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Ewige
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eBook276 Seiten3 Stunden

Ewige

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Über dieses E-Book

In einer fernen Dimension überwinden Dämonen die Barriere zwischen den Welten. Sie wollen auf der Erde die Auserwählte finden, die allein in der Lage ist, ihre geplante Invasion zu verhindern. Derweil führt Beverly ein gutbürgerliches Familienleben. Das ändert sich schlagartig, als sie eines Nachts erfährt, dass sie dazu bestimmt ist, die Welt vor den Dämonen zu retten. Ein gefährliches Abenteuer beginnt.
SpracheDeutsch
Herausgeber110th
Erscheinungsdatum29. Okt. 2014
ISBN9783958651630
Ewige

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    Buchvorschau

    Ewige - Barbara Wegener

    werden.

    Prolog

    Zwei rote Monde tauchten das Lager in ein beklemmendes Dämmerlicht. Es war endlich soweit. In dieser Nacht würde das Weibchen sich zusammen mit einem Diener auf den Weg machen. Sie war fast zwei Köpfe größer als die beiden Männchen und auch ihre grünen Hautschuppen leuchteten heller im fahlen Licht der Monde. Natürlich würde ein Weibchen gehen. Ihre Magie war stärker und sie war für diese Aufgabe bestens vorbereitet. Aber zunächst wollte sie sich noch stärken. Zwei Schendal liefen diensteifrig zwischen den mit Ramphorenhaut bedeckten braunen Zelten und dem Lagerfeuer hin und her, brachten Schalen mit verschiedenen Speisen und Getränken, die ihnen wortlos von den drei Abyssern abgenommen wurden.

    „Was glaubst du, wie lange du brauchen wirst?", fragte eines der Männchen und sein Blick ruhte ehrfürchtig auf ihr. Ihm war die große Ehre bewusst, hier mit ihr speisen zu dürfen. Und bald würde das Weibchen dafür sorgen, dass die neue Welt erobert werden konnte.

    „Das wird nicht lange dauern. Unser Spitzel wird mir Morgen Informationen geben, wie ich diese Auserwählte finden kann. Das wird ein Kinderspiel. Sie schnaubte verächtlich. „Was für minderwertige Kreaturen.

    „Du hat Recht, antwortete das Männchen, das ihr gegenüber am Feuer saß und sich genüsslich eine Scheibe rohes Rhamphorenfleisch in den Mund schob. „Es gibt nur wenige unter ihnen, die über Magie gebieten. Und die, die es können, verbergen sich. Das Weibchen schloss kurz ihre Augen. „Ich spüre, dass der Spalt zwischen den Welten fast so weit aufgerissen ist, dass ich hinüberwechseln kann. Du!, schrie sie einen der kleinen Schendal an und zeigte mit ihrer Krallenhand auf den kleinen Dämon. „Hol unser Gepäck. Es geht los.

    Der Schendal nahm seine langen, behaarten Arme beim Gehen zur Hilfe und eilte zu einem der Zelte. Er wollte seine Herrin auf keinen Fall erzürnen. Augenblicke später erschien er mit zwei großen Lederbündeln, die er sich auf seinen Rücken geschnürt hatte. Gemeinsam traten sie an den See, in dessen Mitte der Spalt zwischen den Welten immer weiter aufklaffte.

    Neubrandenburg

    Beverly wuchtete zwei schwere Tüten, in denen sich die Einkäufe fürs Wochenende befanden, aus ihrem grünen BMW-Kombi.

    Es war wieder einmal mehr geworden, als beabsichtigt. Sie seufzte. Aber an einigen der Sonderangebote konnte sie einfach nicht vorbeigehen.

    Sie stellte die bunten Plastiktüten neben den Wagen auf den Betonboden der Garage ihres Einfamilienhauses und drückte auf die Fernbedienung. Ein leises Klicken ertönte und die Türen des Wagens waren verschlossen.

    Seit zwei Jahren hatte sie die Möglichkeit, zuhause zu arbeiten. Das Anwaltsbüro, für das sie als Sekretärin arbeitete, schickte ihr ihre Arbeit ins Haus und ließ die bearbeiteten Akten auch wieder abholen. So sparte die Kanzlei einen Computerarbeitsplatz und sie konnte ihre Zeit frei einteilen und zwischendurch ihre Hausarbeit erledigen.

    Es war ein heißer Sommernachmittag. Nur vereinzelte Schäfchenwolken zeigten sich am ansonsten hellblauen Himmel.

    Beverly sah auf ihre viereckige Cartier-Uhr aus Gold. Ihr Mann Florian hatte sie ihr im letzten Jahr zum 15. Hochzeitstag geschenkt, kurz nachdem er zum Oberstaatsanwalt befördert worden war.

    Noch eine Stunde, dann würde Dennis vom Schwimmtraining nach Hause kommen. Zeit genug, um das Abendessen vorzubereiten.

    Dennis war neun Jahre alt und besuchte die vierte Klasse der Grundschule „Uns Hüsung" in Neubrandenburg. Er war eine wahre Wasserratte. Beverly war sich sicher, bei einer Kontrolle seiner Hände wären Schwimmhäute zwischen seinen Fingern zu finden.

    Sie nahm die Tüten vom Boden auf und verließ die Garage.

    Das Rolltor der Garage war fast geschlossen, als die Haustür plötzlich aufschwang und Florian mit besorgter Miene erst zu ihr herübersah und dann die Straße aufmerksam absuchte.

    Wieso war ihr Mann jetzt schon zuhause?

    Warum sah er so beunruhigt aus?

    Sie dachte an die letzten Wochen zurück. Florian hatte sich äußerst merkwürdig verhalten. Er schlief unruhig, träumte schlecht, aß sehr wenig, ließ sich von ihr immer erklären wie sie sich ihren Tagesablauf vorstellte, wollte wissen wohin sie gehen wollte und mit wem.

    Sie erklärte sein Verhalten mit dem Stress, den seine Arbeit momentan mit sich brachte.

    Na, einen Vorteil hatte sein frühes Erscheinen. Sie brauchte den schweren Einkauf nicht alleine ins Haus tragen.

    „Wo warst du? Du hast mir heute Morgen nicht gesagt, dass du zum Einkaufen willst. Ich habe mir Sorgen gemacht", fuhr er sie merkwürdig gereizt an.

    „Was hast du denn jetzt schon wieder? Muss ich jetzt über alle meine Schritte Rechenschaft ablegen? Ich bin doch kein kleines Kind. Hilf mir lieber. Die Hähnchen müssen schnell in die Gefriertruhe. Bring sie bitte gleich runter!"

    Beverly war etwas verärgert. Trotz allem Verständnis für seine berufliche Situation fand sie, dass ihr Mann jetzt etwas zu weit ging.

    Gemeinsam brachten sie alles ins Haus. Beverly drückte Florian den Transportbeutel mit den beiden Hähnchen in die Hand und er stieg die Kellertreppe hinab, um die gefrorenen Lebensmittel zu verstauen.

    Beverly stellte die Taschen auf den Küchentisch und ließ sich dann erschöpft vom Einkauf und der Hitze des Tages erst einmal auf einen Küchenstuhl nieder.

    Ihre Beine schmerzten und sie streifte die Schuhe ab. Ah, die kühlen Fliesen des Küchenfußbodens waren eine Wohltat für ihre geschwollenen Füße.

    Mit ihren 47 Jahren fühlte sie sich heute sehr, sehr alt. Früher hätte mir die Sommerhitze bestimmt nichts ausgemacht, dachte sie und nahm sich vor, sich für einige Minuten unter den riesigen Sonnenschirm auf die Terrasse zu legen.

    Florian kehrte in die Küche zurück. Er trug eine schwarze Stoffhose und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er bis über die Armbeugen hochgeschoben hatte. Die oberen zwei Knöpfe hatte er geöffnet und die obligatorische Krawatte hing an der Garderobe.

    Beverly fand, dass er trotz seiner 49 Jahre noch sehr sportlich und jugendlich aussah. Zumindest jugendlicher, als sie sich im Augenblick fühlte.

    „Tut mir leid, sage er und reichte ihr eine kühle Dose Cola light aus dem Kühlschrank. „Ich wollte dich nicht anschreien.

    Er trat hinter sie und massierte liebevoll ihren Nacken.

    „Ich hab mir einfach nur Sorgen gemacht, weil du nicht hier warst und keiner unserer Freunde wusste, wo du dich aufhältst."

    Beverly drehte sich verärgert herum. „Du hast hinter mir her telefoniert? Was soll das denn schon wieder?"

    „Sei bitte nicht wieder böse auf mich, aber man hört in letzter Zeit so viel von Überfällen und solchen Sachen. Ich bin wahrscheinlich überängstlich. Vergessen wir die ganze Sache, ja?"

    Sie sah ihrem Mann zu, wie er die Lebensmittel in den Küchenschränken verstaute.

    „Weist du was? Wir lassen uns heute eine Pizza kommen. Dann musst du nicht jetzt noch in der heißen Küche stehen und kannst dich einmal ganz und gar verwöhnen lassen. Was hältst du davon?"

    „Das ist die beste Idee seit Tagen", antwortete Beverly erfreut. Sie strahlte ihren Mann über das ganze Gesicht an. Ihr Ärger über sein Verhalten war fürs Erste verflogen.

    „Na, komm leg dich ins Wohnzimmer auf die Couch. Ich werde mich um Dennis Hausaufgaben kümmern, bestelle das Essen, decke den Tisch und du kannst ganz entspannt lesen." Er küsste sie sanft auf die Stirn.

    „Das ist lieb von dir. Ich werde die Krimis, die mir Sylvana empfohlen hat, endlich lesen. Aber bei dem schönen Wetter gehe ich wohl doch lieber auf die Terrasse."

    Beverly wollte sich gerade auf den Weg dorthin machen, als Florian erschrocken rief: „Nicht auf die Terrasse! Bleib bitte im Haus!"

    Beverly drehte sich um und sah ihren Mann verwirrt an.

    „Was ist denn jetzt schon wieder daran auszusetzen, dass ich mich bei dem schönen Wetter auf die Terrasse setze? Du hast doch irgendetwas? Ist etwas los? Du benimmst dich in letzter Zeit wirklich sehr merkwürdig."

    „Aber Schatz, nichts ist los! Ich möchte nur nicht, dass du dir einen Sonnenbrand holst wenn du beim Lesen einschläfst. Bitte, tu mir den Gefallen und bleib im Haus, ja?"

    Beverly zuckte mit den Schultern. Sie fühlte sich zu wohl bei der Aussicht den restlichen Nachmittag nur zu entspannen und sich ganz und gar den Krimis zu widmen, als dass sie Lust hatte mit ihm zu streiten.

    „Na schön, wenn dein Seelenheil davon abhängt, bleibe ich halt drinnen", seufzte sie, legte sich auf die Couch, nahm ihren eBook-Reader, klickte auf den Krimi Haruspex von Tina Sabalat, den ihr ihre Freundin schon vor Monaten ans Herz gelegt hatte und begann zu lesen:

    „Sams Atem stockte, er erbleichte stärker – wahrscheinlich stellte er sich bildhaft vor, wie ich ihn umbrachte, aufschlitzte und wirre Worte in sein freigelegtes Gedärm murmelte. Dieser Gedanke ließ auch mich leicht schwindeln und ich beschloss, uns beide zu erlösen…"

    Nach einer Weile hörte Beverly Dennis das Haus betreten. Anscheinend hatte Florian ihm gesagt, dass er sie nicht stören soll, denn Dennis lief ganz leise hoch in sein Zimmer.

    Schön, wenn mich meine Männer heute mal verwöhnen wollen, mir soll es recht sein, dachte sie und klickte auf den nächsten Krimi. Meret Vacano III von Andrea Meyer.

    „Carlos rollte mit den Augen. Tränen liefen ihm die Schläfen hinunter. Ich strich ihm mit dem Latexhandschuh über die Stirn. „Es ist gleich vorbei, sagte ich sanft. Das satte Gelb vermischte sich im Schlauch mit dem Rot zu einem Sonnenuntergangsorange. Aus Carlos Lunge stiegen Blasen durch die Farbe nach oben. Als nächstes nahm ich Lila…

    Die Krimis waren wirklich gut. Sylvana hatte nicht zu viel versprochen.

    Beverly vergaß vollkommen die Zeit.

    Erstaunt blickte sie auf, als Florian vor ihr stand, um sie zum Essen in die Küche zu holen. Sie hatte noch nicht einmal gehört, dass der Pizzabote geklingelt hatte. Dennis war dabei den Küchentisch zu decken, als sie die Küche betrat.

    Mein Gott, hab´ ich unseren Hochzeitstag vergessen? Nein der war schon im Juni. Die Geburtstage sind auch schon vorbei…

    „Hat irgendjemand ein schlechtes Gewissen? Haben wir etwas zu feiern, oder wieso werde ich heute von meinen beiden Männern so verwöhnt?"

    „Können wir dir nicht auch mal ohne besonderen Anlass etwas Gutes tun?" Florian lächelte verschmitzt.

    „Sicher könnt ihr das. Ich freue mich riesig."

    Sie wollte sich setzen und Dennis rückte ihr, wie ein vollendeter Gentleman, den Stuhl zurecht.

    „Wisst ihr, wir machen das jetzt jeden Tag. Ich pflege mich und ihr macht die Hausarbeit."

    Sie stibitzte eine lange, grüne Peperoni von Florians Teller.

    „Typisch! Reicht man ihr den kleinen Finger, will sie gleich die ganze Hand! He, das ist meine Peperoni. Du hast deine eigene."

    „Du weißt doch: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Und, schon vergessen? Ich werde heute von euch verwöhnt."

    Während Florian mit seinen Augen rollte, schob Beverly genüsslich ein Stück Pizza in ihren Mund.

    Sie fand, dass der Tag ruhig so weiter gehen konnte. Mit Heißhunger verschlang sie ihr Abendessen.

    „Sind die Hausaufgaben schon fertig?", wollte sie nach einiger Zeit wissen.

    „Alles erledigt. Papa hat sie kontrolliert. Ach so, morgen muss ich 4 Euro für den Wandertag nächste Woche mitnehmen. Nicht vergessen."

    „Ich leg dir das Geld in die Federtasche. Wo geht’s denn hin?", fragte Florian.

    „Wir fahren mit dem Zug nach Burg Stargard. Dort machen wir dann Picknick und gehen in den Tierpark. Das wird bestimmt ganz lustig. Ich nehme noch etwas Kleingeld mit. Dann kann ich Ziegenfutter aus dem Automaten ziehen. Mein Freund Tu sagt, das kitzelt, wenn die Ziegen einem das Futter aus der Hand lecken."

    Er hatte sein Abendessen bis auf den letzten Krümel vertilgt.

    „So, bist du mit deiner Pizza fertig? Dann waschen, Zähne putzen, beten und ab ins Bett mit dir."

    Dennis gab seinen Eltern einen Gutenachtkuss und lief nach oben. Sie hörten den Wasserhahn im Badezimmer rauschen.

    „Hast du Stress im Büro? Du benimmst dich in letzter Zeit so merkwürdig." Beverly sah ihren Mann forschend an.

    Florian wand sich unter ihrem Blick.

    „Es ist nichts. In ein paar Tagen ist alles wieder normal. Versprochen! Willst du noch etwas lesen, oder fernsehen?", wich er ihr aus.

    Beverly lies es seufzend dabei bewenden.

    „Ich glaub ich rauch noch eine Zigarette und geh dann auch schlafen. Ich hab zwar den ganzen Nachmittag auf der Couch gelegen, aber diese unerträgliche Hitze macht einen ganz fertig. Was ist mit dir?"

    „Ich muss noch eine Akte bearbeiten und komm dann auch nach oben." Er gab Beverly einen Kuss und verließ den Raum.

    Sie zündete sich eine Zigarette an, räumte Teller, Gläser und Besteck in die Spülmaschine, faltete die Pizzaschachteln zusammen und drückte sie in den Müllbeutel.

    „Schatz, kannst du morgen vor der Arbeit noch den Müll raus bringen?", rief sie ihrem Mann zu.

    Aus dem Arbeitszimmer war ein Murmeln zu hören, dass sie als Zustimmung deutete.

    Die Küche war aufgeräumt, die Zigarette aufgeraucht und Beverly begab sich ins obere Stockwerk.

    Im Bad wusch sie sich, putzte sich die Zähne und zog ihr kurzes, hellblaues Nachthemd an. Gähnend verließ sie das Badezimmer und sah, dass unten im Arbeitszimmer noch Licht brannte. „Mach nicht mehr so lange!", rief sie nach unten.

    „Ich komme gleich hoch, nur noch ein paar Seiten", hörte sie ihn sagen.

    In Dennis Zimmer war das Licht gelöscht. Sie blickte durch den Spalt der Kinderzimmertür, sah ihren Sohn friedlich schlafen, schloss leise die Tür, ging ins Schlafzimmer und legte sich in ihr Bett.

    Müde, wie sie war, schlief sie sofort ein.

    Erste Begegnung

    Es war tiefste Nacht, als Beverly durch ein Geräusch geweckt wurde.

    Dunkelheit umgab sie.

    Die rot leuchtenden Ziffern ihres Radioweckers zeigten zwei Uhr an. Sie lag still da und lauschte angestrengt ins Dunkel.

    Wieder dieses Geräusch.

    Diesmal konnte sie es eindeutig als eine Stimme identifizieren.

    Ihre linke Hand fuhr langsam zum Bett ihres Mannes herüber. Es fühlte sich warm an, aber das Bettlaken war zurückgeschlagen.

    Florian lag nicht mehr neben ihr.

    Beverly stand auf und zog ihren langen, blauen Morgenmantel über. Sie öffnete die Schlafzimmertür.

    Im Haus war es stockdunkel.

    Aus dem Kinderzimmer hörte sie das leise Schnarchen ihres Sohnes.

    Wieder Stimmen.

    Im Untergeschoss schienen sich mehrere Personen leise zu unterhalten. Eine rätselhafte Unruhe breitete sich in ihr aus.

    Wer kommt denn mitten in der Nacht zu Besuch, fragte sie sich erstaunt.

    Sie schlich leise zur Treppe, um Dennis nicht zu wecken.

    Die Leute schienen sich über etwas sehr aufgeregt zu unterhalten.

    „Ist ein Irrtum definitiv ausgeschlossen?", hörte sie Florian leise flüsternd fragen.

    „Du kennst die bisherigen Teile der Prophezeiungen selbst. Es gab nur mehr zwei Möglichkeiten.

    Entweder Beverly oder Sybille.

    Vor einer viertel Stunde haben wir den letzten Teil erhalten. Es gibt keine Zweifel, dass es sich bei der gesuchten Person um deine Frau handelt", antwortete ihm leise ein ihr unbekannter Mann.

    Was war das denn nun?

    Was sollte dieses Gerede von einer Prophezeiung?

    Wer glaubte denn an so was?

    Und diese Prophezeiung sollte ausgerechnet von ihr handeln?

    Beverly war verwirrt. Sie lauschte weiter, um näheres zu erfahren.

    „Du solltest deine Frau sofort wecken. Wir müssen sie schnellstens an einen sicheren Ort bringen. Sollte der Inhalt der Prophezeiung bekannt werden, ist sie in größter Gefahr!"

    Beverly stand wie vom Donner gerührt da.

    Ich bin in Gefahr?

    Was soll dieser Unsinn?

    Ihr Herz pochte wild, als wollte es jeden Augenblick herausspringen. Sie hörte weiter mit angehaltenem Atem zu.

    „Aber Horst, wie stellst du dir das vor. Soll ich sie wecken und sagen: Hallo, mein Schatz. Ach übrigens, ich bin ein Zaubermeister, die Welt ist in Gefahr und du bist die Einzige, die sie retten kann. Also zieh dich schnell an. Wir müssen hier verschwinden, weil böse Dämonen nach deinem Leben trachten."

    „Ich hab auch keine Ahnung, wie du ihr das beibringen kannst. Aber es muss schnell geschehen. Sie könnten jeden Augenblick hier sein."

    Beverly beugte sich vor, um die merkwürdigen Besucher sehen zu können.

    Die Treppenstufe, auf der sie stand, begann wegen der Gewichtsverlagerung zu knarren.

    Sofort war es im Wohnzimmer still.

    Starr vor Schreck blickte sie nach unten.

    „Hallo, Beverly!"

    Florian sah vom Wohnzimmer zur Treppe herauf.

    „Komm doch zu uns. Keine Angst! Hier sind nur Freunde. Hast du gehört, worüber wir hier gesprochen haben?"

    Er betätigte den Lichtschalter.

    Im Licht der Wohnzimmerlampe erkannte Beverly neben Florian noch drei Männer und eine Frau, die um den Esstisch standen.

    Irritiert stellte sie fest, alle die gleiche Kleidung trugen - schwarze Rollkragenpullover, schwarze Stoffhosen und schwarze Schuhe. Alle waren in lange, schwarze Umhänge gehüllt, deren Kapuzen sie zurückgeschlagen hatten. Merkwürdigerweise machte die Kleidung den Eindruck, als wenn es sich um eine Uniform handelte.

    Sie ging auf ihren Mann zu.

    „Was ist hier los? Was machen diese wildfremden Leute mitten in der Nacht in unserem Wohnzimmer? Und was soll das Gerede von einer Prophezeiung von Zaubermeistern und Dämonen? Und wieso soll ich in Gefahr sein? Was soll dieser Unsinn?"

    Beverlys Stimme klang verärgert. Sie war verwirrt, müde und langsam fühlte sie eine unerklärliche Panik in sich aufsteigen.

    „Komm her, Liebling. Mir wäre lieber gewesen, wenn du das Ganze in anderer Form erfahren hättest. Aber, so unglaublich sich das auch für dich anhören mag, es stimmt alles, was du gehört hast."

    „Sag mal spinnst du? Du erwartest doch nicht ernsthaft von mir, dass ich solch einen Blödsinn glauben soll!"

    Beverlys Stimme wurde immer lauter.

    Sie ging auf Florian zu, als von der Treppe her das Geräusch kleiner, nackter Füße, die die Treppe herunter liefen, zu ihnen drang.

    „Mama, Papa. Ihr seid so laut. Ihr habt mich geweckt."

    Dennis stand mittlerweile auf der untersten Treppenstufe und rieb sich schlaftrunken die Augen.

    „Jetzt ist auch noch der Kleine wach geworden. Na, bravo! Und morgen geht er unausgeschlafen zur Schule. Das war ja wohl eine Meisterleistung."

    Beverly konnte ihren Zorn nicht mehr zurückhalten.

    „Schatz, was ich dir vorhin gesagt habe, ist die Wahrheit. Es ist gut, dass Dennis jetzt wach ist. Wir müssen hier alle schnellstens verschwinden."

    Florian nahm Dennis, der mittlerweile neben ihm stand, in den Arm und wandte sich wieder an Beverly: „Komm bitte zu mir und leg deine Arme um mich. Bitte!"

    „Ich werde nichts dergleichen tun. Ich bringe jetzt Dennis nach oben und leg mich auch ins Bett. Und ich möchte, dass deine Freunde umgehend verschwinden." Sie streckte Dennis ihre Arme entgegen.

    In diesem Augenblick zerbarst eine Scheibe des Wohnzimmerfensters mit ohrenbetäubendem Knall. Ein roter Blitz fraß sich durch den Raum und traf den neben Beverly stehenden Mann direkt in die Brust.

    Mit schreckensgeweiteten Augen starrte Beverly auf das klaffende, rauchende Loch, das der

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