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SUB ZERO: Horrorthriller
SUB ZERO: Horrorthriller
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eBook320 Seiten4 Stunden

SUB ZERO: Horrorthriller

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Über dieses E-Book

Als man in den eisigen Fluten der Antarktis, ganz in der Nähe der McMurdo-Station, eher zufällig auf eine neue Gattung von Tintenfischen stößt, wird rasch ein Team von Spezialisten auf einem der modernsten Forschungsschiffe ausgesandt. Sie sollen das besondere Gift dieser Tiere für eines ihrer Forschungsprojekte sicherstellen – ein experimentelles Schmerzmittel für Soldaten an der Front.
Alles verläuft nach Plan, bis das Schiff in einen gewaltigen Sturm gerät. Das Labor des Tankers wird dabei zerstört, und bei der versuchten Sezierung des Tintenfisches infiziert sich einer der Ärzte mit einem seltsamen Virus.
Doch das Virus tötet den Arzt nicht. Es verändert ihn …
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum31. Aug. 2020
ISBN9783958355163
SUB ZERO: Horrorthriller

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    Buchvorschau

    SUB ZERO - Matt James

    Impressum


    Deutsche Erstausgabe

    Originaltitel: SUB ZERO

    Copyright Gesamtausgabe © 2020 LUZIFER-Verlag

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

    Cover: Michael Schubert

    Übersetzung: Tina Lohse

    Lektorat: Astrid Pfister

    Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2020) lektoriert.

    ISBN E-Book: 978-3-95835-516-3

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    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Prolog

    McMurdo-Station, Antarktis

    Elf Jahre zuvor

    Mit müden Augen starrte Gavin Kirk auf seinen Monitor und hoffte, dass seine Schicht bald vorbei war. Als Radartechniker auf einer Antarktis-Station hatte er ein leichtes Leben, da nie etwas auf seinem Bildschirm auftauchte. Niemals. Falls ein grüner Punkt darauf erschien, stellte er normalerweise etwas dar, was sie erwarteten, so wie ein Versorgungsschiff oder ein herannahendes Flugzeug, das Frachtcontainer abholte oder lieferte.

    Kirk seufzte, als er auf seine Uhr schaute.

    Noch eine Stunde, dachte er und rieb sich über das Gesicht.

    Er saß seit mittlerweile elf Stunden an seinem Platz und bereute es bereits zutiefst, für einen seiner Kollegen eingesprungen zu sein. Reflexartig fiel sein Blick schon wieder auf sein Handgelenk und er stöhnte. Seine Schicht schien niemals zu enden.

    Eine Stunde noch, Gavin, dachte er. Komm schon, Mann. Das packst du.

    Derzeit waren nur Kirk und zwei seiner Vorgesetzten im Dienst. Die Nachtschicht war immer das Schlimmste, was McMurdo zu bieten hatte. Da Lieferungen nie für nachts geplant waren, weil dann das Wetter am schlechtesten war, tauchte buchstäblich überhaupt nichts auf dem Radar auf.

    Die Sonne war immer noch zu sehen und da Weihnachten vor der Tür stand, würde sie vor März auch nicht untergehen. So war das nun mal in der südlichen Hemisphäre. Es war Sommer im Dezember, denn die Sonne war im September aufgegangen und der nächste Sonnenuntergang würde bis Ende Februar auf sich warten lassen.

    Südpolare Sommer waren ein unvergessliches Erlebnis, gleichzeitig aber auch kaum auszuhalten. Die endlose Polarnacht ebenso. Es spielte keine große Rolle, abgesehen davon, dass die meisten hier stationierten Leute Amerikaner waren, die an den Gezeitenwechsel der nördlichen Hemisphäre gewöhnt waren, Kirk eingeschlossen.

    Er gähnte und blinzelte, als er sich in seinem betagten, schlecht gepolsterten Bürostuhl zurücklehnte. Einen Moment lang drohten seine Augen, endgültig zuzufallen, aber dann entdeckte er plötzlich etwas, was über seinen Bildschirm huschte.

    »Häh?«, rief er laut und zog damit die Aufmerksamkeit seines Vorgesetzten am anderen Ende des Raumes auf sich.

    »Was ist los, Kirk?«, fragte Commander Fredricks.

    »Ich bin mir nicht ganz sicher, Sir«, antwortete er und konnte dabei ein Gähnen nicht unterdrücken. »Ich glaube, ich habe etwas gesehen.«

    »Sie glauben, dass Sie etwas gesehen haben?«

    »Na ja …«

    »Entweder haben Sie etwas gesehen oder nicht. Glauben gibt es hier nicht.«

    Kirk verdrehte die Augen. Sprach der Mann, der seit Jahren keinen eigenen Gedanken mehr gehabt hatte.

    Fredricks war äußerst streng, größtenteils wohl deshalb, weil er seinen Posten hasste. Nur Wissenschaftsnerds konnten sich für McMurdo begeistern. Männer wie Kirk und Fredricks gehörten einfach nicht hierher. Sie waren ja nicht mal Wissenschaftler. Sie waren nur Teil des Sicherheitskommandos dieser Station.

    Er sah zu seinem Vorgesetzten hinüber. »Ich habe ganz bestimmt etwas gesehen.«

    »Sicher?«

    Kirk knirschte mit den Zähnen. Er hasste dieses Spiel, das Fredricks mit ihm spielte. Er wandte sich wieder dem Monitor zu, hauptsächlich, um sich nicht anmerken zu lassen, wie genervt er war. »Ja, Sir.« Der Mann liebte es, wenn man sein Ego streichelte.

    Fredricks trat nun neben ihn. »Was war es denn?«

    Kirk überlegte kurz, aber er wusste, dass es eigentlich nur eines sein konnte. Was auch immer das Echozeichen ausgelöst hatte, war nämlich nicht vom Wasser gekommen, sondern laut Flugbahn vom Himmel gefallen.

    »Ich glaube, es war ein Meteorit, der vor der Küste runtergekommen ist.«

    Fredricks lachte hysterisch auf. »Ein Meteorit? Wirklich? Deswegen machen Sie hier so ein Theater?«

    Auch wenn es nicht der Rede wert zu sein schien, musste der relativ belanglose Vorfall laut McMurdo-Protokoll aufgezeichnet werden. Kirk zog daher einen roten Aktenordner aus seiner Schreibtischschublade, aber der Commander winkte ab.

    »Sparen Sie sich die Mühe«, sagte Fredricks. »Das war doch nur ein Meteorit. Ich bezweifele stark, dass sich zu Hause irgendjemand um einen weiteren Weltraumkiesel schert.«

    »Aber, Sir …«

    »Wissen Sie was?«, unterbrach ihn Fredricks und wedelte mit der Hand. »Wenn es Sie beruhigt, können Sie die Landungskoordinaten ja notieren, aber legen Sie um Himmels willen keinen kompletten Bericht an.« Er drehte sich um und ging davon. »Denn ich habe weder die Zeit noch die Geduld, mich um solche Bagatellen zu kümmern.«

    Südpolarmeer

    Heute

    »Wonach suche ich hier eigentlich, Doc?«

    Dr. Seth Donovan rieb sich seine Stirn und wollte nichts lieber, als durch sein Mikrofon zu greifen und den Mann am anderen Ende der Leitung zu erwürgen, denn Donovan hasste es, so eng mit den Hilfskräften zusammenarbeiten zu müssen. Die Leute aus seiner Wissenschaftsabteilung hatten sich, seit sie zur Antarktis aufgebrochen waren, nicht mit der Mannschaft der Endeavor verstanden.

    Als Leiter des Teams trieb er seine vierzigköpfige Gruppe nur auf ein einziges, gemeinsames Ziel zu: wissenschaftlichen Fortschritt. Sie forschten unablässig und sie hörten niemals auf, an ihre Grenzen zu gehen. Ihm war schon häufiger gesagt worden, dass seine Ziele unerreichbar waren. Das erste Mal während des Studiums für mehrere akademische Abschlüsse, die er schließlich aber erhalten hatte. Die nächste Erinnerung stammte aus der Zeit, als er sich für diese Antarktis-Mission beworben hatte. Nun, am Ende seiner Zeit auf der Endeavor, war es wieder einmal zur Sprache gekommen.

    Er hatte allen daraufhin gesagt, dass sie ihn am Arsch lecken könnten.

    Niemand mochte Seth Donovan, aber es war ihm ziemlich egal, was andere von ihm hielten. Er kletterte im Gegenzug bei DARPA extrem schnell die Erfolgsleiter hoch, vor allem im Bereich Genetik. Seine Anliegen waren mit denen seiner Arbeitgeber, die seine lukrativen Gehaltsschecks unterschrieben, identisch: Das Land zu beschützen, mit den Mitteln, die er zur Verfügung stellte.

    Doch Donovan hatte ein noch höheres Ziel. Mehr als alles andere, wollte er den Ruhm, der mit dem Erfolg einherging.

    Die verdiente Beförderung, die ihm damit garantiert war, würde ihm endlich den Respekt all der Leute, die ihn stets verspottet hatten, einbringen. Selbst, wenn es nur vorgetäuschte Bewunderung war, wäre er damit in einer Position, in der man ihm tatsächlich den Arsch küssen müsste.

    Er schob die Visionen, in denen er Preise gewann und Geldprämien einheimste, beiseite und konzentrierte sich stattdessen wieder auf den Matrosen in dem ADS-Anzug.

    Der Panzer-Tauchanzug ähnelte einer aufgeblasenen Ritterrüstung. Die Männer an Bord der Endeavor nannten diese spezielle Ausführung Bibendum. Genau wie sein Namensgeber, das Michelin-Männchen, war der modifizierte Newtsuit weiß und ließ seinen Träger äußerst pummelig und unbeholfen aussehen.

    Das Gleiche ließe sich allerdings auch von einigen Männern an Bord behaupten.

    Donovan tippte auf den Wearable-PC an seinem Handgelenk, aktivierte sein Mikrofon und sprach durch seine zusammengebissenen Zähne: »Wir suchen nach einer extrem seltenen Oktopus-Art, die durch Biolumineszenz Licht erzeugen kann – eine, die bis vor etwa zehn Jahren in dieser Gegend noch nicht existiert hat.«

    »Äh …«, stammelte der Mann. »Nur, dass ich das richtig verstehe … ich soll eine leuchtende Krake einfangen?«

    Eine leuchtende Krake, dachte Donovan und schloss seine Augen. Bin ich hier denn nur von Arschlöchern und Idioten umgeben? Noch bevor er das Schiff betreten hatte, war ihm bewusst gewesen, wie sehr die Seeleute seine Geduld strapazieren würden.

    Aber es war sogar noch viel schlimmer, als er erwartet hatte.

    »Es heißt nicht die Krake«, korrigierte er den Mann. »Es ist ein hochgiftiger Verwandter des tödlichen Blaugeringelten Kraken.«

    Donovan erlaubte sich ein selbstgefälliges Lächeln, als der Taucher verstummte. Das gab ihm ein Gefühl von Kontrolle. Er ließ sich nicht anmerken, dass seine Aussage technisch gesehen eigentlich falsch war. Ja, das Tier, nach dem sie suchten, war außergewöhnlich gefährlich, aber es war nicht mit dem berüchtigten blaugeringelten Kopffüßer verwandt.

    Na ja, ebenso wie die Menschen alle miteinander verwandt sind, so sind, rein theoretisch, ja auch all diese Dinger miteinander verwandt.

    »Aha«, meinte der Taucher und atmete nun etwas entspannter. »Na, dann wollen wir mal loslegen.«

    Donovan koordinierte den Abstieg aus sicherer Entfernung, in einem seiner vier Labors an Bord der Endeavor. Zu seiner Rechten saß der Pilot des Tauchroboters, und der Mann zu seiner Linken steuerte neben anderen internen Systemen auch die Kameras des ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs.

    Der 1,20 Meter lange, hotdog-förmige unbemannte Tauchroboter schwebte direkt an der Seite des Matrosen im Tauchanzug. Kameras an acht verschiedenen Stellen des Geräts zeichneten alles auf, was geschah, und würden das bahnbrechende Ereignis für die Nachwelt dokumentieren.

    Leider würden sie auch ihren Misserfolg – seinen Misserfolg – festhalten, falls sie mit leeren Händen zurückkehrten, und alle würden es mitbekommen.

    Das darf einfach nicht passieren, dachte Donovan und umklammerte den am Tisch festgeschraubten Mikrofonständer noch fester. Ich werde das nicht zulassen.

    Als der zweite Techniker die Kameras einschaltete, erwachte die Unterwasserwelt der Antarktis vor ihren Augen zum Leben. Selbst ein so kalter und kalkulierender Mann wie Donovan kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und hielt ehrfürchtig die Luft an. Das Licht war leider unzureichend, denn in so großer Tiefe brachte der Tauchroboter gerade mal genug Helligkeit zustande, dass durch die Kameras etwas zu sehen war.

    Die Kreaturen, die hier unten lebten, waren vermutlich sofort geflohen, denn für sie war selbst die geringste Lichtquelle blendend hell. Es würde ein quälend langsamer Prozess werden. Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, wurde das Wetter immer schlechter. Sie mussten also Vorsicht walten lassen. Donovan und der Rest der Besatzung der Endeavor hatten nur einen Tag, um zu beenden, was sie angefangen hatten, denn der Winter nahte und ihre Zeit in der Antarktis ging unaufhaltsam zu Ende.

    »Ähm«, sagte der Taucher jetzt, »ich glaube, ich habe da was.«

    Verdutzt hob Donovan die rechte Augenbraue. Er hatte gerade erst den Tiefenmesser überprüft und dabei gesehen, dass sie den Boden noch nicht erreicht hatten. Oktopoden waren anders als ihre Verwandten, die Kalmare. Sie zogen es vor, sich in allen möglichen Felsspalten zu verstecken, in die sie sich hineinzwängen konnten. Ihre zehnarmigen Cousins hingegen liebten die Freiheit des offenen Meeres.

    »Das kann nicht sein.«

    Donovan verstummte, als er das pulsierende Licht unter den Füßen des Tauchers hervorströmen sah. An dem Tauchanzug waren eine Reihe von Kameras montiert und in diesem Moment zeigten sie direkt nach unten.

    »Geh ein Stück zurück«, wies ihn Donovan an, »sonst landest du noch genau darauf.«

    »Roger«, antwortete der Taucher. »Nicht die Tinte ausdrücken.«

    Donovan ignorierte die vereinzelten Lacher um ihn herum und widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm. Der Krake, den sie suchten, war tatsächlich biolumineszent, aber das Tier nutzte diese Eigenschaft nicht auf die herkömmliche Weise. Die rasche Abfolge der Lichtpulse, von denen er jetzt Zeuge wurde, erinnerten ihn an Morsezeichen. Donovan wusste, dass diese Spezies intelligent und klüger als die meisten Lebensformen auf der Erde war. Er erinnerte sich daran, dass Forscher die DNA dieses Tieres als nicht irdisch bezeichnet hatten, denn ihr genetisches Profil ähnelte keiner anderen Lebensform, die diesen Planeten ihr Zuhause nannte.

    Wahrhaftig einzigartig, dachte er und beugte sich noch näher an die Bildschirme heran.

    Jede Kamera hatte ihren eigenen Monitor und alle waren auf die Ereignisse unter den Füßen des Tauchers gerichtet und zeigten jetzt eine magische Lichtershow. Einer der vielen Vorteile, die sie an Bord der Endeavor genossen, war die staatliche Förderung, sobald es um Militärisches ging. So etwas wie ein Budget existierte für sie eigentlich gar nicht. Der Grund für den Einsatz des Schiffes war zwar kein Geheimnis, aber die genauen Kosten gingen trotzdem niemanden etwas an.

    Selbst als Leiter der wissenschaftlichen Abteilung hatte Donovan keinen Zugriff auf diese Informationen.

    Der Captain übrigens auch nicht.

    »Sir?«, fragte der Pilot des Tauchroboters nun, und es schwang deutliche Besorgnis in seiner Stimme mit.

    Donovan erkannte, worauf er anspielte, und es gefiel ihm ganz und gar nicht.

    Als der Taucher sich von dem kuppelartigen Ziel entfernte, ließ das unglaubliche Schauspiel der Kreatur etwas nach und sie begann leise zu knurren. Es war eine deutliche Warnung, nicht näherzukommen.

    »Wie weit ist er noch davon entfernt?«, fragte Donovan mit einem beiläufigen Blick über seine Schulter.

    »Dreißig Meter, Sir«, antwortete eine Frau, deren Namen Donovan aus Bequemlichkeit niemals in Erfahrung gebracht hatte.

    Er betätigte nun die Sprechtaste seines Mikrofons. »Näher rangehen.«

    »Wie heißt das Zauberwort?«, fragte der Taucher und erntete dafür vereinzeltes Kichern vom wachsenden Publikum.

    Die Menge bestand aus seinen Leuten und aus Teilen der Crew des Captains. Auch wenn Donovan normalerweise vor niemandem zurückscheute, respektierte er die oberste Regel an Bord der Endeavor: Niemals mit Captain House anlegen. Also hielt er seinen Mund.

    »Ich nähere mich um weitere drei Meter«, kündigte der Taucher an und brachte damit den Raum zum Schweigen.

    Labor 4 war in Wirklichkeit allerdings eher eine gewaltige Halle, die in mehrere Bereiche unterteilt war. Die Endeavor war ein kürzlich ausrangierter T3-Öltanker. Kurz nach seiner Stilllegung hatten die US-Navy und DARPA, die Defense Advanced Research Projects Agency, eine Behörde der Regierung, gemeinsam beschlossen, das Schiff zu einer schwimmenden Forschungsstation umzurüsten.

    Zu seinem Bedauern musste Donovan seinen Arbeitsplatz mit den für die Tauchgeräte verantwortlichen Technikern teilen, denn ihre Präsenz war für den Erfolg ihrer Mission hier in der Antarktis unerlässlich. Das war auch der einzige Grund, warum er den Matrosen Zugang zu seinem Bereich gewährte.

    Sonst würde ich diese Sardinen gar nicht hereinlassen.

    Diesen Namen hatte er sich für die Männer des Captains einfallen lassen. Auch wenn es sonst für nichts gut war, fühlte er sich dadurch besser und hatte das Gefühl, etwas mehr Kontrolle zu haben. Er hasste das offene Meer leidenschaftlich – wirklich alles daran war ihm zuwider. Aber seine Ziele waren die ganzen Unannehmlichkeiten wert.

    Die beengten Wohnverhältnisse.

    Das widerliche Essen.

    Die Menschen.

    Donovan zog stets die Gesellschaft seiner Laborgerätschaften der von Lebewesen vor. Menschen fand er größtenteils furchtbar. Manche bezeichneten ihn als Mistkerl, seine gleichgesinnten Kollegen hingegen hielten ihn für ein Genie.

    Durch den Panzer-Tauchanzug konnte sich der Taucher nur sehr langsam bewegen. Als er endlich in Position war, war das Erste, das aus seinem Mund kam: »Oh oh, ich glaube, es ist sauer.«

    Die neonblauen Blitze nahmen jetzt einen intensiveren Farbton an. Donovan war von diesem Anblick mehr als schockiert. Was auch immer sie hier entdeckt hatten, demonstrierte seine Laune offenbar wie ein Stimmungsring auf Steroiden.

    Ein sanftes Klingeln in Donovans Ohr veranlasste ihn zu einem Grummeln. Die einzige Person, die seine Kommunikationskanäle stören konnte, war Captain House.

    »Wir haben hier ein Problem«, sagte House.

    Was denn nun schon wieder?

    »Was denn?«, fragte Donovan gereizt.

    House schien gleichermaßen genervt zu sein und murmelte nur etwas Unverständliches. Doch was er als Nächstes sagte, brachte Donovans Blut zum Kochen.

    »Bringen Sie unseren Jungen so schnell wie möglich wieder rauf. Der Sturm steht bereits vor der Tür, leider etwas früher als vorhergesehen.«

    »Was?«, schrie Donovan und zog damit alle Blicke auf sich.

    »Sofort, Seth«, ordnete House an, »oder ich komme runter und kümmere mich selbst darum.«

    Donovan entfernte sich kurz von seinem Posten. »Das kannst du doch nicht machen, Sebastian! Nicht nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben. Nicht, wenn wir so kurz vor dem Ziel stehen. Das musst du doch einsehen.«

    »Einen Scheiß muss ich!«, erwiderte House wütend. »Dies ist mein Schiff, Seth! Wenn du meinen Matrosen nicht raufholst – und zwar augenblicklich – stelle ich dich wegen grober Fahrlässigkeit unter Arrest. Ich habe hier das alleinige Kommando, was die Sicherheit eines jeden Einzelnen auf diesem Schiff betrifft und nicht du!«

    Donovan zuckte zusammen. Er hatte gerade die alleroberste Regel gebrochen.

    Ohne dem erbosten Captain zu antworten, meldete sich Donovan ab und gab den Befehl widerwillig weiter. Er wollte die Anwesenden aber unbedingt wissen lassen, wer die Schuld daran trug.

    »Wir brechen ab«, verkündete er deshalb. »Tut mir leid, alle zusammen, Befehl vom Captain. Holt den Taucher hoch. Der Sturm kommt offenbar schnell näher.«

    »Äh, Dr. Donovan?«, rief der Pilot des Tauchroboters nun. »Wir haben jetzt Kontakt.«

    Kontakt? Er hielt das für eine sehr eigenartige Wortwahl, um eine simple Sichtung zu beschreiben.

    Donovan drehte sich um und sah auf den Hauptmonitor, der an der bugwärtigen Wand befestigt war. Drei Meter von ihrem Taucher entfernt, schwebte jetzt ein Oktopus, der nicht größer war als die, die man in Heimaquarien fand, aber es war nicht die Größe oder die Form, die hier drinnen jedermanns Interesse weckte … es waren die strahlend blauen Adern, die unter seiner tintenschwarzen Haut pulsierten.

    Normalerweise waren Lebewesen in dieser Tiefe eher lichtdurchlässig und wenig pigmentiert, da eine Pigmentierung in der Dunkelheit des Ozeans nicht von Nutzen war. Das vor ihnen schwebende Tier hatte jedoch äußerst dunkle Haut.

    »Was mache ich denn jetzt?«, fragte der Taucher.

    Bevor Donovan oder irgendjemand anderes antworten konnte, schoss das Tier plötzlich mit unglaublicher Geschwindigkeit vor und klammerte sich an dem Helm des Tauchers fest. Selbst nach jahrelangen Studien der Spezies hatte Donovan noch nie erlebt, dass ein Exemplar so aggressiv auf etwas so viel Größeres losging. Es hätte sich normalerweise versteckt und in Sicherheit gebracht, doch stattdessen machte es sich die Mühe, den Taucher zu verscheuchen.

    Es hat ihn angegriffen!, dachte Donovan mit einem Lächeln im Gesicht. Das wird aber mal eine interessante Untersuchung.

    »Feuert die Harpune ab!«, befahl Donovan.

    Es gefiel ihm, dass der Roboter-Pilot sofort reagierte und den Abzug seines Steuerknüppels betätigte, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. Die Taste kontrollierte das Harpunengeschoss des kleinen Tiefseegefährts, das ein Netz besaß. Augenblicklich waren Taucher und Beute gleichermaßen in das ausbruchssichere Netz gehüllt.

    Inmitten der Lichtblitze, den Jubelrufen und dem ängstlichen Aufschrei des Tauchers, wandte sich Donovan an einen Techniker in seiner unmittelbaren Nähe. »Bringt sie rauf, und zwar sofort!«

    Kapitel 1

    Der Südliche Ozean, auch als Antarktischer Ozean oder Südpolarmeer bekannt, ist eines der kältesten Gewässer der Erde. Die Wassertemperaturen schwanken von kühlen zehn Grad im Hochsommer bis zu minus fünfundsechzig Grad im langen Winter. Doch nicht nur der Ozean selbst ist tödlich, auch die Winde, die ihn beherrschen. Antarktika weist die höchsten Durchschnittswindgeschwindigkeiten des gesamten Planeten auf.

    Und das Forschungsschiff Endeavor befuhr diese Gewässer nun schon seit knapp drei Monaten. Als umgerüsteter Öltanker, benannt nach dem Schiff des bekannten Entdeckers James Cook – wenn auch anders buchstabiert – war die Endeavor von zwei Fraktionen bemannt, die auf eine langwährende Zusammenarbeit innerhalb des amerikanischen Militärs zurückblickten. Die Navy und DARPA.

    DARPA war für die von jedem Zweig des Militärs genutzten neuesten und tollsten Technologien verantwortlich und mit ihrer Partnerschaft hofften sie, die Soldaten hier an vorderster Front mit einer ganz neuen Entwicklung beschenken zu können: Unempfindlichkeit gegen Schmerz.

    Ganz schön teure Schmerzmittel, dachte der Captain entnervt und verdrehte die Augen. Er hielt allein schon die Idee, Schmerzen zu verdecken, für absolut lächerlich. Wie, auf Gottes grüner Erde, sollte man denn aus seinen Fehlern lernen, wenn man keinen Schmerz empfand? Er war der Meinung, dass die Leute heutzutage schon genug verhätschelt wurden, selbst beim Militär.

    Und nun eliminierten sie nicht nur den geistigen Schmerz, sondern auch noch den körperlichen.

    Trotzdem war er hier, auf einem Schiff der Marine. Auch wenn es genau genommen DARPA gehörte, hätte er in einer Million Jahren nicht gedacht, jemals wieder mit einer amerikanischen Flagge auf See zu sein.

    Captain Sebastian House hatte Uncle Sam fünfundzwanzig Jahre lang gedient, bevor seine geliebte Frau Karen fünf Jahre zuvor bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen war. Ihr Tod hatte ihn schwer getroffen, aber nicht so schwer wie ihr einziges Kind, ihre Tochter Gianna.

    Genau wie ihre Mutter war Gigi ein echter Hingucker. Sie war nicht nur äußerlich schön, ihr Hautton war eine Mischung der hellen und dunklen Haut ihrer Eltern, sie besaß außerdem auch einen astronomisch hohen IQ. Ebenso wie die herrische Art ihres Vaters wirkte ihr enormer Intellekt allerdings eher einschüchternd auf die meisten, vor allem auf die Männer, mit denen sie ausging. Diese fürchteten sowohl ihre Intelligenz … als auch seine Muskelkraft.

    Ein ganzes Stück schlauer als der Partner zu sein, kam selten gut an. Die ständigen Zurückweisungen in Kombination mit dem emotionalen Trauma des Todes ihrer Mutter hatten sie dazu getrieben, auf etwas ganz anderes zurückzugreifen als auf die unerschütterliche Liebe und Unterstützung ihres Vaters.

    Es hatte sie zu gewohnheitsmäßigem Drogenkonsum geführt.

    Eines Nachts hatte House den Telefonanruf erhalten, den jeder Elternteil fürchtete. Seine zweiundzwanzigjährige Tochter war wegen Diebstahls und tätlichen Angriffs verhaftet worden. Um die Sache noch schlimmer zu machen, hatte ihre Festnahme zur Beendigung ihres gut bezahlten DARPA-Jobs geführt. Sie war die jüngste Mitarbeiterin gewesen, die DARPA seit Jahrzehnten eingestellt hatte, und hatte dieses Kunststück ganz ohne jegliche Hilfe der Freunde, die ihr Vater innerhalb

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