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009 - Im Auftrag Ihrer Majestät: Aus dem Bond-Universum
009 - Im Auftrag Ihrer Majestät: Aus dem Bond-Universum
009 - Im Auftrag Ihrer Majestät: Aus dem Bond-Universum
eBook306 Seiten4 Stunden

009 - Im Auftrag Ihrer Majestät: Aus dem Bond-Universum

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Über dieses E-Book

Bond muss um die Jahrtausendwende nach Köln, um dort drei Agenten in einem Praktikum die Feinheiten seines Jobs näherzubringen. Obwohl klar ist, dass er statt Wodka Martini, heißen Girls und Abenteuern trockenen Unterricht erwartet, zeigt er sich oft genervt von den Anfängern, die ihn darin unterstützen sollen einen Menschenhändlerring auszuhebeln. Schon nach kurzer Zeit machen sie den Kopf der Bande aus, doch das Eintreffen einer ehemaligen SPECTRE-Agentin und das Detonieren einer Bombe in einem Einkaufszentrum lässt Bond aufhorchen. Doch jetzt sind ihm nicht nur die Gangster und eine Killerin auf der Spur, sondern auch das gesamte BKA und sogar die GSG9…

---

 

Ororo Natiwi, ehemalige SPECTRE-Agentin und übergelaufen zum MI6, bekommt ihren ersten Auftrag: sie soll eine Verbindung herstellen zwischen einer Diamanthalskette, eine Kindesentführung in Polen und ihrem ehemaligen Arbeitgeber. Mehrere Sprachen sprechend, Kampfkünste beherrschend und mit Waffen vertraut macht sich die MI6-Killerin auf den Weg...

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum7. Jan. 2024
ISBN9783755466468
009 - Im Auftrag Ihrer Majestät: Aus dem Bond-Universum

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    Buchvorschau

    009 - Im Auftrag Ihrer Majestät - Stephan Lasser

    Vorwort:

    Als langjähriger Bond-Fan habe ich meinen ersten Bond in „Goldfinger (1965) bewusst als Junge wahrgenommen und mitgefiebert. In den laufenden Abenteuern tauchten bessere und auch schlechtere Bonds auf – wer der Beste ist, kann jeder selbst entscheiden. Nach dem letzten Bond-Abenteuer „Keine Zeit zum Sterben (Originaltitel: No Time to Die) von 2021, war ich zwiegespalten und dachte daran, dass ich es auch mal versuchen könnte. Dies hier stellt nichts anderes als einen Versuch dar und ist in Anlehnung an den „wahren Bond" Sir Sean Connery nachempfunden.

    Ab Kapitel sechs liest sich ein eigenständiges Abenteuer von seiner Nachfolgerin: Ororo Natiwi, das den Titel trägt Lied der Sande. Auch ein Bond-Abenteuer aber ohne James Bond. Ich hoffe, es kann gefallen. 

    „Natiwi-Lied der Sande ist als Nachfolger-Band zu „Bond – Ein zweites Leben zu verstehen. Auf die Idee kam ich, als mein erster Bond-Roman geendet hatte und ich Gefallen an der Figur der Ororo Natiwi gefunden habe. Wie sich eine geläuterte Terroristin wohl anstrengen muss, um beim berühmten MI6 arbeiten zu können, hat mich fasziniert und beschäftigt. Das in der Realität solche „Deals natürlich kaum zustande kommen, sollte klar sein – schließlich ist das hier nur eine Geschichte. Das benannte Verfahren „Gehirnscan gehört heute zu den beliebtesten Themen in der Theoretischen Physik, die natürlich viele Gefahren beinhaltet. Die Straßenkameras in Paris existieren tatsächlich, sowie die kurz erwähnte Diskussion um Missbrauch solch einer Macht. Auf den Webseiten (paris.sous-surveillance.net – Paris unter Überwachung) lassen sich die jeweiligen Standorte bis zu jeder Straßenecke verfolgen. 

    Viel Vergnügen.

    Viel Vergnügen.

    1.

    Was gegen 07:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf den Bildschirmen der Durchleuchtungskontrolle erschien, die das BKA und der Secret Service im Zulieferereingang des Flughafens Köln aufgebaut hatten, waren keine verdächtige aussehenden Gepäckstücke, ominösen Aktenkoffer, Handfeuerwaffen oder tödliche Gimmicks, Laptops und mit Kokain gefüllte Teddybären, sondern das Resultat von Eleganz und Stil. Den Mitarbeitern der Security gelang dank der Technik des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts ein Blick ins Innere von Socken, Unterwäsche und einigen teuren Anzügen – untypisch für den besten Mann des MI6, der in den vielen Jahren viele Male die Welt gerettet hatte. Unter anderen Umständen wäre die Prozedur an Normalität kaum zu überbieten gewesen, die Ankunft des Top-Spions war natürlich geheim und für die Security von daher nichts weiter als eine weitere banale Angelegenheit. Zweimal durch die Schleuse gehen, während sein Smartphone, sein Portemonnaie und sonstigen hilfreichen Kleinigkeiten über den Bildschirm geisterten, diverse Male seinen Ausweis vorzeigen, checken, gegenchecken, danke, bitte. Alles sehr unaufdringlich und freundlich, aber von eiserner Entschlossenheit geprägt, in aller Öffentlichkeit einen mutmaßlichen Terroristen zur Not sofort zu erschießen.

    James Bond hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was die Polizei von Köln durchmachte. Köln war mit seinem Wahrzeichen selbstverständlich des Öfteren Gastgeber für das White House, Secret Service, CIA, zahlreicher Botschafter und gewisser Prominenz, und damit auch Ziel für Untergrundorganisationen, die vielleicht mehr wollten als nur das Schokoladenmuseum zu besuchen. Die Außenministerin höchstpersönlich war der Meinung gewesen, man könne ruhig die Hilfe aus Großbritannien vertragen, da hier seit nunmehr zwanzig Jahren einer der größten Menschenhändlerringe der Welt zu finden war, sich die Spuren aber verliefen. Der MI6 schloss sich der Idee an, indem sie den langjährigen Diener Ihrer Majestät in einen Kurzurlaub schickten, er könne beim Blick auf den Dom den einen oder anderen romantischen Seufzer nicht lassen. Die Wahl für Köln fiel damit auf Deutz, Kölns rechtsrheinischen Appendix, gottlob in Friedenszeiten, weil man von da so schön auf die andere Seite gucken konnte. Und, wie Bonds Vorgesetzter M bekräftigte, könne er seine langjährige Erfahrung ruhig an die jüngere Generation weitergeben, anstatt die Beine hochzulegen und es sich gut gehen zu lassen.

    James Bond saß, eine Zeitschrift auf den Knien, in der Vorhalle und betrachtete das Kommen und Gehen. Der Sitz seines dunkelgrauen Anzugs war perfekt, die dezent gemusterte Krawatte makellos gebunden. Das verhärmte Gesicht ruhig und ausdruckslos, während seine Sinne sich auf die umhergehenden Personen konzentrierten. So wartete er auf die Nummer eins.

    Und das war Bonds größtes Problem.

    Der eigentliche Grund, warum der Agent im bestgeschützten Gebäude Kölns auf seine Protegés wartete und nicht wusste, ob er darüber lachen oder weinen sollte, war das eigentliche Ziel seiner Mission: er couchte die „Neuen".

    Er legte die Zeitschrift auf den Glastisch neben sich und schlug die Beine übereinander. Die ihm zugeteilten Agenten waren Neulinge, hervorragende Absolventen des Crime Scene Investigation und auf ihren Gebieten perfekte Anwärter für einen Platz als Regierungssekretäre, wenn sie es ruhig mochten. Das dreiwöchige Praktikum mit einem der besten Agenten der Welt im Ausland zu fachsimpeln, praktisch Bett an Bett zu schlafen und zu ermitteln, war beim MI6 zu einem heißen Wettbewerb ausgeartet, in der alle Mitarbeiter ihre zehn Finger danach ablecken und sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen wollten. Die oberste Leitung sah sich unter einer Lawine öffentlichen Interesses begraben und nahm via Einrichtung eines Krisenstabs den verzweifelten Wettlauf gegen die Zeit auf, wohl wissend, dass das rege Interesse auch Unbill hervorrufen konnte. Plötzlich wollten selbst Mitglieder des House of Commons ihre Kinder mit auf die Reise schicken und hatten kein Problem damit, auch direkt vorzugehen. Der Wettbewerb war zu einem Desaster geworden. Wer sich abgelehnt fühlte, wurde nicht selten barsch in seiner Redewahl. Viel zu spät hatte der MI6 realisiert, dass ihr Top Agent viel zu bekannt war und den Ärger an Bond ausgelassen. Von dreiundsechzig Anwärtern hatte man sich auf drei geeinigt. Immer noch zu viel, aber weniger war nicht drin. Mittlerweile war James Bond nur noch genervt. Schöner Urlaub!

    Der Erste war Richard O´Connor, Sohn des Premierministers und Absolvent des SRR (Special Reconnaissance Regiment), mit zwei Jahren Erfahrungen als Analyst. Er kam, mit der Rechten an seinem Smartphone tippend, in der Linken ein angebissenes Sandwich, die Freitreppe vom Café herunter, sah ihn und hielt mit ausladenden Schritten auf ihn zu. Er war schmächtig und schlecht gekleidet. „Es ist mir eine große Ehre, sagte er etwas zu laut. Es klang, als habe er auf Bond gewartet, nicht umgekehrt. Bond hasste Menschen, die ihre Lautstärke an öffentlichen Plätzen nicht unter Kontrolle hatten. „Ich habe schon so viel über sie gelesen…

    „Blödmann, grummelte Bond, stand auf und ging vorneweg. Im Gehen sah er sich um. „Wir sind auf einer Mission! Wir sollen nicht zusammengesehen werden.

    „Tut mir leid, brachte Richard aschfahl geworden hervor und versuchte mit dem großen Mann Schritt zu halten. „Ich… ich habe Ihnen etwas mitgebracht, warten Sie, da kommt eine Nachricht…

    Bond drehte sich nicht um. „Stecken Sie das Ding weg."

    „Meine Mutter will wissen, ob wir schon zusammen sind, bemerkte Richard kauend. „WhatsApp, das geht ganz schnell. So, jetzt habe ich Zeit. Warten Sie doch mal...!

    „Ich hoffe nur, dass heute bei SPECTRE ebensolche Pfeifen ihren Dienst tun, sonst sind wir geliefert."

    „Ach, die gibt es doch gar nicht mehr. Oder, Sir? Richard schien den Wink nicht verstanden zu haben. „Die Organisation wurde zerschlagen. Von Ihnen, Sir. Wie haben Sie das bloß gemacht?

    Spectre war die Abkürzung für die gegnerische Terrororganisation Special Executive for Counterintelligence, Terrorism, Revenge and Extortion. Mit Betonung auf war denn mit dem Tod von Ernst Stavro Blofeld, seinem Leiter und Bonds Todfeind Nummer Eins, hatte die Organisation sich in Rauch aufgelöst. Das war vor zwei Jahren gewesen. Keinerlei Aktivitäten waren noch zu verzeichnen.

    „Ich habe meinen Verstand genutzt, bemerkte Bond grummelnd und wich einer Scharr Touristen aus, die zum nächsten Gate aufbrach. Fast wünschte er sich, er könne mit einem von ihnen den Platz tauschen. „Der Wagen steht im Parkhaus. Nummer zwei sollte…

    Richard!"

    Die beiden Engländer warfen einen Blick zurück, während Bond demonstrativ das Gesicht verzog. Eine kleine Frau mit zwei übergroßen Koffern rollte lärmend hinter ihnen her. „Richard! Du auch? Was sagt man dazu! Teri Simmons maß einen Meter sechzig – mit den High Heels, die sie in dutzendfacher Ausfertigung besaß, weil sie fand, auf jeden Zentimeter käme es an. Dünn, blass und eckig war ihr Gesicht. Mit ihrer schmalen, endlosen Nase voller Sommersprossen hätte sie ein Bild von Modigliani entstammen können. Leider fehlte ihren übrigen Formen die entsprechende Üppigkeit, als habe der Italiener nach Fertigung des Porträts die Lust verloren und den Pinsel an Egon Schiele weitergereicht. „Oh, guten Tag, Mister Bond! Es ist mir eine Freude und eine Ehre!

    „Alle wissen´s inzwischen, sagte Bond. „Ich weiß jetzt auch, warum manche Operationen gleich zum Anfang zum Scheitern verurteilt sind. Wer hätte gedacht, dass die Zusammenhänge so einfach sind! Er schob beide nach draußen und beschleunigte seinen Schritt. Vor dem Flughafen wartete ein Shuttle darauf, sie zu einem der öffentlichen Parkplätze zu bringen. Richard stellte fest, dass seine Jacke auf halb acht hing und ein Schürsenkel aufgegangen war, versuchte, beide Probleme gleichzeitig unter Einbeziehung seines Butterbrotes zu lösen und hampelte hintendrein.

    „Sir, ich habe mir erlaubt grundlegende Informationen zu sammeln", rief Teri hinter ihm, wobei die lärmenden Koffer ihre piepsende Stimme fast untergingen ließ.

    „Sammeln wir erstmal Nummer drei ein", zischte Bond und drehte sich beim Shuttle um.

    Teri Simmons war nicht nur Sachbearbeiterin für den Verfassungsschutz, sondern auch eine ausgezeichnete Regierungsinspektorin in Probezeit– und die Tochter des Kultur-Attachés, was sie praktisch ins Rennen um den Praktikumsplatz nach vorne katapultierte. Es war kein Geheimnis, das ein entsprechender Vermerk in einer Akte um diese absolvierte Stelle jeden Agenten ein paar Pluspunkte einbringen konnte. „Menschenhandel findet tagtäglich in Deutschland statt. Viele Menschen arbeiten unter prekären Bedingungen, zum Beispiel in der Pflege, im Haushalt, in der Prostitution, Landwirtschaft, Fleischindustrie oder auf dem Bau. Den verschiedenen Formen von Menschenhandel liegt ein gemeinsamer Mechanismus zugrunde: Menschen werden mit dem Ziel der wirtschaftlichen Ausbeutung massiv in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt und grundlegend in ihren Rechten verletzt. Die Übergänge zwischen schwerer Ausbeutung und Menschenhandel sind fließend. Es ist ein Skandal, Sir."

    „Was Sie nicht sagen! Warum essen Sie das Brot nicht auf, Richard?"

    „Weil…" Richard ging in die Knie, schaffte es seinen Schnürsenkel neu zu verknoten, und kam wieder hoch.

    „Ich frage mich auch, wann es Ihnen auffällt, dass Sie ihren Koffer vergessen haben! Bond wandte ihm dem Rücken zu und konzentrierte sich ganz auf die Nummer zwei. „Seien Sie bitte still! Wir sollten uns nicht mal kennen. Ich hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir gemeinsam still und leise uns hier treffen.

    Teri wurde rot, behielt aber die Fassung. „Sir, wenn Sie erlauben, aber Geheimdienstarbeit von gestern ist nicht mehr von heute."

    „Was?"

    „Schauen Sie sich doch um, forderte sie. „Alle starren nur noch auf ihre Handys. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Hätte ich im Trenchcoat und Sonnenbrille hier auftauchen sollen?

    „Wäre eine Verbesserung gewesen", maulte Bond und kam sich trotzdem deplatziert vor. Stimmte schon, die Welt hatte sich gewandelt und sich im Netz des Internets einfangen lassen. Jeder korrespondierte mit jedem, war praktisch sichtbar und über Meilen erreichbar. Die Menschen hatten sich den kleinen Google-Ratgebern hingegeben und nutzten immer seltener ihren Verstand. Er seufzte.

    Richard mampfte das letzte Bissen herunter und starrte wieder auf sein Smartphone. „Adele hat meinen Post geliket!"

    Teri starrte ihn an. „Ihr seid befreundet?"

    „Nein. Vielleicht. Wir lernten uns beim Time-100-Diner kennen. Das ist das Foto, das sie geliket hat. Er reichte ihr sein Smartphone. „Von mir auf Kuba.

    Teri kam nicht mehr mit. „Du warst auf Kuba!? Was hast du da gemacht?"

    „Ich hatte mich verliebt."

    Bond sah beide stirnrunzelnd an. „Ich hoffe, sie war für die Abtreibung."

    „Keine Witze über Abtreibung, Sir."

    „Was hast du gesagt, Teri?"

    „Jungs, bleibt ruhig."

    Teri sah Richard kritisch an. „Hast du Jungs gesagt?"

    „Tut mir leid, ich hätte gendern sollen."

    Bond sah beide an, während der Shuttle ankam. „Das werden anstrengende Wochen. Wollen Sie jetzt vielleicht mal ihren Koffer holen, Richard? Der Bus wartet nicht auf jeden!"

    Upps."

    „Von Nummer drei immer noch keine Spur", maulte Bond.

    „Wo ist ihr Koffer, Sir?"

    „Habe ich schon vorausschicken lassen, erwiderte er gereizt und setzte sich in den Bus. „Nummer drei hat es nicht geschafft. Zuerst zum Quartier. Bis dahin wünsche ich absolute Ruhe!

    James Bond machte es seiner Umwelt nicht gerade leicht, ihn zu mögen. Er schien als Kind ohne eigenes Verschulden in ein Fettnäpfchen gefallen zu sein, erwies sich jedoch, was die Erzeugung von Meisterung von Peinlichkeiten anging, als konsequent professionell. Mehr noch, der MI6-Agent handelte stehts wie ein Profi und schaffte den Spagat zwischen Vorgehen nach Lehrbuch und Flexibilität wie kein Zweiter. Er war ein Killer und über die Jahre so unnahbar und kühl geworden wie die Sphinx. Viele bewunderten ihn, doch hatte man erst ein paar Sätze mit ihm gewechselt, fühlte man sich selbst unzureichend im Angesicht der Legende. Selbst Felix Leiter, CIA-Agent und langlebiger Freund, vermied es einen Blick in die Seele der unaufhaltsamen Tötungsmaschine zu werfen. Trotzdem war Bond wegen seines Stils und seiner Erfolgsquote beliebt wie auch begehrt. Und gleichzeitig ein Fremder geworden. Es fiel ihm nicht auf, wenn andere Leute über Probleme sprechen wollten, denn in seinen Augen waren alltägliche Dinge wie Verzug bei der Steuererklärung, Hausratsversicherung und B-Prominentenklatsch so lebensfremd wie das Eislaufen einer Kuh. Er war durch und durch ein Agent. Ein Meisterspion.

    Die Fahrt zur Ewaldi-Straße nahe dem Stadtteil Deutz führte durch eine belebte Metropole, die mit seinem Dreikönigsschrein und den Blick über den Rhein berühmt war. Das nahe gelegene Museum Ludwig zeigt Kunst des 20. Jahrhunderts, darunter viele Werke Pablo Picassos. Das Römisch-Germanische Museum beherbergt Objekte aus der Römerzeit. Und natürlich der Kölner Dom. Bond fuhr selbst den Audi A3 und freute sich über dreißig Minuten Stille um sich herum. Vor einem Friseursalon hielten sie schließlich an. „Was, kein Hotel" fragte Richard.

    „Das Quartier D-3 liegt zentral genug. Zehn Meter zur Stadtbahn, dort ist ein Kiosk und der deutsche Geheimdienst hat uns die obere Etage herrichten lassen. Von außen betrachtet sah der Klinkerbau nach nichts aus, einfache Bauten für die Mittelschicht. Nahezu perfekt. Bond parkte den Wagen und führte sie zur Adresse, betrat den Flur und wechselte einen Blick zum Briefkasten, während Richard und Teri mit ihrem Gepäck gut zu tun hatten. Im vierten Stock (einen Fahrstuhl gab es nicht!) kamen beide stöhnend und pfeifend an, während Bond die Post durchsah und sich dem Anschein von Bestürzung hingab. „Sieht schwer aus.

    „Danke, geht schon. Richard sah aus, als würde er gleich Platzen vor Anstrengung. „Stellen die Nachbarn keine Fragen?

    Vor der einzigen Tür im Dachgeschoß sah Bond seinen Koffer stehen, öffnete ein Seitenfach und holte seine Walter PKK hervor, die er routiniert einsteckte. „Diplomatengepäck, bemerkte er spitz. „Die Frau unter uns ist schwerhörig, im ersten und zweiten Stock leben Familien, deren Eltern tagsüber auf Arbeit sind und deren Kinder die Ganztagsschule besuchen. Wir haben Intranet zum deutschen Geheimdienst und vier Räume allein für uns.

    „Wir… sind nicht… vollzählig", meinte Teri schweratmend.

    „Nummer drei… kann sich wohl verabschieden. Richard bemerkte Bonds angespannte Haltung und sah ihn schief an. „Stimmt was nicht?

    Bond stellte sich an die Wand und deutete auf das Schloss. Die Tür war angelehnt.

    Er wartete geduldig, bis die beiden verstanden und sich ebenso an die Wand drückten, dann schob er mit der Pistole im Anschlag die Tür auf.

    Er trat ein.

    Die Gestalt neben der Tür huschte voran und packte seinen Arm, versuchte ihn zu verdrehen, aber darauf war Bond schon vorbereitet: sicher verlagerte er sein Gewicht, stieß ihn zur Seite und zielte. Der Mann vor ihm hielt ein Messer wurfbereit.

    „Nummer drei?"

    Amal Boran war dünn, aber athletisch gebaut und hatte seinen Bart gut gepflegt. Er lächelte trocken und steckte sein Messer wieder ein. „Sie müssen Mister Bond sein, Sir."

    Bond steckte seine Waffe ein, sagte aber nichts.

    „Was… wie hat er", fragte Richard.

    „Ich habe die Maschine aus Sri Lanka genommen, aber sie knapp verpasst."

    „Trotzdem sind Sie vor uns da?"

    „Mein Name ist Amal. Ich kenne mich in Köln aus, wusste aber nicht die Adresse. Dann habe ich einfach beim Konsulat nachgefragt und mir eine Geschichte ausgedacht. Mit dem Fahrrad ist man in Köln schneller. Ich warte seit zehn Minuten."

    Bond war beeindruckt. Wenigstens einer! „Sie kommen direkt vom MIT, mit besten Grüßen aus Ankara. Sehr schön. Dann kann es ja losgehen. Er wies auf den hinteren Bereich des sauber getäfelten Dachgeschoss, das nur von einer Sitzecke, drei Arbeitstischen mit Rechnern und einer Küche beherrscht wurde. „Dort hinter der Tür sind vier Betten. Das Klo und die Dusche sind hier. Verstauen Sie ihr Gepäck. In zehn Minuten geht es los.

    Richard, Teri und Amal setzten sich an ihren Plätzen vor den Rechnern, während Bond geduldig wartete. Bond konnte einem die Geschichte des amerikanischen Präsidentialismus ebenso dezidiert und spannend auseinanderlegen wie die Emissionsmodelle schwarzer Löcher, und er war ein brillanter Lektor. „Von nun an sind sie alle mir unterstellt, und ich will keine Wiederholung wie am Flughafen. Sie sind hier, um zu lernen, also lassen sie sich auch belehren. Richard und Teri, sie beide schalten ihre Handys aus und machen sie erst wieder an, wenn sie zurück in London sind. Amal, legen sie ihre Beretta nicht auf den Tisch. Jeder, der mit einem Feldstecher durch das Fenster schaut, muss sonst denken wir wären Gangster. Richard, schieben sie ihren Tisch nicht so direkt ans Fenster. Teri, machen Sie uns Tee."

    „Soll ich das machen, weil ich eine Frau bin?"

    „Nein, weil sie am nächsten zur Küche stehen. Sie kümmern sich in erster Linie um diesen einen Fall, nämlich zur Zerschlagung eines Menschenhändlerrings, was seit zwanzig Jahren niemanden gelungen scheint. Wenn sie rausgehen wollen, melden sie sich ab. Waffen werden nur hier drinnen getragen – außer, ich sage etwas anderes. Da fällt mir ein, haben sie alles nach Wanzen abgesucht?"

    „Nein."

    „Ich dachte zuerst daran, aber…"

    „Nicht, dass ich wüsste."

    Ich wollte nie Kinder, dachte Bond bitter, ich weiß auch jetzt warum. „Gut, dann holen wir das jetzt nach. Teri, kommen Sie vom Wasserkocher weg. Suchen sie alles ab!" Nach zwanzig Minuten schien alles sauber. „Gut, fangen wir nochmal an. Wir haben durch geschützte Unterbringung, Jugendhilfemaßnahmen, psychosoziale Unterstützung, Rechtsberatung etc. die bestätigte Vermutung, dass knapp fünfzehntausend Menschen davon betroffen sind. Die Identifizierung erfordert beispielsweise bei Polizei, Staatsanwaltschaft, der FKS, Jugendämtern und dem BAMF. Auch irreguläre Migrantinnen, männliche Bauarbeiter oder „Bettelkinder können von Menschenhandel betroffen sein. Wir haben folgende Hinweise…

    Zu später Stunde trat Bond auf die Straße und fröstelte leicht. Das Wetter entsprach der Jahreszeit. Der Herbst schickte einen eisigen Wind aus dem Osten und stoisch blickte er zum aschgrauen Himmel. Es war immer noch weniger, als er sich wünschte, und dennoch mehr, als er zu hoffen gewagt hatte. Drei Straßen weiter sah er sich verstohlen um und glaubte eine Bewegung hinter sich zu erkennen. Er ging weiter und wartete ab.

    Eine Frau mit Hund gesellte sich zu ihm, als er in eine Gasse trat. „Schönes Wetter haben wir nur selten." Die Frau schob die Regenmütze aus dem Gesicht.

    „In Berlin regnet es gerade sehr stark. Mir ist der Winter lieber."

    „Obwohl der Wind kälter wird."

    Die Parole stimmte. „Guten Abend, Agentin. Bond sah sich um und zurück zum Hund, der interessiert seine Hose beschnüffelte. „Der BND bezahlt auch Hunde, wie?

    „Nur der Hund einer Freundin. Hören Sie zu, Bond. Die Frau holte aus ihrer Umhängetasche ein Foto. „Wir sind der Ansicht, dass sich hinter dem Menschenhändlerring eine straffe Organisation verbirgt, die tief bis zur GSG9 reicht. Sie sollten sich mal mit Hauptkommissar Steven Shannon unterhalten. Bond sah auf dem Bild einen schattenhaften Mann mit Dreitagebart und reichlich Geheimratsecken, der flankiert von einer Gruppe ein Gebäude betrat. Er prägte sich die Gesichtszüge ein. „Die Kölner Polizei unterstützt sie bei allem. Wir natürlich auch, fügte sie hinzu. „Brauchen Sie etwas? Unser Kontaktmann beim Friseurladen heißt Georg. Er kann ihnen alles liefern.

    Bond besah sich die Fotografie genau an. Jemand hatte aus einem Weitwinkelobjektiv und aus einem Versteck das Foto geschossen. „Sie denken, er hat etwas damit zu tun."

    „Das zu beweisen, ist fast unmöglich. Shannon kennt alles und jeden. Bis jetzt hat er sich ausgezeichnet aus jeder Ermittlung gegen seine Person rausgehalten. Entweder hat er nichts zu verbergen und wir sind die Idioten, oder er ist verdammt clever und hält alle zum Narren. Ist ihr Team gut?"

    Bond konnte nicht verhindern, dass seine Schultern herabfielen.

    „So schlimm? Ganz anders als eine gestohlene Atombombe aus den Fängen von SPECTRE wiederzubeschaffen, wie?"

    „Es sind blutige Anfänger. Wenn ich könnte, würde ich sie alle zurückschicken und mir lieber ein paar Freunde einladen. Er lächelte verträumt. „Dimitry vom FSB, Leiter vom CIA oder so.

    „Kopf hoch. Wir haben alle mal klein angefangen. Die Frau zog kurz an der Leine, um den Hund daran zu hindern nähere Bekanntschaft mit Bonds Bein zu schaffen. „Pfui, Oswald! Da wäre noch etwas. Sie zog eine zweite Fotografie hervor. Diesmal war das Gesicht einer schwarzen Frau zu sehen. Schön und unnahbar. Bonds Interesse war geweckt. „Kennen Sie sie?"

    „Nein."

    „Das Foto wurde heute am Flughafen gemacht. Kam mit derselben Maschine wie ihre Gruppe. Eine Verwandte von SPECTRE. Sie genoss seine Überraschung. „Wir glauben, dass sie Ororo Natiwi heißt. Als wir heute Mittag eine Anfrage an Interpol schickten, sind die fast ausgeflippt. Zufall? Ich glaube nicht.

    Er betrachtete die Gestalt in der Jeans und dem Pullover. Sie wirkte athletisch, hatte klare braune Augen und ein schönes Gesicht. Ein Mannequin. Aber wenn sie von SPECTRE kam, konnte das nichts Gutes bedeuten. „Was wissen Sie?"

    „Zu wenig, aber dafür genug, um besorgt zu sein. Ororo Natiwi – stammend aus Kampala, Uganda. Mit sechs entführt und

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