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Fanny Roth (Eine Jung - Frauengeschichte)
Fanny Roth (Eine Jung - Frauengeschichte)
Fanny Roth (Eine Jung - Frauengeschichte)
eBook83 Seiten1 Stunde

Fanny Roth (Eine Jung - Frauengeschichte)

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Über dieses E-Book

Dieses eBook: "Fanny Roth (Eine Jung - Frauengeschichte)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen.
Grete Meisel-Heß (1879 - 1922) war eine österreichische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin.
Aus dem Buch:
"Wie sie nach Wien gekommen war, hätte sie kaum sagen können. Sie erinnerte sich nur, daß der Marquis von Venedig aus mit ihr über Genua nach Nizza reisen wollte, wo er eine Villa besaß. Das kam ihr aber so komisch vor, daß sie insgeheim darüber lachen mußte. Sie beschloß, auf keinen Fall nach Nizza zu reisen. Und am anderen Morgen, lange bevor sie den Marquis im Frühstückzimmer des Hotels zu treffen pflegte, stand sie allein und vergnügt am Bahnhof von Venedig. Ihre Hotelrechnung hatte sie in aller Frühe bezahlt. Sie hatte ihr ganzes Gepäck bei sich, zwei Handkofferchen und eine Hutschachtel."
SpracheDeutsch
Herausgebere-artnow
Erscheinungsdatum24. März 2015
ISBN9788026833598
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    Buchvorschau

    Fanny Roth (Eine Jung - Frauengeschichte) - Grete Meisel-Heß

    I. Teil

    Inhaltsverzeichnis

    I

    Inhaltsverzeichnis

    Im Künstlerzimmer hinter dem grünen Vorhang war die strahlende Frau Roth beschäftigt, die Körbe und Bouquets zu ordnen und dem Diener sorgsam die Adresse einzuprägen.

    Sie fühlte sich heute als Siegerin. Sie hatte es durchgesetzt, daß Fanny lernen durfte, trotzdem es der Vater nicht wollte. Der Vater war Essigfabrikant und hatte nichts davon hören wollen. Aber heute strahlte auch er.

    In einem Kreis von Journalisten und Künstlern stand Fanny.

    »Gnädiges Fräulein haben sich im Konservatorium ausgebildet?« fragte ein Journalist, mit dem Bleistift in der Hand.

    Fanny bejahte.

    »Erstaunlich sicher, – diese Bogenführung für Ihre Jahre,« bemerkte ein anderer.

    »Und der ›Teufelstanz‹ ist Ihre erste Komposition?«

    »O, nicht doch, – schon früher, – Kleinigkeiten …,« entgegnete sie.

    Lächelnd nahm sie die Lobsprüche hin und die kritischen Urteile und die interessierten Fragen. Aber die Einladung zum gemeinsamen Souper lehnte sie ab, – sie könne wirklich nicht, – so leid es ihr thue, – aber sie sei zu erschöpft.

    Frau Roth war ärgerlich über diesen Eigensinn. So war Fanny. – »Was sagen Sie dazu, Jacques?«

    Dr. Jakob Guttmann hatte gar nichts zu sagen. Er stand da und putzte seine große Brille, – verlegen, erregt. Er sah hinüber zu der kleinen Freundin, die heute plötzlich die große Künstlerin geworden war. Er, freilich, hatte es schon längst gewußt, – und doch hatte es ihn hingerissen, heute abend. …

    Jetzt traf sein Blick den ihren. Er bemerkte, wie sie ihm zulächelte und drüben die Herren zu verabschieden schien. Sie verbeugten sich, traten auseinander – – – sie schritt durch sie hindurch und kam auf ihn zu.

    »Gehst du mit uns, Jakob?«

    »Gewiß, – natürlich, – wenn du erlaubst. Nur einen Augenblick noch, – ich erwarte einen Freund, der mich gebeten hat, ihn dir vorzustellen. – Er muß jeden Moment kommen. – – Ah – –« er wandte sich der Thüre zu.

    Soeben trat der Erwartete ein. Mit ihm ging ein zweiter junger Mann.

    »Ich habe mir erlaubt, Herrn Josef Fellner mitzubringen,« sagte Jakobs Freund, nachdem er Fanny vorgestellt war.

    Ein auffallend groß gewachsener Mann, mit breiten, ein wenig nach vorne gebeugten Schultern und langem blonden Vollbart verbeugte sich vor ihr.

    »Die Herren werden uns vielleicht begleiten,« sagte Jakob. »Fanny wird bei dem schönen Abend gewiß zu Fuß gehen wollen.«

    Zehn Minuten später waren sie in den Straßen Wiens, die um diese Stunde schon wie ausgestorben waren.

    Fanny ging mit Jakob voraus. Langsam glitt die Unrast und die Aufregung des Tages von ihr ab, sie atmete die Ruhe der Nacht. Das nervöse Klopfen in den Schläfen ließ nach, die Gedanken und Melodien, die in wirrem Durcheinander in ihrem Kopf tanzten, lösten sich langsam. – Sie entgeistigte sich mit einem heimlichen Wonnegefühl –: die erste Ruhe nach monatelanger bohrender Arbeit. Nur eine selige Erinnerung an die tolle Schönheitsorgie dieser letzten Monate war in ihr, – wo sie geschaffen hatte in der somnambulen Verzückung des Künstlers.

    Licht und gut schienen ihr die Worte, die Jakob zu ihr sprach. Das erste Mal huldigte auch er ihr. – Er sprach von ihrer Bestimmung als Künstlermensch. Kulturen weiterzubauen und apollinische Erkenntnisse weiterzugeben, war die Aufgabe der Erwählten, zu denen sie gehörte.

    Und doch hörte sie kaum, was er sprach. Nur ein fernes, brandendes Rauschen hörte sie, – es rauschte durch ihre Adern, – rot und heilig – und durchglühte ihr den zwanzigjährigen Körper.

    Unbewußtes hatte sie ahnend in Kunst geformt. Und nun, da sie sich davon erlöst hatte, war eine heiße, neue Sehnsucht in ihr geblieben.

    II

    Inhaltsverzeichnis

    In ihrem Zimmer fand sie es erdrückend heiß. Aber als sie das Fenster aufgerissen hatte, fröstelte sie, und sie schloß es wieder. Sie zündete die gelbe Lampe an und stellte den schwarzen Holzkasten mit der kostbaren geliebten Geige auf die Etagère an ihren Platz. Dann rückte sie das Notenpult, das noch aufgeklappt dastand, in die Ecke.

    Ihr Bett war schon gemacht. Ein schmales Messingbett mit Plumeaux und Deckchen und länglichen kleinen Mädl-Polstern. – Sie begann sich langsam vor ihrem großen Spiegel zu entkleiden. Der Mantel fiel, und das helle, geblümte Seidenkleid wurde sichtbar.

    Dann löste sie den Spitzenshawl vom Kopf und stand da, als kleine moderne Silhouette, wie sie heut abend gespielt hatte.

    Mit einer Neugierde, als sähe sie sich heute zum erstenmal, betrachtete sie das blaße Kindergesicht mit dem glatten Scheitel und den riesigen Haarpuffen zu beiden Seiten, den großen grünen Augen und den brennenden Lippen; dann die kleine, weiche, immer miederlose Schlangengestalt in dem fabelhaften secessionistischen Röckchen. – Das also war Fanny Roth. Recht interessant kam sie sich vor.

    Seltsam: – Noch nie war es jemandem eingefallen, eine persönliche Bemerkung über sie zu machen in ihrer Gegenwart. – Nicht einmal heute. – Von der Geige sprach man mit ihr und von ihren weichen, singenden Tönen. … Und sie selbst – war sie nicht immer überströmend voll nur von dem Einen? War nicht immer eine Flut von Tönen in ihr, eine wilde Fülle von Musikarabesken, von tanzenden Rhythmen, – von Ideen, die sich unaufhörlich in sich selbst vermehrten, die sie nicht eher freiließen, als bis sie geformt waren, – die sich hartnäckig an ihr festsaugten wie die Blutegel, und sich selbst in der Nacht nicht abschütteln ließen, so daß sie oft wie verzweifelt aufsprang von ihrem Bett, – mit heißer, glühender Stirn, hinter der es hämmerte und raste, – mit aufgescheuchter Seele, die wirr herumflatterte in dem hilflosen, todmüden Körper. …

    Und diesen

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