Leben heißt Veränderung: Dr. Norden Extra 224 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Und? Was ist denn jetzt?« Jenny Behnisch saß halb aufrecht im Klinikbett und sah ihren langjährigen Freund und Kollegen ungeduldig an. Doch Dr. Daniel Norden ließ sich nicht drängen. Er blätterte in den Unterlagen hin und her, las hier einen Befund und studierte dort die neuesten Werte. »Kann ich heimgehen, oder willst du mich noch länger hier gefangen halten?« Missbilligend schüttelte er den Kopf. »Von Gefangenschaft kann keine Rede sein. Du darfst dich frei bewegen. Zutrittsverbot hast du nur zu den Büros. Fachgespräche mit den Kollegen sind ebenso tabu wie Beratungsgespräche mit Patienten. Damit du dich an unsere Anweisungen hältst, hast du weder Laptop noch Telefon bekommen. Aber ansonsten bist du doch frei wie ein Vogel.« Daniel klappte die Akte zu und klemmte sie unter den Arm. Seine Augen blitzten vor Vergnügen. Es gefiel ihm sichtlich, die Chefin der Behnisch-Klinik in ihre Schranken zu weisen. »Ich weiß gar nicht, was du hast.« »Ich sag doch: Wie im Gefängnis«, murrte Jenny unwillig, um ihn im nächsten Moment herausfordernd anzusehen.
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Buchvorschau
Leben heißt Veränderung - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 224 –
Leben heißt Veränderung
Patricia Vandenberg
»Und? Was ist denn jetzt?« Jenny Behnisch saß halb aufrecht im Klinikbett und sah ihren langjährigen Freund und Kollegen ungeduldig an. Doch Dr. Daniel Norden ließ sich nicht drängen. Er blätterte in den Unterlagen hin und her, las hier einen Befund und studierte dort die neuesten Werte. »Kann ich heimgehen, oder willst du mich noch länger hier gefangen halten?«
Missbilligend schüttelte er den Kopf.
»Von Gefangenschaft kann keine Rede sein. Du darfst dich frei bewegen. Zutrittsverbot hast du nur zu den Büros. Fachgespräche mit den Kollegen sind ebenso tabu wie Beratungsgespräche mit Patienten. Damit du dich an unsere Anweisungen hältst, hast du weder Laptop noch Telefon bekommen. Aber ansonsten bist du doch frei wie ein Vogel.« Daniel klappte die Akte zu und klemmte sie unter den Arm. Seine Augen blitzten vor Vergnügen. Es gefiel ihm sichtlich, die Chefin der Behnisch-Klinik in ihre Schranken zu weisen. »Ich weiß gar nicht, was du hast.«
»Ich sag doch: Wie im Gefängnis«, murrte Jenny unwillig, um ihn im nächsten Moment herausfordernd anzusehen. »Also, raus mit der Sprache! Wie lange noch?«
Daniel Norden, der die Klinikleitung innehatte, solange sich Jenny von ihrer Magenoperation erholte, wiegte den Kopf.
»Wenn du mir versprichst, dass du die ärztlich verordnete Schonfrist einhältst, kann ich dich nicht länger festhalten. Obwohl ich nichts lieber täte als das.«
»Das heißt, ich bin gesund?«
»So gesund, wie man nach einem stressbedingten Magengeschwür mit anschließender Perforation sein kann«, erwiderte Daniel und war plötzlich sehr ernst. »Von dem nicht diagnostizierten Herzinfarkt vor einiger Zeit will ich gar nicht reden.«
»Schon gut.« Abwehrend hob Jenny die Hände. »Ich kenne meine Krankenakte in- und auswendig.«
»Sehr gut! Wissen ist nämlich Macht. Du allein hast es in der Hand, wie es mit dir, deiner Gesundheit und damit deinem Leben weitergeht.«
»Zuerst einmal bin ich heilfroh, wenn ich dir entkommen bin und mir deine Moralpredigten nicht mehr anhören muss.« Sie zwinkerte ihm zu zum Zeichen, dass sie nur scherzte. Dabei war ihre gute Laune alles andere als selbstverständlich. Die erste Operation hatte sie nur mit Ach und Krach überlebt, und sie konnte von Glück sagen, dass der zweite Eingriff den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Nun stand einer völligen Genesung nichts mehr im Wege. Dennoch war etwas anders geworden, was Jenny selbst auch erst bemerkte, während die Operationswunden langsam verheilten.
»Nimm sie als Beweis meiner Freundschaft zu dir«, erklärte Daniel in ihre Gedanken hinein. Er dachte nicht daran, sich necken zu lassen. »Du bist mir eben wichtig, und ich weiß um deinen Hang zum Workaholic. Deshalb mache ich mir Sorgen. Wann holst du den Urlaub mit Roman nach?«, fragte er im nächsten Atemzug.
»Das steht noch in den Sternen. Beim nächsten Termin war leider kein Platz mehr frei. Aber ich verspreche hoch und heilig, dass ich mich trotzdem schonen werde.«
Unwillig schnalzte Daniel mit der Zunge.
»Deine Art Schonung kenne ich. Wahrscheinlich sitzt du morgen früh spätestens um acht Uhr wieder am Schreibtisch.«
»Morgen ist Samstag«, erinnerte Jenny ihn.
»Ach, stimmt ja.« Daniel Norden konnte nur den Kopf über sich selbst schütteln. »Wie konnte ich das nur vergessen?«
»Siehst du, bei dir geht es auch schon los. Pass nur gut auf dich auf.« Kurzerhand drehte sie den Spieß um.
»Dafür sorgt schon Fee. Sie ist ziemlich resolut, was unsere Freizeit angeht. Roman könnte sich eine Scheibe von ihr abschneiden.«
»Nicht nötig«, erwiderte Jenny geheimnisvoll. »Du hast am Wochenende also frei?«, schloss sie aus seinen Worten. »Wer übernimmt deine Vertretung?«
»Matthias Weigand, wenn’s recht ist. Auch wenn Volker Lammers mir jetzt ehrlich beleidigt ist.«
Jenny winkte ab.
»Solange er nicht sozialverträglicher ist, muss er damit leben. Ich habe oft genug mit ihm darüber gesprochen.« Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu Felicitas Nordens Stellvertreter. Seine Existenz in der Klinik war einzig der Tatsache geschuldet, dass er der beste Kinderchirurg weit und breit war. Leider ließ er diese Genialität im zwischenmenschlichen Bereich vermissen. Mal abgesehen davon, dass Felicitas ihre Arbeit ausgezeichnet machte, war sein Ziel, irgendwann Chef der Pädiatrie zu werden, schon allein wegen dieser Unfähigkeit in unerreichbare Ferne gerückt.
»Dann muss ich also kein schlechtes Gewissen haben?«, witzelte Daniel.
»Absolut nicht.« Damit war das Thema für sie beendet. Ihre Gedanken schweiften weiter. »Wenn ich ohnehin morgen entlassen werde, kannst du bitte dafür sorgen, dass ich heute noch Laptop und Telefon bekomme?« Sie bemerkte seinen tadelnden Blick. »Nicht für die Arbeit, keine Sorge. Es geht um eine rein private Angelegenheit. Eine Überraschung für Roman, weil er sich doch so aufopfernd um mich kümmert. Und überdies vorerst auf seine Architekturreise verzichten muss.« Sie setzte eine Unschuldsmiene auf.
Daniel musterte seine Freundin eingehend. Täuschte er sich, oder lag ein neuer Ausdruck in Jennys Augen? Fast sofort war er alarmiert. Erst kürzlich hatte er eine neue Studie in die Hände bekommen. Darin war die Gefahr einer posttraumatischen Belastungsstörung bei Intensiv-Patienten belegt worden. Um ihr Leben zu retten, waren auch bei Jenny Behnisch drastische Maßnahmen notwendig geworden. Danach hatten die Überwachungsmonitore und Vitalparameter sie Tag und Nacht überwacht. Beim geringsten Überschreiten der Grenzwerte war Alarm ausgelöst worden. Dementsprechend hoch war die Geräuschbelastung gewesen, Momente der Ruhe dünn gesät. Und das, obwohl sich Ärzte und Schwestern in der Behnisch-Klinik um so schonende Behandlung wie möglich bemühten. War es möglich, dass auch Jennys Seele Schaden genommen hatte? Auf keinen Fall wollte Daniel etwas übersehen. Aber wenn er ehrlich war, wirkte sie nicht gerade gestresst oder gar psychisch angeschlagen.
»Was ist? Warum schaust du mich so an?«, fragte sie forschend. »Erfüllst du mir meinen Wunsch?«
»Also gut. Aber nur, wenn du versprichst …«
Ungeduldig wedelte Jenny mit der Hand durch die Luft, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen.
»Erzähl mir lieber, was ihr am Wochenende vorhabt.«
Daniel durchschaute den Ablenkungsversuch sehr wohl, ging aber darauf ein.
»Das hat mich Fee auch schon gefragt. Aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Das Wetter ist ja nicht gerade berauschend.« Unwillkürlich wanderte sein Blick hinüber zum Fenster. Der Himmel war grau und wolkenverhangen. Immer wieder fiel Schnee und verwandelte sich auf den Wegen und Straßen in grauen Matsch. »Wahrscheinlich werden wir uns vergraben und vorübergehend in Winterschlaf gehen.«
»Gute Idee!« Jenny lächelte vielsagend,