Ruf der Mondin: Lieder der Nacht
Von Rainar Nitzsche
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Über dieses E-Book
Ein junger Mann träumt nachts auf einer Bank im Park von seltsamen Dingen, die hier und dort und überall geschehen. Die Volle Mondin ruft ihn ohn Unterlass. Wird er ihr folgen, wird sie ihn kriegen? Das ist die Rahmenhandlung mit Namen "Stadt": Tausend Tränen / träumt der Träumer / Tausend Tränen / in die Nacht.
Die TexteSie sind thematisch in 8 Kapiteln angeordnet: Träume, Trommeltanz, Ruf, Kinder der Nacht, Frau, Mondin, Wahnsinn, Nacht. Ein Beispiel für einen kurzen Text: Der Wurm.
Du schreist.
Dein Bauch zerreißt.
Es wiegt sich der Wurm.
Von irgendwo ein sanftes Lied.
Noch lebst du.
Du schaust ihn staunend an.
Du fühlst seinen Körper erschlaffen, erschlaffen.
Du schaust, dich wiegend, hinab auf den Menschen.
Denn du bist ein sehender Wurm.
Du nimmst sein letztes Blut zu dir.
In dir eine ferne Stimme, eine Frage: »Ich lebe?«
Dann ein Schrei: »Dort, dort, mein Körper!«
Der Körper des Menschen zerfällt zu Staub.
Du richtest dich auf, du schwebst hinaus.
Das Zimmer ist leer.
Wesen
Dämonen, Elfen, ES, Fledermäuse, Katzen, Krähen, Palolowürmer, Teddybär, Werwölfe und Wölfe.
Zitate und InspirationenMit Zitaten von Bassui, H. P. Lovecraft, Friedrich Nietzsche, Edgar Allan Poe und C. H. Spiess und mit den Mondgöttern der unterschiedlichsten Kulturen, die mal weiblich, männlich oder beides waren. Inspirationen von "Die Erben des Fluchs" und "Moonwalker" mit Michael Jackson.
Rezension„Ein Mann sitzt auf einer Bank im nachtdunklen Park und dichtet dunkle Lyrik, inspiriert von der Mondin, dem magischen Trabanten, ältester Gottheit des Menschen. Rainar Nitzsche wechselt wie ein (Nacht)Falter die Blickwinkel, schöpft er eben doch aus der Mythologie, hört den dumpfen Trommelklang afrikanischer Nächte, schweift er unverhofft ab zu unheimlichen Schattenwesen, läßt Werwölfe heulen, schreckt auch vor Splattermovies nicht zurück - immer wieder unterbrochen vom sinnenden Mann auf der Parkbank, der der Rote Faden dieses kleine Lyrik-Bändchens, das man nicht in einem Zug herunterlesen kann, will man es verinnerlichen. Ein Geheimtip!“ ALIEN CONTACT
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Buchvorschau
Ruf der Mondin - Rainar Nitzsche
Kinder
Ja unsere Kinder
sie fallen wie Sterne
aus den Himmeln
Sie steigen auf
Flammen
aus tiefsten Höllen
»Ich will!«
schreien sie und weinen
Sie lächeln uns an
»Morgen«
singen ihre strahlenden Augen
Prolog
Und diese langsame Spinne
die im Mondschein kriecht
und dieser Mondschein selber
und ich und du im Torwege
zusammen flüsternd
von ewigen Dingen flüsternd
müssen wir nicht alle schon da gewesen sein?
Friedrich Nietzsche
Das Herz in deinem Innern
ist voll eines Friedens
dem klaren Mondschein gleich
der die Welt durchflutet
Bassui
Stadt 1
Ich träumte, ich träume.
Was träume ich? Was träumte ich?
Nur einen Teil.
Und du und er und sie und es träumen von anderen Dingen, erträumen andere Teile.
Wir alle sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen sie.
Wir alle sind Teile des Ganzen. Auch du und ich. Wir alle nehmen teil.
Schau und höre! Beginne zu lesen! Träume weiter deine Träume!
In dieser Nacht schläfst du nicht ein, denn es ist Sommer und warm und voll scheint die Mondin dort oben. Noch ist Tag, schwindender Tag. In der Dämmerung dieses Abends - werdende Nacht - lässt du dich nieder auf einer Bank, einer unter vielen rings um ein bepflanztes Zentrum. Den äußeren Kreis bilden Platanen, die die Bänke bewachen. Der Name des Ortes ist Platz. Doch es ist ein kleiner Park. Wie wundervoll passend zu deinem kleinen Zimmer unter dem Dach dieser kleinen Stadt mit Namen Kaiserslautern.
Du bist allein. So lauschst du dem Brummen der Motoren und dem Murmeln der Stimmen, die immer leiser so fern verklingen. Du lauschst dem Säuseln des Laubes über dir. Dann hebst du dein Haupt, in den Nacken sinkt dir dein Kopf, deine Augen schauen empor in die Äste, Zweige und Blätter dieses einen Baumes. Du siehst den Nachtwind sanft die Blätter berühren, unter seinem Atem tanzen sie.
Während du aber schaust - starr deine Augen - fließen Bilder heran, Träume vielleicht, Gedanken? Von irgendwoher kommen sie singend geflogen, schweben auf weiten Flügeln, die mantagleich schlagen ohne Laut. Du hörst ein schwarzes Wesen ein Lied singen, dort unten in der Tiefe. Du siehst Schwärme von schwarzen Faltern, Schwärme von Schwärmern sich erheben aus dem Schädel eines Toten. Du betrachtest still tauglitzernde Spinnennetze. Am Eingang ihrer Höhle lauert die Tarantelfrau. Ach, dieser lautlose Flug der Eule. Der Uhu ruft. Fledermäuse durchjagen die warme Nacht dieses einen Sommers, der nie mehr wiederkehren wird. Und du weichst flatternd ihnen aus. Du siehst, du hörst, du fühlst, du ... blickst auf, der Vollen Mondin ins Gesicht.
Hexen ziehen auf Besen und Böcken reitend vor ihr/an dir vorüber.
Von fern ein Brüllen wie von tausend Wölfen. Der Werwolf stand auf, und nun beginnt er seine Jagd.
Du spürst tief in dir, wie die Schlangendrachen erwachen. Jetzt werden Mondkälber geboren, denkst du, - und die Kinder der Mondin. Die einen mit zwei Köpfen, die anderen groß und schlank, mit grauen Augen in blassem Gesicht, werden viel Glück im Leben haben.
Wirf die Knotenschnur über deine linke Schulter und deine Warzen heilen.
Die Mondin ruft dein Gestern dir zurück, die Volle Mondin ruft ihre Kinder.
Menschen wandeln mit ausgestreckten Armen über den Dächern dahin.
Ja, sie lockt die Diebe aus ihren Löchern, zu rauben, zu plündern und zu morden.
Was aber tun all die anderen Menschen?
Nein! Nicht du! Nicht ich!
Die anderen! Ja, die! Was tun sie?
Sie sitzen zuhause vor ihren Flimmerkisten und in den Kneipen der Städte. Sie sitzen inmitten winziger tagähnlicher Inseln, die sie sich schufen als Schutz vor der Nacht und vor der Ohnmacht des Auges vor der Schwärze. Doch sie ist in ihnen. Ja, sie könnte schlafen, noch immer schlafen. Aber wehe, wenn sie erst erwacht! Eines Tages vielleicht?
Eines Nachts mit Sicherheit wird sie aufstehen, wird sich die Dunkelheit erheben und das Licht für Äonen verlöschen.
All das ist es, was du siehst und riechst und hörst und fühlst, hier draußen inmitten der Stadt.
Tore öffnen sich dir in andere Räume und Zeiten.
Und alles beginnt wie ein Traum im Traum eines Traumes ...
Ohne Anfang, ohne Ende, ein Traum, der ewig währt.
T R Ä U M E
Ich
bin der Tag!
Und du
meine Schwester
die Nacht?
Der Wächter