Nils Holgerssons wunderbare Reise
Von Selma Lagerlöf und Anne Suess
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Über dieses E-Book
- Detailreich und kindgerecht illustriert von Anne Suess
- Ein wunderbares Vorlesebuch für die ganze FamilieWer kennt nicht Nils Holgersson? Den kleinen Jungen aus Südschweden, der von einem Wichtel in einen Däumling verwandelt wird und fortan mit seinem neuen Freund, dem Gänserich Martin, und einer Schar Wildgänse über das Land zieht. Die Reise führt zum Kullaberg, über die Insel Öland, bis hinauf nach Lappland. Bevor Nils zurückkehren und wieder ein richtiger Junge werden kann, muss er einige Abenteuer bestehen: den gefährlichen Fuchs Smirre verjagen, den weisen Adler Gorgo befreien, seinen Freund Martin retten und vieles mehr.
Einst von der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf als Lesebuch für die Schule geschrieben, wird Nils Holgersson inzwischen seit über 100 Jahren von Kindern auf der ganzen Welt geliebt.
Der vorliegende Band erweckt die fantastische Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen zu neuem Leben: Die liebevolle Nacherzählung des Klassikers durch Anne Ameling sowie die bezaubernden neuen Illustrationen von Anne Suess begeistern Groß und Klein.
Ein ganz besonderer Geschichtenschatz für die Kinder von damals und heute, zum Wiederentdecken, Kennenlernen und Träumen!
Selma Lagerlöf
Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf; 20 November 1858 – 16 March 1940) was a Swedish writer. She published her first novel, Gösta Berling's Saga, at the age of 33. She was the first woman to win the Nobel Prize in Literature, which she was awarded in 1909. Additionally, she was the first woman to be granted a membership in the Swedish Academy in 1914.
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Buchvorschau
Nils Holgerssons wunderbare Reise - Selma Lagerlöf
Heimkehr
Der Wichtel
Es war einmal ein Junge, der hieß Nils Holgersson. Er lebte auf einem kleinen Hof in Südschweden. Sein Haar war flachsgelb und er war gertenschlank. Leider war er zu nichts zu gebrauchen. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren Schlafen, Essen und dumme Streiche machen.
Seine Mutter machte sich oft Sorgen, weil Nils so boshaft war.
Er ärgerte mit Vergnügen die Tiere auf dem Hof – und auch alle anderen.
Eines Sonntagmorgens machten sich Nils’ Eltern zurecht, um in die Kirche zu gehen. Die Familie von Nils war arm, aber von ihrem kleinen Bauernhof konnten sie alle ganz gut leben.
Nur eine Sorge blieb.
„Wenn Nils sich nur ein bisschen mehr Mühe geben würde", sagte die Mutter wie schon so oft, als sie ihren Mantel anzog.
In die Kirche wollte Nils nicht gehen. Stattdessen überlegte er auch in diesem Moment, was er wohl anstellen könnte, während seine Eltern fort wären. Lag da nicht Vaters Flinte auf dem Schrank? Er könnte ja ein bisschen damit schießen. Das hatte er schon ganz lange vorgehabt!
Nils’ Vater jedoch ahnte, dass sein Sohn wie immer Unfug ausheckte. Er legte ihm ein Schulbuch hin. Sachkunde. Ausgerechnet!
„Lies bitte das Kapitel über Schweden, sagte er. „Ich frage dich ab, wenn wir zurück sind.
Das Kapitel über Schweden war ganz schön lang. Nils stöhnte. Aber der Vater sah ihn so streng an, dass er nicht wagte, zu widersprechen.
Als seine Eltern endlich gegangen waren, schlug Nils wütend das Buch auf.
„Das ist so langweilig", schimpfte er vor sich hin.
Widerwillig fing er an zu lesen. Schon bald wurden ihm die Augenlider schwer, immer schwerer und dann sank sein Kopf auf das Buch.
Er schlief einfach ein.
Ein leises Poltern ließ ihn wieder hochschrecken. Er blickte in den Spiegel vor dem Stubentisch und sah im Spiegelbild, dass die Truhe seiner Mutter offenstand.
In dieser Truhe verwahrte seine Mutter Dinge, die sie gern hatte. Die meisten davon hatte sie von ihrer eigenen Mutter bekommen: silberne Spangen, Spitzentaschentücher, eine Tracht. Niemals würde sie diese Truhe offenstehen lassen. Nils erschrak.
War etwa ein Dieb im Haus?
Da bemerkte er einen kleinen Schatten am Rand der Truhe. Als er sich umdrehte und genau hinsah, erkannte er, was das war: Ein Wichtel saß auf dem Rand der Truhe. Jedenfalls vermutete Nils, dass es ein Wichtel war. Er hatte noch nie einen gesehen.
Da saß ein kleines, dürres Männlein mit breitkrempigem Hut, Schnallenschuhen und Runzelgesicht. Es hatte ein Spitzentuch aus der Truhe gezogen und strich bewundernd mit seiner kleinen Hand darüber.
Nils wäre nicht Nils gewesen, wenn ihm nicht gleich ein dummer Streich eingefallen wäre. Er nahm sich seinen Kescher von der Wand, mit dem er sonst Schmetterlinge fing, und schlich sich an die Truhe heran.
Schwupp, da hatte er den Kescher über das Männlein geschwungen, und wupp, da zappelte es auch schon im Netz. Damit es nicht wieder herausklettern konnte, schwang Nils den Kescher hin und her, sodass dem armen Wichtel ganz schwindelig wurde.
„Halt, hör auf, ich bitte dich, flehte er. „Wenn du mich herauslässt, zaubere ich dir einen Silbertaler, groß wie die Uhr deines Vaters!
Nils war mittlerweile ein bisschen unheimlich zumute. Ihm waren all die Geschichten eingefallen, die er über Wichtel gehört hatte. Wer wusste schon, was dieses harmlose Männlein alles anstellen konnte?
„Na gut", sagte er also und hörte auf, das Netz zu schwingen.
Als aber der Wichtel schon fast aus dem Kescher herausgeklettert war, kam Nils ein neuer Gedanke. Eigentlich war so ein Silbertaler ja nicht besonders viel. Wenn einer schon zaubern konnte! Der Wichtel könnte ihm ruhig noch ein paar andere Wünsche erfüllen.
Und Nils begann erneut, den Kescher zu schütteln. Kaum hatte er die erste Bewegung gemacht, da traf ihn ein Schlag ins Gesicht.
Oder zumindest fühlte es sich so an. Er taumelte nach rechts, er taumelte nach links, dann fiel er um und wusste für eine Weile rein gar nichts mehr.
Als er erwachte, war alles so, wie es sein sollte: Die Truhe war zu, der Kescher hing an der Wand. Kein Wichtel weit und breit.
Nur seine Wange, die brannte fürchterlich. Er hatte also nicht geträumt, so viel stand fest. Nils sah sich im Zimmer um. Seltsam. Das war doch alles nicht richtig! Die Möbel schienen plötzlich riesig zu sein. Hatte der Wichtel sie etwa verhext? Was würden seine Eltern dazu sagen? Mühsam kletterte Nils zuerst Sprosse für Sprosse den Stuhl hinauf und von dort auf den Tisch.
Sein Buch lag noch immer aufgeschlagen da. Doch er musste sich mitten darauf stellen, um es überhaupt lesen zu können.
Wie eigenartig sich das anfühlte!
Und dann sah Nils doch noch einen Wichtel. Der hatte eine rote Zipfelmütze und eine Lederhose an, genau wie er.
„He, du siehst aus wie ich!", rief Nils und winkte.
Der Wichtel winkte zurück.
Nils drehte sich, dann schnitt er eine Grimasse. Der Wichtel machte es ihm nach.
„He, mach mir nicht alles nach!", schimpfte Nils. Aber in seinem Bauch machte sich ein mulmiges Gefühl breit.
Er nahm seine Mütze ab und setzte sie auf. Der Wichtel machte das Gleiche. Nils machte einen Purzelbaum. Der Wichtel auch.
Und da begriff Nils endgültig, dass er vor dem Spiegel stand. Er streckte die Hand aus und berührte die glatte Oberfläche. Nicht die Möbel hatte der Kobold verzaubert, sondern ihn, Nils. Er war wichtelwinzig, nicht größer als eine Maus.
Nils begann, bitterlich zu weinen. Sein Spiegelbild weinte mit.
Verzaubert
Bald trocknete Nils seine Tränen und begann nachzudenken. Sicher hatte der Wichtel ihn nur für eine kurze Zeit verzaubert. Nils schloss fest die Augen und wartete. Erst nach einer ganzen Weile wagte er wieder einen Blick auf sein Spiegelbild. Nichts, gar nichts hatte sich verändert. Er