Trouble im Baxter Park
Von Angela Forks
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Über dieses E-Book
Angela Forks
Angela Forks wurde 1965 in Berlin geboren. Nach einem zweijährigen Aufenthalt in Thüringen, wo sie ihren heutigen Ehemann kennengelernt und geheiratet hat, lebt sie seit 1988 wieder in Berlin. Ihre liebste Beschäftigung neben dem Schreiben ist das Fotografieren.
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Buchvorschau
Trouble im Baxter Park - Angela Forks
Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
Nachwort
Impressum
1. Kapitel
15. Juli, Boston
Samantha zog sich ihre dünne Lederjacke über die Schultern und ging vor die Tür. Drinnen war es einfach zu laut, da würde sie kein Wort verstehen.
Sie und die Leute vom Reporterteam der Portlander Tageszeitung The News
hatten sich in einem kleinen Restaurant getroffen, um ihren heutigen Erfolg zu feiern. Als der Präsident vormittags auf dem Bostoner Flughafen ankam, schafften sie es durch die Meute der vielen Berichterstatter bis nach vorne in die erste Reihe. Es gelang ihnen, ein kurzes Interview einzufangen. Das, zusammen mit Samanthas Fotos, würde morgen auf der Titelseite der Tagespresse erscheinen.
Sam hielt es nicht mehr länger aus, sie musste Brian jetzt anrufen.
»Hallo mein Schatz, ich habe Sehnsucht nach dir.«, hauchte sie zärtlich in den Apparat.
Die Handyverbindung war schlecht, aber den Kuss, den Brian ihr über Funk nach Boston schickte, vernahm sie ganz deutlich.
»Ich komme morgen nachhause, wir haben alles im Kasten. Leider haben wir die Bergung eines Geldtransporters verpasst. Wir hätten mit Boston beginnen sollen, ich hätte da spektakuläre Bilder schießen können.«
Hinter ihr flog die Restauranttür auf und wegen des Lärms, der zu ihr nach draußen drang, konnte sie Brian kaum noch hören.
»Ich sagte, ich vermisse dich auch!« Brian schrie ins Telefon. Er musste lauter sprechen, damit Sam ihn verstehen konnte. »Liebling, ich hab dich jetzt zwei Wochen nicht gesehen. Wenn du zuhause bist, lass ich dich die nächsten Tage nicht mehr aus dem Bett.«
Sam durchfuhr ein warmer Schauer und sie sagte zärtlich, »Wer hier wen nicht mehr aus dem Bett lässt, müssen wir noch klären. Ich hoffe, du hast dich ohne mich nicht gelangweilt.«
Brian hüstelte. »Nein, das nicht. Mein Bruder hat mir einen Besuch abgestattet. Er war geschäftlich in der Nähe.«
Samantha schnaufte ins Telefon. »Das hat er ja wieder fein hinbekommen. Ob ich ihn jemals kennenlernen werde? Aber darüber können wir sprechen, wenn ich wieder zuhause bin. Muss gleich wieder rein, die anderen wollen mit mir noch einmal auf den Erfolg anstoßen. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch. Bis morgen.«
Brian beendete das Gespräch, bevor sie ihm einen Kuss nach Portland zurückschicken konnte.
16. Juli, Portland
Die Fahrt von Boston nach Portland ging zügig - die Straßen waren frei, keine Staus hielten sie auf. Ihr zwölf Jahre alter Yaris lief bis auf ein paar kleinere Mängel wie am Schnürchen.
Sam hatte die Scheiben runter gekurbelt und ließ sich das strubblige blonde Haar vom Fahrtwind zerzausen. Die Klimaanlage hatte unterwegs ihren Geist aufgegeben und ihr Kopf brummte immer noch ein wenig von der Feier gestern Abend, doch so etwas brachte eine Samantha Hobbs nicht aus der Fassung.
Am 1. Juli hatte ihre Tour in New York begonnen. Als Fotografin begleitete sie ein Reporterteam quer durch drei Bundesstaaten. Sie freute sich auf ihre bescheidenen vier Wände und auf das Wiedersehen mit Brian. Stolz stellte sie fest, dass sie gute Arbeit geleistet hatte. Viele ihrer Fotos wurden bereits gedruckt oder würden demnächst in verschiedenen Magazinen erscheinen.
Am Straßenrand tauchte das Ortsschild von Portland, Maine auf. Bald darauf sah sie den ersten Leuchtturm - einen von den vielen, die für diese Gegend so typisch waren und den Küstenstreifen zierten. Als sie am frühen Nachmittag an ihrem Haus ankam, beschloss sie, dass ein Urlaub jetzt genau das Richtige wäre. Schließlich konnte sie sich ihre Arbeit als freie Fotojournalistin selbst einteilen.
»Ja!«, sagte sie laut zu sich. »Ich habe Sonne und Strand mit Brian verdient.«
Sie schaffte es gerade noch, ihre Fotoausrüstung und die große Reisetasche in den Flur zu schleudern und sich zu duschen, bevor sie - nur mit einem Badetuch umschlungen - auf ihrem Bett in einen tiefen Schlaf fiel.
Am Abend wurde sie von der Wohnungsklingel geweckt.
Sie schreckte mit einem Satz vom Bett auf.
»Oh, ich hab wohl den halben Tag verschlafen.« Schlaftrunken stolperte sie, mit nichts weiterem als ihrem Badetuch am Körper, durch den Flur. Nach einem Blick durch den Türspion öffnete sie. Es war Brian. Frisch aussehend und strahlend wie immer, stürzte er in die Wohnung, umarmte sie fest und überhäufte sie mit Küssen.
»Liebling, endlich hab ich dich wieder. Ohne dich halte ich es einfach nicht lange aus.«
Bevor Sam etwas sagen konnte, zog er sie schon ins Schlafzimmer.
»Erst Sex! Danach kannst du von deiner Reise berichten.«
Brian riss ihr das Tuch vom Körper und betrachtete sie süffisant lächelnd.
Sie schmiegte sich an ihn und knöpfte dabei langsam sein Hemd auf, dann stieß sie ihn, fauchend wie eine Wildkatze, auf‘s Bett.
Ja, sie hatte ihn auch vermisst.
Nach einer Stunde zärtlicher Begrüßung lagen sie zufrieden nebeneinander. Samantha erzählte von ihren Erlebnissen, unterwegs mit dem Reporterteam. »Brian, ich habe beschlossen, mit dir in den nächsten Tagen Ferien zu machen.«
Brian formte seine schmalen Lippen zu einem Grinsen
»Das trifft sich gut, diesen Gedanken hatte ich auch. Was hältst du von einem ruhigen Fleckchen in zivilisationsloser Wildnis.«
Sam zog eine Schippe. »Eigentlich dachte ich an Strandurlaub.«
Brian drehte sich zu ihr und stützte sich mit einem Ellenbogen auf. Übertrieben verführerisch versuchte er sie zu überreden.
»Keine Menschen weit und breit, nur du und ich. Du könntest richtig abschalten und wenn du Lust hast, vernaschst du mich oder streifst mit deiner Kamera umher und fotografierst die vielen kleinen Krabbelkäfer.«
»Hm, das hört sich wirklich sehr verführerisch an.«
Sehr überzeugt klang Samantha nicht.
Er neckte sie, kitzelte sie und kniff ihr in die Seiten. Sam kicherte schrill auf.
»Wie kommst du auf die Idee mit der Wildnis?«, fragte sie erstaunt mit hochgezogenen Brauen.
Brian warf sich in die Kissen zurück.
»Mein Bruder Albert war doch vor gut zwei Wochen bei mir. Er erzählte so dies und das und erwähnte dass er vor hat, ein paar Tage auszusteigen und in den Wäldern in Maine abzutauchen. Da gibt es schöne Flecken. Das hat mich auf die Idee gebracht, mit dir in der einsamen Wildnis ein paar ruhige Tage zu verbringen. Nur du und ich.«
Sam setzte sich auf und bedeckte sich wieder mit dem Badetuch.
»Okay, meinetwegen. Wann dachtest du zu fahren? Kannst du denn kurzfristig frei bekommen? Ich würde nämlich schon gern bald fahren wollen.«
Mit verträumtem Blick musterte sie nun Brians verschwitzten Körper. Dann rückte sie näher an ihn heran, umschlang seinen Kopf mit beiden Armen und zog ihn erneut zu sich. Dass dabei das Badetuch verrutschte, war ihr recht.
»Ich kläre das gleich morgen früh«, brachte Brian heiser hervor. Er presste fordernd seinen heißen Körper auf sie und genoss es zu sehen, wie ihre Lust aufs Neue in ihren wunderschönen grünen Augen aufflammte.
17. Juli, Portland
Am nächsten Morgen stürzten sich beide nach einem ausgiebigen Frühstück in den Tag. Sie fragte einmal nach Albert, was er denn Geschäftliches in Portland zu regeln hatte, bekam aber keine Antwort. Brian war schon in Gedanken bei seinem 11-Uhr-Termin im Bankenviertel und kämpfte mit der Krawatte. Sam half ihm, sie zu binden.
»Wie hast du das nur hinbekommen, als ich weg war?«
Diese Frage beantwortete er mit einem flüchtigen Kuss und schon flog die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss.
Nach dem wichtigen Termin mit den Leuten von der Bank wollte Brian einen Abstecher ins Büro machen. Sein Chef, der Sohn des Gründers der O’Malley Dynamics, würde nicht erfreut sein, wenn er seinen Urlaubswunsch äußerte. Aber wenn um 11 Uhr alles klappte, würde die Versicherungsgesellschaft dank seines Verhandlungsgeschickes neue bedeutende Klienten gewinnen und sein Chef würde sich vielleicht breitschlagen lassen. Wann stellte er schon mal Forderungen? Sein Chef sollte zufrieden sein, dass er die Drecksarbeit erledigte. Keiner seiner Mitarbeiter konnte so gut wie er den schwierigsten Kunden um die Finger wickeln.
Brian hatte einfach keine Freude mehr an seinem Job - er wollte nicht mehr nach der Pfeife anderer tanzen. Irgendwann würde sich alles ändern - das hatte er sich geschworen. Brian schmiedete bereits in Gedanken Pläne von einem eigenen Unternehmen. Albert hatte bei seinem unangekündigten Besuch ein Fünkchen Hoffnung in ihm geweckt. Wenn alles klappte und er genug Geld im Rücken hätte, könnte es mit seinem Geschäftsvorhaben funktionieren. Er wartete nur noch auf die Nachricht seines Bruders. Seine Idee war perfekt und endlich wäre er derjenige, der das Sagen hätte. Dann wäre er der Boss.
Er malte sich gerade bildlich aus, wie sein Büro aussehen könnte - mit der modernsten Technik und einer bildhübschen Sekretärin, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen würde - als es hinter ihm hupte. Er ging in die Eisen. Da hätte er doch fast eine rote Ampel überfahren.
»Reiß dich zusammen«, mahnte er sich.
Und als er in der Congress Street vor dem Bankengebäude aus seinem Sportwagen stieg, war er bereits wieder konzentriert und ganz Geschäftsmann.
Inzwischen hatte Sam ihre Taschen ausgepackt und sich bei Sue, der netten Nachbarin, zurückgemeldet. Eigentlich wollte sie jetzt den Staubwedel schwingen. Was sich alles so ansammelt in zwei Wochen. Sie rümpfte die Nase. Gut, dass die Nachbarin wenigstens die zwei Blumentöpfe in ihrer Abwesenheit gegossen hatte. Ziellos lief sie mit ihrem Wedel durch die Wohnung, wedelte mal hier und mal da. Als sie den Computer abstaubte, wanderten ihre Finger ganz automatisch zum Powerknopf. Etwa zehn Minuten später lag der Staubwedel auf der kleinen Kommode neben dem Fenster und sie saß mit angedockter Kamera vor dem Bildschirm. Einige Bilder waren noch auf der Speicherkarte. Die werde ich gleich mal sichern. Nebenbei checkte sie ihre E-Mails. Da hat sich auch was angesammelt, werde mal hier weiterputzen.
Zwischen dem ganzen Müll entdeckte sie eine erfreuliche Mail. Agnes, eine gute Freundin, die auch Fotografin ist, hat ihr Fotos von ihrem Urlaub aus einem Feriencamp geschickt. Es waren stimmungsvolle Aufnahmen von einem geheimnisvollen Waldsee, in dem vermoderte Bäume wie Geister aussahen. Ein weiteres Foto zeigte eine rustikale Blockhütte am Rande eines Feriencamps.
Vielleicht war das gar keine so schlechte Idee von Brian, diesmal nicht an den Strand zu fahren. Nachdem sie die letzten Tage durch die Großstädte gehetzt war und überwiegend urbane und dokumentarische Aufnahmen gemacht hatte, sehnte sie sich nach Abgeschiedenheit. Die Schönheit unberührter Landschaften mit der Kamera einzufangen, hätte ebenfalls seinen Reiz. Und, sie würde ihren Schatz gern mal in der Natur in Aktion sehen. Sam musste schmunzeln, als sie sich Brian, ein Geschäftsmann durch und durch, immer akkurat, mitten im Wald zwischen Ameisen und anderem Getier, fern ab der Zivilisation, vorstellte.
Als Brian am Abend kam, hatte sie bereits diverse Angebote von Feriencamps aus dem Internet ausgedruckt, damit sie gemeinsam einen geeigneten Ferienort aussuchen zu könnten.
25. Juli, Portland
Die Tage vergingen. Brian konnte sich immer noch nicht für einen Ort entscheiden. Langsam verlor Sam die Geduld. Sie hatte sich so nach einem Urlaub gesehnt.
»Wo ist das Problem, Brian Carter? Wenn du dich jetzt nicht entscheidest, dann fahre ich doch zum Strand! Alleine!« Übertrieben trotzig stampfte sie mit dem