Durch die Hölle des Südens: Western
Von Pete Hackett
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Über dieses E-Book
September des Jahres 1864.
Der Süden lag in den letzten Zügen. Der Nachschub zu Lande und vom Meer her war blockiert. Auf den Schlachtfeldern wurden die Männer hingemetzelt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis General Lee kapitulieren musste. Es fehlte an Kriegsmaterial, Gütern und Geld, es fehlte einfach an allem. Die Kampfmoral der Soldaten in der mausgrauen Uniform sank mit jedem Tag, denn der verheißene glorreiche Sieg des Südens rückte in immer weitere Ferne.
Colonel Lester Grawford hatte Befehl erhalten, das letzte große Waffen- und Munitionslager bei Nocogdoches, Westtexas, zu räumen. Er sollte das gesamte in Nocogdoches gelagerte Kriegsgerät nach Richmond, Virginia, schaffen, um die Schlagkraft der in der Hauptstadt konzentrierten Truppen noch einmal anzukurbeln und den drohenden Einmarsch der Yankees zu verhindern.
Es war ein letztes Aufbäumen, das letzte Aufflackern eines fanatischen Widerstandswillens, und die Generäle scheuten sich nicht, die letzten verfügbaren Reserven an Menschen- und Kriegsmaterial in die Waagschale zu werfen.
Sie verschlossen ganz einfach die Augen vor der bitteren Realität.
Sechs Männer, Yankees, die als Saboteure weit hinter den Linien der Konföderierten tätig waren, hatten Wind von dem Waffentransport bekommen. Sechs harte, entschlossene Männer, die zivile Kleidung trugen, die von der Sache des Nordens überzeugt waren, und in deren Herzen die Bereitschaft lebte, dafür ihr Leben einzusetzen.
Sie ritten nach Nocogdoches. Und vor ihnen lag die Hölle …
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Buchvorschau
Durch die Hölle des Südens - Pete Hackett
Durch die Hölle des Südens
Wildwestroman von Pete Hackett
Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal
und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger
. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author www.Haberl-Peter.de
© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Vorwort
September des Jahres 1864.
Der Süden lag in den letzten Zügen. Der Nachschub zu Lande und vom Meer her war blockiert. Auf den Schlachtfeldern wurden die Männer hingemetzelt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis General Lee kapitulieren musste. Es fehlte an Kriegsmaterial, Gütern und Geld, es fehlte einfach an allem. Die Kampfmoral der Soldaten in der mausgrauen Uniform sank mit jedem Tag, denn der verheißene glorreiche Sieg des Südens rückte in immer weitere Ferne.
Colonel Lester Grawford hatte Befehl erhalten, das letzte große Waffen- und Munitionslager bei Nocogdoches, Westtexas, zu räumen. Er sollte das gesamte in Nocogdoches gelagerte Kriegsgerät nach Richmond, Virginia, schaffen, um die Schlagkraft der in der Hauptstadt konzentrierten Truppen noch einmal anzukurbeln und den drohenden Einmarsch der Yankees zu verhindern.
Es war ein letztes Aufbäumen, das letzte Aufflackern eines fanatischen Widerstandswillens, und die Generäle scheuten sich nicht, die letzten verfügbaren Reserven an Menschen- und Kriegsmaterial in die Waagschale zu werfen.
Sie verschlossen ganz einfach die Augen vor der bitteren Realität.
Sechs Männer, Yankees, die als Saboteure weit hinter den Linien der Konföderierten tätig waren, hatten Wind von dem Waffentransport bekommen. Sechs harte, entschlossene Männer, die zivile Kleidung trugen, die von der Sache des Nordens überzeugt waren, und in deren Herzen die Bereitschaft lebte, dafür ihr Leben einzusetzen.
Sie ritten nach Nocogdoches. Und vor ihnen lag die Hölle …
*
Es war Nacht. Das Lager Nocogdoches lag im Mondschein. Rund um die flachen Bauten zog sich ein undurchdringlicher Stacheldrahtverhau. Das hohe Galgentor war streng bewacht. Zwei Soldaten mit geschulterten Karabinern standen davor. Auf der anderen Seite war die Wachbaracke. Licht fiel aus einem der Fenster. Innerhalb des Zauns zogen Doppelposten ihre Runden. Die Wachbaracke wurde von einem überdachten Holzturm überragt, der über der Brustwehr nach allen Seiten offen war. Eine Gatling-Kanone war oben installiert worden, eine jener Maschinenwaffen, die auf ein schweres Kugelgelenk montiert und nach allen Seiten schwenkbar waren, deren Mechanik mit einer Kurbel in Gang gesetzt wurde, und die über zehn Läufe vom Kaliber 45 verfügten. Zwei Wachen waren bei dieser tödlichen Waffe postiert. Und es gab noch drei solcher Türme …
In vielen der Unterkünfte brannte Licht. Auf dem Paradeplatz des Stützpunkts waren vierzig Schlutter-Wagen aufgefahren. Schnarrende Stimmen erschallten. Laternenlicht geisterte über Barackenwände und Wagen und ließ die hellen Planen wie Segel leuchten. Im Lager Nocogdoches herrschte rege Betriebsamkeit.
Die sechs Männer aus dem Norden lagen gut gedeckt an der Böschung eines ausgetrockneten Grabens und beobachteten mit glitzernden Augen, was sich abspielte. Ihre Pferde hatten sie eine halbe Meile weiter nördlich in einem Nadelwald zurückgelassen. Sie waren mit Henry Rifles und schweren Colts bewaffnet.
»Sieht schlecht aus«, sagte einer von ihnen. »Es ist fast unmöglich, in das Lager einzudringen. Selbst wenn es uns gelingen sollte, die Posten auszuschalten - mit den Gatling-Guns schießen sie uns in tausend Fetzen.«
»Wir müssen hinein«, entgegnete Captain John Warwick entschlossen. »Wenn sie erst mal auf dem Trail sind, können wir sie nicht mehr aufhalten. Wir müssen hinein, koste es, was es wolle.«
Er sprach es mit aller Entschiedenheit und mit Nachdruck. Davon rückte er nicht ab.
»Dass sie bereits die Fuhrwerke beladen, lässt darauf schließen, dass sie im Laufe des morgigen Tages aufbrechen werden«, bemerkte Sergeant Jim Linhardt.
»Sicher«, pflichtete ihm der Captain leise bei. Durch die Finsternis konnten die anderen sein Gesicht nur als bleichen Fleck ausmachen. »Und darum muss es in dieser Nacht geschehen. Wir retten damit Hunderten, vielleicht sogar Tausenden unserer Kameraden das Leben. Und wir versetzen diesen verdammten Rebellen vielleicht endgültig den Todesstoß.«
Er stieß es hervor, und seine Augen glommen im vagen Mondlicht fanatisch.
Kurze Zeit herrschte bedrücktes Schweigen.
»Sie werden ja nicht durcharbeiten bis zum Morgen«, knurrte plötzlich Cliff Sorrento. »Wenn es im Lager nicht mehr zugeht wie in einem Ameisenhaufen, können wir es versuchen.«
»Ja«, sagte der Captain. »Wir schneiden eine Gasse in den Stacheldrahtverhau. Sollten wir gestört werden, nehmt die Messer. Es muss alles völlig lautlos vor sich gehen. Der Sergeant und ich dringen ins Magazin ein, in dem die Waffen lagern. Ihr anderen kümmert euch um die Fuhrwerke. Nehmt ausreichend lange Zündschnüre, damit wir noch Zeit finden, abzuhauen. Wir treffen uns hier und setzen uns dann gemeinsam ab. Verstanden?«
»Verstanden!« kam es gepresst zurück.
Die Zeit schien stillzustehen. Die Wachen wechselten. Die Nordstaatler teilten Dynamit und Zündschnüre, die sie in einem Leinensack verstaut hatten, unter sich auf.
Diese sechs Männer waren ein Elitetrupp. Jeder für sich war Experte im Umgang mit Sprengstoff, mit Colt und Gewehr und auch mit dem Messer. Sie waren aus Stahl und Stein und allem, was hart, unbeugsam und unerbittlich macht, zusammengesetzt. Sie waren allererste Garnitur. Jeder von ihnen hatte sich freiwillig dem Himmelfahrtskommando im Feindesland zur Verfügung gestellt.
Dennoch lief es dem einen oder anderen kalt den Rücken hinunter, wenn er daran dachte, dass er beim geringsten Fehler, den sie begingen, wahrscheinlich den Morgen nicht mehr erlebte. Auf jeden von ihnen wartete ein namenloses Grab, an dem niemand betete, in das hinein ihnen nur die Flüche der Rebellensoldaten folgen würden.
Es war Mitternacht vorbei, als im Lager ein schriller Pfiff ertönte. Eine gellende Stimme brüllte einen scharfen Befehl, die Soldaten schlossen die Bordwände der Fuhrwerke und nahmen in Reih' und Glied Aufstellung. Die üblichen Befehle erschallten, ein Zug- oder Truppführer meldete, dass die Gruppe angetreten sei, und dann schnarrte das befehlsgewohnte Organ eines Offiziers: »Okay, Männer. Der Rest wird morgen verladen. Haut euch aufs Ohr, denn der Trail nach Richmond wird alles andere als ein Spaziergang. Ich will morgen keinen erwischen, der nach Alkohol riecht. Von uns wird viel abhängen. In Richmond setzt man die letzten Hoffnungen in uns. Wir wollen Jefferson Davies und General Lee doch nicht enttäuschen. - Wegtreten!«
Schritte trappelten, als sich der Trupp auflöste. Die Männer verschwanden in ihren Unterkünften. Die vierzig Schlutter-Wagen lagen im Dunkeln. Auch in den Unterkünften verloschen nach und nach die Lichter.
Die sechs Männer huschten im Schutz der Böschung davon. Sie verließen den Graben, als sich eine Wolke vor den Mond schob und sie von den Wachtürmen aus nicht mehr gesehen werden konnten. Sie näherten sich dem Stacheldrahtverhau von Osten. Die Wachtürme waren durch die Dunkelheit nur als riesige, verschwommene Klötze auszumachen. Die sechs Männer bewegten sich lautlos und geschmeidig. Ihre Gestalten verschmolzen mit der Dunkelheit. Bei den übereinander getürmten Stacheldrahtrollen warfen sie sich flach auf den Boden. Corporal Brad Lesley und Reiter Bill Calhoun fingen an, einen schmalen Durchgang in das Drahtgeflecht zu schneiden. Sie arbeiteten fast geräuschlos mit den Drahtscheren. Nur leises, metallisches Klicken war zu vernehmen, das sich aber schon nach wenigen Yards in der Stille verlor. Es dauerte etwa zwei Minuten, dann krochen die Saboteure schlangengleich durch die entstandene Gasse. Die Drahtscheren blieben zurück. Sie huschten in den Schlagschatten einer Hütte, verharrten geduckt und wagten kaum zu atmen.
Da ertönten knirschende Schritte. Stiefelleder knarrte, rauer Hosenstoff schabte übereinander. Und dann schälten sich die Konturen zweier Wachtposten aus der Finsternis. In diesem Moment zog die Wolke am Mond vorbei, und silbriges Licht legte sich auf das Land. Die schattenhaften Gestalten der Wachtposten nahmen Formen an. Sie hatten die Karabiner geschultert, und der Stahl der Läufe reflektierte das Mondlicht.
»Sorrento, Vanderbildt!«, zischelte Captain Warwick.
Sprungbereit standen sie im tiefen Schatten, wie lauernde Raubtiere.
Die beiden Posten näherten sich. Nur noch einige Schritte, und sie mussten die in den Stacheldraht geschnittene Bresche wahrnehmen. Sie würden sofort Alarm schlagen. Doch ehe es soweit war, wirbelten zwei schwere Messer durch die Luft. Mit dumpfem Schlag bohrten sie sich in die Körper der Wachtsoldaten. Ein leises Stöhnen, ein Ächzen, und die beiden sackten haltlos zusammen.
»Gut gemacht«, lobte Warwick flüsternd. »Holt sie in den Schatten!«
Linhardt und Calhoun lösten sich aus der absoluten Finsternis, glitten zu den leblosen Gestalten hin und zogen sie an die Schuppenwand. Sorrento und Vanderbildt nahmen ihre Messer wieder an sich und holsterten sie im Stiefelschaft.
»Weiter!«, drängte der Captain.
Sie erreichten den Rand der Lagerstraße. In einer Passage zwischen zwei flachen Gebäuden kauerten sie nieder. Sie sicherten vor sich sowie die Lagerstraße hinauf und hinunter. Das Mondlicht streute über den großen, staubigen Exerzierplatz, der jenseits der Straße begann, und umfloss die Umrisse der