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Die Krähen
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eBook159 Seiten1 Stunde

Die Krähen

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Über dieses E-Book

Die Polizei arbeitet eng mit der Psychiaterin Fr. Dr. Sophia Bondori zusammen, welche auf dem Gebiet „Serienmord“ bestens geschult ist.

Der Handlungsaufbau ist zutiefst psychologisch, erst im letzten Drittel erfahren wir, wer der wahre Mörder ist: Als Kind in eine grausame Welt gestoßen, geschlagen und mißhandelt von seiner Mutter, die ihn für seine Existenz haßte, flüchtete er in eine Phantasiewelt in Zusammenhang mit seiner Lieblingslektüre, in welcher eine böse Mutterfigur niemals ihrer gerechten Strafe entgeht.

Als seine Jugendliebe, die einzige Person, von der er jemals Zuneigung erfuhr, auf tragische Weise ums Leben kommt, überschreitet er die Grenze zwischen Realität und Phantasie. Er brachte es nie fertig, das Objekt seines abgrundtiefen Hasses, seine Mutter, zu töten – stellvertretend tötet er nun junge Frauen, die in sein Muster passen und inszeniert um seine Taten ein schauriges Szenario.
Fr. Dr. Bondori gelingt es gemeinsam mit einer PC-Spezialistin, einen Zusammenhang zwischen den Morden herzustellen und seinen nächsten Schritt vorherzusehen.

...doch seine Gedanken kreisen bloß um das einzige Thema: Wie kann ich mein Werk vollenden?
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum12. Apr. 2011
ISBN9783200029385
Die Krähen

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    Buchvorschau

    Die Krähen - Ute Bachner

    46

    Prolog – Das Rätsel

    Bei dem Begräbnis seiner Mutter lernt ein Mädchen einen hübschen, jungen Mann kennen, in den es sich bis über beide Ohren verliebt. Danach sieht es ihn nie wieder. Einige Tage später bringt das Mädchen seine Schwester um.

    Warum?

    Kapitel 1 – Der Hochstand

    Es war feucht, und nebelig, aber nicht kalt. Die Luft war frisch und roch nach saftigem Grün. Es war ein verregneter Sommer gewesen, und wenn schon nicht den Sonnenhungrigen, der Vegetation war es zugute gekommen. Das Moor war besonders aufgeweicht und tief und es erinnerte Frau Doktor Sophia Bondori an einen Schauplatz aus Sherlock Holme’s „The Hound of Baskerville". Sie fühlte sich noch sehr müde, denn dafür, dass sie am Abend zuvor ziemlich lange gefeiert hatte, war es einfach viel zu früh gewesen, um sechs Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen zu werden. Und dann die anstrengende Autofahrt in dieser Nebelsuppe. Aber wäre es nicht ein so schauderlicher Grund gewesen, der sie hier her führte, hätte sie die Umgebung richtig romantisch gefunden. Ihr Blick schweifte über die Landschaft, und sie erspähte ein Taubenhaus. Als sie noch überlegte, ob es hier märchenhaft schön sei oder beklemmend gruselig, wurde sie jäh aus ihren Gedanken gerissen.

    Ein stämmiger, etwas untersetzter Mann Mitte fünfzig trat geradewegs auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. Er stellte sich vor mit: „Inspektor Raab, danke, dass Sie so schnell kommen konnten, Frau Doktor. Ich glaube kaum, dass ich Sie auf das vorbereiten kann, was Sie gleich sehen werden. Ich darf Sie nur bitten, mir zu folgen." Der Inspektor war ihr gleich sympathisch. Er war keiner von diesen herablassenden Wichtigtuern, die sie wegen ihrem jugendlichen Aussehen, oder sogar wegen ihrer Weiblichkeit für unfähig abstempelten, von jenen, die ihr schon allzu oft untergekommen waren und gegen die sie nichts als Verachtung empfand. Er verhielt sich höflich, beinahe charmant und während sie so dabei war, sich ihre Meinung zu bilden, konnte sie bereits in einiger Entfernung eine Ansammlung von Leuten ausmachen. Das Gelände war schon recht unwegsam geworden und deshalb hatte sie ihr Auto viel zu früh abgestellt. Sie hatte ja nicht so genau gewusst, wo sie überhaupt erwartet werde bis ihr Inspektor Raab glücklicherweise entgegengekommen war.

    Tatsächlich wollte er das Gesehene ein bisschen verdauen, denn obwohl er schon mehr als sein halbes Leben lang bei der Polizei arbeitete, war ihm der heutige Morgen beinah zu viel.

    Die Stimmen des nicht mehr weit entfernten Auflaufs wurden allmählich lauter. Sie hätte ruhig weiter fahren können, denn schließlich waren die Polizeifahrzeuge und der Krankenwagen auch durchgekommen. Sie fragte sich, warum ihr Inspektor Raab nicht einfach gesagt hatte, dass sie mit dem Wagen fahren könne, doch dem war der Spaziergang sehr gelegen gekommen, heute brauchte er die frische Luft. Und er hatte sich für hartgesotten gehalten. Nun, was dies hier betraf, schien alles anders als sonst zu sein.

    Nach ein paar Schritten würden sie die Lichtung mit dem Hochstand erreicht haben. Das erste, was Doktor Bondori bemerkte, ließ sie schon darauf schließen, dass es eine ziemlich unangenehme Sache werden würde. Ein uniformierter Polizist stützte sich mit einer Hand an einem Baum ab und übergab sich erbärmlich.

    Auf der Lichtung standen zwei Polizeiautos, ein Krankenwagen und ringsherum Polizisten und Sanitäter.

    Da waren Leute vom Labor, ein Gerichtsmediziner und irgendwo stand eine Bahre herum, die nur darauf wartete, beladen zu werden. Die Menschen hier wirkten verloren, wie wenn sie nicht wüssten, was sie in der gegebenen Situation als nächstes zu tun hätten. In Wahrheit warteten alle bereits auf das Eintreffen der Psychiaterin, damit sie sich ihr Bild vom unveränderten Tatort machen konnte. Erst dann würden sie in Aktion treten und ihre weiteren Befehle entgegennehmen. Am Rande der Lichtung befand sich ein Hochstand, von dessen Richtung Kommissar Bergmann auf Doktor Bondori und Inspektor Raab zukam. Zweiterer stellte die beiden einander vor, doch Sophia Bondoris Blick konnte sich nicht mehr von dem Hochstand lösen. Sie starrte ihn an, frontal, dann langsam von unten nach oben, schließlich blieb ihr Blick an der Spitze des Hochstandes haften und sie konnte ihre Augen einfach nicht mehr abwenden.

    Was für ein Massaker, schoss es ihr durch den Kopf.

    Sie wusste, dass eine Leiche gefunden worden war und sie wusste, dass es sich nicht einfach nur um eine Tote sondern um eine ziemlich zugerichtete Tote handelte. Aber das, was sie hier sah, überstieg ihr Vorstellungsvermögen von Entsetzlichem. Die tote Frau war nackt und sie war an allen vier Gliedmaßen so an die Pfähle des Hochstandes gezurrt worden, sodass Bondori der Anblick an einen alten Kupferstich erinnerte, der ein Folteropfer darstellte, welches, jeweils an Armen und Beinen angebunden an vier davonstobende Pferde, gevierteilt wurde. Allerdings wäre das noch zu verkraften gewesen, wäre ihr Leib nicht mittendurch aufgeschlitzt gewesen, sodass ihre Eingeweide heraushingen, und hätte sie doch zumindest einen Kopf besessen. Aber dieser Anblick war schlichtweg das pure Entsetzen.

    Es dauerte an die fünf Minuten bis Bondori einigermaßen ihre Fassung wiedererlangt hatte und sie wandte sich mit erstickter Stimme an Inspektor Raab: „War da schon jemand oben?"

    Raab nickte: „Ich."

    Nach einer Pause fuhr er fort: „Der Jäger fand sie heute morgen. Es muss eigentlich noch mitten in der Nacht gewesen sein, unglaublich früh jedenfalls. Möglicherweise ein Ritualmord. Denn … und er machte eine Pause „ich fand die Exkremente des Täters neben der Leiche.

    Frau Doktor Bondori überlegte, ob es wirklich die des Täters waren und kam dann auch auf keinen anderen logischen Schluss. Laut sagte sie: „Jedenfalls wollte er, dass sie schnell gefunden wird. Er machte sich keine Mühe, sie zu verstecken, im Gegenteil: Er präsentiert uns diesen inszenierten Horror mitten auf einem Hochstand – die Tote blickt auf uns herab."

    Zum ersten Mal meldete sich Bergmann zu Wort: „Blicken wohl kaum. Ihr Kopf fehlt. Auch wenn er uns sein Werk zeigen will, ist er doch geschickt genug, uns die Arbeit zu erschweren. Die Identifizierung der Toten wollte er uns nicht so leicht machen. Wenn er sie mitten in der Nacht hier her geschleppt hat, konnte er sich ziemlich sicher sein, dass er von keinem unerwünschten Wanderer überrascht wird. In dieser Gegend treibt sich des Nachts kaum jemand herum."

    Was Bondori zu diesem Zeitpunkt von Bergmann halten sollte, wusste sie selbst nicht. Sie wollte auch gar nicht darüber nachdenken. Eigentlich wollte sie bloß von hier weg und abwarten. Einfach abwarten, was die Ergebnisse der forensischen Untersuchungen bringen würden, darauf warten, was ihr das Opfer selbst noch sagen würde.

    Aber leider. Sie konnte sich noch nicht verabschieden.

    Nicht bevor sie sich den Hochstand genauer angesehen hatte, und die Leiche, nicht bevor sie sich ein Bild von dem schrecklichen Verbrechen gemacht hatte. Sie würde ein psychologisches Profil erstellen müssen, zu diesem Zwecke hatte man sie kommen lassen. Man hatte darauf bestanden, dass ausgerechnet sie hinzugezogen werde. Sie verfügte über unglaublich viel theoretisches Wissen und auch über eine gewissermaßen einschlägige Praxis. Aber das hier…

    Sie wusste über Gewaltverbrechen bescheid, wie kein anderer ihrer Kollegen im ganzen Land. Bestimmt hatte sie jedes Buch über mysteriöse Mordfälle bis hin zu den Büchern von Robert Kessler, John Douglas und wie sie alle heißen mögen, den Profilern des amerikanischen FBI

    gelesen. Sie hatte Tiefenpsychologie studiert und ihre Laufbahn als Polizeipsychologin in Wien begonnen.

    Dazwischen verbrachte sie eine Menge Zeit im Ausland um die Seele des Mörders anhand noch lebender Exemplare zu durchleuchten. Sie hatte Unterrichtseinheiten in Quantico beigewohnt und in den Ferien war sie nach Kalifornien gereist. Dort hatte sie es fertig gebracht, Ed Kemper zu interviewen, der im Staatsgefängnis von Vacaville seine Haftstrafen zu mehrmals lebenslänglich verbüßt. Sie hatte David Berkowitz im Attica Correctional Facility besucht, doch sie scheiterte, als sie um ein Gespräch mit Charles Manson in San Quentin in der Nähe von San Francisco ansuchte. In ihren Berichten wimmelte es von bestialischer Prominenz und selbstverständlich hatte sie auch schon Opfer und Tatorte in Augenschein genommen. Es gab keine Greueltat von der sie nicht gehört hatte und doch verkrampfte sich ihr ganzer Körper, als sie im Begriff war, diesen Hochstand hinaufzuklettern.

    Gold und Silber lieb’ ich sehr, aber dich lieb’ ich noch viel

    mehr, erinnerte sie sich. Diese Worte hatte der 76-jährige Rentner Alois Pichler für Elfriede Blauensteiner gereimt, die 64-jährige schwarze Witwe aus Wien, die 1996 wegen ihrer Morde an Ehemännern und Liebhabern verhaftet wurde. In diesen Fall war Doktor Bondori involviert gewesen, da ging es um Gift und Pensionisten, und dann fiel ihr noch ein Besuch im Zuchthaus Stein ein, als sie den Prostituiertenmörder Jack Unterweger über seine eigenen Reportagen ausfragte. Unserorts gab es Waltraud Wagners und Irene Leidolfs, die Todesschwestern von Wien, die aus Machtgier alte, hilflose Menschen im Lainzer Krankenhaus um die Ecke brachten aber noch nie hatte die Geschichte ihres Heimatlandes von einem Täter berichtet, der ein dermaßen verstümmeltes Opfer hinterlassen hat.

    Und da stand sie nun vor der Leiter dieses Hochstandes und auf dieser Leiter befand sich kein einziger Tropfen Blut.

    8

    Kapitel 2

    Auf dem Polizeikommissariat lehnte Frau Doktor Bondori in einer Ecke. Inspektor Raab stand vor den versammelten Polizeibeamten, die auf den Fall angesetzt wurden. Bondori verfolgte seinen Vortrag Wort für Wort und verglich ein jedes mit den Erkenntnissen, die sie auf dem Hochstand gesammelt hatte.

    Raab fasste zusammen: „Nach Durchsicht der Vermisstenakten stießen wir auf niemanden, auf den der Bericht des Gerichtsmediziners zutrifft."

    Er machte einen Schritt auf eine große Tafel zu, auf welcher die wichtigsten Stichworte notiert waren und kommentierte: „Das Opfer, weiblich, ist zwischen 20 und 25 Jahre alt und starb in der Nacht vom 8. auf 9. Oktober, gegen 24 Uhr. Sie hatte mindestens eine

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