Die Villen von Bad Vöslau: Wenn Häuser Geschichten erzählen
Von Silke Ebster und Marie-Theres Arnbom
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Über dieses E-Book
Der Kurort Bad Vöslau wird oft fälschlich als kleine Schwester von Baden bei Wien bezeichnet. Doch zahlreiche Industrielle, Fabrikanten, Offiziere, Ärzte und Künstlerinnen wie Robert Edler von Schlumberger, Ludwig Mandl, Josef und Ida Jolles, Paul Kestranek, Anton Drasche oder Henriette Lamare erkannten die Schönheit der Gegend, liebten das Thermalbad und ließen sich hier nieder. Ihre großteils noch heute bestehenden Villen faszinieren nicht nur mit ihren prachtvollen Fassaden, sondern machen auch neugierig auf die Geschichten, die sich um ihre Bewohner und Bewohnerinnen ranken. 1938 gerät das Leben vieler Villenbesitzer auf dramatische Weise für immer aus den Fugen …
Historikerin Silke Ebster erzählt von bewegenden, tragischen, aber auch amüsanten Schicksalen, die neben den Menschen auch die Geschichte des Ortes für Jahrzehnte geprägt haben.
Mit Karte und zahlreichen Abbildungen aus Privatarchiven
Geleitwort von Marie-Theres Arnbom
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Buchvorschau
Die Villen von Bad Vöslau - Silke Ebster
Silke Ebster
Die Villen von Bad Vöslau
Wenn Häuser Geschichten erzählen
Mit einem Geleitwort
von Marie-Theres Arnbom
und 107 Abbildungen
Gefördert vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus
Der Umwelt zuliebe #ohnefolie
Besuchen Sie uns im Internet unter: amalthea.at
© 2023 by Amalthea Signum Verlag GmbH, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker/OFFBEAT
Umschlagabbildungen: Ansichtskarte Bad Vöslau © Sammlung Oliver Wassermann; Fotohalter: © iStock.com
Lektorat: Bettina Trauner
ISBN 978-3-99050-246-4
eISBN 978-3-903441-11-8
Inhalt
Zum Geleit
Ein Buch entsteht …
Gebrauchsanweisung
Weg 1: Unter-Vöslau
1 »Fügt sich das Haus gänzlich in die Landschaft ein«
Bahnstraße 15
2 Was verbindet einen Wiener Bürgermeister und eine Teppichfabrikanten-Dynastie mit Rudyard Kiplings Dschungelbuch?
Bahnstraße 11, abgerissen
3 »Ist ihm somit für alle Zeiten ein Denkmal gesetzt«
Badner Straße 6
4 Die Villa Pereira
Badner Straße 3
5 »Ein treuer und dankbarer Freund Vöslaus«
Kreuzgasse 9
6 Ein Bodenfund aus Deutschland
Rudolf Reiter-Straße 12
7 Jugenderinnerungen – Familie Grohs-Fligély
Badner Straße 26 bzw. Raulestraße 1
8 Die verarmte Baronin
Schlumbergerstraße 12
9 »Ein jeder kann sagen, was er will, schön ist es doch in der Pension Idyll«
Schlumbergerstraße 24
10 Das Haugwitzschlößl
Ludwigstraße 4
Weg 2: Ober-Vöslau
11 Ida Jolles – »eine Pionierin des Wiener Kunstgewerbes«
Jägermayerstraße 19
12 Zwei deutsche Weinhändler in Wien und Vöslau
Florastraße 19
13 »Die überbaute Aussicht gewährt eine herrliche Rundschau«
Florastraße 7
14 Die Schriftstellerin und ihr General
Dr. Sigmund Stransky-Straße 8
15 Die Otto-Wagner-Villa
Dr. Sigmund Stransky-Straße 10
16 Thank you for being a friend – Familie Stransky
Dr. Sigmund Stransky-Straße 10
17 »Die Lage des ganzen Anwesens ist eine sehr gute«
Dr. Sigmund Stransky-Straße 11
18 Ein Villenduett am Rand des Ortes
Dr. Sigmund Stransky-Straße 13 und Anzengruberstraße 12
19 Ein altkatholischer Bischof als Pensionsbetreiber
Anzengruberstraße 6
20 Ein Gemälde reist um die Welt
Florastraße 1–3, abgerissen
21 Caroline Edle von Fischer – eine Spurensuche
Florastraße 4 und 6
22 »Wir hatten genug Besitz, dass man uns die Aussicht nicht nehmen konnte«
Oberkirchengasse 1
Weg 3: Mittel-Vöslau
23 Radetzkys Protegé, ein Sammler und ein Bildhauer
Johann Strauß-Straße 11
24 »Mein kleines Häuschen Hanselhof entzückt mich«
Schubertplatz 3
25 Ein Englischlehrer, ein Marinemaler und die Firma Brausewetter
Schubertplatz 4
26 Die Villa Pazelt
Hochstraße 20 bzw. Hermanngasse 3
27 »Dr. Brössler’s Sanatorium«
Hochstraße 24 bzw. Hermanngasse 7
28 Geboren zu Walzerklängen – von Wien nach Hollywood
Hügelgasse 24 bzw. Mühlgasse 26
29 Südstaatenflair in Vöslau
Hügelgasse 34
30 Wien – Prag – Buenos Aires – Die Reise von Ilse Kaufmann
Hügelgasse 36
31 Der Tremelhof
Wiener Neustädter Straße 12, abgerissen
Anmerkungen
Quellen und Literatur
Bildnachweis
Namenregister
Die Autorin
Zum Geleit
Vor vielen Jahren schrieb eine Studienkollegin und Freundin ihre Dissertation über die Villen von Bad Vöslau – ein Zugang zur Geschichte, der mich sofort faszinierte. Schon damals versuchte ich, sie zu motivieren, daraus ein Buch zu machen. Doch viele Jahre zogen ins Land, zwei Kinder wurden geboren, der berufliche Weg beschritten und immer wieder erweitert.
Dann begann ich meine Villen-Serie in Bad Ischl und begab mich langsam, aber sicher gen Osten – und landete in Baden, gefährlich nahe bei Bad Vöslau. Nun endlich, nach sechs Villen-Büchern aus meiner Feder waren genügend Tropfen auf den Stein gefallen: Silke Ebster, von der hier natürlich die Rede ist, hat nun ihre wunderbare Arbeit erweitert und überarbeitet. Ein spannendes, berührendes, interessantes Buch entstand und es ist mir eine Ehre, dieses in »meiner« Villen-Serie willkommen zu heißen!
So vielen Geschichten dürfen wir nachspüren, gerade diese Neugierde und die Freude, etwas zu entdecken, verbindet uns schon seit Studienzeiten. Teilen Sie diese Neugier, teilen Sie diese Freude!
Marie-Theres Arnbom
April 2023
Ein Buch entsteht …
Bad Vöslau ist meine Heimatstadt, hier bin ich aufgewachsen. Viele der in diesem Buch beschriebenen Villen sind mir deshalb schon seit Kindheitstagen bekannt, Tausende Male bin ich an ihnen vorbeigegangen oder -gefahren. Irgendwann begann ich, mich für die Geschichten der Häuser zu interessieren. Wer wohnte darin? Welche freudigen Ereignisse, kuriosen Geschehnisse oder tragischen Schicksale verbergen sich hinter den Mauern? Diese Neugier war schließlich 1996 mein Antrieb, über zehn ausgewählte Mietvillen meine Dissertation zu schreiben. Schon damals meinte meine Studienkollegin und Freundin Marie-Theres Arnbom, ich solle ein Buch daraus machen. Aber die Zeit war noch nicht reif dafür. Sie hat jedoch nie aufgehört, beharrlich danach zu fragen. Bei jedem ihrer Bücher schrieb sie mir folgende Worte als Widmung: »eine Anregung«, »eine weitere Anregung« und »jetzt kommt das Vöslau-Buch« – ganz nach dem Motto »steter Tropfen höhlt den Stein«! Nun ist es so weit – das Buch über die Vöslauer Villen ist geschrieben.
Vöslau – seit 1927 Bad Vöslau – hat sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem kleinen Dorf zu einem gut besuchten Kur- und Sommerfrischeort entwickelt. Anziehungspunkt ist von Beginn an das 1822 eröffnete Thermalbad, verkehrsgünstig die Nähe zu Wien und Baden. Durch den Bau der Südbahn ist Vöslau schneller und komfortabler zu erreichen. Hotels und (Miet-)Villen werden erbaut, die Häuseranzahl steigt rasch an: 1822 besteht Vöslau aus 72 Häusern, 80 Jahre später sind es schon 418. Auch die Einwohnerzahl verfünffacht sich in dieser Zeit – einen gewissen Anteil an der Bevölkerungszunahme hat mit Sicherheit die Actien-Gesellschaft der Vöslauer Kammgarnfabrik. Für mich ist es bis heute ein Phänomen, dass in einem Kur- und Sommerfrischeort eine Fabrik bestehen konnte.
Ärzte und Beamte, Industrielle und Fabrikanten, Schriftsteller und Salondamen, Künstler und Offiziere – sie alle bevölkern mit ihren Familien Vöslau. Man verbringt die Tage im Bad oder mit Ausflügen in die Umgebung, wandelt auf Waldspaziergängen, spielt Tennis, geht ins Kaffeehaus oder ruht in schattigen Gärten. Abends promeniert man auf der Waldwiese, besucht Kurkonzerte, Tanzreunionen, Bälle oder karitative Veranstaltungen. Wichtig ist das Sehen und Gesehenwerden. Die sonst in städtischer Enge wohlbehüteten Kinder erleben unbeschwerte Monate, hier werden Ehen angebahnt – gelten doch Kur- und Sommerfrischeorte als »Heiratsmarkt«. Für so manchen Sommergast ist Vöslau aber auch letzte Ruhestätte. Kurz gesagt: Der Sommer auf dem Land ist der Mittelpunkt des bürgerlichen Lebens. Viele Familien prägen über Jahre hinweg die Sommerfrische in Vöslau, sie kehren jedes Jahr wieder oder lassen sich hier dauerhaft nieder. Und genau diese Menschen will ich in meinem Buch in den Mittelpunkt rücken – ohne sie könnten die Häuser keine Geschichten erzählen.
Das Ende des Ersten Weltkrieges stellt eine Zäsur in Vöslau dar, auch für die Villen. Schon während des Krieges wechseln viele Häuser ihre Besitzer, immer mehr jüdische Eigentümer finden sich im Grundbuch wieder. Die 1920er-Jahre bescheren dem Kurort nochmals einen Aufschwung, die Gästezahlen steigen wieder. Das Publikum hat sich jedoch verändert – anstatt Aristokratie und Großbürgertum reist vermehrt die Mittelschicht an, zum großen Teil sind es jüdische Gäste. Nach außen hin sind alle willkommen, der Antisemitismus nimmt aber immer mehr zu. Im März 1938 kommt er deutlich zum Ausdruck: Juden sind in Bad Vöslau nicht mehr erwünscht.
Ein Drittel der in diesem Buch vorgestellten Villen ist 1938 in jüdischem Besitz. Der Umgang mit den Eigentümerinnen und Eigentümern ist menschenverachtend. Ein unfassbarer Raubzug beginnt, Jüdinnen und Juden wird ihr gesamtes Hab und Gut genommen, die Villen werden zu billigsten Preisen verscherbelt.
Die Rückstellungsverfahren nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind oft langwierig, die Enteigneten müssen mühsam um ihr Eigentum kämpfen. Es liegt an ihnen, die Unrechtmäßigkeiten zu beweisen – und das sehr oft aus dem Ausland. Die neuen Besitzerinnen und Besitzer hingegen empfinden die Rückstellungen als ungerechtfertigt, haben sie doch die Villen ihrer Meinung nach rechtmäßig erworben. Ein jahrelanger bürokratischer Hürdenlauf beginnt, der oftmals bis in die späten 1950er-Jahre dauert. Häufig werden fadenscheinige Vergleiche abgeschlossen und die Villen letztendlich weit unter ihrem tatsächlichen Wert weiterverkauft. Nur wenige ehemalige jüdische Villenbesitzer kehren nach Bad Vöslau zurück.
Die Auswahl der Villen ist subjektiv. Grundlage sind jene 16 Häuser, die schon in der Ausstellung Einblicke in Vöslauer Villen¹ porträtiert wurden. Weitere kommen in diesem Buch hinzu. Entscheidend für mich waren letztendlich bekannte oder interessant erscheinende Eigentümerinnen und Eigentümer sowie die Architekten und Baumeister der Villen. Eine Mappe mit vielen von mir gezeichneten Stammbäumen und Notizen bildet das Gerüst meiner Spurensuche, bei der sich im Laufe der Zeit die Schlagwörter »Zufälle« und »mutige Frauen« als roter Faden herauskristallisierten.
Immer wieder komme ich zufällig und unerwartet an Informationen. So konnte ich etwa Martha Carr, die Urenkelin von Sigmund Stransky, in Hollywood ausforschen (siehe Kapitel 16). Ebenso war es mir möglich, die Enkelin von Ida Jolles – meine persönliche Heldin dieses Buches – in Kalifornien ausfindig zu machen. Die Entschlossenheit und der Kampfgeist von Ida Jolles haben mich berührt. Eine online erstandene Vintage-Geldbörse der Marke Jolles aus den 1950er-Jahren wird mich immer an sie erinnern (siehe Kapitel 11). Auch über May Wale Brown bin ich bei Internetrecherchen zufällig gestolpert – sie ist die Enkelin von Rosa Marmorek. Ihre Autobiografie habe ich ebenfalls eher zufällig in einem Wiener Antiquariat entdeckt und natürlich sofort gekauft (siehe Kapitel 28). Und noch ein weiterer Zufall hat mir eine wertvolle Quelle beschert: Die Besitzerin einer Villa in Purkersdorf ist bei der Suche nach Informationen über Wilhelm Goldschmidt auf die Website des Stadtmuseums Bad Vöslau aufmerksam geworden. In einem Telefonat erfuhr ich von der Autobiografie von Goldschmidts Enkelin Ilse Kaufmann. Sie zählt zu den vielen eindrucksvollen Frauen, denen ich bei meinen Recherchen begegnete. Dank ihres Mutes überlebten sie und ihre Familie die Zeit des Nationalsozialismus, sie flüchteten nach Argentinien (siehe Kapitel 30). Auch die Geschichte von Eva Weissmann zeigt eine Frau mit Courage, die sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden wollte und um ihr Leben kämpfte (siehe Kapitel 27). Erika Taubers Leben endete hingegen tragisch, sie wurde in einem Konzentrationslager ermordet. Doch ihre Gedichte, welche sie in Theresienstadt geschrieben hat, sind der Nachwelt erhalten geblieben und zeugen von einer gebildeten Frau (siehe Kapitel 22). Rosa Marmorek baute zusammen mit ihrem Mann Simon eine Likörfabrik auf und schenkte 13 Kindern das Leben. Nach dem frühen Tod ihres Mannes betrieb sie das Unternehmen allein weiter (siehe Kapitel 28).
Bei meinen Nachforschungen sammelte ich unzählige einzelne Puzzleteile, die zusammengesetzt die Lebensgeschichten sichtbar machen und sie aus der Vergessenheit holen. Die einzelnen Teile liegen in vielen verschiedenen Archiven, ohne deren Benützung und Unterstützung Recherchen nicht möglich wären.
Als Leiterin des Stadtmuseums Bad Vöslau sitze ich quasi an der Quelle. Ich habe hier Zugang zu vielen wichtigen Unterlagen, wie den Bauplänen, den Vöslauer Kurlisten, dem Fotoarchiv und diversen anderen Archivalien. Weitere unerlässliche Quellen sind das historische Grundbuch und die Urkundensammlung des Bezirksgerichtes Baden. Viele Stunden habe ich im Österreichischen Staatsarchiv verbracht, um dort Einsicht in »Arisierungs-« und Rückstellungsakten sowie Akten des Kriegsarchives zu nehmen. Eine unersetzbare Fundgrube ist die Plattform ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Recherche in den digitalisierten Tageszeitungen ist zwar zeitaufwendig, doch bringt sie immer wieder Geschichten und Details zutage, nach denen man oft gar nicht sucht, die aber jedes Mal neue Erkenntnisse und spannende Informationen liefern.
Ohne Hilfe ist es nicht möglich, ein Buch zu schreiben. Daher gilt es an dieser Stelle, Danke zu sagen. Im Laufe der letzten Monate durfte ich einige Nachkommen ehemaliger Villenbesitzer kennenlernen, die mir in Mails, persönlichen Gesprächen und Telefonaten Einblicke in ihre Familiengeschichten gewährt haben. Ich durfte Fotosammlungen durchstöbern, Tonbandaufnahmen anhören, Dokumente lesen und Tausende Fragen stellen, die mir immer bereitwillig beantwortet wurden. Mein Dank gilt Irene Blumenkranz, Martha Carr und Ruth Newmark – alle in Kalifornien, Peter Marmorek in Toronto, Gregor Medinger in New York, David Farrar in Neuseeland sowie Marie-Louise und Josef Hofer in Bad Vöslau.
Weiters danke ich Gerhard Baumgartner, Harald Fantini, Heinz und Magdalena Mayer, Erwin Pairl, Elisabeth Radakovits, Anja Rechberger und Ulrike Scholda für ihre Unterstützung, ihre hilfreichen Informationen sowie das Bildmaterial, welches sie mir zur Verfügung gestellt haben.
Das bedeutende Werk Wer einmal war von Georg Gaugusch sowie seine Hilfe bei der Einsicht in einige Aktenbestände des Wiener Stadt- und Landesarchiv haben mir unendlich geholfen. Viele Telefonate mit ihm bescherten mir zudem so manche Information, die ich ohne seine Hilfe nicht gefunden hätte. Und ich durfte in den historischen Auftragsbüchern der Firma Wilhelm Jungmann & Neffe stöbern – danke!
Dank gilt weiters Christian Kucsera für seine Hilfe und unkomplizierte Aktenbereitstellungen im Österreichischen Staatsarchiv.
Meinen Kolleginnen und Kollegen von der Stadtgemeinde Bad Vöslau danke ich für die Erduldung meiner stundenlangen euphorischen Erzählungen, wenn ich wieder einmal Neues entdeckt hatte und meine Freude darüber sofort mitteilen musste.
Ich danke der Stadtgemeinde Bad Vöslau für ihre Unterstützung bei meinem Herzensprojekt.
Meine fleißigen Testleserinnen und Testleser haben so manche Tippfehler aufgespürt, mir inhaltliche Ungereimtheiten aufgezeigt und mich mit ihren Ermunterungen und ihrem Feedback unterstützt: Danke Bettina Dobianer, Birgit Fosen, Andrea Jenny, Joelle Kussnow und Kurt Wieland – ihr seid die Besten!
Ein ganz spezieller Dank gilt Marie-Theres Arnbom. Ohne sie wäre das Buch nicht entstanden. Danke für dein unermüdliches Interesse an meinen Forschungen, deine tatkräftige Unterstützung, deine Hilfestellungen, deine Anregungen, unsere stundenlangen Telefonate sowie deine Freundschaft.
Die Zusammenarbeit mit Madeleine Pichler vom Amalthea Verlag und meiner Lektorin Bettina Trauner war unkompliziert, professionell und wertschätzend. Ich habe mich beim Schreiben meines ersten Buches sehr gut betreut gefühlt – dafür ein großes Dankeschön!
Zu guter Letzt danke ich meinen wunderbaren Kindern Georg und Johanna.
Silke Ebster
April 2023
Gebrauchsanweisung
Das Buch soll Lust auf eine geschichtliche Entdeckungstour durch Bad Vöslau machen. Es versteht sich als Anregung, um in die Architektur und die Atmosphäre des Kurortes einzutauchen.
Die Villen erkundet man am besten zu Fuß oder mit dem Rad. Drei Wege stehen zur Auswahl – sie können einzeln entdeckt werden, lassen sich aber nach Lust und Laune auch miteinander kombinieren. Die Villen in Unter-Vöslau befinden sich in der Bahnstraße, Badner Straße, Rudolf Reiter-Straße, Raulestraße und Schlumbergerstraße. Zu Ober-Vöslau zählen die Jägermayerstraße, Florastraße, Dr. Sigmund Stransky-Straße, Anzengruberstraße und Oberkirchengasse. In Mittel-Vöslau stehen die Villen in der Johann Strauß-Straße, am Schubertplatz, in der Hochstraße, Hügelgasse sowie Wiener Neustädter Straße.
Natürlich muss man nicht physisch anwesend sein, auch auf dem Sofa, dem Balkon, einem Liegestuhl im Garten oder wo immer man Lust dazu hat, lassen sich die Schicksale der Menschen lesen. Bad Vöslau steht im Fokus, viele der Lebenswege führen aber auch in die weite Welt: in die USA, nach Argentinien, Neuseeland und Israel.
Die Ziffern beziehen sich auf die jeweiligen Buchkapitel, siehe dazu auch die Vöslau-Karte im Vor- und Nachsatz.
Weg 1: Unter-Vöslau: 1 bis 10
Weg 2: Ober-Vöslau: 11 bis 22
Weg 3: Mittel-Vöslau: 23 bis 31*
*Das Eingangstor von Nr. 28 befindet sich in der Hügelgasse, eine bessere Sicht auf die Villa hat man jedoch in der Mühlgasse.
Weg 1: Unter-Vöslau
1 »Fügt sich das Haus gänzlich in die Landschaft ein«
Bahnstraße 15
Bauherr der Schweizervilla ist niemand Geringerer als Moritz II. Graf von Fries, Besitzer der Herrschaft Vöslau. Es kann kein Buch über Bad Vöslau geschrieben werden, ohne die Grafen von Fries zu erwähnen. Sie waren maßgeblich an der Entwicklung des Kurortes beteiligt, ohne sie gäbe es das Thermalbad nicht, ebenso nicht die von Franz Sitte geplante katholische Pfarrkirche. Auch das heutige Rathaus würde es in seiner jetzigen Form nicht geben, denn Johann von Fries hat die einstige Wasserburg von Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg zu einem Schloss umgestalten lassen. Die Grafen von Fries sind also untrennbar mit der Entwicklung von Bad Vöslau verbunden.
Moritz II. Graf von Fries und seine Frau Flora (geb. Pereira-Arnstein)
Der erste Besitzer der Herrschaft Vöslau aus der Familie Fries ist der aus Mühlhausen (Frankreich) stammende Johann Reichsgraf von Fries. Er zählt zu jenen genialen Finanzmännern, die sich in der Epoche Maria Theresias einen Namen machten.² Aus seiner Ehe mit Anna Gräfin d’Escherny stammen acht Kinder, von denen jedoch vier schon in jungen Jahren sterben. Sein Sohn Moritz I. erbt nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Joseph als Elfjähriger ein riesiges Vermögen, sodass er bei seiner Verehelichung mit Prinzessin Therese zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst 1800 als einer der reichsten Männer in Österreich gilt. Zusammen mit seiner Frau Therese, die von Zeitgenossen ihrer Schönheit und natürlichen Bescheidenheit wegen gerühmt wird, führt Moritz I. Graf von Fries eines der glanzvollsten Häuser in Wien. Das Palais der Familie am Josefsplatz im 1. Bezirk mit seiner berühmten Bildergalerie, seiner Bibliothek und seinen Kunstschätzen steht jedermann offen. Für den kunstbegeisterten Grafen sind in Wien die damals gefragtesten Künstler tätig und er zählt zu den wichtigsten Förderern der Musik. So geben Beethoven, Haydn und Schubert Konzerte im Palais und widmen Moritz I. Graf von Fries auch verschiedene Werke. Dieses luxuriöse Leben mit den ungeheuer hohen Ausgaben bringt das Bankhaus, das von seinem Vater Johann Reichsgraf von Fries gegründet wurde, immer mehr in Bedrängnis. Moritz I. hält sein Vermögen für unerschöpflich, er ist umgeben von einem Heer von Schmeichlern und Schmarotzern, denen der Graf oft gutherzig und leichtgläubig Geld leiht, welches er dann meistens nicht mehr zurückbekommt. Moritz gilt deshalb auch als Vorbild für Julius von Flottwell in Ferdinand Raimunds Zaubermärchen Der Verschwender.
Zu den finanziellen Problemen kommen familiäre hinzu, denn seine bis dahin als glücklich geltende Ehe wird durch sein Verhältnis mit der jungen Tänzerin Fanny Münzenberg – die er ein Jahr vor seinem Tod in Paris heiratet – getrübt. Zur Scheidung von seiner Frau Therese kommt es allerdings nicht, sie stirbt überraschend 1819 im Alter von 41 Jahren in Vöslau. Als die geschäftlichen Probleme immer größer werden, übergibt Moritz I. die Bank an seinen 1804 geborenen Sohn Moritz II. und flieht nach Paris, wo er am 26. Dezember 1826 völlig verarmt stirbt. Er wird nur 49 Jahre alt.
Sein Sohn sieht die sich anbahnende Katastrophe kommen und meldet 1826 den Konkurs des Bankhauses Fries an. Verkauft wird nicht nur das Palais in Wien, sondern auch die Herrschaft Vöslau – dazu zählen das Schloss und das Thermalbad. Moritz II. Graf von Fries nimmt das Angebot Fürst Metternichs an, tritt in den Staatsdienst ein und lebt in Rio de Janeiro und London. In einem Österreich-Urlaub lernt er Flora von Pereira-Arnstein, die Tochter von Heinrich und Henriette von Pereira-Arnstein (siehe Kapitel 4), kennen, die Trauung findet 1836 statt. Die Heirat mit der wohlhabenden Enkelin der berühmten Fanny von Arnstein ermöglicht es Moritz II. Graf von Fries, 1837 die Herrschaft Vöslau zurückzukaufen. Ab diesem Zeitpunkt bemühen sich Moritz und Flora, in Vöslau einen Kurbetrieb aufzubauen. Sie verschenken Grundstücke an namhafte Persönlichkeiten, damit sich diese in Vöslau niederlassen. Zu den Begünstigten zählen etwa Ami Boué (siehe Kapitel 22) und Robert von Schlumberger (siehe Kapitel 12). Zusammen mit seiner Frau Flora und seinen drei Kindern Emma, Louis und August weilt Moritz nun jedes Jahr während