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DER SCHUSS AUS DEN KULISSEN: Der Krimi-Klassiker!
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eBook232 Seiten2 Stunden

DER SCHUSS AUS DEN KULISSEN: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Ein weltberühmter Schauspieler wird in der Garderobe eines öden Probensaals erschossen aufgefunden. Man probt gerade ein Fernsehstück, und der Verdacht der Polizei richtet sich in erster Linie auf die Schauspielkollegen und -kolleginnen des Toten - vor allen Dingen auf die Kolleginnen, denn Robert Strang konnte keinem hübschen Gesicht widerstehen. Doch die Gefühle, die er erweckte, waren keineswegs immer nur Liebe. Der Regisseur des Stückes meint, das Ensemble besser zu kennen als Superintendent Cardiff und beschließt, den Fall auf eigene Faust zu untersuchen. Davon hätte er besser die Finger gelassen, denn nun gerät er in die größten Schwierigkeiten.

Erst als Superintendent Cardiff die Vergangenheit des Ermordeten weit genug zurückverfolgt, findet er die für alle überraschende Lösung...

Der Roman Der Schuss aus den Kulissen der britischen Schauspielerin und Schriftstellerin Dulcie Gray (* 20. November 1915 in Malaysia; † 15. November 2011 in Northwood, Middlesex, England) erschien erstmals im Jahr 1960; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1963.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum14. Juli 2020
ISBN9783748749813
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    Buchvorschau

    DER SCHUSS AUS DEN KULISSEN - Dulcie Gray

    Das Buch

    Ein weltberühmter Schauspieler wird in der Garderobe eines öden Probensaals erschossen aufgefunden. Man probt gerade ein Fernsehstück, und der Verdacht der Polizei richtet sich in erster Linie auf die Schauspielkollegen und -kolleginnen des Toten - vor allen Dingen auf die Kolleginnen, denn Robert Strang konnte keinem hübschen Gesicht widerstehen. Doch die Gefühle, die er erweckte, waren keineswegs immer nur Liebe. Der Regisseur des Stückes meint, das Ensemble besser zu kennen als Superintendent Cardiff und beschließt, den Fall auf eigene Faust zu untersuchen. Davon hätte er besser die Finger gelassen, denn nun gerät er in die größten Schwierigkeiten.

    Erst als Superintendent Cardiff die Vergangenheit des Ermordeten weit genug zurückverfolgt, findet er die für alle überraschende Lösung...

    Der Roman Der Schuss aus den Kulissen der britischen Schauspielerin und Schriftstellerin Dulcie Gray (* 20. November 1915 in Malaysia; † 15. November 2011 in Northwood, Middlesex, England) erschien erstmals im Jahr 1960; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1963.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    DER SCHUSS IN DEN KULISSEN

    Erstes Kapitel

    »Gut, John, mache ich. Tausend Dank!«, sagte Louise munter. Sie legte mit gerunzelter Stirn den Hörer auf und redete die Arme über den Kopf. Dann kuschelte sie sich wieder ins Bett zurück und sah nachdenklich gegen die Decke. Ein paar Minuten später läutete sie mit der kleinen silbernen Glocke auf ihrem Nachttisch.

    Fast umgehend trat die Haushälterin herein. »Guten Morgen, Madam«, sagte sie aufgeräumt.

    Louise lächelte ihr entgegen. »Guten Morgen, Mrs. Lennard. Heute Morgen nur Tee und Toast, bitte. Und wollen Sie mir Lucille heraufschicken?«

    »Selbstverständlich, Madam«, sagte Mrs. Lennard heiter. Sie trat ans Fenster und zog die Vorhänge zurück. »Es ist ein herrlicher Tag, Madam. Und richtig warm, wenn man nicht im Wind steht.«

    Die Sonne flutete plötzlich ins Zimmer, und Louise schaltete blinzelnd die Nachttischlampe neben sich ab.

    »Wegen Mittag- und Abendessen sagen Sie mir noch Bescheid, Madam?«

    »Mittags zu Hause, abends aus«, sagte Louise. »Steak und Salat zum Mittag, bitte. Sonst nichts, nur noch Kaffee.«

    »Sehr gut, Madam.«

    »Wie spät ist es?«, fragte Louise.

    »Zehn Uhr, Madam«, erwiderte Mrs, Lennard.

    Louise seufzte. »Gute Nachrichten, Mrs. Lennard. Ich habe eine Rolle beim BBC-Fernsehen. In einem neuen Stück.«

    »Wie schön, Madam«, sagte Mrs. Lennard erfreut.

    »Anscheinend eine sehr gute Rolle hei John Foster, einem erstklassigen Regisseur - und Robert Strang als Partner.«

    »Mr. Strang?« Mrs. Lennard war ganz aufgeregt. »Oh, das freut mich, Madam. Wirklich, eine gute Nachricht. Mr. Strang ist so ein netter Gentleman, nicht? Sie werden sich freuen, wieder mit ihm zusammen zu sein.«

    »Ja - komisch, nicht? Ich komme in einer Stunde herunter«, sagte Louise ohne ein Lächeln.

    Mrs. Lennard nickte glücklich und verließ das Zimmer, während Louise ihre Arme unter dem Kopf verschränkte und wieder gegen die Decke starrte.

    Sie hatte Robert Strang vor sieben Jahren kennengelernt. Sie entsann sich dessen noch ganz deutlich. Claud Verney, der Autor des Stückes, in dem sie spielen sollte, hatte sie zusammen mit dem Regisseur und anderen Hauptdarstellern in seine Wohnung zum Essen eingeladen. Der Regisseur war Tom Sanders, mit dem sie schon verschiedentlich zusammengearbeitet hatte, und die beiden anderen: Mary Mawley, eine temperamentvolle und amüsante Charakterdarstellerin, und Robert Strang. Sie hatte schon eine ganze Menge über Robert gehört (aber wer hatte das zu jener Zeit noch nicht?), doch war sie ihm bisher nicht nur nicht begegnet, sondern sie hatte ihn auch noch nicht spielen sehen. Vor ein paar Jahren hatte er einen Riesenerfolg in einem Stück im West End gehabt, war nach Hollywood gegangen, wo er einige Filme gedreht und eine vielbesprochene Romanze mit Estelle Manners, dem Filmstar, gehabt hatte, die ihn um die halbe Welt, aber anscheinend nicht an den Traualtar geführt hatte. Nun war er zurück in England, wo ihn Claud Verney für sein Stück verpflichtet hatte. Louise hatte ihn als »toll«, als »eine Wucht« und als »umwerfend« bezeichnen hören, doch fühlte sie sich bei ihrer ersten Bekanntschaft, fast zu ihrer eigenen Überraschung, seinem Charme gegenüber völlig unempfindlich.

    Sie mochte Claud Verney, und Tom Sanders war immer gut gelaunt, so dass der Lunch ein großer Erfolg wurde. Mary Mawley hatte liebenswert und in bester Stimmung den Ton angegeben, und Claud und Tom hatten sie während des ganzen Essens zum Lachen gebracht.

    Robert schien wenig zu lachen. Er war ein großer und düsterer junger Mann. Er hatte ein bleiches, beinahe ungesund wirkendes Gesicht, dunkles, üppiges Haar, das ziemlich tief in seine Stirn hereinwuchs, sehr schöne, ruhige graue Augen und einen wohlgeformten, aber schmalen Mund. Er war über ein Meter achtzig groß, und wenn auch breitschultrig und kräftig gebaut, so wirkte er trotzdem beinahe dünn.

    Er sprach sehr wenig und richtete kein einziges Wort an Louise.

    Bald nach dem Essen warf Claud sie alle hinaus. »Tut mir leid, Kinder«, sagte er bestimmt, »aber ich muss arbeiten. Bis morgen auf der Probe.« Er küsste Mary und Louise warmherzig. »Ich freue mich schrecklich darauf«, sagte er.

    Mary, Louise, Tom und Robert marschierten die Treppe hinunter auf die Straße hinaus.

    Es war ein schöner Tag im frühen Juni und die Luft sogar in London - frisch und erregend. Robert wies vage auf seinen schwarzen Jaguar. »Kann ich jemanden mitnehmen?«, fragte er gleichgültig.

    »Mary und ich müssen nach Kensington«, sagte Tom. »Also fährt sie mit mir in meiner alten Karre. Er steht um die Ecke. Was ist mit dir, Lulu?«

    »Danke, mich braucht niemand mitzunehmen«, sagte Louise. »Es ist so ein schöner Tag, ich glaube, ich gehe ein bisschen im Regents Park spazieren.«

    »Steigen Sie ein«, sagte Robert barsch. »Ich bringe Sie.«

    »Nein, danke«, sagte Louise leicht erstaunt. »Ich möchte lieber gehen.«

    »Steigen Sie ein«, wiederholte Robert ausdruckslos, und sie folgte ihm mit einem ganz kleinen Erschrecken. »In welchen Teil vom Park wollen Sie?«, fragte er, als sie die Marylebone Road erreicht hatten.

    »In irgendeinen«, sagte sie.

    »Okay«, antwortete er. Er fuhr, wieder ohne zu sprechen, weiter, und als sie ausstieg, wanderte er neben ihr her durch den Park. Er sprach sehr wenig. Sie stellte ein paar höfliche Tragen, wo er wohne und so weiter, doch antwortete er nur einsilbig, und so fiel sie selbst schließlich auch in Schweigen. Nach einer Weile fragte sie beinahe entschuldigend: »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich ins Gras setzte?«

    Er sah sie mit leichtem Spott an. »Nein«, sagte er. »Warum sollte ich?«

    Er setzte sich neben sie, während sie sich niederlegte, die Augen schloss und sich in der Sonne wärmte. Er blieb aufrecht sitzen, geduldig wartend, bis sie bereit war, weiterzugehen.

    »Wohin jetzt?«, fragte er, als sie wieder den Wagen erreicht hatten.

    »Zum nächsten Taxi, bitte«, sagte sie bestimmt.

    »Nach Hause?«, fragte er.

    »Ja«, sagte sie.

    »Wo wohnen Sie?«

    »Gleich beim Eaton Square«, erwiderte sie.

    »Das passt schon besser«, sagte er, anscheinend amüsiert.

    »Was meinen Sie damit?«, fragte Louise in verteidigendem Ton.

    Er lächelte sie kurz an. »Nur, dass dies die richtige Umgebung für Sie ist«, sagte er besänftigend.

    Louise, leicht ärgerlich, antwortete ihm nicht, und er grinste. »Mädchen, die am Eaton Square wohnen, sollten sich nicht in Parkanlagen legen und sonnenbaden«, sagte er.

    »Warum nicht?«, fragte Louise.

    »Sei dir selbst treu. Dann kannst du falsch zu niemand anderem sein.«

    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte Louise kurz. »Aber wenn Sie schon Shakespeare zitieren, dann tun Sie es wenigstens richtig.«

    Robert Strang grinste aufs Neue, und Louise fand ihn ganz entschieden unsympathisch.

    Sie verliebte sich in ihn, während sie auf Tournee waren. Ob es allmählich oder plötzlich dazu kam, wusste sie nicht, doch die Erkenntnis brach völlig unvermittelt über sie herein.

    Robert hatte sie konsequent gemieden, und wenn sie auch Partner in dem Stück waren, so wusste sie kaum mehr über ihn als beim ersten Zusammentreffen. Bei der Truppe war er beliebt, er arbeitete hart und gut. Tom Sanders schätzte ihn hoch, desgleichen Mary Mawley, wenn Mary auch nicht ganz richtig fand, wie er mit der sehr hübschen Regieassistentin flirtete. Die Aufführung wurde in der Provinz zu einem großen Erfolg, die Aufnahme des Stücks wie der Schauspieler war ausgezeichnet, so dass kaum Sonderproben veranstaltet werden mussten, und so verbrachte Louise viel Zeit für sich allein. Mary hauste gerne auf »Buden«, während Louise Hotels vorzog. Sie hatte keine Ahnung, wo Robert wohnte, und fragte auch nicht danach. In Liverpool allerdings entdeckten sie, dass sie beide im Hotel Adelphi abgestiegen waren, und wenn er auch kaum zum Mittagessen da war, so saßen sie doch selbstverständlich beim Essen nach der Vorstellung zusammen. Er bemühte sich nicht, sie zu unterhalten, doch hatte er gute Manieren, und Louise war es zufrieden, so wie es lief.

    Eines Abends wurde er ans Telefon gerufen. Als er an den Tisch zurückkehrte, entschuldigte er sich: »Das war meine Frau. Eines meiner Mädchen hat Fieber.«

    Louise war erstaunt. »Ihre Frau?«, wiederholte sie. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie verheiratet sind.«

    »Ja.«

    »Sie sprechen nie von ihr.«

    »Warum sollte ich?«, fragte Robert. »Ich spreche ja auch nicht von meiner Mutter.«

    Louise war verwirrt, doch sagte sie lediglich: »Was fehlt Ihrem Kind?«

    »Penny?« Robert grinste sie an. »Mumps. Das arme Kind, ich glaube, es tut ziemlich weh.«

    »Wie alt ist sie?«

    »Vierzehn«, sagte Robert. »Das andere Mädchen ist zwölf und der Junge zehn. Möchten Sie noch mehr wissen?«

    »Aber wie merkwürdig!«, rief Louise aus. »Ich hatte keine Ahnung. - Außerdem...«, sie unterbrach sich jedoch plötzlich.

    »Außerdem?« fiel Robert ein.

    »Sie sehen nicht alt genug aus.« Louise spürte, wie sie rot wurde, da sie hatte sagen wollen: »Was war dann mit Estelle Manners?«

    Robert zwinkerte ihr mit den Augen zu. »Ich halte mich eben gut«, sagte er belustigt.

    Nach dem Essen fragte er: »Müde?«

    »Nein«, sagte Louise. »Warum?«

    »Haben Sie Lust spazieren zu fahren? Nach einer Nachmittags- und Abendvorstellung komme ich mir immer vor, als wäre ich eingesperrt, und die Nacht ist herrlich.«

    »Mit Freuden«, sagte Louise. »Ich hole nur meinen Mantel.«

    »Beeilen Sie sich nicht«, sagte Robert. »Ich muss erst den Wagen aus der Garage fahren.«

    Es war, wie Robert gesagt hatte, eine herrliche Nacht. Er sprach wenig, wie üblich, doch schien er liebenswürdiger als sonst, und Louise empfand dieses Mal ein merkwürdiges Gefühl von Frieden in seiner Gegenwart. Nach einer Weile hielt er den Wagen an. »Zigarette?«, fragte er sie.

    Sie nahmen beide eine Zigarette, und während sie die ihrige anzündete, sagte er: »Sie sind sehr hübsch. Wie alt sind Sie?«

    Louise stammelte verwirrt: »Dreiundzwanzig.«

    »Ziemlich erwachsen, wie?«, sagte Robert grinsend.

    »Einigermaßen«, erwiderte Louise und sah, dass er - wie so oft - auf seine aufreizende, leicht ironische Weise lächelte.

    Als sie die Zigarette zu Ende geraucht hatte, drückte sie sie aus und warf sie aus dem Fenster; er tat das gleiche, dann zog er sie an sich und küsste sie. Sie widersetzte sich automatisch.

    »Mögen Sie das nicht?«, fragte er leise und, wie es ihr vorkam, erstaunt.

    »Sie sind verheiratet«, antwortete sie entrüstet.

    Er lachte laut auf. »Was für einen Unterschied macht das?«, fragte er.

    Louise wusste nicht recht, was sie antworten sollte, und er fragte ernster: »Wäre Ihr Freund nicht damit einverstanden?«

    »Ich habe keinen Freund«, sagte Louise. »Jedenfalls keinen speziellen.«

    Wieder zog er sie an sich. »Dann ist ja alles in Ordnung«, sagte er leicht. Und dieses Mal widersetzte sie sich ihm nicht.

    Die Tournee dauerte noch weitere sechs Wochen, aber er fuhr nicht wieder allein mit ihr aus und benahm sich ihr gegenüber genauso wie vorher. Zu ihrem Ärger flirtete er immer noch mit der kleinen Regieassistentin. Jetzt wusste sie, dass sie in ihn verliebt war. Sie fühlte sich schrecklich unglücklich, doch konnte sie nichts dagegen tun. Einmal versuchte sie, ihn nach Estelle auszufragen, doch er blickte gelangweilt und ein bisschen ärgerlich drein, so dass sie es nicht wagte, das Thema weiterzuverfolgen. Sie war enttäuscht und verwirrt, besonders, da sie nicht herausbekommen konnte, ob er mit seiner Frau zusammen oder getrennt von ihr lebte; ebenso wenig schien es jemand in der Truppe zu wissen. Schließlich gelang es ihr, seinem Privatleben gegenüber eine gleichgültige Haltung einzunehmen und sich der Zeit, die sie mit ihm zusammen auf der Bühne stand, zu erfreuen.

    Die Londoner Premiere des Stückes war Ende September. Die Kritik nahm es günstig auf, und es lief etwas über ein Jahr. Während der ersten drei Monate sah sie Robert kaum, außer auf der Bühne. Allmählich entwickelte er allerdings die Gewohnheit, nach der Vorstellung sie in ihrer Garderobe zu besuchen, und bevor sie nach Hause gingen, tranken sie gemeinsam etwas. Eines Abends bot er ihr an, sie nach Hause zu fahren.

    »Aber du wohnst in Hampstead«, widersprach sie. »Das ist genau entgegengesetzt.«

    »Meine Frau ist verreist«, antwortete er. »Also bin ich alleine und es spielt keine Rolle, wann ich heimkomme.«

    Als sie an ihre Haustüre kamen, sagte sie: »Das war schrecklich nett von dir. Ich wollte, ich könnte dich hereinbitten, aber ich habe nichts im Haus. Ich habe keinen Besuch erwartet.«

    »Und du hast nichts im Haus, außer wenn du Besuch erwartest?« Er hob eine Augenbraue.

    »Heute habe ich ausgerechnet nichts«, sagte Louise wenig überzeugend. Sie wollte nicht geküsst und danach völlig übersehen werden, und sie wusste, dass sie zu schwach war, ihm zu widerstehen.

    Robert schien unbeeindruckt und sagte: »Wer führt den Haushalt?«

    Louise antwortete etwas kurz: »Mrs. Lennard, die Haushälterin.«

    »Meine Frau führt ihn allein«, sagte Robert.

    Louise errötete, sagte aber nur: »Danke für die Fahrt«, und rannte die Stufen hinauf ins Haus.

    Am folgenden Abend schien er in bester Stimmung und machte ihr zum ersten Mal auf dem Weg zu seiner eigenen Garderobe vor der Vorstellung einen Besuch.

    »Hallo!«, sagte er. »Was macht der Haushalt?«

    Louise lächelte heiter. »Warum? Willst du dich zu einem Essen einladen?«

    »Nein«, sagte Robert. »Aber hast du Lust, nach der Vorstellung mit mir ins Caprice zu kommen? Allein zu Hause fühle ich mich einsam.

    »Mit Freuden«, sagte Louise herzlich. »Aber bist du wirklich allein? Wo sind die Kinder?«

    »Im Internat«, sagte Robert. »Aber das war auch nicht ganz das, was ich meinte.«

    Es wurde ein sehr vergnügter Abend, und Robert schien sich zur Abwechslung entschlossen zu haben, so unterhaltend und heiter wie nur möglich zu sein. Louise war über das Ausmaß seines Wissens auf den verschiedensten Gebieten und seinen Humor erstaunt. Immer noch in bester Laune, fuhr er sie nach Haus, und als sie an ihre Tür kamen, machte er keinen Versuch, mit hereinzukommen, sondern küsste sie leicht auf die Stirn.

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