Parker rettet die Senioren: Butler Parker 279 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Lady Agatha studierte die Werbesendung, die mit der Morgenpost ins Haus kam. »Das klingt nicht schlecht, Mister Parker«, teilte sie ihrem Butler mit und nahm einen Schluck Tee. »Ich denke, ich werde mich für eine Teilnahme entscheiden.« »Wie Mylady zu meinen geruhen«, lautete Parkers gemessene Antwort, der das fragliche Schreiben bereits kannte. Eine Touristik-Firma mit dem vielversprechenden Namen »Happy Tours« pries darin ihre Dienste an und warb für eine sogenannte Kaffeefahrt. »Fünf Pfund, Mister Parker! Das ist geschenkt«, begeisterte sich die ältere Dame, die für ihre ausgeprägte Sparsamkeit bekannt war. Agatha Simpson las weiter und zitierte lautstark: »Sie reisen in einem modernen Luxusbus mit Aircondition, bordeigenem WC und Ruhesitzen. Während der Fahrt reichen Ihnen unsere charmanten Hostessen kostenlos alkoholfreie Getränke, Tee oder Kaffee.« Mylady verhielt an dieser Stelle und nickte beifällig, »ich könnte an diesem Tag das Frühstück ausfallen lassen, Mister Parker. Ich nehme einfach ein paar Kekse mit und trinke dazu im Bus den Gratis-Kaffee.« »Dies dürfte sich mit Verlaub empfehlen, Mylady«, stimmte Josuah Parker höflich zu. »Auch für Sie wird das eine Abwechslung sein«, konnte sich die Hausherrin vorstellen. »Meine Wenigkeit spielt in der Tat schon immer mit dem Gedanken, an einer solchen Fahrt teilzunehmen«
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Butler Parker
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Parker rettet die Senioren - Günter Dönges
Butler Parker
– 279 –
Parker rettet die Senioren
Günter Dönges
Lady Agatha studierte die Werbesendung, die mit der Morgenpost ins Haus kam.
»Das klingt nicht schlecht, Mister Parker«, teilte sie ihrem Butler mit und nahm einen Schluck Tee. »Ich denke, ich werde mich für eine Teilnahme entscheiden.«
»Wie Mylady zu meinen geruhen«, lautete Parkers gemessene Antwort, der das fragliche Schreiben bereits kannte. Eine Touristik-Firma mit dem vielversprechenden Namen »Happy Tours« pries darin ihre Dienste an und warb für eine sogenannte Kaffeefahrt.
»Fünf Pfund, Mister Parker! Das ist geschenkt«, begeisterte sich die ältere Dame, die für ihre ausgeprägte Sparsamkeit bekannt war. Agatha Simpson las weiter und zitierte lautstark: »Sie reisen in einem modernen Luxusbus mit Aircondition, bordeigenem WC und Ruhesitzen. Während der Fahrt reichen Ihnen unsere charmanten Hostessen kostenlos alkoholfreie Getränke, Tee oder Kaffee.« Mylady verhielt an dieser Stelle und nickte beifällig, »ich könnte an diesem Tag das Frühstück ausfallen lassen, Mister Parker. Ich nehme einfach ein paar Kekse mit und trinke dazu im Bus den Gratis-Kaffee.«
»Dies dürfte sich mit Verlaub empfehlen, Mylady«, stimmte Josuah Parker höflich zu.
»Auch für Sie wird das eine Abwechslung sein«, konnte sich die Hausherrin vorstellen.
»Meine Wenigkeit spielt in der Tat schon immer mit dem Gedanken, an einer solchen Fahrt teilzunehmen«, gestand Parker.
»Sehen Sie!« Lady Agatha schien zufrieden und las weiter.
»In Brighton erwartet die Teilnehmer unseres Ausfluges ein schmackhaftes Mittagessen. Danach gehen wir an Bord unseres Ausflugsdampfers, mit dem wir etwa drei Stunden unterwegs sein werden. Ein interessantes Unterhaltungsprogramm erwartet Sie, außerdem haben Sie Gelegenheit, zollfrei einzukaufen. Auf der Rückfahrt nach London erhält jeder Gast ein Präsent in Form von einem halben Pfund Kaffee, einem kleinen Schinken sowie einem Pfund Butter.«
Lady Agatha legte das Blatt beiseite und sah den Butler nachdenklich an. »Was heißt das, ich kann dort zollfrei einkaufen, Mister Parker?« erkundigte sie sich.
»Das Schiff dürfte die britische Hoheitszone geringfügig verlassen, so daß man sich de facto in internationalen Gewässern befindet. Aus diesem Grund gelten die Steuerbestimmungen nicht mehr. Die Teilnehmer einer solchen Fahrt können an Bord dann zollfrei einkaufen, Mylady.«
»Das ist ja hochinteressant«, fand die Detektivin. »Und was wird da so angeboten, wissen Sie das auch?«
»Vornehmlich hochwertige Lebensmittel, Tabakwaren und Spirituosen sowie Parfümerie-Artikel, Mylady.«
»Nehmen Sie große Einkaufstaschen mit, Mister Parker. Ich werde auf diesem Schiff meinen Monatsvorrat an Lebensmitteln decken«, empfahl die ältere Dame sofort.
»Bedauerlicherweise gibt es eine gewisse Beschränkung, Mylady«, mußte Parker sie enttäuschen. »Bei Rückkehr im Hafen führt der Zoll gewisse Kontrollen durch. Waren, die über das erlaubte Limit mengenmäßig hinausgehen, müssen nachversteuert werden, Mylady.«
»Ich wußte doch, daß die Sache einen Haken hat« Agatha Simpson seufzte und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Papperlapapp, Mister Parker, es lohnt sich! Außerdem braucht man den Zöllnern ja nicht alles zu zeigen, was man eingekauft hat. Ist es nicht so?«
»Mylady denken an den Tatbestand des Schmuggels?« vergewisserte sich der Butler.
»Das klingt ein wenig hart, Mister Parker. Sie wissen, daß ich nicht gegen unsere Gesetze verstoße, aber es kann natürlich Vorkommen, daß man etwas anzugeben vergißt.«
»Ein Umstand, der den Mitarbeitern der Zollbehörden nur zu bekannt sein dürfte, Mylady. Entsprechend rüstet man sich für die diversen Kontrollen.«
»Das ist ein interessantes Thema«, fand die ältere Dame und erhob sich. »Ich ziehe mich zurück und denke darüber nach, Mister Parker. Sie können inzwischen bei der Busfirma zwei Plätze buchen. Und vergessen Sie nicht zu fragen, ob man in diesem Fall keinen Rabatt bekommt. Zehn Pfund sind schließlich keine Kleinigkeit.«
*
»Ich will nicht monieren, Mister Parker, aber das Essen war doch etwas bescheiden«, bemerkte die ältere Dame auf dem Weg zum Bus.
»Es fiel in der Tat nicht allzu reichlich aus, Mylady«, bestätigte Josuah Parker, der allerdings auch nichts anderes erwartet hatte.
Der Bus war gegen zwölf Uhr in Brighton eingetroffen und hatte seine Gäste vor einem Restaurant abgesetzt, das sich »Goldener Anker« nannte. Die Hostessen, die nicht ganz so charmant waren, wie der Werbebrief versprach, hatten die durchweg älteren Ausflügler in das Lokal und an einen langen Tisch begleitet, der für »Happy Tours« reserviert war.
Es gab eine dünne Suppe, zum Hauptgang eine Scholle mit Beilagen und als Dessert Mandelpudding.
Kaum hatte der letzte Gast sein Besteck zur Seite gelegt, als die Reisebegleiterinnen schon zum Aufbruch drängten. Während man den Bus bestieg, drängten bereits neue Reisegruppen heran, um sich »abfüttern« zu lassen.
»Das waren ja die reinsten Kinderteller«, erinnerte sich die Detektivin. »Und über den Geschmack will ich mich gar nicht erst auslassen.«
»Möglicherweise wird der Ausflug auf die hohe See dafür um so schöner«, gab Parker seiner Hoffnung Ausdruck.
»Das möchte ich diesen Leuten aber auch geraten haben«, grollte Mylady. »Ich überlege bereits, ob ich mich nach der Rückkehr nicht beschwere und den Reisepreis zurückfordere,«
Agatha Simpson hatte nicht gerade leise gesprochen. Ihre baritonal gefärbte Stimme drang durch den ganzen Bus und informierte die übrigen Insassen.
Einige Fahrgäste drehten sich um und musterten Mylady verstohlen. Andere schüttelten die Köpfe und amüsierten sich.
Eine Reisebegleiterin eilte herbei und blieb neben dem Sitz der älteren Dame stehen.
»Sie können doch nicht einfach die Leute rebellisch machen«, zischte sie. »Wenn das jeder tun würde!«
Lady Agatha hob den Kopf und musterte die erzürnte junge Dame kopfschüttelnd.
»Ihr Ton läßt den dringend erforderlichen Respekt vermissen.«
»Pah, Respekt!« Die junge Frau wollte sich nicht beruhigen. »Wenn Ihnen was nicht paßt, sagen Sie’s gefälligst uns. Dafür sind wir schließlich da.«
»Warum regen Sie sich auf?« Lady Agatha verstand immer noch nicht, warum die junge Frau so echauffierte. »Ich habe nur gesagt, daß das Essen nicht gerade einer solchen Fahrt angemessen war. Sind Sie etwa anderer Meinung?«
»Nun hören Sie mal gut zu!« Die Wasserstoffblonde beugte sich herüber und betrachtete die ältere Dame aus funkelnden Augen. »Für fünf Pfund fahren wir von London nach Brigthon und zurück. Sie bekommen ein Mittagessen, eine Ausflugsfahrt mit dem Dampfer und zum Schluß eine Geschenktüte mit Kaffee, Schinken und Butter. Meinen Sie nicht, daß das enorm billig ist?«
»Das stimmt, mein Kind«, gab die Detektivin ihr überraschend recht. »Ich frage mich allerdings schon die ganze Zeit, ob die Sache nicht einen Haken hat.«
»Hah!« Die Hosteß hatte genug von der Auseinandersetzung und lief durch den Gang zurück zu ihrem Sitz neben dem Fahrer.
»So ein impertinentes Frauenzimmer kann einem die gute Laune verderben. Hoffentlich ist das Programm besser, Mister Parker«, seufzte Agatha Simpson. »Ich möchte mich auf einem Ausflug schließlich unterhalten.«
»Was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Fall sein dürfte«, erwiderte Josuah Parker gemessen, der solche Begebenheiten richtig einzuordnen wußte.
*
Ein junger Mann in dunkelblauem Anzug tauchte hinter der Theke des Duty-Free-Shops auf und hielt ein Mikrofon in der Hand. Er wandte sich an die drängelnden Fahrgäste, die bedient werden wollten.
Lady Agatha hatte sich mit der ihr eigenen Energie Platz verschafft und musterte das reichhaltige Warenangebot in den Regalen und Vitrinen. Die ältere Dame registrierte mit Wohlwollen die günstigen Preise. Sie hob die Hand und winkte einer Verkäuferin. Die junge Frau bemerkte ihr Zeichen und bedauerte. »Tut mir leid, Mylady, wir schließen jetzt für eine Zeit. Auf der Rückfahrt können Sie wieder einkaufen.«
»Mein gutes Kind, bevor Sie schließen, werden Sie mich bedienen«, erwiderte Agatha Simpson