Adora: Eine Königin im Mittelpunkt
Von Astrid Schreier
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Über dieses E-Book
Die Geschichte beginnt im Dorf Marialenz bei dem Jungbauern Zeldan und seiner Mutter. Als es den Landbuben nach Plenning, in die Hauptstadt des Königreichs, verschlägt, trifft er u.a. auf Adora. Sie entwickelt sich im Laufe der Handlung zur wichtigsten Hauptperson des Buchs.
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Buchvorschau
Adora - Astrid Schreier
Plötzlich Plenninger
„Guten Morgen, Frau Eicha!", grüßte der Postbote eines Vormittags Ferdinande Eicha, meist Ferda genannt. Jeden Tag brachte er ihr pünktlich zur gleichen Zeit Briefe und Pakete direkt ins Haus, denn die Bäuerin hatte keinen Briefkasten. Sie brauchte auch keinen, wie sie immer behauptete, solange man einen so netten Boten kannte.
Da Ferda am äußersten Rand ihres Heimatdorfes Marialenz lebte, war ihr Häuschen die letzte Station auf der täglichen Tour des Postangestellten. Deshalb blieb er stets noch ein Weilchen, um mit der Hausherrin bei Kaffee und Kuchen zu Plauschen. Wenn er sich später bei Ferda verabschiedete, kam ihr Sohn Zeldan vom Feld zurück.
Frau Eicha war seit fünf Jahren Witwe. Ihr Ehemann war während eines heftigen Gewitters von einem umstürzenden Baum erschlagen worden. Seitdem kümmerte sich der Filius um den Hof und alles Drum-und-Dran. Ferda bewunderte besonders sein ungewöhnlich ausgeprägtes Kopfrechentalent – er war ein „wandelnder Rechner".
Mittags kam täglich Beruschka Wenz zum Essen vorbei. Sie war aus der nicht weit entfernten Großstadt Plenning aufs Land gezogen, um Lärm und Hektik zu entkommen. An diesem Tag jedoch holte sie ihre Vergangenheit ein: „Tante Hortensie ist gestorben und hat mir ihre Villa vermacht. Diese hat zwar eine wunderbare Lage und die aufkommenden Kosten wurden von Tante auch schon längst gänzlich beglichen, aber…"
Beruschka schwieg kurz, bis sie nachdenklich fortfuhr: „Ich will nicht zurück nach Plenning – mir gefällt es hier millionenmal besser! Ferda machte den Vorschlag, das Haus zu verkaufen, doch ihre beste Freundin lehnte ab: „Das kann ich meiner Tante nicht antun; sie war immer so herzenslieb zu mir. Ein Verkauf käme Betrug nahe!
Zeldan mischte sich in das Gespräch ein: „Na, wenn das so ist, werde ich eben dort einziehen."
Ferdinande erschrak und Beruschka lachte: „Meinst du das ernst?" Natürlich – wenn sich der selbstbewusste Dreißigjährige etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog er es ohne Abschweife durch. Die noch immer geschockte Ferda fragte ihren Sohn, wie sie ohne ihn den Hof und das Feld bewirtschaften solle. Zeldan umarmte sie zärtlich.
„Mama, bleib ruhig! Du hast hier im Dorf genug nette Menschen, die dir gern helfen und ich werde mich sicher auch nicht in Plenning vergraben. Einmal im Monat komme ich dich und Beruschka besuchen; versprochen!", redete er liebevoll auf seine Mutter ein. Die Bäuerin sah ihrem einzigen Kind ganz tief in die Augen und nickte.
Es dauerte nur eine knappe Woche, bis der Tag von Zeldans Auszug angebrochen war. Ferda, die ihm zum Abschied einen großen Korb mit verschiedenen Lebensmitteln geschenkt hatte, gab dem zukünftigen Plenninger einen zaghaften Kuss auf die Wange und sprach: „Ich hoffe, dass du auch in der großen Stadt dein Glück findest."
Zeldan küsste die Hand seiner Mutter und jene Beruschkas, die schräg hinter ihr stand: „Keine Sorge, in einem Monat bin ich für kurze Zeit wieder daheim!" Er bestieg die Kutsche, welche ihn in sein neues Zuhause bringen sollte und befahl dem Kutscher, abzufahren. Die Fahrt nach Plenning, der Landeshauptstadt, dauerte eine Stunde.
Als der nun ehemalige Dorfjunge die Villa, die einst Beruschkas Tante gehörte, betrat, blieb er zunächst staunend stehen. Kurz darauf ging er auf den Balkon, von dem er einen weiten Blick über die Stadt genießen konnte. Er erkundete das Haus weiter und fand heraus, dass sich im Keller sogar ein kleines Schwimmbecken befand.
Erstaunt blickte er auf seinen indirekten Besitz und dachte laut: „Wahnsinn, so schnell ist man reich!" Erwähnenswert sei noch, dass das ganze Gebäude komplett möbliert und mit feinsten sanitären Anlagen ausgestattet war. Angemessene Garderobe fehlte Zeldan noch – so machte er sich kurzerhand auf den Weg zum Herrenausstatter.
Bekanntschaften
Obwohl die Stadt voller Menschen und unübersichtlich war, fand er ohne ewig langes Suchen ein Modegeschäft. Dort schaute er sich die Kleidungsstücke an, bis ihn ein unbekannter Mann ansprach: „Entschuldigung, darf ich Sie fragen, ob mir der Anzug steht? Zeldan betrachtete den Herren und nickte: „Er steht Ihnen exzellent!
Eine Frau kam dazu und fragte: „Sag mal, ist dir meine Meinung nichts mehr wert, Mercutio?"
Sie und der Unbekannte kannten sich offensichtlich. Die Dame stellte sich und ihren Begleiter vor: „Mein Name ist Emma Aschmüller und das ist mein Verlobter Mercutio Reinard." Auch Zeldan machte sich namentlich dem Paar bekannt.
Es stellte sich heraus, dass demnächst die Hochzeit der beiden ins Haus stand, wozu der Neu-Großstädter gratulierte. Emma fragte Mercutio ungeduldig: „Also, nimmst du nun den Anzug oder…?" Ihr genervter Ehemann in spe bejahte, die zwei bezahlten und verabschiedete sich von Zeldan, der sich den Oberhemden zuwandte.
Kaum hatten die bald frisch Vermählten den Modeladen verlassen, betrat ihn eine blonde Frau in einem dunkelblauen Kleid mit gleichfarbigem Hut, die zur Verkäuferin ging und fragte, ob das Sakko eines gewissen Frieder Kaulfuß fertig sei.
Sie hatte es Tags zuvor zum Umnähen abgegeben, da die Ärmel zu lang waren. Zeldan starrte förmlich auf das schöne Antlitz der Dame, was diese bemerkte: „Verzeihung, Herr …, warum sehen Sie mich unentwegt an? Verschämt schaute er woanders hin und bat stark geknickt um Verzeihung: „Oh, ich, ich war wohl in Gedanken.
Die Frau, von der Zeldan so verzückt war, ging mit dem abgeholten Sakko aus dem Laden und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich zum wiederholten Male den Kleidungsstücken zu widmen, die das Geschäft anbot. Wenig später hatte er sich etwas Stadttaugliches gekauft, das er jedoch nur zu besonderen Anlässen tragen wollte.
Mit den Sachen in einem Beutel spazierte der ehemalige Dorfjunge über den belebtesten Platz der Stadt, dem Valdemarsplatz. Dort beobachtete er zufällig, wie sich um das Königsdenkmal eine Menschentraube bildete, und mischte sich unter die Leute. Der Grund des Andrangs war ein schwarzhaariger junger Mann, der zaubern konnte.
Zeldan war von den Kunststückchen beeindruckt und lobte den Zauberer: „Also, Sie machen das echt toll! Der Amateurmagier verneigte sich: „Vielen Dank, mein Herr! Ich versuche oft, meine Tricks auch Seiner Majestät vorführen zu können, aber man lässt mich nie zu ihm.
Ein anderer Zuschauer trat vor und meldete sich zu Wort.
Er behauptete, den König gut zu kennen und wollte diesen um Erlaubnis bitten, dem Zauberer eine private Vorstellung zu ermöglichen. Der junge Künstler drückte vorsichtig Hoffnung aus: „Oh ja, sagen Sie ihm bitte, dass ich, Malachy Holm, mich über eine Zusage unendlich freuen würde!", sprach er schaumgebremst enthusiastisch.
Zeldan ging weiter über den Platz und ließ sich dann in einem kleinen Café nieder, wo prompt der Kellner an seinen Tisch kam und ihm die Speisekarte reichte: „Guten Tag, mein Name ist Tristan. Was darf es zu trinken sein?" Der Ex-Marialenzer bestellte ein Bier und wollte gerade in die Karte schauen, als Zauberer Malachy eintrat.
Er fragte Zeldan, ob er sich neben ihn setzen dürfe und der Gefragte nickte. Die beiden kamen ins Gespräch und unterhielten sich über ihre Herkünfte und das Leben allgemein. Irgendwann sprach Zeldan Folgendes an: „Du willst also dem König deine Künste vorführen. Das ist ein echt ehrgeiziges Ziel! Hast du schon konkrete Tricks?"
Malachy sagte Ja und sein Gesprächspartner fuhr fort: „Nun, an deinem Auftreten musst du aber noch arbeiten. Ich helfe dir gerne dabei!" Er nahm seinen neuen Kumpel mit zu sich nach Hause, wo sie sich vor einen großen Spiegel stellten.
Ein königlicher Tag
Zeldan fragte Malachy: „Zeig mal, wie du deine Vorstellung beim König gestalten würdest! Der junge Zauberer verbeugte sich und sprach: „Seid gegrüßt, Eure Majestät! Es ist mir eine große Ehre, ihnen meine Tricks zeigen zu dürfen.
. Zeldan fiel etwas Besonderes auf: „Deine Arme hängen herunter wie zwei getrocknete Forellen!"
Bei Malachy kam die Gestik offensichtlich zu kurz. Mit ein paar praktischen Tipps