Sag Lilo zu mir: und kotz mir nicht aufs Kleid
Von Fiona Haas
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Über dieses E-Book
Ja, der erste Rutsch ins Leben ist nicht einfach - und schon gar nicht, wenn man mit GROSSEN Erwartungen und Anforderungen das Licht der Welt erblickt.
Man ist ja schließlich WER ....oder?
Früh übt sich, wer mal ein großer Despot werden möchte!
Immer dieser Stress, nichts, aber auch gar nichts scheint zu stimmen.
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Buchvorschau
Sag Lilo zu mir - Fiona Haas
Die Hauptpersonen
Cornelia Lieselotte
der Star
Lieselotte, gen. LILO
die Mutter
Hans
der Vater
Oma Stadt Marianne, Annchen
Großmutter - mütterlicherseits
Opa Stadt Bernhard, Bernd
Großvater - mütterlicherseits
Oma Lisa
Großmutter - väterlicherseits
Opa Karl
Großvater - väterlicherseits
Tante Helga
Schwester des Vaters
Tante Franzi
Schwester der Mutter
Onkel Dieter
Verlobter von Tante Franzi
Onkel Pit
Bruder von Opa Bernd
Tante Martha
seine Frau
Lina u. Lambert
Opa Bernds holländischer Cousin mit seiner Frau
(lästige holl.Verwandschaft)
1. Kapitel Nur kein Aprilscherz
Sag Lilo zu mir
und kotz mir nicht aufs Kleid
ein fast biografischer Roman von Fiona Haas
„Nur kein Aprilscherz, jammerte eine Frauenstimme ständig, „nur kein Aprilscherz
...
Ja Schatz, wenn unser Kind noch im März geboren wird, schenke ich dir auch ein wunderschönes neues Kleid, bitte streng dich doch ein wenig mehr an. Bitte
! Flehte eine Männerstimme.
Die hatten da ja wohl alle ziemlichen Zeitdruck. Warum war mir zwar schleierhaft, aber war mir auch ziemlich schnuppe, Hauptsache es ging endlich weiter und ich kam aus dieser ziemlich engen und glitschigen Höhle raus.
Und dann ging alles auf einmal ganz schnell.
Mit einem lauten, schrillen Frauenschrei plumpste ich auf eine weiche weiße Decke und eine ziemlich große Frau im weißen Kittel, schnitt meine Nabelschnur durch, fasste mich mit ihren riesigen Händen an den Füßen, hängte mich mit dem Kopf nach unten und klopfte mir kräftig auf den Po.
Sofort habe ich dann mal kräftig gebrüllt. Was ist das denn für eine Behandlung!
Davon hatten DIE in der Vorbereitungsstelle der Verteiler nichts gesagt. Jeder hatte nur erzählt, wie schön es doch ist, wenn man zu seiner Familie kommt. Die Mami ist immer weich, warm und kuschelig und schmust den ganzen Tag mit uns, von Schlägen hat da keiner was gesagt. Wo ist denn meine Mami, um mich zu beschützen?
Na sehn´se, mit en bis´chen Anstrengung klappt datt doch
, sagte eine große blonde Frau mit einem weißen Kittel. Rausgekommen sind immer noch alle
. (muss wohl die Hebamme gewesen sein)
Sieht ja erst mal gar nicht so gut aus, hier dachte ich mir. Alles ziemlich suboptimal hatte ich da etwa einen Schei.... Landeplatz erwischt? Also wenn ich noch mal mit der Verteilerstelle Rücksprache halten könnte, ich glaube es gäb da 'ne Menge Klärungsbedarf.
Hatte ich nicht ganz konkret meine Wünsche und Forderungen für meine „Landungsstelle" sprich meine zukünftige Familie gestellt? Und wie ich mich erinnere, waren DIE bei der Verteilungsstelle an dem Tag, als ich meine Liste abgab auch nicht alkoholisiert.
Na ja, vielleicht wurde es ja doch noch besser – aber da musste schon noch etwas kommen EHRLICH.
Bisher sah das ja noch ziemlich mau aus.
Aber dann betraten die ersten „Akteure" nach der Hebamme die Bühne meines Lebens.
Meine Mami – eine knochenmagere Nachkriegsschönheit und mein Papi ein überschlanker
Adriano Valentino-Typ
Weiblich, 51 cm groß, 3.100 gr. schwer, mit absolut glatter, babyzarter rosiger Haut, jeder Menge langer dunkelbrauner Haare und zur Krönung „riesengroße dunkelbraune Rehaugen, mit gaaaanz langen Wimpern". Bambi war eine Missgeburt gegen mich!
Bei so einer Top-Qualitätsware wie mir musste schon etwas geboten werden.
Wo war denn das Empfangskomitee?
Und das Zimmer sah es auch nicht unbedingt nach einem Palast oder Ähnlichem aus. Hatten die bei der Verteilerstelle das tatsächlich verpennt, oder hatten sie mir die falsche Grundausbildung gegeben?
War ich etwa eine Fehlzustellung? Hatte der Verteiler mich vertauscht, ob ich wohl noch einmal durch die enge Röhre zurückgehen konnte? Davon hatte ich beim Vorbereitungskurs aber nichts gehört. Ich konnte auch keinen Kontakt mehr mit DENEN aufnehmen, das hatten SIE mir gesagt. Sobald ich zugestellt war, gab's keine Verbindung mehr - die NABELSCHNUR war gekappt!
Na, da musste ICH wohl ALLES selber regeln. Das konnte aber sehr anstrengend werden, so hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Und nun? Jetzt liege ich also hier. Meine Mami liegt völlig erschöpft in ihrem Bett und hat sich bisher noch immer nicht um mich gekümmert - das ist empörend. So etwas geht doch überhaupt nicht.
Auch mein Papi hat sich, nachdem er mich ausgiebig bewundert hat, erst einmal ein oder wie viel? Bier genehmigt und liegt ebenfalls vollkommen erschöpft im Sessel.
Nur eine kleine ältere Oma und ein großer älterer Mann haben sich liebevoll um mich gekümmert. (wohl der Butler und die Hausdame, aber beide schon etwas betagt). Die Oma hat mich, nachdem die Hebamme mich vermessen und gewogen hat, gewickelt und angezogen. Anschließend hat sie mich vorsichtig in einen Stubenwagen gelegt und mit einer wundervoll weichen rosafarbenen Kuscheldecke zugedeckt.
Da bin ich dann selig eingeschlafen.
Hmmm, denke ich mir, morgen kuschelt meine Mami mit mir, hm, das wird schön, hmmm, so schööön
Und ich freue mich so sehr auf meine „Familienzeit".
Will ich doch so gerne ein liebes, nettes Mädchen mit vielen Freundinnen und guten Noten in der Schule werden, immer den Eltern nur Freude machen und ihnen allzeit gehorchen – wie man es uns in der „Familien-Vorbereitung" gezeigt hatte.
Solch ein glückliches Mädchen will ich auch werden.
2. Kapitel Neuer Tag - neues Glück?
Das normale Leben in meiner neuen Familie
Heute ist Mittwoch, der 01. April 1953 und ich bin angeblich heute Nacht – also am 31. März um 23:55 Uhr – geboren.
Ne klar, „nur kein Aprilscherz"! Wenn man als Hausgeburt zur Welt kommt, ist ja manches möglich – oooder?!
Ist das eigentlich immer so dunkel auf der Erde? Ich fang’ mal an zu brüllen, vielleicht wird es dann heller.
Oh, ja, das hat tatsächlich funktioniert. Anscheinend hatten sich einige „Leute" über mich gebeugt, die nun leicht kreischend auseinander fahren.
„Du musst aber auch immer so nah an die Kleine ran gehen, kein Wunder, dass die sich so erschrickt, wenn sie DEIN GESICHT sieht" höre ich eine Frauenstimme, die ich schon kenne, leise sagen.
„Das ist ja mal wieder typisch, Du weißt ja immer alles besser."
Antwortet eine Männerstimme.
„Aber sie ja auch so niedlich und süß, unsere Kleine."
Sagt die Frauenstimme noch einmal.
Daraufhin beschließe ich erst einmal zu grinsen.
Zahnlos und grinsend liege ich also im Stubenwagen.
Mal sehen, was „meine Familie" – und das war sie ja jetzt mal ab heute, mir so bieten konnte. Wenn wenigstens ein wenig Basis vorhanden war, könnte ich ja versuchen, etwas daraus zu machen.
Wer steht denn da so um meinen Stubenwagen herum. Ich muss mir erst mal ein Bild machen, welche Stimme zu welchem Gesicht gehört und wie die Typen dann heißen.
Das Einzige, was bisher klar ist: Ich heiße „KIND" zumindest bis auf Weiteres.
Da kommt wieder diese Frauenstimme, die ich als Erstes gehört habe, das Gesicht kenne ich jetzt auch schon und das muss – soweit ich das richtig zuordne, die ältere Oma sein.
Mit dem Namen Oma lag ich gar nicht so verkehrt.
Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der älteren Frau um meine Oma Stadt, so habe ich sie sofort genannt. Sie wurde zu meiner Lieblingsoma. Eigentlich heißt sie ja Marianne, aber Opa Stadt, der ihr Mann ist und eigentlich Bernhard heißt, hat sie immer nur, mal lieb, mal knurrig, Annchen gerufen.
Also meine Oma Stadt ist nämlich nur 1,47 m groß und das ist ja nicht viel größer, wie ich bin. (Sie ist das Liebste und Netteste, was mir auf der Welt jemals begegnet ist.) Sie hat immer mit mir geschmust und mich in den Arm genommen – war eigentlich der Mami-Job – EIGENTLICH
Das erste Erscheinen von LILO in meinem Leben!
Ja, da stand sie also „meine Mami". Sie beäugte mich mit skeptischem Gesicht und sagte:
"Na