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Singende klingende Märchen aus aller Welt: Band 1 - Gesang
Singende klingende Märchen aus aller Welt: Band 1 - Gesang
Singende klingende Märchen aus aller Welt: Band 1 - Gesang
eBook254 Seiten3 Stunden

Singende klingende Märchen aus aller Welt: Band 1 - Gesang

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Über dieses E-Book

Es ist schon beeindruckend, in wie vielen Volksmärchen aber auch in Kunstmärchen der Gesang eine ganz bedeutende Rolle spielt. In diesem Buch sind Märchen aus verschiedensten Kulturen zusammengestellt, und das spannende ist, hier singen nicht nur die Menschen. Es singen auch Kräutergeister, Meerminnen, Elfen und Feen, es singen Vögel und sogar die Toten. In einem Kapitel ist dann sogar zu erfahren, wie Menschen ihre Lieder von den Tieren lernen, um die Prüfungen ihres Lebens bestehen zu können.
Für alle, die an Gesang, die an Musik interessiert sind, bietet dieses Märchenbuch ganz besondere Klangbilder. Somit ist es nicht nur ein Buch für Kinder, sondern die hier singend erklingenden Märchen sprechen auch Erwachsene an.
Die von Fritz Rainer Pabel gestalteten Bilder geben einen Einblick, wie sich der Gesang in den Märchen zu Bildern formen kann.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum17. Okt. 2019
ISBN9783750453630
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    Buchvorschau

    Singende klingende Märchen aus aller Welt - Books on Demand

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung

    Singende Kräutergeister, Männchen, Elfen, Feen, Meerminnen

    Die Kräuterjungfrau

    Die zwei buckligen Musikanten

    Fingerhütchen

    Das verlorene Lied

    Die singende Meerminne

    Der Fischer und seine Seele

    Die Macht des Singens durch den Menschen

    Fet-Frumos, der die Sonne befreite

    Der Tschongurispieler

    Die Sage vom Büffeltanz

    Koobor, der die Dürre überlebte

    Der Königsohn in der Drehorgel

    Die singende Besenbindertochter

    Hadelumpumpum

    Tiere lehren die Menschen ihre Lieder

    Wie die Indianer zu Gesang, Tanz und Musik kamen

    Wie die Zwillinge zur Sonne reisten

    Das Singen der Vögel

    Wie der Donnervogel entstand

    Das Lied der Eulen

    Das Finkenlied im Rabennest

    Das singende, springende Löweneckerchen

    Das Sangesfest

    Die Nachtigall

    Der Spielmann und die Nachtigall

    Der Vogel Phönix

    Der Gesang des Phönix

    Der Mönch und das Vögelein

    Der Gesang der Toten

    Das klagende Lied

    Vom singenden Dudelsack

    Der singende Knochen

    Das ewige Lied

    Quellenverzeichnis

    Einleitung

    Gesang und Musik verbinden die Kulturen und die Menschen auf der ganzen Welt. Märchen tun dies auch. Jede Kultur hat ihre ganz eigenen Märchen und doch werden in den Märchen weltweit ähnliche Themen angesprochen.

    Es geht immer wieder um Wandlung, um den Sieg über das Böse, um die individuelle Weiterentwicklung des Menschen und die dazugehörenden Prüfungen, die in allen Märchen mit eindrücklichen Bildern beschrieben werden. Es geht um das Nichtaufgeben, um das Vertrauen in unerwartete Hilfen, wenn Aufgaben, die gestellt werden, schwer zu bewältigen sind oder wenn die Gegner so stark sind, dass es zunächst durchaus zum Scheitern kommen kann.

    Grundsätzlich sind viele Weisheiten in den Märchen verborgen, die aber heute nicht mehr so leicht ersichtlich sind. Sie treten vielfach erst dann in Erscheinung, wenn der Leser, die Leserin, sich tief in die Märchenbilderwelt hineinbegibt und diese Bilder für sich meditativ erforscht. Schließlich haben die Bilder, die in den Märchen beschrieben und erzählt werden, immer mit unserem ganz eigenen Inneren zu tun. Darum entwickelt auch ein Jeder sein eigenes Märchenbild, wenn er ein Märchen anhört oder liest.

    Heute werden Märchen sehr häufig in Zeichentrickfilmen oder Märchencomics dargestellt und man darf sich da durchaus einmal die Frage stellen, ob dadurch die individuellen inneren Bilder, die Märchen erwecken können und wodurch eigene seelische Zustände porträtiert werden, dadurch nicht verloren gehen.

    So hat der Künstler Fritz Rainer Pabel, in dieses singende klingende Märchenbuch, ganz besondere, kunstvolle Bilder eingefügt, die dazu anregen können, sich auf die Suche nach den ganz eigenen inneren Bildern zu machen. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass Märchen ja nicht nur etwas für Kinder, sondern auch für Erwachsene sind und dass wir immer wieder Neues für uns und unser Leben darin entdecken können.

    In diesem Buch sind Märchen aus verschiedensten Ländern und Kulturen zusammengestellt, in denen, auf ganz unterschiedliche Weise, der Gesang zum Erklingen kommt.

    Dabei ist nicht nur den Menschen der Gesang zu eigen, sondern es singen auch die Kräfte in der Natur, wie die Elfen, die Feen und die Meerminnen. Es singen aber auch die Vögel. So sind in vielen Märchen Vögel die vielfältigsten Sänger und in vielen Sprachen wird das ja auch so ausgedrückt. In den verschiedensten Sprachen wird eben viel häufiger von singenden, als von piepsenden Vögeln gesprochen.

    Gesang und Musik nehmen in den Märchen immer eine besondere Rolle ein. Manchmal helfen sie entscheidend, den Wandel zu vollziehen, um den es in dem Märchen geht, manchmal sind sie einfach dafür da, das Leben zu verschönern und Ausdruck der Freude am Leben darzustellen. Doch immer wieder drückt das Lied den Wunsch des Helden oder der Heldin darüber aus, was seine / ihre Aufgabe im Leben wirklich sein soll, und so machen diese sich mit ihrem Lied auf den Weg.

    Interessant ist, welche Änderungen Märchen mit gleichem Namen oder mit gleichen Erzählbildern in unterschiedlichen Regionen erfahren haben.

    Auf eine Besonderheit, die in den Märchen zu finden ist, sei noch hingewiesen. Das sind die Märchen, in denen die Toten singend mit den Lebenden in Kontakt treten. Dieses Märchenbild ist nicht nur in besonderen Kulturen, die vielleicht an ein Leben nach dem Tode glauben, zu finden. Singende Tote findet man bei den Brüdern Grimm genauso, wie im Märchen aus Sizilien oder bei den Dakota in Amerika. Es sind dann die Knochen, die zu singen beginnen und da wirken anscheinend magische Kräfte. Oft wird aus den Knochen eine Flöte oder Pfeife gemacht und diese beginnen dann, ihr ganz eigenes magisches Lied nicht zu flöten, sondern zu singen. Hier kann man entdecken, dass Singen dabei helfen kann, ein Bewusstsein davon zu entwickeln, welche Ursachen dazu geführt haben, dass bestimmten Seelenanteilen im Menschen einmal das Leben genommen wurde. Die Bedeutung der Redewendung „Etwas sitzt mir in den Knochen", mag an dieser Stelle noch mal ganz neu verstanden werden. Dieses Kapitel leitet dann über zu Band 2, des singenden, klingenden Märchenbuchs, welches von Märchen zum Thema Flöten und Pfeifen handelt.

    Für eine bessere Lesbarkeit wurden die Märchen weitgehend in die neue deutsche Rechtschreibung übertragen. Besonderen Begriffe und Redewendungen aus alten Zeiten wurden beibehalten. Manche Märchen wurden der Autorin mündlich überliefert und von ihr neu erzählt. In diesem Band kommen aber nicht nur Volksmärchen zum Erklingen, sondern es findet sich auch das ein oder andere Kunstmärchen.

    Singende

    Kräutergeister

    Männchen

    Elfen

    Feen

    Meerminnen

    Die Kräuterjungfrau

    Chinesisches Märchen

    Weit im Südwesten erzählen sich die Leute, dass in den tiefen Wäldern die Kräuterjungfrau lebt. Sie sorgt dort für die Bergkräuter und passt auf, dass diese immer wieder schön aufblühen, dass sie zur rechten Zeit reifen und dass immer so viele wachsen, wie nötig sind. Wenn arme Menschen in den Wäldern und Bergen Kräuter sammeln, bekommen sie ihre Hilfe, aber Menschen, die gewinnsüchtig und neidisch sind, werden von ihr oft bestraft.

    Man erzählt sich, dass vor vielen Jahren die Kräuterjungfrau ein wunderschönes Mädchen gewesen sei und ihr Name Könnerchen war. Sie war anmutiger als die weiße Lotusblüte, welche die Königin der Blumen ist, doch sie konnte auch singen, dass den Menschen, die ihre wunderschönen Lieder hörten, der Herzschlag stockte. Lachte sie, war es als würden Glöcklein klingeln und kam sie des Weges daher, erschien sie, als glitt ein weißes Wölkchen über den Boden. Ein solches Mädchen, behauptete man, gäbe es sonst nirgends. Sehr geschickt war sie auch. Stickte sie eine Blume, erschienen daneben echte Blumen wie verwelkt, stickte sie Vögel, schienen sie lebendiger als jeder Vogel am Himmel. Doch am allerliebsten sammelte sie Heilkräuter. Sie kannte alle Namen und Eigenschaften der Kräuter ihres Landes. Und weil sie alles konnte, was einem nur einfallen mag, nannten sie die Menschen einfach Könnerchen, denn niemand wusste mehr, wie sie wirklich hieß.

    Könnerchen war Kammerzofe am königlichen Hof ihres Landes und der König dieses Landes war dem Kaiser von China untertan. Doch war er so reich, dass ihm, wenn er die hohen Tribute an den Kaiser von China abgegeben hatte, noch viele Goldstücke für den eigenen Gebrauch blieben. So hatte dieser König an seinem königlichen Hof eine zahlreiche Dienerschaft. Die Königin und alle Nebenfrauen waren gekleidet in Seide und Brokat und in ihren Haaren trugen sie goldene und silberne Blumen.

    Nun war der König aber ein sehr grausamer Mensch, wie Könige es nun mal sein können. Für das Nichtbefolgen seines Befehles war das Gehenkt werden wohl die mildeste Strafe. Könnerchen jedoch hatte vor nichts Angst und so auch vor dem König nicht. Hätte sie keine Lust gehabt Tee zu kochen oder Kuchen zu backen, sie hätte es nicht getan, egal was der König befahl oder ihr androhte. Gegen ihren Willen konnte niemand sie zu etwas zwingen und auch der grausame König erreichte bei ihr im Bösen überhaupt nichts. Nun wusste Könnerchen aber dem König einen so köstlichen Tee zu kochen und dazu einen so süßen Kuchen zu backen, wie es keinem seiner vielen hundert Diener möglich war. Weil nun keiner dem König so perfekt dienen konnte wie sie, stand sie unter seinem ganz besonderen Schutz. So wandelte sie in ihrem Rohleinenrock im Palast herum, hatte eine wilde Blume im Haar, doch ihre Schönheit überstrahlte all die goldenen Blumen und auch die seidenen Gewänder der Nebenfrauen des Königs, ja sogar der Königin.

    All die Lustbarkeiten am königlichen Hofe konnten sie nicht lockten. Selbst dem Spiel auf der Nephriten-Flöte, das bei all den Festmahlen erklang und das der König so gern hörte, lauschte sie nicht. Lieber floh sie, so oft sie nur konnte, aus dem Palast in die Bergeinsamkeit. Dort erfreute sie sich viel lieber am Gesang der Zikaden und sammelte Heilkräuter. Sie wusste alles über die Kräuter und sie heilte damit immer wieder leidende Menschen und half auch vielen kleinen Tieren.

    So war sie bei den armen Leuten sehr beliebt, denn alle erkannten sofort ihr gutes Herz und waren dankbar für ihre Hilfe. Jedoch die Frauen des Königs und die Höflinge verspotteten sie nur, nannten sie heimlich Wildfang. Könnerchen jedoch kümmerte sich darum nicht. Es gab nur einen, vor dem ihr Lachen und ihr Gesang verstummten, das war der königliche Zauberer. Dieser war wirklich ein ganz besonders niederträchtiger Mensch und ihre Augen blickten ihn niemals an. So ging die Zeit dahin, bis es in einem Jahr eine reiche Ernte gab und es den Menschen ganz besonders gut ging. Doch da fiel plötzlich der Südwind herein und führte die Pest mit sich. Diese Krankheit breitete der Wind über das ganze Land aus und viele Greise und Kinder fielen dem Tod anheim.

    Alle Menschen ergriff eine panische Angst vor der Ansteckung. Selbst der König zitterte vor Angst, denn die Pest macht nun mal keinen Unterschied zwischen einem Mächtigen oder Geringen, einem Armen oder Reichen. So berief der König den Zauberer zu sich. Beide machten einen Plan, wie sie sich schützen konnten. Der König und seine Umgebung mussten von einer Ansteckung bewahrt werden. Alle übrigen Menschen waren ihnen völlig egal! So wurden die Stadttore geschlossen, um die Stadttore wurde ein tiefer Graben ausgehoben und auf die Wälle stellten sie Wachen, die niemanden mehr hineinließen. Selbst Vögel hinderten sie daran, über die Wälle zu fliegen.

    Doch genau zu der Zeit fiel es Könnerchen ein, die abgeschlossene königliche Stadt zu verlassen und in die Wälder zu gehen. Daran konnten auch die allerstrengsten Befehle des Königs nichts ändern, denn wenn sie sich zu etwas entschlossen hatte, musste sie es tun.

    Weil aber alle Ausgänge schwer bewacht waren, ersann sie eine besondere Fluchtmöglichkeit. Dazu ging sie zuerst in den königlichen Garten und pflückte Blumen. Mit diesen Blumen schmückte sie dann einen Waschtrog, so dass er wie ein Blumenaltar erschien. Dann versteckte sie sich zwischen den Blumen und schwamm mit dem Waschtrog, über den königlichen Kanal, aus dem königlichen Garten heraus.

    Der Kanal mündete in einen tiefen See und weil der Wind heftig wehte und die Wellen recht hoch gingen, wurde das Mädchen immer weitergetrieben, bis es vor sich den Zauberberg sehen konnte, der ganz und gar mit wilden Blumen bedeckt war. Dort sprang sie ans Ufer und wanderte durch eine Gebirgsschlucht. Auf ihrem Weg fand sie in den Felsritzen die wunderlichsten Kräuter. Kräuter mit langen Blättern, welche, die zusammengerollt waren, andere Kräuter wiederum waren an der Wurzel grün und ihre Spitzen leuchteten strahlend rot. Könnerchen pflückte sie, gab sie in ihr Körbchen und schon bald war dieses bis an den Rand gefüllt, mit all den grünen und roten Kräutern.

    Ihrem aufmerksamen Blick entging kein Kraut und so sah sie hinter einem Stein Jen-sheng hervorlugen. Das war die Wurzel des Lebens und im gleichen Augenblick schwebte aus einer hohen weißen Wolke der Sagenkranich hernieder. Kaum hatte er sich auf die gegenüberliegende Felswand gesetzt, verwandelte er sich auch schon in einen schönen jungen Hirsch. Dieser sprang zu Könnerchen herab und war sogleich verschwunden. Doch an seiner Statt stand nun ein Jüngling vor ihr. Dieser war so schlank, wie eine Pappel und seine Augen leuchteten ihr entgegen, wie zwei Edelsteine. Könnerchen betrachtete ihn und vergaß bei diesem Anblick völlig die Wurzel des Lebens. Beide standen ein Weilchen so da, schauten sich an und schwiegen.

    Dann, aber fragte sie der Jüngling: „Warum sammelst du all diese Kräuter? Die Armen tun es, weil sie sie brauchen und die Habgierigen wollen reich damit werden, sag wer bist du? Das Mädchen antwortete, ohne weiter nachzudenken: „Diese Heilkräuter haben die zartesten Blätter und den allerherrlichsten Duft. Wer den Duft dieser Kräuter einatmet, vergisst seine Müdigkeit, wer so ein zartes Kraut kostet, erwacht zum Leben. Ich liebe alle Kräuter schon, seitdem ich auf der Welt bin. Da lächelte der Jüngling: „Du verstehst etwas von den Kräutern, denn deren Duft kann nur jemand riechen, der etwas von ihnen versteht. Ich habe es mir schon gedacht, dass du kein gewöhnliches Mädchen bist. Ich bin der Kräutergeist und ich lebe in diesem hohen Gebirge, wie in den Blumen die Blumengeister und in den dichten Wäldern die Baumgeister leben. Willst du mit mir gehen, so führe ich dich an einen Ort, wo du alle Arten von Kräutern sehen wirst."

    „Ich weiß, dass unzählige in den Bergen wachsen, sagte das Mädchen, „aber bisher habe ich nur wenige davon gesehen. Wenn du sie mir zeigst, würde es mich sehr glücklich machen. Aber heute suche ich keine seltenen Arten, sondern ich muss die Kräuter nach Hause bringen, die tausende Menschen vor der Pest retten. Der Jüngling verstand und nickte: „Ich sehe, dass du unerschrocken bist. So gebe ich dir ein Körbchen voll der allerseltensten Kräuter. Pflücke davon, so viel du willst."

    Und schon nahm er sie bei der Hand und stieg mit ihr im leichten Schritt hinauf auf den Gipfel des Wunderberges. Am höchsten in den Himmel reichen ja die Wolken, doch der Kräutergeist und das Mädchen stiegen über die siebenfache Wolkenschicht hinaus. Dort oben, auf dem Gipfel des Wunderberges, war die Behausung des Kräutergeistes.

    Von dort schaute Könnerchen auf die Wolken hinunter und diese wallten weit und breit wie ein weißes Meer. Der Kräutergeist nahm einen Korb mit Samen und die streute er in die Wolken hinein, so dass sie in die Wolkenwellen fielen. Von dort nahm sie ein leichter Wind mit sich, trug sie in die Bergschluchten und besäte die Berghänge. Da wo die Samen nieder fielen schlugen sie Wurzeln und setzten sogleich grüne Triebe an.

    Könnerchen blickte weiter um sich und da sah sie die seltsamsten Kräuter um sich herum wachsen. Es waren Kräuter, deren Früchte jährlich reiften und Kräuter, die nur einmal im Jahr blühten, aber auch solche, die Jahre brauchten, um ihre zarten Triebe anzusetzen. Da sprach der Kräutergeist zu ihr: „Wer diese kostbaren Kräuter bekommt wird glücklich. Aber nur die Mutigsten und Bedürftigsten können an die unzugänglichen Hänge gelangen, an denen sie wachsen. Nur dort können sie in ihren Besitz gelangen."

    Könnerchen pflückte ihr Körbchen voller Kräuter und seufzte, denn es tat ihr leid, sich von dem schönen Kräutergeist verabschieden zu müssen. Doch der schöne Jüngling betrachtete sie lächelnd und reichte ihr ein zartes blaues Blümlein. Dazu sang er ihr leise sein Lied:

    „Willst du bei mir bleiben?

    Kommst du auf den Wunderberg zurück?

    Wunderschönes Mädchen!

    Bliebest du doch bei mir, bliebest du für immer,

    es wäre die Seligkeit für mich, es wäre mein Glück.

    Mit Gewalt bringt man den Fluss nicht zum Stehen,

    es lässt sich nicht erzwingen, was man nicht gerne macht.

    Doch willst du wirklich wieder zu mir kommen,

    warte ich auf dich Tag und Nacht.

    Kehrst du zu mir zurück fürs ganze Leben,

    iss die blaue Blume, die ich dir gegeben."

    Das Mädchen schaute den Jüngling an und konnte ihren Blick nicht von ihm lassen. Lächelnd nahm sie von ihm das Kräutlein mit der blauen Blüte entgegen. „Wie wäre ich glücklich, wenn ich hier, inmitten der Wolken, mein ganzes Leben mit dir verbringen könnte. Mein geliebter Kräutergeist, wenn ich die Menschen von der Pest geheilt habe, kehre ich zu dir zurück." Da nahmen sie Abschied von einander und Könnerchen kehrte zu den Menschen zurück und half den Kranken.

    Der König in seinem Palast war sehr verärgert und befahl all seine Diener im Palast, sich auf die Beine zu machen und Könnerchen zu suchen, doch niemand konnte das Mädchen finden. Da war der König böse, dann wurde er zornig, bis er schließlich zu toben begann. Nichts schmeckte ihm mehr, weil niemand Speise und Trank so zuzubereiten verstand wie Könnerchen. Da lief er schreiend durch seinen Palst: „Könnerchen ist dazu bestimmt, meine Dienerin zu sein! Findet sie auf der Stelle!"

    Alle seine Leute suchten, doch Könnerchen blieb verschwunden. Um den König zu beschwichtigen, begannen sie sich verschiedene Lügen auszudenken. Der Nachtwächter wollte sie am Fluss Wäsche waschen gesehen haben. Die Köchin behauptete, am Morgen hätte Könnerchen unter den Küchenfenstern ihre Kräuter getrocknet. Der Gärtner wollte sie im Garten singen gehört haben und die Wachen gaben bekannt, sie wäre in die Stadt gelaufen, Zwirn zu kaufen. Doch davon ließ sich der König nicht sehr lange täuschen und schickte seine Soldaten aus, mit dem strengen Befehl, das Mädchen zu finden und zu ihm zu führen.

    Am siebenten Tag kamen die Soldaten zurück und meldeten dem König freudig, dass die Pest erloschen sei und alle Kranken genesen seien. Doch der König schrie sie an: „Ist das die Kunde, die ihr mir bringen solltet? Dann ließ er, in seinem Zorn, alle hinrichten und schickte einen zweiten Zug von Soldaten aus, dass sie das verschwundene Mädchen suchen. Auch diese Soldaten kehrten nach sieben Tagen zurück, sie meldeten dem König erfreut, dass die Ernte überall reich ausfallen wird und die Menschen viel Geld an Steuern abführen würden. Der König geriet wieder in allergrößten Zorn und rief drohend: „Sagt mir auf der Stelle, wo Könnerchen ist!

    „Unser allergnädigster König, sagten die Soldaten, „alle Menschen auf unserem Weg haben sie gesehen, doch niemand weiß, wo sie gerade in diesem Augenblick verweilt. Sie ging herum, mit einem Körbchen voller Kräuter in der Hand und heilte Zehntausende arme Kranke. Doch der König war damit nicht zufrieden und

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