Feminismus an und hinter der Fassade?: Eine qualitative Untersuchung des persönlichen Zugangs der Sprayer_innen von feministischen Werken im öffentlichen Raum
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Buchvorschau
Feminismus an und hinter der Fassade? - Katharina Schmied
Wissenschaftliche E-Book-Reihe, Band 17
Originalausgabe
© 2016 Hirnkost KG (vormals Archiv der Jugendkulturen Verlag KG), Berlin und bei den AutorInnen
Alle Rechte vorbehalten
Hirnkost KG
Fidicinstraße 3, D – 10965 Berlin
E-Mail: bestellung@jugendkulturen.de; www.jugendkulturen-verlag.de
Ansprechpartner für die Wissenschaftliche Reihe: Klaus Farin
Vertrieb: www.shop.jugendkulturen.de und alle einschlägigen Anbieter
eISBN: 978-3-945398-39-5
Lektorat: Gabriele Vogel
Die Wissenschaftliche Reihe
Alljährlich entstehen an Universitäten und Fachhochschulen Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei GutachterInnen gelesen werden und dann in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten durchaus neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendkulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln. Mehr als 800 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen – für jedermann kostenlos und frei zugänglich.
In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert der 2003 aus dem Archiv der Jugendkulturen heraus entstandene Verlag (seit Oktober 2015 in Hirnkost KG umbenannt) zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Die Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und für die Veröffentlichung professionell lektoriert und gestaltet. Da pro Jahr von ca. 50 eingereichten Arbeiten nur maximal zwei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Wir verlangen grundsätzlich keinerlei Kostenbeteiligungen! Im Gegenteil: Unsere AutorInnen erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 1.000 Euro!
Seit 2011 wird diese Reihe durch eine elektronische Schwester ergänzt. Denn immer wieder mussten wir hervorragende Manuskripte ablehnen, da ein kleiner Verlag wie der unsrige sich nicht mehr als zwei wissenschaftliche Titel mit den gesetzten Qualitätsstandards und dem bewusst niedrig angesetzten Ladenpreis (um möglichst viele Menschen zu erreichen) leisten kann. Die E-Book-Reihe soll dieses Manko ausgleichen. Was für die Printreihe gilt, gilt auch für unsere E-Books: Sie werden ebenfalls sorgfältig ausgewählt und lektoriert, die AutorInnen erhalten ein kleines Garantiehonorar und werden am Umsatz beteiligt.
AutorInnen einer unveröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit zum Fokus Jugendkulturen können sich um den Respekt!-Preis zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten über Jugendkulturen bewerben: www.respekt-stiftung.de.
Feminismus an und hinter der Fassade?
Eine qualitative Untersuchung des persönlichen Zugangs der Sprayer_innen von feministischen Werken im öffentlichen Raum
Masterthesis
Zur Erlangung des akademischen Grades
Master of Arts (M.A.)
Eingereicht für die Studienrichtung „Joint Degree Gender Studies" an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Katharina Schmied, B.A.
Betreut von
Ao. Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in phil. Anita Prettenthaler-Ziegerhofer
Graz, im März 2014
INHALT
KURZZUSAMMENFASSUNG
ABSTRACT
DANKSAGUNG
1. EINLEITUNG
2. THEORETISCHE DEFINITIONEN
2.1 THEORETISCHER HINTERGRUND DER WERKE
2.1.1 Graffiti sind …
2.1.2 Street Art ist …
2.1.3 Mögliche Motivation
2.2 FEMINISMEN
2.2.1 Geschichte des Feminismus
2.2.2 „Frau" als universaler Begriff
2.2.3 Der Versuch einfacher Definitionen
2.2.4 Kategorisierungsversuche
2.3 EIN FEMINISTISCHES GRAFFITO BZW. FEMINISTISCHE STREET ART IST
2.3.1 Die Betrachtenden entscheiden
2.3.2 Vorschläge in der Literatur
2.3.3 Begriffsdefinition „feministisches Werk"
2.4 ÖFFENTLICHER RAUM
2.4.1 Graffiti/Street Art im öffentlichen Raum
2.5 BERÜHRUNGSPUNKTE MIT DEM GESETZ
3. EMPIRISCHE FORSCHUNG
3.1 INTERVIEW MIT EXPERTIN
3.1.1 Methodenvorstellung Expert_inn_eninterview
3.1.2 Ergebnisse des Interviews mit der Expertin
3.2 INTERVIEWS MIT AKTEUR_INN_EN
3.2.1 Methodenvorstellung „Problemzentriertes Interview"
3.2.2 Ergebnisse der problemzentrierten Interviews
4. RESÜMEE
QUELLENVERZEICHNIS
ONLINE-QUELLEN
GRAFIKEN
INTERVIEWTRANSKRIPTE
ANHANG
INTERVIEWLEITFADEN EXPERTENINTERVIEW
INTERVIEWLEITFADEN AKTEUR_INN_E_N
KURZFRAGEBOGEN: SOZIALE POSITIONIERUNG DER AKTEUR_INN_E_N
STATISTIK: VERURTEILTE DELIKTE NACH GESCHLECHT UND ALTER ZUM TATZEITPUNKT 2012
Kurzzusammenfassung
Der Fokus dieser Abschlussarbeit liegt in der Untersuchung der Hintergründe der – von der Verfasserin als feministisch deklarierten – Werke im öffentlichen Raum. Es geht darum herauszufinden, welche Gedanken hinter feministischer Street Art bzw. feministischen Graffiti stehen.
Zunächst wird im Theorieteil der Arbeit Einblick in Definitionen von Graffiti und Street Art gegeben. Des Weiteren setzt sich dieses Kapitel mit dem Begriff „Feminismus" auseinander und bespricht außerdem die Bereiche öffentlicher Raum und mögliche Berührungspunkte mit dem österreichischen und deutschen Gesetz.
Um tatsächlich die Gedanken hinter den Werken zu erfahren, wurden Gespräche mit in der Szene aktiven Sprayenden und Street-Art-Artists geführt. Die dafür angewandten Forschungsmethoden umfassen leitfadengestützte Interviews, einmal in Form eines Expert_inn_eninterviews, die weiteren sechs als problemzentrierte Interviews mit benannten Künstler_innen.
Die Ergebnisse zeigen, dass verschiedene Motivationen hinter diesen Kunstwerken stehen. So wird feministisches Handeln genauso angeführt wie die Rückeroberung des öffentlichen Raumes oder die Lust, etwas Verbotenes zu machen. Es kann festgehalten werden, dass das Anbringen von feministisch-einlesbaren Werken nicht gleichbedeutend mit einer feministischen Einstellung der Künstler_innen sein muss. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass hinter dem Feminismus an der Fassade oft auch eine feministische Grundhaltung steht.
Abstract
The purpose of this master thesis is to examine the background of art in the public sphere that has been declared as feminist. It will investigate the motives behind feminist street art and feminist graffiti.
The theoretical part of this thesis will present different definitions of graffiti and street art and the word ‘feminism‘. It also deals intensively with the areas considered public space and their potential points of contact with Austrian and German law.
In order to ascertain the incentive of the artwork‘s creation, conversations with active members of the graffiti and street art scene were sought out. The methods used to do this include guideline-based interviews, one of which was an expert interview. The remaining six were problem-centred interviews with named artists.
The results show that multiple motivations lie behind the works of art. Feminist action was listed among the incentives, as well as reclaiming of the public space and the thrill of doing something illegal. It can be said that art that can be analysed through a feminist lens does not necessarily require feminist motivation on the part of their creator. However, feminist artwork on public facades did reveal feminist intentions in many cases.
Danksagung
Ein herzliches Danke
an Ina Mastnak von Lost Space? – die frau im öffentlichen raum! und an Sarah, Valerie und Melle für die Hilfe bei der Ideenfindung. Danke an Anja, Sonja, Miri, Caro und die beiden Bochumer_innen Anja und Valerie für ihr fleißiges Korrekturlesen. Danke an Tini für deine Englischkenntnisse. Danke Sonja für deine Grafiken und die moralische Unterstützung im Endspurt. Danke Nora für deine Tippschnelligkeit und den Biss, das durchzuziehen. Danke Lann und der Seminargruppe an der Humboldt-Universität zu Berlin für den Input und das gemeinsame Reflektieren. Danke dem kleinen Etwas im Bauch meiner Schwägerin, du hast mich sehr motiviert. Danke Nora, Jenny und danke der ganzen Runde für die gute Freizeit während des Schreibprozesses. Danke Frau Prettenthaler-Ziegerhofer für die Freiheit, diese Arbeit so zu verfassen. Und nicht zuletzt danke liebe Mama und lieber Papa, dass Ihr mir die Freiheit gegeben habt, das zu studieren.
1. Einleitung
Welche Sprayer_innen¹ stehen hinter feministischer Street Art oder feministischen Graffiti? Was wollen sie mit den Bildern erreichen? Wollten sie eine feministische/frauenpolitische Aussage vermitteln? – Beim Entdecken von Werken im öffentlichen Raum, in welchen die Verfasserin einen gewissen frauenpolitischen Anspruch, eine Aufforderung oder etwas Aufdeckendes bemerkt, hat sich diese Frage schon oft gestellt.
Es sind Werke, wie etwa das folgende Schablonenwerk aus Istanbul, die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. Dieses Bild war einer der Auslöser dafür, dass diese Arbeit von der Verfasserin in dieser Form angedacht wurde. Insofern soll es hier auch für die Lesenden als Einstieg dienen und schon zu Beginn eine konkretere Vorstellung von dem, was unter feministischen Stencils verstanden wird, geben. Im Zuge dieser Arbeit werden keine weiteren Bilder präsentiert werden, da es sich die Verfasserin nicht zur Aufgabe gemacht hat, eine wissenschaftliche Bildinterpretation zu machen. Außerdem kann durch das Vermeiden der Bilder die Anonymität der Befragten besser gewahrt werden. Im Laufe der Arbeit wird dennoch detailliert erklärt, warum die Werke jener als feministisch deklariert wurden.
Grafik 1 – Stencil: Istanbul – „killers are in our households"
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die eigene Faszination der Verfasserin rund um feministische Werke im öffentlichen Raum zu nutzen, um so mittels Forschung in der Steiermark, Wien, Oberösterreich, Niederösterreich und auch in Berlin durch Interviews mit Akteur_inn_en als/und Expert_inn_en Erkenntnisse über die Gedanken beim Erstellen der Werke zu erlangen. Der Fokus auch in Bezug auf Literatur liegt demnach in Österreich und Deutschland. Es gilt zu erforschen, was hinter den Werken steht, was die Künstler_innen damit erreichen wollen und ob Formen bzw. welche Form von Feminismus dahinter verborgen ist.
In der Vergangenheit wurde zum Thema feministische Graffiti/Street Art kaum geforscht. Wird nach Literatur in diesem Bereich gesucht, so werden durch die Kombination von „feministisch und „Graffiti
bzw. „Street Art" kaum sinnvolle Treffer erzielt. Dies soll nun