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Trauernde begleiten: Eine Orientierungshilfe
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eBook211 Seiten2 Stunden

Trauernde begleiten: Eine Orientierungshilfe

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Über dieses E-Book

Trauernden Menschen gegenüberzutreten, ist nicht leicht. Wie kann man Trauernde begleiten, wie sie unterstützen? Zum Beispiel, als Freund, als Nachbar, als beruflich Betroffener? Das sind zentrale Anliegen in diesem Buch von Stephanie Witt-Loers. Die Fachbuchautorin verknüpft Theorie und Praxis eng miteinander und klärt anschaulich wesentliche Fragen zum Thema Trauer. Trauernde laufen Gefahr, außer dem Verstorbenen auch noch ihre sozialen Bindungen und den Kontakt zu ihrer Umgebung zu verlieren. Damit das nicht geschieht, ermutigt die Autorin auf den Trauernden zuzugehen und sich der Begegnung mit Trauernden zu stellen. Hier möchte Stephanie Witt-Loers unterstützen, Orientierung geben und begleiten. Anregen möchte sie auch, sich mit eigenen Trauererfahrungen und Gedanken zum Themenbereich Tod und Trauer auseinanderzusetzen. Denn jeder von uns kann selbst trauernd sein oder zum Trauernden werden. Das Buch ist ein wertvolles Nachschlagewerk in der Begegnung mit betroffenen Menschen und wird für Familien, Freunde, Nachbarn, Kollegen aber auch in Institutionen, in Hospizen, in Krankenhäusern, Arzt- und Hebammenpraxen, in Gemeinden, in Vereinen, in Firmen und in Schulen Unterstützung und Begleitung sein.Die AutorinStephanie Witt-Loers ist Kinder- und Familientrauerbegleiterin und Trauerbegleiterin in eigener Praxis. Sie ist Fachbuchautorin und arbeitet unter anderem auch am Kindertrauerzentrum Thalita des Kinder- und Jugendhospizes Balthasar in Olpe. Als Fortbildungsreferentin ist sie für Lehrer, Erzieher, Hebammen, Pflegepersonal, Sozialpädagogen, Seelsorger, Ärzte, Trauerbegleiter sowie im Hospiz Arbeitende tätig und hält Vorträge zum Themenbereich. Die Autorin ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Bergisch Gladbach.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Sept. 2010
ISBN9783647996042
Trauernde begleiten: Eine Orientierungshilfe
Autor

Stephanie Witt-Loers

Stephanie Witt-Loers ist Trauerbegleiterin, Kinder- und Familientrauerbegleiterin, Heilpraktikerin Psychotherapie, Dozentin, Buchautorin, Leiterin von Kindertrauergruppen sowie Trauerbegleiterin auch im Auftrag verschiedener Jugendämter und Kinderheime. Sie leitet das Institut Dellanima in Bergisch Gladbach, ist Initiatorin und Leiterin des Projekts „Leben mit dem Tod“, bietet Fortbildungen an, hält Vorträge, berät und begleitet Schulen und Kitas in akuten Krisenfällen oder präventiv. In ihrer Praxis bietet sie Einzel- und Gruppentrauerbegleitung für Menschen jeden Alters an.

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    Buchvorschau

    Trauernde begleiten - Stephanie Witt-Loers

    1. Einleitung

    1.1. Trauernde Menschen im eigenen Umfeld – Beispiele

    Trauernde Menschen zu begleiten ist nicht nur eine Aufgabe professioneller Trauerbegleiter. Wir alle, Freunde, Gemeindeglieder, Bekannte, Nachbarn, Ärzte, Hebammen, Pflegende, Lehrer, Sozialpädagogen, Erzieher und Familienangehörige, können Begleiter und Unterstützende sein. Denn: Trauernde begegnen uns in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

    DAS KANN MEINE NACHBARIN SEIN,

    deren Mann plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben ist und die nun allein mit zwei heranwachsenden Söhnen und einer Tochter zurechtkommen muss. Frau Sch., die sich in finanziellen Angelegenheiten immer auf ihren Mann verlassen hat und die nun lernen muss, mit Geld umzugehen. Meine Nachbarin, die ohne ihren Mann nie mit dem Auto in die Stadt gefahren ist und nun einen Weg suchen muss, die anstehenden Erledigungen in der Stadt auf andere Weise zu bewerkstelligen.

    Wenn ich diese Nachbarin schon von Weitem sehe, gehe ich lieber schnell ins Haus, um nicht mit ihr sprechen zu müssen, denn ich weiß nicht, was ich sagen soll …

    DAS KANN DER FREUND SEIN,

    dessen Vater langsam an Demenz starb. Das Verhältnis der beiden war schon länger durch Streitigkeiten belastet. Ein harmonischer Abschied (den sich der Sohn sehr gewünscht hätte) war dann nicht mehr möglich.

    Obwohl ich das alles weiß, umgehe ich das Thema bei unseren Treffen immer wieder und tröste ihn mit Sprüchen wie: »Die Zeit heilt alle Wunden.« Denn ich kann schlecht ertragen, wie sehr er unter dem Geschehen leidet …

    DAS KANN DER LEHRER IN DER SCHULE SEIN,

    dessen Tochter tot geboren wurde. Er und seine Frau hatten sich so sehr auf das Kind gefreut und ich kann mir denken, dass ihm die Begegnung mit den Kindern in der Schule schwer fällt. Die Schüler wussten davon, dass er werdender Vater war, haben sich mit ihm auf das Kind gefreut und schon ein Geschenk gebastelt.

    Ich als Kollegin habe nicht den Mut, die Kinder oder andere aus dem Kollegium zu informieren und meinen Kollegen auf den Verlust anzusprechen. Ich schäme mich, weil ich meinem Kollegen hätte helfen können, mich aber zu schwach fühlte und keine Idee hatte, wie ich ihn unterstützen könnte …

    DAS KANN DER VATER IM KINDERGARTEN SEIN,

    dessen Frau nach schwerer Krankheit an Krebs gestorben ist. Sie war über Jahre krank und das Leben der jungen Familie war schon lange sehr beeinträchtigt. In den letzten Monaten pflegte er sie intensiv.

    Ich bin einerseits froh, wenn ich ihm nicht begegne. Es ist mir unangenehm, jemanden in meinem Alter in einer solchen Notlage zu sehen, und ich weiß gar nicht, was ich Tröstendes sagen soll oder wie ich helfen könnte. Andererseits würde ich aber doch gern meine Anteilnahme zeigen …

    DAS KANN DER BEKANNTE SEIN,

    der mir beim Einkaufen erzählt, dass seine Freundin vor zwei Monaten bei einem gemeinsamen Autounfall tödlich verunglückt ist.

    Ich habe Angst, die Details des schrecklichen Unfalls zu hören und entschuldige mich lieber schnell, weil ich in Zeitdruck sei und weiter müsse …

    DAS KANN DIE MUTTER SEIN,

    die mir beim Sport begegnet. Ihr Sohn hat sich mit Schlaftabletten das Leben genommen.

    Ihr möchte ich lieber nicht begegnen. Vielleicht hatte sie sogar Schuld daran, dass er sich umgebracht hat, denke ich. Sie wirkte immer so hart und fordernd …

    DAS KANN DER COUSIN SEIN,

    der seine Frau durch einen Schlaganfall verloren hat, nachdem sie acht Tage im Koma auf der Intensivstation gelegen hat. Die beiden waren immer ein »Traumpaar« und ich kann ihn mir ohne seine Frau gar nicht vorstellen.

    Wenn ich ihn sehe, denke ich daran, dass es mir auch so gehen könnte. Es ist mir zu schwer, ihn ohne sie zu sehen, deshalb sage ich unser geplantes Treffen lieber ab. Sicher könnte ich ihm so auch gar kein Trost sein …

    DAS KANN UNSERE KOLLEGIN SEIN,

    die ihre beste Freundin durch Brustkrebs verloren hat. Die Kollegin hatte ihre Freundin monatelang intensiv begleitet, bei Arztbesuchen, im Krankenhaus, zu Hause und zuletzt im Hospiz.

    Man konnte mit ihr seitdem nichts mehr anfangen. Sie hatte keine Zeit und Lust mehr auszugehen und war eher ein »Spaßkiller«. Das wird sicher jetzt nicht anders sein, deshalb fragen wir erst gar nicht mehr, ob sie mitgehen möchte.

    DAS KANN EINE FREUNDIN SEIN,

    die ihren Mann durch eine plötzliche Hirnblutung verloren hat, nachdem er zwei Monate auf der Intensivstation verbrachte. Sie wollten sich sowieso trennen, da ihre Ehe schon lange nicht mehr funktionierte.

    Dass sie sich jetzt mit Schuldgefühlen plagt, verstehe ich deshalb überhaupt nicht. Der Tod kann für sie doch jetzt gar nicht so schlimm sein …

    DAS KANN MEIN STEUERBERATER SEIN,

    dessen Tochter im Alter von dreiundzwanzig Jahren an Hautkrebs verstirbt. Ich weiß das, sage aber bei unserem nächsten Treffen nichts dazu.

    Ich tue so, als ob alles sei wie immer, obwohl ich dem Mann ansehe, dass es ihm nicht gut geht …

    DAS KANN DER CHEF MEINER AUTOWERKSTATT SEIN,

    der seinen Vater und kurz darauf seine Mutter verloren hat. Er hat keine Geschwister und das Verhältnis zu seinen Eltern war wohl sehr eng. Viele Wochenenden hatte er mit ihnen verbracht und auch eine längere Urlaubsreise machte er jedes Jahr mit ihnen. Er wohnt zwar mit seiner Freundin zusammen, aber wie sehr ihm seine Eltern fehlen werden, kann ich mir vorstellen.

    Ich kannte die Eltern und würde gern mit ihm darüber sprechen, traue mich aber nicht, weil ich nicht weiß, ob ich ihm damit nicht noch mehr Schmerz zufüge …

    1.2. Trauernde begleiten – eine Einführung

    Vor lauter Sorge, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, möchte wohl mancher so einer Situation ausweichen, nicht verantwortlich sein, lieber gar nichts sagen oder lauter Belanglosigkeiten. Die schwierige und unbekannte Situation überfordert. Sie lässt Ohnmacht und Hilflosigkeit aufkommen.

    Leider machen trauernde Menschen immer wieder die Erfahrung, dass sich Freunde, Angehörige, Bekannte, Kollegen und Nachbarn zurückziehen, weil sie mit der Trauer und den Trauerreaktionen nicht umgehen können. Trauernde fühlen sich dann nicht nur von dem Verstorbenen verlassen, sondern erfahren zusätzlich eine soziale Vereinsamung.

    Es gibt vieles, das wir tun können, damit Trauernde nicht allein sind in ihrer Not und sich nicht isoliert fühlen. Darum geht es in diesem Buch. Dabei steht im Mittelpunkt die Trauer, die durch den Tod eines Menschen verursacht wird; die Prozesse, Reaktionen und Möglichkeiten der Unterstützung, die hier dargestellt werden, sind aber durchaus übertragbar auf andere Verlustsituationen, die Menschen erleiden.

    Um trauernden Menschen zu begegnen, sie zu begleiten, ist es hilfreich zu wissen, was Trauer eigentlich ist und wie sie sich äußern kann. Eine Vorstellung davon zu haben, was einem Menschen in Trauer gut tun kann und was nicht, kann Unsicherheiten im Umgang beseitigen und so einen Weg für eine tiefere zwischenmenschliche Begegnung eröffnen.

    Schwer fällt es oft, Beileidsschreiben zu formulieren. Da fehlen buchstäblich die Worte. Auch hierzu finden sich Anregungen in diesem Buch. Insgesamt geht es darum, sensibel zu machen für die Begegnung mit Menschen in Trauersituationen und auf Möglichkeiten der Begleitung und des bewussten Umgangs mit Trauer hinzuweisen.

    Dass unser Leben geprägt ist von Trennungen und Abschieden, diese Erfahrung machen wir zwangsläufig alle. Tod und Verlusterleben machen auch vor unserem eigenen Lebensbereich nicht Halt. Unsicherheiten im Umgang mit trauernden Menschen, eigene Angst und Betroffenheit verhindern dann oft die tiefere zwischenmenschliche Begegnung, obwohl wir Mitgefühl und Zuneigung zum Trauernden empfinden.

    Manchmal werden wir ganz plötzlich mit dem Sterben, dem Tod und der Trauer eines Menschen aus unserem Lebensumfeld konfrontiert. Ein anderes Mal wissen wir vielleicht schon länger, dass ein Mensch aus unserem Umkreis in absehbarer Zeit sterben wird und dass Hinterbliebene um ihn trauern.

    Manchmal übersehen wir vielleicht auch die Trauer von Menschen in unserem Lebensbereich und nehmen deren Verfassung gar nicht wahr, weil wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind. Möglich ist auch, dass wir nicht wissen, dass ein Mensch aus unserem Lebensumfeld einen für ihn bedeutsamen Verlust erlitten hat.

    Vielleicht tragen wir aber auch persönliche Trauer aus einem Verlust in uns, mit der wir uns noch nicht befasst haben, und wir lassen uns deshalb nicht auf eine konkrete Begegnung mit Trauernden ein. Ich möchte mit diesem Buch dazu ermutigen, die eigene Trauerfähigkeit wahrzunehmen und deren Intuitionen zu folgen.

    Wie können wir trauernden Menschen gegenübertreten? Sich dieser Frage zu stellen, ist der erste Schritt, Menschen in einer solchen Lebenssituation zu begegnen. Es bedeutet aber auch, sich mit dem eigenen Leben und mit dem Tod zu beschäftigen.

    Wir wollen nicht sterben und wir wollen auch nicht, dass Menschen sterben, die wir lieben. Oft denken wir in unserer schnelllebigen Zeit, dass der Tod nur die anderen träfe, und verdrängen ihn. Es ist uns unangenehm, dem Thema Tod zu begegnen, und wir scheuen die Auseinandersetzung damit. Vielleicht, weil wir uns davor fürchten, einmal alles zurücklassen zu müssen, weil wir nicht gern daran denken, dass nichts am Ende Bestand hat und der Tod doch letztendlich zu unserem Leben gehört.

    Es ist unbehaglich, sich mit den Veränderungen, die der Tod mit sich bringt, zu beschäftigen, denn unser Leben ändert sich dadurch oft grundlegend. Nichts bleibt dann, wie es war. Das macht uns Angst, auch Angst vor trauernden Menschen.

    Noch immer sind Sterben, Tod und Trauer Tabuthemen unserer Gesellschaft, Bereiche unseres Lebens, die wir am liebsten ausblenden würden. Heute sterben die meisten Menschen nicht mehr zu Hause, sondern in Altenheimen, Krankenhäusern und Hospizen. Dadurch, dass der Sterbeprozess aus unserem unmittelbaren Leben immer mehr ausgelagert wird, fällt uns die Begegnung mit diesem »Unbekannten« noch schwerer.

    Mit dem vorliegenden Buch möchte ich Fragen und Anliegen um das Thema Trauer klären und dazu ermutigen, sich der Begegnung mit trauernden Menschen zu stellen und sie vielleicht auch auf ihrem Weg zu begleiten. Ich möchte bestehende Unsicherheiten in der Begegnung mit Trauernden nehmen und durch konkrete und praktische Hilfen Orientierung bieten.

    Deshalb gibt es eine Reihe von Beispielen im Buch. Die angeführten Situationen habe ich in ähnlicher Form mit Trauernden erlebt oder durch sie erfahren. Dafür bin ich sehr dankbar, denn diese Menschen haben mich im Laufe der Jahre vieles gelehrt, was ich hier zusammengetragen habe und weitergeben möchte. Ich habe, um die Trauernden zu schützen, die Namen geändert und die Beispiele leicht verfremdet.

    Das Buch soll auch dazu anregen sich mit eigenen Trauererfahrungen und Gedanken zum Themenbereich Sterben und Tod auseinanderzusetzen. Trauernde Menschen zu begleiten kann auch für uns selbst eine wichtige und wertvolle Erfahrung sein. Durch den Austausch mit trauernden Menschen haben wir die Möglichkeit, mehr über uns, unsere Wünsche, Sorgen und Ängste in Bezug auf Sterben und Tod zu erfahren, zu erspüren, kennenzulernen.

    Im Vorfeld können Gespräche mit nahestehenden Menschen und der Austausch von Positionen zum Themenbereich Sterben, Tod und Trauer dazu beitragen, spätere Unsicherheiten zu vermeiden. Entscheidungen für Hinterbliebene können erleichtert werden. Allein zu wissen,

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