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Der Ruul-Konflikt 17: Im Schatten des Patriarchen
Der Ruul-Konflikt 17: Im Schatten des Patriarchen
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eBook421 Seiten5 Stunden

Der Ruul-Konflikt 17: Im Schatten des Patriarchen

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Über dieses E-Book

Die Lage an der Til-Nara-Front eskaliert. Die Ruul und die abtrünnigen Til-Nara marschieren einer Urgewalt gleich durch die Hegemonie. Die terranischen Streitkräfte und ihre Verbündeten sind kaum in der Lage, die Stellung zu halten. Niederlage folgt auf Niederlage. Sogar das terranische Hauptquartier innerhalb der Til-Nara-Hegemonie gerät in Bedrängnis und muss sich einer massiven feindlichen Invasionsflotte erwehren.

Bald schon steht fest, es gibt nur einen einzigen Weg, der Lage Herr zu werden: Die Nerai müssen um Beistand ersucht werden. Doch die ehemaligen Todfeinde der Til-Nara sind alles andere als begeistert davon, ihren entfernten Vettern Waffenhilfe leisten zu müssen. Als dann der ruulanische Patriarch einen Großangriff auf die Heimatwelt der Til-Nara befiehlt, ist den Menschen und ihren insektoiden Verbündeten endgültig bewusst, dass sie dieser Bedrohung gänzlich allein gegenüberstehen. Und die Übermacht des Gegners ist erdrückend …
SpracheDeutsch
HerausgeberAtlantis Verlag
Erscheinungsdatum18. März 2024
ISBN9783864029356
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    Buchvorschau

    Der Ruul-Konflikt 17 - Stefan Burban

    Prolog

    Kivor’sa-kor stand vor einem Fenster an Bord seines Flaggschiffs. Es kreuzte derzeit über der Til-Nara-Welt Ril’ath. Sie symbolisierte keinerlei taktischen oder strategischen Wert. Er hatte sie erobert, weil sie schlichtweg da war und er es konnte. Obwohl der Fall von Ril’ath nur wenig Ehre für ihn beinhaltete, kam er nicht umhin, eine gewisse Genugtuung zu empfinden.

    Hinter ihm stand in stiller Andacht die Til-Nara-Königin der Asken-dor. Ihre kleinen Dienerinnen auf ihren zerbrechlich wirkenden Beinen hielten die dicke Larve der insektoiden Monarchin aufrecht. Er wusste, nicht wenige von ihnen starben während ihres Dienstes.

    Aber für die Königin spielte das kaum eine Rolle. Es interessierte sie nicht mehr, als wenn für einen Ruul ein Tisch oder ein Stuhl zu Bruch gegangen wäre. Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr er diese Kreaturen verachtete. Dennoch musste er ihnen zugutehalten, dass er es ohne die Verbündeten nicht so weit geschafft hätte, sie überhaupt nicht so weit gekommen wären. Die Asken-dor waren gute Krieger. Nicht umsonst hatten sie die Machtbestrebungen seines Volkes geraume Zeit in Schach gehalten.

    Kivor’sa-kor deutete aus dem Fenster hinaus auf die Welt, die unter seinem Flaggschiff ihre Bahn zog. Der Orbit war übersät mit den Trümmern zweier Raumstationen und Hunderter Kriegsschiffe. Einige waren Til-Nara, andere menschlich oder ruulanisch. Noch während die beiden Anführer die Vorgänge rund um den belagerten Planeten beobachteten, versuchten drei Truppentransporter der Menschen, die Blockade zu durchbrechen.

    Ein Schlachtkreuzer der Asken-dor drehte augenblicklich bei und eröffnete das Feuer. Die nur spärlich bewaffneten Schiffe der nestral’avac hatten keine Chance. Die Kurzstreckenprojektile des Schlachtkreuzers rissen alle drei Feindschiffe innerhalb weniger Sekunden in Fetzen. Im Anschluss richtete die Besatzung ihr Augenmerk abermals auf die Auslöschung des Restwiderstands von Ril’ath.

    »Was empfindest du bei diesem Anblick, Königin?« Kivor sprach den Titel seiner Verbündeten aus, als handele es sich um etwas Obszönes. »Spürst du Bedauern? Schuld möglicherweise?«

    Die Königin antwortete zunächst nicht. Als sie sich zu einer Erwiderung herabließ, blinkten die Lampen am Übersetzungsgerät, das sie dort trug, wo bei einem Menschen der Bauchnabel gewesen wäre, im Takt ihrer Worte.

    »Was würden Bedauern und Schuld schon ändern? Ich habe mich für den einen, richtigen Weg entschieden, der meinem Volk eine Zukunft verspricht.«

    »Aber das sind auch deine Leute, die dort unten brennen.«

    »Die Asken-van und die Asken-tal waren einst meine Verbündeten, nun sind sie meine Feinde.«

    »So einfach ist es für dich?«

    »Ja«, entgegnete die Königin wortkarg.

    Insektoiden, ging es Kivor höhnisch durch den Kopf. Pragmatischer geht’s wohl kaum.

    »Was ist mit dir?«, fragte die Königin im Gegenzug. »Was bedeutet diese Welt für dich?«

    Kivor’sa-kor richtete sich auf. »Einen Schritt in die richtige Richtung. Ich wurde aus dem Ältestenrat ausgestoßen. Wusstest du das? Sie haben mich praktisch in Schimpf und Schande fortgejagt, weil ich dafür war, einen neuen Weg in diesem Krieg zu beschreiten. Die übrigen Ältesten sind Narren. Und die Patriarchen genauso. Sie sind dermaßen in der Vergangenheit verankert, dass sie lieber Zehntausende unserer Krieger in sinnlosen Schlachten opfern, als auch nur in Erwägung zu ziehen, dass man bessere Pfade beschreiten könnte.« Er schüttelte immer noch fassungslos den Kopf. »Fortgejagt haben sie mich. Meinen Stamm und meine Familie der Bedeutungslosigkeit preisgegeben. Aber ich werde ihnen unseren Wert beweisen. Und die Ehre, die wir besitzen. Sie liegt nicht im Befolgen starrer Regeln, sondern letztendlich nur im Sieg.« Er wandte sich der Königin halb über die Schulter zu. »Kannst du dir etwas Schlimmeres vorstellen, als davongejagt zu werden?«

    »Ja«, erwiderte sie. »Von den eigenen Schwestern gefressen zu werden.« Die emotionalen Worte standen in Kontrast zur kalt vorgebrachten Weise, mit der der Übersetzer sie aussprach.

    Kivor blähte amüsiert seinen Kinnbeutel auf. »Gutes Argument«, kommentierte er. Die Asken-dor-Königin wäre von ihren Artgenossen verspeist worden, hätte sie sich nicht für ein Bündnis mit den Ruul entschieden. Damit belohnten die Til-Nara lange Jahre ehrenvollen Dienstes. Aber für die Insektoiden zählte im Endeffekt nur das Versagen, das die Königin gegen Ende ihrer Laufbahn gezeigt hatte.

    Die Asken-dor-Schlachtkreuzer beendeten den Beschuss von Ril’ath. Es waren keine Ziele mehr übrig, die den Einsatz von Energie oder anderen Ressourcen rechtfertigten. Kivor nickte zufrieden. »Hier sind wir fertig.«

    Der Patriarch drehte sich schwungvoll um und verließ mit der Asken-dor-Königin im Schlepptau den Aussichtsbereich. »Setzen wir Kurs auf die nächste Welt. Der Krieg gegen deine ehemaligen Verbündeten ist noch lange nicht vorbei.«

    Kivor’sa-kor widmete der Welt unter dem Flaggschiff keinen Blick mehr. Sie war der Aufmerksamkeit des Patriarchen nicht länger würdig. Ein Mensch hätte anders darüber geurteilt. Ein Mensch hätte seine Augen von dem Inferno nicht abwenden können. Der komplette Planet Ril’ath stand in Flammen.

    1

    Frank Taylor rieb sich die linke Schläfe. Es war ein seltsames Gefühl. Er trug über der leeren Augenhöhle eine Augenklappe, nichtsdestoweniger sendeten die Nerven weiterhin Impulse ans Gehirn. Frank konnte das Auge immer noch fühlen. Und es tat höllisch weh.

    Phantomschmerzen nannte man das. Es war nervenzehrend und überaus lästig. Er rieb sich die Schläfe erneut. Es pochte unter der Haut. Wie konnte es pochen, wenn das entsprechende Sinnesorgan gar nicht mehr vorhanden war? Zum wiederholten Mal verfluchte er den ruulanischen Krieger, der ihm das angetan hatte. Dabei konnte er sich noch glücklich schätzen. Es hätte durchaus wesentlich schlimmer ausgehen können.

    Vizeadmiral Reginald Osborne betrat den Raum. Alle Anwesenden erhoben sich und verfielen in Habtachtstellung. Der Admiral nahm den ihm zustehenden Platz ein, sah in die Runde und verkündete mit niedergeschlagener Stimme: »Sie dürfen sich setzen.«

    Bevor sich aber einer der Anwesenden rührte, ließ sich der Admiral auf seinen Stuhl nieder. Erst dann folgten die übrigen dem Beispiel ihres Kommandanten.

    Frank begutachtete die anderen Personen im Rahmen seiner inzwischen limitierten Möglichkeiten. Es war schwer, einen verstohlenen Blick in die Runde zu werfen – mit nur einem Auge.

    Captain Harriman Bates vom MAD war natürlich zugegen. Dieses Mal ohne seinen Untergebenen Bishop, die heutige Besprechung war zu hochkarätig für dessen Rang. Der Geheimdienstoffizier lieferte sich über den Tisch hinweg ein Blickduell mit Lory Roberts, seiner abtrünnigen ehemaligen Partnerin. Nach wenigen Sekunden wandte sie den Kopf ab. Bates hatte offenbar gewonnen.

    Konteradmiral Victor Nemerov saß ebenfalls am Tisch. Seit der Mann mit der Umsetzung des Osiris-Protokolls krachend gescheitert war und sich von Osborne sogar einen Teil seiner Flotte hatte stehlen lassen, war der Kerl bei Weitem nicht mehr so großkotzig wie zuvor. Tatsächlich schienen seine Misserfolge Nemerov auf ein akzeptables Maß zurechtgestutzt zu haben. Die meiste Zeit verbrachte er lediglich damit, in Osbornes Schatten dahinzuvegetieren und deprimiert aus der Wäsche zu sehen.

    TKA-General Dean Botanelli und Lieutenant Colonel Manfred Haag bildeten als Vertreter der Bodentruppen den Abschluss.

    Frank stutzte. Nein, das war nicht ganz richtig. Da war noch ein Mann, den er nicht kannte und der so unscheinbar an der Kante des Tisches saß, dass man ihn förmlich übersehen musste.

    Auf den ersten Blick wirkte der Neuzugang ihrer illustren Gruppe, als hätte irgendeiner der Anwesenden seinen Steuerberater eingeladen. Der Offizier war mit einem Meter siebzig für einen Soldaten relativ klein, war schmächtig gebaut und trug eine Brille mit schmalem Rand auf der Nase.

    Frank hätte ihn beinahe für einen Bürohengst gehalten. Dann fiel ihm das Abzeichen zweier gekreuzter Schwerter am Revers auf, das diesen unscheinbaren Menschen als Frontoffizier im aktiven Dienst auswies. Und als wäre das noch nicht verwirrend genug, bemerkte er anschließend das Emblem der ROCKETS am Oberarm seiner Uniform. Darunter prangte das Bild eines Schwertwals, wenn ihn sein verbliebenes Auge nicht täuschte.

    Unversehens fühlte Frank die Aufmerksamkeit des mysteriösen Neuankömmlings auf sich ruhen. Die Pupillen des Mannes blitzten voll unterdrückter Energie, als würde er sich über einen Witz amüsieren, den nur er allein kannte. Die Mundwinkel des Offiziers hoben sich ganz leicht in der Andeutung eines Lächelns und er neigte den Kopf in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung. Dabei rutschte die Brille bis zur Nasenspitze herunter. Es störte den Mann nicht wirklich. Sein Blick blieb unbeirrbar auf Frank gerichtet.

    Frank hatte alle Mühe, seine Verblüffung zu verbergen. Sein Gegenüber benötigte überhaupt keine Sehhilfe. Vermutlich nutzte er die Brille lediglich wie ein Utensil oder ein Requisit. Sie diente dazu, andere davon zu überzeugen, dass sie es mit einem harmlosen Menschen zu tun hatten. Ein Soldat mit einer Sehschwäche hätte es auch kaum zu den ROCKETS geschafft. Dieser Fremde steckte offenbar voller Überraschungen.

    Als Frank in die Augen des Offiziers starrte, gestattet ihm dieser einen kurzen Einblick hinter die Maske, die er der ganzen Welt präsentierte. Und Frank erkannte im Bruchteil einer Sekunde, ihm stand hier ein ausgebildeter und gnadenloser Killer gegenüber.

    Vizeadmiral Osborne räusperte sich und zog damit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. »Meine Dame, meine Herren, die Lage könnte kaum schlimmer sein.« Er machte eine dramatische Pause. »Das Asken-dor-Reich hat die Hegemonie verraten und steht in offener Rebellion zum Triumvirat. Das macht unsere Position ungleich schwieriger. Ich habe die letzten zwei Tage damit zugebracht, Depeschen und Lageberichte mit Admiral Hoffer an der terranisch-ruulanischen Front auszutauschen. Wir sind einhellig der Meinung, dass unsere Expeditionsstreitkräfte fest und unerschütterlich an der Seite der rechtmäßigen Til-Nara-Regierung stehen müssen. Das bedeutet im Klartext, wir beziehen in diesem Bürgerkrieg klar Stellung und werden die regierungstreuen Truppen in jeder Hinsicht unterstützen.«

    »Gab es daran denn je Zweifel?«, äußerte Manfred Haag sein Missfallen über das, was er gemeinhin als politisches Geschwafel betrachtete. »Die Asken-dor sind Verbündete der Ruul und damit schon von Rechtswegen unsere Feinde. Wann also rücken wir aus und gehen ein bisschen jagen?«

    Osborne schenkte dem Marine ein nachsichtiges Lächeln. »Ich wünschte, es wäre immer so einfach. Aber leider müssen zuweilen auch die Regeln der Diplomatie beachtet werden. Aber ja, wir wurden abgesichert. Admiral Hoffer steht hinter jeder offensiven oder defensiven Strategie, die wir als erforderlich betrachten. Er wird uns auch vor der Präsidentin den Rücken stärken, falls notwendig.«

    Osborne machte abermals eine Pause und tippte mit dem linken Zeigefinger immer wieder auf die Oberfläche des Holztisches. Das dadurch verursachte Geräusch ging Frank ordentlich auf die Nerven.

    »Leider sind die schlechten Nachrichten dadurch noch nicht erschöpft. Die Ruul und die Asken-dor sind in die Offensive gegangen. Innerhalb der letzten zweiundsiebzig Stunden haben ihre kombinierten Streitkräfte mehr als dreißig Ziele entlang der Front angegriffen. Systeme, in denen das Terranische Konglomerat Stützpunkte unterhält, konnten sich relativ gut behaupten. Garnisonen, die ausschließlich oder zum überwiegenden Teil aus Til-Nara bestanden, hatten da wesentlich weniger Glück. Die Asken-dor warfen das Rage-Virus in rauen Mengen ab.« Osborne senkte den Kopf. »Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass sieben weitere Planeten an die Ruul gefallen sind. Aus zwei Systemen haben es unsere Truppen nur mit knapper Not geschafft, sich abzusetzen, bevor die Verteidigung überrannt wurde. Darüber hinaus haben unsere Tiefenraumsensoren umfangreiche Flottenbewegungen in einer Entfernung von sieben, neun und dreizehn Lichtjahren registriert. Der MAD vermutet, dass an diesen drei Standorten Verbände für einen zweiten Angriff auf das Dar’tai-System zusammengezogen werden. Wenn es den Ruul gelingt, unser Hauptquartier im Til-Nara-Raum zu zerstören, dann stehen wir endgültig mit heruntergelassenen Hosen da.«

    General Botanelli nickte mit ernster Miene. »Die Lage ist beschissen, schon verstanden. Aber was tun wir dagegen?«

    Der Vizeadmiral aktivierte über einen Schalter den im Tisch integrierten Holoprojektor. Zu sehen war ein erheblicher Ausschnitt des Til-Nara-Raums bis hin zur Nerai-Grenze im Norden. Die Verbände des Konglomerats, der Til-Nara sowie ihrer Feinde waren farblich hervorgehoben. Osborne leckte sich über die Lippen.

    »Konteradmiral Nemerov hat mehrere Hundert Schiffe mitgebracht, die ursprünglich für die Durchführung des Osiris-Protokolls gedacht waren. Da dies keine Option mehr darstellt, wird unsere erste Handlung darin bestehen, dass wir diese Kampfverbände dem Gegner entgegenwerfen. Das dürfte die Frontlinie für kurze Zeit stabilisieren und wird uns Zeit verschaffen.«

    Frank sah auf. »Um was zu tun?«

    Osborne maß den anderen Flottenoffizier mit festem Blick. »Um Verbündete zu Hilfe zu holen.«

    Er schüttelte den Kopf. »Wen denn? Hoffer kann keine terranischen Einheiten mehr entbehren. Die Meskalno haben gar kein Militär und ich bezweifle, dass die Sca’rith in der Lage wären zu helfen. Damit bliebe nur noch …« Franks Auge wurde groß. Der Admiral nickte langsam.

    Frank merkte erst, dass er den Atem angehalten hatte, als er diesen ruckartig ausstieß. »Das wird nicht funktionieren.«

    »Wieso nicht?«, wollte der Admiral wissen.

    Haag sah von einem zum anderen. »Darf man an dieser Diskussion auch teilnehmen? Wovon reden Sie beide da?«

    »Sie reden davon, die Nerai mit ins Boot zu holen«, sprang Botanelli helfend ein, dem die Idee ganz offensichtlich auch nicht gefiel.

    Nun begriff der Marine-Colonel. Er lehnte sich dermaßen weit in seinem Stuhl zurück, dass dieser protestierend quietschte. »Taylor hat recht. Das funktioniert nicht. Auf dem Papier mögen sie Verbündete sein, aber Nerai und Til-Nara hassen sich mit einer Inbrunst, die für Insektoiden schon erstaunlich ist.«

    »Wir schicken eine Delegation hin, um die Nerai zu überzeugen. Sie müssen verstehen, dass sie, falls die Til-Nara fallen, die Nächsten sind. Das Fortbestehen der Hegemonie sichert ihr eigenes Überleben.«

    Bates schnaubte. »Und wer soll diesen Kackauftrag übernehmen?«

    Osborne lächelte zynisch. »Ich bin sehr froh, dass Sie Ihre Frage auf diese Weise formuliert haben. Ich schicke Miss Roberts und Sie.«

    Bates schreckte hoch, als würde er aus einem Albtraum erwachen und gleich den nächsten erleben. »Auf keinen Fall! Das können Sie abhaken!«

    »Das war keine Bitte, Captain. Die Entscheidung steht fest. Und Miss Roberts’ Piratenbande wird die Eskorte stellen.«

    Bates’ Augen wurden groß. »Nicht nur, dass Sie mich mit … mit … der da in ein Schiff pferchen. Deren Leute sollen mich auch noch beschützen? Das sind Plünderer! Mörder! Und Schlimmeres.«

    »All Ihre Einwände sind korrekt«, versetzte der Admiral. »Aber Miss Roberts und Ihre Leute wissen aus erster Hand, womit wir es zu tun haben. Sie gehören zu den wenigen, die den Nerai vermitteln können, in welcher Gefahr wir alle stecken. Außerdem habe ich weder Schiffe noch Truppen übrig, um diese Mission durchzuführen. Ich brauche alle meine Ressourcen hier vor Ort, um die Stellung zu halten, und das wird schwierig genug.«

    Bates wollte einen weiteren Einwand erheben. Der Admiral kam ihm zuvor. »Setzen Sie sich, Captain. Bitte!«

    Der MAD-Offizier kam der Aufforderung widerwillig nach. Osborne musterte die abtrünnige Offizierin mit finsterem Blick. »Die Ereignisse haben uns zu Zweckverbündeten werden lassen. Ihre Leute und Sie haben eine Menge Schaden angerichtet. Ich vertraue darauf, dass Sie dieses Mal das Richtige tun werden. Falls nicht, dann schwöre ich beim Allmächtigen, dass ich Sie jagen und zur Strecke bringen werde wie einen tollwütigen Hund! Und lassen Sie mich ehrlich zu Ihnen sein. Ein weiterer Grund, dass ich Sie entsende, besteht darin, dass ich Ihre Piraten nicht in der Nähe meiner Leute haben will.« Er neigte leicht den Kopf zur Seite. »Es wäre sehr bedauerlich, wenn es zu einem … Unfall kommen würde.«

    Frank senkte den Kopf, um sein Lächeln zu verbergen. Osborne hatte Roberts soeben relativ unverblümt eröffnet, dass es unter den terranischen Schiffsbesatzungen Vorbehalte gegen dieses Bündnis gab und einige von ihnen vielleicht auf die Idee kommen könnten, Roberts’ Schiffe für Zielübungen zu benutzen.

    Die Miene der ehemaligen MAD-Agentin blieb oberflächlich gelassen, doch hin und wieder zuckte ein Muskel unterhalb ihres rechten Auges. Sie hatte verstanden.

    »Vielleicht sollten wir wieder zum Thema kommen«, lenkte Haag das Gespräch zurück in Richtung dringenderer Probleme. »Wenn die Ruul immer noch das Rage-Virus in solchen Mengen einsetzen, wie können wir sie dann schlagen? Unseren Truppen ist es nicht möglich, die Front alleine zu halten. Wir brauchen das, was von den Streitkräften der Hegemonie noch übrig ist. Aber die stehen den Auswirkungen dieses Teufelszeugs hilflos gegenüber.«

    »Das ist in der Tat ein Problem«, gab der Admiral ihm recht. »Aber noch ist nicht alles verloren.« Er hob die Hand, in der sich ein Datenstick befand. »Kurz vor dessen Tod hat Commodore Taylor von seinem Bruder diese Aufzeichnung erhalten. Damit hat er wohl versucht, etwas von seinen Taten wiedergutzumachen. Ich habe sie mir bereits angesehen. Fairerweise muss ich Sie warnen: Es ist verdammt brisantes Zeug darunter.«

    Ohne weitere Erklärungen steckte der Admiral den Datenstick in die dafür vorgesehene Vertiefung auf seiner Seite des Tisches.

    Die Holokarte verschwand und wurde durch das arrogante, wenn auch irgendwie wehmütige Antlitz Isaac Taylors ersetzt. Der Mann grinste in das Aufzeichnungsgerät. Seine Augen blieben davon unberührt.

    »Frank, wenn du das hier siehst, dann ist irgendetwas furchtbar schiefgegangen … und ich bin tot.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich hoffe sehr, mein Tod war nicht umsonst. Dass er irgendetwas bedeutet. Natürlich weiß ich, dass du kein Verständnis für meine Taten hast. Aber alles, was ich unternahm, jede Täuschung, jeden Tod, den ich verschuldet habe: Alles geschah nur im Interesse der Menschheit. Glaub mir wenigstens das, wenn auch sonst nichts.«

    Frank spürte die Blicke der Anwesenden auf sich ruhen. Er wandte den Kopf ab, damit sie nicht die Tränen in seinen Augen schimmern sahen.

    Währenddessen fuhr die Aufzeichnung seines Bruders fort: »Wie dem auch sei, wenn ich dir diesen Datenstick gegeben habe, dann bin ich tot und die Dinge sind außer Kontrolle geraten. Vermutlich ist Likal bereits gefallen. Es sollte ein strahlendes Leuchtfeuer der Hoffnung werden.« Eine Wolke der Traurigkeit umgab Isaacs Gesicht. »Nun gut, es ist, wie es ist. Daher gebe ich dir einen weiteren Hoffnungsschimmer. Ich sage dir, wie ihr das Rage-Virus aufhalten könnt.«

    Franks Kopf zuckte hoch. Die Aufmerksamkeit aller war Isaac nun gewiss. Seinem arroganten Gehabe nach war ihm das fraglos bewusst gewesen.

    »Das Virus stammt ursprünglich aus den Waffenschmieden des MAD.« Es dauerte einen Moment, bis allen am Tisch klar wurde, was Isaac soeben erklärt hatte. Unheilvolle Blicke richteten sich auf Bates. Der wirkte aber nicht minder verblüfft als seine Mitstreiter.

    »Ja, richtig gehört«, spann Isaac den Faden weiter. »Ursprünglich war das Virus als Plan B gedacht, falls das Osiris-Protokoll scheitern sollte. Es ist kein Geheimnis, dass es vor Kriegsbeginn zwischen den Menschen und den Til-Nara zu Kampfhandlungen kam. Dabei wurde der militärischen und politischen Führung schmerzlich bewusst, dass die Til-Nara haushoch überlegen waren, was einen Sieg auf dem Schlachtfeld nahezu ausschloss. Das Terranische Konglomerats war aber eher bereit, die Hegemonie und ihre komplette Bevölkerung draufgehen zu lassen, als zuzusehen, wie das insektoide Reich und seine umfangreichen Ressourcen in Feindeshand fallen. Daher entwickelte man das Virus, um die Til-Nara notfalls auf die harte Tour auszuschalten. Die Pläne des Virus wurden jedoch von einem Sympathisanten der Kinder der Zukunft gestohlen und ihren ruulanischen Herren übergeben. Die MAD-Archive, in denen sich die Daten befanden, wurden zerstört. Der MAD hat all das geheim gehalten, weil dieser Vorfall für sie eine Peinlichkeit darstellt. Ruulanische Wissenschaftler haben das Virus in den letzten Jahren zusammengemischt, weiterentwickelt, getestet und hergestellt. Der Stammesrat der Ruul kam allerdings zum Schluss, diese Waffe nicht einzusetzen, da sie als nicht ehrenhaft angesehen wurde. Für den ruulanischen Patriarchen, mit dem ich mich eingelassen hatte, galten derlei moralische Erwägungen nicht. Er agiert ohne Rückendeckung und sogar ohne Kenntnis der ruulanischen Stämme. Zu den Formeln, die gestohlen wurden, gehört auch ein Gegenmittel. Die Ruul haben kleine Dosen davon hergestellt. Aber wenn ihr euch die Formel unter den Nagel reißt, dann seid ihr in der Lage, in relativ kurzer Zeit mit wenig Aufwand sehr viel von dem Zeug zu produzieren. Damit wärt ihr in der Lage, das Blatt zu wenden. Und so wie ich die derzeitige Situation einschätze, braucht ihr dringend einen Wendepunkt. Der Datenstick enthält die Antriebssignatur und den ungefähren Standort eines ruulanischen Schiffes. Auf ihm befindet sich alles, was ihr braucht, um das Gegenmittel herzustellen.« Ein schmales Lächeln zog Isaacs Mundwinkel nach oben. »Ich hätte dir noch so viel zu sagen, Frank. Und ich wünschte, es gäbe die Möglichkeit, ausführlich mit dir zu sprechen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich dir nur sagen: Es tut mir leid – und viel Glück!«

    An diesem Punkt endete die Aufzeichnung. Osborne zog den Datenstick aus der Verankerung. Haag und Botanelli fuhren gleichzeitig zu Bates herum. »Wussten Sie davon?«, giftete der Marine-Colonel den MAD-Captain an.

    Dieser hob abwehrend beide Hände. »Ich schwöre, ich hatte keine Ahnung.«

    Bevor sich die Angelegenheit hochschaukeln konnte, ging Osborne dazwischen. »Das spielt überhaupt keine Rolle mehr. Alles, was jetzt zählt, ist, in den Besitz der Formel für das Heilmittel zu gelangen.« Er deutete auf das andere Tischende, wo sich der unbekannte Offizier mit der Brille in einer geschmeidigen Bewegung erhob.

    »Das ist Major Joshua Keller, der Teamführer von ROCKETS-Team Orca. Er wird für uns dieses Schiff ausfindig machen, entern und die Formel in seinen Besitz bringen. Und das wird das Kriegsglück zu unseren Gunsten entscheiden … hoffentlich.«

    2

    Die Besprechung endete relativ abrupt. Als die Offiziere den Raum verließen, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Sie alle hatten Aufgaben zu bewältigen und waren geistig bereits mit deren Umsetzung beschäftigt.

    Captain Harriman Bates war der Einzige, der regelrecht aus dem Raum stürmte. Außen traf er auf seinen Untergebenen, Lieutenant Walter Bishop, sowie den Til-Nara-Verbindungsoffizier Kinray Kir.

    Seiner Miene musste man die Gemütsverfassung, in der er sich befand, angesehen haben. Bishop blickte ihm lediglich einmal ins Gesicht und erklärte: »Sie sehen aus, als hätte man Ihren Hund erschossen. Zweimal.«

    Harriman winkte ab. »Kaum zu glauben, was man uns jetzt zumutet.«

    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«

    »Man schickt uns auf eine diplomatische Mission. Wir sollen Hilfe holen. Bei den Nerai.«

    Bishops Augenbrauen wanderten bis zum Haaransatz hoch. »Heilige Scheiße! Kann das denn funktionieren?«

    Harriman zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber das Beste kommt erst noch.«

    »Da ist noch mehr?«, meinte Bishop verwundert.

    »Raten Sie mal, wer unsere Eskorte stellt.«

    »Lassen Sie mich nicht dumm sterben«, entgegnete der Lieutenant. »Wer?«

    Harriman wollte antworten. Eine unpassend fröhliche Stimme mischte sich ein. »Na, wenn das Dream-Team da nicht mal wieder vereint ist.«

    Harrimans Körper versteifte. Er drehte sich ungelenkig um, als wäre er von einer Sekunde zur nächsten zur Statue erstarrt. Die Blicke Bishops und Kinray Kirs zuckten an seiner Person vorüber. Der Lieutenant verstand im selben Moment. Sein Zeigefinger deutete anklagend auf die Frau, die im Korridor stand, die Hände kampflustig in die Hüften gestemmt.

    »Die da? Im Ernst?«

    »Ja«, antwortete Harriman emotionslos. »Die da.«

    Lory Roberts trat näher. Sie musterte den MAD-Agenten von oben bis unten. »Du siehst gut aus.«

    »Fick dich!«, entgegnete er. Der MAD-Offizier konnte Abscheu und Zorn kaum zurückhalten.

    »Charmant«, gab sie nonchalant zurück. »Wenn wir wieder zusammenarbeiten wollen, dann solltest du ein bisschen an deiner Impulskontrolle arbeiten.«

    Bei diesen Worten wäre Harriman beinahe auf sie losgegangen. Bishops Hand am Bizeps des Captains hielt ihn zurück.

    »Von wollen kann keine Rede sein.«

    Das spöttische Lächeln Lorys schwand ein wenig und wurde durch etwas anderes ersetzt. Er glaubte nicht, es könne sich um Scham handeln. Sie bereute nicht, ihren Eid gebrochen und ihre Nation verraten zu haben. Unter Umständen war es der Anflug eines schlechten Gewissens. Aber nicht dem Konglomerat gegenüber, sondern ihm persönlich. Der Gedanke tröstete ihn sogar ein wenig. Es sollte nicht so sein, er war jedoch machtlos dagegen.

    »Hör mal«, sprach sie in versöhnlicherem Tonfall weiter. »Ich entschuldige mich nicht für das, was ich tat. Ich folgte meinem Herzen.«

    »Und wo hat dich das hingeführt? Isaac tot, Likal gefallen, du und die Überbleibsel seiner Getreuen auf der Flucht und heimatlos.«

    Dunkle Wolken zogen sich über ihrem Antlitz zusammen. »Du hast recht. Ich habe alles verloren. Aber wenn ich von Anfang an gewusst hätte, welcher Schmerz mich erwartet, ich hätte nicht anders gehandelt.« Sie begutachtete seine schwarze Uniform, als würde dieser eine ansteckende Krankheit anhaften. »Eine kurze Zeit lang machte ich meine eigenen Regeln. Mit Menschen, die meine Vision teilten.« Lorys Kinn hob sich vor Stolz. »Für einen kurzen Moment war ich wirklich frei. Jemand wie du kann das weder verstehen noch nachvollziehen. Gefangen in deiner eigenen kleinen Existenz. Diese Uniform bestimmt alles, was du bist.«

    »Alles, was ich bin? Nein. Aber sie steht für etwas. Ich folge immer noch dem Eid, den ich geleistet habe. Dem Kodex, für den ich mich freien Willens entschieden habe. So wie du einst.«

    Sie nickte. »Ja, so wie ich einst. Mein Weg führte mich allerdings in eine andere Richtung. Und das musst du endlich einsehen. Uniformen zu tragen, ist nicht für jeden etwas. Und diese hier«, sie deutete auf sein MAD-Outfit, »wurde mir mit der Zeit zu eng.« Sie straffte ihre schlanke Gestalt. »Wie dem auch sei, ich hoffe, wir können uns wenigstens auf einen Waffenstillstand einigen. Die nächsten Wochen werden wir wohl gemeinsam verbringen.«

    Harriman rümpfte die Nase. »Kann ich dir denn vertrauen? Du hast das Konglomerat schon einmal verraten.«

    »Meinst du jetzt tatsächlich das Konglomerat – oder vielmehr dich?«

    Harriman setzte zu einer wütenden Erwiderung an. Lory hob Einhalt gebietend die Hand, bevor es so weit kommen konnte. »Die Ruul haben mir alles genommen, Harriman. Du musst mir gar nicht vertrauen. Setz deine Hoffnung auf meinen Wunsch nach Vergeltung. Das genügt völlig.«

    Lory drängelte sich an den MAD-Offizieren vorbei. Deren verdutzte Blicke folgten ihr, bis sie verschwunden war.

    »Was für ein Miststück!«, kommentierte Bishop.

    »In der Tat«, gab Harriman ihm recht. »Aber lassen Sie sich von Ihrer persönlichen Meinung nicht blenden. Sie gehörte einst zu den Besten des MAD. Ihr messerscharfer Verstand wird uns auf dieser Mission noch nützlich sein.« Er neigte leicht den Kopf zur Seite. »Und außerdem hat sie recht. Wir haben ohnehin keine Wahl. Befehl ist Befehl.« Sein Blick glitt zu Kinray Kir. »Was ist mit Ihnen? Wollen Sie uns begleiten? Ich könnte einen Vertreter der Til-Nara-Hegemonie auf dieser Reise gut gebrauchen.«

    Der Insektoide musterte Harriman einen Moment lang aus diesen ausdruckslosen Facettenaugen, bevor er steif den Kopf nach vorne neigte, in der Karikatur eines menschlichen Nickens.

    »Ich habe mich nicht getraut zu fragen. Ja, ich würde gerne mitgehen. Es wäre eine Beleidigung für mein Volk, wenn kein Til-Nara dabei wäre.« Kinray Kir zögerte. »Darüber hinaus weiß ich gar nicht, wo ich sonst hinsollte.« Der Übersetzer schaffte es, mit diesen wenigen Worten eine gewisse Traurigkeit zu vermitteln. Weder Bishop noch Harriman wussten darauf etwas zu sagen.

    Major Joshua Keller war wohl der Einzige, der die Besprechung gut gelaunt verließ. Der ROCKETS-Offizier schlenderte den Korridor entlang und passierte zwei MAD-Agenten, die sich angeregt mit dem Til-Nara-Verbindungsoffizier unterhielten.

    Er nahm die Brille ab und verstaute die für ihn nutzlose Sehhilfe in der Brusttasche seiner Uniform. Er brauchte das Utensil lediglich, damit andere ihn unterschätzten. Daher war sie ihm zuweilen nützlich. Joshua hing den eigenen Gedanken hinterher, während er durch die Korridore des Schlachtträgers spazierte. Er hatte schon viel Zeit an Bord solcher Kriegsschiffe verbracht. Dieser hier kam ihm aber irgendwie größer vor. Nach einigem Grübeln bemerkte er verschiedene Modifikationen, die man an dem Schiff vorgenommen hatte. Es verfügte über größere Torpedomagazine als üblich. Auch die Mannschaftsquartiere waren vergrößert worden, dadurch konnte die Midway mehr Marines aufnehmen. Der Bereich, der für Sondereinsatzkräfte vorgesehen war, war gleichfalls einer Verbesserung unterzogen worden.

    Die Midway konnte vier ROCKETS-Teams beherbergen. Joshua seufzte. Derzeit hielt sich jedoch nur ein unterbesetztes Team an Bord auf. Dies war den enormen Kriegsverlusten geschuldet. Die ROCKETS gehörten zu den Besten der Besten. Aber auch sie waren lediglich Menschen. Menschen bluteten. Und Menschen starben, gleichgültig wie gut sie auch sein mochten.

    Joshua betrat den Bereich, der für die Sondereinsatzkommandos vorgesehen war. Seine Füße trugen ihn ohne Umschweife in den Abschnitt, in dem er von drei Offizieren bereits sehnsüchtig erwartet wurde.

    Die zwei Männer und eine Frau erhoben sich beim Eintreffen des Majors respektvoll. Joshua blieb im Türrahmen stehen und unterzog seine drei Untergebenen einer eingehenden Begutachtung. Zufriedenheit umgab ihn wie eine Wolke. Kein Kommandant konnte stolzer sein. Wehmut trübte das Gefühl unwillkürlich.

    ROCKETS-Teams bestanden für gewöhnlich aus

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