Dorian Hunter 97 - Alastors Erben
Von Catherine Parker und Simon Borner
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Buchvorschau
Dorian Hunter 97 - Alastors Erben - Catherine Parker
Vorschau
Was bisher geschah
Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen verschrieben, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den gesamten Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es Dorian, ihnen die Maske herunterzureißen.
Bald kommt Hunter seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als französischer Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Bösen, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Der Pakt galt, und als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, wanderte seine Seele in den nächsten Körper. Im Jahr 1713 wurde er als Ferdinand Dunkel in Wien Zeuge, wie Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, von einem Nachfolger verdrängt wurde, der sich fortan Asmodi II. nannte. Ihn kann Dorian schließlich töten.
Nach vielen Irrungen nimmt Lucinda Kranich, die Schiedsrichterin der Schwarzen Familie, die Rolle des Asmodi an. Niemand weiß, dass sie in Wirklichkeit hinter dem wiedererstandenen Fürsten steckt. Und letztendlich wird ihre Maskerade Wirklichkeit. Dass Lucinda sich einen Teil Asmodis einverleibt hat, um seine Macht zu erlangen, wird ihr zum Verhängnis. Der in ihr schlummernde Asmodi übernimmt die Kontrolle über ihren Körper und ersteht so tatsächlich wieder auf.
Den Posten des Schiedsrichters nimmt die babylonische Vampirin Salamanda Setis an, die noch ein sehr persönliches Hühnchen mit Dorian zu rupfen hat. Gleichzeitig gelingt es Dorian mithilfe seiner Tochter Irene, ganz Großbritannien von Dämonen zu befreien. Allerdings sind Salamanda und Asmodi bereits dabei, einen Gegenschlag zu planen. Um ihn zu verhindern und Salamanda als Schiedsrichterin zu stürzen, unterstützt Dorian seinen alten Mal-Freund-mal-Feind Olivaro als Schiedsrichter-Gegenkandidaten. Die endgültige Entscheidung über das Schiedsrichteramt soll bei einem Wettstreit entschieden werden. Dieser endet mit Salamandas Tod, aber auch damit, dass der Eidesstab Dorian zum neuen Schiedsrichter auserwählt.
Erstes Buch: Rendezvous Diabolique
Rendezvous Diabolique
von Catherine Parker
nach einem Exposé von Susanne Wilhelm
Kapitel 1
Wien, Hietzing
Unruhig blickte Coco über die Schulter.
Seit Dorian so unerwartet mit dem Eidesstab auf sie losgegangen war, kaum dass sie ihn aus dem magisch versiegelten Höhlenlabyrinth von Lascaux befreit hatte, ließ jedes kleinste Geräusch in ihrem Rücken sie herumfahren.
Doch es war nur ein harmloser Nachtvogel, den sie aufgescheucht hatte. Ansonsten lag die Ratmannsdorfgasse still und verlassen in der Dunkelheit.
Außer ihr war niemand hier.
Coco zögerte dennoch weiterzugehen. War es richtig, was sie vorhatte?
In all der Zeit, die sie als Schiedsrichterin der Schwarzen Familie in Wien verbracht hatte, hatte sie es stets vermieden, nach Hietzing zurückzukehren. An den Ort, wo ihre Familie einst gelebt hatte.
Das Eckgrundstück, auf dem das stolze Anwesen der Zamis gestanden hatte, war komplett mit Unkraut überwuchert. Sie hatte sich nie darum gekümmert. Warum auch?
Einige düstere Mauerreste zeugten von dem gewaltigen Brand, den Zakum damals hier entfacht hatte. Fast glaubte Coco, hauchfeine Reste des erstickenden Qualms noch wahrzunehmen. So, als besäße dieser Ort eine Erinnerung an das, was geschehen war.
Aber das war natürlich Unsinn.
Die Anwohner flüsterten, das Grundstück mit der Nummer 218 sei verflucht. Sämtliche Nachbarn machten einen großen Bogen darum. Trotz der boomenden Immobilienpreise schien niemand daran Interesse zu haben.
Coco stieß das rostige Tor auf.
Umso besser, dachte sie. Vielleicht bestand also noch die geringe Chance, dass sie hier fand, was sie suchte. Vielleicht war damals nicht alles zu Asche verbrannt.
Die magische Sicherung des Tores war noch intakt und flackerte, als sie es sorgfältig wieder schloss. Ihr nächtlicher Besuch sollte möglichst keine Aufmerksamkeit erregen. Was sie hier tat, ging keinen etwas an.
Auch vom Team hatte sie niemanden eingeweiht.
Die anderen waren eh damit beschäftigt, die Geschehnisse in Frankreich zu verarbeiten. Was dort passiert war, hatte das ganze Team erschüttert.
Dorians jäher Gewaltausbruch in Lascaux hatte sogar Fred Archer so mitgenommen, dass er gegen seine Gewohnheit keine Fragen stellte, als Coco aufbrach, sondern sich mit der hastig gemurmelten Auskunft »Ich will etwas recherchieren …« zufriedengab.
Ob Archer dem Dämonenkiller je verzieh?
Coco nagte zweifelnd an ihrer Unterlippe. Dorian war stets ein unberechenbarer Charakter gewesen, aber auch sie hätte ihm nie zugetraut, dass er dem ehemaligen Privatdetektiv grundlos die Faust ins Gesicht donnern würde. Archer war schließlich kein provokantes Großmaul wie Morales, mit dem Dorian öfter im Clinch lag.
Das alles bewies klar, dass mit Dorian etwas nicht stimmte.
Und Coco war fest entschlossen, herauszufinden, was es war.
Olivaros Schilderung der Ereignisse in der Höhle ließ eindeutig zu viele Fragen offen. Gut möglich, dass er entscheidende Dinge verschwieg. Der Januskopf war meist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht – sie konnte ihm nicht vertrauen. Niemand konnte das.
Aber es war ja nicht das erste Mal, dass sie auf sich allein gestellt war.
Coco lauschte in die Dunkelheit.
Außer dem Wind, der durch die Bäume strich, einem sich entfernenden Fahrzeug in einer Nebenstraße und ihrem eigenen Atem war absolut nichts zu hören.
Okay. Weiter.
Mühsam bahnte sie sich ihren Weg durch Gestrüpp und wucherndes Unkraut. Manche der stacheligen Disteln reichten ihr bis zu den Schultern. Ärgerlich zupfte sie Kletten aus ihrem Haar, während sich ständig aufs Neue zähe Ranken um ihre Knöchel schlangen.
»Vielleicht war das doch keine so tolle Idee, hierherzukommen.«
Unvermittelt trat ihr linker Fuß ins Leere.
Mit einem Aufschrei geriet Coco ins Straucheln. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihr, einen hervorstehenden Ast zu packen und so den Sturz abzufangen.
Der alte Pool! Wie hatte sie den vergessen können?
Beinahe wäre sie über seine Umrandung gefallen.
Das gähnende Loch verströmte einen widerlichen Geruch nach Moder und Verwesung, der Coco erschauern ließ. Der Tod war auf dem Grundstück allgegenwärtig. Die Vergangenheit schien plötzlich gar nicht mehr vergangen, sondern ganz nah.
Haltsuchend umklammerte Coco den Ast.
Sie dachte an die magische Pest, die ihre komplette Familie dahingerafft hatte.
Dann holte sie tief Luft. Schob sich zurück auf sicheren Untergrund und ließ den Ast los.
Konzentrier dich, befahl sie sich selbst.
Sie war schließlich nicht aus Trauer um ihre Sippe hergekommen, sondern weil sie sich an eine Bemerkung ihres Vaters erinnert hatte.
Eine, die angesichts der derzeitigen Lage vielleicht von Bedeutung war.
Damals, als Dorian Hunter zum allerersten Mal in der Stadt aufgetaucht war, hatte Michael Zamis Nachforschungen über ihn angestellt. Cocos Vater vertrat die Ansicht, dass es sinnvoll war, seine Feinde zu kennen. Wäre sie selbst damals nicht so sehr mit ihren eigenen Zweifeln und Problemen beschäftigt gewesen, hätte sie ihm vielleicht genauer zugehört.
Dummerweise hatte sie das nicht.
Aber sie erinnerte sich, dass er sehr erregt über Dorians Abstammung gesprochen hatte.
Sie hatte sich bereits überall in der Stadt heimlich umgehört, aber keine neuen Anhaltspunkte dazu gefunden. Michael Zamis hatte damals der Öffentlichkeit offenbar strikt verschwiegen, was er wusste. Nur an jenem Abend, an den Coco sich erinnerte, hatte er in seinem eigenen Haus etwas angedeutet. Das Ganze ließ ihr keine Ruhe.
Was, wenn Michael Zamis damals auf etwas Wichtiges gestoßen war, das ihr helfen konnte, die aktuellen Ereignisse besser zu verstehen? Eine Erklärung, darauf hoffte sie. Allein aus diesem Grund war sie in Wien.
Obwohl es nur eine winzige, vage Chance gab, hier heute Nacht mehr herauszufinden, war sie nach all den Jahren zurückgekommen.
Hoffentlich nicht umsonst.
Während Coco sich weiter zur Ruine vorkämpfte, kreisten ihre Gedanken unentwegt um die konkrete Formulierung ihres Vaters: Er hatte sich damals über Dorians dämonisches Erbe ausgelassen und es – da war sie ganz sicher – bemerkenswert genannt. Was er noch hinzugefügt hatte, fiel ihr jedoch leider absolut nicht mehr ein.
Damals hatte sie angenommen, ihr Vater beziehe sich lediglich darauf, dass Dorian Asmodis Sohn war. Aber Asmodi hatte zahlreiche Kinder in die Welt gesetzt. Ihre eigene Mutter war ebenfalls eine Tochter von Asmodi. Hätte ihr Vater es tatsächlich bemerkenswert gefunden, dass Dorian ein weiteres dieser Kinder war?
Nein.
Das sagte Coco nicht nur ihr Gefühl, sondern auch ihr Verstand.
Michael Zamis musste etwas anderes damit gemeint haben. Etwas Außergewöhnliches, auf das er bei seiner Recherche gestoßen war. Falls sie es herausfand, bekam sie vielleicht eine schlüssige Erklärung für Dorians Verhalten.
Für seine charakterliche Veränderung, die nicht zu übersehen war.
Coco weigerte sich, die Wandlung des Dämonenkillers einfach so hinzunehmen. Ihr lag viel an Dorian, auch wenn es um ihre Beziehung derzeit nicht zum Besten stand.
Sie würde ihn nicht verlorengeben.
Auch wenn er sich zuletzt wie ein gewaltiges Arschloch benommen hatte.
Sie wusste, dass er in Wahrheit anders war. Irgendetwas, von dem sie im Moment leider noch nichts ahnte, musste passiert sein.
Daher hoffte sie, in den alten Aufzeichnungen ihres Vaters einen Hinweis darauf zu finden, was die seltsame Veränderung in Dorians Charakter ausgelöst oder verursacht haben könnte. Ob das Ganze umkehrbar war. Oder ob sie und das Team sich mit dem veränderten Dorian und dessen Aggressivität auf Dauer abfinden mussten.
Schwer vorstellbar, wie das funktionieren sollte.
Nein, besser war, sie fand schnellstmöglich eine Lösung für das Problem.
Vorausgesetzt, es gab auf dem Grundstück der Zamis außer Asche und verkohlten Mauern überhaupt noch etwas zu finden …
Sie kletterte über einen hüfthohen Mauerrest und stand nun in dem, was von ihrem Zuhause übriggeblieben war. Geschwärzte Wände. Morsche, halbverbrannte Dielen. Rußverklebte Teppichflocken. Gesplitterte Reste von Mobiliar.
Sie wagte einen vorsichtigen Schritt.
Unter ihrem Absatz knirschten Scherben. Vermutlich das Glas der alten Standuhr. Sie befand sich im ehemaligen Wohnzimmer, auch wenn das kaum noch zu erkennen war.
Eine Schleifspur zog sich seitlich durch den Schmutz.
Coco kniff die Augen zusammen.
Irgendwann musste jemand hier gewesen sein. Ihre Intuition verriet ihr, dass es sich dabei nicht um einen Menschen, sondern um ein dämonisches Wesen gehandelt hatte. Aber die Spur seiner Anwesenheit war schon fast wieder verflogen.
Lange her.
Keine Gefahr also.
In einem Streifen Mondlicht zu ihren Füßen schimmerte es bläulich. Sie bückte sich und hob eine winzige Phiole auf. Der Glaspfropfen fehlte. Die darin enthaltene Flüssigkeit war längst verdunstet, das bittere Aroma kaum noch wahrnehmbar.
Aber zweifellos gehörte das Ding nicht hierher. Der Giftschrank ihrer Familie hatte sich nie im Salon befunden.
»Diebisches Pack«, murmelte sie.
Welcher Dämon sich wohl erdreistet hatte, heimlich das Zamis-Anwesen nach wertvollen Artefakten zu durchsuchen? Ob er erfolgreich gewesen war? Sehr weit in die Ruine war er jedenfalls nicht vorgedrungen. Die Barriere vor den Stufen, die hinunter ins Untergeschoss führten, war noch intakt.
Coco spürte das magische Summen in der kühlen Nachtluft. Das feine Kribbeln auf der Haut, als das Haus sie erkannte und willkommen hieß.
Beherzt schob sie mit dem Fuß den Schutthaufen beiseite, der die Treppe versperrte. Ein verkohlter Wandbehang mit dämonischen Motiven kam darunter zum Vorschein.
Sie erkannte ihn sofort wieder.
Erweckte das Haus über der Erde noch den Anschein einer menschlichen Behausung, so gab es sich weiter unten immer deutlicher als ehemalige Hexenresidenz zu erkennen.
Coco tastete sich stolpernd zum Ende der Stufen vor. Die kostbarsten seiner Schätze hatte ihr Vater stets im sicheren Keller aufbewahrt.
All das, was er mit niemandem teilen wollte.
Sie erinnerte sich an den Raum, in den er sich zurückzog, wenn er seine Ruhe haben wollte. An den antiken Schreibtisch darin, das Regal mit den Hexenbüchern und die Waffenvitrine. Irgendwo dort musste er auch seine Aufzeichnungen versteckt haben.
Staub drang ihr in die Kehle, und sie hustete.
Schutt und Asche lagen knöchelhoch im Gang. Bei jedem Schritt wirbelten Schwaden davon auf und tanzten um sie herum.
Coco drückte sich ihr Halstuch vor Mund und Nase und balancierte weiter.
Dort, die verschlossene Tür musste es sein. In die schwarze Kassettenoptik der Front waren die Initialen von Michael Zamis eingraviert.
Coco hoffte inständig, dass die Decke dahinter nicht eingestürzt war. Wenn das Feuer auch dort gewütet hatte, würde sie wohl kaum noch etwas Verwertbares im Zimmer finden. Aber erst einmal musste es ihr gelingen, die Tür zu öffnen. Es gab weder ein Schloss noch einen Türgriff. Also musste ein anderer verborgener Mechanismus vorhanden sein.
Sie probierte es zunächst mit einem Zauberspruch.
Dann mit Gewalt.
Dann mit beidem zugleich.
Blitzende Funken stoben in die Nacht, als die Tür sich ihrem Willen widersetzte.
Coco stieß einen Fluch aus. Sie war so weit gekommen, da würde sie gewiss nicht akzeptieren, dass ihr Vorhaben an einer störrischen Tür scheiterte!
Energisch presste sie beide Hände gegen die schwarzlackierte Oberfläche und versuchte es mit einem anderen, machtvollen Zauberspruch. Ob es am Ende eine Nuance in ihrer Stimme war, die sie als Familienangehörige auswies, oder ob es an der Wirksamkeit ihrer Magie lag, die Tür gab jedenfalls nach und ließ sich endlich aufdrücken.
Zentimeter für Zentimeter. Das leise Scharren zerrte an Cocos Nerven.
»Nun mach schon!«
Empört quietschend schwang die Tür vollends auf.
Cocos Herz schlug einen Takt schneller.
Das geheime Arbeitszimmer von Michael Zamis hatte den Brand des Anwesens weitgehend unbeschadet überstanden. Es war gegen äußere Einflüsse quasi versiegelt gewesen. Lediglich die Decke hatte sich leicht abgesenkt und stellenweise war Putz auf den Boden gerieselt.
Über dem Schreibtisch hing das Portrait ihres Vaters. Michael Zamis war ein attraktiver Mann gewesen. Groß, breitschultrig und mit markanten Gesichtszügen wirkte er wie ein Star aus der Stummfilmära.
Coco hatte den Eindruck, dass er sie finster beobachtete, während sie an den Schubladen seines Schreibtisches zerrte. Jedenfalls fühlte es sich so an, als wollte sein Blick ihren Nacken durchbohren.
»Lass mich«, murmelte sie. »Ich muss das tun.«
Trotzdem kam es ihr wie ein Frevel vor, seinen Besitz zu durchwühlen. Zumal sie zwar eine Menge mysteriöser Dinge fand, aber keine persönlichen Aufzeichnungen. Nichts über Dorian Hunter und auch kein Tagebuch.
Nur einige langweilige Schriftstücke wie Schuldscheine oder Briefe. Im Papierkorb lagen ein paar uralte, zerfetzte Rezepte, mit denen er wohl experimentiert hatte, die seine Erwartungen aber nicht erfüllt hatten. Insgesamt absolut nichts von Belang.
Sie zermarterte sich das Hirn, wo er die wirklich wichtigen Dinge aufbewahrte.
Die Hände in die Hüften gestemmt, baute sie sich vor seinem Portrait auf.
Suchte in seinen finsteren Augen nach einer Antwort.
Und fand sie.
Beziehungsweise dahinter. In der Mauer hinter dem Portrait war eine Art Safe eingelassen. Er ließ sich erstaunlicherweise ganz ohne Magie mit der Nagelfeile knacken.
Michael Zamis hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass Unbefugte jemals weit genug in seinen Besitz eindringen würden, um dieses Versteck zu finden.
Coco spürte einen Anflug von schlechtem Gewissen, als sie den Inhalt herausnahm.
Aber nur kurz.
Zu interessant waren die Bücher und Papiere, die sie in Händen hielt.
Hastig blätterte sie durch den Stapel, bis ihr endlich Dorians Name ins Auge fiel.
Er stand auf einem gebundenen Dossier.
In gestochen klarer Schrift hatte Michael Zamis darin die Ergebnisse seiner Recherchen vermerkt. Die Aufzeichnungen waren umfangreich. Zu Cocos Erstaunen bestanden sie allerdings aus endlosen Ahnenreihen, die ihr nichts sagten.
Sie überflog einige Seiten, fand aber keinerlei sinnvolle Erklärung.
Irritiert blätterte sie zurück bis zum Anfang.
Dorians Geburt.
Deren Details waren ihr bekannt. Dass Dorian der Spross von Asmodi und Gräfin Anastasia von Lethian war. Dass er im Schloss in Asmoda gezeugt worden war.
Cocos Vater hatte sich damit nicht zufriedengegeben.
Er hatte noch viel tiefer in der Vergangenheit gegraben und herausgefunden, dass die Familie jener Gräfin Anastasia im Pariser Dämonenadel verwurzelt war. Zu eben jener französischen Familie du Lethian hatte er einen umfangreichen Stammbaum erstellt.
Coco runzelte die Stirn, während sie die aufgelisteten Ahnenreihen langsam durchging. Was war so Besonderes an der Gräfin von Lethian, das diesen Aufwand rechtfertigte?
Welchem Verdacht war ihr Vater damals nachgegangen?
Welchen Zusammenhang hatte er gesehen, der ihr bisher noch entging?
Wonach hatte er konkret gesucht?
Michael Zamis war jedenfalls außerordentlich gründlich vorgegangen. Seite um Seite hatte er mit Namen, Daten und Verknüpfungen gefüllt. Der