden. Wenn Seay es wünschte, konnte er sich eine wundervolle Sternennacht schaffen, denn ein System raffiniert justierter Linsen projizierte das Bild des Weltraums auf die Wände der Kuppel, so dass ein Planetarium entstand, wie es noch nicht einmal auf der Erde eines gab.
Immerhin, die Wiese sah nicht nur täuschend echt aus – sie verbreitete auch den Geruch von Gräsern und Blumen, ein Duft wie im Spätsommer, wenn das Gras trocken wird. Die Wiese konnte einen Menschen betrügen, aber die Hündin spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie hatte noch nicht ein einziges Mal interessiert geschnüffelt oder versucht, im Boden zu scharren.
Es war ein tröstlicher Gedanke, dass die perfektionierte Technik der Station das Tier nicht überlisten konnte. Andererseits war es ein Beweis, dass die Sinne für feinere Wahrnehmungen im Menschen gestorben waren, Opfer einer alles beherrschenden Technik.
Seay blieb stehen und fragte sich, ob er zurückgehen sollte, um die Stereoübertragung für Vogelgezwitscher einzuschalten. Er hätte auch die Windmaschine anstellen können, so dass falsche Wolken am falschen Horizont aufgezogen wären und die Pseudohalme sich unter Luftströmungen geneigt hätten.
Man hatte an alles gedacht, um das Leben auf der Station angenehm zu gestalten. Curd Seay lebte seit acht Jahren hier ein Leben, das die meisten Menschen binnen fünf Jahren in den seelischen Zusammenbruch getrieben hätte.
Vielleicht, dachte Seay, lag seine Widerstandskraft in der Tatsache begründet, dass er vom ersten Tag an eine feste Entschlossenheit gezeigt hatte, die Station als seine Heimat anzusehen.
Seay pfiff der Hündin, die mit gesenktem Kopf über die Wiese trottete. Ihre zernarbten Ohren zuckten, und sie blickte erwartungsvoll zu Seay auf. Lady Var war über zwölf Jahre alt, aber sie hatte sich besser an das Leben innerhalb der Station gewöhnt als Seay. Gewiss, in letzter Zeit begann sie launisch zu werden, doch das lag wahrscheinlich daran, dass die Sehschärfe ihrer Augen nachließ.
Lady Var und Xenophanes, ein Roboter unbestimmbaren Alters, waren Curd Seays einzige Gefährten innerhalb der Station.
»Nun, meine alte Dame?«, sagte Seay zu der Hündin, als sie sich vor ihm niederkauerte. »Was hältst du davon, wenn wir unseren Spaziergang diesmal etwas ausdehnen?«
Er lächelte grimmig bei diesen Worten, denn wohin sollte ein Mann schon gehen, der seit acht Jahren in einer Station von vierhundertunddreißig Meter Durchmesser lebte?
»Gehen wir zum Bach«, schlug Seay vor.
Es gab tatsächlich einen Bach, mit fließendem Wasser und buntgefärbtem Kies auf dem Grund, der in Wirklichkeit zur Filtrieranlage von Seays Trinkwasserversorgung gehörte.
Lady Var richtete sich auf und streckte sich. Im Alter von vier Jahren war die Hündin zusammen mit Seay auf die Station gekommen, und damals hatte Seay ihre Hässlichkeit fast als abstoßend empfunden. Doch jetzt, da ihm seit Jahren eine Vergleichsmöglichkeit fehlte, erschien ihm das Tier schöner als jemals zuvor.
Diesmal erreichten der Mann und die Hündin den Bach nicht.
Pling!
Das Geräusch war so leise, dass es ein Mensch, der erst seit ein paar Wochen oder Monaten in der Station weilte, zweifellos überhört hätte.
Doch Curd Seay lebte seit acht Jahren mit all dem vertrauten Lärm seiner Umgebung zusammen. Er vermochte jedes Summen, Klopfen, Dröhnen, Brummen, Hämmern, Wimmern und Klicken zu deuten. Jede Abteilung der Station verfügte über eine eigene Geräuschkulisse. Seay kannte jedes Geräusch, auch jene, die vielleicht einmal ausblieben und auf diese Weise signalisierten, dass es irgendwo an Bord etwas zu reparieren gab.
Pling!
Seay wiederholte das Geräusch in seinem Bewusstsein, nahezu andächtig.
Er schloss die Augen, um es in sich nachwirken zu lassen und festzustellen, welche Qualität es besaß.
Metall war gegen Metall geschlagen, unerhört sanft, als hätte der Flügelschlag eines Vogels die große stählerne Hülle gestreift.
Curd Seay richtete sich bolzengerade auf.
Die Hündin knurrte alarmiert, denn sie hatte ihrerseits gelernt, auf jede Bewegung ihres Herrn zu reagieren.
Eine Zeitlang standen beide, Mann und Hund, wie erstarrt inmitten der Wiese.
Pling!
Irgendetwas hatte die Hülle der Galaktischen Station 17 berührt.
Von außen!
Es musste ein sehr kleiner Gegenstand gewesen sein, denn ein sich näherndes Schiff hätte sich entweder über Funk gemeldet oder wäre vom Ortungssystem der Station erfasst worden.
Ein Meteorit war in diesem Raumsektor ziemlich unwahrscheinlich auch hätte er ein völlig anderes Geräusch verursacht.
Irgendetwas Künstliches hatte die Hülle getroffen, etwas, das aus dem gleichen Material wie die Station bestand.
Vielleicht, überlegte Curd Seay, war eine der Antennen abgebrochen und ihre Spitze auf die Hülle gefallen. Aber abgesehen davon, dass er sich nicht vorzustellen vermochte, was einen solchen Vorgang auslösen konnte, wäre das Geräusch nicht so laut gewesen. Der aus welchen Gründen auch immer angebrochene Gegenstand wäre aus einer Höhe von nicht mehr als drei Metern herabgefallen – und das hätte sich völlig anders angehört.
Ich hätte es gar nicht wahrgenommen!, gestand sich Seay ein.
Nein, irgendetwas aus den Tiefen des Raumes hatte die Station getroffen.
Seay sah die Hündin an.
»Ich steige aus, alte Dame«, kündigte er an.
Im Skaphander kam Curd Seay sich unbeweglich und eingeengt vor, der Vergleich mit einem Sarg drängte sich auf.
Seay hatte die Station durch die Hauptmannschleuse verlassen. Es geschah zum achtzehnten Mal innerhalb von acht Jahren. Curd Seay verließ die Station ungern, nicht nur wegen der unabsehbaren Risiken, die mit einem solchen Ausflug verbunden waren. Eine Magnettrosse verband ihn mit der Außenhülle. Mit Hilfe einer Rückstoßpistole konnte er alle gewünschten Manöver ausführen.
Von der Station war hier draußen nicht viel zu sehen, wenn man einmal von den Luken absah, durch die Licht aus den inneren Räumen fiel. Es war keine Sonne in der Nähe, die Nr. 17 hätte bestrahlen können. Auf Seays Helm befand sich ein beweglicher großer Scheinwerfer, in dessen Licht er sich orientieren konnte.
Lady Var wartete vor der Schleuse im Stationsinnern auf ihn.
Unwillkürlich fragte er sich, was das Tier tun würde, wenn er nicht zurückkam, wenn er einen Unfall erlitt.
Xenophanes würde Lady Var nicht versorgen können, aber Seay konnte damit rechnen, dass ein Kontrolleur, der in der Station nach dem Rechten sah, sich der Hündin annehmen würde.
Im Weltraum fühlte Seay sich unsicher, und das rührte nicht nur von den äußeren Bedingungen her. Er war kein Raumfahrer, hatte nicht einmal ein entsprechendes Training an Bord eines Schiffes absolviert.
Seay grinste bei dem Gedanken, dass er eigentlich ein Planetarier war, wenn er auch auf einem verdammt kleinen, künstlichen Planeten leben musste. In zwei Jahren war sein Kontrakt abgelaufen, dann hatte er genügend verdient, um sich irgendwo auf einer Welt der Allianz zur Ruhe zu setzen.
Oft fragte er sich, was er dann tun würde.
Das Geräusch war von oberhalb des großen Antennensockels neben dem kleinen Hangar gekommen. Der Hangar war wirklich