Zeitlochs ewige Abenteuer
Von Stefan Soeffky
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Über dieses E-Book
Stefan Soeffky
Stefan Soeffky, geboren 1979, studierte Philosophie, Germanistik und Anglistik. Zu seinen Einflüssen zählen Albert Camus, Friedrich Dürrenmatt, Franz Kafka, Charles Bukowski, John Irving und Robert Anton Wilson.
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Buchvorschau
Zeitlochs ewige Abenteuer - Stefan Soeffky
weg
Alles
Nichts geht mehr
Kapitel 1:
Das Auge öffnet sich.
Die Schleier verschwinden:
das Innere des TEMPELS,
eines Etablissements, in dem feuerspeiende Drachen üppige Frauen in winzigen Stofffetzen vergewaltigen und Trottel auf Einrädern die bekanntesten Songs von Andrew Lloyd Webber, Scooter und Pur zum Besten geben, während außerirdische Raumfahrer mit riesigen Köpfen und schwarzen schräg stehenden Augen die Caesaren, aus denen sich das Publikum zusammensetzt mit Pfauenfedern am Gaumen kitzeln und Armeen von Ratten und Ungeziefer für die schnelle Beseitigung von Exkrementen und Erbrochenem sorgen. Ab und zu erhebt sich aus dem Bodensatz eine ehemalige Raupe, die es nach langem Sparen und mit Hilfe der besten Anlageberater zum Schmetterling gebracht hat, und schwirrt hinauf in die Baumkronen, aus denen ohne Unterlass Blütenblätter in allen Farben des Orients und des Okzidents herabregnen, denn es ist Frühling.
Das Auge öffnet sich.
Die Schleier verschwinden:
eine feuchte Gasse,
am Hinterausgang des Tempels,
und die Tür öffnet sich.
Heraus tritt Alexander Zeitloch, der innerhalb kurzer Zeit zum Propheten werden aber vorläufig nicht als solcher in die Geschichte eingehen wird, da die Geschichtsschreibung erst etwa 250 Jahre nach seinem Tod wieder aufgenommen werden wird. Dann allerdings wird man die zahlreichen Mythen, die sich um ihn ranken, festhalten und sich wundern.
Man wird sich erzählen, er sei ein Waisenkind gewesen, das von einem Fernseher adoptiert und aufgezogen worden ist und deshalb schon im zartesten Kindesalter alles gesehen habe, was ein Mensch nur sehen könne. Eines Tages tritt er dann jedoch heraus an die Luft und ist – wider Erwarten (Ich, hoffe, lieber Leser, ihnen ist klar, warum diese Parenthese vollkommen überflüssig ist!) – überrascht, von dem, was er sieht.
Er sieht nämlich eine Gruppe von bleichen, dunkel gekleideten Gestalten, die ihre Körper langsam zu einer wohl nur für sie hörbaren Musik wiegen und Alexander mit einem Ausdruck in ihren Gesichtern ansehen, der unersättliche Gier und Todesangst in sich vereint.
„Wer seid ihr?" fragt Alexander mit einer Naivität und Unvoreingenommenheit, die sich von Gleichgültigkeit nur durch einen großen Anteil Neugier unterscheidet, und die unter den Menschen einzigartig und auf Alexanders eigentümliche Erziehung zurückzuführen ist.
Ein Schauer geht durch die Gruppe der Schwarzgekleideten, und dann antworten sie im Chor:
„Wir sind der Zauberer von ICH!
Mit dünnen Hälsen, dunklen Mänteln,
langen Fingern, weißer Haut,
begaffen wir die Götter dieser Ära,
die schreiten,
auf dem Weg ins Licht
der Scheinwerfer,
vollbelippte gutbestückte Pornostars
beider rosigen Geschlechter
so frei, so sternengleich funkelnd
anzusehen,
so voller Geilheit auf Leben,
erfrischend sinnlos das Ganze,
und so keimt die Frage
auf im Geiste:
‚Wer hat mich verflucht?
Wer zog den Bannkreis,
der mich hält,
und wer befahl mir die quälende Frage
nach Sinn,
die mich umkreist,
seit Zeiten weit in der Vergangenheit?‘
So steht man in Scharen und Schatten
und im Warten züchtet man Fragen
bis man verzückt entzuckert
sieht,
wie sich Offenheit der Fragen weitet,
in Offenheit des Himmels mündet,
und konsterniert man konstatiert:
‚Ich bin im Paradies.‘"
Daraufhin verstummen die Gestalten und man hört nur das leise Rascheln ihrer Mäntel, während sie sich zu einer nur für sie hörbaren Musik wiegen.
„Möchtet ihr nicht wissen, wer ich bin?" fragt daraufhin Alexander, der noch nicht versteht, dass nicht alle Menschen so neugierig sind wie er. Als er keine Antwort von dem raschelnden Chor erhält, antwortet er trotzdem:
„Ich war, bin und bleibe ein Loch in der Zeit.
Ich bin einer, der dem Schweigen seine Stimme weiht.
Ich will ein Loch in eure Zeit reißen,
will mich in eurem bunten Netz festbeißen,
will auf hunderttausend Schlipse treten,
nie mehr um eure Gnade beten,
will zu euren Herzen sprechen
und euch eure Hirne brechen,
werd´ mich mit eurem Glauben rangeln
und mit der Wahrheit eure Seelen angeln.
Ich habe keine Lust zu warten
auf Chancen oder bessere Karten,
denn jetzt und hier ist Zeitlochs Zeit.
Ich sprenge die Vergangenheit,
hab das Meer der Zeit verlassen
und lass im Himmel darüber eure Lügen verblassen.
Ich weiß meine Worte erscheinen nicht wahr,
denn im Reich der Blinden ist der Einäugige unsichtbar.
Notfalls werd´ ich allein am Ende der Zeiten
auf den Wellen der Intuition nach Hause reiten.
Denn ich war, bin und bleibe ein Loch in der Zeit,
bin der, dem das Schweigen seine Stimme leiht."
Daraufhin fangen der Zauberer von ICH und alle seine Mitglieder schrill an zu kreischen und die Schwächeren von ihnen zerfallen zu Staub, eine besonders laut kreischende Greisin läuft auf Alexander zu, packt ihn am Kragen und brüllt: „Du verstehst uns nicht! Duu versteeeehst uuuuns niiiiicht! usw. Andere schreien: „Das hat dir der Teufel gesagt!
oder „Ich schmilze! Ich schmilze! oder „Weiche von mir, Satan!
oder „Hilfe, ich brenne!"
Angewidert rotzt ihnen Alexander entgegen: „Reißt euch doch mal zusammen! Ihr benehmt euch wie ein Klischee!", worauf die Greisin entgegnet:
„WIR SIND EIN INDIVIDUUM!
Aber warte nur!
Mach die Augen weit auf
und die Beine breit,
und lass dich ficken von dieser Zeit!
Dann…
Ja dann…
Wirst du uns verstehen!!!"
Der Chor beendet seinen Vortrag mit schallendem bedrohlichem Gelächter. Doch einer von ihnen beginnt leise zu zweifeln. Er wird Alexander Zeitlochs erster Jünger.
Da Alexander in seinem Leben schon bessere Vorstellungen geboten bekommen hat, wendet er sich gelangweilt ab und geht. Auf dem Weg durch die nächtliche Stadt küsst ihn eine Muse und verlangt dafür 3 Euro 10. Alexander gibt ihr das verlangte Geld und beginnt sofort laut vor sich hin zu dichten:
„Der Stein der Weisen liegt in dir, mein Freund!
Dein kleiner Stein der Weisen…
Er