Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Sagen vom Klabautermann
Sagen vom Klabautermann
Sagen vom Klabautermann
eBook92 Seiten1 Stunde

Sagen vom Klabautermann

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Klabautermann ist in der Regel unsichtbar. Nur in Ausnahmefällen gibt er seine Tarnung kurzfristig auf. Das geschieht in Augenblicken der Gefahr. Wird er gesichtet, liegt auf dem Schiff etwas im Argen.
SpracheDeutsch
HerausgeberHinstorff Verlag
Erscheinungsdatum1. März 2008
ISBN9783356018516
Sagen vom Klabautermann

Ähnlich wie Sagen vom Klabautermann

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Sagen vom Klabautermann

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Sagen vom Klabautermann - Cornelia Harmel

    Quellen

    Sagenhaft interessant ist dieser Klabautermann! Hat er jemals existiert? Wer war er? Ist er gut oder böse gewesen? Was genau hat er getan?

    Sagen über die bekannteste seemännische Spukgestalt sind weit verstreut. Am lebendigsten blieb der Klabautermann in den Anliegerstaaten von Nord- und Ostsee. In Deutschland gibt es wohl kein Küstengebiet, in dem die Bevölkerung nicht das eine oder andere über diese Figur des maritimen Aberglaubens weitergibt.

    Die Annäherung an den geheimnisumwitterten Schiffskobold vollzieht sich in dem vorliegenden Büchlein durch zwei Schritte. Zunächst soll eine Auswahl der schönsten Sagen den Klabautermann greifbar machen. Die überlieferten Texte würd in möglichst ursprünglicher Form übernommen, die teilweise veraltete Sprache behutsam an heutige Gebräuche angepasst.

    An den Sagenteil schließt ein kulturhistorisches Nachwort des Herausgebers an, das alle wesentlichen Erkenntnisse über den guten Geist aus der Zeit der Segelschiffe zusammenführt.

    EINE FLASCHE WEIN UND ZWEI GLÄSER FÜR DEN KAPITÄN

    Ein Segelschiff machte einst eine lange Reise und befand sich mitten auf dem Weltmeer. Die Mannschaft hatte ihre gewohnte Beschäftigung, der Kapitän war in seiner Kajüte. Mit ungewohnter Eile kam er plötzlich an Deck und rief dem Schiffsjungen zu, eine Flasche vom besten Wein nebst zwei Gläsern zu bringen. Der Junge wunderte sich, warum der Kapitän zwei Gläser verlangte und wagte eine Entgegnung, indem er anführte, dass der Kapitän doch allein sei; dieser aber sprach: »Tue, wie dir gesagt!«

    Als der Junge das Verlangte in die Kajüte brachte, saßen dort zwei Personen, der Kapitän und ein kleines Männchen, das Klabautermännchen. Sie rauchten eine Pfeife, erzählten miteinander und tranken jetzt den Wein. Der Kapitän bestellte noch einen guten Imbiss und der Schiffsjunge eilte, denselben zu besorgen. Er konnte es aber nicht unterlassen, sich den Zwerg erst noch durch das Schlüsselloch genau anzusehen.

    Nachdem er vom Koch das Gewünschte erhalten hatte, lief er damit in die Kajüte des Kapitäns. Vorher entwendete er noch heimlich etwas für sich, das er verbarg, um es am Abend im Schutze der Dunkelheit zu verzehren.

    Als es nun Abend geworden war, stand der Schiffsjunge etwas abseits auf Deck und war gerade bereit, seine gestohlenen Bissen zu genießen. Da erhielt er auf einmal von unsichtbarer Hand eine solche Ohrfeige, dass das Essen ihm aus der Hand flog und auf Deck fiel, eine Bewegung, die auch der Junge nachmachte. Auf dessen Geschrei hin lief die Mannschaft herbei, und als einer mit einem Lichte kam und den Bissen auf Deck fand, musste der Junge beichten.

    Nun wusste jeder, von wem die Ohrfeige stammte, und alle befürchteten, dass der Klabautermann seinen Unmut an dem Schiff auslassen würde. Das geschah aber nicht.

    Man hörte ihn in der Nacht schon überall wirtschaften, die Freundlichkeit des Kapitäns hatte ihn ganz gewonnen.

    Das Schiff hatte eine treffliche Reise und hielt der Unbill des Wetters herrlich stand.

    Nach: Heinrich Philippsen, Sagen und Sagenhaftes der Insel Föhr, Garding 1911, S. 36.

    DIE SAGE VON RUTHWER

    Als die nordischen Städte einen Bund schlossen, um die Sicherheit der Meere zu gewährleisten und der zunehmenden Dreistigkeit der Seeräuber Einhalt zu gebieten, lebte auf der Insel Rügen ein alter Schiffer.

    Über ihn erzählte man, er hätte während eines langen, abenteuerlichen Lebens große Schätze gesammelt, die er aber sorgfältig verborgen hielte, so dass seine drei Söhne fast dürftig aufwuchsen.

    Von diesen zog er den jüngsten, der Ruthwer hieß, sichtlich den anderen vor. Als der alte Seemann auf dem Totenbett lag, ließ er seine Söhne zu sich kommen, um das Erbe zu verteilen. Dabei sprach er Folgendes: »Meine Söhne, dass ihr es nur wisst, ich bin nicht so arm wie ihr vermutet. Teils sind meine Dienste, die ich großen Herrn erwiesen habe, reichlich belohnt worden; teils hat auch mein eigener Fleiß gute Früchte getragen. Diese habe ich jedoch mit bester Vorsicht geheim gehalten, weil mir bekannt ist, mit welcher Gier die äußeren Feinde – Neid, Bosheit und Verfolgung – ebenso wie die inneren Feinde – Trägheit und Übermut – den Besitzern großer Schätze nachstellen. Deshalb habe ich euch in Armut, Fleiß und Ordnung erzogen. Jetzt, da ihr in den Mannesjahren steht, soll euch euer Besitztum, das ihr nicht mehr missbrauchen werdet, ausgeliefert werden.«

    Nach diesen Worten ließ er seine beiden ältesten Söhne zwei schwere Kisten herbeibringen, die bis obenan mit Kostbarkeiten gefüllt waren. Nicht wenig blendete ihr Glanz die armen Schiffersöhne, die sich auf wenig mehr als ein paar zerrissene Netze gefasst gemacht hatten.Sie nahmen die Kisten in Empfang, und der Vater rief jetzt den dritten Sohn heran, der in einiger Entfernung stehen geblieben war.

    »Für dich, Ruthwer«, sagte er, »habe ich das Schifflein bestimmt, das du im Hafen finden wirst.« Der Jüngling vernahm die Worte mit nicht geringem Schrecken. Er hatte heimlich gehofft, dass die Vorliebe des Vaters ihm vielleicht das Doppelte der Schätze zuteilen würde, welche die Brüder bekommen hatten. Und jetzt erhielt er nur ein altes, leckes Boot, das schon seit Jahren im Hafen faulte und für das man, wenn die morschen Bretter und die verrosteten Nägel verkauft wurden, kaum soviel erlösen konnte, wie ein neuer Sonntagsanzug kostete.

    Ruthwer bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen und weinte; denn obgleich er nicht sehr an Schätzen und Reichtümern hing, schnitten ihm doch die vermutete Härte und angenommene Ungerechtigkeit des Vaters tief ins Herz.

    Der Alte erriet seine Gedanken, und nachdem er die beiden anderen Söhne hatte hinausgehen lassen, sprach er nochmals zu Ruthwer: »Mein Kind, du tust Unrecht, wenn du das alte Schifflein gering achtest. So, wie du es da siehst, hat es schon meinem Vater gedient, durch seine Hilfe habe ich Glück

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1