Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Maistrich: Österreich-Krimi: Der 4. Fall für Mörderisch und Fesch
Maistrich: Österreich-Krimi: Der 4. Fall für Mörderisch und Fesch
Maistrich: Österreich-Krimi: Der 4. Fall für Mörderisch und Fesch
eBook212 Seiten2 Stunden

Maistrich: Österreich-Krimi: Der 4. Fall für Mörderisch und Fesch

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Also eigentlich freut sich der Sankt Lindenbaumer Polizeibeamte Friedrich Fesch schon seit Wochen auf ein beschauliches Maifest mit seiner Sissi. Doch dann ist da dieser vermaledeite Maistrich vor der Feschen Haustür, der zu etwas äußerst Unschönem führt. Mit einem Mal überrollt seine behutsam verdrängte Vergangenheit den Polizisten, und keiner weiß mehr mit Sicherheit, wer hier gut und wer böse ist, nicht einmal seine Kollegin, die Michi Mörderisch.

(Das Ziehen von Maistrichen hat in Österreich lange Tradition, die Häuser zweier Liebender (oder solcher, denen man es nahelegt) werden dabei durch einen weißen Strich auf der Straße miteinander verbunden.)

SpracheDeutsch
HerausgeberFederfrei Verlag
Erscheinungsdatum24. März 2023
ISBN9783990742433
Maistrich: Österreich-Krimi: Der 4. Fall für Mörderisch und Fesch
Autor

Lisa Gallauner

Lisa Gallauner wurde 1978 in St. Pölten geboren. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn. Ende der 90er Jahre ließ sie sich an der PÄDAK Krems zur Diplompädagogin für Englisch, Musik und evangelische Religion ausbilden. Später sollte auch noch die Diplomausbildung für Informatik folgen. 2008 erschien ihr erstes Kinderbuch, seit damals schreibt sie, neben ihrer Arbeit als Lehrerin an einer Neuen Mittelschule, unaufhörlich. Teufelsziel ist der siebte Band der Krimireihe mit Chefinspektor Meierhofer.

Mehr von Lisa Gallauner lesen

Ähnlich wie Maistrich

Titel in dieser Serie (4)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Polizeiverfahren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Maistrich

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Maistrich - Lisa Gallauner

    Kapitel 1

    Also eines muss an dieser Stelle gesagt werden. Dass der Friedrich auf seine alten Tage noch einmal einen Maistrich bekommt, damit hat er jetzt wirklich nicht gerechnet. Für alle, die nun ein bisserl unsicher sind, was dem Sankt Lindenbaumer Polizeibeamten da zum Geschenk gemacht worden ist, sei gesagt: Ein Maistrich ist an sich nichts Unanständiges. Man kann also auch darauf gehen, ohne präventiv ein paar Vater Unser oder Gegrüßet seist du Maria beten zu müssen. Vorausgesetzt, man hat kein Problem mit Schlangenlinien. Weil so, wie der Maistrich, den man dem Friedrich da hingemalt hat, ausschaut, braucht es schon einen beachtlichen Alkoholspiegel, um die weiße Linie als Strich, oder wie der Matiklehrer vom Herrn Fesch immer gemeint hat, als Gerade, weil Strich gibt’s kan’, zu erkennen.

    Eigentlich handelt es sich bei einem Maistrich um ein Kulturgut, vielleicht nicht unbedingt ein immaterielles Weltkulturerbe, aber doch eine schöne Tradition, die man in Dörfern wie Sankt Lindenbaum gerne am Leben erhält. Entstanden ist der Mai­strich schon lange vor den Asozialen, pardon, Sozialen Medien, um Gott und der Welt zu zeigen, wer gerade auf wen einen Stand hat, also wer im Ort aktuell in wen verliebt ist. Weil nämlich die beiden Häuser, die durch den Maistrich miteinander verbunden werden, diejenigen beherbergen, die derartige Empfindungen füreinander hegen. Manchmal, wenn die Sympathie füreinander sehr geheim, oder nur einseitig, oder schon wieder Geschichte ist, ist so ein Maistrich also auch eine bittere Überraschung. Vor allem, weil er äußerst schlecht zu kaschieren ist. Der Friedrich schaut die verwordagelte Linie noch einmal kopfschüttelnd an, seufzt und hofft dabei, dass es sich um ein Kalk- und Wassergemisch und nicht um Dispersionsfarbe handelt, die da den Weg zu seiner Haustür verschandelt.

    Der Gedanke, wohin der Strich führt, beschäftigt ihn kaum. Immerhin hat er nur eine Herzensdame, die Sissi Mörderisch, und die wohnt so weit weg, dass es praktisch unmöglich ist, sie maistrichtechnisch mit ihm zu verbinden. Wahrscheinlich hat irgendein Scherzküberl – der Sankt Lindenbaumer Polizeibeamte tippt, dilettantisch, wie die Linie ausschaut, auf ein paar unerfahrene Jugendliche – den Maistrich bis zur Tupfinger Martha gezogen, um sie zu ärgern. Weil, dass die Tupfingerin gerne mit den jungen Leuten im Ort auf Konfrontationskurs geht, das ist eines der vielen offenen Sankt Lindenbaumer Geheimnisse. Nichts kann ihr die heutige Jugend rechtmachen, was wenig verwunderlich ist, weil es eine Kunst für sich ist, bei der Martha auf Wohlwollen zu stoßen. Eine Kunst, die der Friedrich als einer der wenigen Sankt Lindenbaumer aus dem Effeff beherrscht.

    Das fröhliche Gezwitscher seiner beiden Wellensittiche, dem Josef und dem Wolfgang, benannt nach den beiden Wiener Klassikern Haydn und Mozart, reißt den Herrn Fesch aus seinen abschweifenden Gedanken. Er beschließt, sich von der guten Laune seiner gefiederten Mitbewohner anstecken zu lassen, ignoriert den weißen Strich vor seinem Haus und wendet sich den schönen Seiten dieses Frühlingsmorgens zu. Dem strahlend blauen Himmel, der schon beinahe kitschig wirkt, den wärmenden Sonnenstrahlen, die nun von Tag zu Tag an Kraft gewinnen, den Grüntönen in seinem Garten, die alle Schattierungen der Farbe des von ihm präferierten Fußballklubs abdecken. Eine fast kindliche Vorfreude überkommt den Polizeibeamten, als er sich diesen Schönheiten der Natur widmet. Heute ist einer seiner absoluten Lieblingstage im Jahr. Der 1. Mai ist für den Friedrich seit jeher ein Ereignis, das seinesgleichen sucht. Ein Feiertag, wie er im Buche steht. Das traditionelle Dorffest mit Blaskapelle, Bratwürsteln und dem spektakulären Maibaumkraxeln, das hat es dem Polizeibeamten bereits seit seinen Jugendtagen angetan. Und heuer wird es ein ganz besonderes Erlebnis für den Friedrich werden, da ist er sich sicher. In diesem Jahr ist nämlich zum ersten Mal die Sissi dabei.

    Die Sissi Mörderisch, schon allein, wenn er an ihren Namen denkt, wird dem Herrn Fesch ein wenig schwummrig. Seit zirka drei Monaten sind er und die ältere Mörderisch-Halbschwester nun ein Paar, und auch wenn er sich ein bisserl blöd dabei vorkommt, muss der Friedrich sich eingestehen, dass er in die rothaarige Schönheit verschossen ist wie ein junger Bursch in seine erste Liebe. Und heute, heute wird er die Sissi endlich in das Sankt Lindenbaumer Dorfleben einführen. Heute wird er dem gesamten Ort offiziell präsentieren, wer die attraktive Dame aus der Stadt ist, über die hinter seinem Rücken natürlich bereits seit Wochen getratscht wird. Die optisch beeindruckende Unbekannte, die immer wieder vor dem Haus des Polizeibeamten parkt und dasselbe dann ein gesamtes Wochenende lang nicht verlässt. Natürlich weiß der Friedrich, dass die Tupfingerin längst allen von der Sissi erzählt hat. Was die Sache nicht gerade einfacher macht. Zum Glück ist die Sissi eine g’standene Frau, die sich nicht darum kümmert, was andere von ihr halten. Außerdem wickelt sie mit ihrem charismatischen Auftreten ohnehin jeden und jede in Sekundenschnelle um den kleinen Finger. Es wird also alles bestens laufen, heute, beim Maifest am Sankt Lindenbaumer Hauptplatz. So Gott will.

    Gedanklich zurück im Hier und Jetzt überlegt der Herr Fesch, ob er sich eine Zeitung holen soll, entscheidet sich dann aber aus Gründen der Bequemlichkeit dagegen. Er will sich gerade umdrehen und ins Haus gehen, um sich ein kleines Frühstück zu machen, als ihm doch noch einmal der unliebsame Maistrich ins Auge sticht.

    Ob die Sissi eifersüchtig wird, wenn sie dieses verunglückte Kunstwerk sieht? Nicht, dass ihn das bisserl Kalk- beziehungsweise Dispersionsfarbe in unerwartete Schwierigkeiten bringt. Den Gedanken rasch wieder verdrängend verschwindet der Polizeibeamte ins Innere seines kleinen Häuschens, nichtsahnend, dass unerwartete Schwierigkeiten gar kein Ausdruck für das ist, was man ihm mit diesem Maistrich eingebrockt hat.

    Weil, so viel sei an dieser Stelle verraten, der Maistrich führt nicht zur Tupfinger Martha, sondern zu einer Person, die weit weniger Leben ins sich trägt als die polternde Sankt Lindenbaumer Dorfgatschn. Weit, weit weniger Leben.

    *

    Anno dazumal

    Nervös tritt der Friedrich von einem Fuß auf den anderen.

    Das Maibaumkraxeln, er wird zum ersten Mal aktiv daran teilnehmen. Ob er es bis zur Glocke schaffen wird? Ob er dabei auch eine gute Figur abgeben wird? Das ist ihm besonders wichtig. Vor allem, seit ihm bewusst ist, dass sie da ist. Dort drüben steht sie. Gleich neben ihrer besten Freundin, der Martha. Kurz bleibt Friedrichs Blick an deren beachtlicher Oberweite hängen, die aus der viel zu engen Dirndlbluse quillt, aber wirklich nur für einen flüchtigen Moment. Dann wandert er weiter zu Marthas neuer bester Freundin, die zwar keine wogende Oberweite ihr Eigen nennt, die ihm aber trotzdem Nacht für Nacht den Schlaf raubt. Allerdings bis jetzt leider ausschließlich in seinen Träumen.

    »Adele«, flüstert der Sechzehnjährige unbewusst, zuckt dann zusammen und sieht sich rasch um, um sicherzugehen, dass ihn keiner gehört hat. Dass er einen Stand auf den Sankt Lindenbaumer Neuzugang hat, das muss ja nicht gleich jeder wissen. Erneut wandert der Blick des Jugendlichen zu seiner Angebeteten, der man an diesem 1. Mai gar nicht ansieht, dass sie eigentlich aus der Stadt kommt. Im traditionellen Sankt Lindenbaumer Dirndl wirkt sie wie eine Hiesige. Der kirschrote Stoff bringt ihre dunklen langen Locken zur Geltung, und der Friedrich ist sich sicher, dass er auch ihre wunderschönen Rehaugen betont. Die Augen, die ihn ein wenig an die geschmolzene Schokolade erinnern, mit der seine Mama beim Backen immer ihre Sachertorten übergießt. Die Augen, die sich unter dichten langen Wimpern verstecken. Die Augen, die er unter hunderten wiedererkennen würde. Immerhin starrt er zuhause beinahe permanent auf dieses eine Foto, das er aus einer Lokalzeitung ausgeschnitten hat. Das Foto, auf dem seine Angebetete zu sehen ist. Als Weinprinzessin bei der Kellergassenfest-Eröffnung vom letzten Sommer. Dass sie es als Zuagraste so schnell zur Weinprinzessin gebracht hat, schon allein dafür muss man ihr Respekt zollen, findet der Friedrich. Aber nicht nur ausnehmend schön und zielstrebig ist sie, die Adele, nein, auch noch unglaublich klug. Das weiß er von den Jugendtreffen im Gemeindesaal, während denen er sich immer wieder vorsichtig in ihre Nähe stiehlt, um das eine oder andere Gespräch mitzubekommen. Was auch erstaunlich gut klappt, außer irgendjemand dreht wieder einmal viel zu laut Boney M auf. Was aber im Grunde auch nicht so schlecht ist, weil Friedrichs Auserwählte dann zu tanzen beginnt, und tanzen kann sie, die Adele.

    Ein Seufzer entfährt dem Sechzehnjährigen, der erneut hochschreckt und inständig hofft, dass auch sicher keiner der auf dem Dorfplatz Anwesenden seine Gedanken lesen kann.

    Sosehr er sich danach sehnt, angesprochen hat der Friedrich die Adele noch nie. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist er ein schüchterner, zurückhaltender Kerl, und zum anderen fehlt es ihm am nötigen Selbstbewusstsein, was den Umgang mit der Damenwelt auch nicht einfacher macht. Nennen wir die Sache beim Namen, auch wenn er mit Nachnamen Fesch heißt, ist der Friedrich nicht unbedingt ein Adonis, und das weiß er auch. Mit weit über eins achtzig ist er zwar deutlich größer als die meisten anderen Burschen in seinem Alter, etwas, das den Mädchen zu gefallen scheint, leider ist er aber auch furchtbar dünn. Und ob die Mädels das so berauschend finden, wagt er zu bezweifeln. Schließlich bekommt er Tag für Tag mit, wie sie den Toni und den Theo anhimmeln, sobald die ihre Hemdsärmel aufstricken und ihre kräftigen Unterarme zur Schau stellen. Auch seine abstehenden Ohren und die beim Völkerball mehrfach gebrochene Nase tragen nur wenig dazu bei, Friedrichs ohnehin schon angeknackstes Selbstvertrauen zu stärken.

    Drei Geheimwaffen hat der Friedrich aber, wenn es um den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht geht: seine großen grünen Augen, seine dichten dunkel­blonden Locken und seinen Humor. Blöd nur, dass er nichts davon bis jetzt an der Adele ausprobiert hat. Weil er einfach viel zu sehr in sie verschossen ist, um auch nur »Hallo!« zu ihr zu sagen. Dass seine Augen und seine Haare bei den Mädchen gut ankommen, das weiß der Friedrich nur von der Martha, die ihm schon mehrfach signalisiert hat, dass sie nichts gegen ein Rendezvous mit ihm einzuwenden hätte. Aber die Martha, die ist so gar nicht sein Fall, von ihrer beeindruckenden Oberweite abgesehen. Nur reicht so ein imposanter Vorbau halt nicht als Grundlage für eine zufriedenstellende Beziehung. Wenn er einmal eine Freundin hat, dann will er mit ihr nämlich auch tiefgründige Gespräche führen können. Über klassische Musik zum Beispiel. Nicht umsonst hat er zwei Kanarienvögel, die Ludwig und Johann Sebastian heißen, benannt nach den beiden großen deutschen Komponisten Beethoven und Bach. Über seine Liebe zur klassischen Musik und seine Begeisterung fürs Angeln braucht er mit der Martha aber auf keinen Fall reden, das weiß der Friedrich aus Erfahrung. Alles, was sie interessiert, sind Klatsch und Tratsch – wer, wann, warum, mit wem –, sowas ist dem Friedrich einfach zu dumm. Aus ihm und der Martha wird deshalb wohl nie ein Traumpaar werden.

    Zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag zieht der Friedrich seine Stutzen nach oben, die ihm leider, wie auch die Lederhose, ein bisserl zu groß sind. Dabei wirft er erneut einen schüchternen Blick in Adeles Richtung. Sein Herz macht einen Satz, als seine grünen Augen dabei an ihren dunkelbraunen hängenbleiben. Sie sieht ihn an. Ganz direkt. Bewusst, nicht aus Versehen. Dann deutet sie nach oben, auf die Glocke, die am Maibaum hängt. Und mit einem Mal wird dem Friedrich bewusst, dass er diese Glocke auf alle Fälle läuten wird. Für Adele, jenes Mädchen, dessen Herz er erobern wird. Komme, was wolle.

    Kapitel 2

    Der Friedrich beißt gerade genüsslich von seinem Buttersemmerl mit selbstgemachter Erdbeermarmelade ab, als es an der Haustür pumpert. Mit einer Vehemenz, die ihm, schon bevor er den schrillen Sopran hört, verrät, um wen es sich handelt. Sogar dem Josef und dem Wolfgang verschlägt es die Sprache, weil das Gepumpere einfach kein Ende nimmt. Für einen Moment überlegt der Polizeibeamte, sich totzustellen. Heute ist ein Feiertag, heute kann er machen, was er will. Er muss nicht an die Tür gehen, nur weil die …

    »Friedrich! Stell dich nicht tot, ich weiß ganz genau, dass du da bist!«

    … Martha etwas von ihm will.

    Seufzend legt der Herr Fesch sein angebissenes Semmerl zurück auf den Teller. Da muss er jetzt durch.

    »Ja, ja, ich komm ja schon, Martha!«, ruft der Polizeibeamte, wobei er hofft, dass man ihm seinen Grant wenigstens anhört. Ihn beim Frühstücken zu stören ist ein Sakrileg.

    Tief Luft holend wappnet sich der Friedrich für das, was ihn erwartet, und macht die Haustür auf.

    »Na endlich! Das hat jetzt aber ganz schön lange gedauert, Friedrich! Stell dir vor, mir wär was passiert und das wär ein echter Notfall! Sterben hätt ich können, so viel Zeit, wie du dir gelassen hast!«

    Der Herr Fesch zählt bis drei und schluckt jeden einzelnen der sarkastischen Kommentare, die ihm bei den Worten der Tupfingerin durch den Kopf schießen, hinunter. Heute ist ein Feiertag. Da ist man nett zu seinen Mitmenschen. Selbst wenn sie Martha Tupfinger heißen.

    »Willst du mich nicht reinbitten?«, fragt die Martha, als sie bereits an Friedrichs Küchentisch angekommen ist und sich mit einem »Du hast doch nichts dagegen?« die unangebissene Hälfte seines Marmeladensemmerls geschnappt hat.

    Auch das »Eigentlich nicht!« und das »Doch, hab ich!«, die dem Polizeibeamten auf der Zunge liegen, verkneift er sich. Gleichzeitig versucht er, überall hinzuschauen, nur nicht auf das Dekolleté der Martha, das wieder einmal dabei ist, sich selbstständig zu machen. Was ist das nur mit der Tupfingerin und den zu engen Dirndlblusen? Wobei, eines muss der Friedrich sogar der penetranten Dorfgatschn zugestehen, in einem echten Sankt Lindenbaumer Dirndl macht man beziehungsweise frau schon was her.

    »Grüß dich, Martha. Was führt dich zu mir?«, presst der Herr Fesch der Höflichkeit halber nun hervor, wobei er konzentriert auf den Vogelkäfig starrt, in dem der Josef und der Wolfgang immer noch gebannt die Luft anzuhalten scheinen.

    »Da fragst du noch!?«, legt die Martha los, wobei sie das eine oder andere Fuzerl Marmeladensemmerl im Raum verteilt. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass du deine neue Dulcinea zum Maifest eingeladen hast! Das kann nicht dein Ernst sein, Friedrich!«

    Im Gehirn des Polizeibeamten beginnt es zu rattern. Wem hat er davon erzählt, dass die Sissi am heurigen Maifest teilnehmen wird? Der Jessy beim Haareschneiden? Den Stammtisch-Leuten im Wirtshaus? Den anderen Mitgliedern des Sankt Lindenbaumer Männerchors? Nein, er ist sich sicher, dass er sich das verkniffen hat, eben weil er eine Situation wie diese hier vermeiden wollte. Auch sonst fällt ihm keiner ein, den er eingeweiht hätte. Außer die Mörderisch Michi natürlich, aber die hat nun wirklich keinen freiwilligen Kontakt zur Tupfingerin.

    Letztere scheint nun auch noch Gedanken lesen zu können: »Ja, ja, schau nicht so blöd, Friedrich! Damit hast du nicht gerechnet, gell? Dass ich eins und eins zusammenzählen kann, das überrascht dich, was? Ganz ehrlich, sehr schwer hast du es mir nicht gemacht. Lässt bei der Bertha ein Sankt Lindenbaumer Dirndl nähen. In Kleidergröße 40. Für die Kriminalbeamtin, für diese Michi, kann es also nicht sein. Weil die trägt ja maximal Größe 36. Aber deine neue Freundin, diese Lizzy, die hat schon ein paar Kurven an den richtigen Stellen, gell? Der passt Größe 40 sicher perfekt. Wobei, du weißt schon, dass man so ein Dirndl eigentlich auf den Leib geschneidert bekommt? So ganz ohne Anprobe,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1