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DIE SUCHE NACH EL DORADO: Thriller, Abenteuer
DIE SUCHE NACH EL DORADO: Thriller, Abenteuer
DIE SUCHE NACH EL DORADO: Thriller, Abenteuer
eBook381 Seiten5 Stunden

DIE SUCHE NACH EL DORADO: Thriller, Abenteuer

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Über dieses E-Book

Versteckt im undurchdringlichen Dschungel Südamerikas liegt ein Geheimnis, dessen Entdeckung die Welt für immer verändern könnte …
Für einen neuen Auftraggeber, dem Tactical Archaeological Command, begibt sich Jack Reilly nach Kolumbien, denn dort wurde ein weiterer TAC-Agent gewaltsam entführt. Doch hier geht es um mehr als eine bloße Entführung, denn kurz zuvor gelang es dem Agenten, noch eine verschlüsselte Botschaft abzusenden. Ihre Botschaft: "El Dorado existiert!"
Ein Geheimnis, auf dass es auch der Drogenbaron Santiago Aguilar abgesehen hat. Nachdem dieser in den Besitz einer über fünfhundert Jahre alten Karte gelangt ist, kennt er nur ein Ziel: die sagenhafte goldene Stadt zu finden. Doch die Legende ist nicht das, was sie zu sein scheint, und wer die goldene Stadt findet, soll ihr nie mehr entkommen …
★★★★★ »Matt James ist DER Mann für schaurige Spannungsunterhaltung!« - Greig Beck, Autor der PRIMORDIA-Trilogie
★★★★★ »Wenn Sie weltumspannende Abenteuer vollgepackt mit abgedrehter Action mögen, werden Sie Matt James' Bücher lieben!.« - Nick Thacker, USA Today Bestseller-Autor
★★★★★ »Matt James' Romane brauchen eine Pause-Taste … es passiert unaufhörlich etwas!« - Lee Murray, Gewinnerin des Bram-Stoker-Awards und Autorin von BEUTEZEIT
★★★★★ »Wenn Sie Spannung, Gänsehaut und Action nonstop suchen, wird Matt James Ihr neuer Lieblingsautor!« - John Sneeden, Bestsellerautor
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum12. Apr. 2024
ISBN9783958358577
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    Buchvorschau

    DIE SUCHE NACH EL DORADO - Matt James

    Kapitel 1

    Bogotá, Kolumbien

    Heute

    Die beiden Männer rannten um ihr Leben. Ihr Auto hatte sich ein paar Straßen hinter ihnen überschlagen. Die beiden bluteten aus verschiedenen Verletzungen, die sie sich bei dem Unfall zugezogen hatten. Hugo war in weitaus besserer Verfassung als sein Partner. Matias hatte einen Schnitt über seinem linken Auge und mehrere an den Armen.

    »Hier entlang«, zischte Matias und winkte Hugo durch die Gasse.

    Der kleinere Mann huschte auf allen vieren wie ein Eichhörnchen durch die Seitenstraße und stieß mit dem Kopf gegen einen metallenen Mülleimer. Das Geräusch löste ein verärgertes Knurren seines Freundes aus. Er zischte ihn an, leise zu sein, und zog ihn geduckt hinter sich her.

    »Warum sind sie überhaupt hinter dir her?«, fragte Hugo schwer atmend.

    »Wegen der Dinge, die ich weiß.«

    Hugo wollte gerade fragen, was er genau wusste, bekam aber keine Gelegenheit mehr dazu. Ein schwarzer Lieferwagen kam quietschend am Ende der Gasse zum Stehen. Hugo und Matias drehten sich um und sahen, wie ein weiterer Lieferwagen auch das andere Ende der Gasse versperrte. Hugo versuchte, die nächstgelegene Tür zu öffnen, aber sie war verschlossen. Das Restaurant hatte schon vor Stunden geschlossen.

    Matias drängte Hugo in den Schatten eines Müllcontainers. Er holte zwei große Müllsäcke aus einer nahe gelegenen Mülltonne und warf sie seinem Freund über den Kopf.

    »Was machst du da?«, fragte Hugo.

    »Dir das Leben retten.«

    »Nein, Lorenzo. Ich …«

    Matias hob die Hand. »Sie haben dich nicht gesehen. Sie sind wegen mir hier.« Er zog sein Handy aus der Tasche, tippte fieberhaft eine Nachricht an jemanden, nickte und warf das Gerät gegen das Backsteingebäude. Hugo spürte, wie ein Stück des Telefons auf seine Haut traf, als es zerschellte.

    Dann stand Matias auf, sehr zu Hugos Leidwesen. »Wir sehen uns wieder, mein Freund.«

    Bevor Hugo ihn anflehen konnte, zu bleiben, trat Matias aus den Schatten und warf seine Waffe weg. Er hob die Hände und drehte sich im Kreis, um zu zeigen, dass er in der Tat unbewaffnet war.

    »Wo ist Ihr Partner?«, wollte einer der Männer wissen. Der Sprecher war von Hugos Position aus nicht zu sehen.

    »Leckt mich am Arsch!«, rief Matias und trat vor. Dabei verdeckte er Hugo mit seinem eigenen Körper.

    »Er will Sie sehen«, sagte ein anderer Mann.

    »Nun, dann können Sie ihm ausrichten, dass auch er mich am Arsch lecken kann.«

    Hugo grinste. Matias konnte wirklich gut mit Menschen umgehen.

    Der Neuankömmling gluckste. »Sagen Sie es ihm selbst.«

    Das leise Bellen eines schallgedämpften Gewehrs ließ Hugo zusammenzucken. Matias brach augenblicklich auf dem rissigen Asphalt zusammen. Im Scheinwerferlicht des Lieferwagens sah Hugo ein kleines Projektil aus Matias' Brust ragen. Er war angeschossen worden, aber nicht von einer Kugel. Matias war mit einem Betäubungspfeil ausgeschaltet worden. Wer auch immer hinter ihm her war, wollte ihn lebend.

    Hugo tat, was sein Freund ihm geraten hatte, und blieb, wo er war. Erst, als die beiden Lieferwagen längst weg waren, richtete sich Hugo auf wackeligen Beinen wieder auf. Er trat aus dem Schatten und vergewisserte sich, dass die Luft rein war, bevor er sein eigenes Telefon zückte.

    Wen kann ich anrufen?

    Hugo verfügte über mehr Verbindungen als die meisten anderen Menschen, aber zu niemandem, der ihm die Antworten oder die Hilfe hätte geben können, die er jetzt brauchte. Sein Fuß trat auf etwas. Als er den Stiefel zurückzog, sah er, dass es Matias' zerstörtes Handy war. Er bückte sich, hob es auf und bemerkte das Flackern des defekten Displays. Obwohl der Bildschirm zerbrochen war, konnte er die letzte Nachricht des TAC-Agenten lesen. Hugo wusste alles über Matias' derzeitigen Arbeitgeber.

    »El Dorado existiert.«

    Internationaler Flughafen El Dorado, Bogotá, Kolumbien

    Einen Monat später

    Mitten in der Nacht ins Ausland zu fliegen machte es für Jack Reilly fast unmöglich, die Uhrzeit zu schätzen. Die Sonne stand jetzt fast an ihrem höchsten Punkt. Nach seiner Schätzung musste es auf Mittag zugehen. Er versuchte, seinen linken Arm zu heben und auf die Uhr zu sehen, aber es gelang ihm nicht. Seine überfüllten Seesäcke waren schwer und unhandlich. Sein nächstes Ziel lag vor ihm, und damit auch der zweite Teil seiner Mission – das Treffen mit Hugo Nunez, einem erstklassigen Schmuggler. Der erste Teil von Jacks erstem Auftrag war damit abgeschlossen. Der Spezialagent des Tactical Archaeological Command war in Bogotá angekommen, und zwar in einem Stück.

    »Winner, Winner«, murmelte er und übersprang dabei den Teil mit dem Chicken-Dinner.

    Jack hatte sich noch nicht daran gewöhnt, mit gefälschten Ausweisen zu reisen. Sein Führerschein und sein Reisepass waren gefälscht, aber die Leute im TAC-Hauptquartier hatten ganze Arbeit geleistet und ihn mit den überzeugendsten Fälschungen ausgestattet, die er je gesehen hatte. Sie enthielten alle Wasserzeichen und Hologramme, die sie haben sollten. Jack fühlte sich eher wie ein Mitglied der CIA als das einer Schutzorganisation.

    Hugo war seit Jahren mit Lorenzo Matias befreundet und derzeit einer der Kontakte des TAC-Agenten. Er hatte die Entführung von Matias aus nächster Nähe miterlebt und war die letzte bekannte Person, die ihn gesehen hatte. Die beiden waren zusammen in der Nähe von Bogotá aufgewachsen, bevor Matias in die Vereinigten Staaten gezogen, zur Schule gegangen und schließlich in die Strafverfolgung eingestiegen war. Soweit Jack wusste, war Matias ähnlich wie er für das TAC rekrutiert worden, obwohl Jack bezweifelte, dass Direktor Raegor jemals unangemeldet in Matias' Haus aufgetaucht war und sich eine Tasse dunklen Röstkaffee gegönnt hatte.

    Matias ausfindig zu machen war Jacks Hauptaufgabe. Er war einige Wochen nach der Infiltrierung von Santiago Aguilars Organisation entführt worden. Es gab Gerüchte, dass der Drogenbaron auf der Suche nach etwas war, das die Welt verändern würde. Das gehörte zwar nicht zu seinem Auftrag, aber falls Jack etwas mehr Zeit zur Verfügung stehen sollte, würde er Aguilars Organisation in Schutt und Asche legen. Es war ein klassisches ›zwei Fliegen mit einer Klappe‹-Szenario.

    Rette die Welt und versaue einem Bösewicht den Tag.

    Jack konnte es immer noch nicht fassen. In seinem ersten Auftrag bei der TAC sollte es um einen Vermisstenfall gehen, bei dem auch Piraten und Drogenkartelle eine Rolle spielen würden. Jacks Briefing per Telefonkonferenz mit dem offiziell toten Solomon Raegor und seiner engen Vertrauten Edith »Eddy« Marker war kurz und knapp gewesen. Sie hatten ihm alle Informationen gegeben, die sie ihm geben konnten. Dann hatten sie ihn auf die Reise geschickt und vertrauten darauf, dass Jacks militärische Ausbildung und seine Überlebenskünste ausreichen würden, um ihn am Leben zu erhalten. Er konnte nicht glauben, wie schnell er ins Getümmel geworfen worden war. Andererseits hatte Raegor ihn gewarnt, dass es nicht einfach werden würde.

    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Jack den glatzköpfigen Afroamerikaner während der Videokonferenz. »Ich soll mich auf die Suche nach El Dorado begeben?«

    »Ja, Jack, wir meinen es sehr ernst.«

    Er fuhr sich mit seinen Händen durchs Haar. »Mein erster Einsatz startet mit El Dorado?«

    Raegor lächelte. »Ja, das tut er.«

    Die letzte Korrespondenz zwischen der TAC und dem vermissten Agenten war eine verschlüsselte Nachricht gewesen, die lautete: El Dorado existiert. Jack war genauso fassungslos gewesen wie alle anderen. Tatsächlich war er es immer noch. Die legendäre Stadt aus Gold war angeblich genau das – nur eine Legende. Es hatte nie einen konkreten Beweis für ihre Existenz gegeben. Gerüchte und haarsträubende Geschichten rankten sich um das verlorene Dschungelreich, aber keine von ihnen passte zu den anderen. Die Ungereimtheiten verrieten Jack, dass es da draußen wahrscheinlich nichts zu finden gab. Er hatte sich während seines gesamten Fluges darüber informiert.

    Und doch bin ich hier, dachte er. Er rieb sich das Handgelenk. Jack hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, seine Armbänder nicht mehr zu tragen. Aber das gehörte dazu, wenn man ein Geist war. Wenn er sie trug, konnte er besser identifiziert werden. Und wie viele weiße Amerikaner Ende dreißig trugen in Kolumbien schon indianischen Perlenschmuck?

    Die Antwort? Keiner.

    Er bezweifelte, dass er nach Südamerika geschickt worden wäre, wenn es dort nichts zu finden gäbe. Matias war Kern der Mission, aber auch, herauszufinden, warum er an die Existenz von El Dorado glaubte, wie er in seinem verschleierten Kommuniqué erklärt hatte.

    In Bogotá herrschten derzeit 18 Grad Celsius. Jacks Lederjacke und Jeans sollten vorerst genügen, um sich wohlzufühlen. Er hatte vor, seine ›Firmenkarte‹ zu benutzen, um in der Stadt ein paar Dinge zu kaufen. TAC-Agenten reisten mit leichtem Gepäck. Sie zogen von Ort zu Ort und brachten selten etwas Wertvolles mit. Da sie schnell wieder verschwinden mussten, durften sie nur sehr wenige Beweise zurücklassen. Offiziell existierte das TAC nicht – das musste Jack sich merken.

    Selbst jetzt enthielt sein Gepäck kaum etwas Brauchbares. Die Taschen gaben ihm den Anschein eines Reisenden, der vorhatte, noch eine Weile zu bleiben. Er war gewarnt worden, dass die Lösung dieser Aufgabe Wochen dauern könnte.

    Eine Doppeltür öffnete sich und gab den Blick auf den Abholbereich frei. Ihm blies die Außentemperatur ins Gesicht, aber er war zu sehr auf den Mann vor ihm konzentriert, um die frische Luft zu bemerken. Der Fremde hielt ein Stück Pappe in der Hand, auf das Jacks Name gekritzelt war. Es war der erbärmlichste Limousinenservice, den er je gesehen hatte.

    Mit seinen knapp zwei Metern überragte Jack den Einheimischen und war zudem vierzig oder fünfzig Pfund schwerer. Doch trotz der eher zierlichen Statur des Mannes war er kräftig gebaut, wie ein amerikanischer Pitbull.

    »Hugo Nunez?«, fragte Jack und stellte seine Taschen ab.

    Die Augen des Mannes leuchteten auf, und er faltete hastig sein Schild in der Mitte zusammen. Er schob es unter seinen linken Arm, trat vor und streckte seine Hand aus. Jack ergriff sie. Anstatt aber mit offenen Armen empfangen zu werden, ließ Hugo seine Hand los und schnappte sich Jacks Habseligkeiten.

    Mit leiser Stimme murmelte er: »Wir werden beobachtet.«

    Nun, das hat nicht lange gedauert.

    Jack ließ sich nichts anmerken. Hätte er es getan, wäre es ein Zeichen an die Beobachter gewesen, dass sie entdeckt worden waren. Das war normalerweise der Zeitpunkt, an dem die Kacke zu dampfen begann. Also blieb Jack ruhig, lächelte, nickte und wirkte sehr zufrieden. Er nutzte sein peripheres Sehvermögen, um die anderen Autos um sie herum zu mustern, konnte aber nichts Interessantes entdecken. Während Hugo seine Taschen in den Kofferraum seines abgenutzten Range Rovers lud, setzte sich Jack lässig eine Sonnenbrille auf, gähnte und streckte sich. Er drehte sich um und drückte knackend den Rücken durch.

    Und dann sah er sie.

    Zwei Autos hinter ihnen stand ein schwarzer Lieferwagen. Anders als bei den anderen Wagen am Flughafen standen die Insassen nicht neben dem Fahrzeug, um jemanden zu begrüßen. Sie waren stattdessen auf etwas anderes konzentriert auf jemand anderen.

    Jack versuchte, die Beifahrertür zu öffnen, wurde aber aufgehalten.

    »Nein, stiegen Sie hinten rein!«, zischte Hugo mit zusammengekniffenen Lippen. »Ich soll Ihr Fahrer sein.«

    Hugo öffnete Jack die Tür und verbeugte sich leicht, um für die Umstehenden eine Show abzuziehen. Jack kam sich lächerlich vor. Er hatte keine Ahnung, warum er wie ein VIP behandelt wurde, aber er musste seinem Kontaktmann vertrauen und seinen Anweisungen folgen.

    »Ähm, danke«, sagte Jack und stieg in das laufende Fahrzeug.

    »Gern geschehen, Sir«, antwortete Hugo laut.

    Hugo eilte um das Heck des Wagens herum und stieg auf der Fahrerseite ein. Er setzte sich, schlug die Tür zu und öffnete schnell die Mittelkonsole. Jack war überrascht, als der Mann eine geladene Glock-19-Pistole, zwei Reservemagazine und ein Schulterholster hervorholte.

    »Hier«, sagte er, »nehmen Sie das.«

    Jack widersprach nicht. Er schlüpfte aus seiner Jacke und schlang sich das Holster um beide Schultern. Er warf einen kurzen Blick auf die Pistole und stellte fest, dass sie in gutem Zustand war. Auch die Magazine schienen in einwandfreiem Zustand zu sein. Er zog seine Jacke wieder an und stellte die einzige Frage, auf die er eine Antwort benötigte.

    »Was zum Teufel ist hier los?«

    »Die sind der Grund, warum Sie hier sind«, sagte Hugo und fuhr den Wagen vom Bordstein.

    Jacks Gesicht muss widergespiegelt haben, was er fühlte. Verwirrung.

    »Das letzte Mal, als Lorenzo Matias gesehen wurde – und zwar von mir – war er bewusstlos und wurde in exakt einen solchen Transporter geladen.« Hugo deutete mit dem Daumen über seine Schulter.

    »Oh, Scheiße«, sagte Jack und drehte sich um.

    »Ja, mein Freund. In der Tat, ›Oh Scheiße‹.«

    Jack grinste. »Ihr Englisch ist gut.«

    Hugo zuckte mit den Schultern. »Ich habe mit vielen Amerikanern zu tun …«

    Wirklich? Jack ließ die Bemerkung unbeantwortet. Dafür war er nicht hier.

    »Wie ist Ihr Spanisch?«, erkundigte sich Hugo.

    Jack wackelte mit der Hand hin und her. »Ich kenne die Grundlagen.«

    »Immerhin.«

    Erstaunlicherweise raste Hugo nicht wie von der Tarantel gestochen davon. Er hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den belebten Flughafenstraßen und wartete geduldig, bis er an der Reihe war. Dann bog er vorsichtig in die El Dorado Avenue ein und blieb auf der langsameren, äußeren Spur. Jack wollte gerade vorschlagen, dass sie verduften sollten, aber Hugo erklärte ihm seine Beweggründe.

    »Sie wissen nicht, dass ich es weiß«, sagte er. »Sie verfolgen mich schon seit einiger Zeit, aber sie hatten keinen Grund, darüber hinauszugehen.« Jack sah, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht bildete. »Außerdem habe ich ein paar weniger höfliche Freunde, denen sie Rechenschaft ablegen müssen, falls sie mir etwas antun.«

    Während einige Leute Drogen und sogar Menschen durch die losen Grenzen Kolumbiens schmuggelten, handelte Hugo Nunez mit allem anderen. Zu seinen Waren gehörten Kleidung, Tiere, medizinischer Bedarf, Elektronik und sogar Waffen. Aber niemals Drogen oder Menschen. Jack wusste nicht, warum Hugo Nunez noch ein Gewissen besaß, aber das tat er, und Jack respektierte den Mann dafür.

    Der Grund, warum er noch im Geschäft war, bestand darin, dass er Käufer in einflussreichen Positionen hatte. Einige von ihnen befanden sich angeblich in der Regierung des Landes, obwohl Jack bezweifelte, dass man ihnen etwas anhängen konnte. Die zivilen Unruhen hatten revolutionäre Typen auf den Plan gerufen. Sie waren zwar nicht ganz so dreist wie die Milizen in der afrikanischen Kongoregion, aber nahe dran. Nicht jeder ›Staat‹ in Südamerika wurde von einem korrupten Gouverneur geführt, aber einige, besonders in den kleineren, ländlichen Gebieten, wo die Medien weniger präsent waren.

    Jack verfolgte nervös, wie sich der Lieferwagen an ihre Fersen heftete. Aber Hugo schien es nicht zu stören. Sein Vertrauen in die Situation war zwar beruhigend, kam ihm aber auch unglaublich dumm vor. Wäre Jack der Mann am Steuer gewesen, hätte er das Gaspedal durchgedrückt und versucht, sie abzuhängen.

    »Also«, sagte Hugo und beäugte Jack im Rückspiegel, »Sie haben doch bestimmt Hunger, oder?«

    »Hunger?«, fragte Jack.

    »Ja, Hunger. Wie Essen

    »Äh, klar, Essen.« Ein Mittagessen war das Letzte, was Jack im Moment wollte. Aber was konnte er tun? Er war der Gnade seines Fahrers ausgeliefert. »Ja, ich könnte etwas zu essen vertragen.«

    Hugo lächelte breit. »Sehr gut. Ich kenne einen Ort am Rande der Stadt. Da können wir uns entspannen und es uns gut gehen lassen.«

    Der Lieferwagen fiel etwas zurück, verfolgte sie aber immer noch.

    Vielleicht eskortieren sie uns nur aus der Stadt? Jack hoffte, dass dies der Fall war.

    Hugo setzte den Blinker und fuhr an einem schweren hydraulischen Kranwagen vorbei. Er war mit einem dicken Auslegerarm und allem Drum und Dran ausgestattet. Mit seiner knallgelben Lackierung stach er wie ein wunder Daumen hervor. Es war ein Ungetüm von einem Fahrzeug und es musste verdammt viel Spaß machen, es zu bedienen.

    Eine Abrissbirne wäre auch nicht schlecht.

    Der Highway stieg etwas an und umging einige belebt aussehende Kreuzungen. Jack schätzte, dass sie sich jetzt etwa neun Meter über dem Boden befanden – Tendenz steigend.

    »Wohin fahren wir?«, erkundigte er sich und stellte sich dabei vor, wie er eine riesige Steinkugel in die Seite eines Abbruchhauses schwang.

    »Zum Abuelita's

    Die Antwort verwirrte Jack. »Wir fahren zum Haus Ihrer Großmutter?«

    Hugo lachte laut auf und schnaubte zweimal. »Nein, mein Freund, Sie irren sich. Das Abuelita's ist ein Lokal. Fabelhaftes Essen! Ich erledige einen Teil meiner Geschäfte dort.«

    »Wie ist der Kaffee?«, fragte Jack und gähnte.

    »Schrecklich, aber es wird Ihnen trotzdem guttun.«

    Er zuckte mit den Achseln. »Soll mir reichen.«

    »Gut, wir sind gleich …«

    Jack hörte ihm nicht mehr zu, weil er zu seiner Linken etwas Schreckliches wahrnahm.

    »Oh Scheiße.«

    Das Dach des Range Rovers explodierte nach innen und gab den Blick auf den Haken des Kranwagens frei. Er landete mit einem Knall direkt zwischen Jacks gespreizten Beinen und verankerte sich im Boden. Es gelang ihm gerade noch, seine untere Körperhälfte aus dem Weg zu räumen. Jack warf einen Blick nach links und sah das Unmögliche. Jemand saß hinter der Steuerung des mobilen Baukrans. Der Mann zog an einem Hebel und schockierenderweise hob der Range Rover vom Boden ab, während er noch in Bewegung war.

    »Verdammte Scheiße!«, rief Jack und griff nach seiner Pistole.

    Hugo schrie irgendwo auf der anderen Seite des Kranhakens aus Leibeskräften. Seine Schreie und das kreischende Metall der Decke des Geländewagens waren kaum voneinander zu unterscheiden. Ihr ständiges Auf und Ab brachte Jack dazu, nach seiner Waffe zu tasten, und er tat das Einzige, was er konnte – er klammerte sich an sein Leben.

    Der Haken verrutschte und hätte sie fast wieder auf den Highway fallen lassen, was Jack auf eine Idee brachte. Er wartete, bis sich der schaukelnde Geländewagen ein wenig beruhigt hatte, und schob seine Hand in seine Jacke. Schnell zog er seine Glock hervor und richtete sie auf den Kranführer. Er gab vier Schüsse in rascher Folge ab. Die Schüsse aus nächster Nähe dröhnten in seinen Ohren, aber leider traf keine der 9-mm-Kugeln ins Ziel. Sie zertrümmerten lediglich das Beifahrerfenster hinter der Fahrerseite und prallten am Stahlrahmen der Kabine des Kranführers ab. Der andere Mann duckte sich und seine Brust drückte gegen einen der Steuerhebel. Der Range Rover schwenkte seinerseits nach links. Sie schwebten über den sie noch immer verfolgenden Lieferwagen hinweg und verfehlten sein Dach nur um wenige Zentimeter.

    Jack wurde auf dem Rücksitz herumgeschleudert wie eine Stoffpuppe in einem Wäschetrockner. Es gab keinen Teil von ihm, der nicht gegen etwas Starres und Unbewegliches stieß. Sein Hinterkopf zauberte ein Spinnwebenmuster auf das andere Beifahrerfenster, und er glaubte, sein Blut zu spüren.

    Keine Zeit dafür, dachte er und machte sich bereit. Er würde nur noch eine Chance bekommen.

    Jack wartete darauf, dass der Kranführer die Steuerung wieder unter seine Kontrolle brachte. Als ihm das gelungen war, schwenkte er sie wieder herum. Dieses Mal aber war Jack besser vorbereitet.

    Der Range Rover befand sich wieder an seinem ursprünglichen Platz – rechts neben dem Kranwagen. Jack setzte sich auf und umklammerte seine Pistole fest mit beiden Händen. Er hob die Waffe und feuerte zwei weitere Geschosse in das Führerhaus des Krans. Eine der beiden Kugeln traf den Kranführer in die Brust. Die Wucht riss den Oberkörper des Mannes nach hinten. Er prallte schnell von seinem Sitz ab und fiel nach vorne, wo er direkt auf das Armaturenbrett sank. Dankenswerterweise kehrte der Geländewagen zusammen mit Jack und Hugo langsam auf die Straße zurück, aber sie wurden gleichzeitig zum Heck des gelben Kranwagens zurückgedreht.

    Die Reifen auf der Fahrerseite des Range Rovers streiften den verfolgenden Lieferwagen hart genug, dass er in einer Funkenexplosion auf die Seite kippte. Die Kollision hätte beinahe auch Jack und Hugo aus dem Wagen geschleudert. Das hätte eine schreckliche Erfahrung für sie werden können, denn dann hätten sie beide das gleiche Schicksal geteilt. Jack zuckte zusammen, als ein schnell fahrender Sattelschlepper gegen das Dach des unbeweglichen Lieferwagens krachte und ihn wie eine Blechdose plattdrückte.

    Sie schwebten weiter auf der linken Seite des Kranwagens entlang und wurden kurz schwerelos, als sie abgeworfen wurden. Jack hörte, wie der Motor ansprang, und als sie aufschlugen, gerieten sie ins Schleudern. Aber als die durchdrehenden Reifen Halt fanden, rasten sie los und schossen im Zickzack durch den Verkehr.

    Über das Rauschen der Luft und die Autohupen hinweg rief Jack: »Ich schätze, Sie sind wohl doch nicht so unantastbar, was?«

    Hugo knurrte und packte das Lenkrad fester. »Ja, dank Ihnen und Ihren Freunden«, erwiderte er. »Ihr Amerikaner … ständig bringt Ihr eure Probleme mit, wohin ihr auch geht.«

    Jack wusste nicht, wovon der Mann sprach, aber er wollte Hugo seinen kleinen Sieg gönnen. Die beiden Männer sprachen erst wieder, als sie sicher die Innenstadt von Bogotá hinter sich gelassen hatten. Jack gluckste leise, als Hugo auf den Parkplatz eines heruntergekommenen Einkaufszentrums einbog. So wie es aussah, gab es nur noch ein paar Geschäfte, die hier betrieben wurden. Eines davon war …

    »Das Abuelita's?«, fragte Jack völlig erstaunt darüber, dass Hugo nach dem, was sie gerade überlebt hatten, immer noch zum Mittagessen anhalten wollte. Vielmehr hätten sie für ein paar Tage untertauchen sollen. Aber was immer sie auch taten, Jack musste Raegor im Hauptquartier kontaktieren und berichten, was passiert war. Es konnte kein Zufall sein, dass er nur wenige Minuten nach seiner Ankunft angegriffen worden war.

    Der TAC-Maulwurf? Jack war sich nicht sicher, aber jemand versorgte die bösen Jungs definitiv mit Informationen. Raegor war zu Recht paranoid. Wenn jemand gegen das TAC arbeitete, dann musste Jack das bestätigen. Vielleicht musste er die Person sogar töten. Sein erster Verdächtiger war Lorenzo Matias. Er war spurlos verschwunden, und nur Hugo wusste, was geschehen war. Das war eine der ersten Fragen, die Jack dem Schmuggler stellen würde.

    Was geschah in dieser Nacht?

    Und dann war da noch Hugo selbst. Hatte er Matias verraten? Wie Raegor gesagt hatte, wussten nur wenige Leute im TAC, wo der Agent gewesen war und was er untersucht hatte. Die einzige andere Person, die etwas wusste, war Hugo.

    »Was?« Die Reaktion des Einheimischen lenkte Jacks Aufmerksamkeit wieder auf das Hier und Jetzt. Hugo zuckte mit den Schultern und öffnete seine Tür. »Dieses ganze Abenteuer hat mich noch hungriger gemacht.«

    Da er nichts anderes zu tun hatte und ohnehin nicht wusste, was er als Nächstes tun sollte, folgte Jack Hugo aus dem zerstörten Range Rover. Zum Glück war es kein neueres Modell. Dennoch war ein Fahrzeug dieser Marke und dieses Modells an einem Ort wie Kolumbien ein wertvolles Gut. Der leistungsstarke Motor und die robuste Konstruktion waren perfekt für Expeditionen ins Gelände.

    »Das mit dem Auto tut mir leid«, sagte Jack und legte Hugo sanft die Hand auf die Schulter. Er würde dem Einheimischen einen Vertrauensvorschuss gewähren. Das Leben von Jack und Matias war nicht das Einzige, was auf dem Spiel stand, wenn die Dinge derart unschön blieben.

    Hugo tätschelte Jacks Hand und sah zu ihm auf. »Ist schon okay«, antworte er und zwinkerte ihm zu. »Ich habe noch zwei Weitere davon.«

    Kapitel 2

    Wie ein Gespenst erschien auf magische Weise ein Junge von nicht mehr als vierzehn Jahren. Erst als Jack das Klingeln bemerkte, wurde ihm klar, dass der Junge aus dem Inneren des Abuelita's gekommen war. Ohne weiter darüber nachzudenken, reichte Hugo dem Jungen seine Schlüssel und brabbelte etwas auf Spanisch vor sich hin. Jack verstand genug von der Sprache, um sich in der Stadt zurechtzufinden, aber bei weitem nicht genug, um ein verständliches Gespräch zu führen. Hugo, so schien es, sprach die Sprache in Lichtgeschwindigkeit.

    Er winkte Jack nach vorne. »Kommen Sie. Jetzt essen wir etwas.«

    »Und was macht der Junge mit Ihrem Auto?«

    »Oh, machen Sie sich wegen Juan keine Sorgen.« Hugo lächelte. »Er wird ihn irgendwo deponieren, wo er das Interesse einiger skrupelloser Leute wecken wird.«

    »Sie wollen ihn sich klauen lassen?« Jack kratzte sich am Kopf und folgte Hugo ins Haus. »Aber wird die Polizei ihn denn nicht zwangsläufig zu Ihnen zurückverfolgen?«

    Hugo stieß ein Lachen aus. »Nein, mein Freund, so funktioniert das hier unten nicht. Außerdem«, sein Lächeln verwandelte sich in ein verschmitztes Grinsen, »ist der Besitzer dieses Fahrzeugs vor sechs Jahren gestorben.« Bei dem Wort ›gestorben‹ malte Hugo Anführungszeichen in die Luft.

    Verstehe, dachte Jack beeindruckt, Hugo hat die Registrierung gefälscht. Kluger Mann.

    Das Abuelita's war ähnlich wie ein Diner zu Hause eingerichtet. In dem malerischen Speisesaal standen acht Tische – die allesamt leer waren. Im hinteren Teil des Raums befand sich ein Tresen mit einer Kuchentheke und einer Kasse. Es war ein einfacher Ort, und es roch herrlich.

    Jack sog die Luft ein. Es duftete nach fettigem Fleisch und verbranntem Kaffee. Ein Teil seiner aufsteigenden Unruhe legte sich, als sie sich an den mittleren Tisch setzten. Ohne ein Wort zu sagen, schlurfte eine kleine, hagere alte Frau aus dem Kücheneingang. Sie trug ein einfaches Kleid und eine schmutzige, abgenutzte Schürze.

    »Abuelita?«, mutmaßte Jack und deutete auf die ältere Frau.

    Hugo nickte und setzte zu einer weiteren Runde blitzschnellen Spanischs an. Abuelita zuckte nicht einmal und schenkte dem Amerikaner auch keine Aufmerksamkeit. Wie Hugo zuvor bemerkt hatte, wickelte er hier regelmäßig Geschäfte ab. Die Matriarchin war es offenbar gewohnt, dass Fremde hereinkamen und sich zu Hugo setzten.

    Sie steht wahrscheinlich auf seiner Gehaltsliste, folgerte Jack. Das machte Sinn. Die Gegend hatte zu kämpfen, und ein Lokal wie dieses hätte schon vor Jahren geschlossen werden müssen, wie alles andere in der Umgebung auch. Und doch war es noch in Betrieb, obwohl es bis auf Jack und den Schmuggler leer war.

    »Also«, begann Jack, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, »Matias.«

    »Was ist mit ihm?«

    »Erzählen Sie mir, was in der Nacht seines Verschwindens geschah.«

    Hugo schien nicht sonderlich erpicht darauf zu sein, darüber zu sprechen, aber er nickte.

    »Lorenzo rief mich an und bat mich, ihn zu treffen. Er sagte, es sei dringend, aber er wollte nicht am Telefon darüber sprechen.«

    »Wieso nicht?«, fragte Jack.

    »Er sagte, er werde überwacht.«

    Jacks Augen weiteten sich. »Wirklich? Von wem?«

    Hugo zuckte mit den Schultern. »Wer schon?«

    »Aguilar?«

    »Ja, Aguilar. Lorenzo schien nervös zu sein – mehr als sonst. An der Geschichte war mehr dran als das, was er mir erzählte. Er klang verängstigt, als hätte er den Teufel persönlich gesehen.«

    »Wie war er denn vorher?«

    Hugo lachte und schlug sich einmal mit der Faust auf die Brust. »So wie ich! Fuerte! Stark! Ich kenne ihn schon seit vielen, vielen Jahren und habe ihn noch nie so verängstigt erlebt.«

    »Und Sie glauben, es war Aguilar, der ihm Angst gemacht hat?«

    »Das tue ich.«

    Sie wurden für einen Moment von Abuelita unterbrochen. Sie brachte ihnen das Essen. Jack hatte erwartet, etwas Ausgefallenes zu sehen. Stattdessen sah er nur zwei Tassen mit schwarzem Kaffee und zwei gewöhnlich aussehende Frühstücksburritos.

    »Gracias«, bedankte sich Jack.

    Wie schon zuvor schenkte sie Jack keine Beachtung und schlurfte zurück in die Küche. Auch wenn das Essen fad aussah, gab es an dem Duft nichts auszusetzen. Es schadete auch nicht, dass er jetzt einen Bärenhunger verspürte. Sein Schlafrhythmus war derzeit durcheinander, was bedeutete, dass auch seine Essgewohnheiten durcheinandergeraten waren.

    Er widmete sich zuerst dem Kaffee und

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