Sternenleuchten
Von Saskia Dreßler
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Über dieses E-Book
Doch mitten im tiefsten Schneegestöber steht Adai vor lyns Tür und bringt ein Angebot mit, das Syn nicht ausschlagen kann, wenn lyn eine hoffnungsvollere Zukunft möchte.
Syn verlässt widerstrebend lyns Haus und begibt sich gemeinsam mit Adai auf eine Reise, deren Ziel gar nicht so klar ist, wie es anfangs scheint.
Saskia Dreßler
Was ist schon normal? Wer ist gut und wer ist böse? Warum müssen Geschichten bestimmten Strukturen folgen? Diese Fragen stellt sich Saskia Dreßler seitdem them schreibt. Aus diesem Grund beschäftigt sich them in their Texten mit diesen Themen und versucht Antworten zu finden. Dafür schreibt them oftmals fantastische Texte mit queeren und neurodivergenten Charakteren und lässt dabei eigene Erfahrungen in die Geschichten miteinfließen. Gerade arbeitet they an einen von their Debütromanen: einen Silkpunkkrimi oder eine Urban Fantasygeschichte mit slawischer Mythologie.
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Buchvorschau
Sternenleuchten - Saskia Dreßler
Für alle, die in einer Welt, in der sie nicht verstanden werden,
eine kleine Aufmunterung brauchen. Ihr werdet gesehen und
ihr seid wichtig.
Zwar ist «Sternenleuchten» eine Geschichte, die ein winterliches
und gemütliches Gefühl vermitteln soll, aber trotzdem gibt es ein
paar Content Notes, die zu beachten sind. Diese findest du auf
Seite →.
Inhaltsverzeichnis
Überraschungsbesuch
Feengläser
Im Schnee
Valevenkacke
Der Eisblumenbaum
Namens- und Pronomenerklärung
Content Notes und positive Tags
Nachwort und kleiner Dank
1
Überraschungsbesuch
Vor dem Fenster wiegten sich Schneeflocken. Sie wurden im Wind hin und hergejagt und schienen sich gegenseitig fangen zu wollen. Versunken ineinander, in einem Tanz, den niemand sonst kannte.
Schneeflocke für Schneeflocke landete auf der festgefrorenen Erde, bedeckte sie und deckte sie zu, bis sie im Frühjahr von der Sonne wieder aufgeweckt werden würde.
Syn konnte nur seufzen, als lyn aus dem Fenster sah. «Schnee, Schnee, Schnee … Nichts anderes und das seit Tagen», brummte lyn und wandte sich damit an einen großen grauen Hund, der vor der Feuerstelle lag und lyns Bewegungen beobachtete. «Was meinst du, Tjor, hört es irgendwann auf zu schneien?»
Der Hund verzog keine Miene, sondern sah Syn weiter stoisch an.
Lyn schüttelte den Kopf. «Du könntest mir ruhig antworten. Aber ja … du hast es gut. Du kannst hier vor dem Feuer liegen bleiben, während ich nach draußen muss, um Holz zu besorgen. Wenn das so weiter geht, dann reicht mir der Schnee bald bis zur Hüfte. Sicher ist der Weg, den ich vor der gestrigen Mondwende freigeschaufelt habe, wieder zu geschneit – und bei der morgigen Mondwende wird es nicht anders sein.»
Mürrisch blicke Syn wieder auf lyns Arbeit. Lyn hatte versucht die Tonkrüge, die sich auf dem Tisch stapelten, zu bemalen. Hergestellt hatte lyn diese vor dem dem Einsetzen des Schneegestöbers und eigentlich war lyn froh etwas zu tun zu haben, aber … Unzufrieden legte Syn den Kopf schief und betrachtete das Blumenmuster auf lyns aktueller Arbeit. Es gefiel lyn nicht. Viel zu grob, schalt sich Syn in Gedanken selbst.
Syns Meister hätte lyn dafür geschimpft, doch von Narruz hatte lyn sich schon seit mehreren Sternenleuchten getrennt. Es war nötig gewesen, denn schließlich hatte es in Narruz’ Dorf nicht genug Arbeit für sie beide gegeben. Trotzdem vermisste Syn den merkwürdigen Kauz manchmal. Lyn vermisste es, wie Narruz bei der Arbeit immer schief gesungen hatte und, dass er lyn angenommen hatte, wie lyn war. Ihm brauchte Syn nicht zu erklären, dass lyn keine Frau und kein Mann war. Stattdessen hatte er lyn von den Lyandraden berichtet, die sich alle dem Konzept von männlich und weiblich entzogen und das durch Namen und Anreden deutlich machten. Deshalb hatte Syn lyns Namen auch so verändert, dass er in das lyandradische Muster passte. Das mochte in lyns Heimat niemand bemerken, aber für lyn war es wichtig gewesen.
Auch vermisste Syn, dass Narruz lyn verstanden hatte – sie teilten dasselbe Schicksal. Sie beide konnten Magie gewinnen und das hatte sie zu Verschworenen gemacht.
Hier in lyns neuen Zuhause, dem Dorf Koart, fühlte sich Syn einsam. Lyn war die einzige Person, die Magie gewinnen konnte – was in Anbetracht der wenig Magiegewinnenden, die es gab, nicht verwunderlich war. Zwar war lyn damit wichtig, aber auch gleichzeitig ausgestoßen. Mit Leuten wie ihnen wollte die allgemeine Bevölkerung nichts zu tun haben. Sie tuschelten hinter Syns Rücken, sahen lyn beim Sprechen nicht an und versuchten alles, um so wenig Kontakt wie möglich mit lyn zu haben.
«Sie genießen die Vorteile der Magie, aber wollen nicht wissen, wie sie gewonnen wird. Was interessiert es sie auch? Die Drecksarbeit, die ist für uns», hatte Narruz immer zu Syn gesagt und lyn konnte ihm nur zustimmen.
Aber was blieb lyn anderes übrig als die Arbeit zu verrichten, die für lyn für vorgesehen war? Es schien nun mal gegeben zu sein, dass Magiegewinnende ihrer Arbeit ohne Beschwerden nachgingen und nichts dafür bekamen. Vielleicht war das der Lauf der Welt.
Gerade als Syn spürte, wie lyns Gedanken dunkler wurden, sich um lyns Hals legten und zudrückten, um lyn zu ersticken, klopfte es laut und nachdrücklich an der Tür.
Lyn hielt inne, blickte auf und blinzelte. Hatte lyn richtig gehört? Doch wer sollte …? Gerade bei lyn … und noch dazu bei diesem Wetter …Eigentlich sollte das völlig unmöglich sein.
Es klopfte erneut. Kein Zweifel. Syn hatte sich nicht verhört. Trotzdemverharrte lyn noch auf lyns Platz, wollte nicht aufstehen und nicht wissen, wer lyn besuchte. Besuch verhieß meistens nur Arbeit und von lyns Arbeit hatte lyn genug. Hatte Syn nicht erst vor kurzem alle magischen Gefäße für das Sternenleuchten erneuert? Lyn war sich sicher, dass lyn kein Gefäß vergessen hatte. Schließlich hatte die Arbeit lyn mehrere Mondwenden beschäftigt. Was konnte also wieder von lyn gewollt werden?
Vielleicht geht die Person ja weg, wenn ich mich ganz still verhalte. Vielleicht sieht es dann so aus, als wäre ich nicht da, überlegte Syn und wusste gleichzeitig, dass die Vorstellung Unsinn war – schließlich stieg Rauch aus dem Schornstein und das war eigentlich immer ein Zeichen, dass Syn zu Hause war.
Es klopfte ein drittes Mal.
«Valevenkacke!», fluchte Syn und stand auf. Anscheinend gab die Person vor lyns