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Der Bär im Kaninchenfell: Das unglaubliche Leben des Thomas A. J. Ratia
Der Bär im Kaninchenfell: Das unglaubliche Leben des Thomas A. J. Ratia
Der Bär im Kaninchenfell: Das unglaubliche Leben des Thomas A. J. Ratia
eBook150 Seiten1 Stunde

Der Bär im Kaninchenfell: Das unglaubliche Leben des Thomas A. J. Ratia

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Über dieses E-Book

Ein verrückter Roman über das Leben als Rockstar. „Würde David Lynch Romane schreiben, hätte er dieses Buch geschrieben!" (Saul Hudson, Greatest Art and Music Magazine)

Der Rockstar Thomas A. J. Ratia wurde über Nacht berühmt und versucht seither, den Status der „lebenden Legende" wieder los zu werden. In seiner Autobiografie schreibt er über seine etwas problematische Freundschaft mit dem Regisseur David Lynch, über Begegnungen mit Whitney Houston, seine Reisen rund um den Erdball und die Arbeit als Musiker.
Der Journalist Saul Hudson, der Ratia in einem abgelegenen Café zum Interview trifft, erzählt ebenfalls vom Leben des Stars. Im Laufe der Zeit tauchen jedoch immer mehr Widersprüche auf ...
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Atelier
Erscheinungsdatum10. Juni 2014
ISBN9783903005501
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    Buchvorschau

    Der Bär im Kaninchenfell - Thomas Antonic

    Thomas Antonic & Janne Ratia

    DAS UNMÖGLICHE LEBEN

    DES THOMAS A. J. RATIA

    Roman

    Mit Zeichnungen von Tina Raffel

    Aus dem Englischen übertragen von Thomas Antonic

    Titel des Originals:

    That’s The Kind of Man I Am

    The Impossible Life of Thomas A. J. Ratia

    Der Soundtrack zum Buch!

    Einfach den QR-Code scannen

    oder

    www.wsb-hurts.com/kaninchenfell-soundtrack/

    in den Browser eingeben

    und beim Lesen mithören!

    Die einzelnen Songs des Soundtracks sind im Buch mit einem Notensymbol z gekennzeichnet.

    »We create our own slavery, but I’m going to get through

    and find out the kind of man I am – or die.« z

    (Charles Mingus)

    1

    DAS INTERVIEW

    ERSTER TEIL

    Steeeeeeekkkkccchh..........check....tap tap

    Okay, Leute, hier ist Saul Hudson vom Greatest Art and Music Magazine. Ich melde mich aus British Columbia und sitze gerade in einem Café – und nicht nur in irgendeinem Café, sondern im schrägsten Café der Welt, wie man meinen könnte. Es steht mitten in einem dichten Nadelwald, und die nächste Ortschaft ist etwa zehn Kilometer entfernt. Das Café steht auf zwanzig Meter hohen, wuchtigen Holzpflöcken. Man kommt nur mit einem Lift hoch, was auch sehr spannend war. Alles in allem gibt es hier zehn Tische. Die Südseite ist komplett verglast, und ich sitze direkt an diesem riesigen Fenster an einem Tisch. Die Aussicht raubt einem den Atem. Man sieht über die massiven Bäume hinweg auf einen steilen Hang in einiger Entfernung. Es hat draußen um die minus achtundzwanzig Grad. Alles ist gefroren. Schön, sehr schön. Ich bin der einzige Gast. Der Kellner poliert Gläser hinter der Bar. Es ist kurz vor Mittag und ich warte hier, um das Interview des Jahrzehnts zu machen. Ja, Leute, der Mann heißt Thomas A. J. Ratia. Ihr habt richtig gehört, der Frontman der berühmten Supergroup William S. Burroughs Hurts. Das Interview soll um Punkt zwölf beginnen, also sehr bald. Mr. T. R. hat seit dem Erscheinen des ersten Albums Flat Cat Bonfire kein einziges Interview gegeben. Das ist jetzt ein Jahr her, und jeder brennt darauf zu erfahren, was in der Band läuft. Die ganze Welt wartet. Und ich muss zugeben, dass meine Hände etwas zittern, nicht nur wegen der Hundeschlittenfahrt von der Stadt hierher.

    T. R. hat dieses Café zu Ehren seines guten Freundes David Lynch erbauen lassen, damit sie hier ab und zu in Ruhe gemeinsam einen Kaffee trinken können. Dieser Wald war einer der Drehorte von Twin Peaks.

    2

    PARIS, TEXAS

    Paris, Texas – diesen Film sah ich mir eines Abends an. Er beginnt mit einem Mann, der inmitten einer Wüste steht und die letzten Tropfen Wasser aus einem Kanister trinkt. Er beginnt zu gehen, und er geht und geht und erreicht ein Dorf, in dem er kollabiert. Es gibt dort einen Arzt, und der findet einen Zettel mit einem Namen und einer Telefonnummer in der Brieftasche des Mannes. Die Nummer ist jene des Bruders aus Los Angeles. Der Bruder fliegt nach Texas, um den Mann abzuholen. Es stellt sich heraus, dass der Mann – er heißt Travis – seit vier Jahren verschwunden war und alle geglaubt hatten, er sei tot. Der Bruder erreicht das Dorf in Texas, aber Travis ist fort. Der Bruder findet ihn irgendwo in der Wüste. Travis hat sich wieder auf den Weg gemacht. Es scheint zunächst, als ob er sich gar nicht an seinen Bruder erinnere. Und er sagt kein Wort. Der Bruder will Travis zurück nach L. A. bringen, aber Travis verschwindet abermals, aus einem Motel, und er geht und geht und geht. Und wieder findet ihn der Bruder irgendwo in der Wüste und setzt ihn in sein Mietauto. Endlich beginnt der bislang stumme Held zu sprechen. Wir erfahren, dass Travis einen achtjährigen Sohn hat, und seit seinem Verschwinden ziehen ihn der Bruder und dessen Frau groß. Die Mutter des Kindes ist ebenso vor vier Jahren spurlos verschwunden, zur selben Zeit wie Travis. Sie erreichen L. A., und Travis sieht seinen Sohn wieder. Das Kind erkennt seinen Vater, aber es hat natürlich einige Schwierigkeiten, mit der Situation umzugehen, nachdem es ihn über die Hälfte seines Lebens nicht mehr gesehen hat. Doch sie kommen sich nach und nach näher. Eines Abends sieht sich die ganze Familie alte Super-8-Filme an, die etwa fünf Jahre zuvor entstanden sind, als sie einen Tag am Strand verbracht haben. Jetzt sehen wir zum ersten Mal die Mutter des Kindes. Es ist Nastassja Kinski. Die Frau des Bruders erzählt Travis, dass sie früher ab und zu anrief. Aber damit hörte sie auf und begann stattdessen Geld für das Kind zu schicken, und zwar am Vierten jedes Monats, von einer Bank in Houston, Texas. Es ist der erste November, und Travis beschließt, nach Houston zu fahren, um am vierten November vor dieser Bank auf seine Frau zu warten. Er nimmt seinen Sohn mit. Sie sitzen im Auto und warten vor der Bank, und tatsächlich: Nastassja Kinski kommt, und sie beginnen, sie mit dem Auto zu verfolgen. Sie fährt in ein Viertel am Rande der Stadt und hält vor einem Bordell, verschwindet darin. Travis sagt dem Kind, es soll im Auto warten und betritt das Gebäude. Die Bar ist noch nicht geöffnet, aber der Manager, John Lurie, weist Travis darauf hin, dass die Kabinen unten offen seien. Travis geht nach unten, findet sich in einem Gang wieder, links und rechts mehrere Kabinen. Er geht in eine hinein und findet einen Stuhl, ein Telefon und ein Fenster vor. Er nimmt Platz, da geht auf der anderen Seite des Fensters das Licht an und eine Frau betritt den Raum. Es handelt sich also um eine dieser Peepshows, in der man mit der Nutte hinter dem Fenster reden kann, während sie strippt. Man kann ihr sagen, was sie tun soll, und sie sieht dich nicht, weil das Fenster auf der anderen Seite kein Fenster ist, sondern ein Spiegel. Die Frau ist jedenfalls nicht Nastassja, also geht Travis raus und in eine andere Kabine. Und da ist sie. Steht da mit ihrem pinken Plüschpullover. – – –

    Und da traf es mich wie ein Blitz. Ich habe das schon einmal gesehen, vor ewigen Zeiten. Ich war fünf oder vielleicht sechs Jahre alt. Meine Mutter lieh sich regelmäßig Filme aus der Städtischen Bücherei aus. Und eines Tages, an einem schönen Sommernachmittag, als ich eine kurze Pause vom Spielen in meinem Zimmer machte, ging ich in die Küche, vielleicht um mir etwas zu trinken zu holen. In meinem Elternhaus lagen Küche und Wohnzimmer nebeneinander, die Tür stand immer offen. Da gehe ich also an der Wohnzimmertür vorbei, werfe einen Blick auf den Fernseher, als gerade dieser Mann in einer seltsamen Kabine vor einem Fenster sitzt, hinter dem Nastassja Kinski steht, adjustiert mit einem pinken Plüschpullover. Meine Mutter bemerkt nicht, dass ich zusehe. Und natürlich habe ich überhaupt nicht verstanden, was da los ist. Was machen der Mann und die Frau da in der Kabine? Sie fragt ihn, ob sie ihren Pullover ausziehen soll. Und er sagt: »Nein! Ich möchte nur reden.« Aber dann sagt er nichts. Aber Nastassja beginnt zu reden. Und nach einiger Zeit, Nastassja redet und redet, legt er den Hörer nieder und geht raus, was sie gar nicht bemerkt. Er geht raus und verlässt das Gebäude, und es sieht so aus, als ob er versucht, woanders wieder hineinzukommen, um auf ihre Seite der Kabine zu gelangen, damit sie in einem Raum sind und sich endlich sehen können. Diese Szene war für mich als fünf- oder sechsjähriges Kind irrsinnig intensiv. Sie war es heute wieder. Aber damals scheint sich diese Szene in mein Gehirn gebrannt zu haben. Denn – und plötzlich konnte ich mich wieder daran erinnern – jeden Abend vor dem Einschlafen, wenn ich allein im Bett lag, dachte ich an diese Situation, an diese Szene. Ich stellte mir vor, ich wäre dieser Mann, der der Frau hinter dem Fenster sagt, was sie tun soll. Ich hatte natürlich keine Ahnung von Sex in diesem Alter, aber vielleicht waren das so präpubertäre Fantasien oder etwas dergleichen. Ich erinnere mich daran, wie ich dieser Frau sagte, sie solle sich umdrehen, sich hinknien und mir ihren Arsch zeigen – im Alter von sechs Jahren! Und ich sagte zu ihr: »Beweg dich jetzt nicht, bleib so!« Und dann legte ich den Hörer nieder und versuchte, auf die andere Seite zu gelangen. Aber bevor ich mein Ziel erreichte, war ich jedes Mal schon längst eingeschlafen. Ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich mit der Frau hätte anfangen sollen, wäre ich plötzlich im selben Raum mit ihr gestanden.

    Also, Paris, Texas, das war der Film, durch den ich meine Unschuld verloren habe, im Jahr 1986, im zarten Alter von sechs Jahren. Und nachdem ich ihn nun zum zweiten Mal gesehen hatte, beschloss ich, nach L. A. zu

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