Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die verrückte Firma
Die verrückte Firma
Die verrückte Firma
eBook230 Seiten2 Stunden

Die verrückte Firma

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein halbes Arbeitsleben in einer einzigen Firma – das ist Liebe oder Wahnsinn. In Joschs Fall eher Letzteres, denn was in dieser Firma so alles passierte, lässt ihm auch heute noch keine Ruhe, vor lauter Kopfschütteln wird ihm immer noch regelmäßig schwindelig. Also hat er dem Backstein gewordenen Wahnsinn ein Denkmal gesetzt – in Form dieses Buches. Lesen und staunen Sie über den Arbeitsalltag in einem Gashandelsunternehmen, in dem der Bürovorsteher seine Unterhosen im Schreibtisch verwahrt und in der Registratur ein Nickerchen hält, wo die Putzfrau zur Chefsekretärin aufsteigt und der technische Leiter des Betriebes im Winter mit einem kleinen Feuerchen versucht, den Motor des Gastankwagens vorzuwärmen. Hier geht es um Typisches, Typen und Tippsen, um Schräges, nicht Nachvollziehbares und den Irrsinn in Tüten.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum18. Sept. 2017
ISBN9783743961326
Die verrückte Firma

Ähnlich wie Die verrückte Firma

Ähnliche E-Books

Biografie & Memoiren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die verrückte Firma

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die verrückte Firma - Josch Janko

    Warum ich diese Geschichte einfach erzählen muss

    Irgendwann kommt bei jedem der Punkt im Leben, an dem man sich sagt: Also die Scheiße, die mach ich jetzt nicht mehr mit. Bei mir war´s die Firma.

    Vor einiger Zeit fragte mich eine Bekannte, ob ich nicht Lust hätte, ein Buch über meine letzte Arbeitsstelle zu schreiben. Ich verstand damals nicht recht, was an meiner Arbeitsstelle denn so interessant sein sollte, dass irgendjemand es lesen wollen würde. Dann dachte ich darüber nach und schrieb dieses Buch, denn mein Leben vergeht, ich werde älter und frage mich mittlerweile, wie ich eigentlich ein halbes Arbeitsleben in dieser Firma verbringen konnte.

    In diesem Buch beschreibe ich also diese Firma, eine Firma der ganz besonderen Art, womöglich einmalig im Universum. Jahrelang lebte ich mit diesen Merkwürdigkeiten, in der Annahme, dass es irgendwann besser oder zumindest anders werden würde, was aber nicht der Fall war.

    Es werden Kollegen unter die Lupe genommen, deren Charaktere die Firma prägten und zur allgemeinen Belustigung beitrugen. Die Art und Weise, wie die Firma geführt wurde … nun ja, das kann man nicht in einem oder zwei Sätzen erklären, auch nicht in vier. Darum habe ich entschieden, meine Geschichte aufzuschreiben – in der Hoffnung, einige Dinge nachträglich verarbeiten zu können und in der Gewissheit, dass der gesamte Rest der Menschheit sich darüber köstlich amüsieren kann.

    Josch

    Die verrückte Firma

    Ich möchte eine Geschichte erzählen, die Geschichte einer verrückten Firma, in der es von Kuriositäten und Slapstick-Einlagen nur so wimmelte. Es ist eine wahre Geschichte … es ist meine Geschichte.

    Ich war damals beim zuständigen Arbeitsamt in der Bürostelle beschäftigt, gleichzeitig aber arbeitssuchend für eine Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter eingetragen. Es muss Anfang Oktober gewesen sein, als ich die Nachricht erhielt, mich bei besagter Firma vorzustellen, die wohl einen kaufmännischen Angestellten suchte. Ich war damals 26 Jahre alt und hatte trotz meiner jungen Jahre schon so einige Jobs hinter mir, aber an diesen sollte ich mich noch lange erinnern …

    Da ich mehrere EDV-Kurse belegt hatte, suchte ich natürlich eine Firma, die direkt oder indirekt mit EDV zu tun hatte. Ich versprach mir insgeheim, das erlernte EDV-Wissen eventuell als Zusatzqualifikation nutzen zu können. Also fuhr ich voller Zuversicht zu der Firma, um mich vorzustellen.

    Ich ging in den Hof und sah einen kleinen Verkaufsladen, in den ich eintrat. Ich fragte den Verkäufer, wo ich mich hinwenden müsse, um mich als kaufmännischen Angestellten vorzustellen. Der Verkäufer gab mir den Hinweis, die Treppe auf der gegenüberliegenden Seite zu benutzen, die zum Büro führte.

    Ich ging ein paar Steinstufen nach oben, die schon leicht zu bröckeln begannen, daran hing ein wackeliges Eisengeländer, das schon lange keinen Pinsel mehr gesehen hatte. Dann klingelte ich an der Büroaußentür. Ich wurde hereingelassen, wo ich eine zweite Tür sah, die schon ihre besten Jahre hinter sich hatte. Auch der lange Flur, den ich dahinter zu sehen bekam, ist mir noch gut in Erinnerung, da die Tapeten an den Wänden nicht gerade dem damaligen Flair entsprachen. Auch der Teppich machte nicht den Eindruck, als wäre er erst in jüngerer Zeit verlegt worden.

    Aber da kam er auch schon, der Bürovorsteher, der sich bei mir als Herr Rottker vorstellte. Sein Äußeres wirkte ein wenig hager, wobei kaum ersichtlich war, wie groß er eigentlich war. Das Haupthaar hing bis auf die Schultern, die ausgeprägte Nase, die in einen leichten Bartwuchs überging, bestimmte die mittlere Gesichtspartie. Der Bart bedeckt dabei Teile des Mundes und außerdem die Wangen. Als Kleidung trug Herr Rottker einen dicken Pullover, der mich zum Nachdenken anregte, da wir an diesem Oktobertag noch locker 25 Grad hatten. Die schwarze Jeans klebte fast an seinen Beinen, die in weißen Turnschuhen endeten.

    »Guten Tag, Sie sind also Herr …«

    »Ja sagte ich«, und wir gingen in ein Nebenzimmer der gleichen Ausstattung, die ich gerade im Flur gesehen hatte.

    Nach dem üblichen Vorstellungsgespräch wurde mir das Büro gezeigt, das eventuell mein Arbeitsplatz werden sollte. Auch dieser Raum hätte eine dringende Renovierung nötig, aber ich sah an der Fensterfront einen Computer stehen und habe die den Zustand der Räumlichkeiten einfach verdrängt. Dass es ein älterer PC war, konnte ich allerdings gleich sehen.

    Also EDV, dachte ich trotzdem, das ist doch, was du dir gewünscht hast. Sofort sprudelten bei mir Vorstellungen von weiteren Fortbildungsmaßnahmen und Aufstiegschancen, dabei konnte ich den Ausführungen von Herrn Rottker kaum noch folgen.

    Als ich von meiner Traumwolke wieder herunterkam und mich in dem noch nicht besser gewordenen Büro umschaute, lernte ich noch den Chef der Firma, Herrn Sand kennen: Seine äußere Gestalt wirkte ein wenig klein, sein damaliges Alter schätzte ich auf 60 Jahre, das Haar war leicht lockig, kleine Geheimratsecken begrenzen die flache Stirn. Er trug ein graues Sakko sowie ein weißes Hemd, dazu eine braune Stoffhose, die mit ebenfalls braunen Schuhen leben musste.

    Das Vorstellungsgespräch wurde nun zu dritt weitergeführt und endete, wie alle meine vorhergegangenen, mit den Worten: »Wir melden uns dann bei Ihnen.«

    Als ich die renovierungsbedürftigen Räumlichkeiten verließ und vorsichtig die Steintreppe hinunterstieg, dachte ich nur: »Na mal sehen, was daraus wird.«

    Oh Wunder: Zwei Tage später bekam ich die Nachricht, dass ich den Job bekäme.

    Eine Woche später konnte ich dann anfangen und mir wurden am ersten Tag wie üblich alle Beschäftigten kurz vorgestellt.

    Zunächst waren nur Herr Rottker und ich in dem Büro tätig, doch es sollte noch eine neue Kraft eingestellt werden. Nach einer Woche kam eine neue Kollegin dazu: Diana hatte dunkelbraune halblange Haare, die leicht gewellt bis zu den Schultern reichten. Die zierliche Nase und der schmale Mund prägte ihr dezent geschminktes Gesicht, ihr Äußeres wirkte sehr zierlich. Sie trug eine Bluse, die an den Ärmeln leicht gerafft war, dazu eine eng anliegende schwarze Lederhose mit dunklen Stiefeln, die bis über die Waden reichten. Wir einigten uns alle auf das Du und es konnte losgehen.

    Eine Firma stellt sich vor

    Um später die Zusammenhänge besser verstehen zu können, ist hier eine Kurzbeschreibung angebracht, welche Abteilungen es dort gegeben hat. Abteilungen ist vielleicht der falsche Ausdruck, es müsste eher … Ach, darüber kann sich später jeder sein eigenes Bild machen. Jedenfalls hatte die Firma mit Gas zu tun, es wurde Gas in großen und kleinen Flaschen verkauft, in Tankwagen ausgeliefert und entsprechendes Zubehör verkauft und installiert.

    Da gab es das Ladengeschäft gleich am Eingang des Grundstückes, das ich bereits bei meinem Vorstellungsgespräch kurz kennengelernt hatte. Der Verkauf von Gas und Campingartikeln oblag unserem Verkäufer Herrn Freuer sowie dem alten Chef Herrn Sand, der in den Pausen und im Urlaub Herrn Freuer vertrat. Die Haarfarbe von Herrn Freuer würde ich als Grau bezeichnen, die Augenbrauen könnte man allenfalls als dezent beschreiben. Herr Freuers Körper wirkte leicht untersetzt mit einem kleinen Bauchansatz, sein Alter würde ich auf Mitte 50 schätzen. Er trug ein kariertes Hemd, eine graue Stoffhose und die dazu passenden Halbschuhe.

    Dann gab es natürlich unser Büro, mit meiner Wenigkeit, unserem Bürovorsteher Rotti, wie wir ihn nannten, sowie Diana. Noch waren wir im Büro zu dritt, was sich später merklich ändern sollte. Noch ein Wort zu dem Computer: Wie bereits erwähnt war es ein älteres Modell, mit Tastatur und separatem Bildschirm. Die Datensicherung wurde noch mit einem Magnetband durchgeführt, das das Aussehen einer kleinen Kuchenform hatte, die mit einem Deckel versehen war – nur ohne Kuchen.

    Des Weiteren hatten wir fünf Auslieferungsfahrer, die unsere Kunden mit Gasflaschen und Leihgeräten belieferten. Das waren zum einen Klaus und Pedro sowie drei ausländische Kollegen. Dann gab es noch zwei Tankwagenfahrer, die Gastanks bei den jeweiligen Kunden auffüllten. Meistens war das Dieter, aber ab und zu auch Lotte, hauptsächlich war der aber in der Werkstatt tätig und sprang nur ein, wenn es im Winter eng wurde.

    Dazu gab es eine Montageabteilung, die aus drei Monteuren bestand, um neue Gastanks oder Flaschenanlagen bei den Kunden aufzustellen oder abzuholen sowie Reparaturen an Gasgeräten in der Werkstatt auszuführen. Das Trio bestand aus Tsester, Ronny und Lotte. Im hinteren Teil des Firmengeländes hatten wir noch drei Lagerhallen, wo Gasgeräte und Flaschen zum Verleihen lagerten. Auch die Lieferfahrzeuge waren dort untergebracht.

    Dann gab es eine Füllstation die am Ende unseres Hofes lag, die von Jimmy betrieben wurde, der aber kurz vor seiner Rente stand. Er wirkte ein wenig hager. Das Haupthaar konnte man unter seiner Kappe kaum erkennen. Die Haut war blass und im Bereich der Nase und Wangen leicht gerötet. Dazu prägten einige Altersfalten sein Gesicht. Er trug einen blauen Arbeitsanzug sowie schwarze Sicherheitsschuhe und spezielle Arbeitshandschuhe.

    Hinter der Füllkammer war noch der Gleisanschluss der Bahn, für die Anlieferung von Gas in Güterwagons. Gegenüber der Füllkammer gab es eine überdachte Halle für die Kundenfahrzeuge.

    Die Firma hatte also 16 Mitarbeiter inklusive Chef.

    Da ich die ersten zwei bis drei Monate damit zu tun hatte, mich einzugewöhnen, um auch die anderen Räumlichkeiten und Kollegen näher kennenzulernen, trat meine EDV-Euphorie etwas in den Hintergrund.

    Da war zum einen die Kellerregistratur (wo sich nicht einmal Fuchs und Hase Gute Nacht sagen) sowie die Umkleide der Fahrer und Monteure, die einen bleibenden Eindruck bei mir hinterliessen.

    Unser Raum für Büromaterial und laufende Vorgängen, der gegenüber dem vom Chef lag, hatte eine ganz eigene Ordnung. Dass der Raum mal den Namen Kältekammer bekommen sollte, kann ich ja an dieser Stelle schon mal verraten.

    Auch das WC sollte noch kurz Erwähnung finden, da es sich übergangslos den übrigen Büroräumlichkeiten anglich. Ich hatte gehofft, das WC wäre der übliche angenehm gestaltete Rückzugsort für diverse Erledigungen, aber weit gefehlt. Ich kann nur sagen: schnell rein und schnell wieder raus. Sollte man doch unbedingt den Weg dorthin antreten müssen, war es unbedingt von Vorteil, es vor dem Chef zu tun. Kam dieser mit einer Zeitung aus seinem Büro, konnte man davon ausgehen, das die nächste Zeit kein WC-Besuch möglich war.

    Die ersten Wintermonate verlangtem einem schon eine Menge ab, da das Telefon nicht mehr stillstand. Jeder Kunde wollte schnellstmöglich seine Lieferung haben oder genau wissen, wann der Lieferfahrer endlich kam. Da merkte man dann gleich, welche Organisation hier zum Tragen kam, nämlich gar keine.

    Ich weiß gar nicht, wie oft ich über das Firmengelände gelaufen bin, um von den Fahrern zu erfahren, wie und wann die Kunden beliefert werden würden. Normalerweise müsste die Rückmeldung von den Fahrern kommen, welche Kunden sie nicht geschafft hatten, aber es war einfach nicht machbar. Diana konnte man kaum über das glatte Geläuf schicken, also blieb die Sache an mir hängen. Manchmal schlich auch Rotti über das Firmengelände, was sich aber in Grenzen hielt.

    Nach fast fünf Monaten mit der Fakturierung von Lieferscheinen und Monatsabschlüssen sowie sonstigen Büroarbeiten, wurde ich das Gefühl nicht los, dass die noch offenen Lieferscheine immer mehr statt weniger wurden.

    Tankaufstellung

    An einem Montag im März, ich hatte mir gerade einen schönen heißen Kaffee eingegossen, kam der Chef zu mir, um mir ganz beiläufig mitzuteilen, dass ich heute zum Aufstellen eines Gastanks mitfahren sollte. Ich war natürlich überrascht, dass ich, als Büroangestellter, mit auf Montage gehen sollte. Bei diesem Gedanken fiel mir fast mein heißer Kaffee aus dem Gesicht. Dass die beiden anderen Monteure vermutlich wichtigere Arbeiten zu erledigen hatten, sollte mich eigentlich nicht interessieren, aber da es mich betraf, musste ich mich nun mal damit auseinandersetzen. Eine tolle Art der Organisation, dachte ich und wandte mich an den Chef, dass ich von diesen Vorgängen doch gar keine Ahnung hätte. »Sie schaffen das schon«, meinte er nur, bevor er in seinem Büro verschwand.

    So, da stand ich nun. Für ihn war die Sache damit wohl erledigt und ich musste mich mit dieser Aufgabe auseinandersetzen. Da ich nach kurzer Zeit in der Firma nicht gleich eine Rote Karte vom Chef erhalten wollte, entschloss ich mich, diese Herausforderung anzunehmen. Ich hätte natürlich auch auf die Barrikaden gehen können, aber was hätte ich damit erreicht? Da ich bei meinen vorigen Jobs auch schon einige handwerkliche Tätigkeiten übernommen hatte, sollte ich dieser Aufgabe auch gewachsen sein. Außerdem war ja ein geschulter Monteur dabei … dachte ich jedenfalls. Diese Arbeitstage sollten mir jedenfalls noch lange in Erinnerung bleiben.

    Ich stieg die Kellertreppe hinab zu den Umkleideräumen der Fahrer und Monteure. Den Raum schmückten graue zerbeulte Blechschränke, in denen die Türen halb geöffnet oder rausgerissen waren. Manche Blaumänner hingen an den geöffneten Türen und gaben den süßlichen Geruch von Schweiß an den Raum ab. Das Waschbecken kannte die Farbe Weiß nur noch aus der Erinnerung und hatte längst zu einem leichten Grau gewechselt. Die in der Mitte des Raumes stehenden Bänke taten sich mit abgesplittertem Holz hervor. Der kalte Steinfußboden erweckte den Eindruck, als würde er nach einem neuen Belag Ausschau halten. Die Wände waren mit Bildern nackter Frauen zugekleistert, vermutlich um diesen Raum einigermaßen ertragen zu können. Die Duschkabine, wenn man sie denn tatsächlich so nennen mag, konnten einem direkt leidtun: außer dreckigen Männerkörpern hatte sie bestimmt schon lange nichts anderes mehr gesehen, zum Beispiel Reinigungsmittel. Nachdem ich einen passenden blauen Overall gefunden hatte, konnte ich diese Stätte des Grauens endlich verlassen. Ich ging ins Büro zurück, um dort auf den Monteur zu warten. Dass ich keine Arbeitsschuhe anhatte, konnte den Sicherheitsmaßnahmen eigentlich nicht entsprechen.

    So gegen 8.30 Uhr kam Lotte ins Büro und fragte, ob ich denn fertig sei, um mit ihm den Tank auszuliefern. Ich kannte Lotte aus der Werkstatt. Immer wenn ich Fragen zu seinen ausgefüllten Lieferscheinen hatte, die oft nicht richtig zu berechnen waren, da sie unvollständig waren oder Kürzel enthielten, die keiner lesen konnte, musste ich ihn aufsuchen. Lotte war schätzungsweise Mitte 50 und hatte schon leicht ergraute Haare, die sich wellenförmig um seinen Kopf legten. Die kleine blau-weiße Mütze, die er trug, war bis über die Stirn gezogen. Eine schmale Nase und kleine Lippen prägten sein Gesicht. Lotte war mittelgroß und eher schmächtig. Er trug einen blauen Arbeitsanzug mit schwarzen Sicherheitsschuhen. – Er hatte welche.

    Wir koppelten den 1100-Liter-Gastank (zum Glück ein kleiner) an unseren Lkw und fuhren los.

    Beim Fahren zum Aufstellungsort kamen wir über dies und das ins Gespräch, bis Lotte plötzlich sagte: »Ja, ja, so ist der Leben.« Oh, dachte ich bei mir, interessantes Deutsch. Jetzt konnte ich mir auch die verworrenen Lieferscheine erklären, die ich immer von ihm bekommen hatte. Oder sollte er sich nur versprochen haben?

    Nach gut einer Stunde Fahrt hatten wir unseren Standort erreicht. Lotte parkte ein und wir gingen zu dem Haus, wo wir den Tank abliefern sollten.

    Der Kunde öffnete auch nach mehrmaligem Klingeln nicht. Lotte meinte dann zu mir: »Komm, wir gehen hinein und sehen uns den Standort mal an, wo der Tank aufstellt werden soll.«

    »Wir können doch nicht einfach auf ein Grundstück gehen.«

    »Ach«, sagte Lotte mit gereizter Stimme, »der Kunde ist wahrscheinlich nur Einkaufen und kommt gleich wieder.«

    Ich dachte noch: So ist der Leben.

    Und tatsächlich: Die Gartentür war offen und wir gingen einfach hinein, um das Haus herum und sahen eine aus Kieselwaschbetonplatten errichtete Fläche, die aussah, wie eine für den Tank benötigte Betonplatte (ich erfuhr erst später, wie eine Platte für diesen Tank auszusehen hatte, nämlich ganz anders). Mich beschlich jedoch das mulmige Gefühl, das wir hier falsch waren.

    Dann fiel mir auch noch auf, dass aus dem Haus ein Ölstutzen herausragte. Wieder sprach ich Lotte an und meinte: »Schau mal, da am Haus ist ja ein Ölstutzen.« Ich sah an seinem

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1