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DIE ROOSEVELT-VERSCHWÖRUNG: Thriller, Abenteuer
DIE ROOSEVELT-VERSCHWÖRUNG: Thriller, Abenteuer
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eBook251 Seiten3 Stunden

DIE ROOSEVELT-VERSCHWÖRUNG: Thriller, Abenteuer

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Über dieses E-Book

Zwanzig Meilen östlich des bekannten Devils Tower in Wyoming wird ein kryptischer Brief gefunden. Er erwähnt einen mysteriösen »Schatz« und klingt wie ein Scherz, wenn nicht sein Verfasser eine der einflussreichsten Persönlichkeiten Amerikas wäre – der ehemalige amerikanische Präsident Theodore Roosevelt.
Der Brief verweist zudem auf die »Sieben Schwestern«, einem Motiv aus der Folklore der amerikanischen Ureinwohner. Was diese beiden Dinge miteinander zu tun haben, ist dem jungen Lakota Chatan und seinem Onkel, einem Yellowstone-Park-Ranger, erst einmal nicht klar. Doch als der zwielichtige Casino-Betreiber Bartholomew Creed auf den Plan tritt und das große Geld wittert, wenden sich die beiden hilfesuchend an den Ex-Delta-Operator Jack Reilly, um das Rätsel zu lösen.
★★★★★ »Matt James ist DER Mann für schaurige Spannungsunterhaltung!« - Greig Beck, Autor der PRIMORDIA-Trilogie
★★★★★ »Wenn Sie weltumspannende Abenteuer vollgepackt mit abgedrehter Action mögen, werden Sie Matt James' Bücher lieben!.« - Nick Thacker, USA Today Bestseller-Autor
★★★★★ »Matt James' Romane brauchen eine Pause-Taste … es passiert unaufhörlich etwas!« - Lee Murray, Gewinnerin des Bram-Stoker-Awards und Autorin von BEUTEZEIT
★★★★★ »Wenn Sie Spannung, Gänsehaut und Action nonstop suchen, wird Matt James Ihr neuer Lieblingsautor!« - John Sneeden, Bestsellerautor
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum11. Apr. 2024
ISBN9783958357020
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    Buchvorschau

    DIE ROOSEVELT-VERSCHWÖRUNG - Matt James

    Prolog

    Crook County, Wyoming, 19o4

    Der Druck, der auf einem lastete, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein, veranlasste Theodore Roosevelt, sein Verlangen nach der kommenden Wahl noch einmal zu überdenken. Streng genommen war dies sein erster Wahlkampf für die Präsidentschaft. Ursprünglich war er im Jahr 1900 als Vizepräsident von William McKinley gewählt worden. Doch der Präsident war ein Jahr nach seiner Wiederwahl ermordet worden, und man hatte das Weiße Haus Roosevelt übergeben – einfach so.

    Obwohl er mit seinen sechsundvierzig Jahren noch körperlich fit war, fühlte sich Roosevelt erschöpft. Allerdings sah man es ihm nicht an. Die Menschen – seine Wähler – erwarteten von ihm ein gewisses Maß an Lebensfreude, und genau das gab er ihnen. Aber innerlich hatte er zu kämpfen. Er war so gestresst, dass er beschloss, sich eine heimliche Zuflucht in den Wäldern zuzulegen – etwas, von dem nur einige wenige seiner Kabinettsmitglieder wussten. Wenn Roosevelt sich einmal aus der sehr öffentlichen und kritischen politischen Landschaft zurückziehen würde, wusste er bereits, was er tun wollte. Er würde zu seiner ersten Liebe zurückkehren: Die Welt bereisen und ihre Geschichte kennenlernen.

    Bevor er in die Politik gegangen war, hatte sich Roosevelt viel mit Geschichte befasst und auch darüber geschrieben. Der Präsident war in seinem früheren Leben ein erfolgreicher Autor gewesen. Er plante, über seine Erfahrungen hier in der Wildnis von Wyoming zu schreiben. Sein Schwerpunkt sollte auf der Erkundung dessen liegen, was die einheimischen Indianer Bear Lodge nannten. Die baumstumpfförmige Felsformation war im Volksmund eher als Devils Tower bekannt. Sie war während einer Expedition unter der Leitung von Colonel Richard Irving Dodge im Jahr 1875 aufgrund eines Übersetzungsfehlers falsch benannt worden.

    »Aber er ist alles andere als teuflisch«, sagte Roosevelt und starrte zu dem Gipfel hinauf. »Es ist wirklich ein wundervoller Anblick.«

    »Ja, dieser Ort hat nichts Teuflisches.«

    Roosevelt blickte zu seinem Partner hinüber. Der Einheimische war ein Lakota und kannte die Wälder wie seine Westentasche. Mahkahs Englisch war bemerkenswert, wenn man bedachte, dass er die Sprache erst vor ein paar Jahren gelernt hatte. Ein wenig davon hatte Roosevelt selbst ihm beigebracht. Aufgrund der fortschreitenden Expansion nach Westen waren im letzten Jahrzehnt in ganz Wyoming kleine, englischsprachige Siedlungen entstanden. Anstatt die ankommenden Familien zu bekämpfen, hieß Mahkah sie willkommen. Er war ein vertrauenswürdiger Führer und, wie Roosevelt in den letzten Jahren erfahren hatte, ein noch besserer Freund. Es war eine Beziehung, die er in den letzten sechs Jahren sehr genossen hatte.

    Er respektierte die Lakotas mehr als die meisten anderen. Wie Roosevelt liebte auch Mahkah, dessen Name übersetzt »Erde« bedeutete, dieses Land. Die Erhaltung der Natur war etwas, das dem Präsidenten am Herzen lag. Er wollte sie in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes stellen. Und er wollte auch die Menschen schützen. Tief in seinem Inneren glaubte Roosevelt daran, dass jeder, dem die Ehre zuteilgeworden war, seine Füße auf diese Erde zu setzen, etwas Besonderes und Schützenswertes war – und nicht nur weiße Amerikaner. Er beabsichtigte, in seinem nächsten Buch näher darauf einzugehen.

    Mit einem Notizblock in der Hand durchstreifte Roosevelt das Gelände rund um den Bear Lodge, und Mahkah blieb stets in seiner Nähe. Beschreibungen dessen zu verfassen, was er um sich herum sah, während er durch die Natur wanderte, war gefährlich und – wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war – auch ein wenig töricht. Zweimal stolperte er und fiel hin – und zweimal machte sich Mahkah deswegen über ihn lustig. Aber beide Male war sein Freund zur Stelle, um ihn wieder aufzurichten. Für Mahkah war der Präsident der Vereinigten Staaten einfach nur »Teddy.«

    »Du musst aufpassen«, warnte Mahkah.

    Roosevelt klopfte sich den Dreck ab und lachte. »Dafür ist es ein bisschen spät, aber trotzdem danke für die Warnung.«

    Als der Tag zur Nacht wurde, schlugen die beiden Männer ihr Lager am Fuße einer neun Meter hohen Felswand auf. Der Präsident übernahm es, das Abendessen für sich und seinen Freund zuzubereiten. Die Formalitäten, die den mächtigsten Mann Amerikas umgaben, waren vergessen. Hier draußen war Roosevelt ein Mann wie jeder andere, und das gefiel ihm.

    »Ich weiß nicht, was ich als Nächstes tun soll, Mahkah.«

    »Was meinst du?«

    Roosevelt seufzte. »Ich meine, ich bin nicht sicher, was ich mit dem nächsten Teil meiner Reise hier auf der Erde anfangen soll.«

    Mahkah lächelte und legte seine Hand auf seine Brust. »Ja, Erde

    Der Präsident rollte mit den Augen. Zuerst nahm er an, dass Mahkah ihn nicht verstanden hatte. Aber im Schein des Feuers sah er Mahkahs Augen. Sie waren auf ihn gerichtet – und durchdringend. Mahkah wusste genau, was Roosevelt gemeint hatte. Der Lakota wusste alles über Roosevelt, sogar seine Pläne zur Einführung eines »Nationalparks«, wie er es nannte.

    Mahkah war begeistert von der Idee, Gesetze zum Schutz der Natur zu erlassen. Er hatte bereits damit begonnen, sich dafür einzusetzen, dass der Bear Lodge und die umliegenden Gebiete als erste unter diesen Schutz gestellt wurden. Roosevelt hatte angedeutet, den Vorschlag in Betracht zu ziehen, obwohl er nicht genau sagen konnte, was das Gebiet außer der schönen Aussicht sonst noch zu bieten hatte. Das erste nationale Naturdenkmal musste von besonderer Bedeutung sein. Die Entscheidung darüber stand im Mittelpunkt seines Wahlkampfes, und sein Sieg würde maßgeblich davon abhängen, falls er tatsächlich für das Präsidentenamt kandidierte.

    Mahkah stand auf. »Komm. Ich werde dir etwas zeigen.«

    Roosevelt stand auf und umrundete das kleine Feuer. Gemeinsam traten sie näher an die Klippe heran und hielten inne. Hier – abseits der warmen Flammen – war es viel dunkler. Roosevelt blickte nach unten und konnte nicht weiter als bis zu seinen Kniescheiben sehen. Nur der Mond sorgte für spärliches Licht. Er schaute zu ihm hinauf.

    »Gut«, sagte Mahkah. »Jetzt schließe deine Augen und sprich mit dem Wind. Bitte die Götter, es zu sehen.«

    Roosevelt richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Freund. »Was zu sehen?«

    Mahkah lächelte, schwieg aber.

    Im Vertrauen auf seinen Kameraden spielte Roosevelt mit und schloss seine Augen. Er betete zu seinem Gott, er möge ihm Kraft geben und ihm den Weg zeigen. Der Präsident spürte, wie Mahkah ihm einen Sack über den Kopf stülpte. Was auch immer ihm offenbart werden sollte, den Weg dorthin durfte er nicht sehen. Roosevelt wusste, dass die Einheimischen abergläubisch waren, wenn es um ihre Glaubenssysteme ging.

    Dann wurde er weggeführt, und marschierte etwa eine halbe Stunde lang weiter.

    »Halt«, flüsterte Mahkah schließlich.

    »Was ist?«

    »Ein Bär.«

    Roosevelt versuchte, sich den Sack vom Kopf zu reißen, wurde aber daran gehindert.

    »Nein, das darfst du nicht.«

    »Aber …«, versuchte er zu widersprechen.

    »Es ist eine Prüfung der Götter«, erklärte Mahkah ohne Angst. »Der Wind – er warnt uns davor, einem Bären auf dieser heiligen Erde etwas anzutun.«

    Roosevelt hörte die Kreatur schnaufen und knurren. Sie kam immer näher.

    »Mahkah?«

    Der Eingeborene packte ihn an der Schulter. »Ja, jetzt können wir weglaufen.«

    Trotz seiner eingeschränkten Sehkraft rannte Roosevelt wie ein olympischer Sprinter. Er wurde von seinem Freund mitgezogen und war überrascht, dass er nicht stürzte. Seine anderen Sinne liefen auf Hochtouren und leiteten ihn weiter. Dann kamen sie rutschend zu stehen und Roosevelt wurde vor eine Wahl gestellt.

    »Springen oder kämpfen.«

    »Springen?«, fragte Roosevelt. Er hatte keine Ahnung, wohin er springen sollte – oder wovon.

    Keiner der beiden Männer hatte ein Gewehr bei sich. Roosevelt hatte seinen Rucksack am Lagerfeuer zurückgelassen. Wenn sie sich wehrten, würden sie von dem, was Roosevelt für einen Grizzly hielt, in Stücke gerissen werden.

    »Ist das immer noch ein Test?«, fragte er und griff nach dem Sack.

    »Ja.«

    Wider besseres Wissen ließ Roosevelt seine Hand sinken.

    »Okay. Dann springen wir.«

    Gemeinsam setzten die beiden zum Sprung an. Sie fielen viel länger, als Roosevelt es erwartet hatte. Einen Moment lang dachte er, sie würden für immer fallen. Dann tauchte der Boden unter ihnen auf, wurde langsam flacher und verwandelte sich in eine Art Rutschbahn. Die beiden Männer klammerten sich aneinander, rollten den Hang hinab und kamen schließlich zum Stillstand. Schwer atmend stand Roosevelt auf und riss sich mit einigem Unmut über Mahkah den Sack vom Kopf. Er war kurz davor, den Mann zu tadeln, weil er den Präsidenten der Vereinigten Staaten beinahe umgebracht hatte, aber er tat es nicht. Roosevelt hätte Mahkahs Anweisungen auch einfach nicht befolgen können. Seine abenteuerliche Seite hatte ihn übermannt, und das hätte ihn fast das Leben gekostet. Außerdem konnte Roosevelt den Lakota nicht sehen. Er konnte ihn nicht einmal hören.

    »Mahkah?«

    Hinter ihm entzündete sich ein Licht. Roosevelt wirbelte herum und zog sein Messer. Es war die einzige Waffe, die er bei sich trug. Aber es gab nichts zu befürchten. Mahkah hatte nur eine Fackel angezündet.

    »Was machst du …?«

    »Es ist sehr dunkel. Komm.« Mahkah drehte sich um und lief los.

    Die beiden gelangten zu einer Treppe. Roosevelt hatte keine Ahnung, was er denken sollte. Er befand sich irgendwo unter der Erde und stieg eine alte Steintreppe hinunter. Im schwachen Fackellicht konnte Roosevelt die Stufen gerade noch erkennen und war überrascht, wie verwittert sie waren. Dieser Ort war alt – alt genug, dass sich der Stein abgenutzt hatte.

    Mahkah sagte, er würde ihn in die Unterwelt führen. Roosevelt war ein intelligenter Mann. Er glaubte nicht, dass Himmel und Hölle physische Orte waren.

    Aber dieser Ort existierte.

    Die Stufen mündeten in etwas, von dem Roosevelt wusste, dass es sich um einen großen Raum handeln musste. Auch ohne ihn zu sehen, konnte er seine Ausmaße spüren. Höhlen waren in diesem Gebiet weit verbreitet. Es würde ihn nicht im Geringsten überraschen, wenn eine Höhle von den Lakotas als Unterwelt interpretiert worden wäre.

    »Wir sind da«, verkündete Mahkah.

    »Wo?«, fragte Roosevelt und sah sich um. Außer Mahkahs Licht konnte er nicht viel sehen.

    Mahkah blickte ihn über seine Schulter hinweg an und lächelte. »Hier.«

    Er warf die Fackel in eine Grube. Die große, perfekt geschnittene runde Vertiefung loderte sofort in einem Feuerball auf. Roosevelt war erstaunt über das, was er im Licht der wabernden Flammen sah. »Unglaublich …« Er drehte sich im Kreis, und sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er konnte es nicht fassen. Er hatte keine Ahnung, wie so etwas gebaut worden war. Im tanzenden Feuerschein schrieb Roosevelt alles auf, was er sah – und auch alles, was er dachte. Und wie er es immer tat, unterschrieb er unten auf jeder Seite. Das war eine seiner Vorsichtsmaßnahmen. Auf diese Weise würde es nie Zweifel geben, wem dieses Notizbuch gehörte.

    »Aber … wie?«

    »Wir wissen es nicht«, erklärte Mahkah, »aber deshalb musst du dieses Land schützen. Das musst du mir versprechen.«

    Roosevelt nickte. Er wusste, was er zu tun hatte. Er klappte seinen Notizblock zu. Dessen Inhalt war für ihn von unschätzbarem Wert. Er enthielt alles, was er brauchte, um sein neues Buch zu schreiben. Aber Mahkahs Bitte war wichtiger. Schweren Herzens warf der Präsident die Notizen in das Inferno. Niemand durfte erfahren, was er hier gefunden hatte.

    Er begegnete Mahkahs Blick. »Ich verspreche es dir. Ich werde dieses Land beschützen.«

    Cascade, Wyoming

    Gegenwart

    Ein Hämmern an der Tür riss Nina aus ihren Gedanken. Seit einer Woche hatte sie die Wohnung ihres Großvaters ausgeräumt. Es war klar, dass er nicht mehr nach Hause kommen würde. Sein körperlicher Zustand hatte sich so weit verschlechtert, dass er in fast allen Bereichen des Lebens Hilfe benötigte. Als sein Vormund hatte Nina beschlossen, sein Haus zu verkaufen, um die Arztrechnungen bezahlen zu können, die sich auf ihrem Küchentisch aufgetürmt hatten.

    Sie öffnete die Haustür und lächelte den jungen Mann an, der auf der anderen Seite der knarrenden Türschwelle stand. Chatan »Hawk« Durham war der freundlichste Mensch, den sie je getroffen hatte. Er hatte sich noch nicht ein einziges Mal über ihre Liebe zum Nachtleben beschwert oder erwartet, dass sie sich jemals ändern würde. Doch selbst nachdem sie ihn mehrmals versetzt und ihn sogar betrogen hatte, hatte Hawk ihr stets geholfen, wenn es sonst niemand tat. Er war der Einzige ihrer Kollegen oder Freunde gewesen, der seine Hilfe angeboten hatte, und gerade Letztere waren rar gesät. Da schadete es auch nicht, dass sie wieder begonnen hatten, miteinander zu schlafen. Sie vermutete, dass ihre derzeitige Beziehung ernster geworden war, als sie es beabsichtigt hatte. Diesmal waren sie seit sechs Monaten ohne Unterbrechung zusammen. Nina mochte ihn sehr, aber sie hatte noch einen weiten Weg vor sich, um jemals wieder jemandem voll und ganz vertrauen zu können, nach allem, was ihr Vater ihr angetan hatte, als sie noch ein Teenager gewesen war.

    »Hey«, sagte Hawk und schreckte sie aus ihren Gedanken. »Wie geht es dir?«

    Sie zuckte mit den Schultern und blinzelte heftig. »Gut, wieso fragst du? Er ist nicht tot, Hawk.«

    Er rollte mit den Augen und trat ein. Nina warf sich in seine Arme, und sie küssten sich. Sie zog spielerisch an seinem Pferdeschwanz, und er biss ihr auf die Lippe. Hawk und Nina waren ein interessantes Paar. Er stammte von den Lakotas ab. Ninas Vorfahren gehörten zu den ersten weißen Familien, die sich vor über hundert Jahren im Norden Wyomings niedergelassen hatten. Ihr Urgroßvater war der erste Bürgermeister von Cascade gewesen.

    »Wow«, sagte Hawk, als er sich mit in die Hüften gestemmten Armen umschaute, »du hast eine Menge geschafft.«

    Nina drohte ihm mit der Faust. »Und was soll das bedeuten?«

    Er grinste und streichelte die obere Hälfte ihres vollständig tätowierten linken Arms. »Das bedeutet, dass du manchmal unglaublich faul sein kannst.«

    Sie schlug halbherzig nach ihm. Hawk ließ zu, dass ihre Faust seine Wange traf. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Nina, sie hätte ihn verletzt. Doch Hawk konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Das ließ Nina zu einer ganzen Litanei von Flüchen ansetzen.

    Schließlich beruhigte sie sich wieder und bog den Rücken durch. »Hilf mir doch mit dem Teppich, ja?«

    Hawk starrte auf ihren nackten Bauch. Dieser und ihr tiefer Ausschnitt machten es immer schwerer, sich auf die anstehende Aufgabe zu konzentrieren. Die beiden betraten das gemütliche Wohnzimmer und räumten den schweren Couchtisch ab. Als Nächstes machten sie sich daran, den groben Zottelteppich aufzurollen. Hawk stolperte über eine verzogene Bodendiele, und die beiden gingen zu Boden. Nina landete stöhnend und wimmernd direkt auf ihm.

    »Autsch.«

    Sie strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Geht es dir gut?«

    »Ja.« Er nickte, zuckte aber zusammen. »Ich bin auf meinen Schlüsseln gelandet.«

    Sie setzten sich auf und bemerkten, dass sich die Bodenplatte gelöst hatte. Hawk griff danach und war schockiert, als er feststellte, dass sie sich komplett abgelöst hatte.

    »Ups.«

    »Scheiße, Hawk! Komm schon, Mann! Ich kann es mir nicht leisten, den Boden reparieren zu lassen.«

    Sie knieten sich um das Brett herum und versuchten, es wieder an seinen Platz zu bringen.

    »Warte mal«, sagte Hawk und zeigte auf etwas unter dem Boden. »Was ist das?«

    Mit zusammengekniffenen Gesichtern beugten sich Nina und er über das Loch im Boden. Ein flacher Metallkasten starrte ihnen entgegen. Er war verschlossen. Allerdings war das Vorhängeschloss klein und konnte ohne großen Aufwand aufgebrochen werden. Hawk holte die Kiste heraus und stellte sie zwischen ihnen auf den Boden.

    »Moment.« Nina griff in die Tasche ihrer Röhrenjeans und zog einen Schlüsselring heraus. »Ich habe mich immer gefragt, wofür dieses Ding gut ist.« Sie hielt einen einzelnen, kleinen Messingschlüssel hoch. Neben dem Hausschlüssel war das der einzige Schlüssel, der noch an dem Ring hing. Das Auto ihres Großvaters hatten sie vor zwei Sommern verkauft.

    Sie lächelten beide, als er perfekt in das Vorhängeschloss passte.

    Nina drehte den Schlüssel herum.

    Das Schloss sprang auf, und Hawk machte sich daran, es zu entfernen. Wie ein Kind an seinem Geburtstag hob er voller Vorfreude den Deckel an. Sowohl er als auch Nina waren von dem, was sie sahen, überrascht.

    »Ein Umschlag?« Nina runzelte die Stirn. »Ich hatte irgendwie gehofft, es wäre Bargeld.«

    »Könnte es immer noch sein«, antwortete Hawk.

    Hawk nahm den vergilbten Umschlag an sich und blickte zu Nina auf. Er konnte sehen, dass sie nicht im Geringsten an dem Fund interessiert war. Aber Hawk war es. Er liebte solche Dinge. Das hatte er alles seinem Onkel Tatanka zu verdanken. Er hatte Hawk von klein auf mit aufgezogen und ihm beigebracht, die Geschichte und die Natur zu respektieren. Sie hatten tagelang zusammen gezeltet und in den Stunden dazwischen stundenlange Wanderungen unternommen.

    Er zog ein kleines Messer aus seiner Gesäßtasche, schnitt den Umschlag vorsichtig auf und entnahm ihm ein gefaltetes, leicht verkohltes Stück Papier. Diese Entdeckung hatte in der Vergangenheit ein Feuer überlebt. In Ermangelung anderer Anhaltspunkte öffnete Hawk das Papier vorsichtig und versuchte, es zu lesen. Leider waren die meisten Wörter entweder verschmiert oder fehlten ganz. Der Brandschaden beschränkte sich nicht nur auf die äußeren Ränder der Seite. An einigen Stellen war die Seite auch durchlöchert.

    »Es ist ein Brief«, sagte er, »oder eine Notiz.«

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