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Ein Gespenst zum Verlieben
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eBook131 Seiten1 Stunde

Ein Gespenst zum Verlieben

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Über dieses E-Book

Theo macht eine harte Zeit durch. Nachdem er seinen Job verloren hat und von seiner Verlobten am Altar stehen gelassen wurde, kann es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen – doch dann verstirbt auch noch seine Großmutter.
Niedergeschlagen und verzweifelt zieht er kurz vor Weihnachten in das Haus, das sie ihm vererbt hat, und ertränkt seine Sorgen in Alkohol. Niemandem als sich selbst verpflichtet, treibt er es fast zu weit, bis er im wahrsten Sinne des Wortes Gespenster sieht. Beziehungsweise eines. Sogar ein recht hübsches Exemplar.
Theo versucht sich einzureden, diese Begegnung nur im Vollrausch halluziniert zu haben, und nimmt das Ereignis als Zeichen, sein Leben endlich wieder auf die Reihe zu bekommen. Doch die ungewöhnlichen Vorfälle im Haus lassen sich nicht so einfach ignorieren. Und auch nicht das warme Gefühl im Bauch, jedes Mal wenn er an den nächtlichen Besucher denkt ...
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum9. Dez. 2022
ISBN9783989116917
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    Buchvorschau

    Ein Gespenst zum Verlieben - Noa Liàn

    HANGOVER

    »Fuck!«, stieß Theo aus, als er kurz hinter der Türschwelle über einen Schirmständer fiel und recht ungalant zu Boden ging.

    Der Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, gestaltete sich leider als äußerst schwierig, da er seine Gliedmaßen nicht so richtig koordinieren konnte.

    Grummelnd und fluchend zog er sich schließlich an der Flurgarderobe nach oben und wankte zurück zur Eingangstür, um sie wieder zu schließen. Erst danach ging ihm auf, dass er seine Schuhe eigentlich auch vorher vom Schnee hätte befreien können. Stattdessen würde er nun den Teppich nassmachen. Aber wen interessierte das schon? War das nicht nun sein Haus? Nachdem das Testament eröffnet worden war und alle Streitereien um das Erbe beigelegt waren, hatte ihm die Haushälterin seiner Granny die Schlüssel zukommen lassen. Allerdings nicht, ohne noch einmal aufzuräumen und das Haus vorzuwärmen. Obwohl Theos Sinne durch die Flasche Rum arg getrübt waren, kam er nicht umhin, festzustellen, dass sich aktuell nicht einmal ein einzelnes Staubkorn traute, auf dem Garderobenschrank Platz zu nehmen. Der einzige Dreck, den er sehen konnte, war der, den er selbst mit ins Haus geschleppt hatte. Der Gedanke brachte ihn direkt dazu, sich umständlich die Schuhe von den Füßen zu streifen, damit es nicht noch schlimmer wurde.

    Theo hätte den Arbeitseifer der Haushälterin als herzliches Willkommensgeschenk verstehen können, aber er wusste es besser. Hässliche Anschuldigungen anderer Familienmitglieder, seine Granny hätte verwahrlost hausen müssen, hatte sie sicherlich dazu gebracht, keinen Zweifel an ihrer Tüchtigkeit im Haus zu hinterlassen. Er hätte ihr dafür sogar noch extra Trinkgeld gegeben, aber irgendwie hatte er, nach allem was geschehen war, doch Angst, sie würde es als Beleidigung auffassen.

    Unschlüssig verweilte er im Flur. Zum einen war er sich nicht sicher, ob seine Beine nicht vielleicht doch unter ihm nachgeben würden, zum anderen erfasste ihn wieder dieses starke Unwohlsein von vorher.

    Er hatte nicht herkommen wollen. Wollte nicht hier leben. Eigentlich wollte er nur seine Granny zurück. Dann hätte er sie besuchen und um Rat fragen können. Sie hätte ihn nicht wie eine Nacktschnecke angesehen und verscheucht, nein, sie hätte ihm zugehört und ihm eine ihrer weisen und meist unnützen Großelternweisheiten präsentiert, über die er dann gelacht und sich besser gefühlt hätte.

    Selbst die Menge Alkohol, die im Moment seine Sinne vernebelte, war nicht ausreichend, um den Schmerz zu betäuben, der sich seit ihrem Tod besonders hartnäckig durch seine Seele fraß. Gerade im schlimmsten Moment seines Lebens hatte sie ihn verlassen. Und als hätte er nicht genug damit zu tun gehabt, hatte es seine verrückte Tante auch noch gewagt, hier einzubrechen und Grannys Lieblingskette zu entwenden. Als er sie informiert hatte, dass es nur Modeschmuck war und er persönlich kommen und die Kette zurückholen würde, hatte sie einfach behauptet, sie aus dem fahrenden Auto geworfen zu haben. Erst hatte er es nicht glauben können, aber selbst seine Mutter hatte gesagt, dass es stimmte. In dem Moment, wo die Kette nur noch emotionalen Wert besessen hatte, war diesen beschissenen Leuten wichtiger gewesen, ihm einen letzten Hammer reinzuwürgen.

    Er atmete schwer und wusste, wenn er sich jetzt nicht bewegte, würde er hier so lange festgefroren stehen bleiben, bis er umkippte. Daher setzte er sich nun doch in Bewegung und stolperte und schlurfte auf das Wohnzimmer zu, das sich weiter hinten im Haus befand. Er ging am kleinen Gästebadezimmer und der Küche vorbei, vorbei auch an dem Haushaltsraum, der ihm damals als Kind immer wie eine Kammer voll unendlicher Möglichkeiten vorgekommen war. Jedenfalls hatte seine Granny daraus die erstaunlichsten Dinge hervorgezaubert.

    Als er endlich das Wohnzimmer betrat, glühten noch ein paar Scheite im Kamin, die den Raum in ein heimeliges Licht tauchten. Theo schluckte heftig. Seine Kehle wurde eng, als er zum Lieblingssessel seiner Großmutter sah. Fast erwartete er, sie würde erstaunt seinen Namen ausrufen, um dann eilig aufzustehen und ihn in ihre Arme zu schließen. Aber sie war nicht hier. Und sie würde es nie wieder sein.

    Der Drang, in den Flur und zu seinem Alkoholvorrat zu gehen, wurde immer stärker, aber seine Müdigkeit hielt ihn zurück. Langsam schlurfte er auf das Sofa zu und ließ sich darauf nieder, stützte seinen Kopf schwer in die Hände. Wenn er doch nur seine Gedanken ausknipsen könnte wie das Licht in dem billigen Motel, das er vorhin zum letzten Mal verlassen hatte. Sein Magen krampfte bei dem Gedanken daran, dass er noch ein paar Möbel aus dem Lagercontainer holen musste, den er extra gemietet hatte, nachdem er von Betty vor die Tür gesetzt worden war.

    Ihm wurde schlecht, als er sich zurückerinnerte, wie verloren er am Altar gestanden hatte, verwirrt und doch hoffnungsvoll. Bis alles zerbrochen war. Auch wenn ihm die Geschehnisse danach wie durch einen Nebel erschienen waren, würde er wohl nie vergessen, wie es sich angefühlt hatte, statt Verständnis auch noch Vorwürfe abzubekommen.

    Sein Ego und seine Unreife wären schuld an allem gewesen. Angeblich hätte er nicht genug Verständnis für Bettys Probleme gezeigt. Hätte sie mehr wertschätzen müssen.

    Es kam Theo nach wie vor unsinnig und unverständlich vor. Nie war es ihm vorgekommen, als würde etwas Großes zwischen ihnen stehen. Kleine Streitereien womöglich, die aber sicherlich die meisten Paare durchmachten. Und oft hatte er dabei nachgegeben, weil er es hasste, Streit mit anderen zu haben.

    In den letzten Wochen hatte er daher eigene Überlegungen angestellt, ohne sie jedoch mit irgendwem zu besprechen, denn er glaubte nicht, dass ihm irgendjemand zuhören wollte. Dennoch war es nun einmal eine Tatsache, dass er kurz vor der Hochzeit seinen gutbezahlten Job in der Maklerfirma verloren hatte. Es war nicht seine eigene Schuld gewesen. Die Familie, der die Firma gehörte und sie bis zu dem Zeitpunkt gemeinsam geführt hatte, hatte sich in einem riesigen Krach zerstritten und alles war den Bach runtergegangen. Da gerade auch schwierige Zeiten im Immobiliengeschäft herrschten, war es Theo nicht sofort gelungen, wieder eine Anstellung zu finden, aber mit der Erfahrung und dem Geschick, das er besaß, hatte er bereits in Erwägung gezogen, sich selbständig zu machen. Bis …

    Theo seufzte schwer. Wie schnell sich Familien zerstreiten konnten, wusste er am allerbesten selbst. Die einzigen aus seiner Familie, die zu ihm hielten, waren seine ältere Schwester und sein jüngster Halbbruder. Aber er war sich sicher, wenn Granny nicht am Tag danach eingeschlafen wäre, hätte sie ihm ebenfalls keine Vorwürfe gemacht. Oder ihm zumindest erklären können, warum alle wütend auf ihn waren.

    Inzwischen hätte er es sogar verstehen können. Theo hatte sich gehen lassen, hatte nicht gewusst, wie es weitergehen sollte. Immer noch mit der vagen Hoffnung, Betty würde es sich anders überlegen. Fünf Jahre warf man doch nicht einfach weg! Aber als sie dann seine Sachen vor die Tür gestellt hatte, da sie für einen Bekannten Platz im Schrank brauchte, war ihm doch klargeworden, dass er endgültig abserviert worden war.

    Das kleine Motelzimmer und ein ordentlicher Vorrat von seinem besten Alkohol waren seit dem Moment seine besten Freunde geworden. Eine kleine, ärgerliche Stimme in seinem Hinterkopf behauptete allerdings beständig, dass das keine Lösung sein konnte. Theo hatte auch nicht vor, sich jeden Abend zu betrinken, aber wie sollte er es nicht tun, wenn die Welt um ihn herum immer verrückter wurde?

    Er rieb sich seine brennenden Augen und ließ sich in die Kissen des Sofas fallen. Wahrscheinlich hätte er duschen gehen und sich umziehen sollen, aber die meisten Sachen lagen noch im Auto. Denn anstatt alles ins Haus zu tragen, hatte er sich dazu entschieden, sich Mut anzutrinken, bevor er aussteigen wollte. Darauf, jetzt wieder in die Kälte hinauszugehen, hatte er aber definitiv keine Lust.

    Druck baute sich an seinen Schläfen auf und er ahnte bereits, dass er am Morgen bereuen würde, sich derart betrunken zu haben. Das flaue Gefühl in seinem Magen ließ darüber hinaus die Angst in ihm aufsteigen, als erste Tagesaufgabe den Teppich schrubben zu müssen. Vorsichtig schüttelte er den Kopf, als könnte er das Drohende damit verhindern. Aber obwohl er lag, sorgte diese kleine Bewegung bereits dafür, dass sich die Welt um ihn herum zu drehen begann.

    Von irgendwo her drang der Signalton seines Smartphones an seine Ohren und er meinte, sich vage zu erinnern, Steven und Gabby versprochen zu haben, sich bei ihnen zu melden. Aber das konnte warten. Bei Steven könnte er sich morgen melden, wenn der in der High School war. Dann würden seine Mutter und sein Stiefvater wenigstens keine dummen Fragen stellen. Sie sahen es ohnehin nicht gerne, wenn er mit Theo sprach, hatten Angst, er würde einen schlechten Einfluss auf ihn ausüben.

    Theo schnaufte so heftig, dass er danach das Gefühl hatte, sein Gehirn wollte sich gleich mit aus der Nase rausquetschen. »Schlechter Einfluss«, murmelte er, immer noch ärgerlich über die Vorwürfe, die ihm ständig entgegengebracht wurden.

    Die kleine Stimme, die sich wie Vernunft anhörte, flüsterte ihm allerdings gerade zu, dass er heute wirklich nicht das beste Beispiel abgegeben hatte. Jetzt

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