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Mein Freund im Kloster: Eine Lebensgeschichte aus dem Allgäu
Mein Freund im Kloster: Eine Lebensgeschichte aus dem Allgäu
Mein Freund im Kloster: Eine Lebensgeschichte aus dem Allgäu
eBook201 Seiten2 Stunden

Mein Freund im Kloster: Eine Lebensgeschichte aus dem Allgäu

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Über dieses E-Book

Anfang des 20. Jahrhunderts im Allgäu:
Der Hirtenjunge Sepp Gschwandtner zieht sich beim Hüten seiner Rinder im nasskalten November eine so schwere Lungenentzündung zu, dass er überzeugt davon ist, sterben zu müssen. Von Fieberträumen gepeinigt schwört der Bub, dass er ins Kloster gehe, wenn er nur wieder gesund werde. Tatsächlich überlebt er – doch von nun an ist sein Leben auf den Kopf gestellt, denn für einen mittellosen Jungen wie ihn ist es gar nicht so einfach, von einem Kloster aufgenommen zu werden. Außerdem lernt er etwas später die wunderschöne Resi, die Magd vom Nachbarhof, kennen ...

Der Roman basiert auf der tatsächlichen Lebensgeschichte eines Ordensbruders.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum5. Jan. 2013
ISBN9783848244621
Mein Freund im Kloster: Eine Lebensgeschichte aus dem Allgäu
Autor

Josef Merk

Josef Merk wurde 1920 in Durach im Allgäu geboren und wuchs als sechstes Kind eines Mesners auf. Er arbeitete unter anderem in einem Käselager bei der Romadourherstellung und als Fassmacher, bevor er ab 1948 in der Spinn- und Weberei Kempten eine Anstellung fand. In seiner Freizeit schrieb er stets gerne Gedichte und Erzählungen über seine Heimat, von denen einige in der Allgäuer Zeitung, dem Allgäuer Heimatkalender sowie dem Steinhauser Kalender erschienen sind. Ausgewählte Gedichte wurden überdies in der Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes veröffentlicht. Zu seinem ersten Roman ließ er sich durch seine Erinnerungen an die entbehrungsreiche Kindheit als Hirtenjunge und an seinen Vetter anregen, der als Laienbruder bei den Salesianern in Benediktbeuern wirkte. Heute lebt Josef Merk mit seiner Frau Anna auf einem Bauernhof in Heiligkreuz bei Kempten.

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    Buchvorschau

    Mein Freund im Kloster - Josef Merk

    Dichtung

    Zum Geleit

    Heut? Morgen? Ach! Die Tage schwinden

    wie Dunst, wie Nebel hin.

    Es eilt die Zeit.

    Doch müßig stehen wir,

    bestaunen still der Stunden schnellen Flug.

    Da fallen Tränen auf die Fesseln,

    mit denen Alltag uns gebunden hält.

    Und gleich dem Wechsel aller Zeiten

    beschreiten wir den Weg,

    der »Schicksal« heißt.

    Getrübten Blickes – blind

    erheischen wir die starke Hand,

    die uns durchs Tal der Tränen leitet,

    wo nur der Glaube uns noch hoffen lässt.

    Doch einmal wird der Schleier fallen!

    Dann schauen wir o Glück!

    ein Angesicht,

    das alles Herrlichkeit umschließt,

    die Gott in unser Sehnen barg.

    Der Schöpfer öffnet seine Lippen

    und spricht: »aus meiner Hand kommst du zu mir!«

    Der Tod eines Missionars

    Eine Julinacht im Jahre 1976. Das letzte Mondviertel steht hoch über dem Rabenkopf und wirft ein gespenstisches Licht durch die dahinjagenden Wolkenfetzen auf das Kloster in Benediktbeuern. In einem Zimmer des jahrhundertealten Meierhauses wirft sich der Ordensbruder Sepp Gschwandtner voller Unruhe von einer Seite auf die andere und jammert in sein Kopfkissen: »Erschossen haben sie ihn! Erschossen! Mein Gott, wie hast du das nur zulassen können, wo wir doch so wenig Priester und Missionare haben?!«

    So geht es durch die halbe Nacht. Endlich richtet er sich auf, setzt sich auf die Bettkante und reibt sich die Augen. An den Leuchtziffern seines Weckers erkennt er, dass es schon 3:30 Uhr ist. »Lohnt es sich, dass ich mich nochmals hinlege? Ach was! Ich steh auf. Schlafen kann ich ja doch nicht mehr«, seufzt er und knipst das Licht an.

    Den Sepp hatte kein Alptraum gepeinigt. Die Schreckensnachricht von gestern hatte ihn so erschüttert. Auf der brasilianischen Missionsstation Merùri wurde am 15. Juli der Missionar Rudolf Lunkenbein erschossen. Warum nur? Warum? Immer wieder wälzte Sepp in Gedanken, wie es so weit hatte kommen können.

    In Brasilien hatten die weißen Siedler – die Hazienderos – sich immer mehr Land angeeignet. Dadurch wurde das Reservat der Borero-Indianer allmählich auf etwa 36.000 ha begrenzt. Um Überleben zu können, benötigen sie aber wenigstens 70.000 ha. Darum setzte sich Pater Lunkenbein für die Indianer ein. Er machte Eingaben über Eingaben bei der staatlichen Indianer-Agentur FUNAI. Darüber hinaus suchte er den Finanzminister auf und machte ihm mit beschwörenden Worten die Situation der Eingeborenen klar. Der versprach ihm, das Land zu vermessen.

    Damit wurde Pater Lunkenbein zur Zielscheibe für die Wut der Hazienderos. Sie drangen in die Missionsstation ein und misshandelten seinen Mitarbeiter. Als er dann verschmutzt und ölverschmiert von der Weide zurückkam, wurde er mit Vorwürfen überschüttet. Lunkenbein versuchte freundlich zu vermitteln und bot sich an, ihre Proteste an die FUNAI weiterzuleiten. Der wild durcheinander redende Haufen drängte sich ins Büro. Der Missionar schrieb die Namen aller auf, die Protest gegen die Landvermessung einlegen wollten. Es waren 42 Namen und seine letzten Schriftzüge.

    Die Spannung schien sich zu lösen. Alle kehrten auf den Hof zurück und Pater Lunkenbein schüttelte jedem von ihnen mit seinem gewohnten breiten Lächeln die Hand. Die Landvermesser holten ihre beschlagnahmten Geräte, die Borerohelfer die abgenommenen Gewehre aus dem Auto. Da entfuhr Lunkenbein ein Ausruf der Überraschung. Diesen fassten die Siedler als Vorwurf auf. Einer schlug Lunkenbein ins Gesicht und zog zugleich die Pistole. Herbeieilende Borerohelfer packten den Angreifer beim Handgelenk und verhinderten dadurch einen Schuss. Da feuerte ein anderer eine Kugel auf Lunkenbein ab. Der Priester griff sich ans Herz und sank zu Boden. Noch viermal schoss der Mörder auf sein wehrloses Opfer. Pater Lunkenbein war tot.

    Vielleicht war dem Sepp diese Nachricht nur deshalb so nahe gegangen, weil er den Missionar so gut gekannt hatte. Vor seiner Priesterweihe am 29. Juni 1969 war der gut aussehende und hochgewachsene Apostel der Liebe oft zu Sepp in den Stall gekommen und hatte sich lebhaft für die Viehzucht interessiert. Als Bauernsohn wollte er seine landwirtschaftlichen Kenntnisse erweitern, um damit den Indianern Ackerbau und Viehzucht beibringen zu können. Er wollte sie sesshaft machen. Für das ihnen angeborene Nomadentum hatten sie nicht mehr genügend Lebensraum. Mit bewegten Worten hatte er das traurige Los seiner lieben indianischen Brüder und Schwestern geschildert. Schon bald nach seiner Primiz am 6. Juli wollte er auf seine Missionsstation zurückkehren. »Eine unstillbare Sehnsucht zieht mich dorthin«, hatte er zu Sepp beim Abschied gesagt. Sepp hatte dem Missionar angesehen, wie glücklich er war.

    Und er selbst? War er denn nicht glücklich? Er war es einmal. Jetzt glaubte er, in seinem Alter habe man nicht mehr das Recht, glücklich zu sein. Er holte den Trockenrasierer aus der Schublade seines Nachtkästchens und drehte ihn gedankenverloren hin und her.

    Wie alle Mitbrüder durfte auch er sich zu Weihnachten etwas wünschen. Das letzte Mal hatte er wohl etwas zu hoch gegriffen, denn der Pater Direktor hatte bei der Übergabe des Geschenkes gesagt: »Nimm hin mein teurer Bruder.« Das ärgerte ihn, so oft er daran dachte. Dabei musste er zugeben, dass er bis weit in die Nachkriegsjahre hin ein viel bescheideneres Leben geführt hatte als jetzt. Das Wohlstandsdenken war aus den breiten Schichten der Bevölkerung wie ein Epidemiebazillus durch die Klostermauern gedrungen und hatte bei manchen Mitbrüdern eine der salesianischen Grundtugenden angegriffen. Während nun das Luxusgerät wie ein Rasenmäher über seine wohlgenährten Wangen schnurrte, stellte er im Spiegel fest, dass er für seine achtundsechzig Jahre eigentlich noch recht gut aussah. Sein Haarwuchs hatte sich zwar während des Krieges etwas ausgedünnt, war aber seitdem gleich geblieben. Das Altersgrau hatte ihn bis jetzt noch weitgehend verschont. Die Stirne zeigte kaum Falten. Auch die Augenbrauen waren noch sehr stark und über dem Nasenhöcker zusammengewachsen. Aber mit seinen tiefliegenden Augen haperte es bedenklich. Er brauchte drei Brillen; eine, um ferne Dinge zu erkennen, die zweite zum Lesen und die dritte, um die beiden anderen zu suchen. Dies hatte ihn schon manchmal zur Verzweiflung gebracht. An seine Freunde schrieb er einmal darüber:

    »Eine kurze, aber schmerzliche Prüfung widerfuhr mir durch das unerklärliche Abhandenkommen meiner Lesebrille. Ich kann euch versichern, meine Freunde, ich habe die Brille tagelang bis zur völligen Erschöpfung gesucht, auch unter Zuhilfenahme des heiligen Antonius, bis ich sie im Kuvert meiner Steppdecke erfühlte. Was ich nicht begreifen konnte, war der Umstand, dass auch eine Lesebrille zuweilen Bedürfnis nach Ruhe hat.«

    Seine Ohren, das stellte er zufrieden fest, standen nicht mehr so tassengriffartig ab wie früher. Das hatte seinen Vater und manchen Lehrer gereizt, kräftig daran zu ziehen. Ein Pädagoge hatte die üble Angewohnheit, sie wie einen Schlüssel zu drehen, wenn er seine Aufgabe nicht richtig gemacht hatte. Auch seine Mutter hatte sie einmal kraftvoll gepackt. Das war, als ein Händler vor der Haustüre stand, ein himmellanges Elend. Eine Halbbrille saß auf seinem riesigen Zinken, der sich in einem kühnen Bogen bis vor den Mund herabschwang. Und erst der Mantel, den dieser Kerl anhatte! Einfach komisch. Der Sepp war damals ein Bürschchen von etwa fünf Jahren gewesen. Zuerst hatte er die Witzfigur von Mutters Rockzipfel heraus angeschaut, dann aber stellte er sich vor den Riesen, versteckte seine Hände hinter dem Rücken und betrachtete ihn noch genauer mit schief gelegtem Kopf. Auf einmal rutschte heraus, was er sich dachte: »Hend Ihr abr a lange Näääs und sooooooo an kurze Mantl!«

    Der Händler glaubte nicht recht gehört zu haben und fragte mit verdutztem Gesicht: »Was hat der Kleine gesagt?«

    Statt dem Fremden jedoch eine Antwort zu geben, packte die Mutter ihren Sprössling bei den Ohren, schüttelte ihn heftig mit dem Tadel: »So was sagt man doch nicht!«

    Mit einem Klaps auf den Hintern schickte sie ihn ins Haus.

    Das Gelübde

    Zärtlich war seine Mutter nie gewesen, obwohl sie sonst recht gut war. Jedes Mal, wenn er sich liebesbedürftig an sie schmiegte, hatte sie ihn von sich geschoben und gefragt: »Was willst denn wieder? Hm?«

    Mitte Januar 1920 war sie plötzlich sehr krank geworden und hatte das Bett nicht mehr verlassen können. Ende Januar, an seinem zwölften Geburtstag, war er zu ihr ans Bett geschlichen und hatte sein Gesicht an ihre Wange gedrückt. Dieses Mal hatte sie ihn freundlich gestreichelt und gesagt: »Gell, du bleibst mein braver Bub? Hm?« Dann hatte sie auf die Kommode zwischen den beiden Fenstern gezeigt: »Da schau, dort liegt ein Stück Kuchen. Den schenk ich dir zum Geburtstag.«

    Der Seppl gab ihr noch einen schüchternen Kuss, nahm den Kuchen und ging in die Stube zurück. Hier saß die Tante Rosa und half seinem Bruder Loisl bei der Schulaufgabe. Als sie ihn mit dem Kuchen sah, stand sie auf, holte ein Messer und teilte das Kuchenstück genau in der Mitte. Der Seppel protestierte: »Den hat mir die Mama geschenkt, weil ich Geburtstag hab!«

    »Und der Loisl hat seine Aufgabe heute ganz besonders schön gemacht. Jetzt esst euren Kuchen und seid zufrieden.«

    Nach dieser resoluten Entscheidung ging sie ins Schlafzimmer, um nach ihrer Schwägerin zu sehen. Gleich darauf hörte man sie rufen: »Seffa! Seffa! Um Gottes Willen, Seffa, was ist denn mit dir?!«

    Nun kam sie wieder in die Stube gestürzt und sagte außer sich: »Seppel, lauf schnell zum Bahnhof hinüber und sag dem Vater, er soll sofort heimkommen!«

    Der Vater war dort beschäftigt. Bis dieser heimkam, war die Mutter schon tot. Der eilend herbeigeholte Pfarrer salbte sie und sprach die Sterbegebete. Dann ermahnte er die beiden Buben: »Betet recht fleißig für eure Mutter, dass sie bald in den Himmel kommt.« Den Vater aber tröstete er gleich darauf mit der Gewissheit: »Ihre Frau ist bestimmt geradewegs in den ewigen Frieden eingegangen. Sie war ja so fromm.«

    Der Seppel hatte dies gehört und sich hinterher gefragt: »Wie reimt sich das zusammen?«

    Zur Beerdigung waren auch die anderen vier Brüder heimgekommen. Alle gingen mit dem Vater hinter dem Sarg einher und unterdrückten verschämt ihre Tränen.

    Zwischen den vieren saß der Seppel beim Totenmahl. Die redeten über ihn hinweg von ihrer Arbeit. Die anderen Leute schwatzten und lachten. Was bei ihnen nach Trauer aussah, war nur ihr schwarzes Gewand. Nur der Vater saß still da. Als er das Stück Fleisch auf seinem Teller anschnitt, sagte er zu seinen erwachsenen Söhnen: »Das Kalb hab ich eigentlich bloß geschlachtet, weil, weil…«, er musste einige Male schlucken, bevor er weiter reden konnte, »weil die Mutter und ich mit euch den Schlinkeltag feiern wollten. Und jetzt…« Tränen rollten über seine Wangen. Er konnte nicht mehr sagen.

    Für den Seppel und den Loisl änderte sich in der Folgezeit kaum etwas. Die Tante Rosa versorgte weiterhin den Haushalt mit der kleinen Landwirtschaft. Wie alle Arbeiterkinder in dieser Zeit musste auch Seppel von seinem zehnten Lebensjahr an als Hirte sein Brot verdienen. So wanderte er auch heuer wieder nach Ostern zu einem Bauern auf den Buchenberg.

    Dieses Jahr war sehr nass und kalt geraten. Bis weit in den Mai hinein hatte es in den hochgelegenen Gebieten geschneit. Nach dem unwirtlichen Sommer war die Ernte schlecht ausgefallen. Deshalb musste man das Vieh so lange wie möglich auf die Weide treiben. Nach einigen schönen Herbstwochen fiel Mitte Oktober schon wieder der erste Schnee.

    Der Seppel stand barfuß bei den Kühen und fror. Schuhe gab es damals nur für den Winter. Sehnsüchtig hielt er Ausschau, ob nicht endlich wieder eine Kuh hinter sich etwas fallen lasse. Dann eilte er schnell herbei und wärmte darin seine Füße, schaute dabei aber schon wieder nach einem neuen »Heizkissen« aus.

    In der zweiten Schlechtwetterwoche konnte sich Seppel abends weder im Stall, noch in der Küche erwärmen. Der Bauer schimpfte ihn zimperlich und verzärtelt. Die Bäuerin machte ihm ein warmes Fußbad und schickte ihn dann ins Bett.

    Ein Schauder nach dem anderen lief durch seinen Körper. Er bekam Kopfschmerzen und fing an zu husten. Als die Bäuerin ihn am nächsten Morgen weckte, hatte er ein fieberglühendes Gesicht. Sie ließ ihn im Bett und bereitete ihm einen Lindenblütentee. Den konnte er nur in kleinen Schlucken trinken. Auch das tat ihm weh. Weil es ihn immer wieder heftig schüttelte deckte ihn die Bäuerin noch mit einer wollenen Pferdedecke zu. Der Husten wurde immer heftiger und das Fieber stieg. Der Seppel wusste nicht, wie der Tag verging. In der Nacht tanzten vor seinen fiebrigen Augen die seltsamsten Gestalten hin und her, kletterten die Bretterwände hoch, hangelten sich an den Deckenbalken bis über sein Bett, fielen auf ihn herab. Sie würgten ihn und zwickten ihn in die Ohren.

    Plötzlich aber waren diese Quälgeister verschwunden. Dafür tauchte am Fußende des Bettes eine noch schlimmere Schreckensgestalt auf. Sie bewegte sich zur Türe hin und trat dann als Totengerippe zu ihm heran. Die Augenhöhlen des Schädels glühten und die Kiefer zeigten ein entsetzliches Grinsen. Jetzt hoben sich die fleischlosen Arme und langten nach ihm. Da stieß Seppel einen lauten Schrei aus, dann wieder einen Schrei.

    Endlich formten sich die Worte: »Naa, naaa! I will it schtearba! I will it schtearba!«

    Er musste dies aus Leibeskräften geschrien haben, denn der Bauer fing an zu fluchen und drohte: »Wenn de iezt it glei schtill bischt, schlag i dirs Kreiz a, du bleedar Hamml!«

    Die Bäuerin jedoch lief zu ihm und rüttelte ihn wach: »Was hoscht denn Bue?«

    Er schaute zitternd zu ihr auf: »Dr Knochema ischt do gewache und hot mi hole wölle.«

    Sie versuchte ihn zu beruhigen: »Ach was! Du hoscht ja bloßig schleacht traumet. Du schtirbscht no lang ita.« Sie gab ihm nochmals Tee zu trinken, schüttelte sein Kissen auf, bettete ihn zrück und mahnte streng: »So, und iezt gib a Rueh und schlof!«

    Das Fieber ließ zwar von Tag zu Tag nach, doch die Todesangst steckte noch lange in ihm. In diesem grauenvollen Empfinden sprach er ein Gebet nach dem anderen. Dabei erinnerte er

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