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Fanny Roth
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eBook83 Seiten1 Stunde

Fanny Roth

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Über dieses E-Book

In ihrem Buch 'Fanny Roth' beschreibt Grete Meisel-Heß einfühlsam und detailreich das Leben der gleichnamigen Protagonistin, die als junge Jüdin im Wien des 19. Jahrhunderts um Anerkennung und Selbstbestimmung kämpft. Meisel-Heß' literarischer Stil zeichnet sich durch eine präzise Darstellung von Emotionen und sozialen Dynamiken aus, die den Leser tief in die Geschichte eintauchen lassen. Das Buch reflektiert auch die gesellschaftlichen Umbrüche dieser Zeit und wirft einen Blick auf die Rolle der Frau in einer sich verändernden Welt. Grete Meisel-Heß, selbst eine jüdische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin, schöpft aus ihrer eigenen Erfahrung und Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit, um die Lebensgeschichte von Fanny Roth zu erzählen. Als Zeitgenossin von Sigmund Freud und Stefan Zweig verstand Meisel-Heß es, psychologische Tiefe mit gesellschaftlicher Kritik zu verbinden. Ihr Werk ist von einer starken feministischen Perspektive geprägt, die in 'Fanny Roth' deutlich zum Ausdruck kommt. 'Fanny Roth' ist ein fesselndes und bewegendes Werk, das Leserinnen und Leser dazu einlädt, sich mit Themen wie Identität, Gleichberechtigung und individuellem Mut auseinanderzusetzen. Durch Meisel-Heß' klare Sprache und tiefgründige Charakterisierungen wird der Leser auf eine Reise durch die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens mitgenommen. Dieses Buch ist eine Empfehlung für alle, die sich für historische Romane, feministische Literatur und die komplexen Facetten der menschlichen Natur interessieren.
SpracheDeutsch
HerausgeberMusaicum Books
Erscheinungsdatum17. Aug. 2017
ISBN9788027207800
Fanny Roth

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    Buchvorschau

    Fanny Roth - Grete Meisel-Heß

    I. Teil

    Inhaltsverzeichnis

    I

    Inhaltsverzeichnis

    Im Künstlerzimmer hinter dem grünen Vorhang war die strahlende Frau Roth beschäftigt, die Körbe und Bouquets zu ordnen und dem Diener sorgsam die Adresse einzuprägen.

    Sie fühlte sich heute als Siegerin. Sie hatte es durchgesetzt, daß Fanny lernen durfte, trotzdem es der Vater nicht wollte. Der Vater war Essigfabrikant und hatte nichts davon hören wollen. Aber heute strahlte auch er.

    In einem Kreis von Journalisten und Künstlern stand Fanny.

    »Gnädiges Fräulein haben sich im Konservatorium ausgebildet?« fragte ein Journalist, mit dem Bleistift in der Hand.

    Fanny bejahte.

    »Erstaunlich sicher, – diese Bogenführung für Ihre Jahre,« bemerkte ein anderer.

    »Und der ›Teufelstanz‹ ist Ihre erste Komposition?«

    »O, nicht doch, – schon früher, – Kleinigkeiten …,« entgegnete sie.

    Lächelnd nahm sie die Lobsprüche hin und die kritischen Urteile und die interessierten Fragen. Aber die Einladung zum gemeinsamen Souper lehnte sie ab, – sie könne wirklich nicht, – so leid es ihr thue, – aber sie sei zu erschöpft.

    Frau Roth war ärgerlich über diesen Eigensinn. So war Fanny. – »Was sagen Sie dazu, Jacques?«

    Dr. Jakob Guttmann hatte gar nichts zu sagen. Er stand da und putzte seine große Brille, – verlegen, erregt. Er sah hinüber zu der kleinen Freundin, die heute plötzlich die große Künstlerin geworden war. Er, freilich, hatte es schon längst gewußt, – und doch hatte es ihn hingerissen, heute abend. …

    Jetzt traf sein Blick den ihren. Er bemerkte, wie sie ihm zulächelte und drüben die Herren zu verabschieden schien. Sie verbeugten sich, traten auseinander – – – sie schritt durch sie hindurch und kam auf ihn zu.

    »Gehst du mit uns, Jakob?«

    »Gewiß, – natürlich, – wenn du erlaubst. Nur einen Augenblick noch, – ich erwarte einen Freund, der mich gebeten hat, ihn dir vorzustellen. – Er muß jeden Moment kommen. – – Ah – –« er wandte sich der Thüre zu.

    Soeben trat der Erwartete ein. Mit ihm ging ein zweiter junger Mann.

    »Ich habe mir erlaubt, Herrn Josef Fellner mitzubringen,« sagte Jakobs Freund, nachdem er Fanny vorgestellt war.

    Ein auffallend groß gewachsener Mann, mit breiten, ein wenig nach vorne gebeugten Schultern und langem blonden Vollbart verbeugte sich vor ihr.

    »Die Herren werden uns vielleicht begleiten,« sagte Jakob. »Fanny wird bei dem schönen Abend gewiß zu Fuß gehen wollen.«

    Zehn Minuten später waren sie in den Straßen Wiens, die um diese Stunde schon wie ausgestorben waren.

    Fanny ging mit Jakob voraus. Langsam glitt die Unrast und die Aufregung des Tages von ihr ab, sie atmete die Ruhe der Nacht. Das nervöse Klopfen in den Schläfen ließ nach, die Gedanken und Melodien, die in wirrem Durcheinander in ihrem Kopf tanzten, lösten sich langsam. – Sie entgeistigte sich mit einem heimlichen Wonnegefühl –: die erste Ruhe nach monatelanger bohrender Arbeit. Nur eine selige Erinnerung an die tolle Schönheitsorgie dieser letzten Monate war in ihr, – wo sie geschaffen hatte in der somnambulen Verzückung des Künstlers.

    Licht und gut schienen ihr die Worte, die Jakob zu ihr sprach. Das erste Mal huldigte auch er ihr. – Er sprach von ihrer Bestimmung als Künstlermensch. Kulturen weiterzubauen und apollinische Erkenntnisse weiterzugeben, war die Aufgabe der Erwählten, zu denen sie gehörte.

    Und doch hörte sie kaum, was er sprach. Nur ein fernes, brandendes Rauschen hörte sie, – es rauschte durch ihre Adern, – rot und heilig – und durchglühte ihr den zwanzigjährigen Körper.

    Unbewußtes hatte sie ahnend in Kunst geformt. Und nun, da sie sich davon erlöst hatte, war eine heiße, neue Sehnsucht in ihr geblieben.

    II

    Inhaltsverzeichnis

    In ihrem Zimmer fand sie es erdrückend heiß. Aber als sie das Fenster aufgerissen hatte, fröstelte sie, und sie schloß es wieder. Sie zündete die gelbe Lampe an und stellte den schwarzen Holzkasten mit der kostbaren geliebten Geige auf die Etagère an ihren Platz. Dann rückte sie das Notenpult, das noch aufgeklappt dastand, in die Ecke.

    Ihr Bett war schon gemacht. Ein schmales Messingbett mit Plumeaux und Deckchen und länglichen kleinen Mädl-Polstern. – Sie begann sich langsam vor ihrem großen Spiegel zu entkleiden. Der Mantel fiel, und das helle, geblümte Seidenkleid wurde sichtbar.

    Dann löste sie den Spitzenshawl vom Kopf und stand da, als kleine moderne Silhouette, wie sie heut abend gespielt hatte.

    Mit einer Neugierde, als sähe sie sich heute zum erstenmal, betrachtete sie das blaße Kindergesicht mit dem glatten Scheitel und den riesigen Haarpuffen zu beiden Seiten, den großen grünen Augen und den brennenden Lippen; dann die kleine, weiche, immer miederlose Schlangengestalt in dem fabelhaften secessionistischen Röckchen. – Das also war Fanny Roth. Recht interessant kam sie sich vor.

    Seltsam: – Noch nie war es jemandem eingefallen, eine persönliche Bemerkung über sie zu machen in ihrer Gegenwart. – Nicht einmal heute. – Von der Geige sprach man mit ihr und von ihren weichen, singenden Tönen. … Und sie selbst – war sie nicht immer überströmend voll nur von dem Einen? War nicht immer eine Flut von Tönen in ihr, eine wilde Fülle von Musikarabesken, von tanzenden Rhythmen, – von Ideen, die sich unaufhörlich in sich selbst vermehrten, die sie nicht eher freiließen, als bis sie geformt waren, – die sich hartnäckig an ihr festsaugten wie die Blutegel, und sich selbst in der Nacht nicht abschütteln ließen, so daß sie oft wie verzweifelt aufsprang von ihrem Bett, – mit heißer, glühender Stirn, hinter der es hämmerte und raste, – mit aufgescheuchter Seele, die wirr herumflatterte in dem hilflosen, todmüden Körper. …

    Und diesen orgiastischen

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