Hamburger Weihnachtsgeschichten
Von Hermann Gutmann und Peter Fischer
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Über dieses E-Book
Aus dem Inhalt: Aus alten und nicht so alten Zeiten ; Der Christmarkt im Dom; Der Weihnachtsbaum, Ein Hamburger Kind, Honigkerzen und Braune Kuchen, Weihnachtskerle, Heimliches Klingeln kündigt Weihnachten an, Der 1. Januar 1801, Die gelegentlich sehr unheiligen drei Könige, Weihnachtsbäckerei und was noch so in die Adventzeit gehört, Weihnachtsbäckerei, Weihnachtswünsche, Allein zu einer Weihnachtsfeier, Weihnachtsstress, Auf der "Atlantis" nach Helgoland, Weihnachtsmusik, Vullbuks-Abend, Das Jahr, Silvester, Die zwölf Nächte
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Buchvorschau
Hamburger Weihnachtsgeschichten - Hermann Gutmann
Hermann Gutmann
Hamburger
Weihnachtsgeschichten
mit Illustrationen von Peter Fischer
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Illustrationen: Peter Fischer
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Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: Edition Temmen
E-Book ISBN 978-3-8378-8032-8
ISBN der Printausgabe 978-3-86108-072-5
Hüt Abend
Hüt Abend is Winachten-Abend,
Da gaht wi na baben,
Da klingen de Klocken,
Da danzen de Poppen,
Da piepen de Müs,
In Grodvaders Hüs.
Aus: Berend Goos’ Geschichte »Weihnachten«, um 1850
Weihnachtlich
»Gehst du mit in die Stadt«, fragte mich meine Frau.
»Och«, knurrte ich und murrte in mich hinein: Was soll ich da?
»Na ja«, lenkte meine Frau ein. »Du musst nicht.« Sie meinte: »Ich dachte nur, wir könnten ein bisschen bummeln. Wann gehen wir schon mal in der Stadt bummeln.«
»Also, gut«, sagte ich. »Wann wollen wir los?«
So kam es, dass meine Frau und ich zusammen nach langer Zeit mal wieder in der Stadt waren.
Schaufenster gucken.
»Wir müssen noch Weihnachtsgeschenke besorgen«, sagte meine Frau.
»Weihnachtsgeschenke?«, fragte ich.
»Du tust gerade so, als sei Weihnachten erst im nächsten Jahr im Dezember.«
»Ich muss dir ehrlich gestehen, an Weihnachtsgeschenke habe ich überhaupt noch nicht gedacht.«
»Das wird aber Zeit«, sagte sie. »Glaubst du, ich finde es erfreulich, dass das Besorgen von Weihnachtsgeschenken immer an mir hängen bleibt?«
»Bleibt es ja gar nicht«, beruhigte ich meine Frau. »Doch wenn ich noch etwas dazu sagen darf …«
»Sag es!«
»Mir ist überhaupt nicht weihnachtlich zumute.«
»Trotz der Weihnachtsdekoration überall?«, fragte meine Frau. »Die kann man doch gar nicht übersehen.«
»Vielleicht gerade deswegen«, antwortete ich, und nach einer kleinen Denkpause meinte ich: »Alles wird übertrieben. Man sieht Weihnachten vor lauter Weihnachtsdekoration nicht.«
Meine Frau aber steuerte auf den Rathausmarkt zu.
»Willst du ins Rathaus, den Bürgermeister besuchen?«, fragte ich.
»Der kommt auch ohne mich klar«, antwortete meine Frau. »Nee, ich wollte mit dir zum Weihnachtsmarkt.«
»Weihnachtsmarkt ist überall«, moserte ich.
Meine Frau ließ mich reden, und auf dem Rathausmarkt gerieten wir in den Strudel der Weihnachtsmarktbesucher.
Bratwurstduft ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
»Guck mal, Tiroler Bauernspeck«, bemerkte ich zu meiner stillen Freude. »Weißt du noch damals, auf dem Patscherkofel bei Innsbruck, die alte Frau in der Hütte, die uns Rotwein eingeschenkt und Tiroler Bauernspeck serviert hat?«
»Ja, ja«, sagte meine Frau. »Damals bist du gar nicht weit von der Hütte mit den Skiern in den dichten Wald gefahren, wo du gar nicht hin wolltest. Klaus sagte: ›Das kommt vom Rotwein!‹«
Dann standen wir auf dem Weihnachtsmarkt vor einer Bude, in der die unterschiedlichsten Bonbons hergestellt wurden.
Anschließend wurden sie verkauft. Tütenweise.
Vor der Bude hatte sich eine lange Schlange von Bonbonkäufern gebildet.
Ich stellte mich ganz automatisch an und kaufte frische Bonbons – eine riesengroße Tüte.
Damit ging ich zu meiner Frau und fragte: »Willst du mal probieren?«
Ich öffnete die Tüte und beide langten wir gleichzeitig hinein.
Ich stopfte mir den Mund voll, und während ich die Bonbons lutschte, schloss ich genießerisch die Augen.
Und ob Sie’s glauben oder nicht, zum ersten Mal in diesem Jahr war mir weihnachtlich zu Mute.
Aus alten und nicht so alten Zeiten
Der Christmarkt im Dom
Der Christmarkt, wie er in Hamburg in alten Zeiten genannt wurde, hatte einen eigentümlichen Charakter, wenn man das mal so sagen darf.
Er fand nämlich nicht auf dem Rathausmarkt statt, auch nicht auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz, nicht auf dem Gänsemarkt und nicht auf dem Heiligengeistfeld. Er fand auf überhaupt gar keinem Platz statt, sondern in der Domkirche.
In einer alten erzbischöflichen Verfügung war angeordnet worden, dass sich der Christmarkt in der Vorhalle und in den Kreuzgängen des Doms konzentrieren sollte. So geschah es denn auch.
Nun gut, wollten die Hamburger ihren Christmarkt heute noch im Dom aufbauen – sie hätten keine Chance. Denn den Dom gibt es seit über 200 Jahren nicht mehr.
Wollen wir mal kurz an diesen alten Kirchenbau und an seine Geschichte erinnern?
Wir können davon ausgehen, dass nach der Weihe des Erzbischofs Ansgar im Jahre 831 eine der Jungfrau Maria geweihte Kathedralkirche entstanden ist.
Ansgar verehrte die Jungfrau Maria. Sie war ihm als Kind im Traum erschienen und hatte ihn, der im Verein mit anderen Jungen auf die schiefe Bahn geraten war, zu einem gottgefälligen Leben angehalten. Dieser Traum hat ihn sein Leben lang verfolgt.
Die Kathedrale war, wie es der Architektur der damaligen Zeit entsprach, aus Holz gebaut, was sich vierzehn Jahre später rächen sollte.
Die Wikinger kamen mit ihren schnittigen und schnellen Schiffen elbaufwärts, mord- und raublustig, wie es ihre Art war, und beiläufig brannten sie auch den hölzernen Dom nieder.
Ansgar, der ja durchaus bereit gewesen wäre, sich als Märtyrer feiern zu lassen, aber doch nicht in so jungen Jahren, machte sich aus dem Staub und ging nach Bremen, wo er sich auf den seit einiger Zeit verwaisten Bischofsstuhl setzte. Mit Billigung der übergeordneten Instanzen, versteht sich.
Auf diese Weise, und weil das Leben in Bremen sicherer war als in Hamburg, blieb Ansgar an der Weser, was aber nicht ausschloss, dass er Hamburg weiterhin im Auge behielt.
Bremen blieb über Jahrhunderte Bischofssitz für beide Städte, was schließlich unter anderem zu dem etwas angespannten Verhältnis zwischen Hamburg und Bremen führte.
Eine Fortsetzung dieser Anspannung erleben wir noch heute in den Fußballarenen, wenn der Hamburger SV gegen Werder Bremen