Hammer + Veilchen Nr. 6: Flugschriften für neue Kurzprosa

Von Günther Emig

Mit Beiträgen von Klaus Johannes Thies · Sascha Preiß · Gunter Gerlach · Orla Wolf · Bruno Teuni · Herbert Hindringer · Judith Sombray · Nicole Makarewicz · Marcus Jensen · Cornelia Manikowsky

• Sprache: Deutsch
• Herausgeber: Emig, Günther
• Erscheinungsdatum: 15. Dez. 2015
• ISBN: 9783921249659

Buchvorschau

Hammer+Veilchen

Flugschriften für neue Kurzprosa

Herausgegeben von Günther Emig und Peter Engel

Ausgabe 6 · 2015

Mit Beiträgen von Klaus Johannes Thies · Sascha Preiß · Gunter Gerlach · Orla Wolf · Bruno Teuni · Herbert Hindringer · Judith Sombray · Nicole Makarewicz · Marcus Jensen · Cornelia Manikowsky

Inhaltsverzeichnis

Hammer+Veilchen

Klaus Johannes Thies

6.59

Eine kleine BH-Pause

Ich träume von Birken und kleinen Südbalkonen

Lamellen leicht verspannt

Sascha Preiß

Der Frühling

Gunter Gerlach

Charlotte

Orla Wolf

Basalt

Im Viertel

Plasma

Sehstück

Bruno Teuni

Ein merkwürdiger Besuch

Herbert Hindringer

Elfmeter

Judith Sombray

Die Retoure

Nicole Makarewicz

Das Fest

Marcus Jensen

Spam Pro

Welche Art?

Cornelia Manikowsky

Ferien ohne Vater

Die Autoren

Impressum

Klaus Johannes Thies

6.59

Sechs Uhr neunundfünfzig. Sicher könnte es noch früher sein. Natürlich möchte man ja auch noch etwas jünger sein. Wie blöde, daß man jetzt schon älter ist, schon fast schon alt und kann den Koffer kaum noch tragen und kann die Frau nicht mehr so in den Himmel wuchten. Und früher war natürlich alles schöner und die Blumen länger; und auch die Blätter dieser Birke da direkt vor meinem Zimmer. Und was erlebte man für tolle Dinge sogar im Dunklen unter einem Büstenhalter wie gestern abend, danke, da im Keller. Und selbst die Trauerkleidung war noch warm, als ich dann in der Frühe und schon wieder viel zu früh erwachte, andererseits auch froh darüber, daß ich diesen Traum jetzt endlich abgeschlossen hatte.

Eine kleine BH-Pause

Ich beobachte meine Nachbarin. Sie weiß natürlich nichts davon. Warum auch. Das würde sie nur beunruhigen. Als könnte dabei etwas entstehen, was für sie unangenehm ist, eine Klarheit, die von ihren 12 bis 15 Zentimeter hohen Absätzen ausgeht, die ich in meinem Leben oft vermißt habe. Darum also diese Beobachtungen. Und immer ganz unten anfangen und sich langsam hocharbeiten bis in den Aussichtsbereich, in den Aussichtsturm, den Kopf sozusagen, der aus dem Körper herausragt, wie eine Weihnachtsüberraschung. Meistens eine lange Pause auf Brusthöhe geschaltet, um immer wieder diese interessanten Brustkonstruktionen zu betrachten. Immer gern davor gestanden und gelauscht, als würde in dieser Gegend nur geflüstert und dann wieder ein Film vorgeführt werden, und dann öffnete sich der Vorhang, und im nächsten Atemzug hätte sie schon die Hände auf meine Augen gelegt, und ich hätte wieder vergeblich in ihren