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10 Weihnachtsgeschichten
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eBook242 Seiten3 Stunden

10 Weihnachtsgeschichten

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Über dieses E-Book

Inhalt: Weihnacht auf der See. Auf dem Christmarkt. Christkindleins Bild. Jugenderinnerungen einer alten Puppe. Goldchen. Christbäume. Rudolfs Geheimnis. Schwarz und weiß. Weihnachtsfeier. Wir haben seinen Stern gesehen!

In neuer deutscher Rechtschreibung und Korrektur gelesen.

Coverbild: forwhat42/Shutterstock.com

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum26. Sept. 2017
ISBN9783730971901
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    Buchvorschau

    10 Weihnachtsgeschichten - Margarete Lenk

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    Coverbild: forwhat42/Shutterstock.com

    Inhalt: Weihnacht auf der See. Auf dem Christmarkt. Christkindleins Bild. Jugenderinnerungen einer alten Puppe. Goldchen. Christbäume. Rudolfs Geheimnis. Schwarz und weiß. Weihnachtsfeier. Wir haben seinen Stern gesehen!

    Die Autorin Margarete Lenk wurde 1841 in Leipzig geboren, war Lehrerin und wanderte nach ihrer Heirat gemeinsam mit ihrem Mann nach Amerika aus. Als sie 40 Jahre alt war, kehrten sie nach Deutschland zurück, und Margarete Lenk wurde eine erfolgreiche Schriftstellerin von Kinder- und Jugendliteratur.

    Sie starb 1917 in Dresden.

    In neuer deutscher Rechtschreibung und Korrektur gelesen.

    1. Weihnacht auf der See

    Ein rauer Wind blies vom Hafen her über die Hafenstadt; dennoch herrschte in einer engen, nicht allzu sauberen Gasse reges Leben. Das große Haus dort drüben war ja eine Herberge für Auswanderer und heute bis aufs letzte Stübchen besetzt, da gegen Abend ein schönes Segelschiff nach Südamerika abgehen sollte. Eine große Anzahl hoffte sich dort den Wohlstand zu erwerben, den sie hier trotz Anstrengung aller Kräfte nicht errungen hatten.

    Eigentlich hätte das Schiff schon längst fort sein sollen, und der Aufschub war den Reisenden recht unangenehm, da sie manchen Taler im Logierhaus lassen mussten.

    Der hübsche, blondgelockte, etwa zwölfjährige Junge aber, der die Gasse auf und nieder ging, machte sich offenbar gar keine Sorgen um die Zukunft. Hatte man ihm doch das neue Vaterland als ein rechtes Paradies geschildert, wo einem, wie man so zu sagen pflegt, die Tauben in den Mund fliegen.

    Wohl aber sorgte er jetzt ernstlich, wie er das Dreimarkstück, das ihm der gute, alte Pate zum Abschied geschenkt, am besten verwenden könne.

    „Mach dir noch eine Freude damit im lieben Vaterland", hatte er gesagt.

    So ging Hans die Gasse auf und ab und prüfte die Herrlichkeiten, die in den kleinen Ladenfenstern ausgestellt waren.

    Warum wollte ihm nichts so rechte Freude machen?

    Ach, der Abschied ward ihm so schwer! Vom Paten, vom freundlichen Lehrer, von der alten Großmutter, die jetzt gewiss in ihrem Dachstübchen weinte; wohl weniger nach ihm als nach ihrem Liebling, dem Schwesterchen Lotte.

    Aber es gab noch einen Grund zum Weinen!

    Ach, man musste das Weihnachtsfest auf offener See feiern! Es ging gar nicht anders.

    Dass von Geschenken nicht die Rede sein werde, wusste er ja; doch betrübte ihn das am Wenigsten. Aber Weihnachten ohne Christbaum, ohne ein Kripplein und ohne die schönen Lieder konnte er sich gar nicht vorstellen.

    In solche Gedanken versunken blieb er vor einem kleinen Spielwarenladen stehen.

    O, da war ein Püppchen, wie Lotte es sich schon längst wünschte. Es hatte blonde Härchen und ein zierliches blaues Kleidchen. Auch wusste Hans, dass solche Püppchen schreien konnten, wenn man sie drückte; die Mutter hatte es selbst gesagt.

    Aber, o weh! Es kostete eine ganze Mark! Man konnte es auf dem Zettelchen am Kleide lesen. Für ein Spielzeug so viel auszugeben, wagte er nicht. Vater, Mutter und Brüderchen Otto, das noch nicht laufen konnte, sollten doch auch was haben.

    „Na, Junge, wie lange stehst du denn schon hier?", rief eine etwas raue Stimme ganz in der Nähe. Ein stattlicher Herr in Seemannsuniform stand hinter ihm.

    „O ich wollte gern recht viel kaufen, aber das Geld will nicht langen", fuhr der Junge heraus.

    „Wozu brauchst du denn so viele hübsche Sachen?"

    „O für Lotte und Otto und Vater und Mutter. Der Pate hat mir drei Mark geschenkt, weil wir übers Meer fahren. Und unterwegs wird Weihnachten sein, da möcht’ ich gern allen was schenken."

    „Wie heißt denn das Schiff, mit dem ihr fahren wollt?"

    „Es heißt ‚Hektor‘ und ist sehr schön und stark. Hektor war vor langer Zeit lebendig und ein furchtbar starker Held, der ..."

    „Halt, halt!, rief der Seemann, „jetzt ist nicht Zeit, alte Geschichten zu erzählen. Komm in den Laden! Wir wollen was für Weihnachten kaufen. Sag, kannst du auch ein Weihnachtslied?

    „O viele, viele! Ich war der Oberste im Singen."

    Nun traten sie in den Laden und kauften, o so unglaublich viel! Püppchen, Bleisoldaten, Schachteln mit Häuschen, mit Kaffeegeschirr, mit Bausteinen, ein paar kleine Flinten und Säbel und noch vieles andere.

    Hans war ganz starr vor Staunen und wagte nur einmal leise zu sagen:

    „O so viel brauche ich nicht! Ich kann es ja gar nicht bezahlen."

    „Aber ich brauch’s und kann’s auch bezahlen", sagte der Seemann kurz.

    Nun ward alles in eine sehr große, feste Schachtel gepackt und bezahlt.

    „Schicken Sie’s sofort nach dem ‚Hektor‘. Um fünf Uhr muss es dort sein."

    „O da muss ich ja heim und der Mutter helfen! Ach, ich meine ins Gasthaus!"

    „Freilich! Auf dem ‚Hektor‘ seh’n wir uns wieder! Bis Weihnachten vertrau mir nur deine Sachen. Wir feiern es dann gleich zusammen."

    Fort war der brave Mann im Nu, und Hans eilte ins Gasthaus.

    Nach wenigen Stunden ging es fort zum Schiffe. Dort lag es vor Anker!

    O wie groß war es! Es konnte nicht bis dicht ans Ufer kommen; die Reisenden wurden in Kähnen an Bord gebracht. Alles größere Gepäck war schon am Tage vorher herübergeschafft worden.

    Ängstlich sah sich Hans nach seinem Paket um; es war nirgends zu sehen. Aber als alles „klar" zur Abfahrt war und Hans mit dem Vater am Gitter stand, um sie zu beobachten, siehe, da nahte sich ein schöner kleiner Kahn, in dem mehrere Herren in Uniform saßen, dem großen Schiffe.

    Die ganze Schiffsmannschaft rief laut: „Hurra! Hurra!, und jetzt sah Hans, das der vornehmste der Herren sein Freund war. „Das ist der Kapitän, hörte er sagen.

    Ja, er war es. Er erkannte gleich seinen kleinen Freund unter der Menge und winkte ihm fröhlich zu. Gern hätte Hans nach der Schachtel gefragt, wagte es aber nicht, denn alles war in feierlicher Stimmung.

    Auf ein Zeichen des Kapitäns begann das große Schiff sich zu bewegen. „In Gottes Namen!", rief der brave Mann, und die Leute riefen es ihm nach.

    Langsam löste sich das schöne Fahrzeug aus der Menge der Schiffe, die im Hafen ruhten, und endlich schwamm es hell und majestätisch wie ein Schwan frei und stolz auf den leicht bewegten Wellen. Kein Wölkchen war am Himmel; die strahlende, sich schon neigende Sonne spiegelte sich glänzend in den Wogen.

    Der Raum, der jeder Familie unten im Zwischendeck angewiesen ward, war sehr eng. Doch verstand die liebe, verständige Mutter dennoch Sauberkeit und etwas Behaglichkeit darin zu erhalten, wobei Hans emsig half.

    Den Kapitän sah er in den ersten Tagen nur selten von Weitem, wenn die Mutter ihm etwas Freiheit ließ.

    Bald aber erreichte das schöne Schiff wärmere Gegenden, und die Sonne schien freundlich, während ein leichter, günstiger Wind in die Segel blies.

    Nun durfte Hans sein Lottchen oben spazieren führen, ja sogar den kleinen Otto hüten, der in einem mit Betten ausgepolsterten Körbchen lag. Da konnte der wissbegierige Junge um sich schauen! O wie entzückte ihn der täglich veränderte Anblick des Meeres; wie andächtig, mit gefalteten Händen sah er am Abend den glühenden, strahlenden Sonnenball untersinken!

    Zuweilen ging dann der Kapitän vorüber, und, o wie glücklich war Hans, wenn er zu ihm sagte:

    „Komm mit! Ich hab ein wenig Zeit und will dir was zeigen!"

    O war’s nicht schon eine Ehre, von des Kapitäns Hand geführt zu werden, um die Teile des Schiffes kennen zu lernen, das Auf- und Abziehen der Segel und die Schnelligkeit des schönen Fahrzeugs zu beobachten? Dazu bekam Hans noch Wunderdinge erzählt von fernen Ländern und Meeren, ja auch von den großen Fischen und seltsamen Tieren, die im Grunde der See wohnten.

    „Was willst du denn einmal werden?", fragte der Kapitän eines Tages den Jungen.

    Der schwieg eine Weile und sagte dann zögernd:

    „Was ich will, weiß ich wohl, aber ’s nützt mir nichts! Ich muss eben ein Bauer werden; Farmer nennen sie’s in Amerika. Vater will ja ein Stück Land in der Wildnis anbauen; da muss ich schon helfen."

    „Das ist brav. Aber wenn dich der Vater nicht braucht, was dann?"

    „O dann wollt’ ich früher ein Pfarrer oder ein Lehrer werden, aber seit ich auf dem Schiffe bin, ist’s ganz weg. Jetzt würd’ ich gern ein Seemann."

    „Hast du auch Mut dazu?"

    Der Junge zögerte mit der Antwort und sprach endlich leise:

    „Ich denke, Gott würde mir Mut geben."

    Solche Gespräche führten die beiden oft miteinander, und Hans fand täglich mehr Gefallen am Seemannsleben.

    Aber, aber! Eines Tages stiegen schwarze Wolken am Himmel empor, ein seltsames Sausen erklang in der Luft, große, schäumende Wellen hoben das Schiff hoch empor und ließen es wieder herabschießen wie in tiefe Abgründe. Schlimmer und schlimmer ward es! Die Eingänge zu den Kajüten wurden geschlossen; kein Passagier durfte auf Deck.

    Am längsten hatte es Hans oben ausgehalten, fest ans Gitter geklammert. Der Kapitän aber, der im Wettermantel und Kapuze auf seiner Kommandobrücke stand, schrie ihm barsch zu:

    „Runter mit dir, Junge! Keine Landratte oben!"

    ‚„Landratte"! Welch garstiger Name!‘, dachte Hans, als er im engen, halbdunkeln Raum am Boden saß und den kleinen Otto hütete, der in steter Gefahr war, aus seinem Körbchen zu fallen.

    Doch führte Gott das Schiff bald wieder aus den stürmischen Regionen und ließ die Sonne freundlich scheinen, sodass Hans seine Kleinen aufs Verdeck bringen konnte, damit sie ein wenig Luft schöpfen möchten.

    Viel lieber hätte er freilich am Gitter stehend die Wellen beobachtet oder den Matrosen, die ihn alle gern hatten, kleine Dienste geleistet. Als ihn aber der Kapitän einst so freundlich die Kleinen hüten sah, klopfte er ihn auf den Lockenkopf und sagte:

    „So ist’s recht, mein Sohn. Wer der Mutter gehorcht und hilft, aus dem macht Gott einen braven Mann!"

    Ein paar Wochen mochte man schon gefahren sein, als der liebe 24. Dezember kam, der für so viele Kinder auf der weiten Welt ein Tag der Freude ist.

    Die kleinen Reisenden im Zwischendeck waren heute recht wehmütig, ja sogar verdrießlich gestimmt.

    „Mutterle, ist heute wirklich Weihnachten? Man sieht es ja gar nicht", sagte das eine.

    „Kriegen wir denn dies Jahr gar kein Christkindel?", fragte ein anderes.

    „Diesmal nicht, war die Antwort. „Wo sollen wir eins hernehmen? Auf dem Wasser ist nichts zu kaufen. Ist auch gut so; die Reise kostet Geld genug.

    Das war freilich schlechter Trost für Kinderherzen!

    Immerhin gab’s einige, die ihre Kleinen zu sich riefen, um ihnen von dem herrlichen Geschenk zu erzählen, dass Gott heute der ganzen Welt brachte, wenn sie’s nur im Glauben annehmen wolle.

    Ganz leise hatte auch Hans den kleinen Geschwistern vom Christkindlein in der Krippe erzählt, dann war er entschlüpft und blieb lange unsichtbar.

    Die guten Eltern gönnten’s ihm. Sie meinten, er ergötze sich oben im milden Sonnenschein, um seine Weihnachtssehnsucht zu überwinden.

    Aber Hans war nicht auf dem Verdeck, half auch nicht in der Küche Kartoffeln schälen, wie er so oft tat.

    O, er hatte Besseres zu tun!

    Er kam nicht einmal zum Mittagessen, guckte nur flüchtig in den düsteren Raum und rief:

    „Esst nur meinen Anteil auf; ich habe schon was Gutes bekommen."

    „Der Junge wird doch nicht etwa ein Schmarotzer werden, der sich von dem vornehmen Volk hätscheln und füttern lässt?", sagte Vater.

    Aber die Mutter nahm es fast übel.

    „Mein Junge ein Schmarotzer!, rief sie. „Nimmermehr! Ein Herz hat er wie Gold und ist jetzt gewiss bemüht, jemand zu helfen oder eine Freude zu machen.

    Ja, dabei war er wirklich, und als der Nachmittag etwas trübselig vergangen war, kam’s ans Tageslicht.

    Plötzlich fing die helle Mittagsglocke an zu läuten, obgleich ihre Zeit längst vorüber war.

    Was mochte wohl geschehen sein? Doch nicht etwa ein Unglück, zum lieben Christtag?

    O nein, etwas ganz anderes! Plötzlich trat der Kajütenjunge, der sonst die „Zwischendeckler" ein wenig verächtlich behandelte, in den heute recht trübselig düsteren Raum und sprach mit heller Stimme:

    „Der Herr Kapitän befiehlt, dass sich alle Kinder aus dem Zwischendeck in einer halben Stunde im Speisesaal versammeln; sauber gewaschen und gekämmt. Wer schmutzig ist, bleibt draußen! Wer noch nicht laufen kann, darf getragen werden!"

    Mit feierlichem Ernst hatte der Junge gesprochen, sodass alle aufs Höchste erstaunt waren.

    In den schönen Saal, wo man sonst nur einmal verstohlen hineinguckte!

    Nun ging’s an ein Waschen und Kämmen, wie sonst noch nie; und manches, das zwei saubere Kittelchen besaß, borgte dem eins, der keines hatte.

    Horch! Die Glocke läutete wieder. Jetzt war’s Zeit.

    Etwas mühsam ging’s die steile Treppe hinauf und den langen, schmalen Gang hinab zum Speisesaal der Kajütenpassagiere.

    Jetzt ward der schwere Vorhang, der sonst stets geschlossen war, aufgezogen, und ein Meer von Licht strahlte den staunenden entgegen.

    Die lange Tafel war weiß gedeckt und darauf strahlten vier kleine Christbäumchen mit vielen Lichtern.

    Auf dem weißen Tuch aber waren Wunderdinge zu sehen, wie sie auf der See wohl niemand sucht: Püppchen, Schachteln mit Spielzeug, Trommeln, Trompeten, Zappelmänner, Pferdchen und Schäfchen, kurz alles, was der Kapitän damals eingekauft, war nun hier ausgebreitet. Dazu noch für jedes ein kleiner runder Kuchen und ein paar Äpfel und Nüsse.

    Die Kleinsten jauchzten laut und hätten gleich gern zugegriffen, wurden aber vom Obersteuermann zurückgehalten. Der war sehr musikalisch und fing mit heller Stimme an zu singen:

    „Vom Himmel hoch da komm ich her,

    Ich bring euch gute neue Mär’,

    Der guten Mär’ bring ich so viel,

    Davon ich sing’n und sagen will."

    Erst zaghaft, bald aber aus vollem Herzen stimmten Kinder und Eltern ein:

    „Euch ist ein Kindlein heut geborn

    Von einer Jungfrau auserkorn,

    Ein Kindelein, so zart und fein,

    Das soll eu’r Freud und Wonne sein.

    Es ist der Herr Christ, unser Gott,

    Der will euch führ’n aus aller Not;

    Er will eur’r Heiland sein,

    Von allen Sünden machen rein!"

    Nun begann der Kapitän zu sprechen:

    „Ihr lieben Leute! Kurz ehe mein Schiff abging, lernte ich einen Knaben kennen, der euch auch nicht fremd ist. Ihm habt ihr diese kleine Weihnachtsfreude zu danken. Er gab alles hin, was er hatte, ohne an sich selbst zu denken. Da wollte ich auch einmal versuchen, ob Geben seliger ist als Nehmen!

    Ja, es ist viel seliger! Aber all die kleinen Geschenke sollen euch nur an das eine, ewige und wunderbare Geschenk erinnern, was Gott uns heute machte, indem er seinen Sohn als armes Kindlein auf die Welt sandte, um uns alle selig zu machen.

    So nehmt die kleinen Gaben freundlich hin, und wenn euch Gott im fernen Lande eine Heimat beschert hat, so denkt noch manchmal an das ‚Weihnachten auf der See‘."

    Mit tiefer Rührung hatten die Leute zugehört und blieben eine Weile ganz still. Dann aber rief eine helle Knabenstimme:

    „Gott segne unseren Kapitän!"

    „Gott segne ihn!", erschallte es in vollem Chor.

    Nun ward alles ausgeteilt, was das Christkindlein aufs Meer gebracht, und es entstand ein großer Jubel. Die Trommeln wurden gerührt, die Trompeten schmetterten, die Püppchen tanzten, aber die kleinen Kuchen waren in wenigen Minuten ganz verschwunden.

    „Nun singt mir noch ein Weihnachtslied und geht dann in eure Behausung. Der heute geboren ward, hatte auch nicht mehr Platz als ihr."

    Da traten einige gute Sänger zusammen, und es erklang gar lieblich:

    „Es kommt ein Schiff, geladen

    Bis an den höchsten Bord,

    Trägt Gottes Sohn in Gnaden,

    Des Vaters ew’ges Wort.

    Das Schiff geht still im Triebe,

    Trägt eine teure Last;

    Das Segel ist die Liebe,

    Der Heil’ge Geist der Mast.

    Der Anker schlägt zu Erden,

    So ist das Schiff an Land;

    Das Wort zu Fleisch soll werden,

    Der Sohn ist uns gesandt.

    Zu Bethlehem geboren

    Ist uns ein Kindelein,

    Gibt sich für uns verloren!

    Gepriesen muss es sein.

    Und wer dies Kind mit Freuden

    Umfangen, küssen will,

    Der muss erst mit ihm leiden

    Der Pein und Marter viel.

    Danach auch mit ihm sterben

    Und geistlich auferstehn,

    Das ew’ge Heil zu erben,

    Wie an ihm ist geschehen."

    Als das Lied zu Ende war, musste sich der Kapitän gefallen lassen, dass er viele kleine Händchen bekam, ja sogar ein paar Küsschen von roten Lippen, die noch Spuren des verschwundenen Kuchens zeigten.

    Auch die Eltern dankten ihm herzlich für die Weihnachtsfreude und versprachen, sie nie zu vergessen.

    Nach und nach ward Ruhe im Schiff. Die Mannschaft hatte ein gutes Abendbrot bekommen, die Nachtwachen standen auf ihren Posten. Wer schlafen durfte, suchte die Hängematte auf und summte wohl irgendein Weihnachtslied, das ihn die Mutter vor Jahren gelehrt.

    Wie mochte es ihr wohl gehen? Betete sie vielleicht jetzt für den fernen Sohn?

    ‚Ja, beten will ich auch wieder‘, dachte der jüngste Schiffsjunge. ‚Ich hab’s manchmal vergessen.‘

    Oben auf dem Deck war’s ganz still. Die Wachen blickten sehnsüchtig in die Ferne. Wohl jeder gedachte der Heimat, mancher wohl auch der himmlischen.

    Auf einer großen Taurolle saß der Kapitän, neben ihm Hans. Der Junge hielt ein großes Buch in den Händen und hätte gar zu gern drin gelesen, wenn’s nicht schon zu dunkel gewesen wäre. So streichelte er den bunten Einband und fragte:

    „Soll es wirklich ganz mein sein?"

    „Ja", erwiderte der Kapitän. „Du musst doch auch ein

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