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Dorian Hunter 100 - Der Narrentum
Dorian Hunter 100 - Der Narrentum
Dorian Hunter 100 - Der Narrentum
eBook375 Seiten4 Stunden

Dorian Hunter 100 - Der Narrentum

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Über dieses E-Book

Ausgerechnet der Dämonenkiller Dorian Hunter wurde zum neuen Schiedsrichter der Schwarzen Familie erkoren! Was wie eine erratische, verrückte Entscheidung des Eidesstabs wirkt, verändert die Konstellationen im Kampf gegen die Dämonen komplett – erst recht, als Dorian in der Kanzlei des Schiedsrichters den "Schrein der Schande" entdeckt: ein bisher verborgenes magisches Archiv, in dem sich einige rätselhafte Artefakte befinden. Schnell finden Dorian und Coco heraus, dass sie nicht der Schwarzen Familie entstammen können. Kurz darauf sind einige der Gegenstande verschwunden …
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum31. Mai 2024
ISBN9783954261000
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    Buchvorschau

    Dorian Hunter 100 - Der Narrentum - Dario Vandis

    Was bisher geschah

    Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.

    Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. De Condes Versuch, den Teufel zu überlisten, scheiterte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte. Ihn kann Dorian schließlich töten.

    Nach vielen Irrungen nimmt Lucinda Kranich, die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, die Rolle des Asmodi an. Niemand weiß, dass sie in Wirklichkeit hinter dem wiedererstandenen Fürsten steckt. Und letztendlich wird ihre Maskerade Wirklichkeit. Dass Lucinda sich einen Teil Asmodis einverleibt hat, um seine Macht zu erlangen, wird ihr zum Verhängnis. Der in ihr schlummernde Asmodi übernimmt die Kontrolle über ihren Körper und ersteht so tatsächlich wieder auf.

    Den Posten des Schiedsrichters nimmt die babylonische Vampirin Salamanda Setis an. Gleichzeitig gelingt es Dorian mithilfe seiner Tochter Irene, ganz Großbritannien fast vollständig von Dämonen zu befreien. Um Salamanda als Schiedsrichterin zu stürzen, unterstützt Dorian seinen alten Bekannten, den Januskopf Olivaro, als Schiedsrichter-Gegenkandidaten. Die endgültige Entscheidung über das Schiedsrichteramt soll bei einem Wettstreit fallen. Dieser endet mit Salamandas Tod, aber auch damit, dass der Eidesstab Dorian zum neuen Schiedsrichter erwählt. Asmodi erkennt diese Wahl nicht an und ernennt Zakum, den Archivar der Schwarzen Familie, zum Schiedsrichter. Das hält Dorian nicht davon ab, die Schiedsrichter-Kanzlei in Wien zu besetzen und das Amt anzutreten, mit dem Ziel, die Schwarze Familie von innen heraus zu zerstören.

    In der Kanzlei entdeckt Dorian hinter einer magischen Barriere den »Schrein der Schande«, der einige geheimnisvolle Artefakte enthält. Eines davon ist ein Buch, das in Dorian die Erinnerung an ein fremdes Leben weckt. Offenbar wurde der Mönch Turpin vor vielen Jahrhunderten von einer Dämonin namens Lima versklavt. Hunter ahnt nicht, dass sich Limas und seine Wege schon einmal gekreuzt haben und dass aus den Artefakten im Schrein der Schande eine Gefahr erwächst, die über alles hinausgeht, was er bisher erlebt hat …

    Vorwort I

    Eher Franco Nero als Roger Moore

    von Kai Meyer

    Zu den Hochzeiten des Heftromans machten die meisten Horrorserien den Eindruck, die Recherche der Autoren beschränke sich auf die vage Erinnerung an Edgar-Wallace-Filme. Der Chef des »Yard« war ein Sir, man trank viel Tee und Whiskey, alte Damen wohnten in Cottages, Polizist und Reporter zu sein war irgendwie dasselbe.

    Auch beim Dämonenkiller – jetzt DORIAN HUNTER – strotzte nicht jedes Heft von Fachwissen und Ortskenntnis (einmal wurde ein Godzilla-Film in Roms Cinecittà-Studios gedreht), aber auf eines konnte man sich verlassen: Wenn es um Okkultes ging, um Schwarze Magie und Hexerei, dann wusste Ernst Vlcek genau, wovon er sprach.

    In einem Interview hat Kurt Luif einmal die Quelle verraten, aus der Teile der Dämonenkiller-Mythologie stammten: ein großformatiges Buch von Kurt Seligmann mit dem Titel »Das Weltreich der Magie«, ursprünglich 1948 erschienen. Als Fan hatte ich nichts Besseres zu tun, als mir den Band umgehend antiquarisch zu besorgen. Und siehe da: Seligmanns Buch ist auch heute noch eines der besten Werke zum Thema – und eine Fundgrube in Sachen Dämonenkiller.

    Blättern wir willkürlich hinein, finden wir Kapitel über Hermes Trismegistos, über Hexen und ihren Sabbat, über Doktor Faustus, die magischen Künste und natürlich den Teufel und seine Helfer. Freilich gab es im Dämonenkiller auch die ganze Palette der klassischen Horrorfiguren – Vampire, Werwölfe, das übliche Gezücht –, doch oft genug hatte man bei ihren Auftritten den Eindruck von lästiger Pflichterfüllung. Weit mehr schien Vlcek sich in seinen Exposés für bodenständigen Okkultismus zu interessieren: für Dämonenanbetung und Schwarze Messen, für Alchimie und Hermetik. Allesamt Themen, die damals durch die Popkultur wehten wie Haschischwolken durch die Treppenhäuser linker Kommunen. Um 1970, als Seligmanns Standardwerk neu aufgelegt wurde und in vielen Buchläden stand, gehörten der Druden- und Bocksfuß zum jugendlichen Zeitgeist.

    Kein Zweifel: Der Dämonenkiller war die modernste, die rebellischste, sogar die politischste Horrorserie der damaligen Zeit.

    In den frühen Siebzigern, als die Fundamente der Serie gelegt wurden, basierten die meisten Heftreihen auf einem Bild des Horrorgenres, das in den Dreißiger- bis Sechzigerjahren entstanden war. Da geisterten Vampire und Mumien über nebelverhangene Friedhöfe, die in den Universal-Studios in Schwarzweiß erfunden und für die Hammer-Filme quietschbunt aufgewärmt worden waren. Zwar gab es all das auch im Dämonenkiller, doch wohnte Vlceks aberwitzigen Konzepten ein Element von Auflehnung inne, das zur selben Zeit auch im europäischen Genrefilm entfesselt wurde: die anarchistische Horrorerotik im Werk von Jean Rollin und Jess Franco, die Verschwörungsplots der neorealistischen Mafiathriller von Damiano Damiani und Francesco Rosi, der Aufstand gegen Opas betuliches Unterhaltungskino. Dorian Hunter war immer mehr Franco Nero als Roger Moore, mehr Maurizio Merli als Joachim Fuchsberger – er trug sogar den gleichen coolen Schnäuzer.

    Die Schwarze Familie, die Vlcek als Dorian Hunters Widersacher erfand, ist eine satanische Cosa Nostra, ein Geheimbund mit Hörnern, eine in Horror getauchte Allegorie für die Oberen Zehntausend und ihre Unterdrückung der Massen. Da wehte ein Hauch von Gegenkultur und Populärmarxismus durch die Hefte, der womöglich beabsichtigt war, vielleicht aber auch nur in der Luft lag und von Vlcek mit einer Sensibilität für die Welt jenseits knarrender Spukschlösser aufgefangen wurde. Nicht einmal die historischen Episoden, in denen der Hammer-Film-Charme so nahegelegen hätte, kamen ohne diesen Kampfruf aus: Auch hier gab es den Aufstand gegen den von Asmodi unterwanderten Adel, die Sympathie für die Ausgestoßenen und Außenseiter.

    Mehr Moderne in der Historie konnte man vom Heftroman nicht erwarten, und wenn auch einzelne Romane oft an der Routine ihrer Autoren scheiterten, so waren doch die Ideen dahinter groß geträumt, klug konzipiert und vollkommen furchtlos. Vielleicht war die Serie radikaler, als ihre beiden Väter ahnten. Und gerade wegen dieser Mixtur aus Gegenwartsgefühl und Esoterik, gewürzt mit dem Gängigen von Grusel bis Bond, konnte kein anderer Geisterjäger Hunter das Wasser reichen.

    Heute macht uns das nostalgisch.

    Damals war es sensationell.

    Vorwort II

    Einige Worte zu Dorian, Perry und auch mir

    von Klaus N. Frick

    Als ich in den späten 70er-Jahren damit anfing – wie viele gleichaltrige Jugendliche –, allerlei Heftromane zu lesen, wurde mir schnell klar, was mir wirklich gefiel. Es war die Science Fiction, die mich am stärksten ansprach, und ich blieb dann eben bei PERRY RHODAN. Wie lange und wie intensiv ich an dieser Science-Fiction-Serie »hängenbleiben« sollte, konnte ich mir als Jugendlicher allerdings nicht vorstellen.

    Meine Versuche, Gruselhefte zu lesen, wie man Horror-Romane damals nannte, schlugen fehl. Ich probierte es bei einigen Serien aus, fand sie aber meist nicht ansprechend, gab dann auf und blieb der Science Fiction treu. Aus diesem Grund las ich auch nie einen Roman der Serie Dämonenkiller, obwohl ich wusste, dass dort Ernst Vlcek einer der wichtigsten Autoren war – und dessen Romane mochte ich ja bei PERRY RHODAN.

    Es sollte lang dauern, bis ich mich wirklich mit dem Dämonenkiller anfreundete. Als der Zaubermond-Verlag damit begann, die klassischen Romanhefte unter dem Serientitel DORIAN HUNTER in Form von Hardcover-Bänden neu zu veröffentlichen, wollte ich die Bücher unbedingt lesen. Ich schaffte es nicht, ständig kam etwas dazwischen, und so schob ich die Lektüre unaufhörlich vor mir her.

    Das wurde anders, als Zaubermond begann, die Hörspiele zur Serie zu produzieren. DORIAN HUNTER als Hörspiel erwies sich für mich als Türöffner zu einer phantastischen Welt des Schreckens und der Abenteuer. Schon das erste Hörspiel, in dem Dorian Hunter erfährt, dass er der Sohn des Dämons Asmodi ist, packte und faszinierte mich. Ich war von der Art und Weise gefesselt, wie die Geschichte erzählt wurde, und ich fand die Stimmen und Geräusche beeindruckend.

    Danach blieb ich dabei. Voller Interesse verfolgte ich, wie Dorian Hunter immer mehr über die Schwarze Familie herausfindet, was er über seine Vergangenheit lernt und wie er gelegentlich auch seinen moralischen Kompass aus den Augen verliert. Die Geschichten sind mitreißend, und ich kann mir nun gut vorstellen, wie sie sich im Original lesen.

    Natürlich liegt es an der spannenden Umsetzung als Hörspiel, dass ich bei DORIAN HUNTER mittlerweile zum Fan geworden bin. Die Dialoge sind packend, die Geräusche und die Musik sind sorgsam eingesetzt, jedes Hörspiel für sich hat einen eigenen Spannungsbogen, der es mir schwerfallen lässt, es »einfach nur so« oder nebenbei zu hören. Die Grundlage aber bilden die Ideen, die Ernst Vlcek mit seinem Freund und Kollegen Kurt Luif in den Siebzigerjahren entwickelt hat – das ist immer noch der Stoff, aus dem die Serie besteht.

    Immer wieder nehme ich eines der Taschenbücher in die Hand, die Zaubermond veröffentlicht. Ernst Vlceks Erbe wurde vor allem von Michael Marcus Thurner angetreten, einem Autor, der ebenfalls in Wien lebt und mit dem ich seit vielen Jahren zusammenarbeite. Seine Ideen sind häufig sehr düster, das weiß ich aus seinen bisherigen Romanen; bei DORIAN HUNTER kann er sich offensichtlich wunderbar ausleben und seinem Vorbild Ernst Vlcek in dieser Weise folgen.

    So freue ich mich umso mehr, dass die Serie jetzt endlich, nach einer »kleineren längeren« Pause, endlich den hundertsten Band erreicht. Das finde ich beeindruckend, das ist ein starkes Jubiläum. Wenn Ernst Vlcek das noch erleben könnte, wäre er auf die Autorinnen und Autoren, die sein Werk fortsetzen, sicher sehr stolz.

    Ich gratuliere dem Dämonenkiller und damit auch DORIAN HUNTER zu diesem Jubiläum und wünsche viele weitere Jubiläen dieser Art!

    Vorwort III

    Ein Glas Bourbon, ’ne Players und eine gnostische Gemme …

    von Dennis Ehrhardt

    … und ein bisschen Spontaneität und Erfindungsreichtum. Mehr brauchte es für Dorian Hunter eigentlich nie, um sich im Kampf gegen die Dämonen der Schwarzen Familie zu behaupten. Für mich war gerade das immer das Faszinierende an dieser Serie: dass der Titelheld zeit seines Lebens ein Improvisator geblieben ist. Selbst wenn er zwischenzeitlich auf ein recht beachtliches Repertoire an Waffen und Fähigkeiten zurückgreifen konnte, waren diese immer originell gestaltet und unvorhersehbar in der Anwendung. Man denke nur an den Ys-Spiegel, dessen regelmäßiger Gebrauch ungefähr so abhängig machte wie Oxycodon – oder an den magischen Vexierer, mit dessen Hilfe Dorian unterschiedliche Gestalten annehmen konnte.

    Genauso unvorhersehbar und spannend waren auch die Nebenfiguren gestaltet, allen voran die hauptfigurenhafteste aller Nebenfiguren dieser Welt, die ehemalige Hexe Coco Zamis. Dass sie aus Liebe zu Dorian Hunter die Seiten wechselte und die Schwarze Familie verließ, möchte man ihr im Nachhinein beinahe als Schwäche im echten Wortsinn auslegen. Ihre einzige selbstverständlich, denn ansonsten war und ist Coco, wohl auch aufgrund ihrer schwierigen und mitunter einsamen Kindheit, so stark, so reif und so klug, dass ich, sollte ich je das Pech haben, im Dunkeln einem Dämon zu begegnen, lieber sie an meiner Seite hätte als Dorian. Sorry, mein lieber Dämonenkiller!

    Neben allen inhaltlichen Aspekten, auf die Kai Meyer in seinem Vorwort ja schon ausführlich eingegangen ist, kann die Serie auch verlegerisch auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Der erste Roman »Im Zeichen des Bösen« erschien bekanntlich am 17. Juli 1973 im Pabel-Verlag. Dort erlebte die Serie zwei Einstellungen, einmal durch Intervention des Jugendschutzes und ein zweites Mal durch sinkende Verkaufszahlen. Aber die Fans blieben ihrem Dämonenkiller treu, und so erblickte DORIAN HUNTER schließlich 1994 ein drittes Mal das Licht der Welt und fand zwischen zwei Buchdeckeln wohl endlich das angemessene Format, denn in dem vorliegenden Buch 100 sind bereits die Romane Nr. 327-329 versammelt. Die Neuauflage und Fortschreibung bei Zaubermond hat die Erstauflage damit sowohl hinsichtlich der Laufzeit wie auch des Umfangs lange überholt, von der Hörspielserie, die ebenfalls schon fünfzig Folgen erreicht hat, dem Spin-Off DAS HAUS ZAMIS sowie den aktuellen Romanheft-Lizenzausgaben von DH und DHZ im Bastei-Verlag gar nicht zu reden.

    Umso mehr freut es mich, dass dieser Jubiläumsband nun auch endlich erscheinen kann. Es war ein hartes Stück Arbeit, denn die Erwartungen waren, auch und vor allem bei uns Autoren, äußerst hoch. Natürlich ist das 100. Buch für die Serie eine Zäsur. Es muss etwas absolut Neues beginnen, aber gleichzeitig soll sich das Buch ebenso wie die folgenden natürlich anfühlen und lesen wie ein echter Dämonenkiller. Ich – oder besser gesagt, mein Alter Ego Dario Vandis, zu dem ich anlässlich dieses Bandes nach vielen Jahren zurückgekehrt bin – habe mich deshalb entschieden, in den vorliegenden drei Teilromanen ausführlich in Dorians 13. Leben als Hugo Bassarak einzutauchen, in dem bekanntlich noch ein großer weißer Fleck existiert. So haben wir zwar in Buch 76 erfahren, wie Hugo starb, aber zwischen seinem Ableben im Jahr 1814 und dem Abenteuer auf der Île du Diable, geschildert in Buch 98, liegen beinahe zehn Jahre, aus denen wir nur wissen, dass er in der Grande Armée Napoleons gekämpft und dabei ein Bein verloren hat. In diesem Jubiläumsband habe ich angefangen, zumindest eine erste Ecke dieses Flecks mit Farbe zu füllen. Weitere Hugo-Bassarak-Abenteuer werden folgen, so wie auch Dorians neuer Gegner im vorliegenden Buch sein Potenzial lediglich andeutet, aber noch lange nicht ausschöpft.

    Eine besondere Erwähnung verdient noch der »Narrenturm«, der dem dritten Roman – und auch dem ganzen Buch – den Titel gibt. Im Zuge meiner Recherchen über das Leben in Wien um das Jahr 1805 bin ich auf diese Einrichtung für psychisch Kranke gestoßen, die im Jahr 1784 erbaut wurde und damals als sehr fortschrittlich galt, obwohl die Insassen natürlich unter für uns heute unvorstellbaren Bedingungen gelebt haben. So ließ Michael Viszanik, als er im Jahr 1844 als Primararzt die Leitung des Narrenturms übernahm, aus den Zellen gut dreißig Zentner Ketten entfernen.

    Der Narrenturm beherbergt heute das pathologisch-anatomische Bundesmuseum »mit seinen tausenden Wachs- und Feuchtpräparaten, einer einzigartigen Dokumentation körperlicher Hinfällig- und Krankhaftigkeit« und damit »weltweit die wohl größte Sammlung derartiger Exponate«, wie Arnold Stohl in seinem Werk »Der Narrenturm oder die dunkle Seite der Wissenschaft« schreibt. Im selben Buch geht der Autor noch einem ganz anderen Geheimnis auf den Grund. So wurde der Bau des Narrenturms auf Initiative des damaligen Kaisers Joseph II. sehr wahrscheinlich auf Basis magischer-alchemistischer und astrologischer Prinzipien geplant. Natürlich habe ich mir diese Steilvorlage nicht entgehen lassen und die entsprechenden Details in den Roman eingebaut. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich übrigens obiges Buch, in dem Arnold Stohl noch viele weitere unheimliche Details über den Narrenturm ans Licht bringt.

    Kommen wir zu den Menschen, die mich beim Schreiben dieses Jubiläumsabenteuers ganz wesentlich unterstützt haben. Eine sehr große Hilfe war mir Jürg Schmidt, der mit seinem DORIAN HUNTER-Lexikon ein gewaltiges Sekundärwerk der Serie geschaffen hat. Nicht nur durfte ich es exklusiv vorab regelmäßig nutzen, um Erinnerungen an frühere Romane aufzufrischen, auch hat mir Jürg während unseres E-Mail-Verkehrs zahlreiche Tipps gegeben und damit überhaupt erst ermöglicht, dass Buch 100 in dieser Form erscheinen kann.

    Mein Dank gilt zudem allen Autoren, die die Serie über kürzere oder längere Zeit begleitet haben. Hier sind posthum natürlich vor allem Ernst Vlcek und Kurt Luif zu nennen, die die Serie entwickelt und geprägt haben. Ebenso gilt mein Dank aber Antares Bottlinger alias Susanne Wilhelm, Christoph Dittert alias Christian Montillon, Uwe Voehl alias Logan Dee sowie Michael M. Thurner, die alle der Serie nicht nur ganz besonders lang die Treue gehalten haben, sondern zu verschiedenen Phasen und teilweise bis heute als Autoren der Handlungsexposés an Bord sind.

    Außerdem danke ich dem Illustrator Mark Freier und dem Grafiker und Layouter Sebastian Hopf, die die Serie beide von Band 1 der Taschenbuch-Ausgabe an visuell geprägt haben, und ich danke Thomas Born, der Zaubermond bis zum Jahr 2006 als Verleger geführt und damit auch mir den Einstieg in die Serie ermöglicht hat. Dank geht ebenso an Klaus N. Frick und das Team der PERRY RHODAN-Redaktion, die das Projekt DORIAN HUNTER bei Zaubermond über bislang sage und schreibe dreißig Jahre zu jedem Zeitpunkt großartig unterstützt haben.

    Darüber hinaus habe ich noch so unendlich vielen weiteren Personen zu danken, die im Laufe der Zeit ihren Teil zum Erfolg der Serie beigetragen haben, dass ich sie an dieser Stelle unmöglich alle aufzählen kann. Sie mögen es mir darum nachsehen, dass ich mich namentlich auf meine Frau Silke Bruns beschränke, die meine Leidenschaft für die Serie über Jahrzehnte und gerade auch wieder in den letzten Monaten nicht nur ausgehalten, sondern nach besten Kräften unterstützt hat, und auf meine Eltern Birgit und Jochen Ehrhardt, ohne deren Hilfe zu gegebener Zeit es einen Verleger Dennis Ehrhardt bei Zaubermond und damit vielleicht auch eine Fortführung von DORIAN HUNTER bis zum heutigen Tage nie gegeben hätte.

    Mein größter Dank gilt allerdings wieder einmal an euch, ihr Leser dieser unvergleichlichen Serie. Ihr habt dieses mittlerweile unfassbare fünfzig Jahre andauernde Abenteuer möglich gemacht und ermöglicht es auch weiterhin! Vielen Dank für eure Treue, die ihr allein mit dem Warten auf diesen Jubiläumsband erneut bewiesen habt.

    Ihr seid die besten, ganz, ganz ehrlich!

    Erstes Buch: Austerlitz

    Austerlitz

    von Dario Vandis und Michael M. Thurner

    Kapitel 1

    »Leichen sind etwas Wunderbares«, schwärmte der kleine, dunkle Australier, der sich als Leichenbestatter vorgestellt hatte. »Wenn die Angehörigen ihre Verstorbenen zu mir bringen, sind sie kalt und weiß wie Wachsfiguren. Wenn sie aber erst einmal durch meine Hände gegangen sind …«

    »… ist erst recht nichts mehr von ihnen übrig – außer einem Haufen säuberlich abgenagter Knochen!«, feixte der große, breitschultrige Schwede Jörg Eklund, dem die Augenbrauen über der Nase zusammengewachsen waren.

    Der Sizilianer Bruno Guozzi fiel in das Gelächter ein. Seine heisere Stimme klang wie das Rasseln von Ketten in einer Gruft. Die fünf anderen Fahrgäste kicherten, während Dorian Hunter einen Blick aus dem Fenster warf. Der Bus rumpelte über ein Schlagloch – als vor ihnen endlich die Silhouette eines Dorfes auftauchte.

    Dorians Hand glitt über den Bezug neben sich.

    Für einen Augenblick hatte er das Gefühl gehabt, dass dort jemand sitzen müsste.

    Aber der Platz neben ihm war leer.

    Der Bus hielt mit quietschenden Bremsen auf dem Dorfplatz.

    Einer der Fahrgäste, ein schmächtiger Mann mit sonnengebräunter Haut, presste die Hand gegen die Scheibe. Seine Finger zuckten nervös.

    »Das ist Asmoda?«

    »Das klingt ja beinahe enttäuscht, Robert.«

    Ein spöttischer Kommentar, den der kleine, dickliche Mann neben ihm hatte fallenlassen. Er war wohl kaum älter als Dorian und die anderen, trug aber bereits eine Halbglatze, und die Worte verrieten einen französischen Akzent. Er streckte Dorian die Hand entgegen. »Gestatten, de Buer. Ich bin …«

    »… der jüngste Serologe Frankreichs«, murmelte Dorian, während ihm ein Schauer über den Rücken lief.

    »Ja, woher …«

    Dorian ließ den Mann stehen und verließ den Bus. Es war helllichter Tag, doch der Dorfplatz war verlassen, als hätten sich die Bewohner des Dörfchens vor der prallen Sonne zurückgezogen. In der Luft hing der Geruch von Knoblauch. Im Augenwinkel bemerkte Dorian die Bewegung einer Gestalt – ein junger Mann, der auf einer Mauer hockte und sie betrachtete. Dorian wollte ihn ansprechen, als neben ihm ein Knall ertönte. Eine Klappe war auf das Kopfsteinpflaster geknallt, und aus der Öffnung zog der Busfahrer die Koffer und warf sie auf die Straße.

    »Sachte«, brummte Dorian und wartete auf den zweiten Koffer … als ihm auffiel, dass er doch nur mit einem Koffer angereist war.

    »Beim nächsten Mal bitte vorsichtig«, bat de Buer. »In meinem Koffer befinden sich nämlich Blutproben, die ich …«

    »Es wird garantiert kein nächstes Mal geben!«, zischte der Busfahrer. »Ich bin ja nicht lebensmüde! Und darum bin ich auch garantiert vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause!« Kaum hatte er den letzten Koffer auf die Straße geworfen, schloss er die Klappe und verschwand in den Bus. Der Auspuff spuckte eine Qualmwolke aus, und der Bus rumpelte über das Kopfsteinpflaster davon.

    Die Männer blickten sich um und dachten wahrscheinlich alle das Gleiche. Dass es nicht schaden konnte, sich eine Unterkunft für die Nacht zu sichern.

    Es war Dorian, der irgendwo in einer Seitengasse ein Schild aufblitzen sah. Darauf stand »Herberge Jablonsky«.

    Jablonsky, ein grobschlächtiger Mann mit einem dunklen, verfilzten Vollbart, raunzte Dorian und die anderen an, dass keine Zimmer frei seien. Bruno Guozzi legte ihm die Hand auf die Schulter, und im selben Maß, in dem Jablonskys Wangen schmaler und sein Bart grau wurde, lebte Guozzi auf. Seine Augen, die eben noch blutunterlaufen in den Höhlen gelegen hatten, blinzelten listig.

    »Wo können wir denn sonst übernachten?«, fragte der Mann, der mit Robert angesprochen worden war.

    »Auf dem Schloss«, röchelte Jablonsky. »Vukujev kann sie hinbringen.«

    Dorian dachte an die Gestalt, die er auf dem Dorfplatz gesehen hatte. War das Vukujev gewesen?

    Im selben Moment kam der Kerl auch schon zur Herberge hereinspaziert. Er kicherte und zog einen Speichelfaden ein. Jeder konnte sehen, dass er verrückt war.

    Der Aufstieg zum Schloss, das jenseits des Ortes auf dem Gipfel eines bewaldeten Hügels lag, dauerte mehrere Stunden. Vukujev brachte die neun Männer in der einbrechenden Dunkelheit sicher ans Ziel.

    Schweratmend erklommen sie die Stufen des Eingangsportals, und Dorian, der in der Linken seinen Koffer trug, hatte wieder das Gefühl, dass auf der anderen Seite, an der anderen Hand, etwas fehlte.

    Jemand?

    Bruno Guozzi wollte gegen die Tür hämmern, aber Dorian war schneller und drückte sie auf.

    In der Eingangshalle dahinter stand eine Frau in einem schwarzen Kleid, das von einem weißen Mühlsteinkragen abgeschlossen wurde. In der Hand trug sie einen siebenarmigen Kerzenleuchter.

    »Ich freue mich, dass ihr noch rechtzeitig eingetroffen seid. Herzlich willkommen in meinem Schloss. Ich heiße Margarete Ofenstock.«

    Kapitel 2

    Dauphiné, Frankreich

    Mit hundertzwanzig Stundenkilometern jagte das schwarze Coupé über das schwarze Band in Richtung der Chaîne de Belledonne, deren Gipfel sich vor dem mondhellen Nachthimmel wie Scherenschnitte abzeichneten.

    Am Steuer des Wagens saß Gaston Gaultier, dessen Schraubenfabrik heute Morgen Insolvenz angemeldet hatte. Was Gaultier nicht weiter störte, da er den größten Teil der liquiden Mittel rechtzeitig beiseite geschafft hatte. Vorhin nach dem Mittagessen hatte er darum die Geschäfte von La Vis Gaultier Société à Responsabilité Limitée sowie einen stattlichen Berg Schulden mitsamt der Meute geifernder Gläubiger an den Insolvenzverwalter Eric Bertrand weitergereicht.

    Endlich frei! Schon heute Abend würde er die Freiheit nutzen, gemeinsam mit Lola, die er am Stadtrand von Paris aufgegabelt hatte. Per Anhalter zu fahren, was für ein Risiko! Da konnte sie froh sein, an einen seriösen Mann wie Gaultier geraten zu sein, der als Gegenleistung lediglich ein paar Stunden in einem gemeinsamen Motelzimmer verlangte.

    Gaultier hoffte nur, dass sie nicht die ganze Nacht lang so plappern würde. Er lächelte verständnisvoll, als wäre die Geschichte von ihrer Freundin und der kaputten Waschmaschine das Interessanteste, was er in seinem ganzen Leben gehört hatte, und dachte gleichzeitig daran, wie er sie auf das Bett werfen und sich auf sie legen würde und …

    Lola schrie auf, als eine schwarze Gestalt vor dem Wagen auftauchte.

    Gaultier riss das Steuer herum. Der Wagen geriet ins Schleudern und drehte sich zwei Mal um die eigene Achse. Leider war die Kopfstütze modisch klein gestaltet, sodass Gaultier hören konnte, wie sein Halswirbel brach.

    Der Wagen kam zum Stehen.

    Lola rief wimmernd nach ihrer Mutter.

    Im Rückspiegel nahm Gaultier eine Bewegung wahr. Die schwarze Gestalt näherte sich ihnen. Sie ging ruhig und langsam und gar nicht wie jemand, der beinahe überfahren worden wäre. Es war ein Mann in einer Kutte, wie Gaultier stirnrunzelnd feststellte. Ein Mönch? Gaultier begann zu schwitzen. Vielleicht der Schock. Irgendwas an dem Mönch kam ihm komisch vor.

    Der Fremde klopfte gegen die Scheibe.

    »Wer ist das?«, schrie Lola mit überkippender Stimme. »Was will der von uns?«

    »Halt die Klappe.«

    Der Fremde klopfte erneut.

    Gaultiers Finger tasteten unbeholfen über die Seitenarmatur, weil irgendein Instinkt ihm riet, den Kopf lieber nicht zu sehr zu bewegen. Endlich erwischte er den richtigen Knopf und ließ die Scheibe runterfahren. Der Mönch beugte sich herab, sodass Gaultier sein Gesicht sehen konnte. Schulterlanges, dunkles Haar und ein Schnurrbart, der weit über die Mundwinkel herabhing. Mit einem gewissen Unbehagen bemerkte Gaultier, dass die Nase des Fremden mehrfach gebrochen war.

    »Schönen guten Abend. Ich hoffe, Ihnen ist nichts passiert?«

    Nein, sieht nicht so aus, also verpiss dich, damit wir weiterfahren können.

    Gaultier streckte sich nach dem Schalthebel, aber der stechende Blick des Mönchs ließ ihn innehalten.

    »Umkehren. Wales.«

    Gaultier überlegte, ob er die beiden Worte wirklich gehört hatte.

    »Umkehren. Wales«, wiederholte der Mönch.

    »Ähm, tut mir leid, nach Wales geht’s, äh, glaub ich, da lang.« Gaultier deutete hinter sich. »Meine hübsche Kleine und ich sind dagegen auf dem Weg in die Berge.« Er deutete nach vorn, damit der Idiot es auch sicher kapierte. »Das wäre also die falsche Richtung. Schade, aber da kann man nichts machen. Tut mir leid.«

    Der Mönch griff nach der Wagentür, und während Gaultier sich noch darüber freute, dass der Wagen bei Fahrt automatisch verriegelte, riss der Mönch die Tür aus dem Rahmen. Einfach so.

    Neben Gaultier schrie Lola auf, und sie schrie weiter, ohne Luft zu holen. Gaultier überlegte, ihr eine zu scheuern, aber der scharfe Schmerz, der durch seinen Hals schoss, wenn er den Kopf zu weit nach rechts drehte, ließ ihn davon Abstand nehmen.

    »Raus«, sagte der Mönch und hob die Hand, in der er so etwas hielt wie … wie

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