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Draussen um diese Zeit
Draussen um diese Zeit
Draussen um diese Zeit
eBook190 Seiten2 Stunden

Draussen um diese Zeit

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Über dieses E-Book

Sie sind draußen, die Menschen in den Erzählungen von Ulrike Ulrich. Sie arbeiten mit ihren Laptops im Wiener Kaffeehaus, sie spielen Akkordeon in der Pariser Métro, sie kleben illegal anarchistische Plakate an der Piazza di Spagna in Rom, sie halten in Zürich beim Palmenhaus ihre Füße ins Schildkrötenbecken, sie lernen in der Bar vom New Yorker Roosevelt Hotel jede Woche einen anderen Mann kennen, um mit ihm aufs Zimmer zu gehen und nachher einen Comic darüber zu zeichnen. Obwohl die meisten von ihnen ein Zuhause haben, suchen sie ihr Glück nicht in den eigenen vier Wänden. Draußen begegnen sie einander, verpassen, verbünden oder küssen sich, schließen Wetten ab, glauben an Zufälle und werden gemeinsam festgenommen.

Ulrike Ulrich versammelt in diesem Band Erzählungen von sprachlicher Dichte und Präzision, die mit eigensinnigem Humor Einblicke in die Gedankenwelt der Figuren eröffnen und die Schönheiten und Abgründe des Menschseins in unserer Zeit aufdecken. Gegenwärtige Erzählungen, die Lust darauf machen, mit dieser Stimme um die Welt zu reisen. Zu Hause ist ohnehin niemand, weil sich alle auf die Suche begeben haben, ihren Sehnsüchten folgen, draußen um diese Zeit.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum4. Aug. 2015
ISBN9783902844842
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    Buchvorschau

    Draussen um diese Zeit - Ulrike Ulrich

    Verlag

    New York

    The Roosevelt Hotel

    Der Flug von Schwechat nach JFK war ihr erster Flug überhaupt. Davor hatte sie es gerade mal von Krems nach Wien geschafft (in einem vollgestopften geliehenen Polo) und von Wien aus dann einmal nach Split, zwei Mal nach Budapest und drei Mal nach Rimini, immer mit Zug oder Auto. Dass sie irgendwann eine Vielfliegerin sein würde, hat Polly sich nicht vorstellen können, an diesem klaren Oktobertag vor siebeneinhalb Jahren, obwohl sie es sofort geliebt hat, Fensterplatz, zwei freie Sitze neben ihr, freie Getränke nach Wahl (nicht wie jetzt bloß Kaffee, Tee und Wasser), beste Wetterverhältnisse, sowohl über den Alpen als auch ein paar Stunden später über Grönland, die Eisberge hat sie auf dem Rest des Fluges gezeichnet, keinen Film geschaut, keine Sekunde geschlafen.

    Heute hat sie (das ist ihr noch nie passiert) die Alpen verpasst, der Flug von Wien nach Zürich ist kurz, das weiß sie ja (kaum hat man die Flughöhe erreicht, ist schon wieder von Sinkflug die Rede), zum ersten Mal (sie hat wenn immer möglich einen Fensterplatz) hat sie nicht nach den Alpen Ausschau gehalten, dabei hätte man die sicher genauso gut sehen können wie jetzt den Bodensee, dessen weites Blassblau nur von ein paar kleinen Schönwetterwolken verdeckt wird (ganz dahinten, das könnten die Alpen sein, oder auch Wolken).

    Es ist Frühling, welches Jahr auch immer, und Polly heißt nicht wirklich Polly, auch nicht Pauline, ihr Name ist geändert und auch die Namen von allen anderen. Das hätte Polly auch tun sollen, sie hätte alle Namen ändern sollen, nicht nur die von den Männern, mit denen sie geschlafen hat. Dann wäre das jetzt nicht solch ein Canossaflug, denkt sie, ohne sich zu erinnern, wer eigentlich wen in Canossa besucht hat. Wenn sie die Namen wenigstens für die amerikanische Ausgabe geändert hätte (einen neuen Titel musste sie ohnehin suchen, weil es das Wort Messie im Englischen so gar nicht gibt). Aber nicht einmal vor zwei Jahren, als der US-Verlag die Übersetzungsrechte gekauft hat, nicht einmal als das Buch dort herauskam und überall besprochen wurde, nicht einmal als sie für einen der wichtigsten Comic-Preise nominiert war und zum zweiten Mal in ihrem Leben über den Atlantik flog (Manhattan hatte sie nur von Weitem gesehen, beim Anflug auf Newark), nicht einmal bei der Preisverleihung, als sie auf der Bühne stand und die Laudatorin, eine südafrikanische Zeichnerin, gesagt hat, mit diesem Buch werde sie jetzt wohl berühmt, nicht einmal, als sie das Wort famous und ihren Namen im selben Satz gehört hat, ist sie auf die Idee gekommen, dass irgendjemand sich in diesem Comic wiedererkennen und damit ein Problem haben könnte.

    Erst seit von Verfilmung die Rede ist, seit Leonard, ihr Agent, gesagt hat, er habe verschiedene Angebote vorliegen, sogar eines aus Hollywood (für einen Comic wohlgemerkt, Graphic Novel steht drauf), erst als sie sich zusammen ausgemalt haben, welche Schauspielerin die Rolle von Polly spielen könnte (Uma Thurman würde doch zu dir passen, findest du nicht), eigentlich erst als Leonard gefragt hat, ob es rechtlich irgendwelche Probleme geben könnte, mit einem von den Hotelgästen oder mit dem Barkeeper (wie heißt der überhaupt wirklich, hat er gefragt), erst da hat sie zum ersten Mal darüber nachgedacht, wie Matteo wohl auf Manhattan Messie reagieren würde.

    Jetzt spricht der Flugkapitän, den sie beim Einsteigen kurz gesehen hat (erstaunlich jung, hat sie gedacht, aber das passiert ihr neuerdings dauernd, dass sie sich wundert, dass jemand, der wie sie Ende dreißig ist, einen richtigen, einen derart erwachsenen Job haben kann), jetzt spricht dieser Flugkapitän mit den blonden Locken und dem Seebär-Bart vom Wetter in Zürich (sonnig und zwanzig Grad, wärmer als in Wien), jetzt verabschiedet er sich bereits und wünscht allen einen schönen Tag. Und Pollys Sitznachbarin mit den Kinderaugen, die schon beim Start unbedingt ein Gespräch mit ihr beginnen wollte, schaut sie wieder so erwartungsvoll an, ruckelt wieder so nervös hin und her, versorgt ihren Mp3-Player (als könne der die Maschine vom Landen abhalten) und stopft sich Rescue-Pastillen in den Mund wie andere Leute Erdnüsse.

    In der Vander Bar hat Polly Matteo schon am dritten oder vierten Dienstag gebeten, auf Chips umzusteigen. Nur keine Erdnüsse mehr, hat sie geseufzt und den Handrücken an die Stirn gehoben, als werde sie ohnmächtig, Matteo hat gelacht und gesagt, dass er sich darum kümmern werde, er wolle ja keine Stammkundin vergraulen. Am Dienstag darauf schon gab es Chips, mindestens zwei Monate lang. (Das war am Anfang, das war noch, bevor Matteo begriff, was sie da jede Woche bei der Ladies Night machte, abgesehen davon, dass sie zeichnete, mit Männern sprach und ihre Drinks zum halben Preis selbst bezahlte.)

    Natürlich hat sie ihn damals schon gezeichnet, wie er groß, dünn und rothaarig hinter seiner Bar stand und mit Flaschen jonglierte (nur hier in der Vander Bar, weißt du, nur hier muss man mit Flaschen werfen, aber sie lassen mich ja nicht rüber in die Lounge). Er hat die Zeichnungen auch gesehen. So ein langes Kinn doch nicht, hat er sich beschwert, meine Haare sind rostrot (in an Eric Stoltz kind of way, nicht wie Ronald McDonald). Mit den Haaren hatte er recht, aber sie hatte nur ein paar Farben dabei, überhaupt hat sie ihn natürlich stilisiert, seine blaugrauen Augen allerdings, die waren wirklich zwei eng nebeneinanderstehende Halbkreise, echte astronomische Halbmonde, keine Kipferl.

    Menschen mit Schildern in der Hand. Inzwischen ist sie auch schon von Menschen mit selbstgemalten oder bedruckten Schildern in der Hand abgeholt worden (in Dänemark hatten sie ihren Namen vollkommen falsch geschrieben), aber jetzt geht sie durch, mit dem Handgepäck, rollt an einem Mann vorbei, der eine langstielige knallblaue Rose in der Hand hält, einen Moment lang überlegt sie zu warten, mit ihm erwartungsvoll Richtung Mattglas-Schiebetür zu schauen, um herauszufinden, wem dieser Mann diese Rose zugedacht hat und wie die Person darauf reagieren wird. Vielleicht wird ihm gleich ihre ehemalige Sitznachbarin um den Hals fallen, die seit der Landung nur noch gestrahlt hat, Polly den Koffer aus dem Gepäckfach gehoben und der Stewardess gedankt, als habe sie und nicht der Pilot das Flugzeug auf den Boden gebracht. Diese Frau würde jetzt sicher auch wegen einer blauen Rose nicht ihre gute Laune verlieren. So könnte man auch durch die Welt gehen.

    Polly hat Leonard doch noch davon abhalten können, sie abzuholen, sie schaffe das schon allein, hat sie gesagt, es reiche völlig, wenn er sich an den beiden darauffolgenden Tagen Zeit für sie nehme und mit ihr zum Fumetto fahre. Leonard weiß gar nicht, dass Polly über die Facebook-Seite der Swiss Barkeeper Union herausgefunden hat, dass Matteo jetzt in Zürich lebt und arbeitet, er weiß nicht, dass sie deshalb auf dem Park Hyatt bestanden hat, obwohl es ja wirklich nicht praktisch ist, zwei Tage hintereinander (zuerst zur Eröffnung ihrer Ausstellung und dann nochmals für die Jurysitzung) zwischen Zürich und Luzern zu pendeln, (es gibt doch auch in Luzern genug teure Hotels, hat er gesagt und so gelacht, als hätte er sich inzwischen an ihre Sonderwünsche gewöhnt). Sie ist nicht grundsätzlich extravagant, sie muss sicher nicht 1. Klasse fliegen, es macht ihr nichts aus, wenn sie umsteigen muss, weil der Direktflug zu teuer ist, ein Taxi nimmt sie höchstens mal spät in der Nacht (und nur dann, wenn der Fußweg eine halbe Stunde übersteigt). Sie trinkt keine Minibars leer, sie bestellt nicht das zweitteuerste Gericht auf der Karte, wenn auf Agentur-, Verlagsoder Veranstalterkosten gegessen wird, die meiste Zeit ist sie geradezu pflegeleicht. Das einzige, was ihr wichtig ist und wofür sie zur Not auch kämpft, ist ein richtig gutes Hotelzimmer.

    Zuerst ist sie enttäuscht, als sie auf das Park Hyatt zukommt. Wenn man von den bodenlangen Vorhängen vor den Fenstern absieht, könnte das Gebäude auch eine Bank oder eine Versicherung beherbergen (wobei sie hier in Zürich schon mehrere Banken gesehen hat, die aussahen wie in Wien die Stadtpalais), es steht irgendwie eingequetscht zwischen anderen modernen Häusern (und ist nicht mal hoch), über dem Eingang hängt ein nierenförmiges Lampenungetüm, in den Erdgeschossfenstern wird Bekleidung für Innenstadtjäger und farbenblinde griechische Göttinnen ausgestellt. Nein, denkt sie, da gehört das Roosevelt Hotel schon in eine andere Liga.

    Sie erinnert sich sehr gut an das erste Mal, als sie mit einem Gast aus der Vander Bar rüber ins Hotel gegangen ist, und nicht bloß, weil sie wochenlang mit dem Zeichnen der Szene und vor allem der Halle, der neun Meter langen Bar (hinter der niemand Flaschen wirft) und den Jugendstilfenstern beschäftigt war, sie erinnert sich auch noch genau an das Gefühl, das sie hatte.

    Sie war aus der kleinen dunklen Wohnung der Eltern in Krems ausgezogen (eigentlich in Stein, sie ist gleich neben dem größten Männergefängnis Österreichs aufgewachsen), um in einem kleinen, mit dunklen Möbeln vollgestellten Zimmer in Ottakring zu landen (die Hauptmieterin war selten da, schloss aber drei der vier Zimmer immer ab). Dazwischen hatte Polly ein paar Wochen in einer WG im 9. Bezirk gewohnt, aber die anderen schmissen sie wieder raus (komplementierten sie raus, überzeugten sie, dass es besser wäre), weil sie ihnen zu unordentlich war. Von Ottakring aus, wo sie neun Jahre gewohnt hat, besorgte sie sich das B2-Visum. (Was ich in New York will: zeichnen. Nein, ich will nicht dort bleiben, meine Eltern, meine Oma, meine Schwester, die Donau, die Weinberge, beinahe hätte sie auf der Botschaft I am from Austria gesungen.) Sie war überrascht, dass es klappte, und dann fand sie noch über einen Freund, den sie aus dem rhiz kannte, das Zwischenmietangebot auf der 116. Straße (Harlem, sagten ihre Freunde, bist du verrückt, aber sie hat sich dort nie gefürchtet, es gab auch nie einen Grund). Also zog sie für ein halbes Jahr in eine Zwei-Zimmer-Wohnung, die der abwesende Mann, dem sie nie begegnet ist, als Lager für jede Menge Großwildgeweihe nutzte, Kudus, Gnus, Gazellen, Impalas. Heißen Impalas so, weil man sich so leicht aufspießen kann mit den Hörnern, hat Matteo, der einzige, der jemals in ihrer Wohnung war, später gefragt (ausnahmsweise ein Wortspiel, das in der englischen Version besser funktioniert). Es hatte viel Spaß gemacht, diese Wohnung in Harlem zu zeichnen, und wie sie nachts in ihren Träumen von den gedrehten und gebogenen spitzen Hörnern verfolgt wurde.

    Nach kurzer Zeit hingen über allen Geweihen (die eigentlich Gehörne heißen) Socken und Slips, Kleider, T-Shirts und BHs, saubere und schmutzige Klamotten durcheinander, nach kurzer Zeit war die Wohnung so unordentlich wie alle Räume, in denen sie sich länger als ein paar Stunden aufhält. Sie ist (und war) kein Messie, für den Comic hat sie das übertrieben, sie hat (und hatte) nicht das, was man im Englischen Compulsive Hording Disorder nennt, manchmal nahm sie (nimmt sie noch) aus den Hotels die kleinen Duschgels, Shampoos oder Bodylotionen mit, manchmal sogar die Mundwasser, aber mehr zur Erinnerung oder aus Sparsamkeit, nicht weil sie nicht anders könnte (niemals hat sie, so wie im Comic, Schuhputzhandschuhe, Nagelfeilen oder kleine Päckchen mit Wattestäbchen eingepackt, sie benutzt keine Wattestäbchen, jeder Mensch weiß, dass das gefährlich ist).

    Ihre Wohnung war nicht unerträglich (jedenfalls nicht für sie). Dennoch stand sie in der riesigen Eingangshalle im Roosevelt, als sei sie im Himmel (oder zumindest im Petersdom) gelandet. Inzwischen weiß sie, dass es auch in Wien solche Räume gibt, eigentlich wusste sie es schon vorher, aber in Wien hatte sie sich nicht in solche Räume getraut, auf jeden Fall nicht in die weltlichen.

    Sie hatte dort nichts zu suchen. Sie war eine erfolglose Zeichnerin, die man, kurz nachdem sie in Wien angekommen war, bei der Akademie (an der sie jetzt einen Lehrauftrag hat) abgelehnt hatte, weil ihre Arbeiten zu sehr an Tätowierungen erinnerten (kein Wunder, ihren ersten Job bekam sie in einem Tattoo-Studio), sie hatte ein paar von ihren Gefängnis-Strips in Magazinen veröffentlichen können, war auch dafür gelobt worden (die klugen und gut gezeichneten Häfen-Storys der jungen Zeichnerin aus Stein), aber viele Leute gab es nicht, die das lesen wollten, Geschichten von Schwerverbrechern, von deren Leben hinter Gittern, wie sie dahingekommen waren und woher (bei vielen, die sie interviewt hatte, wusste man es nicht, niemand kannte ihre Nationalität und so konnte man sie auch nicht abschieben, besser hier im Häfen als zu Hause, sagten sie lachend, mit russischem, ukrainischen, bulgarischen oder rumänischen Akzent).

    Nein, sie war weder an Prunk noch an Luxus gewöhnt. Als sie neben Eugene in der Eingangshalle des riesigen Hotels aus den Zwanzigerjahren stand und er sie fragte, ob sie noch einen Drink mit ihm in der Lounge nehmen wolle, da musste sie sich sehr zusammenreißen, damit er nicht merkte, wie beeindruckt sie war.

    Jetzt muss sie doch zugeben, dass das Park Hyatt das wahrscheinlich beste (und teuerste?) Hotel ist, in dem sie je gewohnt hat. Die Eingangshalle, so wenig Geschichte sie auch hat, ist auf ihre schlichte Weise imposant. Auch die Zimmer sind elegant, großzügig (ihr Zimmer ist es), mit Bedacht und Sparsamkeit (quantitativ) eingerichtet, am besten gefällt ihr, dass man in der Badewanne sitzend aus dem Fenster schauen kann. Sie hat sich, wie fast immer, wenn sie ein Hotelzimmer betritt und Zeit genug hat (jetzt ist sie ja meistens allein oder noch allein), zuerst eine Badewanne eingelassen. Fast immer macht sie das und genießt die weißen Kacheln und die Leere um sich herum. Auch jetzt kommt es noch vor (wie damals im Roosevelt, morgens, wenn die Männer schon weg waren), dass sie sich in solch einem weiß gekachelten Badezimmer (manchmal gibt es auf Augenhöhe eine störende hellgraue oder hellgrüne Banderole) auf den weißen Vorleger vor der weißen Badewanne setzt und zeichnet, im Grunde ist es das, was sie braucht: diese Weiße, diese Leere um sich herum. Und auch heute noch, auch jetzt, wo man möglicherweise (sofern sie nicht verklagt wird) aus ihrem letzten Comic (ausgerechnet dem) einen richtigen Spielfilm machen wird, kann sie sich das selbst nicht geben.

    Es ist nicht mehr wie früher, sie hat jetzt eine eigene Wohnung (im 7. Bezirk, frisch renoviert, als sie einzog), zwei Zimmer für sich allein, mit wenigen selbst ausgesuchten schlichten Möbeln darin, und doch ist auch diese Wohnung noch immer zu voll, zu unordentlich, gibt es auch in dieser Wohnung immer noch zu viel von ihr und ihrer Geschichte, als dass sie dort wirklich gut arbeiten könnte.

    Während sie in der frei stehenden Badewanne liegt, die sie an die mit den Löwenfüßen in der Ottakringer Wohnung erinnert, während sie eins ihrer langen Beine leicht angewinkelt in die Höhe streckt, so wie sie es gezeichnet hat, so wie sie sich gezeichnet hat (sich selbst am ersten Morgen im Roosevelt, nach der Nacht mit Eugene), versucht sie sich an den wirklichen Eugene zu erinnern, der gar nicht Eugene hieß, aber sie hat seinen Namen vergessen, sie kennt nur noch den erfundenen (das kommt davon, wenn man Namen ändert). Sie hatte Glück mit Eugene. Sonst wäre sie vielleicht auch nie auf die Idee gekommen, ein Programm

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