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KAMPF UM LEORIA (Zwischen den Welten - Band 3): Roman
KAMPF UM LEORIA (Zwischen den Welten - Band 3): Roman
KAMPF UM LEORIA (Zwischen den Welten - Band 3): Roman
eBook298 Seiten4 Stunden

KAMPF UM LEORIA (Zwischen den Welten - Band 3): Roman

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Über dieses E-Book

Es herrscht Krieg in Leoria. Der fretanische Imperator Mateas der Sechste hat Lena-Marie entführen lassen, damit sie ihm und dem genialen Wissenschaftler Jeffry Niels dabei hilft, eine vernichtende Waffe zu konstruieren. Diese Waffe würde nicht nur den Imperator zum mächtigsten Mann dieser Welt machen, sondern auch die ihn unterstützenden Götter Fretaniens über die Götter der anderen Völker erheben – und sie könnte sogar die Existenz der Erde bedrohen. Mit unverhoffter Hilfe aus der Zukunft und den verbündeten Armeen und Göttern der restlichen Völker Leorias setzen Mark und seine Freunde alles daran, den Imperator an der Fertigstellung der Waffe zu hindern und ganze Welten zu retten …
Rosen Dimitrovs Dreiteiler »Zwischen den Welten« verbindet auf schwindelerregend spannende Weise die Themen künstliche Intelligenz, virtuelle Realitäten und Parallelwelten miteinander. Hier treffen Schwerter auf Bits und Bytes und Götter auf Programmierer. Eine großes Abenteuer zwischen Fantasie und Wirklichkeit.
 
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum8. Dez. 2023
ISBN9783958357686
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    Buchvorschau

    KAMPF UM LEORIA (Zwischen den Welten - Band 3) - Rosen Dimitrov

    Kapitel 1

    Im Zelt des Imperators herrschte angespanntes Schweigen. Die Generäle hatten sich um einen großen Tisch versammelt, auf dem eine Karte der Gegend ausgebreitet lag und darauf standen kleine Figuren, die die Anzahl und die Art der feindlichen, der eigenen und der verbündeten Streitkräfte darstellen sollten, doch keiner von ihnen wagte es, auch nur ein einziges Wörtchen von sich zu geben. Der Imperator saß mit ausdruckslosem Gesicht auf dem mit einem Tigerfell belegten, mit zierlichen Ornamenten geschmückten Stuhl, während sein Blick und seine Gedanken irgendwo in der Unendlichkeit herumirrten. Vermutlich konnte nur sein Berater, Lord Niental, sein Freund, Lehrer und Bodyguard aus Kindertagen, sich bis zu einem gewissen Grade denken, was er vorhatte, doch der war im Augenblick nicht da, und für alle übrigen war sein Vorhaben ein Rätsel. Innerlich war der Imperator eher belustigt und amüsierte sich über das Unverständnis der Generäle. In den letzten Wochen hatte er eine Reihe von Entscheidungen getroffen, die gegen jede Logik und Militärstrategie waren. Die fretanischen Krieger hatten gerade mehrere strategisch wichtige Schlachten gewonnen, die Hauptstreitkräfte von Arhea waren zerschlagen und verstreut, deren Verbündeten aus Keliria waren weit weg und würden es nicht schaffen, rechtzeitig da zu sein, um zu helfen, und die letzte Hürde vor der Einnahme der Hauptstadt waren nur noch deren hohe und dicke Festungsmauern. Das war bestimmt keine leichte Aufgabe, es würde sicherlich mehrere Tage, vielleicht sogar Monate dauern und es würde zahlreiche Opfer kosten, dennoch war der Sieg sicher. Statt dass der siegreiche Angriff aber fortgesetzt wurde, ordnete der Imperator völlig überraschend an, dass die Truppen sich ein Lager einrichten und schickte Lord Niental mit einem außergewöhnlich großen Teil von ihnen, einschließlich seiner eigenen Eliteeinheit, die aus den besten Kriegern der Fretanier bestand, mit einem für alle anderen unbekannten Auftrag in die Berge der wilden Wikea. Außerdem hatte der Imperator dem merkwürdigen, erst kürzlich aus dem Nichts aufgetauchten Fremdling uneingeschränkte Macht erteilt und verbrachte mehr Zeit mit ihm als mit seinen Generälen. Deshalb fragten sich alle, ob der Imperator noch immer bei Verstand oder ob er einfach verrückt geworden sei und sie in den sicheren Untergang führte. Keiner von ihnen wagte jedoch, seine Befehle offen infrage zu stellen, noch ihn nach seinen Plänen zu fragen und vor allem nicht, ob die Götter diese guthießen.

    »Eure Hoheit … es wird Zeit, dass wir etwas unternehmen. Die Reste der Armee von Arhea versammeln sich in Asherat und ihre Verbündeten kommen von Tag zu Tag näher …« In der scheinbar sichern Stimme von Lord Maxwell war eine unsichere Note zu bemerken.

    »Wir müssen wirklich schnell handeln, Eure Hoheit. Unseren Vorteil aus den letzten Siegen haben wir schon fast völlig eingebüßt. Arhea reorganisiert sich und bereitet sich auf die Verteidigung vor, und sobald ihre Verbündeten ankommen, sitzen wir in der Klemme …«, unterstützte ihn ein etwas sicherer General Sliters.

    Die anderen warteten schweigend auf die Antwort des Imperators, doch es war offensichtlich, dass sie mit dem Lord und dem General vollkommen einer Meinung waren. Die Situation war schwierig … einerseits konnte der Imperator ein oder zwei Mann bestrafen, schuldig des Verrates und Exekution. Das würde die anderen dazu bringen, ihren Schwanz einzuziehen. Andererseits waren das einflussreiche und reiche Leute, die viele Soldaten hinter sich hatten. Außerdem hatten sie Recht und derartige Handlungen konnten auch zu einem Aufstand führen oder zumindest zu einem starken Schwanken des Kampfgeistes der Armee. Und darüber hinaus war sich auch der Imperator selbst nicht mehr so sicher, ob die Entscheidung, sich dem Fremden anzuvertrauen, richtig gewesen war. Wenn es nur nach ihm gegangen wäre, hätte der Imperator den erfolgversprechenden Vormarsch nicht gestoppt, um die Hälfte seiner Truppen auf die Suche nach einer Frau auszuschicken, ganz gleich, was ihm der Fremde versprach. Ganz unerwartet hatten jedoch die Götter ein Gespräch mit ihm allein gefordert und ihn angewiesen, das ihm angebotene Geschäft abzuschließen. Vom Imperator wurde verlangt, er solle die Freundin des Fremden finden und herbringen, als Gegenleistung würde er die von den Göttern selbst verbotenen Kenntnisse und Waffen erhalten! Während er noch über die Antwort nachdachte, die die Generäle beruhigen, ihnen jedoch auch zeigen sollte, dass ihr Leben in jedem Moment nur von seinem Willen abhing, war von draußen das Getrappel zahlreicher Pferdehufe zu vernehmen, gefolgt von Lärm und undeutlichem, schnellem Sprechen. Nur Sekunden später kam hastig ein großer, sichtlich übermüdeter Mann mit einem breiten Verband um Schultern und Brust ins Zelt, grüßte den Imperator mit einer leichten Verbeugung und kam näher, ohne dessen Erlaubnis abzuwarten. Das war der einzige Mensch, der sich so etwas erlauben durfte, nämlich der erste Berater des Imperators selbst, Lord Niental! Er beugte sich zum Imperator hinunter und flüsterte ihm leise etwas zu, sodass die anderen nichts hören konnten.

    »Bringt mir den Fremdling her!«, befahl der Imperator der Wache und ging nach draußen, gefolgt von seinem Berater.

    Die Generäle sahen sich verständnislos an und verließen unsicher einer nach dem anderen ebenfalls das Zelt.

    Es war später Nachmittag und trotz der Frühlingssonne wurde es empfindlich kühl. Mehrere Soldaten führten verschwitzte Pferde, während sich fünf Soldaten in der Uniform der Elitetruppe, sichtlich ermüdet, in einer nicht sehr geraden Reihe aufgestellt hatten. Ein wenig seitlich von ihnen stand eine schöne junge Frau und sah sich ohne jegliche Spur von Furcht auf dem Gesicht neugierig um. Der Imperator betrachtete sie interessiert – sie war nicht nur eine Schönheit, sondern hatte auch etwas Besonderes an sich, etwas Magisches … schwer zu sagen, was es war, aber es war etwas, was sie auf den ersten Blick von allen anderen Frauen unterschied. Der Fremde hatte wohl nicht zufällig mit dem Risiko, sein Leben zu verlieren, als untrennbaren Teil ihrer Zusammenarbeit die Bedingung gestellt, dass sie gefunden werden musste. Der Imperator näherte sich ihr, nahm galant ihre Hand in die seine und sah ihr in die Augen. »Das also ist die spezielle Frau, um derentwillen so viele gute Soldaten ihr Leben hingegeben haben! Mylady, ich nehme an, dass Ihr auch andere wertvolle Eigenschaften habt, außer Eurer Schönheit, aber selbst, wenn es nur die ist, es hat die Opfer gelohnt!«

    »Ich verstehe wirklich nicht, worum es geht, mein Herr … Ihre Leute sind einfach von irgendwoher aufgetaucht und haben mich entführt!«, antwortete die junge Frau verständnislos, aber ruhig.

    »Verzeiht dieses Missverständnis. Ihr wurdet eigentlich nicht entführt, sondern seid unser Ehrengast. Haben sich meine Soldaten Euch gegenüber gut benommen?«

    Ehe die junge Frau antworten konnte, schlängelte sich ein junger Mann laufend durch die Soldaten, legte seinen Arm um ihre Taille, hob sie in die Höhe und schwenkte sie wie verrückt rundherum.

    »Lena!«, rief er begeistert aus. »Ich bin so glücklich, dich wiederzusehen. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben … Wie geht es dir, Liebste, geht es dir gut? Hat man sich dir gegenüber gut verhalten?«

    Lena blickte ihn verwirrt an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte längst begriffen, dass ihr Gedächtnis unterdrückt war, vielleicht sogar endgültig verloren. Alle ihre Erinnerungen fingen mit dem Wachwerden im Wald an, über die Zeit davor war nichts, aber auch gar nichts mehr da. Der junge Mann vor ihr kannte sie offenbar gut, aber für sie war er genauso unbekannt wie alles andere ringsherum.

    »Lena, ich bin's, dein Verlobter Jeffry … Jeffry Niels!«

    Lena sah ihn unsicher an und versuchte, irgendeine Erinnerung wachzurufen, aber erfolglos. Jeffry griff nach ihrer Hand, aber sie machte ungewollt einen Schritt zurück. Jeffry redete hektisch auf sie ein: »Sei nicht traurig, Liebste, du hast zeitweise dein Gedächtnis verloren. Das kommt durch die Teleportation in die parallele Welt, geht aber wieder vorbei. Wir hatten ja beide die Theorie erarbeitet, dass die Lebewesen bei der Teleportierung sehr wahrscheinlich zeitweise oder sogar für immer ihr Gedächtnis verlieren. Nach der Teleportation hatte auch ich die Erinnerungen verlogen, doch da ich das erwartet hatte, habe ich mich darauf vorbereitet und Dinge mitgenommen, die mir geholfen haben, mich an alles zu erinnern. Es ist also nur eine Frage der Zeit, dass deine Erinnerungen auch wieder zurückkehren.

    Jeffry wandte sich an den Imperator und stellte mit sichtlichem Stolz die Frau neben sich vor: »Herr Imperator, das ist Lena-Marie Johansen, eine der intelligentesten Wissenschaftlerinnen in meiner Welt, und sie ist auch meine Verlobte. Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, könnte es geschehen, dass sie an vorübergehendem Gedächtnisverlust leidet. Das passiert beim Übergang von einer Welt in eine andere.«

    Dann drehte er sich zu der noch immer verständnislosen Lena um: »Lena, ich stelle dir den Imperator des Großen Fretanischen Imperiums vor, Seine Hoheit Mateas den sechsten!«

    Nach kurzem Zögern machte die junge Frau eine leichte Verbeugung, was auf dem Gesicht des Imperators ein Lächeln hervorrief. Die anwesenden Generäle und Soldaten blickten erstaunt – das Protokoll verlangte, auf die Knie zu gehen und mit gesenktem Kopf auf ein Zeichen des Imperators zu warten. Ein so leichtes Verneigen wäre bei jeder anderen Frau als Zeichen der Nichtachtung angesehen worden und hätte den Zorn des Imperators hervorgerufen, stattdessen hatte er gelächelt!

    Als wollte er sie völlig verwirren, machte der Imperator einen Schritt auf Lena zu, ergriff galant ihre Hand und berührte sie bei einer leichten Verneigung mit den Lippen. In Jeffrys Augen glommen eifersüchtige Fünkchen auf und rasch redete er den Imperator an: »Eure Hoheit, es ist Zeit, dass wir mit der Erfüllung meines Teils des Vertrages anfangen!«

    Der Imperator warf Lena ein vieldeutiges Lächeln zu, ließ vorsichtig ihre Hand los und macht eine kaum erfassbare Geste zu Lord Niental hin, der umgehend einen Schritt auf sie zuging und sie mit einer angedeuteten Verbeugung aufforderte, ihm zu folgen. Lena blickte sich zögernd um, bemerkte das zustimmende Kopfnicken von Jeffry, zögerte abermals kurz, verneigte sich erneut vor dem Imperator und entfernte sich zusammen mit dem Lord.

    »Jeffry, würden Sie vor meinen Generälen und Beratern eine kleine Demonstration machen?«

    Jeffry, der diese Aufforderung offensichtlich erwartet hatte, nickte und gab den Generälen mit einer gebieterischen Handbewegung zu verstehen, sie sollten ihm folgen. Als er an dem riesigen Zelt vorbeikam, das ihm zum Schlafen und zum Arbeiten diente, ging er einen Augenblick hinein und erschien wieder zusammen mit seinem Diener, der zwei große undurchsichtige Beutel trug. Niels wandte sich an die Generäle: »Meine Herren, wir werden Ihnen eine Waffe zeigen, von der Sie nicht einmal geträumt haben. Um diese Waffe jedoch geheim zu halten, müssen wir Ihnen deren Handhabung im Wald zeigen, wo die Götter nicht sehen können, was wir tun. Das Unterbrechen des Vormarschs auf Asherat und die Suche nach meiner Verlobten hat die Aufmerksamkeit vieler Völker hervorgerufen und die beobachten uns sehr aufmerksam und so müssen wir vorsichtig sein, um den Vorteil der Überraschung zu behalten.«

    Die Generäle nickten zum Zeichen des Einverständnisses und die Gruppe machte sich auf den Weg zum Lagerausgang, während Lord Niental Lena leicht beim Arm fasste und sie zu einem großen Zelt führte. Davor warteten drei Frauen unterschiedlichen Alters, alle gut und reinlich angezogen. Als der Lord und Lena sich näherten, verneigten sich die Frauen untertänig und warteten.

    »Lady Johansen, das ist Euer Dienstpersonal. Von jetzt an werden diese Frauen sich um jeden Eurer Wünsche kümmern. Und wenn sie das nicht mit den notwendigen Bemühungen tun, werde ich mich darum kümmern, dass sie es begreifen!«

    Die Frauen zuckten unwillkürlich zusammen und machten ängstliche Gesichter, was deutlich machte, dass die Drohungen des Lords keine leeren Versprechungen waren. Im ersten Moment wollte Lena die Bediensteten ablehnen, aber etwas in ihren Blicken hielt sie davon ab und außerdem fühlte sie sich viel zu müde und verwirrt, um sich in Diskussionen einzulassen.

    »Ich danke Euch, Lord Niental. Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet, würde ich mich gern ausruhen von der langen und ermüdenden … und nicht ganz freiwilligen Reise!«

    Der Lord nahm den scharfen Ton der jungen Frau mit steinernem Gesicht auf, verbeugte sich leicht und entfernte sich. Lena lächelte müde zu den Frauen mit den gesenkten Köpfen und winkte zu dem Zelt hin.

    »Meine Damen, ich habe tausende Fragen und hoffe sehr, dass Sie mir helfen, die Antworten darauf zu finden … allerdings bin ich gerade jetzt sehr, sehr müde. Bitte, würden Sie mir zeigen …«

    Lena konnte nicht einmal ihre Frage vollenden, die Frauen hatten sie bereits in ihre Obhut genommen – eine zog den Vorhang des Zeltes beiseite und lud sie mit einer Geste zum Eintreten ein. Eine andere fragte sie, ob sie Hunger oder Durst habe, die dritte schlug ihr vor, in der mit heißem Wasser vorbereiteten Holzwanne ein Bad zu nehmen. Lena seufzte tief, zögerte einen Augenblick und überließ sich dann den Händen ihrer Dienerinnen. Während die sich um sie kümmerten, war auf einmal ein starkes Dröhnen wie von Donner zu hören, trotz des klaren Wetters. Kurz darauf erklangen noch solche Donnerschläge und noch stärkere und riefen bei den Frauen verwirrte Blicke hervor, doch dann wurde wieder alles ruhig. Erst zwei oder drei Stunden später – Lena war nun gebadet und ordentlich gekämmt – gelang es ihr, sie davon zu überzeugen, dass sie nichts weiter brauche, und sie ließ sich auf das große Bett fallen, auf dem zierliche weiche Decken lagen. Einen Augenblick ging ihr Jeffry Niels durch den Kopf. Sie versuchte, eine Erinnerung an ihn in sich wachzurufen, aber sie war so müde, dass sie schnell Abstand davon nahm. Sie schloss die Augen und fiel in einen tiefen, ruhigen Schlaf.

    Kapitel 2

    Die Pferde verlangsamten ihren Gang, bald darauf hielten sie an. Nach der kühlen Luft zu urteilen, waren sie nach wie vor im Wald und es wurde Abend. Mark wagte es nicht, noch einmal die gerade erworbenen Fähigkeiten einzusetzen, denn er konnte sich vor lauter Müdigkeit kaum auf dem Sattel halten und es war ungewiss, was sie erwartete. Er musste um jeden Preis die wenige, ihm noch gebliebene Energie bewahren. Er hörte, wie die Reiter leise und ruhig von den Pferden stiegen und gedämpft einige Worte wechselten, vielleicht untereinander, vielleicht auch mit anderen Leuten – das war für ihn unergründlich. Kurz darauf löste jemand die Stricke, die ihn am Pferd festhielten, und zwei Paar starke Hände hoben ihn mit so einer Leichtigkeit herunter, als sei er ein kleines Kind und kein großer, muskulöser Mann. Immerhin war an der Art und Weise, wie sie das taten, zu erkennen, dass sie versuchten, nicht grob zu sein und ihn nicht noch mehr zu verletzen. Eine feste Hand packte ihn am Ellenbogen und führte ihn irgendwohin. Zu hören war Merassas zorniges und drohendes Knurren, woraus Mark schloss, dass ihr persönlich selbst dieses Verhalten nicht passte. Sie legten nur wenige Meter zurück, eine Tür knarrte leise und eine ausdruckslose Männerstimme warnte sie: »Achtung, Stufen!«

    Aufmerksam warteten sie ab, bis er die nach unten führenden Stuten, insgesamt fünf, gefunden hatte, noch ein paar Meter und sein Begleiter drückte seine Schulter nach unten und zwang ihn, sich hinzusetzen. Gleich darauf sank auch Merassa wieder mit einem zornigen Knurren neben ihm nieder. Mark hatte den unbändigen Wunsch, mit der ihn umgebenden Energie in Verbindung zu treten, um zu sehen, wo sie waren und wie viele Leute sich ringsum aufhielten, doch sein knurrender Magen und der leichte Schwindel hielten ihn von solchen Unternehmungen ab. Wieder vergingen einige Minuten, Menschen verließen den Raum und kamen herein, zu vernehmen waren gedämpfte Gespräche, so leise, dass nicht ein einziges Wort zu verstehen war. Einen Augenblick lang wurden seine hinter dem Rücken gebundenen Hände gelöst, ihm jedoch sofort vorn wieder zusammengebunden. Endlich nahm jemand Mark die Kapuze ab und auch das Tuch, das ihm den Mund knebelte. Mark füllte erleichtert seine Brust mit frischer Waldluft und blickte um sich. Zu sehen war nicht viel, der Raum lag in Dämmerung, nur zwei Kerzen gaben spärliches Licht ab. Sie waren in einem halb unterirdischen Raum ohne Möbel, ohne Fenster und mit einem niedrigen Dach aus dicken Ästen und Laub. Zwei Männer unterhielten sich neben der Tür, während der dritte Merassa gerade das Tuch vom Mund nahm. Einen Moment lang dachte Mark, sie würde ihm in die Hand beißen, aber Wildkatze konnte ihren Zorn im Zaum halten und begnügte sich damit, ihren Bezwingern einen tödlichen Blick zuzuwerfen. Mark betrachtete die Männer. Obwohl es recht dunkel war, war doch zu erkennen, dass sie stark waren. Sie waren schwarz gekleidet, auf ihrem Rücken waren jeweils zwei Schwerter festgebunden. Aus ihren Bauchwickeln und ihren Stiefeln ragten Dolche heraus. Entweder waren die Männer dunkelhäutig, oder sie hatten ihre Gesichter und Hände schwarz gefärbt. Ihren breiten, flachen Nasen nach zu urteilen, waren sie eher dunkelhäutig, afrikanischen Typs. Die beiden Männer an der Tür unterbrachen ihr Gespräch und drehten sich zu Mark und Merassa hin. »Ich bin sicher, dass ihr nicht besonders glücklich seid über die Art eurer Reise …« Die Stimme des Mannes drückte weder Bösartigkeit noch Mitgefühl aus. »Aber ebenso sicher bin ich, dass ihr nicht freiwillig mit uns mitgekommen wärt, und daher haben wir beschlossen, euch gar nicht erst zu fragen.«

    »Ich wiederum bin sicher, dass ihr viele Fragen an uns habt, genauso wie wir an euch, aber ihr könnt auch sicher sein, dass ein Gespräch zwischen uns nicht zustande kommt, wenn ihr uns nicht erst etwas zu essen und Wasser gebt!«, unterbrach Mark ihn in demselben ausdruckslosen, konstatierenden Ton.

    Ein Lächeln flog über das Gesicht des Mannes und nach kurzem Überlegen nickte er: »So soll es sein, wenigstens das habt ihr verdient.«

    Sein Begleiter ging in eine Ecke des Raumes und beugte sich über die dort liegenden Beutel. Gleich darauf kam er mit einem kleinen Bündel zurück, aus dem er getrocknetes Fleisch und einen Laib Brot herausholte, und sie ihnen auf den Schoß warf. Merassa zögerte einen Augenblick, anscheinend war es unter ihrer Würde, von jemandem gefüttert zu werden, aber Mark nickte ihr zu, und sie fing an, die Nahrung langsam und mit einem verachtenden Blick zu sich zu nehmen. Mark selbst, der fast umkam vor Hunger nach den heutigen Experimenten mit seiner inneren Energie, schluckte die Bissen einen nach dem anderen, ohne zu kauen, was denjenigen, der ihn fütterte, offensichtlich amüsierte. Nachdem sie schließlich ihren Hunger gestillt hatten, gab man ihnen kaltes, frisches Wasser. In der Nähe floss offenbar ein Bach oder ein Fluss. Zwischendurch war der andere Mann, der wohl so etwas wie der Chef der Gruppe war, hinausgegangen und kehrte mit noch einem Mann zurück, ebenfalls dunkelhäutig und in Schwarz gekleidet. Beide saßen ihnen mit übereinandergeschlagenen Beinen gegenüber und der ihnen bereits bekannte Mann fing an zu reden: »Wir haben unseren Teil der Abrede erfüllt, nun ist es Zeit, dass wir uns unterhalten.«

    Die Stimme des Mannes war selbstsicher und duldete keine Widerrede. Mark nickte. »Was wollen Sie wissen? Und es wäre nicht schlecht, wenn sie zumindest ein wenig gute Erziehung und guten Willen zeigen würden, indem Sie uns losbinden und sich uns vorstellen, sagen, wer Sie sind, und uns erklären, warum sie uns entführt haben! Ich heiße Mark Dimov und meine Begleiterin ist Merassa Wildkatze vom Stamm der Wikea.«

    Der Mann nickte und antwortete, ohne Verärgerung durch das herausfordernde Verhalten Marks zu zeigen: »Ich nehme an, dass wir Ihnen fürs Erste nicht genügend vertrauen können, um Sie loszubinden, vor allem, weil wir die kriegerische Art der Wikea nur zu gut kennen. Mein Name ist Mobassa und ich bin der Anführer eines der Senegalesenstämme. Und das hier«, Mobassa nickte zu dem neben ihm Sitzenden, »ist Mahadi, der Schamane unseres Stammes.«

    Mobassa machte eine kurze Pause und fuhr fort: »Und nun, Mark, hoffen wir, eine detaillierte Information darüber zu bekommen, was eigentlich los ist. Ich sehe, du bist kein Wikea und kommst vermutlich von sehr weit her, denn Kleidung wie die deine hat noch niemand von uns gesehen. Fangen wir doch damit an, wer du bist, woher du kommst und was du mit den Wikea zu tun hast?«

    »Antworte ihm nicht, Lehrer!«, warnte Merassa ihn. »Die Senegalesen sind Wilde, die denjenigen als Söldner dienen, die ihnen mehr bezahlen und sonst interessiert sie nichts und niemand. Sobald sie die Information haben, die sie brauchen, werden sie uns einfach umbringen.«

    »Vielleicht ja, vielleicht aber auch nicht.« Zum ersten Mal glitt über Mobassas Gesicht so etwas wie ein Lächeln. »Das hängt von dem ab, was ihr uns sagt.«

    Merassa schickte sich an zu antworten, aber Mark schüttelte den Kopf und sie schluckte ihre Worte herunter. Mark betrachtete die Senegalesen, überlegte einige Augenblicke und sagte: »Ich bin Mark Dimov und komme aus einer anderen Welt mit Hilfe einer sehr starken Magie. Zu den Wikea bin ich zufällig gekommen, aber jetzt sind sie meine Brüder. Warum interessiert ihr euch aber für die Beziehungen zwischen den Wikea und einem Magier aus einer anderen Welt?«

    Mobassa und Mohadi sahen sich an, tauschten flüsternd einige Worte aus und wieder redete der Anführer: »Eigentlich interessieren uns die Wikea gar nicht, sondern die Gründe, um derentwillen die Fretanier ihren Feldzug gegen Arhea unterbrochen haben und in die Gebiete der Wikea eingedrungen sind.«

    »Die falschen senegalesischen Hunde sind bestimmt von den Fretaniern angeheuert worden, aber die haben ihre Pläne geändert, ohne ihnen zu sagen, warum, und nun wissen sie nicht, ob sie die versprochene Beute bekommen oder nicht!«, zischte Merassa verärgert.

    »Die Wikea mögen ja gute Krieger sein, aber das Denken gehört offensichtlich nicht zu ihren Stärken, sonst würden sie verstehen, dass es hier um etwas viel Größeres geht als Beute!«, unterbrach Mohadi sie scharf.

    Mark dachte nach. Die Senegalesen hatten ganz gezielt ihn und Merassa gefangen, um ihn nach dem Verhalten der Fretanier auszufragen. Und wer konnte sie auf ihn angesetzt haben, nachdem nur die Soldaten ihn kannten? Das bedeutete, dass sie ganz sicher von »oben« geschickt worden sind und ebenso, dass ihr Bestreben, hinter die Absichten der Fretanier zu kommen, nicht der Wunsch der Senegalesen war, sondern das ihrer sogenannten »Götter«. Das wiederum bedeutete, dass die Götter der einzelnen Völker unterschiedliche Absichten verfolgten und sie voreinander verbargen, selbst wenn sie, wie in diesem Fall, Verbündete waren. Und das eröffnete neue Möglichkeiten. Die Anwesenheit des Schamanen, der wahrscheinlich die Verbindung zwischen dem Stamm und den Göttern war, bestätigte seine Vermutung.

    »Und? Mir scheint, dass ihr zwei nicht hoch genug steht, um Antworten zu verlangen von einem mächtigen Magier, der noch dazu aus einer anderen Welt kommt. Wenn eure Götter tatsächlich Informationen haben möchten, müssen sie schon mit mir persönlich sprechen.«

    Während Mark in einem herablassenden Ton mit ihnen redete, öffnete er ganz langsam und unmerklich seine Gürtelschnalle, schaltete den darin eingelassenen Mini-Laser ein und fing an, den Strick durchzubrennen, der seine Hände umwand. Um sich nicht zu verbrennen, musste er die heute frisch erworbenen Fähigkeiten einsetzen, die Energien zu sehen und dank dessen schaffte er es. Die Senegalesen waren nur zwei

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