Déjà-vu: Ein Ruhrgebiets-Thriller
Von Nadine Baumann
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Buchvorschau
Déjà-vu - Nadine Baumann
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Kapitel 1 – Déjà-vu
Kapitel 2 – Der Tiger
Kapitel 3 - Annie
Kapitel 4 - Doro
Kapitel 5 – Dreiergespann
Kapitel 6 – Was für ein Zirkus!
Kapitel 7 – Angst
Kapitel 8 – Bordsteinschwalbe
Kapitel 9 – Leipzig zum Zweiten
Kapitel 10 – Gelegte Spuren
Kapitel 11 - Fassungslos
Kapitel 12 - Allein
Kapitel 13 – Erkenntnis
Déjà-vu
Ein Ruhrgebiets-Thriller
Nadine Baumann
Impressum
© 2016 Dr. Nadine Baumann
Titelbild: © Stefan Betz www.betz-naturfoto.de
Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-8585-9
Prolog
Ich hatte alles minutiös geplant. Und dennoch war ich einigermaßen nervös, das letzte Mal war schließlich schon eine ganze Weile her. Dazu sollte ja schließlich alles genauso aussehen wie damals, was das Ganze nicht gerade einfacher machte. Aber ich hatte ja eines im Überfluss, und das war Geduld, und nun war es endlich so weit. Ich fuhr in seine Wohnung und wartete dort auf ihn. Dass ich mir ihn als erstes ausgesucht hatte war eigentlich Zufall gewesen, aber ein besseres Opfer gab es wohl kaum. Er hatte abgesehen von seinen Jobs keinerlei Kontakt zu Menschen, es war also nicht zu befürchten, dass er jemanden mit nach Hause brachte. Er war fast noch asozialer was das anging als ich, eigentlich konnte ich ihn daher ganz gut leiden. Er war absolut würdig. Ich hatte alles schon vorbereitet, die dünne Schnur, die bereits früher mein Markenzeichen gewesen war, lag ruhig in meiner behandschuhten Hand. Der Schutzanzug war luftig genug, sodass ich nicht allzu sehr schwitzte und selbst die Atemmaske störte mich kaum. Bald würde er nach Hause kommen, wie immer zum Kühlschrank gehen und das vorderste Bier nehmen, das ich bereits mit Thiopental versetzt hatte. Ich liebe es, wenn sie Rituale haben, das macht es so planbar. Es würde nicht allzu lange dauern, bis die Wirkung einsetzte und ich zum Höhepunkt schreiten konnte. Ich machte es fast zärtlich, ganz langsam legte ich die Schnur um seinen Hals und zog sie enger, er wehrte sich nicht, er bekam es vermutlich nicht einmal mehr mit. Nicht, dass ich das aus Mitleid tat, aber Opfer, die sich wehrten, konnten eventuell Spuren hinterlassen, an mir, an sich selbst, in der Wohnung. Und bisher hatte ich nie Spuren hinterlassen, und das sollte auch in Zukunft so bleiben. Als es vorbei war löste ich die dünne Schnur und zog stattdessen das dickere Seil um seinen Hals fest. Der eine oder andere meiner Morde war so schon als Selbstmord durchgegangen. Nicht dass das zwingend nötig wäre, aber dieser Extrakick, ob der Mord überhaupt entdeckt würde, bereitete mir zusätzliche Freude. In den Tagen danach konnte ich es kaum erwarten, die Tageszeitungen zu lesen, und manchmal erschien erst nach Tagen nur eine Todesanzeige, dann war klar, dass sie mal wieder keine Ahnung hatten. Als das zweite Mal das erste überdeckte kam der kritische Punkt. Ich musste ihn unbemerkt ins Auto schaffen. Ich band ihm ein Halstuch um, setzte ihm eine Schirmmütze auf, die das Gesicht verdeckte, und legte einen Arm um meine Schulter. So torkelten wir aus dem Haus und ich verfrachtete ihn auf den Beifahrersitz. Dabei schimpfte ich die ganze Zeit leise vor mich hin, irgendwas von wegen musst Du immer so viel saufen und so weiter. Die Rechnung ging wie immer auf, keiner der Passanten schenkte uns mehr als einen flüchtigen Blick. Dann fuhr ich ihn an den ausgewählten Ort, hängte ihn auf und verschwand wieder. Ein kurzes Vergnügen... aber bis zum nächsten Mal würde es sicher nicht allzu lange dauern.
Kapitel 1 – Déjà-vu
Es ist mitten in der Nacht als das Handy klingelt. Ich werde davon aus einem unruhigen Schlaf gerissen, gerade hatte ich irgendetwas abstruses geträumt, als ich darüber nachdenke ist die Erinnerung allerdings schon weg. Ich versuche, mich zu erinnern, wann ich ins Bett gegangen bin. Es muss ziemlich spät gewesen sein, ich hatte ein paar Bier getrunken, vielleicht ein paar zu viel, wie ich jetzt feststelle. Mir brummt dermaßen der Schädel und mir ist schwindlig. Und das verdammte Handy klingelt immer noch. Ein Anruf um diese Uhrzeit bedeutet nie etwas Gutes… Ich gehe ran, das Gespräch dauert nicht sehr lange. Kurz anziehen, schnell auf den Weg machen, ich bin noch halb im Schlaf, jetzt aber gleichzeitig hellwach und voll bei der Sache, der Kater ist nach zwei hastig eingeworfenen Kopfschmerztabletten im Keim erstickt. Am alten Kieswerk wurde eine Leiche gefunden, erhängt, aber augenscheinlich kein Selbstmord. Ich kann es kaum glauben, es fühlt sich an wie im Film, ein böses Déjà-vu. Auf dem Weg zum Tatort kreisen meine Gedanken um das alte Kieswerk, die alte Geschichte von damals. Alle Details sind sofort wieder da, die ganze verworrene Geschichte. Der Besitzer des Kieswerks in Rheinhausen war gefunden worden, erhängt unterhalb eines der Förderbänder ganz in der Nähe der Büros. Man hatte zunächst angenommen, er hätte Selbstmord begangen, einer seiner Mitarbeiter hatte ihn gefunden, am Strick hängend. Bei der Leichenschau fanden sich allerdings zusätzliche Würgemale unterhalb der Abdrücke, die das Seil hinterlassen hatte. Sie waren nur ein klein wenig versetzt, daher hatte man sie zunächst übersehen, und es wäre beinahe ein unentdeckter Mord geblieben. Allerdings war der Täter ohnehin nicht gefasst worden, ein weiterer ungeklärter Mordfall ist es also immerhin geblieben. Noch während ich über weitere Details der damaligen Ermittlungen nachgrübel, erreiche ich den neuen alten Tatort, und mir läuft ein Schauer über den Rücken. Die Leiche hängt exakt an derselben Stelle wie damals. Seit dem Tod des letzten Besitzers hatte es keinen neuen Betreiber gegeben, und die Gebäude zerfielen langsam. Soweit ich mich erinnere waren die Kiesgruben ohnehin zum größten Teil bereits abgebaut worden, eine Investition hätte sich also nicht mehr sonderlich gelohnt.
Als ich näher komme sehe ich, dass ich erwartet werde: Doro, unsere Rechtsmedizinerin, ist bereits vor Ort. Sie ist erst seit kurzer Zeit bei uns, Medizinstudium in Berlin, Facharzt für Rechtsmedizin und Promotion an der Charité und annähernd direkt im Anschluss die Stelle als Laborleiterin in Duisburg; dazu nicht unattraktiv, groß, schlank mit dunkelbraunen Haaren und Augen und einer dazu passenden dunklen Stimme. „Schön, dass der Herr Kommissar sich auch endlich aus dem Bett bequemt hat! Na, schon wach? Ich weiß, das ist nicht böse gemeint, aber manchmal… das Vorlaute ist definitiv einer ihrer wenigen Makel. Aber bereits nach der kurzen Zeit habe ich die Zusammenarbeit mit ihr so zu schätzen gelernt, dass ich über so manche Bemerkung hinwegsehe. „Ich bin gekommen so schnell es ging. Was habt ihr? Lass mich raten, sieht zunächst aus wie Selbstmord, aber es gibt doppelte Würgemale?