Die Eine und der Andere
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Über dieses E-Book
Nachdem Alexander in der Nacht zuvor entführt worden war, erlangt er sein
Bewusstsein zurück und stellt mit Schrecken fest, dass er gefesselt in einem kalten,
düsteren Keller gefangengehalten wird. Er wehrt sich gegen die aufkommende Panik
und fragt sich:Warum? Wie bin ich hierhergekommen? Ist es wegen Tinchen?
Als die Tage vorbeiziehen und sein Gesundheitszustand sich verschlechtert,
wird er gewahr, dass er Opfer eines Racheaktes ist. Sein Verdacht, dass man ihn für
Stasi-Verbrechen verantwortlich hält, wird langsam zur Gewissheit...
Eva Maria Knabenbauer
Eva Maria Ghoshal, writing under her maiden name, Knabenbauer, knows about withstanding indoctrination, talking in whispers to trusted friends, feeling trapped behind the Iron Curtain in East Germany. She was there.The author lived in England from 1961. When her two children were of school age she studied and completed, part-time, a BA (Honours) degree in Philosophy. After a variety of jobs, she taught for many years in further education while at the same time pursuing postgraduate studies in Applied Linguistics, gaining a Diploma and MA. Recently retired, she has returned to live in Germany.
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Buchvorschau
Die Eine und der Andere - Eva Maria Knabenbauer
Die Eine Und Der Andere
Eine Novelle
Eva Maria Knabenbauer
Copyright © Eva Maria Knabenbauer 2011
First published by BK Verlag
Published in ebook format by Amolibros at Smashwords 2011
Amolibros, Loundshay Manor Cottage, Preston Bowyer, Milverton, Somerset, TA4 1QF
www.amolibros.com | amolibros@aol.com
The right of Eva Maria Knabenbauer to be identified as the author of the work has been asserted herein in accordance with the Copyright, Designs and Patents Act 1988
All rights reserved. This book is sold subject to the condition that it shall not, by way of trade or otherwise, be lent, resold, hired out or otherwise circulated without the publisher’s prior consent in any form of binding or cover other than that in which it is published and without a similar condition including this condition being imposed on the subsequent purchaser
With the exception of certain well-known historical figures, all the other characters in this book are fictitious and any resemblance to actual people, living or dead, is purely imaginary
Für ihr sorgfältiges und einfühlsames Korrekturlesen danke ich Karin und Klaus Schott.
Ich bedanke mich auch bei Petra Schrader und Falk Opel. Sie haben mich auf das Magazin SPUTNIK aufmerksam gemacht und mir damit die Idee für seine Einbeziehung in den Hergang der Erzählung gegeben.
Das Halken-Bild mit der Stephanikirche im Hintergrund, stammt von Christopher Joehring. Freundlicherweise hat er es speziell für die Titelseite gemalt. Ein in Einzelheiten gehendes Foto der Stephanikirche ist auf der Cover-Rückseite abgebildet.
Widmung
Meiner Heimatstadt Aschersleben gewidmet
Vorspiel
Zu Jahresbeginn 2008. Eine eisige Winternacht.
Malen Sie sich die Szene aus: ein einzelner Mann schreitet zielstrebig eine enge, einsame Straße in der Kleinstadt Aschersleben entlang; Hinter dem Turm heißt sie. Es ist Mitte der Woche, kurz vor Mitternacht – weshalb auch die Straße so verlassen daliegt. Da er sicher ist, dass ihm kein Fahrzeug begegnen wird, benutzt er die Fahrbahn. Wie ein mattenartiges Geflecht klobiger verfärbter Zahnstümpfe glänzt das Kopfsteinpflaster im Mondschein.
Sobald der Mann in den Lichtkegel einer Laterne eintritt, sehen WIR – übrigens, WIR sind existentiell eine Art metaphysischer Wesen – dass er ein offenes, angenehmes Gesicht hat. Seine Schritte sind leicht, um nicht zu sagen: beflügelt. WIR folgen ihm in luftiger Höhe. Warum auch nicht? Es tut sich ja sonst nichts im Umkreis.
Linkerseits, nahe der glatten Fassade der Stephanikirche, dort wo sich der Kirchhof gleichen Namens öffnet, verharrt der Mann einige Augenblicke. Er dreht den Kopf und schwenkt den Blick dann aufwärts, um alle 81 Meter des Turms erfassen zu können. Er nickt in ehrfürchtiger Bewunderung und bevor er weiter geht, gelobt er, sich das kürzlich zur Schau gestellte Katharinen Gemälde im Inneren anzusehen. Am Ende der Straße angekommen, überquert er den Hopfenmarkt, wendet sich der Badergasse zu und dann dem malerischen Steg über das Eine-Flüsschen.
Eine rauhe Brise bläst über offenes Gelände – von dort, wo sich einst jahrhundertealte Häuschen kosig aneinander lehnten. Der jähe Windstoß lässt den Mann erschauern. Aber in fideler Laune nach einem gemütlichen Abend mit Freunden atmet er vorsätzlich stoßweise aus und beobachtet die entstehenden Nebelschwaden in der klirrenden Luft. Es dauert nicht lange und er ist von den streuenden Lichtern, die in Hüfthöhe vor der Eine-Brücke aufgestellt sind, gefesselt. Wie übergroße Katzenaugen glühen sie, lassen aber den dahinterliegenden Apothekergraben in der Dunkelheit untertauchen.
Plötzlich, hinter ihm… das Geräusch von Schritten. Gedämpft ist es, aber doch unverkennbar. Sobald er sich umdreht… Stille, bis er weitergeht…
WIR, die in erhabener Höhe verharren, können nicht umhin, zwei Figuren zu bemerken, die sich im Lichtschatten der Leerguttonnen versteckt halten. Sie flüstern miteinander.
Kurz vor der Brücke bleibt der Mann noch einmal stehen und sieht um sich. „Ist da jemand?" krächzt er mit durch langes Schweigen rauh gewordener Stimme. Er hätte schwören können, einen Schatten zur naheliegenden Apostolischen Kirche huschen zu sehen.
Er zieht den Mantelkragen enger um sich, nicht aus Angst, nein – was soll denn hier schon passieren! – sondern um der ungemütlich kalten Luft zu trotzen, und reibt seine Finger in den Lederhandschuhen, wie um sie geschmeidiger zu machen. Mit hochgezogenen Augenbrauen gibt er sich eventuellen Zuschauern gegenüber betont lässig. Er räuspert sich und stimmt ein Lied an: Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern…
Schon hat er die Holzplanken der Brücke betreten. Unter ihm plätschert die Eine – überall, außer an den vereisten Uferrändern. Aber dann, als er noch weiter – warum weiss er nicht – ins Wasser hinunterschaut, überkommt ihn ein unerklärliches Gruseln. Das Lied erstirbt auf seinen Lippen.
Er kann es sich nicht verhehlen, er hat ein ungutes Gefühl: es ist in etwa wie eine schlimme Ahnung von kommendem Unheil… Überdies bricht das Geräusch von vorhin wieder an… und es wird lauter.
Es ist keine Einbildung, es nähert sich ihm wirklich eine Gestalt – Gott sei Dank, kleiner als er. Als bloß eine Frau an ihm auf der Brücke vorbeieilt, ist er beruhigt. „Guten Abend, wünscht sie. Nur Sekunden später ruft sie lautstark von der Promenade her, „Jawohl! Alles klar!
Noch während sich der Mann wundert, rennt ein Jemand – groß, kräftig und behende – von hinten auf ihn zu. Ein wohlgezielter Schlag an den Kopf raubt unserem nächtlichen Fußgänger die Besinnung.
Innerhalb von Sekunden wird er auf die Ladefläche eines nahe der Brücke geparkten Lieferwagens gehoben. Die Türen werden leise hinter ihm verschlossen und das Gefährt mit zwei Personen auf den Vordersitzen entfernt sich in Fahrtrichtung Stadt, zügig, aber nicht übereilt. Im Licht der Brückenbeleuchtung aalt sich auf den Holzplanken ein samtweicher Lederhandschuh. Übersehen und einsam liegt er am Boden, vergessen.
Kapitel 1
Liebe Leserinnen und Leser, erlauben Sie mir zu berichten: seit Alexander Kringels geschwinder Entführung vom Brückensteg ist inzwischen eine halbe Stunde verstrichen; nach wie vor befindet sich das wehrlose Opfer, das er war und ist, in tiefer Bewusstlosigkeit.
Die Geschwister Bernd und Elisa Zacharias hatten sich unterdessen ihrer unfreiwilligen Last entledigt. „Auf Nummer Sicher", meinte Bernd, an Ort und Stelle der gewählten Gefangensetzung angekommen. Er schien mit der Welt zufrieden und pfiff vor sich hin.
Elisa aber, obwohl erleichtert, dass alles planmäßig verlaufen war, wirkte unruhig. Im Nachhinein dachte sie, dass sie nicht genügend überlegt hatte und vorschnell einem unausgereiften Vorhaben gefolgt war. Aber was hätte sie anders tun können? Bernd hatte ihr doch keine Wahl gelassen. Und was hätte Vater von ihr gedacht, hätte sie sich ausgeschlossen. Eine Weigerung von ihr hätte den Plan zum Scheitern verurteilt, denn aus dem Vorhaben wäre ohne sie nichts geworden. „Ach so, du liebst mich nicht genug", hätte Vater sie angeklagt, und womöglich hätte er zu weinen angefangen.
Die Krankheit hatte ihn verändert, davon war sie überzeugt. Am Telefon sprach er die meiste Zeit über diese Person Kringel und was der ihm angetan hatte. Kaum dass Vater sich nach ihrem Wohlergehen und dem der Enkeltöchter erkundigte. Sie wollte ja sein Leiden nicht schmälern, aber scheinbar waren seine Gefängnisjahre zu einer fixen Idee geworden. Bernd hingegen, mit dem sie erst kürzlich über ihre Bedenken gesprochen hatte, wischte diese mit einer Handbewegung weg. „Das kannst du nicht verstehen, du warst doch im Westen."
Sich im Kellergelass umsehend, seufzte Elisa tief auf. Insgeheim wünschte sie, sie wäre weit fort von hier und in diese kriminelle Sache nicht verwickelt. Doch dafür war es nun zu spät. Aber solange sie darauf bestand, dass Bernd sich an die gemeinsame Abmachung hielt…
Auf dem Weg nach draußen beharrte sie Bernd gegenüber: „Wir gucken besser später noch einmal vorbei. Mit einem beunruhigten Blick zurück auf ihr Opfer fügte sie hinzu: „Um nach seinem Befinden zu schauen.
Belustigt hob Bernd die Augenbrauen. „So, so", sagte er, dann schob er den Riegel vor.
§
Zuerst einmal – so hatten die Geschwister sich im voraus geeinigt – wollten sie in Alexanders Haus nach Beweisen suchen. „Nicht dass ich an seiner Schuld zweifele, meinte Bernd, seiner Schwester bewusst vorgreifend, „Vaters Wort ist gut genug. Aber wer weiß schon, welche eventuellen Beweise man noch gebrauchen kann.
Übermütig schnalzte er mit der Zunge. Auch weidete er sich ein klein wenig an ihrem Unbehagen, das sie – obwohl sie es versuchte – nicht völlig verbergen konnte.
Elisa antwortete nicht, war aber unangenehm von der Tragweite der Andeutung berührt. Sie versuchte, sich abzulenken, und als Bernd mit seinem klapprigen Lieferwagen zu schnell durch eine Kurve fuhr, kritisierte sie ihn.
Es schien ihn nicht zu stören. „Sind bald da", murmelte er freundlich. Er hatte sich schon lange vorher genau über Alexanders Adresse Auf der Alten Burg informiert und sich in der Gegend umgesehen, und er wusste deshalb, wo er seinen Wagen unauffällig, aber zweckgünstig, parken konnte. Also hielt er abseits im Schatten zweier Edeltannen, in der Nähe aber nicht vor dem gepflegten Einfamilienhaus, dem er und seine Schwester Elisa heute, Donnerstag, in frühester Morgenstunde einen Besuch abstatten wollten.
Bernd stellte den Motor ab und löschte das Licht, blieb aber noch sitzen. „Warte noch, raunte er Elisa auf dem Nebensitz zu, als sie sich zum Aussteigen anschickte. „Okay, jetzt
, sagte er, als alles ruhig blieb. „Aber Vorsicht! Tür nur einklinken."
„Mensch, als ob…" Sie zeigte ihm zwei Finger, ging dann aber Bernd voran leise zum überdachten Eingang des Hauses und schloss auf. Den Sclüssel hatte sie – einfacher ging es nicht – Alexanders Manteltasche entnommen. Drinnen im Flur war es dunkel, still und angenehm warm. Wie vereinbart, verteilten sich Bernd und Elisa auf die Räume zur Straße hin, und im Licht der Straßenbeleuchtung ließen sie den Rolladen