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Liebe auf Bewahrung: Release, #1
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eBook338 Seiten4 Stunden

Liebe auf Bewahrung: Release, #1

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Über dieses E-Book

Es heißt, ein Mann könne immer nach Hause zurückkommen. Daher kehrt Sage Redding nach einer schwierigen Zeit zurück auf die Familienranch im nordöstlichen Texas, um seinem kranken Vater beim Training der Westernpferde zu helfen.

Adam (Win) Winchester ist ein Polizist auf dem Land und der Cousin eines der Opfer, die bei dem Vorfall, für den Sage fast ein Jahrzehnt im Gefängnis verbracht hat, getötet wurden. Während Adams Onkel, Jim und Teddy, fest entschlossen sind, Sage und die gesamte Reddingfamilie für ihren Verlust büßen zu lassen, ist Adam der Meinung, dass Sage seine Schuld beglichen hat und vielleicht einen Freund braucht. Möglicherweise braucht er ja jemanden, der mehr als ein Freund ist. Genau genommen setzt Adam darauf.

Niemand streitet ab, dass Sage ein Ex-Knacki ist, der wegen Totschlags im Gefängnis gesessen hat. Aus Liebe zu seinem Vater ist er zurückgekehrt, obwohl er weiß, dass es wahrscheinlich schlecht für ihn laufen wird. Ein Mann kann vielleicht immer nach Hause zurückkommen, schafft es aber möglicherweise nicht, zu bleiben.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Juli 2021
ISBN9781953438027
Liebe auf Bewahrung: Release, #1

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    Buchvorschau

    Liebe auf Bewahrung - BA Tortuga

    Kapitel 1

    „J unge, ich muss mit dir reden."

    Sage seufzte. Es war allerdings so leise, dass es wohl niemand hören würde. Momma rief nicht oft an – einmal die Woche – und redete dann genau fünfzehn Minuten mit ihm. Verdammt, er war sich nicht sicher, ob sie die Anrufe nötiger brauchte oder er. Es war jedoch wie es war und dadurch wurden die Gebühren für sein Prepaidhandy gering gehalten. Da sie an einem Samstagmorgen anrief, obwohl sie wusste, dass er die ganze Nacht in den Docks gearbeitet hatte, musste es wichtig sein.

    „Klar Momma. Was ist los?"

    Er lehnte sich auf seinem Bett zurück und sah aus dem kleinen Fenster. Sein Blick folgte dem feinen Riss, der durch die Scheibe verlief. An manchen Tagen dachte er, diese sonderbare, gewundene Linie hätte vor, ein Wort oder so etwas zu werden. Ein Bild. Heute jedoch nicht. Heute war es lediglich eine Stelle, an der eine winzige Spinne hochkletterte. Gott, er war so müde. Die Lastwagen waren mit Hunderten kleiner schwerer Kartons beladen gewesen und seine Muskeln bettelten um eine Pause. Kein Schlaf, nicht jetzt. Der würde bis um elf rum nicht kommen. Es war nicht so, dass er nach Hause kam und sofort einschlief, nachdem sich seine Füße ihren Weg gebahnt hatten, durch die Betrunkenen in den Straßen und die kleinen Grüppchen der nächtlichen Arschlöcher, die an den Ecken standen und auf ihre Ablösung durch die mutigeren Arschlöcher, die tagsüber dort standen, warteten. Trotz allem war dies seine Lieblingstageszeit. Er hatte eine Tasse Kaffee und ein Louis L’Amour Buch, das er noch nicht gelesen und vor einigen Tagen auf seinem Weg zur Arbeit in einem Müllcontainer gefunden hatte. Alles war gut.

    „Hörst du mir zu, Sage Marlowe Redding?"

    „Was? Entschuldige Momma. Ich muss kurz eingedöst sein. War ’ne lange Nacht. Sag’s noch mal."

    „Du musst nach Hause kommen."

    Er setzte sich auf und runzelte die Stirn. Sein Herz bekam diesen scheußlichen Schluckauf und fing an zu hüpfen. Das war ein deutliches Anzeichen, dass gerade etwas Beschissenes geschah. „Was ist passiert?"

    „Nun, es ist kein Notfall, wirklich nicht. Aber dein Daddy, seine Hände … Er kann nicht mehr so viel mit den Pferden arbeiten."

    Sage schloss die Augen. Scheiß Parkinson. Daddy kämpfte jetzt seit fast acht Jahren dagegen an. Es war jedoch ein aussichtsloser Kampf. „Momma, ich …"

    „Junge, dieser Teddy Dale … Er wird das Land an sich reißen. Du weißt, dass er das wird. Er wartet. Du musst dich zusammenreißen und herkommen. Jetzt."

    „Teddy Dale ist der Grund, warum ich nicht nach Hause komme, Momma. Der Mann hasst den Klang meines Namens." Nicht, dass Sage es dem mürrischen alten Bastard verübeln würde. Angelo, der einzige Sohn des Mannes und Augapfel seiner Mutter, war vor zehn Jahren in Sages Gesellschaft gestorben. Das war zumindest das, was sich erzählt und für die absolute Wahrheit gehalten wurde.

    Vor zehn Jahren, zehn Monaten, fünfzehn Tagen und … vierzehneinhalb Stunden.

    „Wir müssen diese Pferde trainieren. Dein Daddy hat einen Vertrag. Wenn er ihn pünktlich erfüllt, können wir weitere sechs Monate lang die Rechnungen bezahlen. Deine Schwester hat verkündet, dass sie schwanger ist. Wie bei den Karnickeln und zack war’s passiert bei ihr und diesem Arschloch, mit dem sie verheiratet ist."

    „Ich besitze nicht mal ein Auto, Momma, und habe nicht genug Geld, um sofort in den Bus zu steigen. In zwei Wochen bekomme ich meinen Lohn. Ein Baby? Rosie? Oh Mann, wann war er alt geworden? Er sah auf den Kalender. „Wenn ich es mit meinem Bewährungshelfer abkläre, kann ich den Greyhoundbus nehmen.

    Es gab Regeln für Männer wie ihn und er befolgte sie, denn er würde nicht wieder dorthin zurückgehen.

    Er konnte nicht.

    „Ich kann dir das Geld überweisen. Sie seufzte und senkte die Stimme. „Sein Land zu verlieren, würde deinen Vater umbringen.

    „Ich weiß. Ich komme. Ich muss nur erst alles regeln. Das weißt du."

    „Ich weiß, dass du deine Schuld gegenüber der Gesellschaft bereits beglichen hast, Baby. Die Schuld für etwas, das nicht komplett auf deinen Schultern hätte liegen sollen."

    „Ich habe meine dummen Schulden beglichen, das steht fest. Er lächelte etwas. „Mal sehen, was mein Bewährungshelfer sagt. Dann melde ich mich.

    „Okay. Sie … sie lassen dich doch nach Hause kommen, oder?"

    „Ich muss vor einen Richter. Das weißt du." Es war beschissen, aber so war es nun mal.

    „Ich weiß. Vielleicht bekommst du Richter Shannon. Er ist niemandem hörig, zumindest meiner Erinnerung nach."

    „Vielleicht. Du musst mir den Bericht des Arztes schicken. Dann kann ich es in Angriff nehmen."

    „Falls du einen dieser Kinkos Läden in der Nähe hast, kann ich es dorthin faxen."

    „Ich muss dich deswegen zurückrufen Momma. Ich weiß es nicht. In der Verwaltung müsste ein Telefonbuch sein."

    „Okay, ich … ich, es tut mir leid." Er konnte die Tränen in ihrer Stimme hören. Er hasste es, wenn seine Mutter weinte.

    „Scheiße, warum? Du kannst nichts dafür, dass ich ein Versager bin. Du hast Daddy nicht krank gemacht und du hast Rosemary nicht dazu gebracht, Kinder zu bekommen. Kinder, die ihr verrückter Wichser von Ehemann nicht ernähren kann. Mir scheint eher, wir sollten uns bei dir entschuldigen."

    Sie schniefte, doch das Kichern war genauso stark.

    „Ich rufe dich an, wenn ich die Nummer von dem Kinkos Laden weiß. Später. Ich muss das ganze Wochenende arbeiten, aber ich werde am Montag mit Jack sprechen." Wenn er konnte.

    „Danke Baby. Es tut mir leid. Ich weiß, es bedeutet mehr Kummer für dich, aber ich brauche deine Hilfe."

    „Ich helfe dir, Momma. Ich werde dich nicht enttäuschen." Das wieder stand unausgesprochen im Raum.

    „Ich liebe dich, Junge."

    „Ich liebe dich, Momma. Ich melde mich bald." Er legte auf und saß da. Sein hämmernder Kopf fühlte sich geschwollen wie eine verfaulende Melone an. So sehr er Kalifornien auch hasste, den Gedanken, einen texanischen Richter anbetteln zu müssen, ihn nach Hause zu lassen, hasste er noch mehr.

    Oh Mann, was für eine Scheiße.

    „Verdammt, Angel. Du und ich, wir haben alles versaut, aber du wolltest ja immer noch mehr. Dann musstest du ja sterben und warst damit aus allem raus."

    Angel gab nie eine Antwort, was gut war: Schließlich war der Mann tot. Es wäre ganz schön peinlich, wenn er hier rumhängen würde.

    Kichernd rieb sich Sage die Stirn und stellte seinen Wecker. Er würde einige Stunden schlafen und dann zur Arbeit gehen.

    Er hatte das Gefühl, schon sehr bald eine Menge zu tun zu haben.

    Kapitel 2

    Müde wie noch nie zuvor in seinem Leben, stieg Sage aus dem Bus. Der Geruch nach der roten Erde und Kuhdung überwältigte ihn. Zuerst war er erschreckend, dann jedoch äußerst tröstlich.

    Beim Richter in LA hatte er seinen Teil über Daddy und die Ranch gesagt. Außerdem hatten sich Momma und sein Cousin Rich für ihn eingesetzt. Vor all diesen Menschen hatte er sein Leben ausgebreitet, damit sie es analysieren und sich darüber lustig machen konnten. Sein Kopf hatte sich wie mit Watte gefüllt angefühlt. Alles, was er wollte, war, sich nur eine Minute auszuruhen. Das Auto des Sheriffs war da. Darin saß Sheriff Jim Dale und starrte ihn an. Sage ignorierte es. Er war nicht auf der Suche nach Schwierigkeiten und wollte auch keine bekommen. Er war kein Unruhestifter. Er war hier, um zu arbeiten und sicherzustellen, dass Daddy die Ranch behalten konnte. Das war verdammt noch mal alles.

    Seine Momma fuhr vor und das vertraute Rumpeln ihres alten Pick-ups drang tief in sein Bewusstsein.

    Sie parkte zwischen ihm und dem Sheriff. Er legte seine Reisetasche auf die Ladefläche und stieg ein. „Momma."

    „Junge. Willkommen zu Hause."

    Sages Blick flog über den Parkplatz zu dem herüberstarrenden Jim. Der Lieblingsonkel des toten Angel Dale hob die Hand. Mit dem Zeigefinger, den Daumen zur Pistole hochgezogen, deutete er auf Sage. Genau. Willkommen zu Hause.

    „Danke Momma."

    Momma sah zu Jim hinüber. Dann beugte sie sich zu Sage und küsste dessen Stirn. „Ignorier ihn."

    „Ich will keinen Ärger. Ich halte mich wie versprochen bedeckt."

    Er würde keinen Stress verursachen. Auf gar keinen Fall. Er würde arbeiten und schlafen.

    „Er sollte derjenige sein, der das tut."

    Sage zuckte mit den Schultern. „Mach dir keine Sorgen Momma. Ich passe auf, dass keine Sch…, dass nichts passiert."

    „Gut. Du bist ein guter Junge. Sie ließ den Wagen an und fuhr los. „Ich habe Schweinelende gemacht.

    „Kommen Rosie und ihr Mann auch?" Rosies Mann, Greg, hasste Sage aus tiefstem Herzen.

    Momma senkte den Blick. „Nicht heute Abend. Rosie hat gesagt, sie kommt bald. Ich soll dir sagen, dass sie dich liebt. Du kennst ja das kleine Arschloch, mit dem sie verheiratet ist. Er hat sich irgendeinen Mist ausgedacht, um nicht kommen zu müssen."

    „Das ist keine große Sache. Er lehnte sich zu ihr hinüber und tätschelte ihre Hand. „Ich verstehe es. Es ist ätzend, einen missratenen Sohn zu haben.

    „Bist du wohl still. Du bist mein Sohn, egal, was du getan oder nicht getan hast und ich liebe dich." Seine Momma konnte echt wütend werden.

    „Ja Ma’am. Sein Herz wollte nicht nach draußen schauen – nicht sehen, wie viel sich verändert hatte und wie viel nicht. Seine Augen waren jedoch neugierig und entschlossen, alles genau zu betrachten. McCallum’s Drogerie war immer noch da, ebenso das Ridgeway Kino. Allerdings war es inzwischen zu einem Discountkino geworden, das billigen Mist zeigte, den die Leute, die eine Satellitenschüssel besaßen, auch im Fernsehen sehen konnten. Auf der Rollschuhbahn stand jetzt eine Filiale der Warenhauskette Dollar General. Außerdem hatten sie einen dieser mexikanischen Supermärkte hochgezogen und irgendwo etwas, das aussah, als wäre es vor fünf Jahren mal eine Videothek gewesen. Gott sei Dank war das Dairy Queen immer noch das alte. „Darf darin immer noch geraucht werden?

    „Darf es. Die Stadt hat einen Aufstand gemacht, aber das Schnellrestaurant liegt 4,5 Meter außerhalb der Rauchverbotszone. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. „Du rauchst doch nicht, oder?

    „Nein Ma’am. Ich habe aufgehört." Nicht, weil er gewollt hätte, sondern weil er es sich nicht leisten konnte. Zurzeit konnte er sich keine Laster erlauben und war daher der verdammte Inbegriff eines gesunden Lebensstils.

    „Gut gemacht." Sie seufzte und blickte im Rückspiegel auf die fast leere Straße. Dann lockerte sie den Griff um das Lenkrad und Sage verstand. Niemand folgte ihnen. Gott sei Dank.

    Je weiter sie aus der Stadt herausfuhren, desto weniger Veränderungen bemerkte Sage. Das Shields‘ House stand immer noch in der Mitte der knorrigsten Pekannussbäume der Welt, die Pecinas hängten immer noch ihr Schild für Lederwaren hinaus und das weltgrößte Schlagloch war immer noch da. Momma registrierte es nicht einmal, als sie darum herum fuhr.

    „Sie haben es immer noch nicht ausgebessert, was?"

    „Nee, ich bezweifle, dass sie das jemals tun werden. Es gibt nur vier Familien in dieser Straße und wir haben alle nicht viel zu beißen. Dem Bezirk sind die Alten egal."

    „Du bist nicht alt, Momma." Er wusste jedoch, dass sie so uralt sein musste, wie sich sein Körper zurzeit anfühlte.

    „Ich bin nicht jung." Sie lachte. Es klang jedoch angestrengt.

    „Ich bringe es wieder in Ordnung, Momma. Ich lasse dich nicht im Stich." Abermals sprach Sage das wieder nicht aus. Sie wussten beide, es war da.

    „Ich weiß, dass du es gut machen wirst." Sie bog von der Straße ab und holperte den staubigen Pfad entlang. Wenn er mit dem Abreiten der Zäune fertig war, musste er die Zufahrt planieren. Das Tor sah noch stabil aus und die Viehgitter auf dem Boden waren immer noch ganz. Sie klapperten unter den Rädern des großen, doppelt bereiften Pick-ups.

    Das Haus sah so vertraut aus, dass er ein Ziehen in seinem Magen verspürte. Als der Wagen hielt, war er wie erstarrt.

    „Das ist dein Zuhause, Sage Redding. Deine Heimat. Keiner wird jemals etwas daran ändern können. Momma klang, als stände sie kurz vor einem Zusammenbruch und damit konnte er nicht umgehen. „Wir haben einen Trailer hinter die Ställe gestellt, damit du einen Ort für dich alleine hast.

    „Ihr müsst nicht …"

    „Bist du wohl still. Ein erwachsener Mann braucht einen Platz für sich alleine und nicht sein altes Kinderzimmer. Der Trailer ist wirklich hübsch. Dein Daddy hat ihn gegen den alten Traktor, den keiner mehr benutzt hat, eingetauscht."

    Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. „Danke. Ist Daddy im Stall oder im Haus?"

    „Er müsste im Stall sein. Abendessen in einer halben Stunde."

    „Jawohl Ma’am. Seine Reisetasche würde er später in den Trailer bringen. Zuerst musste er an die Arbeit gehen. „Ich helfe ihm und dann kommen wir zum Essen.

    „Bis später." Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln und ging in Richtung Haus.

    Sage sprang aus dem Pick-up und lief zum Stall. Dabei pfiff er laut vor sich hin, damit die Viecher und Daddy ihn hören konnten und keinen Schreck bekamen. Er blickte auf die Weide. Das Gras wurde langsam braun, was bewies, dass es das Ende eines brutalen Sommers in Texas war. Das Septemberende konnte tödlich sein – heiß und feucht, mit einer Luft, die sich in den Lungen wie Sirup anfühlte.

    Daddy sang. Die Wörter kamen leicht stotternd, waren jedoch laut und deutlich zu verstehen. Sage fiel mit ein. Er sang die alten Bob Wills Lieder mit, als wäre er gerade erst nach Hause gekommen, nachdem er vor einer halben Stunde zum Laden gefahren war und nicht vor fast elf verdammten Jahren.

    Daddy riss den Kopf herum. Sage konnte keinen Tadel, keine Enttäuschung erkennen. Dort war nichts außer einem breiten Grinsen. Wie die Idioten jodelnd, kamen sie gemeinsam zum großen Finale.

    Die Pferde warfen die Köpfe hoch und schnaubten, als würden sie mit einstimmen. Verrückte Viecher.

    Als sie zu Ende gesungen hatten, kam Daddy zu Sage und klopfte ihm auf den Rücken. „Junge!"

    „Ich bin zu Hause." Wozu auch immer es gut sein mochte – er war zu Hause.

    „Das bist du und es wurde auch verdammt noch mal Zeit."

    „Ja Sir. Das wurde es. „Momma sagt, in dreißig Minuten gibt’s Abendbrot. Was soll ich tun?

    „Ich muss den Ballen verschieben und habe noch tausend kleinere andere Sachen zu erledigen."

    „Ich lege sofort los." Er machte sich an die Arbeit. Die Bewegungen und der Rhythmus waren so tief in seinem Körper verankert … Keine Zeit der Welt konnte sie zum Einrosten bringen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er seinen Vater. Dessen krummen Hände zitterten inzwischen unübersehbar. Gott war ein böser, grausamer Punktezähler und Sage war der Meinung, dass ER meistens mit falschen Karten spielte.

    Sie wurden rechtzeitig zum Essen mit der Arbeit fertig und gingen zum Haus. Der Wind nahm an Stärke zu.

    „Klingt, als würde es Sturm geben."

    Daddy nickte. „Du hast doch keines von diesen schicken Handys, die dir sagen, wie das Wetter wird?"

    „Nein, Sir." Er konnte sich keines leisten und bekam auch keinen Kredit. Er hatte ein Prepaidhandy von Walmart.

    „Gut. Daddy spuckte auf den trockenen Boden. „Rosies Arschlochmann hat eines, das an seiner verdammten Hand festgeschweißt ist. Unnützes Scheißding.

    Sage zuckte mit den Schultern. Seine Knie sagten ihm, wenn das Wetter wirklich schlecht wurde. Das war sein schmerzvolles Souvenir aus dem Gefängnis. Immerhin hatte er die Wahl gehabt – Zähne oder Knie. Er war davon ausgegangen, dass es unmöglich schmerzhafter als der Tritt eines Pferdes sein könnte, und hatte recht behalten. Er konnte die Zähne zusammenbeißen.

    Seine Zähne hatten seine Momma und seinen Daddy zu viel Geld gekostet, als dass er sie sich von jemandem einfach so hätte ausschlagen lassen können …

    Momma öffnete die Eingangstür und er zwang sich, einfach hineinzugehen und so zu tun, als würde er hierhin gehören. Oh Mann, hier hatte sich zumindest auf den ersten Blick überhaupt nichts verändert. Die Böden waren immer noch aus Holz, die Wände im Hauswirtschaftsraum immer noch froschgrün. Immer noch standen in dem Milchkasten, den Momma beim ersten Weihnachts- und Kunsthandwerkermarkt der Baptistengemeinde gekauft hatte, als er acht war, Gummistiefelpaare.

    Irgendwie roch es auch noch genauso – nach Pökelfleisch und Bohnen, Maisbrot und Chili.

    Beim Hineingehen fielen ihm die Kleinigkeiten auf, die anders waren. An den Stellen, an denen früher seine und Rosies Schulbilder gehangen hatten, waren jetzt Babyfotos seiner Cousins und Cousinen. Auf dem Fernsehschrank stand ein kleiner Flachbildschirm.

    Endlich konnte er wieder leichter atmen und musste lächeln. Die Zeit ging weiter.

    „Komm rein und setz dich. Möchtest du Milch oder Tee, Junge?" Momma hatte Daddy bereits sein Wasser und seine Milch gebracht. Neben ihrem Teller stand eine Tasse Kaffee.

    „Tee bitte." Ihm wurde undeutlich bewusst, dass er noch nie an diesem Tisch gesessen und ein Bier getrunken hatte. Nicht ein einziges Mal. Er war sich ziemlich sicher, dass er es auch nie tun würde.

    „Bitte." Sie reichte ihm ein Glas und mit einem Mal verspürte er den Wunsch zu schreien. Er wollte die Normalität dieser kleinen Szene zerstören.

    Stattdessen setzte er sich.

    Daddy sprach das Gebet und sie aßen. Es war gutes, vertrautes und sättigendes Essen. Er war kurz davor, wie ein fallengelassener Kuchenteller zu zerbrechen – genau in der Mitte.

    Als sie schließlich mit dem Essen fertig waren, hievte er seine Knochen hoch und lehnte das Angebot, sich zu setzen und die Nachrichten zu schauen, ab. Seine Psyche kam ihm äußerst zerbrechlich vor. Er glaubte nicht, es auch nur eine Sekunde ertragen zu können, zuzusehen, wie Momma sich durch eine sinnlose Show nach der anderen häkelte und Daddy dabei schlief.

    „Hier sind die Schlüssel für den Trailer, Junge. Es gibt ein Klo, Gas und Licht. Ich habe ihn für dich fertiggemacht."

    „Danke, Momma, Daddy." Er nahm die Schlüssel und den zugedeckten Teller mit den Resten.

    „Bis morgen früh."

    „Wir werden hier sein." Momma lächelte ihn an und Daddy nickte. Das konnte allerdings auch der Parkinson gewesen sein.

    Sage ging hinaus zum Wagen und holte seine Reisetasche. Glücklicherweise war der Sturm bisher noch nicht bei ihnen angekommen. Er trug die Tasche zum Trailer und stand eine lange Zeit dort und starrte ihn an. Verdammt. Er war echt hübsch und besaß sogar eine winzige Babyveranda.

    Den Pitbull sah er erst dort sitzen, als er die Treppe hinaufstieg. Der kleine, traurige peitschenschnurartige Schwanz begann zu wedeln: klopf, klopf. Er erstarrte. „Copper?"

    Das konnte nicht sein. Sie war bereits ein alter Hund gewesen, als er nach Kalifornien gegangen war. Sie musste schon lange unter der Erde liegen. Dennoch, der junge Hund war ihr Ebenbild und trug ein Halsband mit einem Anhänger. Er setzte die Tasche ab und stellte den Teller auf die Verandabrüstung. Dann beugte er sich hinunter. „Wer zur Hölle bist du, Welpe?"

    Auf ihrem Anhänger stand „Penny". Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Momma hatte einen gemeinen Sinn für Humor.

    Der Hund leckte ihm durchs Gesicht und wedelte die ganze Zeit mit dem Schwanz. Oh Mann, oh Mann. Sah so aus, als ob er Gesellschaft haben würde.

    „Dann komm rein, aber pinkle lieber nicht auf meinen Boden." Er mochte ein sauberes Haus. Er könnte niemals im Dreck leben. Nie wieder.

    Sie lief neben ihm hinein und sprang nirgendwo rauf, sondern legte sich einfach in ein Hundebett in der Ecke des kleinen Wohnzimmers.

    Der Trailer war makellos und einfach eingerichtet. Es gab einen Fernseher, einen kleinen DVD-Player und ein Sofa. Die Küche war mit den wichtigsten Utensilien ausgestattet. Sage wusste, wenn er nachschauen würde, würde er Cornflakes, Dosen mit Chili von Wolf Brand und Instantmaisgrütze in der Speisekammer finden.

    Mann, es gab sogar ein Einweckglas gefüllt mit Jolly Rancher Bonbons mit Grüner-Apfel-Geschmack.

    Ach du lieber Himmel. Er war zu Hause.

    Seine Knie gaben nach, und wenn dieser süße Welpe kam und ihm die Tränen von den Wangen leckte – scheiß drauf. Schließlich gab es niemanden, der es weitererzählen konnte.

    Zum ersten Mal seit zehn Jahren sah niemand zu.

    Kapitel 3

    Adam Dale Winchester alias Win betrat das Büro des Sheriffs und sah auf die Tafel, um festzustellen, wo sich alle befanden. Der Sheriff war in seinem Büro, was gut war, denn Adam war der Meinung, sie müssten reden.

    „Hey. Wo warst du letzte Nacht?, fragte er seinen Onkel, nachdem er die Tür geschlossen hatte. „Ich dachte, du hattest Bereitschaftsdienst.

    „Was geht dich das an, Junge?", knurrte Jim, ohne auch nur hochzuschauen.

    „Weil ich zu einem Verkehrsunfall gerufen wurde, obwohl ich nicht im Dienst war, deshalb." Die Leute glaubten, er hätte die Stelle bekommen, weil Jim Dale sein Onkel war. Scheiße, es war eher nichtsdestotrotz. Der Mann war ein kleiner Tyrann.

    „Du hättest Barb anrufen können."

    Ja klar, weil Barb als alleinerziehende Mutter mit einem behinderten Jungen und einem Kind unter vier auch nichts dringender als einen Einsatz um zehn Uhr abends brauchte. Arschloch.

    „Oder du hättest einfach erreichbar sein müssen. Was zur Hölle war so verdammt wichtig, dass du einfach verschwunden bist?"

    „Pass verdammt noch mal auf, was du sagst, oder ich schlage dich zu Brei."

    Adam schnaubte. „Versuch‘s." Die Zeit in der Army war nicht umsonst gewesen. Keiner seiner Onkel sollte auch nur daran denken, die Hand gegen ihn zu erheben, wie damals nach dem Tod seines Daddys.

    „Hör mal, ich bin einem Hinweis gefolgt. Es ist gerade ein Mörder in die Stadt gezogen. Ich habe dafür gesorgt, dass der Kerl keine Probleme macht."

    Adam hob eine Braue. „Ein Mörder?"

    Jim nickte. „Das Arschloch, das deinen Cousin Angel getötet hat. Du weißt schon, den Sohn deines Onkels Teddy."

    Sarkastisches Arschloch. Nein. Nein, natürlich erinnerte er sich nicht an Angel.

    Oh. Oh Mann. Was für ein Desaster. Adam schüttelte den Kopf und fragte sich, was ihm in Bezug auf die Familie Redding entgangen war. Welcher Notfall hatte Sage Redding veranlasst, nach Hause zu kommen? „Glaubst du wirklich, der Mann muss beobachtet werden?"

    „Er hat fünf Menschen umgebracht."

    Adam verdrehte die Augen. „Er wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, weil er als Einziger nicht gestorben ist, als das Crystal Meth Labor in die Luft geflogen ist und das weißt du auch." Er hatte die Berichte gelesen, als er aus dem Ausland nach Hause gekommen war. Er hatte versucht, seiner Familie zu helfen, es sich zusammenzureimen. So wie er es sah, war Sage unfair behandelt worden. Das war jedoch eine ziemlich unbeliebte Meinung. Zur Hölle, Adam erinnerte sich kaum

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