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Game shot, Euer Ehren: (Skycity 6) - Gay Romance
Game shot, Euer Ehren: (Skycity 6) - Gay Romance
Game shot, Euer Ehren: (Skycity 6) - Gay Romance
eBook268 Seiten3 Stunden

Game shot, Euer Ehren: (Skycity 6) - Gay Romance

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Über dieses E-Book

Da Ike Drewer in Chicago keine Verbesserung seiner Lage erkennen kann, seine Freunde sich von ihm distanzieren und seine Arbeitskollegen ihm wegen seines homosexuellen Lebenswandels das Leben zur Hölle machen, ergreift er die einmalige Chance, die sich ihm bietet, mit beiden Händen. Der Bürgermeister von Reno bittet ihn, für das Amt des Zivilrichters im Washoe County zu kandidieren.

Jetzt lebt er in Reno, geht einer geregelten Arbeit nach, hat erste Verbindungen geknüpft und eckt so gut wie nie wegen seiner Sexualität an. Die Glücksspielstadt in Nevada zeigt sich ihm gegenüber sehr liberal. Probleme machen ihm beruflich nur die Anfeindungen durch den geschlagenen Gegenkandidaten. Peter O’Riordan kann es als rechter Populist und Chef der nationalistischen Bürgermiliz „Reno Brotherhood“ nicht auf sich beruhen lassen von einem Schwulen geschlagen worden zu sein.

Nach mehreren teils sogar gefährlichen Ereignissen sucht Ike Schutz im Skycity, das seit Jahren mit dem Reno Police Department zusammenarbeitet. Zu Ikes Freude arbeitet sein Expartner Dwayne in dem Casino und er hofft, mit ihm wieder zusammenzukommen. Es kommt aber alles ganz anders, als er erwartet hat.

Dieses Buch enthält homoerotische Elemente und ist daher nur für aufgeschlossene Leser geeignet. Für alle Anderen: Finger weg!

Alle Bände der Skycity-Reihe:

Band Eins: Rien ne va plus – Nichts geht mehr

Band Zwei: Eye of sky – Kein Spiel ohne Risiko

Band Drei: Texas Rodeo – Die Würfel sind gefallen

Band Vier: Reno Nights

Band Fünf: Texas Heat – Spiel mit gezinkten Karten

Band Sechs: Game shot, Euer Ehren!

Bonusband der Skycity-Reihe: Einsam an Valentin und Reno Summer Nights (Kostenfrei bei BookRix lesen)

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum3. Nov. 2017
ISBN9783739698427
Game shot, Euer Ehren: (Skycity 6) - Gay Romance

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    Buchvorschau

    Game shot, Euer Ehren - Celia Williams

    Wichtige Hinweise

    ***

    Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

    E-­Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

    Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

    Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

    ***

    Liebe Leser,

    erst einmal Dankeschön, dass Ihr diese Geschichte lest. Jetzt muss ich auch noch eine Entschuldigung hinterher schieben. Ich habe keine Ahnung wie das Rechtssystem in den USA konkret funktioniert. Natürlich bekommt man das eine oder andere in diversen Fernsehsendungen und Spielfilmen mit, aber es ist trotzdem eher unklar, welches Gericht für was zuständig ist. Auch eine ausführliche Internetrecherche hat mir da nicht wirklich weitergeholfen. Also bin ich einfach von Annahmen ausgegangen und habe diese als Tatsachen in meiner Geschichte genutzt. Sollte es sehr von der Realität abweichen, bitte ich Euch mir das nachzusehen. Ich gehe davon aus, dass jeder County seinen eigenen Gerichtshof für Fälle im eigenen Bezirk/Distrikt hat, in unserem Fall hier Washoe County. Die Richter werden von der Bevölkerung nach einem klassischen Wahlkampf gewählt und ihre Amtszeit dauert acht Jahre (damit sich der Aufwand auch lohnt). Danach kann ein Richter wiedergewählt werden. Zum Bundesrichter wird man vom Präsidenten ernannt und vom Senat bestätigt. Also das sind die Voraussetzungen und jetzt viel Spaß beim Lesen.

    Eure Celia

    Gegenspieler

    Wütend stapfte Peter O’Riordan, Begründer der Bürgermiliz Reno Brotherhood durchs Clubhaus. Er war fuchsteufelswild. Er hatte sich für das Amt des nächsten Bezirksrichters von Washoe County beworben, da das Amt per Direktwahl durch die Bürger von Reno und dem Umland entschieden wurde. Bisher hatte es keinen Gegenkandidaten gegeben, doch ein Informant aus dem Kreis des Bürgermeisters hatte Peter gerade darüber informiert, dass ein Staatsanwalt aus Chicago Interesse bekundet hatte. Scheiße!

    Zwar hatte Peter sein Jurastudium wie sich das gehörte abgeschlossen, da er aber den familieneigenen Baufachhandel hatte übernehmen wollen, hatte er nie die Zulassung zum Anwalt angestrebt. In seiner Jugend hatte er seinen eigenen Weg gehen wollen, doch noch während des Universitätsbesuchs erkannt, dass er sich als Geschäftsführer des ‚O’Riordans‘ wesentlich leichter tat. Für eine richtige Karriere hätte er von Reno weg und in eine größere Stadt ziehen müssen, doch Peter liebte seine Heimat und wollte nicht als Anwalt für Kleinkriminelle und Bagatellfälle versauern. Daher hatte jeder praktizierende Jurist, egal in welcher Funktion, mehr Erfahrung als er. Natürlich war der Heimvorteil auf seiner Seite, aber an Fachkompetenz mangelte es ihm. Bisher hatte das, aufgrund eines fehlenden Mitbewerbers, keine Rolle gespielt.

    Vor dem PC ließ er sich auf den Bürostuhl fallen und hackte den Namen „Ike Drewer" ins Suchfeld von Google. Schnell wurden ihm Ergebnisse angezeigt. Er fand zig Hinweise auf den smarten Anwalt aus Illinois mit Bildern, Biographie und Erfolgsstatistik. Der Scheißkerl war super erfolgreich als Verteidiger für reiche Leute und hatte auch Erfahrung mit Schwerverbrechern. Zornig schrie er auf, als er in dessen Vita las, dass er homosexuell war. Ein Schwuler trat gegen ihn an! Reno Brotherhood vertrat rechte Ansichten, inklusive der Meinung, dass man ausschließlich mit dem anderen Geschlecht verkehrte. Ganz besonders wütend machten ihn die Bilder des Scheißkerls. Der war groß, muskulös und sah gut aus. Wenn es Peter es nicht schwarz auf weiß vor sich hätte, hätte er den Anwalt nicht für schwul gehalten.

    Aufgebracht marschierte er ins Bad und warf sich erst einmal eine Handvoll Wasser ins Gesicht. Er musste sich beruhigen und sich dann eine Strategie zurechtlegen, wie er den Wahlkampf für sich entscheiden konnte.

    Es mangelte ihm an praktischer Erfahrung. Nun ja, daran konnte er nichts ändern. Dafür hatte er den Heimvorteil auf seiner Seite. Zwar wusste er, dass er die oberen Zehntausend nicht hinter sich bekam, denn sie stimmten mit seinen politischen Ansichten nicht überein. Beim Normalbürger sah die Sache anders aus. Gingen die aber wählen? Er musste die Bürger Renos also für diese Wahl begeistern und sie dazu bringen an die Wahlurnen zu gehen. Vom Optischen her machte Ike Drewer objektiv betrachtet mehr her als er selbst. Als verheirateter Mann genoss Peter die gute Küche seiner Frau und hatte sich ein wenig gehen lassen. Nicht das er fett wäre, nein, aber seine Körpermitte wurde von einem kleinen Bauchansatz verziert. Der musste weg. Natürlich hatte er noch die Tatsache auf seiner Seite, dass er mit einer Ehefrau und einem Sohn, also der perfekten amerikanischen Familie aufwarten konnte. Bei Wahlen um solche Ämter gewannen fast immer die gut bürgerlichen Kandidaten.

    Jetzt wusste Peter, was er tun musste. Mit den Mitgliedern von Reno Brotherhood würden sie eine Strategie austüfteln, wie sie Wahlbeteiligung steigern konnten. Außerdem würde Peter sein Aussehen verändern und das in mehrerer Hinsicht. Er würde sich einen guten und teuren Friseur suchen. Bei einem Herrenausstatter würde er für seine Auftritte ein paar Anzüge in Auftrag geben. Im Bereich seiner Figur würde er schnelle Ergebnisse brauchen, er würde also nachhelfen müssen. Hier konnte ihm ein Sympathisant der Bürgermiliz helfen. Der Kerl betrieb schon seit Jahren eine Kette von Muckibuden und kannte sich mit Gewichtverlust und Muskelaufbau aus, auch auf die chemisch unterstütze Weise.

    Zurück am Schreibtisch griff er sich das Telefon und machte seinen Anruf. Zufrieden legte er den Hörer wieder auf. Er hatte alles in die Wege geleitet. Jetzt konnte der Spaß losgehen. Ein wenig Wettkampf hatte noch keinem geschadet.

    Vier Tage später traf sich Peter mit dem Betreiber des Fitnessstudios in dessen Büro und erhielt drei Einheiten Anabolika. Ausführlich bekam er den Umgang mit dem Mittel erklärt und wie er es dosieren musste. Im Grunde interessierte Peter nicht, was darin enthalten war, Hauptsache war, dass es ihm half schnell fit und durchtrainiert auszusehen.

    Auf dem Rückweg zum Clubheim hielt er wie angewiesen in der nächsten Apotheke und kaufte sich Einwegspritzen. Gleich würde er mit der Steroidtherapie beginnen und schon bald würde er besser aussehen als Ike Drewer.

    Einige Tage später nahm das Reno Police Department einen Schmugglerring für illegale Substanzen hoch. Es wurden Drogen, Medikamente unterschiedlicher Art und Anabolika konfisziert. Im Polizeilabor ergaben die Tests, dass das Heroin mit Rattengift gestreckt und das Anabolikum hochgradig verunreinigt war. Normalerweise handelte es sich dabei um eine ausgewogene Mischung aus verschieden Steroiden und Testosteron. Doch es fanden sich neben einer zu hohen Dosis des männlichen Hormons auch noch verschieden schädliche Benzolverbindungen. Der Gerichtsmediziner vermutete, dass es bei einer dauerhaften Einnahme zu verschiedenen Nebenerscheinungen kommen konnte, beispielsweise zu Psychosen, Persönlichkeitsveränderungen, bis hin zum Verfolgungswahn.

    Ohne es zu wissen hatte Peter drei Flaschen genau dieser verunreinigten Anabolika gekauft und spritzte sich wie angeordnet jeden Tag eine Dosis von dreißig Millilitern. Er selbst bemerkte keine Veränderungen außer den gewünschten. Sein Gewichtetraining schlug schnell an und er verlor wie erwartet die überschüssigen Pfunde. Zur Wahl hatte er einen attraktiven und durchtrainierten Body.

    Doch leider half ihm das wenig. Die Bürger Renos hatten sich zwar an die Wahlurnen treiben lassen, aber ihr gesunder Menschenverstand hatte nicht zugelassen, dass er die Wahl gewann. Das Wahlergebnis war für Peter niederschmetternd. Er hatte nur siebenundzwanzig Prozent aller Wählerstimmen erhalten. Die Schwuchtel hatte mit überragender Mehrheit gewonnen.

    In dieser Nacht wurde der Grundstein für seinen extremen Hass gegen Ike Drewer gelegt. Seine durch das Anabolika ausgelösten psychischen Störungen verstärkten noch diese Tendenz. Mit jedem Tag wurde er wütender und paranoider. Er glaubte mittlerweile, dass jeder ihn betrog und hinterging. Doch Peter hatte auch ein enormes schauspielerisches Talent. Er gaukelte seinem Umfeld vor, dass er sich nicht sehr verändert hatte, denn er wollte alle in dem Glauben lassen, dass er sie nicht durchschaute. So dachte er die Oberhand behalten zu können.

    Einzig Ike Drewer, der Stachel in seinem Fleisch, eiterte unkontrolliert weiter. Hier musste bald etwas unternommen werden. Reno Brotherhood schmiedete Pläne die Schmach ihres Präsidenten zu rächen. Sie würden es nicht dulden, dass so ein widernatürliches Etwas den Richterstuhl von Washoe County inne hatte.

    ***

    Resigniert fuhr Jennifer O’Riordan von der Arbeit in Richtung Highschool. Jeden Tag der verging wurde ihr Mann seltsamer. Sie hatten sich kennengelernt, als Jennifer selbst noch auf die Highschool ging und im O’Riordans, dem Baufachhandel von Peters Eltern, in den Ferien jobbte. Der junge Mann, der gerade mit dem Jurastudium fertig geworden war beeindruckte die hübsche Jennifer übermäßig und es war leicht sich in den gebildeten und gutaussehenden Peter zu verlieben. Sie gingen aus, lernten sich kennen und irgendwann schliefen sie auch miteinander. Es kam, wie es kommen musste, sie wurde schwanger. Doch Peter liebte seine Jennifer und die O’Riordans mochten sie ebenso, also heirateten sie und gründeten einen eigenen Hausstand.

    Damals war Jennifers Welt noch heil gewesen. Ihr Peter hatte moderate und gemäßigte Ansichten und benahm sich nicht wie die Axt im Walde. Doch dann wurde sein Vater krank, Alzheimer. Die schlimme Krankheit brachte Seiten an Jennifers Schwiegervater an die Oberfläche, die niemand jemals bei ihm vermutet hatte. Tief in seinem Inneren, verdeckt vom Anstand und der höflichen Fassade des Geschäftsmanns, lauerte ein rechtsradikaler Rassist. Der alte O’Riordan machte keinen Unterschied zwischen Schwarzen, Indianern, Mexikanern, Schwulen oder Frauen. Für ihn war jeder, der nicht weiß und männlich war, ein Mensch zweiter Klasse. Durch den regen Umgang und die Gewöhnung eignete sich auch Peter die eine oder andere Ansicht an und zu der Zeit als Jean, ihr Sohn, in die Vorschule kam, fand er übers Internet Gleichgesinnte. Schneller als Jennifer es für möglich gehalten hatte, organisierten sie sich und gründeten Reno Brotherhood.

    Anfangs hielt Jennifer es noch für eine Eintagsfliege, etwas, das irgendwann vorbeiging. Die meisten Hobbies verloren irgendwann ihren Reiz und versanken wieder in der Versenkung. Doch jetzt, zehn Jahre später, war ihr Mann extremer als jemals zu vor. Seine Gesinnung trieb enorme Blüten und sie hatte gehofft, dass die verlorene Wahl ihn endlich wachrütteln würde. Stattdessen ließ sie ihn fast schon ins fanatische abrutschen. Zwar bekam sie von den Aktivitäten der Miliz nichts mit, weil ihr Mann sie konsequent außen vor hielt, was ihr mehr als recht war, aber sie befürchtete das Schlimmste.

    Hinzu kam noch, dass ihr Sohn mit seinen vierzehn Jahren langsam aus der Phase der Selbsterkundung herauskam. Er begann sich für mehr als nur Videospiele und dergleichen zu interessieren. Bisher hatte er keinerlei Interesse an Mädchen gezeigt und Jennifer vermutete, dass das auch so bleiben würde. Wenn sie sich nicht total täuschte, hatte ihr Junge eher eine Tendenz zum eigenen Geschlecht. Für Jennifer stellte das kein Problem dar, aber Peter würde damit nicht klarkommen. Was sollte sie nur tun, wenn die Situation eskalierte?

    Sie kannte doch nichts anderes. Aus dem sicheren Elternhaus war sie direkt mit Peter zusammengezogen. Gottseidank hatten ihre Eltern es zur Bedingung gemacht, dass Jennifer nach der Geburt doch noch eine Ausbildung machte, daher stand sie nicht vollkommen perspektivlos dar. Sie arbeitete seit ein paar Jahren als Sekretärin bei einem Immobilienmakler, kümmerte sich um die Akten und den Schriftverkehr mit den verschiedenen Ämtern und den Kunden. Sie liebte ihren Job, vor allem das Herauskommen aus dem häuslichen Trott. Auch die Arbeitszeit passte perfekt in ihr Leben. Sie verließ morgens mit Jean das Haus, setzte ihn an der Schule ab und fuhr dann zur Arbeit. Da sie flexible Arbeitszeiten hatte, machte sie meist um sechzehn Uhr Feierabend und holte ihren Jungen wieder ab. Die wenigen Überstunden machte sie dann, wenn Jean den Nachmittag mit Jimmy in dessen Elternhaus verbrachte, denn das bot sich an. In dieser zusätzlichen Zeit erledigte sie die nervige Ablage, die zu jedem Job dazugehörte. An diesen Tagen kam sie dann erst zwischen sechs und sieben nach Hause.

    Wie gesagt, ihr Leben wäre perfekt, wenn ihr Mann nicht diese Veränderung in den letzten Jahren durchlaufen hätte, die sich in den letzten Monaten drastisch verschärft hatten. Warum das so war konnte Jennifer nicht sagen, aber es machte ihr Sorgen.

    Mit einem Lächeln hielt sie vor der Highschool und ihr Sohn stieg fast sofort ins Auto ein. Mit einem „Hi, Mum!" versüßte er ihr den Tag und vertrieb die unangenehmen Gedanken. Noch immer war er ihr Sonnenschein. Jean war fröhlich und unkompliziert und selbst die angeblich stressige Pubertät hatte sie nicht entzweien können. All seine Probleme und Sorgen besprach Jean mit ihr und suchte auch Trost und Anerkennung bei ihr. Das war schon immer so gewesen und Anfangs hatte Peter sich sehr daran gestört. Doch mit den Jahren hatte er sich daran gewöhnt und es passte in das Bild, das er sich von einer Vater-Sohn-Beziehung gemacht hatte. Liebevolle Strenge und ein vorgegebenes Reglement sollten hier vorherrschen. Bisher hatte das Jean keine Schwierigkeiten bereitet, er passte sich einfach seinem Vater an, auch wenn er nie in der Lage war ihn durch sportliche Erfolge stolz zu machen. Da er aber in Mathematik, Physik und Erdkunde spitzenmäßig war, akzeptierte sein Vater dies als seine Steckenpferde. Dass Jean in der Schule den Workshop für Handnähtechnik und bei der Theatercrew mitmachte, wusste er gar nicht und weder Jean noch Jennifer beabsichtigten das zu ändern. Hier hielten sie sich an das Motto: Was er nicht weiß macht ihn nicht heiß.

    Winterliche Kälte

    Frustriert starrte Ike hinaus auf das winterliche Reno. Ein ganz leichter Schneefall hatte eingesetzt und erinnerte ihn an seine alte Heimat. In Chicago gab es auch jeden Winter Schnee und Eisglätte, trotzdem unterschied sich Reno erheblich von der „Windy City. Die Glücksspielstadt in Nevada wurde aus gutem Grund von ihren Bürgern als „die größte Kleinstadt der Welt bezeichnet. Hier fühlte sich Ike wie in einem Dreihundert-Seelen-Dorf. Man kannte sich, man achtete aufeinander und war stets nett zu seinen Nachbarn. So gut aufgehoben hatte sich Ike schon ewig nicht mehr gefühlt.

    Mit Grauen erinnerte er sich an seine letzten Monate in Chicago. Nachdem er sein Amt als Staatsanwalt angetreten hatte, musste er erkennen, aus welchem Grund sein Expartner mit seiner Veranlagung hinterm Berg gehalten hatte. Jahrelang hatte Ike als Staranwalt Verbrecher aller Couleur verteidigt und dabei ziemlichen Erfolg gehabt. Seine Mandanten hatten sich nie an seiner sexuellen Ausrichtung gestört, da für sie nur seine Leistung zählte. Jeder Verbrecher mit den monetären Mitteln sich Ike leisten zu können, informierte sich im Vorfeld über ihn und wusste, dass er schwul war. Als man ihm den Posten des stellvertretenden Oberstaatsanwalts angeboten hatte, griff er zu ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Im Grunde hatte er sich von Dwayne, einem Cop beim Morddezernat, getrennt, weil der sich nicht hatte outen wollen. Doch bereits eine Woche nach Dienstantritt wusste er, warum sein ansonsten so cooler Maori-Krieger sich dagegen entschieden hatte. An allen Ecken und Enden wurde Ike gemobbt. Rechtsanwaltsfachangestellte, die ihm zuarbeiten sollten, ließen seine Aufträge liegen, absichtlich Fristen verstreichen und zwangen ihn dazu alles doppelt und dreifach zu kontrollieren. Die Polizisten machten ihm zusätzlich das Leben schwer, auch wenn sie sich nicht so offen gegen ihn stellten, so blieben doch die hämischen Blicke und die dummen Sprüche. Kein Cop wollte, dass sein Fall vor Gericht den Bach hinunterging, weil er dem Staatsanwalt nicht alle Fakten zur Verfügung gestellt hatte und nur aus diesem Grund warf man Ike keine Stöcke zwischen die Beine. Selbst sein neuer Chef zeigte sich peinlich berührt, als ihm klar wurde, dass Ike mit Männern statt mit Frauen verkehrte. Warum hatte sich dieser nicht die Zeit genommen, das abzuchecken, bevor er ihm den Job anbot?

    Nach einem halben Jahr war Ike kurz davor alles hinzuschmeißen und sich wieder in einer Kanzlei einzukaufen. Doch bevor er bei der Staatsanwaltschaft kündigen konnte, erhielt er die Anfrage, die sein Leben grundlegend verändern sollte. Kelly Marsden, die Assistentin von Raiden James, dem Bürgermeister von Reno, rief Ike an und erkundigte sich bei ihm, ob er sich vorstellen könnte als Richter tätig zu sein. Da sich Ike für die Stelle des stellvertretenden Staatsanwalts entschieden hatte, weil er politische Ambitionen hatte, kam ihm dieses Angebot gerade Recht. Seine Freunde hatten diesen Schritt nicht nachvollziehen können. Als Anwalt einer sehr betuchten Klientel strich Ike jahrelang extrem hohe Honorare ein und lebte auf einem entsprechenden Niveau. Als Angestellter von Uncle Sam verdiente er weit weniger. Zwar konnte er das eine Zeit lang ausgleichen, doch Ikes gesunder Menschenverstand untersagte es ihm ständig über seinen Verhältnissen zu leben. In diesem Moment musste er erkennen, warum sich Dwayne immer an seinen oberflächlichen Freunden gestört hatte. Keiner dieser Snobs hielt zu ihm. Nachdem er zum zweiten Mal erklärt hatte, dass er keine so großen Sprünge mehr machen konnte, wurde er nicht mehr so oft eingeladen. Das wiederum war sehr bezeichnend für seine Freunde und leider auch für Ike, der wohl das falsche Maß angelegt hatte, als er sich seine Freunde auswählte.

    Sein Umzug nach Nevada verlief problemlos und zügig. Innerhalb einer Woche hatte er seinen Job gekündigt, sich von der Arbeit freistellen lassen und eine Umzugsfirma beauftragt. Mit nur einem Koffer flog Ike nach Reno und zog in das Apartment ein, das ihm die Stadt zur Verfügung stellte. Der Wahlkampf startete gut und er schien den Bürgern von Reno zuzusagen, zumal der Gegenkandidat eher durch seine rechtsgerichtete Einstellung auffiel. Aus genau diesem Grund hatte Raiden James nach einem Alternativkandidaten gesucht. Auf keinen Fall wollte er jemanden mit radikaler Ausrichtung auf dem Richtersessel von Reno. Wie erwartet gewann Ike die Wahl mit erheblichem Vorsprung, was zur Folge hatte, dass er von seinem Gegner bedroht wurde. Das führte dazu, dass er zeitweise Personenschutz erhielt. Natürlich konnte die Polizei das nicht dauerhaft leisten und seine Beschützer wurden nach zwei Wochen wieder abgezogen.

    Seither waren Monate vergangen und die Lage wurde erneut gefährlich. Angefangen hatte alles mit diversen Drohungen in verschiedensten Formen. Erst gab es Anrufe, dann Mails und Briefe. Zuletzt legte man Ike tote Tiere vor die Haustür. Wie die Kerle es an den Überwachungskameras seines Wohnhauses vorbei schafften, wusste keiner. Trotz regelmäßiger Kontrollfahrten von Streifenpolizisten endete es nicht hier. Ikes Wagen brauchte eine neue Lackierung, da jemand „schwule Sau" in seine Motorhaube gekratzt hatte. Außerdem verpasste man der kompletten Fahrerseite ein interessantes Streifenmuster aus unterschiedlich tiefen Kratzern. Die Situation eskalierte, als Ike eines Abends abgepasst und von drei Schlägern in eine Gasse gedrängt wurde. Er konnte nur entkommen, weil sein Ex darauf bestanden hatte, dass er einen Selbstverteidigungskurs absolvierte. Da Ike diese Form des Trainings besser gefiel als stumpfsinniges Gewichte stemmen, war er bei Selbstverteidigung geblieben und war mittlerweile ziemlich gut bei Krav Maga. Die sparsamen und zielgenauen Bewegungen dieser israelischen Kampfsportart lagen Ike und er nutzte die damit verbundene Beobachtungsgabe auch gerne in seinem Job. Der Körper eines Angeklagten verriet oft mehr als seine Worte.

    Als Ike bei der Polizei die geflüchteten Schläger anzeigte, schritt der Polizeichef ein. Er wollte Ike erneut unter Polizeischutz stellen. Doch nach Durchsicht der Dienstpläne, Weihnachten stand direkt vor der Tür, erkannte er, dass dafür einfach keine Kapazitäten frei waren. Bürgermeister James schlug daher vor Ike im Skycity einzuquartieren. Die Security gehörte zu der besten in den USA und da man oft mit den Männern des Casinos zusammenarbeitete, bot es sich regelrecht an.

    Nach einem Telefonat mit Michael Cole, dem Besitzer des Skycitys, hatte man sich auf folgende Konditionen geeinigt: Für die Sicherheit im Casino war der Sicherheitsdienst des Hauses zuständig, die Suite oder das Zimmer gingen zu Lasten des Casinos, doch für die Zeit Außerhaus musste die Polizei einen Personenschützer abstellen. Ike gefiel dieses Arrangement wesentlich besser als der Personenschutz, der ursprünglich durch die Polizei organisiert wurde. Ständig hatte sich jemand in seiner Nähe befunden, doch jetzt konnte er sich viel freier bewegen. Er

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